Yiflokenschuk. - I Ein - ,. KrimiualsRoman von Heinrich c,Lee, · 0000000000000000000L- "-0(«-P ; (8. FortsesungJ It hob das Kissen hoch, wo einge sickelt in Zeituntzipapier das Geld und schob ei, da es nun in der. an die Thiir klopfte, in die Tasche s- eine Tasche, die von innen zuiutnspfen war, so daß er es nicht verlieren konnte, dann ging er, das Saus oerlassend« nebenan in die »Kaf feeslsppe«, ein schlechtes Lokal, wo man fiir ein paar Pfennige eine Tasse «Eichorienbriihe« und eine trockene «Schrippe« bekam, und so gestärkt trat er wieder auf die Straße. Ei war no friider Vormittag, aber das herrliche Sonnta Zweiter lockte Die Leute schon zu Tau enden aus der Stadt. Durch die Straßen fuhren; rnit Musik buntaeschmiiclte oollbe- » ladene «Krernser«; Straßenbahnen i und Stadtbahn waren überfällt, unv» selbst in den Stadtgegenden, wo sonst . des Wochrntagei über nur der Lärm» der Arbeit herrschte, stand heute in; krischen Hemdjärmeln und Pantof-. eln der biedere Meister im offenen» Hausthor und freute sich, von einer lauten, schon in den Sonntaggtleidern prangenden Kinderschaar umspielt, « des schönen, Ruhe und-Erholung ver spreche-wen Tages. Nur er, wie ein Ausgestoßener unter den Tausenden, konnte sich des Tages nicht freuen.: Für ihn leuchtete diese warme Sonne nicht, fiir ihn hatte die Natur nicht ihre Pracht entfaltet, und wenn er jetzt durch die dicht belebte Allee schlenderte. die vor dein Thore beaann, so geschah es nicht, damit unter den Frohen auch E ihn, den Verstoßenen, etwas von Sonntagsherrlichteit absiel, fon dern weil er tein Heini hatte, worin er der Lust der Anderen, die ihn mit seinem Elend ja nur oerspotteten, hätte entgehen können Ismhnh III IZIOII Jst-n Its-Os- Ps va v -,- ·- v- --, wen Er drehte sich um es war ein alter Bekannter von ihm derselbe, der ihn damals im Asyl hilfreich unter seine Fittiche genommen hatte. Ru dolf erkannte ihn zuerst nicht wieder, er war aufs Eleaanteste gekleidet, trua eine schwere goldene Uhrteite und tauchte eine Cigarre die nach ihrem Aroma zu urtheilen, von seinster Sorte war. Jm Asdl wurde dieser Mensch damals «Streichhvlz- Gustav« genannt. Auch Rudolf kannte keinen anderen Namen von i m. Gutmüthig, ohne uuk die Bean runq, die mit ihm vor aegangen war, stolz zu sein« oder sich des f lechten Aeußeren des einstmali sen saheten zu schämen, redete Streichholz-Gusiao ihn an. Er hatte Glück gehabt, und zwar stammte sein Glück don der Rennbahn. Er hatte dort, in hoppegarten, kleine Bleiitifte verkauft und dabei die Bekanntschaft eines Stallbedienten, eines sogenann ten ,,"Kutschers gemacht. Dieser fei n neuer Freund war wieder gut mit ei nein Jocked bekannt, der jedesmal die besten .Tids« hatte. Darauf hatte Streichholz-Gustav, erst in ganz klei nen Beträgen, beim Bnchmacher, dann s- na dem er damit Gliick hatte — tu gr· en beim Totalisator mehr fach geseht und in der lesten Woche hatte er einen roßen »Schlager«, ge macht. Ein P e,rd an das sonst Nie mand gedacht, hatte ihm iider fünf hundert Mark gebracht. Schade bloß sdaß das Meiste von dem Gelde schon wieder weg war — denn natürlich hatte Streichholz- Gustav gleich davon, wie er si ausdrückte, »Feitlede ge macht«. chade besonders deshalb, weil auch heute wieder Rennen war (die Sonnta stennen waren damals von dee Be de noch nicht verboten) und weil er gerade dazu einen Tip wieder bekommen hatte, mit dem sich, wenn man-ein paar hundert Märk akt- suzu Wu- —- P uns-« »Hu- »w« set —- ein Vermögen verdienen ließ. Jammetichadel Und Rudolf hörte seinem Freunde Streichhth Gustav, der ihm während seiner «Rede eine seiner feinen »sich jarren« prätentirt hatte, zu Jn fei nen besseren Taqen war auch er ein häufiger Gast bei