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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 15, 1902)
» ..H.... — Vee Jnspektor kommt. Maske von I. Oenenannss dortee. In der alten Bollsschule in der Provinzialstadt K. war lolofsale Aus regung. Der Pedell hatte eben ein durch einen Dienstmann übermitteltes Schreiben an den Herrn Oberlebrer abgegeben. sich dann wieder in sein Invatzimmer zutiiagezogem um sei nen unliebsam unterbrochenen Mit tagsschlas sortzusehem als er durch grelles Läuten, welches vom Oberlelp Urzimmer ausging, zum zweiten Mal aus seinem Schlummer gerissen wurde. Mit einem Satze sprang er vom Lehnstuhle empor, fluchte einige Mal vor sich hin und begab lich dann, aber höchst langsam, denn es hatte 20 Grao plus im Schatten, aus das zwei Trep pen höher liegende Zimmer des Ober lehre-s. Kaum hatte er die erste Treppe bin ter sich. da erklang erneutes, heftigcci Läuten. »Zum Teufel noch einmal, ich lomm’ schon,« brummte er; »es wird nicht so pressiren, es ist doch beinahe eine ganze Standes-Zeit, bis die Schule angeht! Manchmal tbiit’s schon noth, E sollte ’s Fliegen lönnen.« Aber es nmß doch etwas Auszergewöhnliches passirt sein, sonst hätt« der Alte nicht das Nothsignal abgegeben. Das »Notbstgnal« wurde vereinter maßen dadurch hervorgerufen, das; der Oberlebrer kurz nacheinander dreimal sest an der Glocke zog. Wenn tun auch Fischer, wie der Pedell hieß, nicht gerade die Treppe Juni Allerheiligsten ,,binaufslog«, so beschleunigte er doch feine Schritte tor sentlich und larn gerade vor die Thüre des Oberlehrers, als selbe plötzlich ausgerissen Hurde und er dem »Ob« kl--« --------- Fand .ss « »H, ....... . ...... . Offenhar war der Herr Oberlehrer Kratzmeier in nicht allzu rosigerLaune. »Kommen Sie jetzt doch einmal, das ist aber schön von Jhnenz glauben Sie vielleicht, Sie sind deshalb an der Schule, daß Sie Mittags von 12 bis 2 Uhr schlafen, in der Frühe faullenzen und Nachmittags im Dirthshang Bier oder Schnapö trinten können? Das sind ja recht nette Zustände, nnd das gerade fest, wo der Jnsoettor tommtt« »Was, der Jnspettor?« schrieFischer höchst respetttvidrkg, und die verschla fenen Augen weit aufreibend, seinem Vorgesetzten in’s Gesicht. »Warum kommt denn nicht gleich unser Herrgott selber?« «Behalten Sie Jhre Weisheit für sich,« entgegneteKratzmeien »Sie haben sofort die Schulzimmer alle zu lüften, einen anständigen Rock anzuziehen und nach Möglichkeit alle beeren davon zu verständigen, daß der Herr anspettor thnen in einer Stunde vorgestellt wird. So, und jetzt machen S e, daß Sie mir aus den Augen kommen, und be sorgen Sik Alles ordentlich." Dabei packte Kratzrneier den immer noch ver blüfft dastehenden Fischer energisch am Arm und schob ihn die Treppe hin unter. Fischer war noch nicht anz unten angelangt, als er neuer ings die Stimme des Obertebrers hörte. »Fischer, Fischer,« rief Kratzmeier durch die Treppen hinunter, » chauen Sie doch ja, daß Sie den As rstenten Materie noch vorher treffen, bei dem fehlt so immer etwas, sagen Sie ihm, daß er vorher noch zu mir auf das Oberlehrerzimmer kommen soll. Aber chnell jetzt, es tft die allerhöchste eit.