Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 11, 1902, Sonntags-Blatt, Image 9

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    Sonntags Blatt
Beilage der- ,.!Irbraslm Staats-: Änzkigkr und Heis;old.
— 1
J. P. Lvindolph, ncmnsqcbck Grund kglaud Ncln den H. zuti 1902 Jahrg-Um «· Nu is,
Der Gedankenlesen
Humor-sie von S. K ö n i g.
- »Weder Junge!
Ei hat mich sehr gefreut. was Du
mir mitgetheilt hast« Also Du bist
wieder in der Heimath angelangt?
Nun fragst Du bei mir an, ob Du
mich besuchen darfst. Alter« Junge, so
sei doch nicht iomischi Bist doch mei
ner verstorbenen Schwester einzig-sind
da sollte doch der Teufel dreinschlagen,
wenn Du mir nicht willkommen wärst.
Jch erwarte Dich, je eher, desto besser.
Wenn Du den Sieknubrzua benütz
test, könntest Du unter Umständen so
gar mit meiner Elsbeth zusammen
fahren. Sie befindet sich bei einer
Tante in Waldstadt und beabsichtigt,
mit jenem Zuge nach Hause zurückzu
lehren. Es wäre drollig. wenn Ihr
Euch schon unterwegs träset und zu
sammen hier antätnen Also aus dal
diaes Wiedersehen
Dein treuer Onkel Hans.«
Der Brief war deutlich. Geora hatte
nach diesem Schreiben nichts Eiligeres
zu thun, als seine Koffer zu packen,
denn die Sehnsucht nach seinem alten
Onkel, dem einzig-en Verwandten, den
er noch aus dieser Welt befass, ließ ihn
nicht mehr locker. Fünfzehn Jahre lang
war er von der Heimath seen gewesen
und hatte sich driidem jenseits des gro
szen Heringsteickres, gewaltig den Wind
um die Nase streichen lassen.
Er freute sich wie ein Kind aus die
Beaeanuna mit dem alten Brummbiir
von Onkel, den er schon von seiner
ersten Kindheit an liebt-.- und bewun
dert hatte, und beschloß, dem Rathe
des Försierg zu folg-en und mit demsel
ben Zuge zu fahren, wie dessen Tochter
Eli-beib. seine ihm noch unbekannte
Cousine. Denn als er Deutschland
---l!-k- e-.-.. s- -....«t k--! XIV-L-« -s«t «-.
dem Kursitrsten Johann Geer dein
Dritten, nach dem Ersas von Wien
1688 verehrt hatte und den nun Kö
nig Johann seinem Sohn vor der
Front der Truppen irn großen Garten
überreicht hatte, zugleich mit einem
Handschreiben des Kaisers, das die
Ernennung des Kronprinzen zurn Ge
neralseldmarschall ans-sprach. Am sol
genden Tatze wurde der siegreiche
Heersiihrer auch vom Zaren Alexander
dem Zweiten zum russischen Fell-mar
schall ernannt Die Ossiziere der
IJtaasarmee beschenktn ihren Führer
mit einem Marschallkiab die Stadt
Dresden ließ ihm einen Silberlorbeer
. franz. die Stände des meißener Krei
seS einen silbernen Ehrenschild und
die Einwohner Leipziger ein silbernes
Ehrendentmal überreichen Außer dor
ermähnten beiden Marschallstiiben be
saß König Albert noch einen dritten.
überaus kostbaren, mitDiamanten und
Perlen besetzten Marschallstab, den er
vorn jetzigen deutschen Kaiser Wilhelm
2. erhielt cim 22. Oktober 1893 bei
Gelegenheit der Feier seines 50-jähri
aen YJtilitärdienst- Jubiläurns »als
ein Symbol der Huldigung des Kai
sers Und seiner Armee.« König Al
beri hat denselben zum ersten Mai in
der Rechten getragen geleaentlich der
letzten sächsischen Kaiser - Parade a: n
3 September 1896 Der deutsch- fran
zösische lKrieg war es, sder dem Kron
prinzen Albert Gelegenheit bot, den
Gipse lpunkt kriegerischen Ruhmes und
militiirischer Ehren-, n erre: chen.
