. -,- H s- 1 gis ans-»w- VII-s · - . ..-f«f««.-.·«f . k. k. k. t: f s. Q-· j (16. Fortsetzung) Und das alles würde bald wieder sittlich sein« Er lehrte zu der lustigen Giovanni-i zurück. Was die nur sagen würde, wenn er kam, nicht zu Fuß, vie er fortgegangen war, nein, mit der Eisenbahn in sechsunddreißig Stunden. Als reicher Herr kam er heim in ein —- zwei —- drei —- vier s-— in neun Tagen, zählte er an den Fingern ab. Er mußte nur zuvor in der Nacht vorn 30. Juni zum 1. Juli durch ein enges Fensterchen triecben und eine verriegelte Thür aufriegeln. Um 1. Juli bekam er dafür zwanzig tausend Mart. ZwanzigtausendMart. Fast zärtlich befühlte er seine Schul tern, deren furchtbare Fleischlofigteit es allein ihm möglich machte, eine sol che Summe zu verdienen. Es würde nicht leicht für ihn sein, nur zu dem Fenster hinaufzulommen, so matt wie er jetzt immer war. Aber Mangia tausend Mart! Er tam hinauf. Und sollte er sich auch noch die Haut von den fleischlosen Knochen abschram men. er zwängte sich durchs Zwanzig tausend Mari! Ein furchtbarer Hustenansall schüt telte ihn, machte ihn für lange athem los. Dieser lästige Hustenl Aber der würde ja aufhören, sobald Ratzi Kaki die lustige Giovanna sah und das leuchtende Meer, die sonnenglühenden Felsen von szzuoli, an den-en er das - Klettern gelernt hatte. Der wache Traum ginq über in den - des Schlummers. Rctzi Kaki schra! erst auf, als Jslap vor ihm stand, aus seregt, wie der Jtaliener ihn nie gese hen hatte, und rauh und hastig den Knaben auf die Straße schickte. Der Antiquar hatteJule rufen wol len zum Abschied von Katzoff und ne nicht gefunden. Da raclte böse Ah nung den immer Argwöhnischen So bald der Fleischergesell das Haus ver lassen hatte, lief er zu dem Kasten, wo zwischen alten Schmucksachen die Bee rennadel liegen mußte. Und als er den Deckel gesprengt. das Kleinod ver schwunden fand, kaufte er tnirschend sein haar und zerriß seinen Rock. »Wenn Gott einen Mann verderben will, thut er’s durch ein Weib. Ver flucht soll sie sein!« Aber er verlor den Kopf nicht« Er rannte durch den Ladenraum in das Kabinett, revidirte Koffer und I Schanke, versentte in Ritzen. ver brannte. Als aeaen Neun ein Finger an die Ladenthiir pochte, lauter als die Kun den des alten Jslap an Thüren zul poehen pflegten, wußte er Bescheid » Und er öffnete ohne Erregung, od-! leicher auf dem dunklen Flur die! Hezme mehrerer Schutzleute blinken ; a . »Sie find der Antiquar Joseph Js- « lap?« «Joseph Jslap. ja wohl! Zu die- - nen, meine Herren.« « »Was wissen Sie von dem Verbleib der underehelichten Dora Schnapp Jälap hielt die aetriimmte Hand an s sein Ohr. «Erlauben, von wem ?« s Der unverehelichten Dora Schnapp- ? hn, früheren Köchin bei Commis-; onsrath Piillemann.« s Jslap schüttelte dedauernd den Kopf. «Schnapphuhn — Schum huhn. Es ist mir keine Dora Schneider huhn betanni, meine Herren« »So. Dann werden Sie gestatten müssen, daß wir Jht aus durchsu chen. Jcn Besit Jhrer - ochter ift ein Schmuck gefunden worden, der der verfehronndenen Schnapphuhn gehört hat« »Mein haus steht zu Ihren Dien sten, meine Herren. Sie werden aber nichts finden, denn die DoraSckpnapn huhn ist nicht bei mir gewesen« Gut, gut! Sehen Sie nach! Jch bitte Sie nut, ruiniren Sie mir meine Alter thiimer nicht. Es sind kostbare Sa chen darunter. Mein ganzes Vermö gen steckt in dem Laaer. Man musz ein großes Lager haben heutigentag5, wenn man nur etwas verkaufen will-« Sie nahmen ihn in die Mitte und begannen ihren Rundaang Sie schwi sen das Pult im kleinen Cabinett auf und fanden nichts als Rechnungen nnd Reaisier. Sie durchwühlien die Ladenstube und fanden in dem Ofen, in dem ein lustiges Feuer unter dem Kasseeiodf brannte, nicht einmal ver rätherische Asche. Als sie jeden Win kel im unteren und kberen Geschos, durchstöbert hatten, befahlen sie Jslem Licht anzuzünden, und stiegen in den Zelle-. 