in Yiflokenschufj. KriminaLRomcm von Heinrich kzsea O 0000000 0000 ·000 s O 000 cis 0000000000000 I OOOOOQOOOF (5. Jortsesungt Das bisherige Ergebnis-, der Un tersuchung war somit gleich Null. Amt-richtet Braunftsch hatte sich ge nöthigt gesehen, aus der Hauptstadt einen Deteetiv Immen zu lassen, ei nen bewährten und tüchtigen Mann. aber weder diesem noch einigen aus Berlin bezogenen Criminalcomknissa ten wollte es tros aller Anftrenaungen und allen ausgebotenen Scharfsinns glingen, auch nur die geringste Spur des Thitters zu entdecken, auch nur das geringste Licht in das rätbselhasxe Dunkel zu bringen. Glaubt-: man es ne Fährte gesunden zu haben, so er wies sie sich schon bei den ersten Schrit ten als trügerisch und mußte wieder aufgegeben werden. Endlich fingen auch die Zeitungen an, dazu ihre Be merkungen zu machen. Es war ja lei der, wie sie schrieben, keine Seltenheit mehr, daß eine Mordthat unentdeckt blieb. In der Reichsbauptstadt zum Beispiel war über die Hälfte der in dem lebten Jahrzehnt begangenen Morde nicht an’s Licht gebracht wor den. Der vorliegende Fall aber war doch von ganz besonderer Art. Arn hellen lichten Mittag war die That begangen worden, in unmittelbarer Nähe des Thatoetes hatte sich ein Wächter befunden, und außerdem hat te die Behörde ein schwerwiegendes eorpus delicti in Wink-ernste Pisto -le, mit der nachgewiesenerutaßen die That verübt worden war. Sollte sich denn nicht wenigstens herausbetonk nten lassen, wessen Eigenthum diese Pistole wart Aber darin eben lag die bossuungilose Schwierigkeit Der artige alte preußische Reiterpistolen waren itn Lande noch zu Tausenden, zu Zehntausenden verbreitet. Nach dem an ihre Stelle der deutsche Armee qumim «-t»em nun hatte fi- hie preußische heereioerwaltung wie die alten Gewehre um einen wahren Spottdreis an die Kriegervereine und sonstige vertrauenswürdige Körper schaften oder an dasAusland verkauft, von wo sie sich durch die ganze Welt derstreuten, so daß jede Controlle un möglich war. Eines dieser Exemplare sah überdies sast genau wie das andere aus. Zwar hatte in den Schwadrons listen ein jedes sein besonderes Natio nale gehabt, das sich besonders auf kleine Abzeichen am Koldenholz grün dete, aber diese Listen existirten nicht mehr. Was von der Waffe galt, galt mich von der gefundenen Kugel. Nur so viel stand fest, daß bei keiner der bisher vernommenen Personen diese oder eine ihr gleiche Waffe gesehen worden war —- auch nicht, wie endlich mit aller Ueberzeugung nachgewiesen worden, bei dem Todten selbst. Schon dieser Umstand allein bewies also, daß die immer wieder angesichts der Mith selhastigkeit des Falles austauchende Annahme, der Todte könnte trog aller widersprechenden Gründe dennoch selbst die Hand an sich gelegt haben, endgiltig abzuthun war. Aus die Arten in der Rosenau’schen Morosache setzte sich der Staub. Amts richter Braunsisch hatte Tage, in de nen ihn seine Untergebenen und die in anderen Untersuchungsangeirgendei ten vernommenen Personen bei« der iidelsten Laune fanden. Die schöne Gelegenheit, sein Licht in voller Glo rie einmal leuchten zu lassen, so daß auch gewisse ferne hohe Vorgesetzte endlich einmal daraus gebührend aus merksam werden mußten, war dahin. Aber neue, wenn auch weniger interes sante Ausgaben traten an ihn heran und sie drängten den Fall Rosenau allmälig in den hintergrund Auch in der Beoöllerun Isd in den Zeitungen wurde immer eltener davon gespro chen. Es ging mit dem Falle Rosenau wie es mit so vielen anderen Sensatio nen schon gegangen war, er gerieth in Vergessenheit Auch in der Rosenau’schen Fabrik erinnerte äußerlich nichts mehr daran. Unter der Leitung Vollielolg nahm das Geschäft seinen Gang wie bisher, ausgenommen darin, daß es durch ihn nach allen Seiten