HO— --
ZDcr übern’fcheidte Wall-L
Herr Zingerl sitzt allein an seinem
Stammtisch ithrveißen Lam1n«; ne
ben ihrn sein getreuer WaldL
Herr Rinqerl ist etwas Verstimlmn
Endlich gesellt sich zu ihm sein alter
Freund, der Lehrer Grandl Dieser
merkt bald, daß Zinaerl schlecht ge
lustig machte, doch nun gab es kein
Zurück, et mußte und wollte sich Ge
wißheit verschaffen
Uno so schlug er aufs Gerathewohl
auf Den Busch, indem er, halb ais
Frage, halb ais unumstiißiiche Be
hauptung, sagte:
»Sie fahren bis Salzach?!«
,,Ja,« meinte sie etwas verwundert.
Kein Zweifel, sie isi’s! jubelte es in
Georg’s Herzen.
Und halblaut setzte er hinzu:
»O, ich wußte es.«
Sie sah ihn von der Seize an, dann
fragte sie:
»Sie wußten es? Woher kennen
Sie mich denn? Jch erinnere mich
nicht, Sie schon irgendwo gesehen zu
haben« «
Seine Anonyniitiii fing an, ihm
Spaß zu machen. Er oekfeyie ganz
dreiit und gottesfürchtig:
»Schon mögiich, ich aber kenne Sie
gan genau.«
» ch wüßte nichi, wiefo?« meinte
sie etwas gereizt
»Ganz einfach,« sagte er nun scher
zend, »ich bin Gedankenlefer.«
»Gedanienlefer?« fragte sie un
gläubig. »Das mögen sie einem nn
xern ——'« doch aa stockte sie tin-o« Tutzr
so recht als -— Tkamp —- so nennt
man sie doch drüben, nicht wahk?«
»Ich glaube. Also, wenn ich Sie
recht verstehe,« meinte er, seltsam lä
chelnd, »so ungefähr wie ich?«
»Wie SM« fragte sie erstarnt. »Ja,
sehen Sie denn wie —- —oh, ganz
im Gegentheil, Sie sehen sogar -—-«
»Nicht wahr, ganz passabel?«
»Ah, nun kommt meine Station!«
rief sie, indem sie sich schnell zum
genster hinausbeugtr. »Gott sei
sankt« setzte sie im Stillen hinzu,
»der Mensch ist doch recht unheimlich.«
»Sie fahren wohl weiter?« fragte
»Weis3 in der That noch nicht!« ent
genete er, »vielleicht steig’ ich auch
hier aus.'«
Die Lolomotive that einen langen,
martdurchdrinaenden Pfiff, ver Zug
fuhr langsamer und hielt gleich Dat
au .
»Sa!zach!«
»Adieu, mein Herri« flötcte Els
beth nnd, ohne sich noch einmal umzu
drehen, sprang sie leichtfiiszig heraus,
gerade in die Arme eines martialisch
aussehenden alten Herrn, der sie kräf
tig an sich drückte.
»Warte, Töchterchen!« meinte er
sie
i
König Ulbert als doldat
Nahm der Rönig Albert von Sach
sen unter den Monarchen des deutschen
Reiches in jeder Beziehung eine her
vorragende Stellung ein, so steht der
Name des Kronprinzen Albert in der
Geschichte der Feldzüge der Reuz eit
mit in erster Reihe. Nachdem der Fürst
schon als jugendlicher Prinz und Offi
er von einundztoanzig Jahren im
Frühjahr 1849 im Feldng von
ochleswiip Holstein bei Düppel die«
pecuertause glänzend bestanden und
im Hochsomnier 1866 im Deutschen
Kriege sein Meisterstück als Truppen- I
siilirer der Sachsen bei Königgrätz und s
bei dem sich anschließenden Rückzuget
gemacht hatte, errang er 1870-——71 in t
dem siir die deutschen Waffen so sie-I
ges-gewaltigen Feldziige gegen Franks I
reich als Feldhen und an der Spitze
sächsischer Truppen die höchsten niili-»
tärischen Würden und Auszeichnungen «
und leistete dem deutschen Vaterlande-i
und Volk die wichtigsten Dienste durch
sein rechtzeitik.eg und nachdriicklichegk
Eingreifen, das in den damaligen
größten Entscheidungsschlachten wie
derholt den Sieg an die deutschen Fahik
nfn fesselte Sein Ruhm als Feldberr ?
