Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 01, 1902, Sonntags-Blatt, Image 14

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    --»· .,- -----
Jch hen mich
schon oft Nim
roer gefuchst
Die alles-, Daß
Der Philipp,
was meinHoS:
kund ri-, so
viel Schnuff
juhfe ruin. Ich
kann gar nit
sehn, wie en
Mann Fonn da Jur- tuva kann.
wann er sich die Noä immer so voll
Rappe duht mit den oreckige Schnuff.
Schon mehr wie hunnert mol den ich
deßwege zu ihn gesproche, amrver er
sont dann immer, er mißt den Zchnuff
huwwe un was en Mann brauche
dnhh das müßt er ewe dumme- Ich
den ihm gesagt, es oeht so ordinehr
gucke, answer das hot : ni: so baivwe
wolle; er bot gesagt. III wär all Der
Sie-l un die feinsie Leut setzte Den
Schnuff juhse un ietven der Kinn Ed:
ward hätt sei Schnuffbacls immer
bändig, daß er sich ern täckeie könnt,
un wag de r ouhn netzt sell wär ahk
MAX. Dodrinn hen Ich Doch e Innere;
EIN-innen gehabt, »wir-er dieselxve Zeit T
her-. ich doch gesehn, Daß Ich den Wegs
nst an ihn komme tdnnr Ich hin in
die erfchte Lein emol druer nachge
denkt, wie ich den Kunk- am Beste
ficjfe könnt un Do den ich mich en gute
Drick auggeoenkt Wisse Ze, wann
nur uns zu unser Miean an den Tehi »
bel bocke duhn, Dann is immer Die
Schnuffbackg newq ten Philipp sein
Meht un do hen ich gedenkt, sell ic
meme Tfchens. Ich hen mich ganz
ILTMUI die Schnuffdacks getchwklpt
unshen den Battem tug gemacht. Dann
den ich se minder ganz heimlich, mit
augt daß er ebbes genohtift hoc, hin
gestellt An fellent Mittag hen met
Pohrkrohst for Dinnser gehabt un den
gleicht der Philipp Jrig gut. Wie er
sich en große Tfchont asetäctett gehabt
bot, do bot er sich in Posischen gesetzt
un hat alliwet gefchcneilt. Dann bot
er sich in Posischen gesetzt un bot all
iwtver geschmeitL Dann bot er sei
Schnuffbacks am Weckel kriegt for sich
en Schnuff zu genehmigte awier wie
et den Kowwec not afimache wolle,
do is der Battern erauz gange un do
dran hen ich gest-elekt. Oliv-ver was
qehiippend is, dooran den ich nit ge
fickerh Der Schnuff is immer Den
ganz-e Tehbel gefloge un Ins met-richte
is uss den Rohft gefalle, awwer sei
Meht hot noch nit Das geringste von
triegi. Do hen mit off Kohks nicks
esse könne, er awwer hat sich dran ge
macht un fein Tfchant Miet ge e un
bot sich gefreit wie allez. Ich in so
mähd gewese, Daß ich ihn am Liebste
den ganze Pottrohft an sein Efelskopp »
geworfe hätt. Ich hen gesagt: »Do;
hist du windet emol den Pruhi zu
soc-S das Schnuffe all sieht-e kann.
Jetzt haft du unser ganzes Esse ge
speult un dem arme Bennie is auch
Don den etliche Schnuff in sei Augelche
gefloge. Der Rohst hoc mich en Dah
ser un sechs Schillina getoft un das
ganze Geld un mein Battet bifeits is
set-sehst. Ich bebt mich schede im
nter so en Stoff zu juhfe.« Do hot
er answer kein Wort gesagt, er hot
Ianz ruhig weiter aesse un wie er mit
durch war, do sagt er, ermißt jetzt
in den Stohr gehn for sich e neie
Schnuffbachs zu kriege. Seil is all
sie Sattisfiicklchen gewese, wo ich
ckfkgf ERN. Im Ucc? Osc Inst Un MlO
mich e paar Poehetes qefreit und e
psmr Ehtg qebeuli. bitahg hungrig
sen mer doch nit qekir könne. Amme-r
ich hen mein Meino usqentacht, Das-, ich
ihn von den böse beibbit tncire wollt.