18. Dieser Sonnensonntag, der alle Menschen veranlaßte, ihren hoff ttutssiranm zu träumen, hatte auch Veso-its Biolin zum Frau-net ge it eines- Gefith köstlichet Weiz Iae er steigen-ON mit einem Ge sie er es zeitlebens nicht gekannt essee var Iistst mehr meint Us· mit rnit! Laß Todtes todt sein. Du lebst! Wir leben!« Alle Dinge vergehen. So könnte auch vergangen, ausgelöscht sein das Leben, das er gelebt hatte. Jn der Stahltamrner der Süddeutschen Bank lag ein hübsches Vermögen aus den Namen Hellmuth Wicelius geschrieben. Man könnte sich loslösen von den Schatten, von allen Schatten, wo die Welt am schönsten ist« sich ansiedeln. Ein junges, ehrliche-. Gesicht, rein wie der eben gebotene Tag. lächelt ihm zu, wenn et die Augen aufschlägt. Ein paar Lippen, die nie gelogen haben. slüstern: »Ich liebe dich." Warum Denn nicht? Warum nicht? Unend lich viel geschieht, dahinein nie der Oeffentlichleit Auge blickt. Die Vorge schichie der Menschen nnd Dinge, wer » weiß sie? Wer weiß sie recht? Seine jVorgeschichte streichen die kühlen rei nen Finger schmeichelnd von ihm ab. Und er ist Hellmuth Wicelins in der Blüthe seiner Jahre, aus der Höhe sei ner Kraft, der glückliche hellrnuth Wi celius, der das seltenste Kleinod, ein teeues. reines Weib sein nennt. Und die Welt isi weit, voll Freude, voll Ge nuß. Vieles gieht’s darin zu ordnen, zu schaffen, vieles, das Hellmnth Wi celius längst gelockt haben würde, wenn nicht die die zwei Schatten ans dern Reich des Todes ihn aus den Wes-, der Rache gedrängt hiii ten, der heiliger Rache. Aber heiliger als rächen ist ket ten Die unerbittliche Logik der That-« sachen verschwamtn ihm in diesem ! Hoffnungsrausch. Ren beginnen! Das Hosinnngswott aller Berlorenen das Hossnungswort der Teufel in der Hölle —- auch dieser kühle Skeotiter Oliv »Es- h ------ d-- su---;«-II who heit seiner ersten, echten Liebe, die iiber ihn gekommen war in ter Kraft seiner Mannheit. Nein, der furchtbare Rina von Schuld und Sühne brauchte sich nicht zu schließen. Ein Engel des Lichts trat dazwischen, hielt die beiden Enden auseinander. Nicht alle Rinae schlossen sich. Und mit frohem · Schrecken packte ihn ein cknsall Der ( Ring schloß sich nicht für ihn — erl brauchte sich auch nicht zu schließen für ( die andere, siir die stolze alte Frau. Der Gedanke blendete ihn. Wie hypnotisirt don seinem Rachegelöbnisz’ an der Menschheit und der einen. war er vorwärts getappt durch’s Leben sei nem Ziele zu, blind wie das Schwert in der Sand des Fechters. Aber er war kein Jnstrumentd er Vergeltung! Er war Selbstzweck, ein Mensch mit eigenem Schicksal, eigenem Willen, ei genem Glück. Das kleine Mädchen, das Freude goß in jedes Betrübten Herz und alles andere dem großen Unbeiannten überließ, war eine Sehe rin. Nicht ein Mühlstein in Gottes Mühle, ein Mensch war er mit eige nein Schicksal, eigenem Willen. Und wenn ihm Gnade wurde, warum sollte er nicht Gnade üben? Es schien