material, Wagen und Borräthe aller
Art erbeutest — war das- ureigenste
Werk des Kronprinzen vdn Sachsen
und ist von hervorragenden Strategen
hinsichtlich ihrer Anordnung als eine
Musterschlacht bezeichnet worden. Jlsr
militärischer Erfolg bestand darin, daß
das französische Evrps de Failly ver
nichtet, die ganze Armee MaeMahdn’s
in ihrer linken Flanke umgangen, nach
Sedan abgedrcingt, in dem engenDrei
eck zwischen Maas, Givonne u. Floing
festgebannt war und zum Aufmarsch
hinter die Maas gezwungen wurde. ;
Der irophäenreiche Sieg vonBeaumont z
würde in der Geschichte des damaligen
großen Krieges viel bedeutender da
stehen, wenn er nicht durch den unge- t
heuten Erfolg der Schlacht von Sedan
verdunkelt und iiberstrahlt morden
wäre. Einige Tage nach letzterer em
Pfing der Kronprinz aus der Hand
des Oberfeldherrn das Eiserne Kreuz
1. Klasse, Zar Alexander der Zweite,
aber überschickte dem Sieger vonBeau
moni durch einen eigenen Gesandten
Die 2. Klasse des russischcn Kriegs (St.
Gedrgs)-Ordens. «
Und dann gings nach Paris. Auch
HAVE mn hist qnsqäxsvnnm sus- m--«).
USIIIFOUC lUuh III- IIIl VIII F)I-sbflb III Ists-V
versprach schon damals mit Sicherheit,
dem Onkel sprechend ähnlich zu wer
ven, mit anderen Worten: ein Mon
strum von Häßlichteit.
Am nächsten Morgen fas-, er zur fest
geseßten Zeit im Coupe und sah mit
guter Laune den kommenden Dingen
entgegen
Am meisten hatte-er Sorge, vie Cou
sine nicht zu verfehlen. Und jedesmal
erkundigte er sich beim Schaffner, ob
nicht bald Walvstavt käme.
. Nun sollte es vie nächste Station
sein.
Jetzt pfiff der Zug und subt, lang
sam-er werdend, in vie kleine Bahn
hosshalle ein.
Neugieria späbte Geora Frederbofs
nach dem Perron, aber unter ven weni
gen Reisen-dem die mit ibren Freunden
over Verwandten dort standen, schien
keine Elsbetb zu sein. Nur ein einzi
ges junges Mädchen wartete, von einer
alten Dame beaieitet, aus ven einsah
renden Zug, aber das konnte sie un
möglich sein, venn wo bliebe va vie
spriichrvörtliche Häßlichieit der Familie
Steinmeier?
Doch falls sie nicht Den Zug verpaszt
hatte, konnte eg nur diese sein.
»Griisz alle recht herzlich oon mirs«
hörte Georg die Aeitere sagen.
»Wer-« auf-richten Iantclsen,« ivar
die Erwiveruna veg jungen Mädchens,
das merkwürdiger Weise direct in
Georg’s Abtbeil stieg
Tantcheni Das klang ja nickt-erstm
chenv. Sollte sie doch-»- ? Unmög
lich, dann wäre sie ja zaanz aus Der
Art geschlagen Wie kam solcher Glanz
in Oniels hätte?
Jetzt setzte sich :-:r Zug wieder in
Bewegung
Die junge Dame hatte sich in eine
Ecke gesetzt unv starrte vor sich bin,
vielleicht noch in Gedanken an vie bei
der Tante verlebte Zeit.
Georg Frederbosj wendete keinen
Blick von- vem anmuthi,;en Mädchen ab
nuv suchte eifrig in ihren Zügen vie
charakteristischen Eigentbämlichkeiien
des Stseinrneie·r’s-ch,en·Geschlecht-ZO zu
entdeflelh OOO looalo er eine spru
geiunren zu haben glaubte, Dann be
schlich il1n sofort wieder eine steptische
Muthlosiglein Unmöglich tonnte so
diel Liebreiz und soviel Gratie von
dem abschreclend häßlichen Lntel ad
stammen.
Sein beobachtender Blick fiel jetzt
aus die kleine Handtasche, die aus der
Bank neben der jungen Dame lag. Sie
war aus Segeltuch hergestellt und mit
Stielerei versehen. Und mitten aus der
Vomrseite war aanz deutlich der
Name zu lesen: Eudoria Hauptsteim
Als, nun war das Räthsel mit einem
Schlage gelöst —- eine Fremde saß ihm
gegenüber, an die ihn teinerieiBande
oerwandtschastlichen Blutes tnüpsten
Und doch, dieser berzgewinnende Zug
um den Mund! Wenn sie es troßrsem
wäret Und jene Tasche vielleicht der
Tante gehörte?
Ach was, das beste war wohl, direkt
aus das Ziel lobtuaehen Mertrvrirdig,
wie schüchtern er plötzlich geworren —
es war lzum Lachen. Cr, Geora Fre
derhoss, der sich doch da drüben in
allen möglichen und unmöglichen Si
tuationen des Lebens befunden hatte!