« Fischer verschwand von der Bild tiiche so rasch er nur tonnte. Seiner rau befahl er noch, die Schulzimmer zu lüften, er selbst zog-einen besseren Rock an und machte sich aus oen Werk um sämmtliche Lehrer der Schule von dem bevorstehenden »secudigen Ereig niß« in Kenntniß zu setzen. Er traf so ziemlich alle, aberMaierie zu finden, wollte ihm absolut nicht gelingen. Jn seiner Wohnung war er nicht, einige Wirthshäuser und Caseg hatte er auch besucht, konnte ihn aber ab solut nicht aussinden. Weiter zu su chen war auch here-its zu spät, denn er mußte aus alle Fälle in der Schule anwesend sein, um eventuelle Bespr gungen zu machen. Als Fischer in das Schulgebäude kam, war der Heernspettor und Mit glied des obersten Schulrathes schon anwesend und besand sich mit dem Qberlehrer in eisrigem Gespräch aus dessen Zimmer. , ,,Alois,« sprach die Frau Fischer zu E« ihrem Eheliebsten, «Alnis, der Herr i Arahmeier hat schon zwei Mal durch k» einen Schüler sragen lassen, ob der ; Herr Maierle schon da ist." , ,»,«Jch kann ihn nicht aus dem Aermel schutteln.« entgegnete Fischer, »weiß Fc Päseuseh wo der Windhund wieder Der Assistent Emerich Maierle war nämlich das ensant terrihle der Volksschule zu K. Ein trotz seiner Jugend durch und durch sehr tüchtiger Lehrer, war er doch verschiedenem «Unsinn«« wie sich der Herr Oberlehrer Krabmeier ver ständnißlos ausdrückte, durchaus nicht abgeneigt, und schon mehr ais einmal · wurde ihm »die Würde und der hohe Beruf eines Erziehers der Jugend« von Bin-ern Vor esetzten in einer rothe , gten und urchdachten Rede vor u sen gehalten. Daher hatte Krahmeier eine etwas tigte Angst, sein Schwung de zieht-Weise der seiner Flihrung und Obhut anvertraute Maierle möchte vor dem Jnspettor wieder irgend eine «Dummheit« machen Uber Maierle war nrch nicht da, nnd der Zeitpunkt, ihm rasch noch Vorher einige wohlgemeint-e Nathschliige zu ertheilen, war vorüber. Sämmtliche Lehrer waren bereits im Lehrerzimmer, als Materie, pfei send und ahnungslos, zum Thore der Schule hereinspazierte. Um in das Lehrzimmer zu gelan gen, mußte er vor der Wohnung Des Pevells voriiber. Als Fischer durch sein Fenster den Assistenten vorbeigehen sah, stürzte er wie ein Räuber aus seiner Felsenhöhle auf denselben zu und packte ihn am Aermel. »Herr Materie, Herr Maierle,« zischelte er. »Na, was gibt’8 denn schon wieder! Sie fahren ja aus mich los wie ein egyptischer Aasgeier—— »Pst, ruhig, ich habe Sie iiberall gesucht, wissen Sie die Reuigteåt noch nichts Der Jnspektor, Mitglied Des obersten Schulrathes, ist hier!« »Meinetwegcn,« entgegnete dieser ruhia, »ich dräng’ mich ihm nicht auf, der kann dableiben so lange er mag, meine Genehmigung hat er.« »Aber was wollen Sie denn, oben beim Herrn Oberlehrer ist er, alle Herren werden ihm jetzt vorgestellt, und dann besucht er den Unterricht eines Jeden!« Nun war aller-hinan das Gesicht Maierles bedeutend länger geworden. »Was, hier ist er? Zum Teufel aber auch, und gerade heute!« Dabei sah er auf seine Schuhe, und der Pe oell erkannte mit Schrecken, daß Maierle wunderschöne grüne, mit schwarzen Perlen besetzte Hansschuhe trua. en»Aber, Herr Assslstknh was haben Okc ocnll Vll gcmllcytk »Ich habe gar nichts gemacht," er widerte Maierle, »aber der Schuster, von dem ich eben herkomme, hat mir mein einziges Paar Stiefeln nicht rechtzeitig fertig gestellt, und wegen der einen Stunde, die ich Nachmittags zu geben habe, habe ich kurz entschlos sen meine Hausschulse angezogen, bin durch einsame Straßen hierher gegan gen, ——na fa, und da bin ich jetzt!