Jch sin am Nachmittaq, wie ich mei
Disches gewasche gehabt hen un mei
Ritschen widder ussqetbrehient hatt,
zu die Missus Wehe-weder gange un
hen mit die emol iwwer mein Trubel
gesproche. Well, hoi se gesagt, wann
ihr Mann schnufse oooer tschuhe deht,
dann bebt sie noch keine Minnit bei
ihn stehn; sie könnt noch eher stende,
wann en Mann alle Dag en Dust
hätt, als daß er so böse Häbbits
hätt. Wie ich Das gehört ben, do hen
ich noch schlechter aesiehlt, wie vorher,
un ich hätt am Liebste oen Phil gar
nii mehr angequckt odcer wär von ihn
suctgelause. Jch hen gesagt: Werg
weitern, hen ich qesagt, ich muß Das
häbbit breche ovoee ich will den Riesen
wisse wei. Die Wedesweilekn hot ge- »
sagt, sie könnt mich nrt for biehnie un
sie wollt mich essis:e, so viel wie se
könnt. Se hot mich Dann oen Ettweis
gen-we, in sei Schnusfbacks e wenig
Pepper zu mickse un Dann dehi et
schubr sick un tesett von Ien Zchnusfe
Gern Sie hätt auch noch e Pau
ker-by wann ich da etwas von juhse
seht, dann dehi et nie nii mehr nach
Schnnss staue. Ich sollt answer kehr
fnkl sein, daß nicks hänpene seht un
soci in die etschie Lein vie Kids nicks
m sage, bitt-di als e RuhL dehie vie
tot an Sioss oetm wo des-scheut it.
Ich lieu mich das Panoet gewwe losse
It si- heian Der Philipp bot noch
Hei den Mike-e in Den Saluhn
Museui besohe das der
M des Zeit is, he- ich des
" n disk-Ader in sei Schluss
sessss us sen bedenklich ass
» Js- mic den i- miser
. M Dei-W Its-u
ich niich gleich ehhes hohlfehl triege."
Sie könne sich denke, daß ich mich ge
minnert den« Bei Galle, hen ich zu
mich gesagt. is denn der Feller schon
so ohigehriiht, daß der streng-e Stoss
kein Effekt mehr an ihn hot? odder
» mehhie hen ich vielleicht nit genug ge
s sahst. Wie er emol autseit den Ruhm
gange is, do hen ich noch e ganze
Lohd oon den Pepper in die Paris
gedahn un wie er widder in den Ruhm
komme is, do hot er oss Kohts reite
roeg widder den Schnuss getöchekn Jn
dieselroe Minnit wie er ihn in sein
Riechtolwe huchstawiert hot, do hot er
en Schrei gelosse, als wann ihn einer
mit ePitschsohrt getictelt hätt. un is
den lange Weg hingesallr. Do sin ich
awwer doch geschiehrt gewese. Ei tell
fuh, er hot ganz schrecklich angetvwe
un hot in einem fort gehallert, er wär
gepeusend Als e Ruhl is keins von
die Kids da gewese un ich hen also
selbst zu den Dadter lause misse. Es
hot mich ehnut e halwe Stand ge
nomme, bis ich widder heim komme
sin un ich hen den Deckter gleich mit
gebracht. Art-wer was wer’n Se
denke, der Philipp is gar nit mehr do
gewese! Jch hen iwwemll for ihn ge
hont, awwer ich hen ihn nit sinne
könne Jn mein nächste Brief will ich
Jhne sage, was sonst noch gehädpend
is. Mit beste Riegahrds
Juhrs
Lizzie HansstöngeL
- -—-.—..-—-» —
Treue pstchteesüseeus.
Der Wirth im »h1auen Hirsch« zu
Langendots hat einen Hund, der ge
radezu ein Muster aller Wirthshaus
hunde ist. Er begrüßt jeden eintreten
den Gast mit frohem Gebell. hebt her
untergefallene Handschuhe und ähnli
che Gegenstände auf, irr-It von vorge
haltenen Cigarren »die, Ajche oh
uneins-mai nach oir her-or atgurreh
kurz, er macht die erstaunlichsten Sa
chen. Seine Glanzleisiung ist aber.
wenn ein Gast ihm ein Fünfpfenniqs
stiick schenkt und Sehnt-seh so heißt
nämlich das Prachthundevieh. dieses
in seine Svarbiichse thut« welche neben
seiner Lagerstätte in einer Ecke der
Wirthsstube steht. Meistens lassen die
Herren ihm eine Schüssel voll Bier
aießen und werfen dann das Getostiict
hinein. Schuvsel sauft dann erst die
Schüssel bis sum letzten Tropszn leer
und holt dann die Miinte heran-.