ihm alles möglich heut’. Er psiss die Meute seiner Bluthunde zurück. Nichts ein facher! Er vertröstete sie aus einen anderen Tag. Der Taq tam nie. Wer konnte sich an ihn halten? Wer hatte je sein Antlitz gesehen? Keine Person, eine Nummer nur, eine Zahl, die man auslöscht. Sie war irgendwo in die Brüche gegangen. Faßt doch eine Zahlt Wahrhaftia, er würde es thun. Er würde sentimental sein, königlich großmüthig. Es war das hochzeitss geschenk, das er seiner Braut machte, dies dersallene MenschenschicksaL Ein Knicker war er nie gewesen. In dieser Stimmuna kam et zum Frühstück Was siir ein wundervolle-. Geoante! Man konnte es auch lassen, was ihm seit Monaten auf der Seele wuchtete. Thun oder lassen, es stand bei ihm. Ein berauichendes Gefühl der Macht. Hastia durchwühlte er die Morgen post aus dem Frühstückstisch Ge schäftshriese, Einladungen, Anzeigen, Zeitungen. Keine Zeile von Aerolitha. Sie überlegte noch. Selbstquälerische ehrliche ThörinS Sie war ihm doch gut. Sie mußte ihn lieben. Noch je Den Menschen hatte er nach seinem Willen gezwungen. Um els Uhr brachte der Diener ihm einen Brief herein. Ein Dienstmäd chen hatte ihn abgegeben. Antwort war nicht nöthig. Mit slieaender Eile erbrach Wicelius den Umschlag. Ano litha schrieb: »Geehrter here Doktor und lieber Freund! Jch habe nachgedacht über mich, nnd ich weiß nicht, wie ich Ihnen sagen soll was ich empfind’. —- So viel Dant barkeit siir Sie und ehrliche Freund schast und For t, Ihnen weh u t un —- trnd so hei e Wünsch« s r he Omcki Und wenn ich trosdetn Jhr’ Frau nicht werden sann, dann ist et. weil das schlecht sein würde. Weit E Meiji«-—- —netnt weil ich weiß, daß einen anderen lieb hab’- —O, schon smw Mc ohne es zv werten —« Eeiterlas Wieeliui nicht« Eine plutwese slnt tin- ich vor-i sage Ist ließ ihn Dinge purpur- sehen. sit udemi — Ein Stahl fuhr such die Luft, eine III-I lsc Mk Ists-i i - und der andere war ausgestrichen aus dieser Belt. Dann kam er zu sich. Er riß seinen Ost vorn Haken. Er rannte. Es konnte nicht sein! Es durfte nicht sein! Unterwegs wurde er ruhiger. Der andere — er kannte ihn ja. Ein Rit ;pel! ein Bettler! —- Es war nichts. Eine Einbildung des ehrlichen Kindes. das diesem Dupendmenschen das bun te Feierkleid seines Jdeals umhing. Sie sollte beide Männer sehen, ver gleichen. Vor der Wirklichkeit hielt diese Phantasieverirruna nicht stand. Ueber einen Strolch würde Hellmuth Wicelius doch siegen in einesMcidchenK herzent Er mußte siegen! mußte-! sonst —- Der Doktor konnte den Ge danken nieht zu End-e denken. Hinter diesem Sonst war Finsternis. Er aing an der Wintermeier vor über, hörte nicht die Klagen um die L noch immer nicht zurückgekehrteSchwe ster. Ohne anzuklopsen, öffnete er die « Thür. Aerolitha war allein. »Aerolitha !« »Q, Gott im Himmel! Sie hätten nicht kommen sollen!« Es drehte ihr das Herz zusammen, wie er vor ihr stand mit dem düster glühenden Blick. Ein Hellsehen ging hin und her zwischen ihm und ihr, eine Ahnung, daß mehr aus dem Spiele stand, als ein Liebesglück. Aber sie kannte nun ihr Heri. Einsach und klar gina sie ihren Weg. »Es ist mir so leid, Herr Doktor, so furchtbar leid!« »Aerolitha, es ist nicht wahrl« »Ja, es ist.« »Ein stellenloser Handwerker —!« »Er ist von mein’ Stand, Heerok— tor. Jch bin nie ehraeizig gewesen. Und da ist noch was anderes. Er hat —:s --- CA--cul.-« ---. —-ä-I ist«-A .«.«..».. .. .. .