den Rennen gewesen und mit eigenen Augen hatte er ge sehen, wie die Leute dabei in wenigen Minuten sehr beträchtliche Summen aewannen Auch was ein guter Tip bedeutete — die Kenntniß von den Ge winnchancen eines bestimmten Pferdes — war ihm wohlbekannt, und daß Streichholz-Gustad damit nicht flun kerte, das bewies sein neuer nobler Anzug, seine goldene Uhrtette und die Cigarre, die er ihm gegeben hatte. Es überlief ihn. Ein einziger von den blauen Scheinen die er bei sich trug, geniigte vielleicht, um den Traum der dergangenen Nacht zur Wirklichkeit zu machet-. War ej nicht, als hätte das Schicksal selber, indem es ihm die Sand litetenHa indem es ndch einmal tätig-Er bannen haben wollte die Bs famenentreffen rheigefuhrtii den sehn blauen S inen nur ein einst-est Hinweis-Gustav merkte, daß et Icl sit b- dorsrng. Er drang in is- s lasse, th er sites erfuhr. Ru I Reue da et sich verrathen Jeis aktiver d —- ei war zu III-thesi bewiei ibm Streich , daß et absolut nichts lzdu » , gib MS iplvar «gsd «,m"miki««-TFL3135PZ litt-IT is assi- cis-Meige heit tain nie M siedet-. Sntwedethe er blieb der bunaerleider, der er war, Zeit seines " Lebens, oder er konnte schon morgen seinem werthen Brodhrrrn den Bettel » auf den Tisch werfen sammt den un dersehrten tausend Matt. Er hatte die Wahl! Fast « waltsam zog ihn Streich olz-Gu tao mit sich fort. Ein paar tunden später waren sie Beide aus der Bahn. Streichholz-Gustad gchien mit ei nem Tip Recht zu ha en. Beim i nish, drei Meter vor dem Fiel, war sein Pferd dem ihm nachfolgenden Felde um mehr als wei Länaen dor aus. Es war kein weifel mehr, der unbekannte Außer-fester wurde Sie ger. Nur ein paar Leute in der gan zen oieltausendlöpfigen Menge hatten seine Chancen »etannt und auf ihn gesetzt, die Gewinnquote mußte also ganz ungeheuer werden. Ueberall sah man enttäuschte Gesichter, nur hier und dort stieg ein oereinzelter « adel laut in die oon unzufriedenem ur meln erfüllte Luft. Da! Jn der letz ten Setunde vor dem Ziel! Man sah statt des Pserdes nur noch eine zusam menbrechende Masse. Nachher erfuhr man, es habe dort ein Mauseloch ge geben, in welches das Pferd mit seiner rechten Vorderhand gerathen war. Es war gestürzt. »Streichholz-Guftad wußte Trost. Fur das verlorene Geld mußte natür lich Ersatz geschafft werden und er hatte für die nachfolaenden Rennen ja noch verschiedene andere gute Tips. Das mit dem Mauseloch war eben nur «derdammtes Pech« gewesen. Auch die anderen blauen Scheine wanderten in seinehand, einer nach dem-anderen, einer immer, um den anderen zurückzu holen, denn nun mit einem Male stimmte es mit seinen Tips nicht mehr. Das Rennen war aus, das Geld war hin. t—-!1.C--t- m.-s-- --- h--7«I«—-ss« . Ortscswqurzswusrus ums- uns-»i»-· den und Rudolf war wieder allein. » Eine Weile lang —- es war schon später Abend geworden —- stand er auf einer einsamen Brücke und starrte hin unter in died untle Flutb. Aber wenn er ein Ende mit sich machen wollte. so brauchte er dazu nicht dieses Wasser Dafür war er schon in anderer Weise vorbereitet —- in seinem Koffer zu Hause verbarg er das Nöthige dazu. Außerdem würden sie ihn finden, die Leiche agnosziren und es würde an den Tag kommen, warum er in den Tod gegangen war. Weil er zum Dieb« zum Betrüger geworden. Auch »sie« würde es hören, und ihre Ver achtung folgte ihm nach in’s Grab. Auch die Flucht nähte ihm nichts. Sie würden glauben, er hätte das Geld noch bei sich, ihn steckbrieflich verfol aen, und auch so würde sein Name der öffentlichen Schande preisgegeben Auf der ganzen Welt gab es nur einen einzigen Menschen, der ihm helfen konnte, das war Herr Rosenau — der Name »Vater« wollte ihm nicht mehr in den Sinn. Die Entfernung