Kehren da einmal zxvei Derren aus
der nahen Stadt im «b1auen Hirsch«
ein, welche fchon oiel von den Talen
ten Schupsel’s gehört haben und ihn
selber einmal aus die Probe stellen
wollen. Aus die Frage nach dem Hun
de bricht aber die Wirthin in ein lau
tes Jammern aus. »Nee, denken Se
sich bloß arnal an, des arme hundeii
Borgestern hat ihm a Herr an Sechser
drüben in ’n Dorsteich ·g'schmissen, une
nu saust das arme Biechel schon zwei
Tage immer-Zu lauter Wasser. Der
stirbt rnir sicher an der Wassersucht!«
Utese erhöhte it der cchveth
Eine höhle, die, wenn sie gut be
tannt sein wird, zu den schönsten in
Europa zählen dürfte, ist in der
Schweiz soeben zum ersten Mal er
forscht worden. Jhr Eingang liegt
nahe bei dem Dorfe Stalden im
Muottathaie, nicht weit von Sehtth
ant Fuße des PrageL Jhre Erfor
- schung war schon ost versucht worden«
;aber die Wassermengen, die Steilheit
» der Abhange, das niederstüran Ge
. stiein hatten sie bisher verhindert. Vier
«tiihne Alpinisten aus Zürich haben
nun soeben eine große Entdeckungs
fahrt in diese höhle unternommen.
Mit Lebensmitteln sür acht Tage,
» 5000»Meter «langen Seiten, Leitern
UllI UcclyicklllllllMN clllSgclUllcl, UND
sie in aie Grotte eingestiegen una erft
nach 2 Taaen Mittags ivieceraeloni
men· Die Bewohner Staloenå fchickten
sich gerade schon an, die Verlorenae:
glaubten zu suchen. Die Forscher ha
ben sich oon Schlund zu Schlund, oon
Saal zu Saal bis zu einer Entfer
nung von 2750 Metern vom Eingang
oorgewagi. Bei oiefer Entoeckungs
reife von fechsunovierzig Stunden
haben sie eine Fälle von Naturfchön
heiten gefunden Säle, Die wunder-v
voll mit Stalattiien geschmückt sind,
uns unterirdische Gießböche, die mäch
tig genug sind, um Sagen-erste zu trei
ben. Diese Resultate haben fie fiir
vie Anftrengungen uno Wagniffe ih
rer Forschung, die nicht ohne Gefahr
war, reichlich entfchäoigt.
Gemme-e Taussiatmib
Ein französischer Statistiler hat
ausgerechnet, daß ein gewöhnlicher
Walzer für jeden Tänzer einen Weg
oon 1200 M. darstellt. Das ift der
längste »Tanziveg«, wenn man die
Quadrille ausnimmt, deren vier Fi
guren, zusammengenommen je der
acht Personen, die sich daran heil-ei
ligen, faft zwei Kilometer machen luf
fen. Unter den Einzeltänzen kommt
nach dem Walzer die Mazurta, die
950 M. repräsentirt; vie Polla —
900 M, und der Vierfchritt —- kaum
800 M. Das ist noch nicht alles: un
fer Statistiker ginq noch weiter. Er
hat, auf Erfahrungen genießt, berech
net, das auf einem großen Ball, der
etwa um 10 Uhr Abends beginnt, um
· s Uhr Morgens zu enden, eine
en, die an allen Tänzen, auch am
luheetillou theilgenommea hat,
s miser alt ös,000 Schritte Ina
Qen muste, was ss Kne. repräsentirt,
d. j. f- VIeL Die B englifd Meilen.
" smde
dunkles-Wen « »F P
Ver Papagei. Mk
Oumoreote von W. E.
Als Frau Lina Richter in Gesell
schaft ihrer Schwester an den Ufern
des Laie hopatcong weilte und dort
wohlgemuth Natur tneipte, tauste ihr
lieber Mann eines Tages in sröhlicher
Strohwittwerlaune einen Papagei.
Herr Fritz Richter quariirie den
gespriichigen Vogel sofort im Ern
osangszimtner ein uno sano bald aus,
daß der neue Hausgenosse recht ge
läufig plattveutsch sprach. Jn iibler
Laune gab er sogar mit Vorliebe sei
nen Unmuth in den vielen Kraftans
brüclen bes niederbeutschen Joioms
tunc-. Diese Ungezogenheit machie
übrigens Herrn Fritz iveiier teine
Sorge, oa er ja wußte, baß sein
Frauchen -— eine Schwäbin ooin rein
sten Wasser —- bie plattdeutschen
Scheltworte nicht verstehen würde.
