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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 11, 1902)
Geheimnisse Berlin-D Roman von Pulse Westkjkcb. «-..-«--,v:-:-.-d.-«I— ,-. - - «T --- I-IkI-T-k-I-L-d-LV:- d- IIINFITIsz IIIWWWW " ’ — - : « (13. Fortsetungd Nod ging in beschleunigtem Schritt die Straße hinunter. Aber es zo ihn zurück. Er bog in die Lützotvstraße ein« ging durch die Körner-, die Steg liher Straße, und nochmals an dem haus mit dem Kreuz vorüber. Hinter den hellen Fenstern sang eine Frauen stimrne. Rob blieb nicht stehen. Ein ostrstintt sagte ihm, daß es sür einen Menschen ohne Beschäftigung und in schädigem Anzug nicht heilsam sei-r würde, sich hummelnd hier aufzuhal ten. Er begann von Neuem, den Häu serblock abzuschreiten. Als er zurück kehrend die Stegliyer Straße treuzte, sah er aus dem Asphalt gegenüber sei nen alten Freund Will traben, eine schwarze Ledermapve unter dem Arm, wie Kassenboten sie benutzen. Nod sab er nicht, und der hatte die Empfin dung, daß es dern jungen Mann nicht angenehm sein würde, in diesem Au nblick angeredet zu werden. Ueber ein Ergehen durfte er sich beruhigen. Der Teufel, dem er sich am Krögel ver schrieben hatte, mußte ihm Wort ge halten haben. Denn noch sorgfältiger gekleidet als bei ihrer ersten Ver-reg nung, und rnit noch größerer Unverer tenheit stampfte er das Pslaster. Als Rol- diesrnal wieder in die Potsdarner Straße einbog—, riß Pro fessor Tabelschtverdt gerade das Fen ster au und schrie sein »Diebe! Räu ber!« in das Gewoge der Straße hin aus. Drunten im Gedräng standen Rettich und Schweselsticken in guten Stöcken und Mühen, wie ein paar ehr bare Handwerker und schauten la chend zu dem schreienden Weißtops l: - - per Ausgeplünderten und derer, die fürchteten, es zu werden«. Ganz Berlin sprach zu dieser xit fast einzig von der vornehmen a zardspielerei, die in ihrem verschwiege nen Hotel mitten in der Ausübung ihres sträflichen Handwerks aufgeho ben worden waren. Und der brave Bürger entrüsteie sich, während er sieb zig Procent Dividende aus einern aus ländischen Spielpapier einstrich, höchst tugendhast iiber die Gewinnsucht und Frioolität der Junker. Kommissii: Schuchardt war der Held des Tages, und selbst Püllernann hatte in der all gemeinen Triumphstimmung über Die Rührigleit und Schneidiateit der Po lizei beinahe den ungesiihnten Raub seiner zweitausend Mark und die ge heimnißvolle Ausplünoerung seines Schwiegersohnes vergessen. Erst seine Tochter Lisbeth, die, wild vor Aufregung heimkommend, den bei spiellos frechen Einbruch bei Professor habelschwerdt meldete, brachte ihm in Erinnerung, daß es noch Delikte gab deren Veriiber die sindige Polizei nicht fand, Delikte, die für die bürgerliche Gesellschaft am Ende noch gefährlicher waren, als das hazardspiel einiger leichtsinniger, junger Leute. So tief er denn die Interessenten zu einer Be sprechung zusammen. All seine Söhne waren gekommen« fein Schwiegetsohn, der Juwelier, als ein hauptleidtragender, das habet schwerdt’sche Ehepaar, der Mann : siört und hilflos wie ein Kind, die Frau in einer schmerzlich-grimmigen Befriedigung darüber, daß sie mi: ihrer Voraussggezecht behalten hatte-. CML Vck clskkgslckl Wsc Uluu utsn Rössing. Seit sie ihren Grund und Boden verkauft hatte, kam sie Tag und Nacht nicht aus der Angst, daß man ihr das Kaiptal entreißen könne. so bald es ihr ausbezahlt wurde, und fr wollte ihr Theil mitwirken zur Siche rung all-es Eigenthums. Nach