-,...,, mutter gestanden, hat ihre Hände ge halten, ihre Augen geschlossen —- nnd von da ad — Was soll ich es erttären2 Es ist« »Sie werden niemals heirathen tönnen.« »Warum nicht? Wir sind jung Wir haben Muth. Sobald er ein' Stelle hat, wird er serr fleißig arbei ten. Jch arbeit’ auch. O, ich hah’ schon zurückgelegt." «Und wenn Sie seine Frau werden, so wird er Sie enttiiuschen. Jch spre: che seht nicht als der Mann. der Sie liebt. Als ihr Vater, ihr Freund sprech’ ich. Dieser Mensch und — Sie! —- Jhre Phantasie hat sich ein Jdeal geschaffen, Kind, und aus diese-: übertragen. Der lebendige Mensch ist gar nicht der, den Sie lieben. Aerds litha! machen Sie nicht sich und mich un liicklich!« r hatte ihre Hand ergriffen, er drückte sie wild. »Werden Sie meint Sie werden ihn vergessen. Jch tann Sie glücklich machen, ich weiß es! ich, er niemals! —- Und wenn Sie glauben, Sie lieben mich nicht, nun, dann aus Mitleids — Weiks ein gutes Wert ist! Bei dem, was mir am heiligsten ist, bei dir selbst, Anolitha, schwör’ ich dir, es ist ein gutes Wert —!« «Nein, nein, nein!" Sie rang athemlos gegen die Hand, die sie hielt· den Willen, der sie zu unterjochen strebte. »Nein, es wiird’ schlecht sein gegen Sie, gegen mich, gegen ihn! Es würd« ein Betrug sein!« «Jch werbe um Sie Aerolitha. Jch warte. Ich warte Jahre! Sie wer den mich lieben —'« Und plötzlich überwiiltigte ihn das Grausen var der furchtbaren Leere, die ihr »Nein« vor ihm össnete. Der Hosi nungsrausch des Morgens stieg der ihm heraus, der erste, einzige Rausch seines Lebens: das irdische Paradies-, in das er eintrat, losgesprochen durch ihre Liebe, die Thür zuschlagend zwi schen sich und seiner Vergangenheit .Crdarm’ dich, Aerplithat Verstoß’ mich nicht! Du weißt nicht! weißt nicht! du —- dut — in deinen seste n, kleinen händen hältst du das Schick sal, ein großes dunkles S iasalt Sto» nrich nicht von dirt —- o wie B, liebt dich Keiner! —- Begeh’ nicht ord an meiner Seelet Erbarm dich! Ihn mir das Furchtbare nicht an!L Ston' rnich nicht von dirsa Sie rang die Hände. »Was soll ich thun? Sie sagen, Sie sind unglücklich, wenn ich Sie zurück stksßc Und stoß’ ich ihn zurück, so mach’ ich ihn unglücklich!« Er! — Wicelius stand aus. Der Paroxisniug war vorüber. Er war wieder er selbst. Dies lleine, eigen sinnige Mädchen liebte. Und wenn sie liebt, hält keine Vernunft, kein gutes noch lluges Wort Titania oon ihrem Esel zurück. An welchen Gewöhnlich keiten der Weltlauf hängi· Weil dies Mädchen seinen Sinn aus eine hübsche Puppe gesetzt hatte, schlug die Pforte der Gnade zu vor einem, der sich in seiner Seele fiir etwas wie einen ge sallenen Engel hielt, jedenfalls siir eine Jndididualitäi, an Talent, Können, Willen und Kraft zum Guten und Bösen ihrem Idol überlegen wie die Sonne dem Meieorsiein. — Aber dies kleine Mädchen war nur die Fe der im Uhrwerk. hinter i m sah Wi eelius den Mechaniker sie n, groß, kalt und ewi , das unerbittliche Schick sal. Der ing schloß sich. Bis zu seinem liedesirunienen snun t rausch an diesem Morgen ite chei lius nie bezweifeli daß es das Geer aller Ringe sei, sich zu schließen. Er eh los- sich siir i ,slir die Anderen. uch siir dai s ne, frohe Geschöpf, das starrliipsia seinen Willen wollte, würde et sich schließen. Jedessebesi kais-a Mag. Und es war seine gis-i seit-Interna, die Uerolatha dein W Er stand, sah e nn, Blut dor den Angemslnt im llen. Schwer ent wenden sich die Werte seinen Lippen: Rissen Sie nie bereuen« Sie streckte ihm die Hand entgegen. Thränen rollten iiber ihr Gesicht. »Dosten Sie mich nichtt« . ch weiß nicht,« sagte et. . , aber ich,'· rief sie marm, »ich bin Jhnen serr gut! und werW immer bleiben, immer, Herr Dottvrt Und ich mollt’ ein Jahr von mein’ Leben geben gern, wenn ich Sie diesen Kummer hätt’ ersparen tönnen.