Nun beabsichtigte here Fritz Rich
ter, gleich nach der Rückkehr seiner
Frau eine Reise nach Deutschland zu
machen, aus der ihn sein Jntimus
Franz Hubert begleiten wollte. UZlber
—- der Eifersuchtsteusel plagte ihn
ganz bedenklich, unb lage sann er
darüber nach, wie er sein hübsches
Weibchen währeno feiner Abwesenheit
vor etwaigen Anfechtungen bewahren
könnte. Beim Anblick bes Papa ei·s
iiel ihm plötzlich ein schlauer « lan
ein, und zu seinem Freunde sagte er:
»Damit will ich meine Frau über
raschen, wenn sie morgen zurücktommt,
ihr aber auch erzählen, ber Papagei
sei so vorzüglich abgerichtet, daß er
nicht nur jedes gehörte Wort sofort
uachsprechen kann, sondern daß er mir
auch Alles gewissenhast ausplappern
wird, was während meiner Abwesen
heit hier im Hause passirt — was
Linaktiiglich thut, wohin sie geht und
—-- « t-k..xa W-:.-- SI--J’A«- fast
tust sIS Graus-· »Ist-Ia thsvspsss qu
närnlich versprochen, mir genau darü
ber zu berichten.«
»Sage, Fritz,« spottete Franz, »bist
Du wirtlich so naid, daß Du denkst
Deine Frau glaubt Dir dahi«
»Warum nicht? Sie ist ja so aber
gläubisch!«
»Nun, wir werden ja sehen,« er
widerte Franz. »Ich-we nur um den
hübschen Vogel.'«
»Wiesd?« -
»Deine Frau wird ibm natürlich
sehr bald den Hals umdrehen!« er
tlärte Franz lachend.
I I I
Als die reizende junge Frau am
nächsten Tage ihrem Gatten in die
Arme flog und don ihm aus den
Papaaei aufmerksam gemacht wurde
war sie hocherfreut iiber das originelle
Geschenk
Lachend trat sie an den Käsig her
an und lockte den Papagei mit
Schmeichelnamen, die er aber höchst
ungniidig ausnahm, indem er weidlich
zu schimpsen anfing:
»Dögtopp, Schaapstopp, dummer
haste Daru« — und andere Liebenss
würdigteiten.
»O, Fritz, schimpft er nicht?«s
fragte sie ängstlich.
»Nu: wenig, was er io von den
Matrosen gelernt hat,« erwiderte er
schnell. »Was er hört, spricht et gleich j
nachl«
«Sieh’ ’mal,« ries sie, »wir aus-:
mertsam er zuhört —- als ob er Alles
verstehe, was Du sagst!" i
Die Gelegenheit war günstig siirj
Iris und mit der ehrlichsten Mienel
log er seiner Frau nun die an hell
seherei grenzenden Eigenschasten des
merkwürdigen Vogels vor.
»Und Du glaubst solchen Unsinn, (
W80nA-HØ« III-O- Cs Inst-nd han«-(
sqp F ---y----, -..--.
aber Joch den Papagei etwas miss,
trauifch anbliclend
»Gewiß glaube ich eS!« erklärte er
sehr entschieden.
»Nun, von mir wird er jedenfalls
nichts Unrechtes ausplaudern tön
nen,« erklärte die Frau ruhig.
Arn Nachmittag erhielt Frau Lina
den Besuch ihrer intimsten Freundin,
Fräulein Maniie Stahl.
Natürlich mußte auch sie den klugen
Papagei bewundern und Frau Lan
berichtete, was ihr Mann von dein
Vogel erzählt hatte.
»Und Du glaubst solchen Blöd
sinn, Lina-«
»Nein, aber ich lasse ihn in dem
Wahn daß ich es glaube, denn er ift
schrecklich eifersiichtig.«
«Liicherlich, kindisch!« rief die
Freundin. »Weißt Du, Lina, wag wir
thun? Wir schlagen den herrn Ge
mahl rnit seinen eigenen Waffen —
lass’ mich nur machen!« Am nächsten
Morgen begab sich Fritz Richter schon
frühzeitig rnit seiner Frau aus den
Dann-sey der ihn und seinen Freund
huhett der alten heimath zuführen
sollte. Fräulein Mainie war auch da
und es fiel auf, daß sie sich lange an
gelegentlich mit Freund hubert unter
ltfcss
hie see-e
rau Linn fühlte sich nach der Ab
reie ihres lieben Iris sehr einsam
das fortwährende Schreien und
Schimpsen des vielgepriesenen Papa
aeii machte sie noch verstimmten Als
sie dies eines Tages der Freundin
klagte, rieth Mamie energisch:
»Mir-use oder verschente doch das
Dei-» darf ich nicht —- el würde
Isrsehr arge-n. Er wollte mir«
eude damit mache-U
« lenke ni Mite
gekostet « WL;M:;LM er wird
Mamie nnd sprach la e aus die
junge Frau eiz die s ließlich bei
siillig mit dem apse niate . . . .