reiflicher Ueberlegung hatte Piillemann auch den Regierungsrath Spitzner eingeladen. Er konnte ihn zwar seiner maliziösen Bemerkungen wegen nicht ausstehen, schätzt-ihn aber als hellen Kopf und ausgezeichneten Juristen. Und einfach aus Passion hatte er Doktor Wieelius eine Einladung ge schickt. Er hegte eine Vorliebe sür die sen eisrigen Arbeiter, dem das bedeu tende Vermögen in seinem Geldichrank nur der Ansporn schien, es durch die äußersten Anstrengungen zu vermeh ren. Den schicklichen Vormund bot sei ne Stellung in der »Im-deutschen Bank«. Er kam gleichsam als Vertre ter dieses. bedeutean Geldinstitutå, das wie jeder, der besaß, Gefahr lies, von der unsaßharen Bande get-ratio schatzt zu werden. Als Doktor Wicelius eintrat, im schwarzen Frack, eine weiße Nelke im Knodsloch, saß Frau von Röfsing aus einem niedrigen Sessel hei den Damen des hauses. Wie einem alten Freund streckte sie dern Eintretenden die Hand entgegen. - «Vergessen Sie nicht! Am 30. Juni ist die Aus ahlung des ersten Theils der Kauf urnrne siir Rössing dors. Jch techne auf Sie, Herr Dok emsk — Deck- tecbne aus die Mithilfe all« hinaus. Rob ging fett sehr rasch in einem fast körperlichen Unbebagen. Dreimal hatte er das Kreuz mit ver römischen Eins-: gesehen; zuerst an der Mille Inann’schenGartenpsorte, und an bem selben Abend war dort eingebrochen worden. Jeht eben an No. 25 ver Potsbamer Straße, und vier Weißtops beklagte sich aus dem Fenster, baß man ihn bestehlen habe. Das Kreuz mit der römischen Eins hatte auch an bern hauö gestanden, in dem vie Win termeier wohnte, an jenem Abend, als Dora Schnapphuhn mit ihrem Ver lobten abreiste. Rob schüttelte sich. Der Unter grnnd, von dem Will gesprochen hatte, set Untergrunb der Dinge. Er ging gleich zu Frau Wintermieier, die eben den Hut aufsetzte, um mit einem Kun den Rücksprache wegen eines Dinertz in nehmen. »Fräulein hanne weiß von nichts,« s sagte er. »Sie sollten an Fräulekn Dora schreiben, Frau Wintermeier.« »Herr Werner,« begann vie Frau rnit Würde, »wenn meine Schwester sich einmal so viel für mir übrig ist —« Aber Rob unterbrach. »Wissen Sie denn schon, weshalb sie nichts von sich hören läßt?« «Herrjott, Sie jlauben doch nich et wa —?« Die Arme fielen der Frau am Leibe herunter. »Den-h nich wat Schlimmes?« »Ich hoffe, es geht alles gut. Aber schreiben würde ich gleich heut’. Und auf die Rückseite des Umschlages setzen s meiner Freunde zur Vollendung mei ’ neg Wertes. Jch habe Eile, es zu vol lenden. Jch werde alt. Ja, ja, wider sprechen Sie nicht! Ich bin’å ja lange schon den Jahren nach. Aber ich habe nie gefühlt. Jetzt lornrnt die Schwäche und damit, was ich nie zuvor gekannt habe, die Furcht. Jch werde noch einen Dienstboten dazu nehmen müssen. Ich erzähle es eben den Damen. Dreimal bab’ ich heut’ Nacht mein armes Mäd chen herausgetlingelt, und sie ist auch nicht die Herzhastestr. Es tnackt und raschelt manchmal sonderbar in mei nem kleinen Schweizerbaus.« Frau Püllemann rieth Frau von Rö ing, statt eines zweiten Mädchens lieber einen Diener zu nehmen. Ein Mann sei ein besserer Schutz. «Meinen Sie nicht auch, herr Doktor?« »Aber versteht sich, ein Diener, rau Baronin. Vielleicht ein Mitte ding zwischen Selretär und Diener, in An betracht der vielen Schreiberei, die Jhnen in den nächsten Monaten bevor steht. Jch denke, wir bemühen uns alle um eine geeignete Persönlichleit für Sie.