nach Herrnstadt war nicht groß und das wenige Geld, was die Reise kostete, hatte er in der Tasche, denn gestern am Samstag hatte er seinen Wochen lohn bekommen. Er rang mit sich die balde Nacht hindurch —- aber der alte Mann war seine einzige Rettung· Wie nun aber, wenn auch diese letztes-Isi nung ihn betrog, wenn der alte ann kein Erbarmen mehr mit ihm hatte? .. .. Er brütete vor sich hin, dann kehrte er in seine Dachkammer zu rück, öffnete dort beim Schein eines Lichtsiunrpfes seinen Koffer, nahm Las diesem»etwas heraus, tzetrlieszL Ldie H Kllmlldct chllcl llllv sciuc,swqt(sw ou 4 Morgen graute, nach dem Bahnhof.s Jn aller Frühe, wie ihm bekannt war, I ging ein Zug nach herrnftasdt ab, am Vormittag konnte er dort angelangt und am Nachmittage mit dem Gelde wieder zurück fein. Mochte sein Aus bleiben im Bureau bis dahin auch schon Verdacht erregt haben — eine Ausrede dafiir würde sich für ihn spä- » tek schon finden i Er ftieg in den Zug. Seine Gedan- » ken aber flogen den rollenden Rädern voraus . . . . Die Saalthiir wurde geöffnet. Es war der Professor — er bekleidete zu gleich das Amt des Krankenhaugdireb tors —- der mit den Afsiftenziirzten feinen oormittäglichen Rundgang machte. Das Bett,s in welchem Ru dolf lag, befand sich nahe der Thür. Er fchrak aus feinem Sinnen und Brüten unid der Erinnerung an das Geschehene auf, und dem Professor-, einem Mann von hoher, kräftiger Ge stalt und oon freundlich-jooialem We sen, das auf die Kranken oft eine bef fere Wirkung ausübte als alle Medi zinflafchem war feine Bewegung nicht entgangen. «Na,« sprach er, zu «Unbekannt« herantretend, »sind wir heute bei We ges Wie geht’s?« Ohne auf eine Ant wort zu warten, fühlte er feinem in teressanten Patienten den Puls, unter fuchte ihn nnd sprach dann: »Gut nehkti Melden Sie,« fo wandte er sich an den ihn begleitenden Meter. melden Sie im Binan daß von dem Patienten die Personalren aufgenom men werden können-' Vl Ueber selben Strome, der nicht mit denke-der Rosenaklchen Fabrik drerch die Ebene floß. stiegen an jedem Morgen fett schon die ersten gransen grauen derbstnebel ans; ans den Lar tosfeläetern sah man alte Frauen die leiten Knollen auf der Erde holen, and von der Bohnenlanbe. die sich Portier Schiedecke kunstveich vor sei ner Lage im Frühjahr urechtgezinis mert hatte. flogen, obroo l die rothen Blüthen immer noch von Neuem aus den Ranken schaffen. die ersten welken Blätter davon. Wieder wie damals vor Wochen strahlte die Sonne vom blauen Himmel, aber nicht mehr in unbarmherzig-er Gluthx über die Pel der und die Chaussee wehte ein iihs let Lusthauch, und er wehte auch in das halhossene, mit einem bunten Asternstrauß geschmückte Fenster — ein Fenster in dem zu der Rosenau’ schen Fabrik gehörigen Wohngebiiude, —- hinter dem ins-en einen iiber eine dandarbeit gebeugten schönen stillen blassen Mädchenkops sah. Die Hand arbeit bestand aus einer seinen Sei denstickerei. Wie Tante Pinchen erkun det, hatte hollseld demnächst seinen Geburtstag Es war also eine Gele genheit da, sich ihm sür die großen Dienste, die er der Waise geleistet. er kenntlich zu zeigen. Allein mit Geld war diese Erkenntlichleit nicht abge than. Auch würde ihn eine persönliche Arbeit von ibr — so viel gestand sich Renate —- oielleicht mehr erfreuen als irgend eine kalte Kostbarkeit. Eine Handstickerei ist eine Sache, bei der die Gedanken müßig spazieren geben, und wobin hätten sich diejenigen Renarens wohl anders wenden sollen als in die Veraangenheit. Die Gegen wart sloß ruhig ohne irgendwelche al terirende Zwischeniälle siir sie hin — was innerlich an ihr fraß und nagt-, das wußte ja Niemand —, die Sorge um das Haus-riefen nahm die Tante auf sich, nur die