Einige Wochen daraus kehrte Iris
Richter wohlgemuth zurück und wurde
jubelnd von seinem itbergliirllichen
l Weibchen empfangen.
»Nun, Mäuschen, wie ist es Dir
ergangen?« fragte er zärtlich.
»Gelangweilt habe ich mich, Iris
«-—-- es war gar zu einsam hier ohne
E Dicht«
»Du hattest aber doch immer meine
Schwester bei Dir —- und dann den
Papagei. den hätte ich beinahe ver
gessen! »s- Wo ist et?«' fragte er, sich
umsehend.
»Der Papagei? —- Den habe ich
verschentt,« antwortete sie gleichgül
tig. .
z »Was, derschenlt? Wie durftest Du
Leg wagen, meinen Papagei zu der
i schenken?«
J »Ich ldnnte es nicht länger ertra
Tgen —- ihn um mich zu haben," er
kwiderte die lleine Frau. »Er schrie
i
und schwayte iiber Alles-, was er hier
sah — nichts war ihm recht. Und,
IFrih, ich fürchtete auch —- er würde
Dir Lügen über mich erzählen, denn
—- er tann schrecklich lügen."
»Unsinn!« schrie Fritz, den der Eis
.fersuchtsteufel wieder zu titzeln be
i nann. »Ein Papagei lann nicht liigenl
lDu hast wahrscheinlich ein böses Ge
:vissent« ·
»Wie kannst Du nur so etwas sa
gen,« schluchzte sie. »Ich habe ihn ia
nur verschentt —- rveil er immer so
häßliche Lügen über — Dich erzählte-«
»Ueber mich« wie konnte er Lügen
kiiber mich erzählen? Das ist nicht
I ivahrl Was soll er denn erzählt ha
jden2 Jch bin wirklich neugierig!«
; »Die erste Lüge betras Eure An
kunft in Hamburg,« begann Frau
. Lina mutbia. »Du wärest aleicb nach
einein Concertgarten aus der Uhlen
Ihorst gefahren — Pfhiittest dort einer
kKellnetin wegen Streit gehabt und
Iie Polizei habe Dich einstecken wol
len. Jst der Papagei nicht ein böser
Lügner?«
Ein insames Thieri« betbeuerte er.
Einige Tage später plapperte er
oon Berlin —«
»Ich bin dort gar nicht ausgestie
gen.'«
»Der Papagei schwatzte aber boch.«
,.Du wirst Deinem Manne Doch
mehr glauben, als solch einem dum
men Vogel!« ries Fritz, dem die Un
-ierhaltung immer ungemüthlicher
wurde.
»Gewiß, ich will Dir nur beweisen,
wie oerlogen der Schwäher war. Du
sollst dort sogar eine niedliche Cho
i ristin geküßt haben! Wirklich erschreckt
bat er mich aber, als er von Frank
» surt anfing —"
s »Das ist genug — mehr als ge
! nagt«
. »Du siehst nun aber doch ein,
Schatz, baß ich oen bösen Vogel los
werben mußte, denn wenn er ähnliche
Lügen iiber mich gesasett hätte. "
»Nein, mein Stint-I versicherte
Zrih, »die hätte ich ebenso wenig ge
glaubt, wie Du diesen Blöbsinn iiber
mich!«
»Dann hatte ich also bNechL als ich
oen bösen Vogel weg
«Volltomn.«en Rezit» Du hättest
nichts Besseres thun können!«
Doch vie kleine Schelmin sing noch
einmal an: »Aber Fritz, hie schlimmste
Lüge hast Du noch nicht gehört! Jn
Frankfurt —«
»Ich will nichts weiter hdren, Lina
rief er, wüthenv ausspringend. »Das
elende Vieh soll mir die Freude des
Wiedersehens tnicht noch langer stö
ren!"
Als sein tauchen rnit heimlichem
Lachen das " immer verlassen hatte,
gqu er Ieyr nachdenklich aus uno as.
Wie tonnte nur seine Frau Wind oon
den kleinen Egtapaden in hamburg,
Berlin und Frankfurt bekommen ba
ben . . .? Plötzlich schlug er sich vor
vie Stirn —- die Lösung des Näthsels
war gefunden!