hin noch eine bedeu tende Erweiterung erfuhr, und Daß der diesjiihrige Jahresahschluß die vorangegangenen noch weit in den Schatten zu stellen versprach. Man mußte zugeben, daß Niemand Die ma teriellen Interessen der Erbin energi scher und aufrichtiger hätte wahrneh men tönnen, als er. Das sah auch Renate, und wenn anfänglich in ihr Dankgefiihl gegen ihn mitunter sich noch eine leise, nicht zu unterdrückende Spur jener alten Abneigung mischte, o war davon nunmehr auch der letzte geschwunden Jhr freundschaft lichei Vertrauen zu ihrn wuchs, um so mehr-, als ei ihn nicht verleitete — und das eben achtete sie an ihm --, es iur Seringsien zu mißbrauchen. Nach vie vor verhielt er sich thr gegenüber sung in den Grenzen der Ehrerbie tung del Untergebenen. Nur an den Arsenal in der Woche ftattfindenden · sustkaliichen Abenden, an denen er nun regelmäßig tn Gegenwart der als ihr Gast einsam-, war er ein Un . Diese Scheut-e hildeten is der use-mit und Trauer um Re uie fest ihre ein« e Erholung unt W und waren ihr all nsreu Mk »s; i trockene Geschäft verstand,dann machte I « er, wie schon an jenem ersten Abend, s ; den anregenden Erzähler und Plaude : t:n’8, nicht geringem Erstaunen —war « rer. Ganz ausgezeichnet —- zu Rena: i I i Isein Ciavierspiei, wenigstens in tech « Alles verstand er sich, und nach und "rung, in der Tante Pinchen schon , längst sur ihn zerfloß. fast mit ein. l sür seine Urheiten diente, irr-der einen » nischer Beziehung, nur der seelische Ausdruck mangelte ihm ein wenig. Aus nach stimmte Renate in die Bewunde Die zunehmende Ausdehnung des Ge schäfts hatte im Contor noch die An stellung eines zweiten Lehrlinas und eines neuen Buchhalters nothwendig gemacht, die Räumlichkeiten wurden knapp, und als Hollseld seiner jungen Prinzipalin den Uebelstand auseinan dersetzte, daß er in dem bewußten Hin terzimmer für sich teinen Platz mehr hatte, war es Renate selbst· die aus den Gedanisn kam, das einst von ih rem Vater bennhte nnd nun leerstehen de Zimmer, das im Wohngediiude lag, dazu zu nehmen. Ohnehin hatte Re nate vor dieser Stube, in der das Schreckliche geschehen war« ein Grauen. Als Wohnraum das ihr fürchterliche Gemach etwa dem Hausstande hinzu zufügen, das hatte sie nicht iiber sich vermocht. So sollte es denn Hollseld als sein Privatcontor benutzen. Auch räumlich war er ihr aus diese Weise näher gerückt. Wenn er in diesem sei nem neuen Contor saß und arbeitete. so trennte ihn von Renaten nur die Treppe, die hinaus in ihre Wohnung führte. Wenn sie oben Claoier spielte, so hörte er es unten. Jn dem Zim mer selbst war im Uebrigen Alles un verändert geblieben. Vor dem schwar zen Ledersopha stand noch der alte breite viereckige Tisch, der Hollseld nun ae, dem Hirn gegenuoer, nano oer Geldschrank. und auch die ringsherum aufgestellte kostbare Mustersammlung war genau in derselben Anordnung geblieben, wie unter dem alten herrm Jn nichts hätte der friedliche, ja sast behagliche Eindruck, der über dem Zimmer lagerte, daran gemahnt, daß es der Schauplas einer so blutigen That gewesen war. Mehr als vier Wochen waren seit dem Begräbnis vergangen. Mehr als vier Wochen auch seit jener Nacht, die Hollseld einsam aus der Promenaden bank oerbracht — jener Nacht, in der ihm llihartig eine Vermuihung über Renaten’s Geheimnis gekommen — jener Nacht, in der er «ihr« gegenüber zu einem Entschluß gekommen war. Und dennoch hatte er bis heute vor ihr geschwiegen. Sollte er ihr das, was er wußte —- nein, nicht wußte, sondern nur ahnte, nur combinirte —, gerade zu in’s Gesicht sagen? Oh seine Com hination stimmte und er die Wahrheit errathen hatte oder nicht —- gleichviel, sie würde sich dor ihm entsehem Jhr altes Mißirauen oder was sonst jenes frühere Gefühl in ihr gegen ihn gewe