»Georg, sei ein Manni« tiefer sich
ermuthigend zu, und dann begann er
sogleich mit der Attacke aus den Feind.
Allerdings sehr zahm!
,,Prachtvolles Wetter heute, mein
Iriiuleini'«
Das junge Mädchen schral bei der
unerwarteten Anrede aus seinem Sin
nen empor-.
»Ja,« , entgegnete sie dann, »indeni
ein Zug desSpottei um ihren hat-schen
Rund spielte, »Hast-i prachtvoll«. .
Im merkte wo l, daß sie sich libe
seiue nth allzu gei reiche Bemerkung
sort: »Nun dann, bitte. sagen Sie mir
doch, wer ich bin und wie ich heiße.'·
»Elsbeth heißen Sie. Elsbeth
Steinmeier.«
Sie war erschrocken emporgesprun
gen und starrte ihn mit ausgerissenen
Augen an. Doch sosort faßte sie sich
und sprach mit einem winzigen Lä
cheln, das ihre Anast verbergen sollte:
»Aha, also Sie tennen mich?«
« Doch nun war er nicht gewillt, so
bald seine Rolle auszugeben.
»Wie Sie sehen, täuscht mich meine
Gabe flicht,« meinte er ernsthaft, »sta
aen Sie weiter, fragen Sie, was Sie
wollen, ich werde Ihnen über alles
Austunst geben«
Die junge Dame war iiber seine
Sicherheit doch etwas srappirt. Aber
so leicht wollte sie sich nicht ergeben.
«Wozu erst sragen2« meinte sie.
»Sagen Sie mir Alles, was Sie mir
angeblich vom Gesichte ablesen!«
Georg setzte sich in Positur und be:
gann:
»Wie Sie besehlen. Also Sie hei
sten Etsbeth Steinmeier, Tochter des
Försterg in Ealtach und kommen
jetzt von Ihrer Taute, die in Wald
stadt wohnt — —«
»Und heißt?« unterbrach ihn mit
scharfer Stimme Die Schöne.
»Und heißt --— —« da war guter
Rath theuer —-- ach was, noch ein
schneller Blick aus die Handtasche, es
wird schon richtia sein —- ,,unb heißt
Euboria Hauptstein!«
Da war es- heraus. Gott sei Dant,
es stimmte. Denn die junge Dame
sagte nur:
»Gut, weiters«
»Ja, pvag weiter?«
»Was-halb reise ich nach Hause?«
»Ja weshalb, weshalb —- jeder Be
such hat doch mal ein Ende-«
,,Aha,« rief sie srohlocleno aus,
,,oie5mal hat Jhre Kunst auch ein
Ende. Zusiillig giebt es noch einen
ganz andern Grund.«
Forscherud betrachtete er sie, dann
meinte er zöaetndt
Sollte es vielleicht der der sein, baß
»
·, !.t.a Ec--- III-AL-- --m--O-n7«
«
Eis scvt »seiner Uhu-,- s.«-.-u«s»«
Sie zitterte am ganzen Körper nnd
hatte iichi n· die äuiierste Ecke gedrückt
Der Mensch war ihr in der That un
heimlich.
»Wie, Sie wissen?« stammelte sie
leise hervor.
»Sie sehen, mir bleibt nichts ver
borgen,« sagte er mit piabolischem Lä
cheln. »Ihr Vetter beißt jedenfalls
Georg Freoerbofs und kommt von
Amerika — —«
»Ob«-un Sie auf, mein Herr, ich
bitte Zick« rief jetzt Eli-heili, indem
sie sich die Ohren zuhielt, »ich glaube
Ihne, baß Sie meine Gedanken le
ien können. Aber mein Gott, das ist
ja fürchterlich! Mit Ihnen möchte ich
nichtg zu thun haben, da gäbe es ja
teine Gebeimniise mehr.«
»Also, das mit Jhrem Vetter, das
ist wahr?«
»Buchitäblich!« versetzte sie. »Mein
Vetter war ein Taugenichts —— ———«
»So, so!«
»Ja, es war nichts weiter mit ihm
anzufangen, als ihn nach Amerita zu
erpediren. Nun, und jetzt tomcnt er
von daher zurück.«
»Hoffentlich gebessert?«
»Wer weist, ich glaubs’ nicht."
