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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 18, 1902)
— Jn’s ,,thtne«. Verliner Sonntagsnachmittagsfkizze von Paul istar Höcker. »Geseanete Mahlzeit!« wünschte der Rechnunasrath Erwin Frisch. Er sagte es in dem aemiithvollen Ton et nes mehrtiipsigen Familienvaters und griff nach der Schlummerrolle, um der Nachmittaasruhe zu pflegen. »Nu: ein Viertelstündchen!« So schrieb es die von seiner Tochter Emma ange sertiate Stickerei ja vor. Jn Kreuz stich »L)m,« meint da Frau Marie, »sag mal, Papa, lohnt ei denn heute, daß du dich erst noch ausstreckst? »Und wenn dann Kneiseij kommen, bist du wieder nicht wach zu triegen.« »Kneisels? Wieso denn Kneisels«? »Na, um uns zur Landbartie abzu boten.« Ueberrascht hebt nun der Rech nunasrath den Kopf. »Ich verstehe immer Landdartie2 Was siir ’ne Landpartiei Mit KneiselM Heute?« »Ja, weißt du denn nicht? Jch hab das doch mit Bertha ausgemacht. Sie war ja noch spät Abends da . . .« »Und da habt ihr verabredet?« Gustav, der vierzehnjiihrige, war heute aussallend manierlich bei Tische gewesen« »Nu, aber feste, Vater,« mischt er sich mit leuchtender Miene ein. »Um dreiviertel aus dreiwollen Kneisels da feint« Auch Emla, die bereits in ihrem Leuen Basistenen steckte-, «st«rah«lte«vor qreuuh various-set armse- quur cui-u so furchtbar netten Freund, den herrn Postassistenten, — ach, und wenn der heute dienstfrei wäre und rnitliime . .! Der Rechnunasrath duckt seindauvt ein wenig. »Hm — ja, ja, möglich. Das heißt — natürlich erinnere ich mich. Gut, sahren wir. Ich meinte nur .. . hm . . . Ja, aber das ist nun doch wieder mal so echt weiblich un prattisch eingerichtet. Daß die Inei sels da von ihrer Stralauersirasze aus erst noch den Umwea zu uns machen sollen. Da wör’s doch tausendmal praktischer, wir trafen uns gleich am Bahnhos Friedrichstrasres Wie?« Emrna war überraschend schnell be reit, noch aleich zu Kneiiels hin zu geben und sie nach dem Bahnhof zu di riairen. Mit dein Nachmittaasschliischen des Rechnunasratbs ward es aber trotz des neuen Arrangements nichts, denn Frau Marie erinnerte sich plötzlich-, daß Anna, das Mädchen sür Alleg, heute aleichsalls ihren Ausgang habe. Da mußte also schleunist noch allerlei »zur Nacht hergerichtet« werden. So wurde denn hin- uno bergeiaat zwischen Küche, Schlafzirnrner und Entree Der Rechnunasrath hatte sich un lustia sertia gemacht. Mit dem Hut aus dem Kopf und der Uhr in der Hand stand er auf dem Korridor und stöhnte: »Das dauert nu natürlich wieder ’ne Ewigkeit, bis so ’ne Frau sertia wird!'« Da ward Frau Marie aber unae halten. Dieses »ewiae Trängeln« machte sie nervös. Der Rechnunasrath saate nur: »Gut. Also drei Uhr fünfzehn geht ein Zug. Ich warte bei der ersten Bank aus dein Perron aus dich. Sei wenigstens da ’mal viinttlicht« Und dann schritt der Vater mit dem Sohne munter siirbaß. An der nächsten Ecke brach Gustav plötzlich in einen hellen Jubelrus aus. »Du, Vater, der Richard, der Hinei sel! . . . Du, und —- mit ’nem Culm deri Idee, so was, ’ne Anaströhre setzt der sich zu ’ner Landbartie!« Der Maaistratssecretiir hatte den Schwieaervater und den Schwaaer qleichsalls bemerkt. »Gerade wollt ich zu euch!« rief er dem Rechnunagrath zu. «Wo soll’ö denn hin?Ma1na ist doch oben?