Bücher, die der Buch händler in der Stadt jede Woche ein mal heraukfchickte, und die Musik brachten in ihr jegiges Leben eine ge ringe Abwechslung —- und sie ents behrte bei diesem Leben nicht-. wenn es nicht die Ruhe ihrer Seele war. Wohl hatten sich einiae von den alten Bekannten in der Stadt in wohlge meinter Absicht die Milbe aeaeben, sie ihrer nunmehrigen Einiamieit zu ent reißen und wieder zu dem früheren Verkehr mit ihnen zu veranlassen, aber alle Versuche waren von ihr dankend, jedoch entschieden abgewiesen worden. Sie aalt jetzt oder vielleicht schon lange — das wußte sie wohl —- fiir eine Art von weiblichem Zanderlina. Ein jun ges Mädchen, nun die Herrin eines großen Vermögens das nach allen Reizen des Lebens blos vie Hand aus zustrecken brauchte und das sich in sreudloser Einsamkeit begrub Sie stand jetzt in der Welt allein. Gab es wirklich. seit der Vater todt war, keinen Menschen mehr. der mit ihr fühlte, der sie verstand. dem sie in Allem hättr vertrauen dürfen? Die Nadel in ihrer Band ruhte. Was in ihrer Seele nagte — sie ver gaß es für einen Augenblick. Sie dachte an Den, für den diese Arbeit be stimmt war. hollfeldl Etwas Un ausgesprachenes lag zwischen ihm und ihr — etwas, als schwebte von ihm zu ihr ein Theil ihres eigenen Wesens zurück. Es war zwischen ihm und ihr ein geheimnisrvvlles hand; ein Band, das sie manchmal fast wie eine zwin gende Fessel empfand,« an der er sie festhielt, aus der sie sich, selbst wenn sie den Willen dazu gehabt hätte. nicht mehr befreien konnte .. . . Schon wie der, wie schon so manchmal in ihren stillen Stunden, ertappte sie sich aus diesem merkwürdigen Gefühl, diesem Spiele ihrer Phantasie. Es fehlte nicht viel urid er erschien ihr noch am Ende in dem Lichte einer jener diimoni chen Persönlichkeiten, die durch eine i en innewohnende übernatürliche Kraft andere Wesen, auf die sie es abgesehen haben, in einen Bann zu zwingen ver mögen —- einer menschlichen Spinne« die um ihre Opfer, bevor sie diese ver schlingt, unmerklich erst die feinsten Faden strickt, -—- Fäden, viel feiner noch als disse Seidenflidetn Rein — es war nur ein Ueberbleibsel jenes al tenVorurtheilH. das sie einst gegen ihn gehabt. Er war nur eben anders als alle anderen Menschen, die sie bisher in ihrem Leben kennen gelernt hatte. Er war klüger, er war scharssichtiaer —- und eben deshalb, und da von Kindheit an ihr Leben ossen vor sei nen Augen gelegen hatte, warum sollte er sie nicht auch besser als die Anderen verstehen, ganz verstehen? Jn ihrem Leben war einmal die Knospe ausgegangen, die Liebe, die Liebe eines jungen, noch tinderhasten —- eines dummen Dinas, das noch nicht einmal lange Kleider trug. Aber eben darum war diese Liebe, wenn auch trohig versteckt, so wild, so lei denschaftlich gewesen. Ein Frühreis karn, die Knospe wurde zerstört und tzine Blüthe entsaltete sich mehr aus t r. Was konnte sie dasiir, dasz sie nicht wie andere Mädchen war? Leut-, die ihre Mutter aetannt, sagten, sie hätte nicht nur das Aettßere der Mutter, sondern auch ihr aanzes Wesen rbt — und das warTreue ge n sieh elbst, Pslichtstrenge und ein A sehen vor al lem Niedrigen gewesen. Ja, sie fühlte » sieh als ihr Kind. Un was ste ihre Liebe gehängt, das war etwas Rie s deines gewesen. Darum durste sie mit ? ihn-, der ihre Liebe in den Schlamm Z ogen, darum durste fie mit sieh ; elbst seine Ratt-sieht, kein Mitleid ha ben. Uerabschenen, verachten mußte sie ihn —- ihn und sieh. Damals, als sie so dachte, war sie i ein unreiseh von romanti Iiam gesehen-u einian March-u ge.wesen Jahre gingen dahin und jFoch änderte sich nichts in thr. Etwas in ihrem Herzen die Stelle, ans der einst die Knospe hervorgewachsen war. erstarrte nach