« Er sagte es leicht, rasch, obenhin, und dann betbeiligte er sich nicht weiter an der Berathung, sondern sing an, Lizbetb leise Komplimente zu sagen über ihre Toilette und sie mit ihrem Abenteuer bei habelschwerdks zu necken, wollte wissen, ob der Professor im hohen c ausgeschrieen habe beim Anblick der inhaltlosen Pappschachtel, und ob Donna Anna Habelschwerdt flxeuk der Versammlung die Arie vor ngen werbe: .an Aas-. zur starke tust alles dich anzi« —- brigens a e Fräulein Pü emann an beniA end Ia ur heldtn geraujgewachsen Er sei an dem Asp alt vor ihrem Haus schon bret liebenswürdigen Leutnants bes et, die alle die Absicht hätten, express-e band anzuhalten falls sie sich nicht vorher ans Eifersucht die halte « , « « Mitte Lis M ÆÆXZKMMCU Sie: Absender: und Ihren Namen und Jhre Wohnung.« »Ja,« sagte Frau Wintermeier, während sie mit zirternoen Händen Fe der und Papier herbeitrug, ,,schaden kann’s am Ende nich. Du meine Jijte, Bett Werner, wai haben Sie mir fiir ’n Schreck injejagi. Un eijentlich bin ick woll dumm. Denn wenn mit der Dora wat nich in Ordnung wär’, »denn würd’ doch er, wat ihr Zukünfti ger is, mir ’n Wink jejeben haben.« Sie schrieb doch den Brief. Sie schrieb auch ihren Namen unb ihre Adresse deutlich und leserlich auf die Rückseite des Umschlage5, klebte eine Zehnpfennigmarke baran unb oth mete befriedigt auf, als der Brief in sen Posikarien glitt. »Na wert-' ick übermorjen bestimmi Bescheid haben.« Den nächsten Tag hatte sie bis spät in die Nacht zu kochen. Tobtmüoe tam sie heim. Als sie am anderen Morgen aufwachte, war ihr erster Gedanke: «heut’ kommt ein Brief von berDora.« Es kam aber kein Brief. Frau Win kenneier war fast trank vor Aufre gung. Sie saß in Aerolitha’s Zim mer, weil sie sich allein fürchtete, uno weinte unaufhörlich So oft Rob von einer Irdeitjsuche heimkehrte, erkun igte er ficht »Nachricht da?« Auf dem nzensass lag eine brückenbe Angst. ran inietmeiet erwog die Fra e, ob sie selbs nach Magdebnr rei en its-I g In dritten Tage brachte ber - bit Ortsstatut-Leier ihren eiziäkn - -.., - sein-kanns Enden Au sz sticht-sit Unbekannzth stand ba! sie Leutnants ils-warmem find’ ich dumm. Was mich anlangt, ich mark mir gar nichts aus Säbelgetlier «Ra, na, Klirren ist immer ein an genehmes Geräusch Mit Geld. sitt dem Säbel, gleichviel.« »Ich mag dieherten vom Civil reich kigf o gern wie die Leutnants. Wirt t .« »Dante!' sagte Wiedin und ver beugte sich. »Wieso denn?« Und da er ihr la chend in die Augen sah, begriff sie und wurde zornig. »Wissen Sie, Sie sm; ; diel eingebildeter, als zehn Leutnanu ! zusammen. So! Jest dürfen Sie noch T mal »Dante" sagen!« : Püllemann. der alte, faßte jetzt Wi celius’ Arm. »Verdtehen Sie meinem Möbel den Kon nicht« Erst das Geschäft, dann das Vergnügen.« Und indem er ihn der Gruppe von Herren zuführte, die um den Sophatisch am anderen Ende des Saales Platz genommen hatten flüsterte er ihm in’s Ohr: »Sie sollen sie nachher zu Tisch führen, Sie Tau sendsasa! Dann machen Sie sich so niedlich Sie wollen. Jetzt brauchen wir Jhren Rath.« »Ja Befehl.« Wiceliug setzte sich neben Franz Piillemann, und die Augenbrauen it: die Höhe ziehend, sagte er leise un: wehleidig: »Ungefriihstiiett?! Das find’ ich hart.