»Und was bat er denn io Schreck
iiches gethan, Jhr Herr Vetter?«
»Sie wollen sich wohl iiber mich
lustig machen? Als wenn ich bnen
das erst zu sagen brauchte. bei ghres
Kunst! Jst er nicht stets in bei
Schule sitzen geblieben?«
»Nun, vielleicht hat ihn aber die
Schule des Lebens erzogenW
»Gut-en Stett J nicht« ich bit
darin sehr skeptisch. m Gegentheil
ich stelle ihn mir sehr herkommen vor
dann, »es ist möglich, daß der Brau
selops, der Georg, mitgetommen ist.
Wir wollen Umschau halten«
,,Onkel, suchst Du mich?« klang in
diesem Augenblick eine Elsbeth nur
allzu bekannte Stimme, so daß ihr der
Schreck durch alle Glieder sahn-»Du
hast mich gerufen — da bin ich!«
Und er streckte dem Onkel die Rechte
entgegen.
»Ja, bist Du’s denn wirklich,
Junge?" rief der Atte, indem er ihn
derb schüttelte, ihn dabei von oben
lsis unten forschend betrachtend. »Don
nerwetter, hast Du Dich rausgemusi
stert, bist ja ordentlich ein patenter
Kerl geworden. Sieh nur, Elsbeth!«
»Oh, mir kennen uns schon," sagte
Georg lächelnd. »Meine Consine ist
garnicht so von mir eingenommen«
setzt erst erholte sich das junge
Mädchen allmählich von ihrer Ueber
raschung.
»Ach. daher Jhre Weisheit!« meinte
sie getränkt.
»Sag’ nur ruhig: Deine Weisheit,
wir sind doch Verwandte. Oder tviini
schest Du keine Gemeinschaft mit ei
nem solchen Taugenichts?«
« »Aber ich bitte Dich!« warf sie er
« röthend ein.
I »Oder ist Dir der Tramp zu der
s tomnien?« suhr er lustig neckend sort.
» »Ja, was habt Ihr denn zusam
zmen?« sragte der zörster ganz er
sstaunt
I »Komm nur, Onkelchen, ein ande
Ires Mal!" erwiderte Georg, indem
« er den Alten unter den Arm faßte nnd
; mit ihm logzoa. Und nebenher ging
I titsbeth, das Antlitz hold geröthei.
« Was weiter aus der Geschichte
" muri-et
; Nun, vier Wochen darauf trat
liteorg im Garten, der gerade in der
jberrlichsten Blüthe stand, zu Elgbeth
s hin und sagte:
f ,,Elsbeth, darf ich noch einmal bei
’ Dir Gedanten lesen?« .
« »Da bin ich doch begierig,« versetzte
s sie, »an» biete, schieß kost«
· Daran sagte er nur:
l »Du bin mik gut, Eise-th, und
s möchtest aern meine Frau werdens·
»Du bist sehr anmaßend in Deinem
Gedankenlesen, Geora," erwiderte sie
leise, »aber Du hast recht.'·
Da schlon er sie in seine Arme und
küßte sie.
CO
Die foussttrte Rede.
Jn einer der letzten Sitzunaen des
österreichischen Abgeordnetenhauses —
das »Neue Wiener Tagebl.« unterläfkt
eine genauere Bestimmung — ereianete
sich eine Episode, die von nur Weni
gen bemerkt wurde, da die Mehrzahl
der Redner kein zahlreiches Audito
rium zu fesseln vermochten. Ein Ab
aeordneter sprach. Die deutsche Spra
che ist ihm kein aelaufiges Jdionr, und
oa er seinen »Speech« nicht voin Zettel
ablesen wollte, bat er einen Klub-Col
legen, ihm zu sossliren. Die strenzrc
Disziplin seines Clubs derschasste ihm
diese Hälse, und der Narteigenosse sun
airte pslichteisrig als «Einbläser«.
Hatte nun der· »Redner« den Gedan
kenaana seiner Ausführungen nicht
mehr genau im Kopfe, oder derzichtete
er angesichts der nicht allzu großen
Theilnahme des Hauses aus die Fort
set-Jung —- er hörte plötzlich zu reden
aus nnd setzte sich. Der soufflirende
Colleqe jedoch blieb stehen und —
sprach den Satz noch weiter, das Ma
nuskript in der Hand haltend. Die
Club - Collegen eilten aus das Glo
ckenfcgnal des Präsidenten in den Saal
und bealiirktviinschten den Sossleur,
den sie sür den Redner erachten muß
ten. Lebhaste Heiterkeit.