sen, würde wieder erwachen —- taum, daß er es mit dem Aufwande seiner ganzen Selbstbeherrschung zum Ein schlummern gebracht, und Alles war von Neuem verloren und sdann unwi derruflich. Die Parole hatte dieselbe zu bleiben wie bisher: Geduld! War ten! Warten, bis die geeignete Gele genheit eintrat — vielleicht ein Zufall Er hatte jahrelang gewartet, er hatte sich darin die nöthige Uebung der schasst. Die Zeit, die ei noch kostete sie war nicht mehr sür ihn verloren. Die Gluth in seinen Adern bezäh mend, dachte er wieder an den lehten Abend, den er bei ihr verbracht, an ihr stundenlangei Zusammenfihen vor dem Cladiier —- die Nähe ihres Kör pers, die zufälligen Berührungen rnit ihren Fingern, die einen Strom durch seine Pulse jagten. Und das Alles gab er dreis, wenn er wie ein unerfah rener Jäger mit oorschneller hast aus seinem Versteck hervorbrach und das UND sklsascllaslh Aber es war noch ein zweiterGruno, warum er wartete. Denn in diesen vier Wochen, seit jener Nacht, die er aus der Promenadenbanl verbracht, seit dem Taae, an dem er hier im Wohngebäude sein neues Contor be zoaen, hatte er ein kleines Erlebniß gehabt — oder viel-siegr, es war nur eine aewisse kleine Beo achtun , die er in dem »Mordzimmer« gerna t hatte. »Klein« und doch von einer solchen Bedeutung, daß diese herren, welche die Untersuchung führten, sowohl die ser Herr Amtsrichter, wie seine De teltivs und Berliner Criminalcommis sare, darüber vielleicht starr qewesen wären. Aber er behielt diese Beobach tuna siir sich. Erstens: Mochten diese guten Leute sammt ihrem Herr-Amts richter selber zusehen, wie sie sich ein Licht anziindetem Zweitens: Nun erst wußte er genau, wie er seinen Plan »ihr« gegenüber einzurichten hatte — so oder so! schon deshalb war es gut, daß er gewartet hatte. Wieder war er in dem Zimmer, in dem sie ihm so nahe war, allein. Von droben drangen die sanften Klänge einer Elementi chen Sonate, eines grer Liebliniaes Me, u ihn in die title. Er Te die der aus der hand und Bilder der Iskunst gen ern seinem sich durch die Decke bo ren den heißen Au e vorüber. Sie sein Leib —- tb is iebe oder is hohl Er »W ihr Herr! Und here auch dieser zo bril! Herr von dem Allen um ihn r, was er durch seine Kraft gescha, . Wer Martin Hollfeld von allen - schen, die ibn lannten seht beobachtet hättet Ein diimonifcher Traum schien um ihn sein Wesen zu spinnen —- ein Traum, obwohl er mit wachen Augen dasaß. So hatte ion noch Niemand gesehen, selbst seine-Mutter nicht. M v. Wir verlassen nun unsere bisherige Umgebung, um uns oiele Meilen weit von ihr einer anderen zuzuwenden. Einen Tag später, nachdem die uns in dieser Erzählung befchiiftigende riithfelhafte Blutthat in der weiteren Oeffentlichteit ihre erste Verbreitung gefunden, wußten die Zeitungen in ihrem Depefchentheil ein anderes un glückliches Ereigniß zu melden. Der zwischen Berlin und Bremen verkeh rende Nachtichnellzug war infolge fal scher Weichenstellung entgleist. Wenn auch leine Menschenleben dabei zu be klagen waren, so waren doch verschie dene Personen sehr schwer verwundet worden. Ein Glück im Unglück war es noch, daß das Ereigniß dicht vor einer Station passirt war, so daß so fort ärztliche Hilfe zur Stelle war und die Verwundeten in Krankenhaus ge schafft werden konnten. Zu den Schwerderletzten gehörte auch ein jun ger Mensch, dessen Name sich nicht in Erfahrung bringen ließ, da er keine Legitimationsbapiere bei sich trug und andererseits die bedenkliche Schädel lontusion, die er erlitten, ihm das Be wußtsein genommen hatte. Einige Tage vergingen, die sorgfamste Pflege wurde ihm zutheiL und er schan wie der die Augen auf· Aber auch jetzt noch verbot der Arzt, irgend eine Fra ge an ihn zu stellen. Auf dem schwar zen Brett iiber seinem Kopf, das