« «Papa rechnet darauf, daß hungrige Bestien rachsüchtiger werden. als satte,« antwortete der aus der Art ge schlagene Piillemann. Wilhelm Püllemann schwang eine Glocke und begann zu reden: »Meine Herren und Damen! Unsere heutige Berathung gilt dem Wichtiqi sten, was die moderne bürgerliche Ge sellschaft hat, ihrer Basis gleichsam: dem Eigenthum. Recht eigentlich, uen jedem seinEigenthurn zu gewährleisten, hat sich die Gesellschaft zusammenge schlossen. Sprechen wir es ehrlich aus-: unsere Gesellschaft ist im Grunde nichts anderes als eine Genossenschaft zur Sicherung des persönlichen Eigen thums jedes einzelnen ihrer»Mitglie Dcc. Weltalls Mc Wulst-tust unserer Gesetze besaßt sich mit seinem Schutz. Reichstag und Landtag sind täglich bemüht, Die Kautelen zu seiner Siche rung zu erhöhen. Wir haben zwei tunstreiche und weit ortästete Appara te, deren Erhaltung den Steuerzahlern jährlich Millionen kostet. unsere Poli zei und unsere Gerichtsbarteit, sast einzig zur mittelbaren oder unmittel baten Sicherung unseres Eigenthumg in’s Leben gerufen. Trotzdem erleben wir am Ende des neunzehnten Jahr hunderts bie Schande, daß, Gesell schaft, Gesetz und Polizei zum Hohn, eine handvoll srecher Spitzbuben Ver lin plündert Fast alle hier Anwesen den sind aus’sEmpsindlichste geschädigt worden. Meine Herren und Damen. ich stehe nicht an, zu sagen, dieser Zu stand ist unheimlictker als ein Krieg mit einer auswärtigen Macht. Es ist auch ein Krieg, aber ein innerer, heim licher. ein Krieg, den die Kultur gegen die Barbarei siihrt, der gesittete Theil der Menschheit gegen ihren Abschaum, der als atavistisch entartete Raubhorrc die Gesellschaft bedroht. Es ist ein Kampf aus Leben und Tod und wir müssen siegen! Wenn unsere Polizei versagt, so müssen wir Privarleure Mittel finden, um ihr das Rückgrat zu störten. Ueber diese Mittel erbiite ich mir Jhre Ansichten.« Eine lebhaste Diskussion erhob sich. Die dralonischsten Strasrnaszregetn sanden Lobredner, Prügel, Pranger, Galgen. Der Musitprosessor in seiner Zerriittung wollte das Militär mobii gemacht wissen. Lorensen, dem das Herz noch um seine Diamanten blu tete, fragte, ob man nicht die Verhän gung des kleinen Belagerungszustan-· .—t-tk-— lL--4- III III-II III Ucv Ucluliluucn euer-»k. k« is-. -.. Panit derer, die die Grundlage ihre: Macht, ihr Hab und Gut in ihren Schranken und eisenbeschlagenen RE sten, hinter dem Schutzwall der Gesetze und Wachen nicht mehr sicher fühlten. Damen und Herren sprachen durchein ander, überschrieen sich, und da waren nur zwei Antheillose an der Debatte: Hellmuth Wicelius, der sich in ein Au genspiel mit Lisheth Plillemann ver j tieft hatte, und Negierunasrath Spitz ?ner, der als Schriftführer müßig die - Feder in den Fingern drehte und das spöttische Lächeln derer lächelte, die lheim Guß im Trockenen sitzen. Denn s er hatte tein Vermögen. » Aber als dieGesellschast ihren erst-.n IEiser in unmö lichen Projetten aus gerast hatte, na m der Regierungsrath das Wort. »Was die Diebstähle der lehten Jahre vor anderen auszeichnet, sie in gewissem Sinne unheimlich macht, das ist zweierlei: einmal die oerhliissende Präeision, ich möchte sagen Elegan;, mit« der gearbeitet wird, zweitens die höhe der gestohlenen Objekte und die gesellschaftliche Stellung der Personen, gegen welche die Diebstähle sich rich ten. Jch habe hier eine genaue Stati stik der Verbrechen gegen das Eigen thum während der leiten zwanzig cFahre mitgebracht. Die Herren können sich überzeugen, da die Zahl der De likte im Verhältni - zu der Bevölke rungizisser in die en lehten Jahren durchaus nicht gewachsen ist, wahrend der Perih dee entwandten Gegenstände sich ast um hundert Prozent vermehrt hat. Aus dieser Thatsache ziehe ich den Schluß, da wir ei nicht mit eini en armen Teu eln von Gelegenheitödie en zu thun ha n, sondern mit einer-wohl organisirten nnd dilciplinirten Bande unter der Leim eines energischen und gen-andren M —« hier konnte Bli ann nicht länger Inn sich holte-. « . »Mein lieber Regierung-raisi, ich bitt’ Sie um alles! Eine Minderun dei ein Räuberhanpirnann im der en Perilinss unter den Augen unserer Po ize — »Seht romantisch!