und nach. Die Männer waren etwas Gleichailtiges fiir sie ge » worden. .Er« galt als verschollew Manchmal stellte sie sich vor, daß er vielleicht gestorben wäre — schon längst fern in weitem unbelanntern Land, wo er nun auch begraben lag. Es war ein Gedanke, ver sie mit einer merkwürdigen Beruhigung erfiillte. Wenn er todt war. dann hatte er ge büan Dann wiirde sie ihm auch ver geben haben. Auf dem Hügel der begrabenen Ju gendliebe wuchs Gras, hohes Kirch bvfsgrae. Wenn die Freundinnen von ihren Tanzftundenabenteuern und später von ihren Verlobten schwärm ten, fo fühlte sie, daß sie nicht zu ih nen gehörte. Vielleicht, ibr selber unbe wußt. beneidete sie diese Glücklichen. Arn ärgsten von Allem waren vie lä stigen Fragen, mit denen sie wegen ih rer Veränderung viel bestürmt wurde. So war sie einsam geworden und nur der Vater wußte, warum —- vielleicht auch noch einer ..... Ob »er« gestorben war. ob nicht — er war für sie todt. Todt! Sie dachte wieder an die Stunde, an den Augenblick zurück, wo sie erfahren sollte, daß er nicht todt war. An ihren Schreck, an ibr Ent segen dachte sie, an seine wahnsinnigen Worte, seine Drohung, an das, wag an demselben Tage wenige Stunden später geschah —- an ihres Vaters Tod. Kein Wort von vern, was sie allein nur wußte, war gegen den Richter oder sonst einen Menschen iiber ihre Lip pen getommen. Sie hatte mit ihrem Gewissen gerungen, nach einer mensch lichen Seele geschrien, der sie sich hätte anvertrauen tiinnen, vie ihr den rech ten Weg, den iie ja selbst nun nicht mehr kannte, wies. Schon —- es war bei der Rückkehr von dem frischen . Grabe gewesen —- hatte sie einen Ent schluß gefaßt, aber im letzten Augen blicke verschloki ihr die Furcht wieder die Lippen. Er, ldollfeld, hatte auch wohl von ihrer Absicht nichts gemerkt, unv sie blieb ihren solternren Zwei feln überlassen nach wie vor. Sie hatte sich getrostet mit dem Wort der Schrift: »Die Rache ist mein, spricht der Herr« —- unv weil Rache und Strafe den Todten ja doch nicht das Leben wiedergeben Warum aber ihr Zweifel? Wes halb hatte sie nicht rückhaltlos dem Richter Alles, was sie wußte, betannti Warum die Furcht, vie ihr den Mund versiegeltr. Sie schloß die Augen wie vor einem Abgrund —- dem Abgrund ihrer eige nen Seele. Aber eine Stimme scholl aus seiner Tiefe zu ihr empor wie die Posaune des Gerichts: »Er iit der Mörder drian Vater-. Du weißt es, aber du aibst ihn nicht preis. Weil du ihn geliebt haft. Weil der Funke, den du mit deiner Verachtung schon längst erstickt zu haben aloubtest, noch glimmt.« — »Nein,« schrie sie auf, so laut, als wollte sie die Stimme aus dem Abgrund übertönen — nein, die Stimme loo. Warum sie ihn nicht preisgabi Sollte sie es denn selbst sein, die ihn an’s Messer lieferte? Selbst vie Marien des Gemordeten konnten das nicht von ihr fordern. Und dann —- das war ja ihre legte Zuflucht —: Blieb ed nicht denkbar, daß sie sich täuschte, due er, so sehr auch der Schein gegen i n war, den noch schuldlos war? Daß ihr Verdacht sich nur auf ein verhängnisvolleg zu-· fälliges Zusammentreffen von allerlei Umständen gründetei So tief er auch gesunken — war ej zu denken, daß er zum Mörder geworden, zum Mörder an seinem Wohlthäteii Sie konnte, sie konnte es nicht glauben —- und sprach der Schein auch immer wieder noch so til-erzeugend gegen ihn. Die III-sie's »fo- nusns ci- ifmov III-I waii sie wußte, sagte — sie wiirden nur nach den bloßen, gegen ihn spre chenden Jndizien urtheilen, und dann war sein Schicksal gesoisz. Sie selber würde es dann also gewesen sein, die ihn dem senterbeile überantwortet — und schuldlos! Schuldlos — ja! Im mer von Neuem tlamrnerte sie sich wie der daran fest, wie der von den Gei