dazu bestimmt war. den Namen des Kran ten anzugeben, stand mit Kreide ange schrieben »Unbelannt«. Immerhin ga ben die Blicke des Patienten, so oft er die Lider hob, zu erkennen, daß er wußte, was mit ihm vorgegangen war und wo er sich befand. ·Voll Mattig l-!4 Its-t- -- s- -f--- --—-- s-2-L scls IUUUD VI IIS IRS Ilslllsbb nächle von Neuem. Das einzige, was man in seinen Taschen aefunden hatte, war ein Billet dritter Klasse nach Bremen und ein kleiner Geldbetrag. Manchmal, nachdem ihm nunmehr das erste Bewußtsein zurückgekehrt war, wurde er unruhig im Schlaf, er hatte offenbar schwere Träume, wobei er sich verfolgt zu glauben schien. Aus seiner Seele schien irgend ein Geheim nisz zu lasten, eine dunkle That, deren Schatten von dein hübschen, jugend lichen, don duntlen Locken annahm ten Gesicht, dem aber wilde Leiden schaften ihren verwitstcnden Stempel aufgedriickt hatten, nicht weichen woll ten. Erwachte er aber und erkannte und begriff er wieder die Umgebung, in der er sich befand, so hätte ein scharfer Beobachter von feinem Gesicht wohl einen Ausdruck des Schrecken-« und der Furcht ablesen können, der dann allmälig einer ergebenen Fassung Platz machte, worauf er abermals als bald die Augen schloß und von Neuem in Schlaf zu fallen schien. Wenn blos der Arzt, die Schwester, die beiden anderen Krantem die neben seinem Bette lagen, gewußt hätten, daß dieser Schlaf dann nur von ihm geheuchelt war, daß er nur feine Au gen schloß, um auch weiterhin nach nichts gefragt zu werden. Ja, er hatte Furcht — die Furcht, ertannt zu wer den. An seinen tlehte Blut. Mörder! klang es ihm in’s Qbr mit einer Stimme, die er allein nur hörte. Schon waren die häscher ausgeschickt. um ihn zu suchen. zu greifen, feinen Richtern vorzusiihrem Er hatte flie hen wollrn, über das Meer —- noch wäre ein Entrinnen möglich gewesen. Gott selbst — wie lange hatte er nicht an Gottes Namen gedacht s-— hatte fein-e Flucht vereitelt. Nur eine kurze Freiftatt war ihm noch ge giinnt. Wenn er wieder gesund war und dieses Bett verließ — was würde ihn erwarten? Vielleicht genügte schon fein Name, sobald ihm der erft abge fordert wurde ihn feinen Verfolgern auszulieferm Noch fragten sie ihn nicht darnach, noch hielten sie ihn fiir zu krank, noch ließen sie sich von ihm täuschen. Warum aber hatten sie ihn wieder neun-Leben4 gebracht, zu einem Beden, das Ia vom Vertoren war nno das am besten gleich auf der Stelle ausgetilqt geblieben wäret Warum? Mörder! Das also war das letzte in der Reihe feiner Thatenl Mörder! Aber nein! Wenn auch Blut an sei nen händen klebte, vergossenes Men schenhlut —- ein Mörder war er n che! Gott wußte es! Nicht mit Berechnung. mit kaltem Vorbei-acht hatte er die That begangen! Und wenn er dee Strafe Hirchtete —- nicht um seinet willen fürchtete er sie, denn was lag noch an ihm —- um eines anderen We sens willen schauderie er davor zu rück. Renatel Von Neuem umstrickte ihn seine alte Qual, von allen Qualen die bit terste, die Reue. Aber war er nicht an sie gewöhnt? Wie hatte sie während dieser letzten Jahre in feinem Elend, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte, an ihm genagt? Jetzt erst aber war fein Maß voll geworden. Der Tod hatte die band nach ihm ausge streckt, er war noch einmal von ihm er wacht, und jeht erft sah er, wohin es mit ihm gekommen war. Er dachte wieder an die verlorene Kindheit zurück. Schon damals — rrnn tou tel ber’z — hatte er Renate ge liebt. auf ihre Freundinnen war er eifer szig gewesen, selbst auf ihre Puppen. ur mit ihm sollte sie spielen. Eine Zeit lang hatte sie eine Liedlingipupne, mit großen Kornblui menaugen, hlonder Perrinth dicken ro then Backen und einem Mund, in dein deutlich jeder Zahn zu sehen war. Zornig, weil sie diePuppe lieber hatte. als