« »Ja, und wo tomrnsLdu denn her? Pä UUU lllll Ucll Uuicll Ouuscll lll UIJI Grunewald?« »Ja den Grunewald«t" « Nein, Schwiegervater-, ich hab mich mit Ber tha blos siir den Zooloaischen Garten derabredet.« »Erlaube mal, Richard, meine Frau hat aber doch mit Bertha aesternxslbeno ausgemacht. daß ihr mit uns ins Grüne sollt? Cmma ist gerade zu euch din.« »Hm. Ja, wenn Bertba nicht in zwischen schon sort war; wir wollten uns um drei Uhr im »;-sooloaischen" beim Eigbäriwinaer treffen. Von ei ner Landpartie hat sie mir lein Wort ariaat.« »Na, so ’ne Konsussion2 Nein, wenn die Frauen schon was arranairen wol len! —- Ja, da bleibt nun nichts ande res übrig. als daß wir uns theilen. Denn wahrscheinlich ist Berti-a doch inzwischen mit Emma nach dem Bahn-· bot aeaanaen.« .Bielleicht warten sie aber auch zu Hause — dei unst« meinte Richard Kneisei. »Weder Schwiegervater, nimm’a schon nicht iidel —- aber wenn denn durchaus eine Landvartie ge macht werden mu , mischte ich doch nicht aerade in En inder und Gedrock ins. Freie hinaus. Wo soll's denn überhaupt din?« »Mit sti’s eaaL Vergnügen macht mir die Sache so wie so nicht. Also sagen wir: nach dem Grunewald. »Na, schön, Schwiegervater. Ich zielt mich rasch um und komme nach.« Er svrana aus den nächsten Omnis dus, verlor dabei seinen Cnlinder — Ipas Gustav ein herzliches Verantiaen bereitete —- dann verschwand er im Innern des schwerstilliaen Kastenö mit dein aliielltch wiedereroberten Hut. dann wurde Gustav nach passe ge schickt, nen nach Mutter und Schwester zu sehen. Fiir den Rechnungsrath beginnt nun aus dem Perron eine ziemlich genuß lose Worte-kein Weder Bertha noch Emma sind zu sehen —- es wird drei Uhr, es wird ein viertel aus vier — und auch Frau Marie läßt sich nicht blicken. Endlich, gerade schlägt’g halb, erscheint die Rechnungsräthin aus vern Perrom kirschroth im Gesicht. Sie bat inzwischen der Anna kündigen müssen, berichtet sie ihrem Gatten, und sie sordert von ihm als dem Haus hetrn,.daß es denn doch heute Abend endlich einmal ein Machtwort mit ver unverschämten Person rede! —- »Und was das Zeugniß anbelangt am näch sten Ersten . . .« Endlich tommt er zu Worte und be kikhtet von der Begegnung mit Kuri e. »Du, du —- das glaub ich nicht, das; der nichts von der Landpartie wußte!« rust Frau Marie sosort argwöhnisch »Aber freilich, es paßt ihm wohl nicht, mit der» ganzen Familie loszuzie nEs ist ja auch thatsiichlich nicht nach Jedermanns Gefchmack,'« wendet der Rechnunasratb schicksalergeben ein, »aber wo steckt Beeth?« Athemlos kam Gustav in diesem Auaenblici auf den Perron. »Damit Paval« ruft er schon von weitem. »Die Bettha iit dagewesen —- droben bei uns — gleich nachdem Mama fort aeaangen sei, sagt die Portierssrau.« »Und Emma?« »Die war nicht dabei.« »Wo ist sie denn bin, die Bertba?« »Noch dem Zooloaischen Gatten habe J K« »von-nnd Obst des- mnksisväkwsn « HW f---ss.- ---- ·.,"So hat sie die Emma also gar nicht mehr aesbrocheni" stöhnt der Rechnunasrath »Da müssen wir nun schleunigst der Bertha Jemanden nach schicken!« Ein Zua braust heran. »Schnell hinein, Kinderl« tust Papa sFrisch ausaereat. »An der Station Zoolo gischer Garten sehen wir dann wei ter.