« stimmte Win iiui zu. Aber der Regierungsraib beharrte. »Es ist die Voraussesunz aus die mein Vorschlag sich ariindei. Der Er folg wird entscheiden, ob ich recht bee muthe. Einem derartigen modernen Räuberhauptmann —- ich acceptire das Wort —- der seine Späher jedenfalls in allen Kreisen bat, isi mit Gewal: kaum beizukommen. Lassen Sie als-) Geld das Geld schützen. Das heißt: setzen Sie einen Preis aus siir dense nigen seiner Spießgeiellen, der den Chef ausliesert. Der Preis muß http genug sein, versteht sich! ein Vermo gen. Berschwiegenbeit, Straslosigkett dazu, und ich bin Jhnen gut dasiirz in drei Wochen haben Sie Ruhe.« Lebhaster Widerspruch erbob sich. Püllemann verwahrte sich mit Entens stung dagegen, mit Spitzbuben zu pai iiren. Ein Preis, ja! Aber der Polizei müsse man den Preis zur Verfügung stellen als Belohnung siir denjenigen Beamten, der den Schuldigen grisfe. Schließlich einigten sich die Parteien dahin, daß man zwei Preise aussetzen wolle, einen sür den entdeckenden Cri minalisten und ein-n fiir den angeben den Complicen. p» saßen große Ver mögen um Piillemann’s achteciiaen Sophatisch uno der Regierungsrath durste hohe Beiträge buchen. Dennoch oerbliisste Wicelius alle Anwesenden dadurch, daß er ohne Besinnen fünf tausend Mart von seinem Privatver mögen zeichnete. Ueber das der Bank könne er ohne vorhergegangene Bera tbung mit dem Direktor und den Ak tionären nicht verfügen. Alles in al lem iamen zweiundsiinszigiausend, Mark usammen, sechsundzwanzig tausend für jeden Preis. Und mit einem leisen Seufzer der Erleichterung begrüßten die Geiade nen jetzt Frau Piillemann’s Aussat derung, zum Frühstück zu geben. Wicelius bot Lisbetb den Arm. H »Besehlen gnädiges Fraulein einen reserdirten Plas, wenn des Regis rungsraths samoser Räuberhaupt mann aehentt wird?« »Hängen wird man ihn nicht siir seine Schandthaten, und ich möcht’·H auch nicht sehen. Aber verdient hatt· er’s. Die armen OabelschwerdtzL Es ist abscheulich, einem Menschen das Seinige zu nehmen!« »Finden Sie?« »Sie nichts« »Es kommt daraus an.« Er sah ihr »in die Augen. Eine schöne Frau «. B» die einein anderen gehört —« »Wie Sie das nun wieder drehen!« »Noch der Seite,' die mir arn be auernsten ist, natürlich! Das thun alle Leute.'« »Wissen Sie, ich glaube, daß Sie ein ganz schlechter Mensch find.« Er nictte. »EinRiiuberhauptrnann.« »Nein, aber einer, der sich über al les rnotiert. Jawohl! über unseren braven Regierungsrath haben Sie sich hent' auch lustig gemacht. Leugnen Sie gar nicht erst. Jch hab’s wohl gesehen, wie es Jhnen um den Mund guckte bei seinem Vorschlag, als müß ten Sie an sich halten« um ihn nicht ganz unanständig auszulachen.« Wicelius hob mit einer raschen Wendung den Kods, sah sie an. Dann führte er ihre Hand an die Lippen. »Dant, daß Sie so viel Interesse an rnich gewandt haben.« Sie entriß ihm ihre Hand. — »Und jeht motiern Sie sich iiber mich.'« »Aber was wollen Sie denn?« der theidiate er sich. »Ich hab’ doch durch die That bewiesen, wie ernst mirls um die Ergreisung dieses interessan ten Näuherhauptnianns«ist.