stern der hölle Versolgte an’s rettende Kreuz. Sie starrte vor sich hin. Sie dachte an etwas, woran sie noch niemals gedacht. Wenn nun ihr-halt zusammenbrach, wenn sie nun die Gewißheit erhielte, daß er der Mörder war? Was dann? Von der Chaussee war das Heran nahen eines Wagens vernehmbar, das sie in ihren Gedanken unterbrach. Gleich darauf hörte man den Wagen poltern über das Pslaster der Thor einsahrt rollen. Der heraussteigende war lk)ollseld. Er tam von einer län geren in einen benachbarten Marti slecken unternommenen Aussahrt zu rück. Es hatte sich dabei um eine ge wisse seinerzeit vsn Deren Rosenau siir Renate als deren einstige Mitgist sestgelegte hypothet Mhandelh holl seld hatte ihr heute orgen von der Ungelegenheit schon Mittheilung ge macht, und so war es nun ganz na türlich, daß bald daraus Anna zu ihr tn’s . immer trat und meldete, here hollse d wäre da nnd wünsche sie zu WIN- . . S that die Steckerer in ein Schub sach und wars, bevor er est-gen schnell noch einen Blia in den v gel —- vermuthlrch nur, um zu prüfen, ob ihre Miene wieder die gewöhnliche war. Und doch slog dabei unw mür lich dieser Blick auch iider ihr Kleid itder i Haar. aus dem« ein unors dent’ Löetchen zuritck rich. sollseId trat ein. Fu rgewohnte-r geschaftsmä iger Weise bei te er ihr mit, wie er ch der Angelegenheit ent ledigt hatte, sie dankte thin« und damit hielt sie die kurze Unterredung fitr bes endet. bollfrld blieb aber flehen. «Bergeil)en Sie,« sagte er leicht lä lnd — »aber ich ha noch etwas fur Sie. Allerdinas ist ei gerade nichts Geschäftliches.« Etwas verwundert sah sie ihn an. Ausgenommen die musikalis en Abende, war es sonst nicht seine rt, andere Dinge als rein geschäftliche zwischen ihnen zur Sprache zu brin gen. Er griff in seine Nocktasche und zog daraus ein etwas oerwahrlost» aus sehener rothes, gesticktes Muschen hervor, an dem eine schwarze Troddel ding. so daß es fast an einen tiirtischen Fez erinnerte. »Wenn ich mich recht erinnere.« fuh er in dern gleichen harmlosen Ton fort, Jst das Ihr Eigenthum« Sie hatte die Mütze sofort ertannt. »Wo hat-en Sie das gesunden?" fragte sie betroffen. Er war mit dem Wagen durch das nächste Dorf gekommen. Dort auf der Landstraße hatte er ein paar spielend-: Kinder bemerkt, das Eine davon, ern kleines Mädchen, hatte die Mütze aus dem Kopie gehabt. An der rothens Farbe und der auffallenden schwarzen « roddet hatte er sie sofort wieder er kannt, odwahl er sie —- wie er hinzu sente — an dem anädigen Fräulein nur ganz zufällig vorder einmal gese hen hatte. Auf die Frage, wo ed die Mütze denn der hätte, erwiderte das kleine Mädchen, es hätte sie gefunden und zwar schon iängst, vor ein paar Wochen —- draußrn vor dem Dorfe an dem Weidendusch, der am Bach-e IODHIS IS' Mctt ones III-sites WY fis rerloren hätte. Eine Dame, die Rad fuhr, hätte sie verloren. Die Dame hatte mit einem Manns zusammenge tanoen, einern »hiißlichen« Mann. denn er zantte mit der schönen Dame, dann wollte er ihr mit einem Male et was Böses thun, denn r ftreelte beide Arme nach ihr aus. Da sprang vie Dame auf ihr Rai-, von vern sie abge stiegen war und da fiel ihr die Muse vom Kopi, sie sah sich aber darnach nicht urn und iuhr ganz schnell davon. Der häßliche Mann sah ihr nach, dann rannte auch er davon. Wohin, has hatte die Kleine nicht sehen können, denn aus einmal war er verschwunden Da hob sie die Mütze auf. »Ich dachte mir, Fräulein Renate,« so schloß er —- ,,es wurde Jhnen Spaß machen. wenn ich sie Jhnen wieder hrinae. Aber nun sehe ich wohl, daß mir ein »iaur pas« passirr ist. Es sittzeinn mein Fund erfreut Sie nicht e r.