« Er hob wie in Abwehr die hand. Und sie verstummte in jähem Grauen. Seine Augen schienen ihr zwei Ab griinde, in denen eine Welt dersant. Er sprach nichts mehr. Er rafsie sei nen Hut vom Boden aus und ging aus der Thür. Und er hatte noch immer Blut vor den Armen, Blut im Willen, einen unwiderstehlichen Drang, Lebendiges zu zerschmettern, Glückliches auszu löschen. Er hätte lachen mögen über seine sentimentale Anwandiung vom Momen. Er ging zu Grunde. Da Zerstörer seines Glückes sollte ihn ir densalls nicht überdauern. Jm Franziskanerbräu sehte er sich an einen Ecktisch, bestellte ein Früh stück. Und während es ausgetragen wurde, zog er aus seiner Brustiaiche die Brirftasche, die immer Schreian pier enthielt und mit der Füllfede:, die er gleichfalls beständig bei sich trug, schrieb er ein zierliches Billet. »An Jbre Hochwohlgeboren Frau Baronin von Rösfmg, Hohenzollernstraße Nr. 18.« Er unterzeichnete, als ein Schatten über sein Papier fiel, undPiillemann’-: joviale Stimme sagte: «’Morgen, lie A«- ch-«s--i M«--· GLI- --l««-iuo- ksul ich mich 'ran. Ober stör’ ich?« Wicelius sah aus. «Niemals." Er lächelte. »Ich bin auch fertig. Ein Auftrag unserer ver ehrten Freundin, ber Baronin von Röising. Sie sucht eine Art Fakto tum, Diener, Sekretiir, Leibwache. Ich alaube ich habe die geeignete Persön lichkeit gesunden.« »Was- Sie sagen!« Piillemann in teressirte sich nicht sehr sür diese Sache. Er war mit der Zusammenstellun des Meniis für sein Frühstück beschäftigt Wiaelius sprach unbekümmert »wei ter. .Der, den ich meine, ist im Win ter wochenlana in Ihrem Haus gewe sen. Robert Werner, Sie erinnern sichs« »Na, seien Sie so gut! Ob ich msch erinnere! Mein Geldbeutel auch! Sie werben doch um alles in der Welt nicht den unsicher-en Kunden unserer Baro nin ins Haus bringen!« »Liebster here Commissiongratht Der hat Sie nicht bestohlen.« .Wieso? Wie können Sie wissen?« Wiceltus sprach ernsthaft, geheim nißbolL »Ich kann mich darüber nicht auslassen, besonders nicht in einem ös sentlichen Lokal. Genua, ich weiß — unb wen ich’s sage, dürsen Sie mir’r glauben — Robert Werner ist an je nem Diebstahl nicht mehr betheiliqt als Sie selbst.« »Wahrhastig? —- Ja, aber wenn dem wirklich so ist, könnte einem der junae Mensch leid thun.'« »Mein’ ich auch. Drum muß man ihm auszuhelsen suchen. Die lange Untersuchunashast, die Aufregung bei ber noch schlecht geheilten Wunde ha ben ihn auch körperiich herunterge bracht. Ein paar Monate leichten Dienstes bei autem Futter werden ihn wieder aus die Beine bringen. Und seine Persönlichkeit ist genau, was Frau von Rössing braucht.« Piillemann, ver mit seinem Menii zustande gekommen war, sah Wicelius bewundernd und gerührt an. »Wirklich, Doktor, Sie sind ein auter Kerl! Net, so was imponirt mir nu.