« An der Station angelangt, halten Frisch’s von Neuem Familienrath Das Fazit ist: Frisch sen. wird sich selbst ausmachen, um Bertha herbeizu schaffen. Nesinnirt sinlt Frau Marie aus die Perronbanl. Aber so viel Menschen auch den Zoo loaischen Garten im allgemeinen ersiils len und im besonderen den Eisbiir zwinaer umstehen —- Papa Frisch ver maa seine Tochter nicht darunter zu entdecken. Da plötzlich —- der Rechnunasrath war schon der Verzweisluna nahe und hatte einen qualoollen Durst —- er-. blickt er die junge Frau. «Bertha — Bertha . . .!« Aber das » Wort bleibt ihm in der Kehle stecken: seine Tochter schob nämlich einen Kin derwaaen vor sich her! »Allmiichti·aer« stöhnt er. »Na, qottlob, daß ich dich wenigstens attrapirt habe, endlich.! Wo stecktest du Denn? Jch dachte, Fu solltest schon um drei Uhr hier ein-« Die Maaistratsselretörin bricht in» Thränen aus. »Gewiß wollt ich. Aber ihr wart ja sort —— eure Wohnung zu, oas Mädchen wea —- wo sollt ich oenn mein Kind lassen? —- und —- und ——— heute —- heute ist doch unser Hochzeits taa.« »Liebste Beriha —- bscht, du« die Leute sehen ja her . . .« Und selbst sast mitaeriihrt erzählt er ihr den Zu sammenhana. »Ja, lieber Gott —- die Landbar tie!« stöhnt Bertha. »Ich hab gestern im Augenblick aar nicht daran gedacht, daß heute unser hochzeitstaa ist. Ach und ich hatte mir es so schön vorgestellt, mit Richard lal aan al leitl « »Uss!« entscihrt es Herrn Frisch, der immer mächtiger schwim. »Ja, Liebchen, wenn du dein theures Ehe aespons heute überhaupt« noch sehen ’wtllft, dann must du itantepeh mit mir nach dein Grunewald mit!« Ein Ausruf des Entsetzen-. »Ja-« und das Kind?« ,,Geht mit!« »Aber der Wagen Papa?« »Deine Ehestandgloiomotioes J, die neben wir auf dem Bahnhof in Ver wahrung!« . . . Es hat einen wahren Kampf gelostei, bis Bertha einivilliqtr. Jetzt stehen sie endlich aus dem Verron dro hen — — aber nun ist wieder die Mama nicht zur Stelle Gustav berichtet daf-, sie in einem der vorüberiommen den »Hüte Richard und Emma gesehen habe, und weil auch Richardg Freund, der Postassistent, dabei gewesen sei, so habe sie sich sofort in den nächsten Zua gesetzt. um ihnen nachzufahrem denn es schicke ch doch nicht, daß Em ina und der Postassistent. «Achti :na!« ruft der Rechnunasrath. »der Zug lommti« Er händiat seinem Sohn die Milchslaschen ein und greift Beetha, last mich den Kleinen tra aen ——- das ist hier hier eine solche Dränqelei — Der Zu braust in die Halle. Ein fürchterliches Schiehen, Stoßen, Put sen, Zanten, Schimpfen, Areischen entsteht an den Coupeethiiren. Gustav bricht ritterlich Bahn fiir seine Schwe ster die tros ihres Sträubens und nach dem Kind Rufens hinter sich her schleift. Athemlos ist Erwin Frisch mit dem Situatan am aonzen Zua entlang ge rannt. Die Thüren sind schon überall geschlossen. «Ilhsahren!« ruft der Beamte mit der« rot n Mit te thacii Noch nicht! schreit der Rahmen ehrst »Das Must« Räfwetttv in Bewegung. Wagen machte eine km schon in der Im vor Frau Miene,u aus Fahrt befindlichen Zuge u springen. Man hiilt sie Ouriick —- iie weint —s andere lachen« T Und nun sieht der Rechnungraths mit dem schreienden Säugling im; Arm aus dem Perron — einsam," wenn auch nicht alleine. Denn von allen Seiten wird er plötzlich umringt « und ein paar Frauen fragen ihn ganz entrüstet: ob er das Kind denn um bringen wolle? Er hat