« -. »Das itt wahr," tagte utoverh nachdenklich. ,,Jhre Thaten sind manchmal erstaunlich nett. Zum Bei spiel, daß Sie den jungen Asrvth in der Bank angestellt haben, hat mich sehr gefreut.« Er verbeugte sich. »Zartes Mitge fühl einer edlen Frauenieele.« »Hören Sie aqu Ja? — Sagen Sie mir lieber, tvie Sie mit dein jun gen Menschen zufrieden sind?" »Gewissensfrage! Es ist ein Ver erhrer von Jhnen2 Ja?« »Ach, Gott bewahre! ein alter-Spiel tamerad. Eigentlich nur eine Erin nerung.« »Erinnerung war hübsch! —- Darf ich mir erlauben?« Er hielt ihr fein Glas entge en. »Ihr Wohls Und das Jhrer rinnerung!« Lisbeth wurde vuntelroth und setzte » heftig ihr Glas hin. ( i »Jetzt trink ich überhaupt nicht rnii . nen. »Und das Rothwerden steht hners . doch so gut! Die rostge Lisbeth title mann ist viel reisender als die blasse. Wollen Sie sehens« Er zog einen kleinen Tafchenspiegel hervor und hielt ihn ihr hin. Ihre band ballte sich. «Wissen Sie, manchmal könnte ich Sie —« ,Was denn?« sragte er freundlich. «Rein, ich wilkj lieber nicht sa gen.« Er beugte sich zu thr. »Und wis senchSk manchmal tsnnte ich Sie au —« »Was « wilkz lieber auch ntcht sa en.« J e Augen sunlelten sich aufs ei nen Viert-lauter Entfernung an, die ihren seindseltg und zornig, te seinen Bnitetner bösen, tückischen Ueberlegen e . - Jhre Lippen waren halb geöffnet, aber sie sprachen nichts mehr. Wirelius liebte dies Mädchen nicht. Sie war then die typische Frau einer Besellschasttklafse, die er aste, und so ähnlich all ihren Schwe ern, wie einer der Sandkuchen dem anderen gleicht, die ein spielewei Kind aus derselben Form auf den Strand stülpt. Wenn er dennoch mit ihr ko iettirte, war's aus Gewohnheit Die Frauen hatten einen zu breiten Raum in seinem Leben eingenommen, als daß er sich zu irgend einer von ihnen völlig neutral stellen konnte. Aber während er mit dieser flirtete, dachte er tnirschend ooe Grimm an eine, die ihn verworf, die er nicht bereden loniite und nicht erlaufen, und die er liebte, wie er noch keine geliebt hatte. Und jetzt kam Wilhelm Piilleinann uiii den Tisch herum auf ihn zu, hielt ihm sein Glas entgegen und sagte plump: »Was wir lieben!« Er ziointerte ihm mit den Augen iu, auf dem breiten rothen Gesicht stand ein ermunterndes Lächeln Der Doktor öffnete die Augen weit. Nicht bloß die Tochter, auch die Familie! Ein flüchtiger Blick seitwärts streifte Lisbeth Also dies weiße Gänschen dachten sie ihm zu als seine Frau! Seine Frau! Je nun! man soll nichts verschwören, nichts sich verschlagen. Aber noch nicht! Jegt noch nicht! Mit höflicher Verbeugung und ei ner» gewissen ernsten Zurückhaltung beruhrte er Piillemanns Glas und trant feines leer. In diesem Augenblick trat Johann,’ der eivia»lachelnde, hinter Frau Pulle manns otuhl und sagte ihr etwas ins Ohr. s Sie ainghiriaus und lehrte nach wenigen Minuten zurück. »Eine sonderbare Sache! Die Win ter«nieier verlangt mich eben zu sprechen, sofort! Es handle sich um Tod und Leben.· Und wie ich hinhöre, ist’s we gen meiner früheren Köchin, der Dota. Die iit oor acht Tagen mit ihrem Ver lobten zu seinen Verwandten gereist. seitdem hat die Wintermeier nichts von·ihr gehört, und der Brief, den sie an ihre angebliche Adresse sandte, ist als unbeftellbar zurückgekommen.