ihn, riß er sie aus dem Wagen und schleuderte sie aus das Steinpslaster im Hos, daß der Kot-s gleich in zwei Stücke sprang. Weinend lies Renate zu ihrem Vater, aber trotI der Strase, die er dasiir bekam. sreute er sich. Niemals, auch nicht in späteren Jah ren, hatte er einen Menschen mehr ge haßt als diese Puppe. Sie wurden Beide älter, er bezog die Universität, und im Rausch der jungen. schranlenlosen Freiheit be gann er Renate zu verge en. Ali er zum ersten Male heimkehrte, und sie in ihrer wie über Nacht ausgebliihten Schönheit nun wieder vor ihm stand, da erwachte wohl sein altes Gefühl sür sie von Neuem, aber es gesellte sich noch etwas Anderes hinzu. Er hatte das Küssen gelernt. setzt erst wußte er, was Liebe war. spie aber erschrak vor seiner stürmischen Art —- sie ent seyte sich förmlich davor. Ein «dum mes, spröde5«' Ding nannte er sie. Merkwürdig aber, je länger er wieder in ihrer Nähe weilte, desto mehr sühlte er sich auch in sein altes Verhältnisz zu ihr zurückverseßt Doch die junge ent fesselte Kraft, die seine Adern durch brauste, riß ihn von Neuem in die Versiibrungen der Genossen, die er gesunden hatte, hinein. Was daraus folgte, ist den Lesern bekannt bis zu der Zeit, wo keine Nachricht mehr von sihm und über ihn in das väterliche Haus drang, wo er vonHerrn Rosenau als ein Verschollener, Verlorener be trauert wurde, wo in Renate die eigen thiimliche Veränderung vorging, die ihrem ganzen Leben eine Wendung gab. Mit welchem sesten Vorsad hatte er dieses letzte Mal seinen gütigen Wohlthäter verlassen. Jhm und thr, die sich mit solcher Verachtung nun von ihm abgewandt, hatte er in seinem Innern still Lelolzt »ein neuer-Jensei; - U zll lllklsclh Ucl Anfang uqz qu unu- 1 auf? Beste an, er lebte gewissenhaft nur feiner Arbeit, mit eiserner Wil lensiraft wies er jede neue Versuchung von sich, seine Vorgefehten drückten ihm ihre vollkommne Zufriedenheit aus, bis jener unglücklickk Tag kam, da er aus einem ganz geringfügigen Anlaß und von seiner noch immer manchmal auislackernven heftigieit übermannt, mit seinen ersten Vorge setzten vor dem arfammten Geschäfts personal in einen wilden Streit ge rieth und aus seiner Stellung sofort entlassen wurde. Was nun? Er suchte nach einem neuen Unterkommen. Aber wie ihn, so aab es noch tausend andere Suchende. Das erste Mal war ihm das Glück dabei geneigt gewesen, jetzt ließ es ihn im Stich. Vielleicht holte man auchErlundigungen iiber ihn ein, untv weil sie wohl die Wahrheit be sagten, so wurde ihm schon deshalb jeder Weg versperrt. Seine Mittel ginaen auf die Neiae, und er mußte, er wollte leben. Sollte er sich wieder an seinen Wohlthäter wenden? Sollte das die Art sein, in der er wieder vor ihn trat —- vor ihn und »sie«? Ber achtete sie ihn nicht schon genug? Lie ber noch wollte er vor hunger sterben, lieber unt-ergehen, als das! Es tam ein Abend, wo er nicht wußte, wo er sein haupt hinlegen sollte. Er suchte ein Afhl auf, wo man ihm eine warme Stippe und fiir die Nacht ein Lager gab und wo er Gefährten seines Un aliicts fand! Einer von ihnen wußte fiir ihn Nath, in der Weltstadt gab es ja noch so manche Befchiiftigungen. mit denen sich auch der Aermfte von einem Tage zum anderen hinüberrets tet. Auf den Straßen hatte er gestan den und Zeitungen,SpielzeugStreichs hölzer verkauft, immer auf der but vor dem Schuhmann, der ihm den ihm fehlenden Gewerbeschein abverlangt hätte. Wenn ihn etwas in diesem Ab schnitt seines Lebens aufrecht erhielt, so war es das Bewußtsein, daß er sich fein elendes Brod wenigstens mit Ehrlichkeit verdiente. Er hatte eine gute handfchrift, und so war es ihm endlich gelungen, als Schreiber in dem Bureau eines Rechtsanwalts un terzutoinmerr. Nach rrnd nach erwarb et das Minnen feines neuen sähest