--——-·s-.—-—sis
Kleine Geschenke erkalten die
Freundschaft
Was die Butter sang. ,,Zerlass«en
zerlassen bin i!"
wird nicht erlöschen, solange es nochi
eine deutsche Kriege-Geschichte giebt,
wie denn sein Bild für lommende Ge
schlechter auch mit herabgriißt in der
stolzen Reihe der weltberühmten Pala
oine Kaiser Wilhelm’s des Siegreichen
sowohl vorn Sedanfries der Sieges
saule in Berlin als auch von dem gro
fien Hochbild der Erhebung des deut
schen Volkes am Fuße des National
denlmals auf dem Niederwaldz als
Reitersigur endlich schmückt es das
Ziegegdentmal auf dem Marttplatze
zu Leip ig, gleich denjenigen von Bis
marck, oltte und dem nachmaligen
Kaiser Friedrich Z.; bei Straßburg
aber führt zur Erinnerung an ihn und
seine lriegerischen Verdienste 1870——
z 1871 ein Fort, und zwar das bei Lin
; aolsheirm seit dem Sedantag auf Be- :
fehl des Deutschen Kaisers den Namen
,,Kronprinz von Sachsen«.
I Bei Beginn des Krieges gegen
Frankkeich im Juki—1870 hefeHiigke
’.tironprinz Albert von Sachsen das
T 12. (töniglich:sächsische) Armee-Corps, »
das der 2. deutschen Armee, die Prinz «
Friedrich Karl von Preußen besehligte, ;
,ingeil)eilt war. Er entschied mit den !
sächsischen Truppen, Schulter an f
Zchulier mit der preußischen Garn-Of
die blutige Schlacht bei Graoelotte am I
18. August durch Erstürcnung des aus
dominirender Höhe gelegenen und start
befestigten Dorfes St. Privat la Mon
tagne und führte dort aus eigener
Entschließung unter den schwierigsten
und dringlichsten Verhältnissen sowie
mit bewunderungswiirdiger Ruhe, Si
cherheit und Richtigkeit eines der ;
schwierigsten FiriegH-!Uianöoer aus: ;
einen Tlngriff aus der Flanle unter
bestiindigem Flantenmarjch derHaupLs l
lräfte, bis die Umgehung des feindli
chen Flügel-H vollständig war. Für die- «
fes taltische Meisterwerk erhielt Kron- ;
orinz Alderr dom deutschen Oberselds ;
herrn nicht nur das Eiserne Kreuz 2. s
Klasse, sondern auch den Oberbefehls
über die neugebildete 4. deutsche Ar-i
mee, bestehend aus den bisher dem
Verbande der 2. Armee, die vor Meg I
stehen blieb, gehöria aeivefenen 12.
und GardeCmpsL der Z. und 6. Ka:
oallerieaioifiom aufammen 83 Vanil
lone oder 70,0s)() Mann Jnfanterie,
116 Egkaorons Kavallerie mit 16,2()0
Pferden und 288 Gefchützen Mit die-·
fer Armee erfojht Kronprinz Albert
eine Reihe glänzender Siege uud er
ranq ihr damit eine anfänglich gar
nicht beabsichtigte, dauernde Selbstän
digkeit und infolae der glücklichen Fün
runa an den Ufern der Maus den Bek
namen Mantis-Armee Die überra
schenden und wichtigen Erfolge dieer
TruppensVerbandeH in den Schlachten
von Beaumont am Zo. August und
Sedan am 1. September waren die
Ursache, daß der Chef des Großen
deutschen Generalstabes, General Frei
herr v. Moltte, über Sachsens Kron
sprinzen und feine Eigenschaften als
sTruppenfiivrer den Ausspruch that:
»Es giebt im deutschen beere wohl
»viele gute Generale, aber nur einen
izsldcherrn wie den Kronprinzen von
I Sachsen« Der Generalstab desjäclk
sifchen Kronprinzem dem der preußi
fche General v. Schlotheim als Chef
vorftand, und zu dem Preußen und
Sachfen in bunter Reihe aehörten, er
hielt infolge der Einigkeit. Kamerad
fchaftlichteit, des gegenseitigen Verste
hens und Zusammenwirkens im weite
ren Verlaufe des Feldzuges den ehren
den Beinamen »Der Maasftab«, weil
er thatfächlich als Musterftab gelten
konnte.