« Gutmäthige Menschen sind bequem in Familien. Und insgeheim rechnete er ben Doktor schon u den Seinen. Die Krabbe, die Lis th konnte sich freuen. Ja, er war-ein guter Vater, er sorgte rur seine sernder. Er lies; eine Flasche Seit kommen und brachte das Gespräch auf seine Jüngste. Ali- Geschäftsknann sprach er von ihrer Mitgift, ihrer Aussteuer, als Vater von ihren Talenten, ihrer hübschheit, ihrer Neigung, der er nie mals Zwang anthun werde. Ehe sie der Flasche auf den Grund geiommen waren, wußte Wicelius llar und deut lich, dasz er um Lisdeth werben dürfe, und lein Nein zu gewärtigen habe. Und doch hatte Piillemann nicht ein einziges hindendes Wort gesprochen-. Der Commissionsrath war sehr stolz auf seine Diplomatentunsi, mittels deren er vor zwei Jahren auch die Heirath seiner anderen Tochter mit Lorensen zustande gebracht hatte. Jn Wirdqu iiderreiztern Hirn fla cherte der Uebermuth der Verzweiflung auf. Die Pforte, die Aerolitha zu schlug, öffnete Lisheth Piillemann ihm, nicht die Pforte zum Paradies-, aber zu irdischem Wohlleben, zu Si cherheit« Ansehen. —- Warum nicht? Warum nicht die ausgestreckie Hand nehmen? Seine Sendung erfüllen, seine Rachlust kühlen fiir das alte Leid und das neu-e, und dann sich zur-Ruhe sehen; als ehrbarer Familiendater und a esehener Bürger fett werden und an seinem Grad ein prohiges Marmordenknml künftigen Generatio nen erzählen lassen, was siir ein Aus bund aller Tugenden hier der kauern den Welt verloren gegangen war! — Das wäre ein hohn »der menschlichen Gesellschaft ins Untlth ges leudert. dee ihn reizen könnte. Es re seine Verachtung den dunklen Wien hin qesvteem die mittels der beschit tften Gefühle, der Kindesliebe« der mos rung iider lieben Menschen i esiigi tes Unrecht ihn Schritt siir ritt zum Abgrund getrieben hatten und ihm die Rückkehr weigertem Vielleicht, vielleicht wurde er’s thun. Aber nicht gleich, nicht heut’! Er lehnte Püllemann’s Aufs-erde rung. bei ihm zu Mittaq zu essen, un ter einem Verwand ab. Eine ihm ganz ungewohnte Abspannung til-er kam plötzlich den allzeit Elasiischen, die Folge der ungeheuren Gemüthshe weguna, die ihn seit dem Morgen um trieb. Er ging heim, wars sich auf sein Bett, in schwerem, traumlvsem Schlummer die Essensstunde und die Hälfte des Nachmittags verschlasend. Endlich fühlte er wieder, daß er lebe. Ob auch sein innerer Mensch die ganze unaeheuere Reise zwischen den zwei Polen seines Wesens, dem sonnenbeschienenen und dem duntlen hin und her gemacht hatte, die Uhr-iet qer wiesen erst aus sechs Uhr Abends, die menschliche Gesellschaft verharrte noch auf demselben Fleck, Und· sein eiaenr Platz darin war unverändert Er stand auf, badete, tleidete sich an, immer mit dem Gefühl der Ueber miidung, das seine innere Weltumse aelnnq ihm in den Nerven zurückge lassen hatte. Er aing in ein Bestan rant, aß umständlich zu Mittag, dann in ein Case, las Zeitungen, dann wie der in eine Kneipr. Nur nicht allein sein mit dem Sausen in seinem Schä del und den Blutwellen vor seinen Augen. Bei Bauer redete Nathanael ihn an. ..Oede beut’ in Berlin. Doitot.« »Ach ja, die tleine Hanfstenal tanzt beut’. Warum sind Sie denn nicht im Parlett?« Nathanael wehrte mit melancholi scher Handbetveaung ab. «Dottor, man möcht’ ia gern ver gniigt sein. Aber wer tann sich freuen, wenn ’ne Maus in der Sahne schwimmt? Ich sag’, vie Welt ist nicht mehr gemiitblich Ueberall am gebett ten Tisch sitzen Gespenster. Es Ist was faul in ber Gesellschaft. Dottort es ist was fault —- Aber so viel könn ten wir für unsere Steuern schließlich verlangen, baß der Staat uns solche Scheuleichleiten abwebrt!