,,Franz, der Spitzbube, ist der Ver
räther!« ries er triumpbirend. »Da
rum hatte er so häufig an Mamie ge
schrieben! Aber warte nur, mein
Junge, Rache ist süß! Der Papagei
Iwird Manne auch noch etwas von
»Deinen liderlichen Streichen zu er
; zählen haben!«
i Ost fest he to sue seinen
I Was sagt er nun zu seinen Säu
sern? —- soll ein Lieblingswort Malt
s te’s gewesen sein. Wie Herniann Voll
liu vek .,3eitschkikt sük deutschen un
«terricht« an,iebt, hat es mit diesem
Wort folgen e Bewandtnisz. Friedrich
der Große erklärte bei einer Definiti
gung eines Dragonerreginients, der
jetzigen Königin - Kürassiere, dem
Obersten d. Schwerin gegenüber das
Regiinent sür eine Bande von »Sii
peri«. Schwerin wars den Pallasch in
die Scheideund schwur, ihn niemals
wieder siir den König»zu ziehen. Jin
zweiten schlesischen Kriege suchte der
Köni den Obersten zu deraniassem
das egirnent wieder zu führen, aber
dieser wies aus seinen Schwur bin.
Der Köni erwiderte: »Dann kom
mandtre r rnit der Reit itsche!« Arn
4. Juni 1745 hatten die eagonee bei
hoehensriedberg Gelegenheit, den Ta
del dei Monarchen durch die That zu
widerlegen. ie ritien nämlich die
Zsierreichis Tanterie iiber denhaui
en und mar geten rnit As erobeeten
n und tasdaeten am König
vor ber, während Schwein mit der
Ueitpettsche Zeichens sein-at beben Zoll:
»Mit fest bot uu lau Süden «
vie Aesiixeie de- Auge-.
Unter allen Dingen. welche se den
Schönheitssinn der Menschen zur Ve
geisterung entflammt haben. sinden
wir schöne Augen obenan. Die Phan
tasie der begabtesten Dichter bat sich
erschöpft in der poetischen Beschreibung
und im Preisen jedes einzelnen sicht
baren Theiles dieses Organs und alle
Kenner des Baues und derBenichtuns
gen des menschlichen Organismus
stimmen darin überein, das; unser
Körper nichts Schöneres und tunst
voller Gebautes auszuweisen bat. Ja
das Auge wird schöner gesunden als
alles. was man damit siebt, oder wie
der dasselbe mit einein Kristall verglei
chende Dichter sagt:
Und doch ist, was ci· bori sich strahlet,
Noch schöner, als was er empfing
Selbst das bößlichste Gesicht be
lomint durch schöne Augen etwas An
ziehendes, und das entstellteste bleibt
durch Erhaltung der Augen immerhin
ausdrucksvoller, als ein schönes Gesicht
mit leeren Augenhöhlen
Was wir im einzelnen Falle ein
schönes Auge nennen läszt sich wie
alles Schöne nicht genau desiniren;
aber es gibt gewisse Dinge, welche all
gemein als Attribute eines schönen
Auges gelten. Von diesen sollen biet
die wichtigsten angegeben werden. Die
erste Bedingung ist, dass beide Augen
gleich sind und snninietrisch bewegt
werden, d. b. nicht schielen, obgleich
bei manchen ein leichtes Schielen als
»interessanter Blick« gilt. Der sent
rechte Durchmesser der Augenhöhlen
össnung dari nicht zu sehr gegen den
borizonialen zurücktreten, damit das
obere Lid eine gewisse höbe hat. Jst
dieses auch, wie meist bei jungen,
weiblichen Jndivsduen, dünn mithin,
wegenmder durchscheinenden Gefäße
Ewi
uns Amor-unserm nun rusch- Umo
und mit langen Wimpern versehen,
dann bekommt das Auge dadurch, be
sonders beim Blicl nach unten, einen
unwiderstehlichen Zauber. Die Farbe
der Wimpern ist hierbei jedoch nicht
gleichgiltig, wenn auf das Ganze die
Dichterworte
»sieb· Deiner Augen Fraifszcnvorhang
ap .
passen sollen, da nur dunkel gefärbte
Wimperhaare deutlich zu sehen sind,
stark blonde dagegen in der Entfer
nung saft verschwinden. Die weibli
che Toilettekunst weiß aber belanntlich
in solchem Falle. zum Glück sür
manche Berusszweige, Rath zu schaf
fen. Was von der Oeffnung der Au
genhöhle gesagt ist, gilt auch von der
geöffneten Lidspalte. Bei dieser muß
übrigens auch der horizontale Durch-V
messer möglichst groß fein, denn nur so
lönnen die mit Recht als schön gelten
den, sogenannten großen Augen ent
stehen. Die beliebtefte Form der Liv
spalte ist tie nahezu runde, daher
pflegen auch orientalische und andere
Dichter die Augen ihrer Schönen mit
denen der Gazelle, des Nehes oder der
Taube zu vergleichen; jedoch auch an
dere Formen, mit Ausnahme der
schlitzsörinigen, können bei Erfüllung
der eben erwähnten Bedingungen sehr
schön sein, so z. B. das länglich ovale
der Jtaliener und Spanier. Der Ge
schmack hat auch sür die Größe der
Augen nach oben wie nach unten eine
bestimmte Grenze festgesetzt Allzulehr
aus der Augenhöble und der Lidspalte
sich hervordrängende Augen find in
solgeihres ftieren Blickes (daher ihre
Bezeichnung als Glohaugen) und ih
rer Annäherung an die Augenform ge
wisser nicht wegen ihrer besonderen
Schlauheit bekannter Pflanzenfresser
ebenso unschön, wie die an die Seh
werlzeuge eines ebenso bekannten Al
lessressers erinnernden und vom
Bollsmunde auch nach diesem benann
ten Schliyaugern Die Schönheit der
Fluge-n leidet auch,4 was-mit der«Be
schauenden oer eingenoooie zusam:
menhängt, durch zu starkes Einsenten
derselben.