Die Schlacht bei Beaumont, in der
General-Lieutenant von Schöler mii
der 8. preußischen Division das schlecht
bewachte. Lager des Feindes überfiel
und reiche Beute machte — es wurden
2000 Mann gefangen. 19 Gefchittze. 8
Mitrailleufen und zahlreiches Kriegs
l
l
l
l
l
I
s
z
und Ostsroni der Belagerungslinie zu
wilden hatte, erfochten die Truppen
derselben unter ihrem Feldherrn an
den Ufern der Seine und Marne Sieg
auf Steg: Die preußische Gar-de bei
Le Boiirget, die Sachsen bei Brie und
Vcllierg. Jeder Durchbruchsoersuch
der Franzosen wurde zurückgeschlagen
und, nachdem gegen Ende des Jahres
die Beschießung der Befestigungsmerke
begonnen morden war, die Uebergabe
des Forts von Paris erzioungem der
Mont-Avron wurde zuerst von den
Franzosen geräumt und von sächsi
schen Trubpen besetzt. Am 29. Ja
nuar 1871 hielt Kronprinz Albert an
der Spitze des Gardckorvs sowie des
4. Armcetorps feinen Einzng in die
Stadt St. Denis, wo die französischen
Könige in der Kathedrale begraben
liegen; am 18. Januar aber war er
in Begleitung feines Bruders-, des
Iirinzen Georg, der seit dem JO.
August 1870 den Oberbefehl über die
sächsischen Truppen übertraan erhal
ten hatte, sowie des zum Generalgou
oerneur nach Frankreich berufenen
sächsischen Kriegsrninisters General b.
Fabrice nnd einer Deputation sächsi
scher Offiziere bei dein weligeschicht
lichen Att der Kaiserprotlamation iin
Königsschlosse zu Versailles gegenwär
tig. Seine seltenen Waifcnthaten er
hielten vor Paris die höchsten deko
ratiben Auszeichnunaem sein Christ
geschenk von König Wilhelm war das
Eichenlaub zu dem von ihm bereits
1849 vor Diippel erworbenen Orden
."0ur le merite«. Am 22. März 1871,
als Kaiser Wilhelm fein erstes Wie
qensesi nach Annahme der Kaiserrviirde
feierte, empfan Kronprinz Albert das
Grosilreuz vom Eisernen Kreuz, das
ausser ihm nnr noch folgende Verfüh
rer erhielten: der preußische Kron
prinz, Prim Friedrich Karl, b.Molite,
o. Werber, b. Iliantenfsel und d. Gö
ben.
Der sächsische Kronbriziz weilte da
mals noch immer in Frankreich, wo er
den Oberbefehl führte über sämmtliche
oor Paris oerbliebenen dentschenTrup
nen. Er residirie mit seiner Gemah
lin Karola, die er von Dresden nach
Frankreich geholt hatte» mehrere Wo
chen lang im Jagdschloß zu Compiegne
und feierte dort auch seinen its-L Ge
burtstag Währenddem todte in Pa- I
rig der Bürgerkrieg, und sein Verlauf
zwang den Kronprinzen am 17. Mai
zur Rückkehr nach seinem vormaligen
Hauptquartier vor Paris, dem Vorort
Mag-enth. Er war ·aus den Höhen von
Montmagny Augenzeuge des großar
tiaen Brandes der Tuilerien am 25.
Mai und beobachtete wiederholt von
einem errichteten Observatorium aus
die blutigen Straßentämpfse in Paris.
Als am ersten Psinastfeiertaa, den 28.
Mai, die Vorstadt La Vilette und die
Buttes Chaumont von den französi
schen Regierungstrupven erstiirrnt wa
ren, fand-te ihr Oberbefehlghaber,
Marschall Mcsljtahom eine Depesche
an den deutschen Feldberrn, die den
vollendeten Sieg über die Kommune
meldete und zugleich dem wärmsten
Dank dafür Ausdruck verlieh, daß der
Kronprinz Albert durch Absperrung
der nördlichen und östlichen Ausgänge
von Paris mit deutschen Truppen we
sentlich zur Unterdrückung der Revo
lution mit beigetragen habe. Am 9.
Juni kehrte der Kronprinz von Frank
reich nach Dresden zurück.