r T der in ihm den gebildeten Menschen er kannte. So wurde er in dieser Stel lung auch damit beauftragt, zuweilrn »ein-e Geldbeträge einzuziehen. Eines Tages, es war ein Samstag, wurde ihm vom Bureauvorsteher ein Wechsel eingehändigx Der Arceptant wohnte in einem weitaeleaenen Vorort und da es schon am späten Nachmittag war, als das Papier einlief und er mit des sen Einziehung beauftragt wurde, das Bureau aber um sechs Uhr Nachmit tags geschlossen wurde, so sollte er das Geld, falls bei seiner Rücktunft das Bureau bereits geschlossen war, bis zum Montag Morgen bei sich behalten Der Betrag des Wechsels lautete aus lehr als tausend Mart. Er fuhr mit dem Papier zu dem Acceptanten hin aus. Da gerade Lohntag war, io mußte er an der Kasse eine geraume Weile warten. Als ihm dann endlich das Geld ausbezahlt wurde, war ea, wie vorausgesehen. Abend eworden, und der ihm ertheilten Wei ung ge mäß nahm er die Summe mit sich nach hause, wo er sie beim Schlafen aehen unter seinem Kopftissen ver barg. häßliche Träume quälten ihn in der Nacht. Tausend Markt Was ließ sich Alles mit so viel Geld begin nen. Er hatte nun das Treiben der Weltstadt in allen ihren Tiefen ten nen gelernt. Wie Mancher hatte sich schon mit wenig baarem Geld aus der Tiefe wieder em rgearbeitet und un zählige Gelegen eiten schwebten ihm fett dor, mtt dieser Summe, die us F x-- -- -»-- .-k --.,.. -. - --,-, -.«-r..,.-«-»,. ter seinem Kopfe lag, wieder sur höbe zu kommen. Er verstand sich ja jetzt auf Geschäfte aller- Art Einer der Klienten seines ietigen These batte seinen Wohlstand damit begründe3, daß er ansiinglich lit ein paar hundert Mart altes Baumaterial zusammen lauste, den ersten Nasen legte er dann in billigen abgelegenen Grundstiictea in der Vorstadt an, wozu eine ver schwindend tleine Anzablung genügte, und deute war dieser Mann Millio niin Und das war nur eine einzige von diesen tausend Möglichkeiten Nur, wie gesaat, etwas baares Geld aebiirte zum Anfang — und unter seinemKopslissen lagen tausend Matll Der Vater, Renate! Ja, dann durste er wieder var sie treten! Wie sie erst dor ibm erschrecken, dann erstaunen würden —- und seinen Reichtbum brei tete er Renaten zu Füßen und sprach: »Das Alles gehört Dir! Für Dich, siir Dich habe ich es erworben, damit Du mir glaubst. Fiir Dich bin ich ein neuer Mensch geworden, fiir Dich habe ich gelitten, aebungert, und endlich meine höchsten-tröste angestrengt. Das Schwerste babe ich siir Dich getbanl Das Schönste kann ich mir mit diesem Golde tausen, aber schöner, berrlichkr als Alles auf der Welt bist Du! Nimm es, denn Du braust seine Be rührung nicht zu scheuen· Es ist ehr lich erworben!« Ebrlichl Ralter Schweiß stand auf seiner Stirn. Ehrlich! Er war es bis heute ge blieben und in seinem Elend war das sein einziger Trost gewesen. Nun iro chen die Dämonen der Nacht aus ibren Winkeln bervor — zum letzten wollten sie ibn verführen· Zum Diebe wollten sie ibn machen. Mitwiistem Kopfe wachte er am Morgen aus. hell strahlte schon die Sonne in seine jämmerliche Dachstube, die nicht einmal sein heim war, denn das erlaubten seine kümmerlichen Mittel nicht. die nur iiir eine soge nannte «Schlasstelle« langten. wo er nur die Nacht zubringen durfte. Unge duldig würde es bald an die Thiir klopfen und eine Stimme ihm zuru sen, daß es nun fiir ihn Zeit wäre, sich fortzumachen. Wie in dem öden, un gastlichen, tahlen Raume ihn heute Alles ansah — die schiefen, nur ge tünchten, don der Feuchtigteit der fiirbten Wände: der tnarrende, durch löcherte, beulige Fußboden, zwischen dessen Bohlen der Schimmel saß: das von Schmutz fiarrende Blechdach vor dem Fenster. Er war wieder der hoff nungslose, jämmerliche arle Teufel, der er fortan ewig bleiben würde. Re natel Von ibr hatte er