Was die hornhaut betrifft, so ist
der Grad ihrer Feuchtigkeit siir das
nothwendiqste Attribut der Schönheit
des Auges, nämlich siir seinen Glanz
—- oder, wie man auch sagt, sein
Feuer —- von großer Wichtigkeit Eine
verhältnißmäszig trockene Hornhaut
glänzt bei weitem nicht so wie eine
normal beieuchtete. Deshalb pflegt eine
sreudige Gemüthsstimmung, weil sie
mit lebhafterer Bluteirculation und
somit besserer Drüsenthätigleit unr
Schleimhautauslchwißung einhergeht,
das Auge zu ,,verllären«, während der
aus die besagten Funetionen entgegen:
gesetzt wirkende Gram dasselbe »unt
slort«. Rächst der Feuchtigkeit der
Hornhaut ist für nie Stärke unt-Größe
des Reslexes auch die Größe der Pu
pille und die Farbe der Regenbogen
haut maßqebend, weil glatte, durch
sichtige Flächen das Licht bei ganz
dunklem hintergrunde besser als bei
weniger dunklem zurück-versen. Daher
haben die meist dunkelfarbigen Augen
der Südländer mehr Feuer- Da aber
die Pupille selbst naturgemäß dunkler
ist als die dunkelste Jris, so pflegt
jedes Auge bei weit geässneter Pupille
stärker zu glänzen.
Abgesehen von ihrem Feuer haben
die Augen mit weiter upille über
haupt einen besonderen iebrei . Jn
der augenärztlichen Praxis erle t man
daher nicht selten den Fall, daß ju
gendliche Schönen mit reisenden, ge
sunden Augen liter plbhliche Zeissw
rung klagen. Man braucht nicht lange
zu untersuchen, um hier die Wirlung
des die Pupille zwar erweiternden,
aber das Rahesehen sitt die Dauer ei
niger Ia störenden stropins zu ent- j
W u durch ein Gesenmtttel sui
beseitigen. Ei gibt jedoch auch Deldini
nen, welche die Ireube am deutlichen
Sehen ihrer ästhetischen Ueberzeugung
zum Opfer drinzn und vie Sehhei
ichwerden ohne urren ertragen, os
s senbar in der Ueherzeugun , das Auge
, sei mehr Dazu ha, um gele n zu wer
. den, als um zu sehen
f Die Vorliebe sitt eine bestimmte
» Farbe des Auges (d. h. der er ist
belanntlich Geschmackssache. Unter den
unzähligen Farbenabstusungen gelten
jedoch nur die reinen und bestimmten
siir schön. Seit den ältesten Zeiten
werden immer drei Hauptiarben ge
nannt: blau, grau und braun, oder
blau, braun und schwarz (d. h. ganz
tiesbraun). Je nachdem in einem
Vollsstamme die eine oder dieandere
Farbe vorherrscht, pflegt auch die Be
Vvkztlgung sich danach zu richten. Jm
blauäugigen Deutschland gilt daher
das Sprichwort: blaue Augen Him
melsaugen, braune Augen Liebesw
gen, schwarze AugenDiebeöaugen Die
Symbolisirung der Augensarben er
tliirt sich aus verschiedenen mehr oder
weniger naheliegende-! Ver leichungen
und vlmsiognomiichen hatiachem
.Der Augen Blaue bedeutet Treue«,
weil das Vergisxmeinnicht auch blau
ist, und weil sie etwas Sanstes und
Vertrauenerweetendes haben. Grünlich
ichillernde Augen gelten als ein Zei
chen der Schlauheit oder Falschheit,
weil sie an die grün geslirbten Augen
der Kahen erinnern lwie sie ja auch
nach ihnen benannt werden), und die
sen Thieren jene Eigenschaften zuge
ichrieben werden. Fineet man grüne
»Augen schön, dann tann man sie als
; Nixenaugen bezeichstnen.