. Am 16. Juni wohnte er, Tags zu
vor vom Kaiser zum Generalinspet
steur der Jl. Armee - Jnspettion er
nannt, dem Truppeneinzug in Berlin
bei, und am 11. Juli fand der Trup
veneinzug in Dresden statt, bei dem
der Kronprinz der Mittelpunkt stür
mischer Voltshnldiaungen war. Er
erschien hoch zu Roß an der Spitze der
Truvpen, in der Rechten den goldenen
Feldherrnstab des Polenkönigs So
l biesth. den dieser einem Wassenbruder,
lUUlU Isl. uns III-Ist Ubnpjusu hun- »in-»
bezügliche Frage, worauf Zingerl ant
wortet: »Der Waldl, dieses Malt-fis
vieh, hat mir meine ganze Laune ver
dorben, ich habe anen ja schon öfter
erzählt und Sie haben es selbst schon
gesehen, was für ein äußerst kluges
Hunderl mein Waldl ist, aber fiir so
übera’scheidi hätt’ ich ihn doch nicht ge
halten!
Hören Sie nur: vor einer halben
Stunde bestelle ich mir meine Leib
speis’, einen fetten Schweinebraten.
Kurz daraus stellt unsere Wirthin den
Braten auf den Tisch und wünscht
mir, wie sie es immer thut, einen guten
Appetit. Mein Waldl sitzt, wie ge
wohnt, neben mir; jetzt denken Sie sich:
kaum steht der Braten aus dem Tisch,
fährt Waldl wie der Blitz daraus los,
packt ihn nnd rennt damit zur Thüre
hinaus-, läßt den Braten draußen fal
len, tehrt um und setzt sich wieder ne
ben mich mit der unschuldigsten Miene,
als wenn nichts vorgefallen wäre.« —
»Un:) Sie haben ihn nicht gestraft« —
fällt der Lehrer ein —- ,,übriaens kein
besonderer Beweis seiner Kluaheit!«——
»Anscheinend allerdings nicht, aber
Sie müssen wissen, daß mir der Arzt
den Schtoeinebraten verboten hat!«
Der Revotvcr tudcr cfenröhre.
Einem ettvag snrchtsamen Familien
vater in der Vorstadt von Halle, Gie
bichenstein, hat sein Redoloer oder viel
mehr sein Dienstmädchen, dem die
Waffe in die Hände fiel, einen Streich
gespielt, der leicht die schlimmsten Fol
aen hätte haben können. Nachdem
wieder eine Nacht verflossen war, ohne
daß Diebe eingebrochen wären, veraaß
rer sonst sehr Vorsichtng den mit sechs
Patronen geladen-en Revolder ooin
Nachttisch trieaznnebmen und einzu
schließen. »Damit die Kinder nicht
dran tämen,« leate das Dienstmädchen
beim Reinmachen das ,,aesältrliche
Dina« in die Osenröhre, um später
den Herrn darauf aufmerksam zu ma
chen. Sie dachte aber nicht wieder an
k-» Nmnlsnee und es wurde mittler
weile der Ofen angehizL Am lend
beaaben sich die Kinder in dem betref
snden Zimmer zur Ruhe, nnd sie moch
ten eine halbe Stunde geschlafen haben,
als plistzlicb rasch hintereinander drei
Schüsse trachten. Erschrkckt und nichts
Gutes abnend, stürzte der Besitzer in
das Schlafzimmer, wo er nach liaftiaem
Suchen die Waffe entdeckte. Sie aus
der Ofenröhre reißen und völlig ent
laden, war eins. Wie sich herausstellte,
hatte die aroße Hitze die Entladuna
der drei Zchiiffe verursacht, die nur
weniae Linien über den Köpfen der
schlummernden Kinder hintveggingen.
.-—--—
Reuter-rette auf ver Festung Sile-r
! verg.
Nachdem Professor Dr.Gaedert-« der
» bekannte Reuterforfcher, auf der Fest
nna Silberbera die siafemaite aufUJ
Genaueste onrcbforfcht hatte, in der
Fritz Reuter von 1884 bis 1837 Unter
aebracht war, sind die Raume von der
Ortsaruppe Silberberg des Verbandeg
der Eulenaebirgsvereine nach des For
scherB Angaben wieder hergestellt wor
den. Die Ausftattuna mit Bett, Tifch,
Stühlen u. s. w. erfolgte nach den An
gaben eines Leidensasefährten Fritz
Reuter’s, des Geh. Justizraths Wachs
mutb in Krossen
Der Raum hat dadurch dasselbe
Ausiehen erhalten, wie er ihn während
Reuters Haftzeit in Silberberg hatte.
Eine Wand der Zelle schmückt ein le
bensgroßes Brustbild des Dichters,
undan verschiedenen Stellen find Ab
schrtsten von Abschnitten aus ,,Ut mine
Festungstied«, soweit sie« sich mit dem
unfreiwilligen Aufenthalt in Silber
bera beschäftigen, angebracht worden.