geträumt. Ver zweiflung übermannte ihn, —- von den Thürmen läuteten die Sonntagsglw den« und heiße Thriinen rannen über seine eingefallenen Wangen. Entsetzung folgt.) ————. - — ciue kleine derive-stunk Ein ehemaliger General, welcher später als Schulanspettor in Nuß land sunttionirte. erhielt Klagen be treffs Thee, welcher an gewisse An stalten geliefert wurde und nahm sich dor« sich über die Berechtigung der Klagen zu dergewissern. So begab er sich eines Tages zur Stunde des Thees nach der Schule, wo ihm zwei Angestellte mit einem großen Gefäß begegneten. —- «Halt!" rief er; die Beiden blieben stehen undg riifiten ihn. »Holt mir einmal einen Löffel,« be fahl er. Auf der Stelle wurde ein Löffel herbeiaeholt, welchen der Gene ral mit den Worten nahm: »So, nun will ich mich selbst überzeugen, ob denn die eingelaufenen Klagen wirklich begründet find. »Aber General,« schrie der eine. .Ruhig,« donnerte der General und schluctte gemächlich einen großen Löffel der Flüssigkeit hinunter. »Es ift abscheulich, schrecklich, noch nie habe ich solch schlechtes Zeug versucht-« »Aber General,« erwiderte der andere, das ist ja lein Thee, sondern das Ab waschwasser. das wir soeben ausschiiis ten wollten-« Der homöopathishe Stumm Auf der Rückkehr von einer nach Südfranireich unternommenen Reife traf Heinrich heine in Lyon mit einem seiner Freunde, einem deutschen Vio linisten zusammen, der ihm eine große Ldoner Salami gab mit der Bitte, sie einem gemeinsamen Bekannten, einem homöopathischen Arzt in Paris zu überbringen. Deine versprach, den Auftrag auszuführen uno übergab den löftlichen Leckerbissen seiner Frau, die mit ihm reiste, zur besonderen Obhut. Da aber die Postiutsche fo gemöchlich fuhr, stellte iich bald Appetit ein, und auf das Anrathen seiner Frau loste ten beide oon der Wurst, die sich nun Meile um Meile oerringerte. Jn Pa ris angekommen, wagte es Deine nicht, das Ueberbleihsel dem Arzte zu feu den· Da er aber auch den Auftraa dei Freundes ausführen wollte, schnitt er mit seinem Rasirmesser ein ganz klei nes ideales Blättchen von der Salami, steckte es in einen Bogen Velinpapier und in ein Eouvert und sandte es dem Arzt mit folgendem Billet: «Lieber Doktor! Aus Ihren wissenschaftlichen Unterfuchunaen isi zu ersehen, daß der millionste Theil einer gewissen Sub ftanz die größten Erfolae erzielt. Jch bitte daher um freundliche Aufnahme; des hier deigefligten millionsten Theils einer Lyoner Salami, die mir unser« Freund ftir Sie til-ergab Wenn die Homöopathie-eine Wahrheit ist, wird dieses Theilchen bei Ihnen denselben Effelt machen wie die aanse Salami. s- Idr deinrich deine stimme-II etduete . Eine Herrin fchielt eines Tages ei nen Zigeuner, der in ihrem Hofe bei dienftet war, zu einer Freundin mi: zwei schönen großen Pflaumen und öderaiebt ihm auch einen Brief, den er )ihr überreichen soll. Der Zigeuner . eht mit denPflaumen und dem Bei-ne ! ort. Unterwegs steht der Ziaeuner Zimmer die Pflaumen gierig an, denn der Räuber hat ftets Drang nach dem, zwas ihm nicht gehört; er fah die lelaumen nicht lange an, mit einem sMale fteelte er eine in den Mund und use sie gan auf. Er traf bei der Her rin, der zreundin seiner Gebieterin, ;e.in«und übergab ihr den Brief« die Hudrra gebliebene Pftame befand sich »auf einem Teller, den er in der Hand kfield Die Herrin lag den Brief und ragte dann den Zigeuner: »Höre, Du, Zigeuner, ich sehe auf Deinem Teller blos eine Pflaume, und hier im Brief sieht, daß man mir zwei gefchiett han« —- Der Zigeuner fchwieg. -— »Hast sie wohl aufgegessen, Du Kräbes« Wieder schwieg der Zigeuner. s-— »Alle baft Du das nur thun lönnen?' meinte eärgert die Herrin. » »Sei-en Sie — Zot« erwiderte der Zigeuner und ftectie rasch die zurückgebliebene Pflaume in den Mund. « -——-.