« Renate war in der That sehr blas-, geworden. Entsetzung folgt.) « · cchönhettsssaetmmm Eine französische Schauspielerin, die sich Dank der Schminte ihren Teint gründlich ruinirt hatte, begab sich nach London, wo sie sich in einer Reihe von Operationen ihre ganze Gesichishaui erneuern ließ. Die neue-· sten Fortschritte der Verschönerungs tunft sind in Bezug auf die erreich baren Resultate sicherlich bewunde rungswiirdigz aber sie verurtheilen die Märtyrer-innen der Kotetterie zu Tvrturen, denen sie sich urn einer hö heren Sache willen taurn unterwerfen würden. Die Kunst der Schönheitip erzeugung verwendet heute alle ante ren Künste und Wissenschaften: Die . Mineralogie und hie Chemie, hie Me » dizin und die Chirurgie, hie Malerei « und hie Bildhauertunst müssen sich in Iihren Dienst ftellen. Es erfordert selbstverständlich minder fchrnerzliche Operationen, seine natürliche Schön heit zu bewahren, als sein Aussehen indess-II rrmssswfesnss IIDPIZIAI ---------------- Schönheit über alle jene zarten Em psindungen, die nach einem ziemlich allgemein verbreiteten Vorurtheile ge rade den Frauen eigen sein sollen, hinwegsetzen. Denn es gilt, nicht nur in Milch und Champagner, in Erd beeren und Trauben, sondern auch in Dünger und Blut zu baden; ebenso wie Trinthallen sind in manchen Schlachthiiusern auch Bäder installirt worden. Man dars auch davor nicht zurück schrecken, sich des Nachts Max-ten aus zulegen, die mit allerlei klebrigen Stoffen bestrichen sind oder rohe Beassteais iiber das Gesicht zu bin den. Die Massage und Eleltrisirung der Gesichtsmusieln gehört bei syste matischer Anwendung auch nicht zu den Genüssen des Lebens: um eine einzige Runzel zu beseitigen, muß man sich drei Monate lang je wei Stunden täglich behandeln la en. Eines der qualoollsten Kapitel der Geschichte der weiblichen Schönheit ist das Entfernen des Gesichtsslaums, der manchmal zu einem ordent lichen Schnur-hart auswiichst. Das herausreißen der Daare mit der Wurzel ist so schmerzlich, da man sich zumeist in einer Sisung h· siens siins haate entsernen lassen kann. Aber was sind Vese Leiden im Ver gleich mit den Martern, die eine voll ständige Erneuerung der Gesichtshaut auserlegtt Die heldenmiithige Schau spielerin, die diese Operation durch machte, ließ sich die Epidermis che misch verbrennen und stückweise ab iehen. Am Schlusse dieser Marsyas rocedur bekam sie allerdings eine neue, rosige hautz dieser aber war so ———— lzarh daß sie Ioie ein neugeborenes Kind aussah und sich von Hier-m aus vier Monate einschiithen muste. Aber man gebt heute noch- weiter: man mo bellirt Knochen. Knorneln unb »Mus teln als wären sie Täsm hnßltche Ohren werben in lzsormen ge preßt, weiche die Zeichnung der MU schelwindungen und bei Käppchen langsam aber , sicher umgeftaltemv Selbst die Nase toird «oer·beisert«: hie gewünschte Form —- grreihrsih oder römisch —- wird in Ohno gegossen und appliciri; gleichzeitig wies durch subtuiane Einsprihung von Baseline die Nasenhaui emporgetrieben, bis sie sich der Form anpaßt. So theuer be zahlen Frauen den Namen bez JA neren Geschlechte8«. -——-...-—--— I Der see-« der dont. lkzk haben nicht nur die Pflanku : und Biumen einen bestimmten »Ge ; ruch, sondern auch vie Thiere itromen »eine» foichen aus, der zu verschied-UTer ) Zeit verschieden start ist und auch seis iweise verschwindet Ebenso besitzt die I Haut des Menschen einen Geruch, der ; eine Folge der Hautsecretion ist, eines Ver wichtigsten Organe für den Men i schmi. In der Kindheit hat vie haut keinen bestimmten Geruch, vorausge - sent natürlich, daß sie gut gepflegt ist. I Beim heranwachsean Menschen ent wickelt sich ein ganz marianter Ge ruch, der sich im reisen Alter noch stei gert, urn Dann wieder im Alter, wenn bie Haut trocken wird, abzunehmen oder aanz zu verschwinden. Die Haut Farbe hat einen beitimmenden Einfluß, Briinette und besonders Rathe fallen besonders Durch vie Jn tensität ihres Geruches auf, während er bei Blonoen sehr zurücktritt. Der Franzose Fere behauptet, daß dasEms rsonpoint einen Einfluß aus die Art des Geruches hat, er soll ölia sein. t.sl. ----- -I. ---k--- most-Ins- Issn II «.