« Zu jeder anderen Zeit würde die mit Ihm-·- Oxshta ..... tx-. ....... ist«-: -q·-s-- wes-»du oksswesuuskuc III-Wiss vie oersammelten Herren höchstens zu ein paar schlechten Witzen angeregt ha ben. Jn vie durch Die vorhergehende Debatte vergraulte Stimmung aber "chlug vie Kunde von dem Verschwin n eines Menschen merkwürdig un heimlich . Püllemann tlingeltr. »Ist sie noch da? Sie soll hereintommen. Die Wintermeier erschien in ihrem weichen hat mit verweintem Gesicht und erzählte schluchzend, sich wiederho lend, den Vergang. Der Regierungs-roth ging zum Schreibtiich, brach einen neuen Bo en. »Wir müssen fosrt die Anzeige er tat ten. Bitte, antworten Sie mir. Wie heißt ihre Schwester? —- Genaui Wie sieht sie aus? Was trug sie an dein fraglichen Tage? — Etwas Besonde res an Schmuck over Ringen?' FrauWintermeier besann sich. ,,(Line Brosche mit einer Erdbeere aus Gra naten zwischen zweiGoldblättchen, noch von unserer Mutter selig, goldene Ohr ringe. eine silberne Uhr, einen Ring mit einem blauen Stein« »Gut.« Der Regierungsrath be-« ann eine neue Seite. »Wie heißt der räutiaam? Wo wohnt er? Jn Ber lin? —- Wie sah er aus? Was trug ers — Gut. —- Am 30. Mai Abends halb zehn Uhr sind die beiden aus dem Haus Zehdenicker Straße gegangen.« Er sattete das Blatt zusammen und gab es der schluchzenden Frau. »Dies geben Sie sogleich auf dem Haupth reau der Polizei a«b.« Aber Püllemann ries Johann zu: »Anspannen.« Er hatte sich entschlos sen, die Frau, die seit zehn Jahren in seinem Hause aus und ein ging, zu be aleiten. 15. Bis- um neun Uhr Abends hatte Kn femann’g Keller sein gewöhnliches Au sehen gehabt: ein dämmriger, von Feuchtigteit triefender Raum, und urn die alten narbigen Tische die Stamm aäste, das müde gehegte Raubzeug der Großstadt, das Ruhe sucht in seinem Schlupsivinkel, Ruhe! sonst nichts. Auf den Tischen kein Seidel, keine Butterstulle, nur hier und da ein schlecht getämsrter Kopf mit überiippi gem Haar oder ein fast nackter Schädel im traumlosen Schlaf der Erschöpfung auf die Platte gesunken. Auch die wach waren, sprachen nicht. Sprechen mußte man draußen im Kampf, in der Vertheioigung. Wozu sich hier er mühen? Aber nach Neun war's, als wenn der Wind durch ein still in der Mit tagsglut brütendes Aehrenseld streicht. Durch die Eingansthiir kamen eine an dere Art Gestalten, bessere Röcke, Ge ichter, die mit dem kampxesmuthigen roh, der aus ihnen stra lte, etwas wie eine Ansteckung von neuem Muth und neuer Oeffnung mit sich brachten. Die Neuangekommen sprachen auch, sehe leise, aber efriig. Und wo ihrer wei die Köpfe zusammensteckten, fono ch bald der dritte. Ei roar noch nicht I kakb Ze n, da war’s herum im gan en » eller: r. 1 kommt heut’. Nr. I hat einen Schlag vor. Es aeht nicht um ’nen PappenftieL Wer hat Courage? Einige kamen, die machten Andeu tungen, daß sie bestellt seien, schlu en mit ben Fausten auf den Tisch, liegen sich »Nordlicht mit Morgenroth« kom men, flegelten die Ellbogen auf, als got-ten sie sagen: »Was tostet Ber u « Andere, und das waren diejenigen, die am meisten Achtung erweckten, hiel ten sich in den dunklen Ecken, den hut im Gesicht, schroeiysam Ansatz ap wartend. Nicht weit von der That Infwa Rettich und Schwefelfiickenz Ret , der ewig san uinische. sehr ge chwollen von seinen le ten Erfolgen, wefeli ftickem tief melancholisch denn er hatte schon einige Schnapse etrunten und brweinte nun das Schiåal seiner sechs unerzogenen Kinder. Rettich steifte den Blick auf einen vierschrötigen Mann mit schwarzem Vollbart und tief in vie Stirn gerück tem Hut, der wartend im Schatten saß. Er tniff den Wirth in den Arm. »Den sollt’ ict doch kennen, was-« Kusemann machte seine mild abweh rende Handbetvegung. »Ein Kunde. Was bei mir verkehrt, das wissen Sie ja. Minderwerthige Leute, die dem Gang ver Welt nicht gewachsen waren. Schade orum.