« ,,Metden Sie sich trank, das ist das Beste, was Sie thun können,« rieth ihm Fischer. Maierle dachte einen Augenblick nach. — ,,·"’f·cillt mir gar nicht ein, das schaut ja wie Feigheit aus, lassen S’ mich nur, der Jnspektor wird nicht gerade alle Stiefeln ansehen; ich stelle mich etwas hinter die Andern, dann gieht’s chon." Und wohlgemuth sprang Maierle auf der Treppe dem im ersten Stock gelegenen Lehrzimrner zu. »Ha, kommen Sie auch endlich,« wurdeer von einigen Kollegen ange sprochen, »höchste Zeit, der Jnspettor wird alle Augenblicke tommen." »Ja, ist«-Z denn menschenmöglich,« rief da plötzlich Einer-. »Sie haben ja gestickte Hausschuhe ant« »Was?« riefen die Andern. »Juris schuhe! wahrhaftig. Ader Mensch, rei tet Sie denn der TeufelZI Ehe noch Maierle eine Erklärung geben konnte, wurde die Thitr ausge rissen und der Jnspektor in Begleitung des Herrn Oberlehrers erschien. Maierle hatte sich rasch etwas nach rückwärts konzentrirt, aber das Ber hängnisz sollte nicht ausbleiben. Herr Jnspsektor waren so gütig, einen Herrn nach dein andern sich vor stellen zu lassen, und dabei war es unbedingt nothwendig, daß Jeder aus dem Kreis, der sich gebildet hatte, «In«n Sake-ZU sinkst-as III-these kam - auch Maierle an die Reihe. Mit seinen absatziosen Hausfchuhen tam er geräuschlos nach vorn. Es war ein feierlicher Moment, man las die Spannung aus den Gesichtern. Oberlehrer Kratxmeier musierte Maierle scharf, dann wurde er blaß, stammelte den Namen des Unglückli chen, und durch die Verlegenheit des Oberlehrers aufmerksam gemacht, sah oer Jnspettor den Assistenten etwas genauer an und entdeckte das Unheil. »Sagen Sie einmal, mein Lieber, ist dies so Jhre gewöhnliche Fußbetlei dring; zu Hause mag dies zweifellos sehr bequem und prattisch sein, aber in der Schule kann ich sie, meines Erachtens wenigstens, nicht für am Platze halten!« Maierle dachte sich, jetzt hilft nur Frechheit, und mit der ihm angebore nen Unverschämtheit begann er den Jnspeltor derartig anzuliigen, sprach von verfluchtem Fuß, absoluter Un fähigleit, in den Stiefel hinein-Inkom men u. s.w., weiter noch, daß er we gen dieses an sich tleinen Uebels den Unterricht nicht wolle ausfallen lassen, so viel, daß der Jnspettor ordentlich Respelt vor seiner Zungenfertigteit bekam. Damit war vorläufig die Angele genheit erledigt, und die Jnspeltion begann. Dieselbe verlies, wie eben alle ver laufen, und nach ein paar Tagen war der Gefürchtete wieder abgereist, und Alles, Lehrer und Schüler, athmeten ordentlich auf. »Sie werden Jhr Fett schon noch betommen,« sagte nach ein paar Tagen zu Maierle ein Kollege, »warten Sie nur, bis der Bericht von der Regie rung tom«mt.« Nach ungefähr zwei Monaten lam der Bericht. Derselbe wurde von Krahmeier vor versammeltenr Lehrerlolleginm vorge lesen und war durchaus anders, als sich Einzelne dachten. Genörgelt und tritisirt war darin sehr viel nnd mancher der Herren Leh rer war ists-J mitgenommen Nur Einer wurde gelobt, und dieser Eine ioar——«jrnerich Maierlei Besonders hervorgehoben war bei Materie roch sein Eifer-, der so weit ging, dankt sogar wegen eines Fuß teidens, das vielleicht manch Anderen verhindert hätte, den Unterricht weiter Zu geben, Dennoch nicht zu Hause blieb, sondern seinen Pflichten in weitgehend stern Metze nachkarm Nachdem Oberlehrer Kratzmeier den Bericht tniinnigiich kundgegeben hatte, klappte er seine Mappe zu und verzog sich mit einem ,,guten Morgen, meine Herrn«, ans sein Zimmer. Maierle schmunzelte. Einige Feine-r Kollegen