« Staunenb hörte Wirrlius ibn an. Was war Michebem das ben schläfri aen Burschen aus seinem stumpf ge dantenlosen Genußleben aufsiacheltei Kam schon der Tag aller Tage? Die Stummen reden, vie Einsältigen weissagen. »Bester Nathan-l wr« den- fiir Scheuszlichteiteni - »Na, man bat doch wieder eine ge funden. Wissen Sie’s noch ni ty« Mitten in Berlin, in einer belebten Straße, in einem bewohnten haus, einem Geschäftsbaus — bei einem alten Träblm Jslap heißt der Kerl ia wohl. Also da in bem Keller liegt Des Mädchen, abaestachen wie ein Huhn, einfach in einem Hausen Sand verscharrt· Ganz zufällig entbertit Durch ’ne Vrosche glaub’ ich, die ihr aehärt hatte, und die irgend eine Dir ne zum Tanz trug. Durch ein wah res Wunder! Wer weiß denn. wie viele hier noch liegen bis zum Aufer stehunastaa aller Todten, Männlein unb Weiblein? — In einem Haufen Sand! in einem Kelle, einem unver schlossenen Keller! — Jch mach’ mor gen mein Testament! Niemand. der Morgens ausgeht, weiß fa, ob er Abends heimtommt. Daß das Gelb nicht sicher war. ist eine alte Geschich te. Nun sind's auch die Menschen nicht mehr. —Jn einem Keller in Ver lin! — Die Sache ist mir auf vie Ner ven geschlagen-« Nathanael, ber auf seinen Fahrt-n in viele berschwiegene Häuser kam, schüttelte sich bei dem Gebanten an solch ein Ende. Aber Wirelius richtete sich bei ber Erzählung aus wie ein Aavalleriepferb beim Angriffssrgnai. Die Erbe rede te, gab ibre Todten zurück. Sein Mene Tetel schrieb das Schicksal mit Yiesenbuchstspaben ter in»«bie»L-i»chts III-ils ch Olllllcso Oel kcflc Ullscc fola eines ver Seinen! Der Anfang vom Ende. Ein unbezwingliches Verlangen er wachte in ihm. Sehen! Mit Augen fehent »Eine Frauenleiche hat man gefun beni Wo denn?« »Jn der Weidingerftraße. Einhaufe Menschen drängte fich am Eingang. Es ift abaefperrt. Sie holen oie Schwester der Todten zur Retognosei runa herbei· Soll übrigens ein an fiändigeö Mädchen gewesen fein, Kö chin oder fo was.« »Wiffen Sie — eigentlich müßt’ man fich das ansehen. Wie?« Nathanael war bereit. »Allein wär’ mir die Geschichte zu ungemüthlich ge wesen. Aber wenn Sie mittommen, Doktor! Alle Wetter, interessant ift fo was immerhin —- wenn auch verflucht graulich.« - Wieeliut zahlte eilig Vor der Thiir wintte er eine leere rofchte heran. Um halb Elf ftiegen fie in der Linien itrafze aus und bogen zu Fuß in die Weibingeeftraßr. ; Sie war dreißig Meter oberhale und unterhalb des Jiiap’fchen Ladenö gesperrt, und ein fchwar er Pfropfen von Mesfchenleibern oeeitopge fie zu ieber Seite des Soeben-. ber als Wieelius und Rathanael sich dem einen Menschenpfropfen näherten, theilte er sich aeradr. Ein Beamter ftihrte Frau Wintermeiee litt-m Thatort Als iie Wieeiius erb ie, fiel fie laut auf fchluchzend ihm beinahe in die Inne. W »Den Dottorl Meine Schwester. — Meine arme Schwesterl« « Indem er sie stilste «nnd ihr zit Mrarlk durchdrach Wieelcus mit ihr die enschenstauung und schaffte altch Rathanael Raum. Die Beamten lie n es geschehen. Wenn diese Herren ie Todte gekannt hatten, so waren et zwei Zeugen mehr, und zuverlassigere wahkicheinlich, als die bis zum Jer sinn erregte Frau. « Die kleine Truppe durchschrttt den freien Raum, trat in den seuchten Flur mit dem abbröckelnden Bewurs, den Schaaren huschender Spinnen und raschelnder Käfer belebten, die wild dor der ungewohnten Helle sliichtetem Und weiter ging’s, vorbei an vorgew genden Winkeln und düsteren