: Die Augenbrauen tragen zur Ver
« schönerung des Auges bei, wenn sie
dunkel gefärbt, lang, schmal und zier
lich gebogen sind. Jm Orient sind zu
« iammenlausende Augenbrauen beliebt,
und·der Pinsel muß-»der Natur start
«-.--:e-..t-:t- — »
llllllilsclsclh All Ucl Gusse-Fassu- via
oben geschwungene Augenbrauen geben
dem Gesicht einen verschmisten Aus
druck (Mepl;istophelesmasle).
W
Testament eines Geisterlärm-.
Zu den seltsamsten Testamenten
gehört zweifellos das eines jüngst in
San Francisco verstorbenen Mannes
von spanischer Abtunst. Fuan Parda
mit aNmen. Der Erblassey welcher,
wie es scheint, zeitlebens mit seinen
Verwandten in Feindschaft gelebt bat,
vermochte sein sehr beirächtliches Ver
mögen demjenigen unter ihnen, wel
chen er am meisten baßte. Er stellte
als Bedingung der Annahme jedoch,
daß der glückliche Erbe das ganze
Jahr über pelzgesiitterte Kleider —
Weste, Dosen, Nack, Paleiot und so
gar Hut und Mühe sollten mit Pelz
gesiitiert sein —- tragen müßte. Wo
fern er der Erbschaft entsagte, ging
dieselbe unter der gleichen Bedingung
an den nächsten Erben iiber und so
immer weiter. Da der erste Erbbe
rechtigte ein seer corpulenter Herr ist«
dessen Umfang durch die Pelztleidung
noch erheblich vergrößert wurde und
er außerdem furchtbar unter der
Wärme derselben litt, so bat er die
Erbschaft thatsiichlich schon nach 14
Tagen abgegeben. Diese Geschichte
erinnert lebhaft an eine andere, die
vor langen Jahren in den Zeitungen
cursirte und derzusolge ein sehr rei
cher Mann seinen Erben die Bedin
- gung auferlegte, Sommer und Winter
in weißer Leinwand geileidet zu ge
ben. Selbst der Frack sollte aus die
sem Material bestehen. Die aus Sau
Francisco berichtete Erbschastsanels
dote besigt jedoch den Vorzug, wahr
; zu sein.
-——--·—.-.-—-s
Der sportiimm ten Hart-send
Eine ainiisante und in den Tagen
der großen Rennen sehr zeitgemöße
Erinnerung bringt ein Pariser Blatt.
Den größten petuniären Erfolg brach
te seit der Einführung des »Grand
Prit« das französiiche Pferd »Gla
diateur«. Es schlug die Engländer im
mer. Es gewann zu Beginn der sech-·
ziger Jahre den Großen Preis von
Cosom und den Grano Prir von Pa
ris, und man schätzt die von diesem
Renner gewonnenen Summen auf
acht oder zehn Millionen Franks-. Der
Baron Lagrange, der glückliche Be
sitzer von »Gladiateur«, war allein
durch diese Thatsache eine große Be
rühmtheit geworden. Der Mann
scheint nicht ohne Witz gewesen zu sein
wie folgende Geschichte seines parla
mentarischen Debuts beweift. Als er
zum ersten Male in die gesetzgebende
Könnerschaft eintrat, erhob sich oie
Versammlung, die sich geschmeicheit
fühlte, einen so berühmten Spotte
man in ihrer Mitte zu haben. wie ein
lMann und tlatschte ihrem neuen Mit
lglied Beifall.· »Wie schade ist es, daß
;die Pferde nicht Politik treiben. wie
igut waren sie in dieser pferdefreundlis
IchenVersammlung aufgenommen wor
den!« rief der Baron. Kurze Zeit da
raus erhob sich ein Redner,.der Oesiher
einer schonen Sammlung von Edel
steinen war, um das Wort get irgend
einer Angelegenheit zu ergreifen. Da
. sing der neue Abgeordnete plöslieb an,
Iehe der Redner noch ein Wort hatte
ankern können, mit der höchsten he
Egeisterung Beifall zu klatschen. Alt
sein Kollege ihn darauf etnigerma n
überrascht ansah,ertlitrte er rnit gr h
ter Seetenrnher »Sie haben Irir eben
Beifall etlaticht, weil ich ein gutes
Pferd be e; gestatten Sie daher. daß
ich nun meinerseits Ihnen auch mei
nen seitall flir Ihre ichs-e Diaman
tensamnlung begeist«