konnten sich jedoch nich ent halten, ibm wegen dieses Vorfalles beißende Bemerkungen zu machen. An Materie prallte jedoch Alles ab, er besaß obendrein noch die Frechheit, recht oerschmitzt zu lachen, und begab sich, den »Mussinanmarsch« leise vor sich hinpseifend, nach Hause. Ein Jahr verging, und mit dem Jahr »veraing« auch der alte Just-ek tor, d. h. er nahm wegen hohen Alters seinen Abschied. Der neue Jnspeltor, ein bedeutend jüngerer Mann, machte sich bald da ran« die sämmtlieh ihm untergebenen Schulen zu inspiziren, und so kames, daß in unverhältnißmäßig kurzer Zeit ein neu-er Besuch an der Ochule zu K. angemeldet wurde. Drei Tage vorher war das ofsiziclle Schreiben gelommen und Jedermann hatte gründlich Zeit, sich auf den be vorstehenden hohen Besuch vorzuberei ten. »Wenn er nur schon wieder fort toiire!« das war so der Wunsch, den man ·an den einezelnen Gesichtern Lcscll llllllllco Nur Maierle, der inzwischen or dentlicher Lehrer geworden war, war die Geschichte äußerst Wurst. ,,Morgen Vormittag um zehn Uhr, meine .,«L«)erren sprach Oberlehrer Kratzmeier, ,,wiinscht der Herr Jnspek tor den Herren dargestellt zu wierden.« Und mit einem bedeutsamen Blick auf Maierle verschwand er. Die gefürchtete Stunde war da. und der Erste, der im Lelsrzimm-:r sich ein sand, war der tadellos gekleidete und mit Lactschuhen behaftete Maierle. Wirklich wie aus dem Ei geschiilt war er diesmal. Nach und nach kam-en die anderen Herren, und so oft einer herein kam, wurde das Gesicht Main les immer sonderbarer. Der Eine hatte seine Hand verbun den und roch nach Jodoform, daß man ihm eigentlich hätte zehn Meilen weit aus dem Wege gehen sollen, der An dere hatte Pantoffeln und hinkte er bärmlich, ein Dritter hatte ein Auge verbunden, kurz und gut, vollständig gesund war Keiner; der Turnlehrer kam sogar noch auf Krücken. Auf allen Mienen zeigte sich großartige Ueberraschung und arg-e Verlegenheit! »Aber, meine Herren,« begann Mai-erle, »was ist denn siir ein Un: glück plötzlich passirW Vielleicht eine Explosion? Merkwürdig, daß ich in der Zeitung gar nichts darüber gele sen habe.« Und mit der größten, ihm allein möglichen Heuchelei, bekundete er bei jedem Einzelnen sein-e aufrichtigste Theilnahme. Bleich vor Muth und Verlegenheit standen die Andern da. Es war eben auch zu dumm, daß gerade Jeder auf denselben Gedanken kommen mußte. Da nahten von außen Tritte, die WITH-s Indes-k- WII AIIFIODIIIFJI »wes fes neue Jnspettor in Begleitung des Oberlehrers erschien. Kratznieier traute kaum seinen An gen, als er seine Kollegien wiedersah Ganz verdutzt war aber der neue Jnspettor. »Verzeit)en Sie,« wandte ev sich an Kratzmeier, »ich bin doch recht hier, nicht wahr, ich bin doch an der Volksschule in K.« »Gewiß, gewiß,« erwiderte selbst in größter Verlegenheit Kraynreier. »Ich dachte im Moment in einem Spital zu sein. Das ist doch ein höchst merkwürdiger Zufall, daß mit Aug nahme eines einzelnen Herrn sämmt: liche anderen Herren trank sind. Und dann verzeihen Sie mir,« sprach mit erhobener Stimme der neue Jnspettor, »meines Erachtens finde ich es sehr unrecht, die ohnehin schlechte Luft eines Zchulzimmers noch durch den penetranten Geruch der vexschiedenen Salben und Pflaiter zu verschlechtern Ueberall wird daran gearbeitet, die Hygiene der Schule zu verbessern, aber Sie, meine Herren, thun ja das gerade Gegentheill Jch wünsche, here Ober lehrer, dasz solche Zustände auf teinen Fall sich wiederholen werden, abge-» sehen davon, daß der Unterricht, den ein kranker Mensch gibt, ohwehin nicht viel werth sein tann.