nen, zum morschen, triefenden Treppenges länder des Kei..te. Wie aus einem Höllenschlund schlug rothe Fagellohe die bröckligem schlüpfrigen vtusen heraus. Noch eine Windung in denr iluchbeladenen Loch —- eine Bretter thiir stand offen. Eine niedrige Wol dung, ein hausen gelber Sand, zer trüle zerftochem umhergeschleudertz Au feiner Spitze eingeteilt zwei Fackeln und in ihrem Licht — sie. Frau Wintermeier sitese einen gel lenden Schrei aus. Die iden Man ner standen wie erstarrt. Die Kleider wild und schamlog auf gerissen beim Durchsuchen nach Ge genständen von Werth, um die Schul tern einen zerrissenen Lederriemsen, den vierten Finaer der rechten Hand, der sich im Tod gesträubt haben mochte, einen Ring herzuaeben, halb abge schnitten, lag die Unglückliche, an der Gurgel tlaiste der furchtbare Schnitt, der Schlachtichnitt. Das Gesicht, schon entstellt von der beginnenden Verwe sung, bewahrte noch um den halt-geöff neten Mund und in den gebrochenen Augen einenAusdruet staunenden Ent Menz einer sast dummen Ueberra ung. Der gekrümmte linle Arm hob die zur gauft geballte and empor wie eine - rohung, als hatte die Todte un ter dem erstickenden Sand sie gegen den Mörder gehoben: «Wahr’ dichl Jch tomm' wiederk« Jn einer Ecke, mit starken Ketten ge sesselt, stand Jälap, unaufhörlich Ent schuldigungen murmelnd. »Den Sand hab’ ich einsahren las sen vor Jahr und Tag. Jch werd’ den Beweis führen. Meine Tochter, die .rule. braucht ihn, um Gemüte hinein zulegem Der Herr Kommissar sehen, es gebt ein Weg durch mein hour-, lei der, leider! Viele Menschen benutzen ihn, schlechte Menschen. Jch bin ein Geschäftsmann. Was hab' ich zu thun mit Tödten? Was hätt’ ich davon, zu tödten?« - I nnd Äsle M- ensch befreit-»Hika tvdrden war, wand sich in Zuckungen, die Augen bedeckend dar dem gräßli ckxn Anbtick du Tddkn. Noch ein Mann stand halb im Dun i tel, den Gut in der Hand zerdrückend, die Augen ddll Ihränen, Kamlah der J Tischler, der noch vor der Winternieier herbeigeholt worden war, um die Lei che seiner vormaligen Braut zu retogs j nosciren. l Der Kommissär, der die beiden her ren kannte, erzählte leise die Ent sdeckung des Verdrechens· Einem jun Iaen Kollegen, der in Eidil die Tanzen lden in den »Alten« über-dachte, war am hals einer Dirne ein Schmuck aus aeiallen, der aenau der Beschreibung Rynrimn enrimach, Un dk m» schwundene Schnapphuhn getragen haben sollte. Er hatte die Rothtöpsige und ihren Bealeiter beiseite qendmtnen, nach Versonalien, nach der Heriunst des Schmuckstiickes befragt. »Von ihrem Bräutigam hätte sie ihn bekom smem« -— »Sen wann denn?« — l»Lang' schon-" Sie wußte nicht die Zeit. »Nein, sie tonnte ihn erst eit »einer Woche etwa haben, genau, eit ; Donnersta vor acht Tagen-" s Bei dileäer bestimmten Zeitangahe war das ädchen erschrocken, hatte sich wertvirrt und in der Verwirrung in jWiderspriiche verwickelt, sd daß der s Kommissär die anwesenden Schutzleute sherbeiwintte und Mädchen und Bur j schen derhasten ließ. Darauf war man ssdsdrt zur Durchsuchung des Jslap’s schen Hauses geschritten. - Gortsehuna sdlgt.) Unrecht Ihr Meiner und muß an dte Letntz Damit nur I n Mathem passtrt. — Doch weit gefährlicher — ich meine - Jst ste, die auf den Mann drestrt« Aus Neustadt berichtet die Danzsger Zeit-m : . m Jahre 1901 wurden im hie n chlachthaus geschlachtet: 590 Mit r, 1019 Höll-eh 919 Schafe, 20« jagen und 2371 SchweiI.e.« Un et r