es in der Hast nämlich verkehrt in'«.sen Arm genom men. Mitleidige Mütter instruiren ihn über seine Großvaterpslichten — und endlich lann er in den nächsten Zug einsteigen. Nun, aus Station Grunewald werden sie ja endlich alle versammelt sien, und dann soll’s mitten hinein in’s Grüne aehenl Aber als der Zug hält — —reg net’s. ————-—---—s--s— pflicht. Novellette von A. D o u r l i a c. Deutsch von A. Heim. Vor seinem mit wildem Wein und Geißblatt umrahmten Häuschen stand der Bahntviirter, und mit der rothen Fahne in der Hand sah er dem Ku rierzug entgegen. En glückliches Lächeln verklärte die scharfen Züge, stolz blickten die klaren Augen des Mannes, den seine stramme Haltung auch ohne die auf seiner Brust befestigt-e Medaille als alten Veteranen erkennen ließ. mJa! stdlz und glücklich war Vater ULUYUIUO Heute führte sein Viktor, sein ,.Jun ge,« der Mechaniker, seine erste Loko motioe. Wie wird er sich benehmen, der Rekrut! ?« . . . Und dann die noch größere Freude, heute bringt man dem Vater Bernhard den Entelsohn, des jun en Paares Erstgeborener, und er Zoll Pathe sein. Und der alte Soldat lacht über das ganze Gesicht; er dentt an das tleine rosige Geschöpfchen, für das der schmucke Wagen am Fenster in die Sonne geschoben ist; er dentt an die kleinen, unaeschickten Fingerchen, die na seinem grauen Schnauzbart zerren werden, und an das Glück, einen Mo nat lang die junge Frau und das Kind bei sich zu haben. Vlöhlich wendet der Alte den Kopf. Was ist das? . .. Ein Zug kommt in der Richtung nach Oadre und zwar auf dem falschen Geleise und wie ein Dröhnen ist als ferner Donner auch schon der Kurier zug zu hören . . . die Erde zittert . . . da ift er . . .! Wie ein Blitz tommt da der Zug herangebraust. Entsetzt springt der Vater dor, schwingt seine Fahne dicht vor der Lotomotive, auf der er schon seinen Sohn zu erkennen glaubt . . . zu spät! Vergebens hemmt der Mechaniker, vergebens läßt er den Dampf ab, der rasende Lauf ist nicht zu hemmen, das stöhnende Ungethiim stürmt Funken ftiebnd vorüber... Der Bahnivärter wird durch den Schienenräumer zur Seite geschieudert und schreit entsetzt: »Sprinq herab! . .. so spring doch! Vittor schüttelt den Kopf · . . Er desertirt nicht! Der fürchterliche Zusammenstoß findet statt, die Wagen thürmen sich übereinander, der Kessel der Lokomo tive platzt, vor den Augen des Vaters verschwindet der Sohn in der entsetz lichen Explosion, und der Luftdruck zerspringt alle Fenster des kleinen friedlichen Häuschens. Der Rekrut hat nicht gezittert . . . Wie ein Soldat ist er tapfer aus seinem Posten gestorben! Zehn Jahre sind seitdem vergangen. N» s-in-m mit with-Im Mein und Geistblatt umrahniten Häuschen steht ver Babnivärter, rie rothe Fahne in der Hand, und siebt dein Kurierzug von Havre entgegen. Aber sein Schnurrbart ist weis-, ge worden; über vie einst so tlarcn Augen bat es sich tvie ein feuchter Nebel gelegt; seine Haltung ist nicht mehr strain1n, viel kleiner ist der alte Soldat gewor den . . . Und doch lebt er . . . Ja, er lebt, und ivenn gegen Abend ein Knabe mit ten Schulbijchern unter dein Arm diesarriere zurückschielrt und laut ruft: ...,,Gnts:n Abend, Groß vater! dann lächelt der Alte sogar wieder. Das Kind, der Knabe ist dag, wag ikim von seinem Glück übrig geblieben it . . . Mitten unter den Trümmern, aus den zerstückelten·Leichen von Männern, Frauen und Kindern, vie zur Unkennt lichteit im Tedo entstellt, hat er das neugeborene Kind aefunden; wie ein Wunder gerettet, batteieT vorn Blut der Mutter bespritzt, da gelegen und lachend in den blauen Himmel über sich geschaut · . . Er hat sich aus ihn gestürzt, wie der Geizige aus einen Schatz; er hat das kleine Wesen in sein Trauerbaus ge tragen, dates in den so freudig vorbes reiteten kleinen Wagen gelegt und dann, als er das schlafende Geschöpf chen, den Sohn seines Sohnes, lange angesehen, da sind seine brennenden trockenen Augen feucht geworden: er hat weinen können. Sein Berntt « Sein Trost, seine hoffnung, sein Leben ist der Knabe! Er ist so schmuck, so gut und so tapfer! So recht wie der Nachkomme von Soldaten sein soll; und ist der todte Vater nicht auch wie ein Soldat unter der Fahne gestorben! Und klug ist der Junge! Immer der Erste in der Schule; ge wiß wird er mal ein Stipendium er haltmx er wird lernen, so viel lernen wie sein Vater! Nur daß er keine Neigung fiir das Maschinenfach hat, er macht teine Lo komotiven aus leeren Sardinenbiich sen, er läuft nicht hinaus, um die Züge vorbeitornmen zu sehen, und das Pfei fen der Lotomotive läßt ihn ganz gleichailtig, wenn er über seinen Bü chern sitzt und Rriegsgeschichten liest, oder seine Soldaten in Reih’ und Glied aufstellt. Das ganze Sinnen und Trachten von Betnt ist« ,,"Soldat« zu werden! von Bernt ist, »Soldat« zu werden! Wenn er ein Signal hört, oder gar mit klingendem Spiel auf der Straße Soldaten vorbeimarschiren, dann hält ihn nichts anderes zurück. Und der alte Man-I ist traurig da rüber und macht seine Thitr fest zu, Denn er ist ärgerlich iiber das zweifar bige T.uch Der alte ausgediente Soldat ist ängstlich geworden, so ängstlich wie ein Ouhn, das die kleinen Rücken unter den schützenden Flügeln festhalten möchte. Es ist Herbst und die großen Mand ver sind gekommen: die Soldaten berei ten alles zum Biwat vor, während die Ossiziere am Wegrand Rast haltend, oder piaudernd inGrUppen zusammen stehen. Ein noch jugendlicher Mann mit merkwürdig ernsten, fast vergrämten Zügen und grauem Schläfenhar wan dert allein auf dem Feldweg. Er kommt in die Nähe des Wärterhäus chens von Vater Bernhard, und da dessen Enkel vor der Thiir steht und den Offizier mit beivunderndenBlicken betrachtet, so fängt derselbe eine«Unter haltugn mit dem Knaben an. Das terhaltung mit dem Knaben an. Das frische Gesicht und die klaren, entschie « denen Antworten des Knaben scheinen den älteren Mann zu interessiren. »Wie alt bist Du denn, tleiner . Freund?« ’ »10 Jahre, Herr Oberst.« »10 Jahre; . .. so alt war mein Knabe! . . .« Er seufzte... zögerte... und wendete sich dann dem alten Wär : ter zu, der brummend herauskommt und ganz militiirisch grüßt: »Seid Jhr schon lange hier?« »Bald werden es 20 Jahre, Herr Oberst . . « »Dann waren Sie also schon zur Zeit? der entsetzlichen Katastrophe hier « »Ich bin der Vater des Mechanikers, der damals den Zug führte Und das ist sein Sohn . . .