« Schneller als gedacht, verabschiedete sich der neue Jnspektor und hinterließ Oberlehrer und Lehrer in keineswegs gehobener Stimmung. Mit Ausnahme eines Einziaen na türlich —- tver der war, wird die hüb sche Leserin selbst errathen. Kratzmeier durfte vier Wochen lana nicht angesprochen wer-den, und hatte Jemand bei ihm zuthun, wäreerlie ber in einen »Zentraltäsig in einer Menagerie« gegangen. Daß die Sache in der Stadt ruch bar wurde, ist klar; ich will zwar nicht direkt behaupten, daß Maierle Alles erzählt hat, jedoch ——wer weißt f War übrigens einer der beeren ein smai wirklich krank, z.B. daß er sich »ithatsiichlich die Hand oder den Fuß : verstauchte. wurde er sicher von einem boshasten Menschen gefragt: »Am-o pos, entschuldigen Sie, Herr Lehrer, inmmt vielleicht der Herr Jnspektor wieder?« » - q-— »Zur- kleinen Marie.« Erzählung Don F, r i d a S ch a n z. Solch ein reines, feines Ding war sie, die ileine Marie- solch ein Mär d«-ei:biichiind, wie die Otterkönigin sie sich aussucht, um ihnen ihr goldenes Zerönchen in den Schooß zu legen. Und ein Gasthnus war's, eins von ten ganz einfachen, einsamen, in einem iiesen, schmalen Tannenthal, durch Ida-s ein eiskalier Bergbach glnckst und quirlt. ; Das Gasibaus war nach dem Kinde .benannt. «Zur kleinen Marie«. Be scheidenen, einfachen, schon nngealter ;ten Leuten war beides bescheert wor ;den, das Gasthaus durch Erbe, das s liebe Kind wie durch die gütigste Him « meissiignng, nachdem das eigene Dach da war, zehn Jahre nach ihrem Ehe schluii Es war eine Gastwirthschaft der al ten guten Art, ein Gärtchen mit einem Tannenzauw mit Tannenbänlen und Tannentischen, unter Tannen. Gutes Brot, gute Butter, dünnes, kaltes, schwarzbraunesBier und Küm mettäse war fast alles, was drin zu haben war. Für die meisten Gäste genügte das auch vollaus. Es waren Fußwanderer, die die abgelegene Ge gend durchzogen, Jäger, Holzfäller, Posten-, Lehrer und Küster aus dem nächsten Dorf. Eine rechte Sommer wirtbschaft war die »Meine Marie«. Im Winter schneite sie tiefsein, lag wie begraben in Schnee, m Stute und Schweigen. ·- ys « Zie war fünfzehn Jahre alt, die kleine Marie, und eben eingesegnet worden- als für ihrer Eltern stilles Gasthaus eine lautete und reiichereZeit begann. Die kleine Marie hatte sie, ohne es zu wissen und zu ahnen, herbeigezw nen. Sie saß mit ihrem Märchenhuch unter der hohen Tanne im Wirths gärtchern Und so sah sie Einer. Ein schöner Mensch war’s, der da stand und dies sah, nur mit zu ge spannten, ernstem Gesicht. Und mit gar zu gespanntem Anstarren trank er das liebe Bildchen ein. Er kam mit seiner Studienmappe, seinen Farben und seinem Malstuhl aus dem Ge birge. — Das Märchen war Mode in der Kunst. —- Hatte er es wieder in die Mode gebracht nach langem Zauber schlas? Oder es ihnp — Das war nun einerlei. —- Das Märchen trug durch ihn einen frischen Kranz, und ihn trug junge Berühmtheit auf stolzstarken Schwingen Märchenstimmung hatte er, in den Wäldern schweifend, fleißig und em sig tagiiber eingeheimst. Aber der Abend brachte das Schönste. Der Märchcnmaler sah das Märcheniindt Er lehrte ein in der Schente »Zur kleinen Marie«.