-« ......, .»..... »...,.....,. ...... -- ftinrmend auf den Geruch wirken. Es tft bekannt, daß tleine Kinder, beson ders solche, die mit der Flasche genährt werden«- leicht nach Buttersiiure riechen. Erwachsene tönnen nach Knoblauch, Alte-hol, Ierdentin, Karn, Phosphor oder Schwefel riechen. Besonders rn teressant ist es aber, daß Gemüthshes wegungen dem Geruch einen ausge trriigten Character gehen tönnen. So berichtet der berühmte Nervenarzt Hainrrwnd von einer Frau, welche im Wuthaisiall nach Tannenzapfen roch. Este-e endete Frau roch nach Veilchen. TUax unter den Geistestranten kann man diefe Geruch-veränderten wckrnebmem fo riechen manche trag Moschee« Veilchen oder Nofen, andere est-er strömen einen fehr unangenehmen Geruch aus. Frere macht nun darauf aufmertfam, dafz auch die Ei aenart des Geruches erblich ist. Er be richtet über verschiedene Personen, icesche einen Geruch, der nue ihrer Fa rnitie eigen war, entwickelten. Eigent lich lönnen roir hier aus dem Verhal ten der Hunde verfchiedenen Mitglie der-: ein und derselben Familie gegen iiber, die sie noch nie gesehen, schließen. Sie ertxnnen sie fofort am Geruch und hinan-dein fte nicht als Fremde. Es ift aber doch interessant, daß wir, deren Geruchkmpiindung viel adgestumpftee als die der hunde ist, auch hin und wieder die Wahrnehmung einer Fami lienähnlichleit im Geruch eonstatiren sinnen. « » ——-·-..-— Reitee spat ts tote-. Jn den vornehmen Kreisen der Seinestadt giebt man sich gegenwärtig der Ausübung allerlei excentrifchet Sport-, hin. Man geht dabei etwas heimlich zu Werte, doch ab und zu wird von den Betheiligten eine kleine Jndisrretion be angen, und bald is es ein offenes beimniß, daß der junge Graf Soundio täglich Unter richt im Seiltan n nimmt, daß die elegante Eomtefc h. am Trapeg schwingt und die Baronin R· ihren fis-Z ssisondsn VII-Iehr- nsklestlae XII der Circusrnanege zu reiten oder gar Ballet zu tanzen. Zeit turzern ift das sogenannte «Fuszboxen« wieder in Mode getornmen Weiblein und Männlein des .Grand Monde« üben sich mit wahrer Leidenschaft im Boxen mit den unteren Ertremitäten. Man hätte glauben sollen, daß die Pari er Polizei nach dem unglücklich verlau e nen »Feet-Boxing-Match« zwischen dein Enaliinder Drigcvll und denr Franzosen Charlemont, bei welchem der erstere durch einen unerlaubten Stoß des Gegners befinnungsloi zu Boden gestreckt wurde, und dern blu tigen Renrontre zwischen sen weibli chen Champions Mariette Angagneur und Jenny Pintham derartige Schau siellunaen überhaupt nicht rnebr erlau ben würde. Die letztgenannte Lon doner Fußtämpferin wurde durch ihre Pariser Rivalin lebenslänglich ent Xllt und erlitt durch einen gegen die geln derstoßenden Fußtritt gegen den Leib eine schwere innereVerleyunz Ungea tet dieser unersreulichen Vor totnrnn sie fanden lästbin in Paris wrederniebree Fuß- erttärnpse statt. Un einigen betbeiligten sich auch rauen. Eine talienerin, Marietta amvellota, rna te drei Männer bin teeeinander tamplunsähig. Bei vieler fuskewandten Signora meldeten lich als ald biete ariltolratiiche Damen, urn sich un Fußboren untern-eilen zu lasen. Die gluthiiuaiae Lehrmeiste rin soll ganz brillante Einnahmen er fielen und bereits verbliissende Er olge zu verzeichnen haben. s---.-—---. Tanada will Montana Schiffs trust belämvsern Eanatckö l dürfte in’i Wasser fallen. Zu um