« »Verzeiht mir, wenn ich mit meinen Fragen schmerzliche Erinnerungen bei 8Jtch KMllstb- ppt- llMFst,, a. ssFG-— damals Frau und Kind bei dem Un glück verloren Fremden scheu an. Dem Obersten wird durch dies theil nehmende Wort das Herz weich und er erzählt, daß er zu der Zeit gerade schwer verwundet in Sontay gelegen, und daß es ihm nach seiner Rückkehr aus Tonting unmöglich gewesen sei, Einzelheiten über die fürchterliche Ka tastrohpe zu erfahren . .. ) »Sie erinnern sich nicht zufällig . . . es ist ja auch schon so lange her» eine iunge Frau und ein wenige Wo chen altes Kind unter den Leichen ge sehen zu haben? .. Das Kind trug an einem Bändchen um den Hals eine ae weihte Münze» mit dem Datum der Geburt »22. suni 188’« . .,Großvater, Ivasi ft Dir denn?«. i bist Tit frank7« Ihnen wachgerufen habe» . ich habe; »Das thut mir leid,« sagte der alte » Mann schlicht und der Knabe steht den I i »Nein, Bernt... aeh’ doch spielen« Bernt sieht den Alten, der ganz blas-, ist, erregt an, doch der wiederholt sein »Geh spielen« in rauhem Ton und wehrt den Knaan sast schroff ab. Dann stottert er eine Entschuldiaiina: »Der Zug muß gleich tommen . . . der Diens« und aeht aus die Barriere schwankend-en Schrittes zu; der Oberst denkt, daß die Erinnerung den alten Mann so mächtia aepackt hat und ent sernt sich schioeiaend... Vor seinem mit wildem Wein Und Geisiblatt umrahmten Häuschen steht der Bahnwärter, und mit der Fahne in der linten Hand wartet er wieder aus den Kurierzug. Mechanisch ist er dort hingekom men: iiber den Auaen lieat es wie Re bel, das Blut saust ihm in den Ohren, mechanisch hört und sieht-er, ein einzi ger Gedanke beherrscht ihn An die Medaille musz er denken, an die Zahlen, die darauf stehen, die ihm bisher unverständlich gewesen, an die Medaille, die er in seinem Raritäten tasten aufbewahrt . .. Jst es denn wahr? Jst es möglich? Das Kind, das ihn am Leben fest gehlaten hat, das Kind, das er groß gezogem gehütet, aeliebt hat, das Kind, das seine ganze Freude, sein Trost, sein Leben ist . . . das wäre nicht sein Enteltindt . . . Mein Gott! Warum mußte er das erfahren, warum-konnte er nicht mit dieser Täuschung zur ewigen Ruhe ein gehen?. .. Bernt, sein Bernh der ihm ans Herz gewachsen ist, ist nur ein Fremder für ihn! Er soll ihn nicht mehr »Er-iß vater« nennen. Das Herz bricht ihm sast bei dem sGedanken · . . nein«, nein, das soll nicht ein . . . . Bernt gehört M ist sein Kind, er — hat ihn behütet. geliebt . . . er tritt ihn an Niemand ab . . . Er braucht nur zu schweigen . .. sein Geheimniß siir sich behalten und alles bleibt beim Alten. Oh! Die entsetzliche Versuchung! . . . Nein . . . Er will nicht! Er wird schwei gen. Eine kleine Hand hascht nach der seinigen. »Bist Du auf mich böse, Groß vater?« Bernt sieht ihn mit klaren, vertrau enden Kinderaugen an. »Nun, geht"g Jhnen wieder besser, alter Freund,'« sagt eine andere Stim me. rE steht zetfchkn Vater und Sohn! . . . . An die Barriere gielehnt, war te der Oberst auch, bis der ng vor iiber ist, der ug, der einst all sein Glück zerstört at, ihm alles genommen hat« was er liebte. Wie ein Blitz kommt der Zug. . . . Fährtvorbei . . . . . .Jitdoriiber. . . Und vorüber ist auch die entsetzlich eVrsuchung. Die Soldaten blasen zum Sam meln und es klingt wie ein Siegesw n. Der alte Soldat mit seinem Ehr qesiihl will nicht fahnenfliichstig wer den. Stramm richtet er sich auf, als wenn es in den Kampf gehen sollte. Und in dem Moment, als der Offi zier ahnungslos mit einem Handdruck und einem Gruß von dannen gehen will, da drängt der alte Mann den Knaben fast heftia zu dem Ofsizier, und mit heiserer Stimme sagt er: Müssen Sie ihn! . . . . es ist Jhr Sohn!'