· Er aß das schwarze Brot und trank ldas dünne Bier, heute, morgen, wie j der, wieder. Den Gastwirthleuten ; hatte er es in seiner ernsten, bestimm T ten Art, einer fast düsteren Herrenart, begreiflich gemacht, seiner Kunst un . erläßliches Gebot an ihn sei jetzt, die - kleine Marie Hm zeichnen und zu ma Blüthe » Maler Volkert und seine Freunde wa ter der schleppenden Tanne saß. I steh-Mr len. Wie sie Sie uTauben fütteftr. wie sie ihr zahmes Reh herzte, wie sie mit dem großen Buch auf dem Schoosz un Jeden Tag Stizze. Die Eltern sahen das Wunderbare staunend wie benommen, mit an. Jhr Kind, ihr Schatz, von einem Maler werth befunden, auf Bildern zu Sie fühlten sich geehrt und verlegen. Und auf einmal hatten sie doppelt so viel wie sonst zu thun. Das stille Gasthaus hatte und HerrlichkeitszeiL entstand eine neue seine Der ren darein verliebt. Um eines Kindes willen im Grunde. Die kleine Marie merkte das nicht. lSie mußte jetzt viel helfen im Haus und dazu dem Maler stehen, stunden lang jeden Tag. Das zweite that sie so pflichttreu wie das erstere Nur so scheu und bang war sie dabei. Sie that, was er ihr gebot, geduldig und gefällig, nahm jede Stellung ein und hielt in jeder aus, treulich und mu sterhaft- wie sie alles that. Aber doch noch anders. Wie ein Zwang war s über ihr. Was er ihr sagte, mußte sie thun. Wenn er sie dann vor seinenFreuns den tobte, mochte sie’s nicht. Die wa ren so lau-t. Vollert und seine Freunde kamen auch im Winter heraus. Mit klingeln » den Schlitten, mit ganzen Körben voll JMärchentindes Hand war Wein und schmackhafter Herrlichkeiten Begeistert waren Vollerts neue Bil der ausgenonnnen worden. An des er höher unid höher hinaufgestiegen zur Be rühmtheit, Geld und Gunst. Und die tleine Marie war in der Winterszeit schlanter und größer ge worden. Er machte neue Stizzen von ihr. Er hatte viele neue Ideen. Mit osfenern haar, mit einein Stern auf der Stirn malte er sie, als der Früh li kam. ilWas aber sollte sein leßtes Bild von ihr fein, hatten die Eltern he sttmmt. Es war plötzlich etwas an ders geworden. Kein Kind mehr war die Marie. Jm Dorse schwatzten und klatschten die Leute« Das alte Pfar reröehepaar schüttelte sorgen-d die Köpfe. Sie sprachen lange in der Geißblattlanbe im Gastgärtchen mit den Eltern und Marie; Und die El tern sprachen mit Volkert; er möge fortbleiben, ihres Kindes Ruf und Frieden nicht stören. Da hielt Stephan Volkert an um die kleine Marie. Ein Vierteljahr später war sie seine Frau. Il- II is Sie wurde die Schiichternheit vor ihm auch als seine Frau ni t los. Zitternd hatte sie Ja gesagt, zitternd ließ sie sich von ihm einführen in Brautgliick und Frauengliick, in Welt glück und Glanz. Des großen, he rühmten, gefeierten Malers Frau! Sie sah ihn immer an, groß und staunend-ängstlich ob er’s nicht be reue. Aber nein, er war wirklich froh. Er war gut zu ihr. »Mein Klei nes!« nannte er sie und kaufte ihr Schmuck und Kleider und immer neue Kostbarkeiten Ein kleines schönes Haus hatte er gekauft- sie wandelte darin in zarten halblosrn Gewändern, deren Schnitt-.