« »So ’n Bart hat der doch nich im mer jetragen!« »Bist-te wachsen unb werden weg rasirt," sagte ver Wirth in seiner auto samen Weise. Der Bärtige stand jetzt auf, drängte zu Kusemann, wollte wissen. Ruf mann zuckte die breiten Achseln. Sein rothes Biedermannsgesicht, unbeweg lich wie eine Maske, oerrieth nichts.« Plötzlich stand Frau Kusemann mit ten im Raum, ein Tablett mit Schnapsgliisern und eine große Fla sche in der Hand. Und im Augenblick wußten alle Gäste: »No. 1 ist da. No. 1 hat sich ertliikt.« Die Gläser wurden rasch gefüllt und geleert und nun begann langsam der Einmarsch durch die schmale Sei trnthür. Der Tisch davor war zu tiickgezogen Voran schritt ein »schwe rer Junge« (ois-elbestrafter Einbtes cher)« dann kam Will, bis zur Un tenntlichteit vertleidet, der Dreht-r el fpieler mit dem Patriarchengesicht folgte leise. Den hut tief in der Stirn, tauchte »der Baron« hinunter-. Auch ver Schwarzbärtige drängte heran »Wat andere können, kann ick ooch. Jct Inöchte nich jern überjangen wer ven Aber Kufemann hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. »Bleiden Sie lieber hier« Hundsf. Warum wollen Sie sich Ungelegenhei ten machen?«' Wuchtig zwöngte Nettich sich durch die Thür, die siir feinen Leidesurns fang reichlich eng war, und zog den zögernden Schwefelfticlen nach fich· »Ein pielfeiner Droppen! Viel leicht wird da inwendig noch ein oi:l feinerer verzapft.« Der zweite Keller, zu dein fünf Stufen leinunterfiihrten und der sich im Noth all in beträchtliche Tiefe ver senken ließ, war ein Raum von etw-: drei Metern im Geviert. An den Wänden standen Kisten und Tonnen, wie es sich für einen richtigen Keller gehört. Auf den Tonnen hockte ein halbes Dutzend fchattenhafter Gestal ten, mäßig beleuchtet von einer kleinen Petrvleumlamve mit Blendschirm, die auf einer hohen viereckigen Kiste, dem Eingang gegenüber, brannte. Zwi schen Kiste und Wand war noch ein schmaler Raum, den der Schlagschats ten des Blendfchirms in tiefes Dun kel hüllte. Erst nachdem die Augen sich an die Finsterniß gewöhnt hatten, konnte der Eintretende in diesem Raum die Umriffe menschlicher Ge stalten unterscheiden und ein längli ches Viereck, das sich in tiefereen Schwarz auf der schwarzen Wand ab zeichnete, wahrscheinlich eine Thür öfsnung auf einen unerleuchteten ’Gang, der in unabsehbarer Weite sich verlor· Als lautlos und fiift fugenlos die l Thür sich hinter«R»ekttich «und« seinen Kameraden grinst-»Im yuuc, um gu dem Schatten ein Mensch in langem, zugelnöpftem Rock, mit wallendekn feuertothem Bart, die Schirmmütze in die Stirn gerückt,- die Augen hinter schwatzen Gläsern verborgen. Aber an einem eigenthümlichen Zacken der langen Arme erkannte Rettich trotz der Verkleidun« seinen alten Gönner, den Antiquar « Blei-. Er stand vor der als Tisch dienenden Kiste und re dete leise, geschäftig. Gortseyung folgt.) Verfelsltfethkostz - .W , Pastot (zu einem Jungen, dessen ( Vater gestorben): «Run, nun, tröste , Dich, Kleiner, Dein Vater ist iest im himmel.« Junge: »So, weinen Sie? Da hu ben Sie ihn schlecht getannt.« Wie wäre es mit dem fleifchlosen Mittagessen oder dem tobtenloien Kochofen als dem nächsten Kampagnei WahezeicheM . . « Jmmee noch ein Zeichen von Wohl stand, daß wir hier statt riet Brod itawalle, wie sie in anderen Ländern vertan-men, Fleischtrawalle haben. , -