-O-s--s————· Its-me Einladung-. » Jn den fiir de Culturgefchichte fo Zaufzerordentlich wichtigen iignptifchen iPapnrusfunden, von denen noch ein ungeheurer Vorrath der Entzifferung harrt und noch ungeahnte Mengen in den Grabern und tn den »ftödtifchen Kehrichtbiigeln« fchlurnmern. haben sich einige Einladungsbriefchen aus dem 2. und Z. nachchristlichen Jahr hundert gefunden, deren Form der bei uns üblichen fo außerordentlich nahe kommt, daß wir hier wieder Beweise für die Aehnlichleit der Cultur, refo. Vhpeeultur der späteren Kaiserzeit mit der des 19.———20. Jahrhunderts haben. Die Einladungen bedienen sich theil weife der dritten Person, wie wenn . msv suec Jus NZIODIIIAOOD oft-v III fl dructtes Formular schreiben: »herai«s bittet Dich um Diner bei Gelegenheit der Vermii ung ihrer Tochter auf morgen, den ö. Tag der Woche, ,zu«m Ieftmahl in ihr haus. Man speist um 9 Uhr (d. h. neun Stunden nach Sonnenaufgang, also drei Uhr).« Auch das U. A. w. g. fehlt nicht, wssm es auch im folgenden Falle weng der Abholung bemerkt wird: »Die besten Empfehlung-m Frau Serenia, oon Vetosiris. Mach es doch möglich, oerebrteste, zum 20. fiir den Geburts taa des Gottes herauszutommem aber insreibe mir oorerft, oh Du zu Schiff oder zu Esel ri:isest, damit man Dich abhalt. Bitte, vergiß da nicht. Bleihe gefund!" Eine andere Einladung würde in moderner Fassuna sich um schreiben lassen: »Ehacreinon bittet Dich fiir das Serapionfest zum Be zirksoereinsfestessen im Serapkum siit morgen den 15. aus drei Uhr.« —- w—« ciue sentchenfrruudtm Eine reiche und vornehme engli sche Dame, die Van und Garten in London besitzt, hält jeden Sonnabend ein offenes haus für eine bestimmte Anzahl von den Allerärmsts:n,Erwach senen und Kindern, aus dein öftlichen Theile von London. Zwanzig bis dreißig Personen sind es gewöhnlich· Bei ihrer Ankunft an der Eisenbahn station warten der Gäste elegante Pri vateguipagen, welche sie nach dem gräflichen Landsih dringen. Hier an gelangt. werden sie von der Gräfin empfangen, und nach einem lleinen meiß in Pack und Garten geführt. Die Kinder des Hauses diirfen sich un gezwungen unter die Gesellschaft mi lchen, mit ihren Altersgenossen spie len, ihnen die Kaninchen u. f. w. zei gen und sie in jeder Beziehung wie ihre Gäste behandeln. « Den Glanzduntt des Tages bila natürlich das Mittagessen, welches aus reichlichen Portionen von Roastbeef, frifchemGemiise — siir die Armen eine seltene Delikatesse -—, Puddina und Obst besteht. Diese Mahlzeit ist fiir die meisten ein wirklich wach-wachen des Ereigniß, wird doch dassele Eß serviee, sowie dasselbe Silberzeua be nützt, welches auch auf die »Es-lich Tasel kommt. Nach Tisch bleiben die Gäste sich selbst überlassen, Garten und Pakt ite ben ihnen zur Verfügung, und Alle können machen was sie wollen. «Aber,« erzählt die Lohn, »auch nicht eine Blu me wird abgerissen, over eine Beete ungerührt, obgleich kein Verbot die Geladenen daran bindern würde.« Die Tbeestunbe vereinigt wiederum Alle im Eßsaat Aber ei- giebt Tbee im weite ren Sinne: denn außer ganzen Sta peln von Brod und Butter giebt es Backwert, Kuchen und eingemachte Früchte. Mit dieser tüchtigen Spei sung schließt der Tag, bie Equipagen ; sabren wiederum vor und bringen die i bunte Gesellschaft — zitteriqe Greise, ’iunge Leute und Kinder — nach ver .Eisenbabnstation, und selten haben die Waaen aliictlicher Menschen besiirs der»t,noch später in nächtlicher Stunde schonere Träume einen Schlafenden umgautelt. --------.-—-——— Einer wiitbet in China immer. Frit ber waren ei vie Kaiserin-Wittwe, Bring Tuan, die Beter, vie Rasse-, bte — — —. Jent neiitbetv die cho lera. « i i s Alles ist schon dagewesen. Ben Atibs sei-tm wiedeåtsiechtt bezn schon vor gen man pur die in te können. ’ « z »