- er selbst den Schneide rinnen gab. Jn seinem Atelier war’s ihr am wohlften. Da gab sie, da nützte sie. Er schaffte, schaffte, — unermüdlich Sie mußte ihm stehen in allen nur möglichen Märchengewändern, in Prunk und Armuth. Wie that sie’s gern! Sie hatte ihn lieb! Er war ihr Mann ibrs serv-l Schand-rni- blies hatte sie das Trfaßt Und viel anderes konnte sie ihm nicht zu Liebe thun als ihm dienen in seiner Kunst. Sie war ein armes dummes Ding. Von dem, was »die anderen Frauen redeten, wußte sie kein Wort. Sie war auch noch gar so jung! Jhr Kindchen starb, — wohl weil sie noch so jung war, so rosenlnospen jung, als sie ihm das Leben gab, nach anderthalbjiihriger Ehe. Aber danach wurde sie nur noch schöner. Das machte, daß sie von den Menschen nur noch mehr verwöhnt und verzo gen ward. Man konnte nicht viel mit ihr an fangen, nicht viel mit ihr sprechen, drang nicht leicht durch ihre Schlich ternheit und Stille. Aber doch war etwas Besonderes um sie. Jhre Her iunst aus der Tannenwelt- aus der tiefen Einfachheit war ihr Reiz. Jhr Gatte schämte sich ihrer nicht, verbarg sie nicht. Das war ja sein Stolz, das KünstlerischWeniale, daß er sich sein junges Weib hergeholt wo es ihm be liebte, wo er die Schönste fand, wie die Ritter und Prinzen die Aschen brödel, die Schneeweißchen und Ro senroth. Sie wußte gar nicht, welchen Bor zug sie besaß, ahnte gar nicht, was sie war: etwas Kostbares, Rares, Werth volles in den Augen der Welt: Sie war Mode! . s . ---Hs Sie war Mode. Drei Jahre lang fast. Dann ließ der Märchensport in »der Kunst aus einmal wieder nach. Voltert hatte sich auch in seinem Genre genug gethan. Eine neue heiße Lebenswelle war über ihn gekommen. Die Märchen welt war ihm versunken. Die rSage, I.,·.k ktkt Huic get-»O eciucusuiusuiwy Heimku blanke und liebesbrünstige Heldensage zog ihn in ihren Zank-erheis Da konnte seine Frau ihm als Mo dell wenig nützen. Und in dieser Zeit empfand er manchmal seine eigene Gnade und Güte- sie geheirathet zu haben, bis zur Uebellaunigteit. Er ertappte sich jetzt so oft auf dem häßlichen Gedanken, daß seine kleine Frau ihm im Wege sei. Er hatte sie mit seinen Künstler augen geliebt. Sie hatte in seine Vil der acpaßt. Nun mußte er ihr Treue halten. Zu oft hatte er’s gesehen: Im mo ralischen Schiffbruch litt auch das künstlerische Können Schiffbruch Ue ber eine menschliche Abscheulichleit weg hätte er tünstlerisch nichts mehr vermocht. Er war stolz auf sekne Gesinnung. Jn diesem Stolz, in dieser Gnade miifite sie leben, die walddustgewöhnte kleine Marie! Er that sich etwas daraus zu gute, daß er sie nicht merken ließ, wiss um ihn stand. Aber vom ersten Moment an wußte sie’s ganz genau. Sie wußte, was das zu bedeuten hatte, daß er sie zu bilden versuchte. Er ließ ihre Stimme ausbildenz sie sollte singen, sollte Unterhaltung süh ren lernen im Gesellschaft-sinn. Alle seine Bemühungen und alle ihre Anstrengunan nisten nicht viel. Vor Menschen singen. —- nie, nie hätte sie"g zu Stande gebracht. Und plaudern und scherzen, -—— das war ihr jth doppelt schwer, ja unmöglich infolcie eines jetzt immer leise Mitgen den Gefühles im Hals. Er hätte sich ihrer trotzdem nicht plötzlich zu schä « men brauchen. Jhre Borzii lage-« eben aus anderer Seite. Oe . Die Gäste lamen gern und waren sroh. Und sie sagten Voller-i , spie wunderschön sie seine Frau im Dann war er immer besonders gni ge launt, besonders freundlich und gut zu ihr. Ein einziges Mal in ihrer nun dreijährigen Ehe hat sie ihn da um et was gebeten, demüthig und sdoch doll seinem, hohen Ernst. Er solle es nicht zugeben, daß seine Freunde vor ihnr über ihr Aussehen fpriichen, ihre Schönheit lobten. »Warum nicht?