« W »Postlasemdei« Mädchen. Eine ergötzliche Scene spielte sich kürzlich im Schalterraum des Post-z amts in Kuxhaven ab. Eine biedere Frau aus der Umgegend trat an den Schalter heran und verlangte das auf der Post lagernde Mädchen, das sie mitnehmen wolle. Der Beamte war über dieses seltsame Verlangen an fangs in sehr begreiflicher Weise sprachlos, antwortete dann aber mit verbindlichem Lächeln, dafz man leider tein junges Mädchen aus dem Postamte lagern habe. Damit ließ sich nun aber die Frau nicht so ohne Weiteres ab-» speisen. Jn energifch vorgebrachtem» Plattdeutfch bestand sie vielmehr auf der Erfüllung ihres Wunsches und fiigte noch zur besonderen Bekräfti gung hinzu. daß es doch in der Zei tung gestanden habe, es sei vostlagernd Kuxhaven ein kleines Mädchen an Kindesftatt zu deraeben, und sie habe sich schon lange so ein lleines Mädchen gewünscht, denn sie hätte keine Kinder. Nun ging dem Beamten und einem im Schalterraum anwesenden Herrn ein Licht auf; der Herr erinnerte sich genau, das Jnferat gelesen zu haben, Indem unter einer pvftlagernden Chiff re Anerbieten entgegengenommen wer den sollten. Dementsprechend wurde nun das Verfahren der staunenden Frau so gut wie möglich klar gemacht, und man setzte ihr sogar ein Gefuch um Ueberlaffung und Adoptirung der klei nen Erdenbiirgerin auf und machte al les fertig. Der Brief wurde frantirt uno aufgegeben, und damit wäre ja nun alles erledigt gewesen. Die Frau wartete aber immer noch, und nun stellte es sich heraus, daß sie im Glau ben war, jetzt würde das Mädchen so fort zum Vorschein kommen. Als ihr dann auch diese Hoffnung genommen wurde, ging sie betrübt von dannen, sie hatte, wie sie bemerkte, sich schon sehr auf das tleine Mädchen gefreut und es gleich mit nach Haufe nehmen wollen, und nun hätte sie es nicht mal zu sehen bekommen. -—— - — Tic Jagd nach dem Mück L ts - II l ,,Sieh’ mal, Männcksn, den Esset, ja warum schickest Du ksnn nicht!?« »Ich habe ohnehin schon einen ge schossen!« »Wann denn?« »Na — als ich Dich geheirakhet habe!« Ein empfehlen-w- «ler8 Papier. Ein Pariser Blatt bringt das nach stehende hübsche Frage- nnd Antwort spiel von der Börse: Ein Attionär er kundigt sich bei einem aroßen Finanz mann über den Werth aewisser Pa viere und fragt: »Was sind diese At tien werth?« »Für den Auaenblick nichts« —- — »Und später?« »-Spöter——8wei Jahre Zuchthaus." So Mancher tritt in den Narren iherein —- Um vor der Pritsche sicher zu elns Vetters met Gott«-um » Der große, bronzene himmelggloi bus aus Peiing ist im Bart ponSansss souri ausgestellt worden. Zu dieser Gelegenheit bringt das »Beste-M eine Studie aus der Feder von Dr. II» Fritsche-Peters"bura«» der von 1867-— 1883 als Direktor des tat erlich rus sischen Observatoriumö in king von der Atademie der Wissenschaften be stellt war. Danach sind die »astrono mischen Beamten« der Chinesen, ob-» wohl das Volk seit uralten Zeiten sicki siir Himmelserscheinungen interessir ’ hat, doch nie über die Elemente det TAstronomie hinausgetommen, und? ihre Leistungen sind in keiner Weis-, mit denen der Chaldäer in