« —- Er verstand es nicht, was sie wollte, daß sie emnört war, weil er diesen Beifall der Freun de brauchte, um gut zu ihr zu sein Er brauchte ihn immer mehr. Stö rend trat sie ihm seht in seine heiße, leidenschaftliche Gedankenwelh Er sah ihre Schwächen immer unbarmherzi ger. Sie war zu kindlich, zu unbe bedeutend, konnte es nicht verstehen, was er litt. Und dabei war sie doch viel klüger und seiner, als er je geahnt. Alle seine Gnade schob sie eines Tages mit leiser Hand zurück. Mit leisem Fuß ging sie hinaus aus Glanz und Pracht. Zu den Eltern fahren in den stillen Grund, nicht wiederkehren, ihm schrei ben, ihn freirnachen. ————· Es war ja alles so einfach, so leicht, wenn es von ihrer Seite geichahl — Iit If II Er nahm es an, was sie ihnr bot. Dünkel, Künstierrausch eine hei , flackernde Leidenschaft verwirrteni in den Sinn. Seine Frau war von i m gegangen! Es ward viel davon ge sprochen in seiner Welt. Jn der Schenie zur »Kleinen« Ma rie« sprach man iiber die Sache nichts, nicht ein einziges Wort seitdem thriik nenvollen Ausspre chen nach Mariens Ankunft Kein Klagen, kein Anklagenl Kein Schelten, kein Berdarnmen! Rücksichtsvoll und zart wie mit einem kranken Kinde gingen die Eltern um mit der von ihrem Mann geschie denen, zarten kleinen Frau. Sie war wieder ihr Kind. Darin lag ein feines Glück siir sie bei allem Leid. Die kleine Marie nahm nichts an von ihrem Mann, nhahm nichts aus seiner Welt in die i re Sie führte wieder ihr stilles Leben zwischen Vaterhaus und Pfarre. Sie saß arbeitend unter dem Tannenbaum, half den Eltern fleißig und still in Küche und Haus Viel gab es nicht zu thun. Denn nach dem kurzen Aufschwung war die Waldschenke wieder einsam und still geworden wie früher. Jagen hols säller. der Pastor, der Küster und der Lehrer sind ihre Gäste Das Bächlein gluckst und quirlt. Tag und Nacht rauscht der Brunnen. Und in das Gepliitscher hinein schluchzt Nachts leise, leise das wunde Herz Einer, die rasch verziehen hat und nie vergessen kann: das treue, reine Herz der kleinen Marie! Beliebte Künstlerinnen erhalten un gezählte Blumenspenden. Ost auch ——— ungezahlte. « Zu viel verlangt. »Huber, gehst Du mit in die Kunst ausstellung?« —- ,,Jn die Kunstaus stellung?! Jch bin doch kein Fremder!« Aus der höheren Töchterschulr. Lehrerin: »Und wie nannte man solche Sänger, die die Thaten der Helden befangen?« —Baclfisch: »Hel dentenöre!« Any Gefährtin-ed Mediickltniß. »Du willst nicht studiren?« —Nein, Onkel! Jch habe ein zu gutes Gedächt nißi Da tönnt’ ich am Ende all das Zeug nicht mehr vergessen!« Schlimm und schlimmer-. Schneider: »Bist man von Ihnen Geld bekommt, dauert eine Ewigkeit!« —Hetr: »Aber bis man mir Geld borgt, Dauert noch viel längeri« Widerspruch. »Der Herr Kupfer ist doch ein recht widerspruchsvoller Mensch. « —,,Wie so?« -—-»Er will Rechtslandidat sein und tanzt immer linksher-limi« Das Hotel dritten Nanges. Reisender: »Was soll das heißen, hier fehlen ja die Fenstervorhänge!« -—-Wirtl1:,,Dafiir sind aber die Fen ster so schmutzig, Daß man nicht durch sehen kann.« ! » I Vernichtendc Antwort. " Wirth: »Was sagen Sie zu diesem Wein? . . . er ist uralt. -—Gast: » m . . . Sie hab-en recht, man schmeckt p gar noch die Sintfluth heraust« Glosse. Die Höflichkeit verdient ja Lob, Wenn sie die wahre, echte; Doch Manchem fehlt nubr Muth, so gro Zu sein, wie er gern möchte. 1I f Scherzstqgr. Was ist eine Frau, die nicht kochen kann? cicpiUVLVUD IOUUVith SIE) Der Damme dass Glück. Vater (zu seinem Sohne, der glän zend durchs Examen gefallen ist): »Kan Dir jetzt wenigstens ein Lotte sieloosX