Babylon u; ; vergleichen. Dennoch besteht seit mezo als 200 Jahren in Peting ein »astro-k nomisches Tribunal«, das nicht nukt den jährlichen Kalender macht, sen-« »dem auch astronomi"che Ephemerrden ’verössentlich·t. Diese Berechnungem wurden fast zwei Jahrhunderte hin-. durch (bis 1839) von Europäern, Je suiten, geleitet. Seit 1839 besteht das astronomische Tribunal nur aus ein heimischen Gelehrten. Jn der Mand schurenstadt Peiingg gibt es vierOrte, an denen Beobachtungen gemacht wer den: 1. das chinesische Observatorium (Kuang-sang-tau) wurde vor etwa 600 Jahren eingerichtet und 1674 vors-. den Jesuiten mit neuen astrononiisctxsscr Instrumenten Cohne Linien) verscher die noch jetzt wohlerhalten und nass Deutschland als Krieagbeute evracht sind. Der Ort liegt auf der O tmauer der Mandschurenstadt. 2. Bethana, niirhlickw Kirche nd» das fort-nannte Kollegium Gallorum, nahe beim kai serlichen Palaste befindlich. Dort hat ten die Jesuiten um die Mitte des IS. Jahrhunderts ein"Observatorium er richtet. Z. Die kaiserlich - russifcho Gesandtschaft (Nan-guan) nahe bei der Süd-name der Mandschurenstadb 4. Be-guan (nördlicher Hos), ungefähr 250 Meter von der Nordostecke der die Mandschurenstadt einsOließendea Mauern entfernt. Die dort befindlic Mission Rußlands bildet ein den vict Himmelsrichtungen entsprechendes,von Mauern begrenztes Viereck. .· Fritsche gibt eine kleine Geschichte des russischen sObservatoriums, das in Jahre 1900 durch die sogenannten Boxer von Grund aus zerstört wurde. Auch die Gebäude des ehemaligen Ob servatoriums sind bei dieser Gelegen heit vernichtet, sodaß jetzt, da auch»die alterthümlichen Instrumente de: chine sischen Sternwarte nach Deutschland entführt sind, kein eigentliches Obst-I vatorium in Peking mehr existirt. — —--·..-———— Vexirbild. In « - Cizs--.-.7t III-s Wo ist der Bergfjihrer? ·.,.;.-«,s« If- TI; Ein Goukmand. » ,,Sehen Sie, Herr Müller, wenn icl in ne feine Jegeno komme, wo et utes Wasser jiebn dann laß ick det stehn und drint’ ern JlaH Wein!« ——"" —· l Auch ein Grund. Mutter: ,,.Kinver, Jhr müßt jetzt recht brav sein! Der Vater hat sich L-. Hand verstaucht, und da kann er End must uuxujyeiucuz Mithin-. »Sieh’ ’1ncil, Moritz, dort die Lö weiiiya19, wie sie immer herschauen zu une. Gewiß sprechen sie über unseren Bantckott.« »Lass« sie sprechen, das ist lauter Neio!« « Wettervkognssr. J Dienstinäochen sdcni beim Abstän ben Dag- Baroniezer aus Der Hand fiel aus die cerdrochene Röhre ocutend); »Das Baroineter ist gefallen — da niedtb gleich qurm!« Unmöglich. « « Frau A.: sehr Gent-e würde viel leicht Das Bertcrvuche seiner Lebens weise einsehen, wenn er ’mal Eintcht halten mier in sich selbst.« Frau B.: »Das kann er gar nicht, dazu ist er ein viel zu oekschiossener Mensch« , Zustand « Professor (an seine Uhr sehend welche sieht, sich besinneuoj: »Wo ha be ich jetzt nur ivielscr meine Uhr stetny lassen!« Boshqu ,,Das junge Fräulein Meyer ist ganz die Mania, bis aus die spi e Zungc.'« »Ja, der getreue Abklatfch.« Unhedacht «’. »Was qiebtkz heute zu Mittag?'« »Schweinszunge.« »Die wächst mir ja schon zum Halse heran-IN ———-—— « e Aus dem Tanzlelzret - Kränzel-ein ’ »Was sagen Sie zu dem neuen Wal zer, den unser Obmann komponirt, des geht in die Füße!" »Gewiß, zum Davonlausen.«