----gss — « Hiinsflsferd und Weib. Eine spanische Geschick-ke- vpn eg. Läusen 1 » Andres war eine jener Menschen, in deren Seele das Gesiihl und die Liebe überauillt. I Noch jung. stiirzte er sich in die Welt und es ist wahr, daß die Welt siir die Armen weder ein Paradies noch etwas dem entfernt Aehnlicheg ist« Man kann sich also den Zustand seiner Seele vorstellen, welche, ganz Jdealismus, ganz Liebe, mit der schwierigen ffund prosaischen Ausgabe beschäftigt ist, das tägliche Brod zu suchen. Trotzdem rief er manchmal aus: «Wenn ich nur Jemand hätte, den ich mit ganzer Seele lieben könnte, ein Weib, ein Pferd, oder auch nur einen Hund!«« Da er keinen Pfennig besas-» so tonnie er iseinen Gegenstand fiir seinen Durst nach Liede erwerben. Eines Tag-es jedoch gewann er ein paar Geldstücke. Als er damit Abends heimwärts lehrte, hörte er in einer engen Gasse Klagelaute, wie das Weinen eines neugeborenen Kindes. Und er sites-, mit der Fußspitze an ein weiches-« Ding, das sich bewegte und wiererum zu klagen und zu wim mern anfing. Es war ein Hündchen, welches man, wie so manche seines gleichen, auf den Kehrichthaufen ge worfen hatte ,,Die Vorsehung hat Dich aus mei nen Weg gelegt,« sagte Andre5, nahm den Hund auf und trug ilm in sein Stäbchen »Was soll das sein«-« zantte die Hausfrau, als sie ihn mit dem Hund« » chen eintreten sah; ,,augenbliellich las- ! sen Sie ihn da, wo Sie ihn gesunden, oder Sie ziehen morgen mit ihm; aus.'« Andern Tan verließ Andresi das Haus und im Laufe von zwei i oder drei Monaten mehrere Dutzend andere aus dem nämlichen Grimde Aber siir alle diese und tausend an dere Widerwärtigkeiten entschiidiate ihn reichlich tier Verstand und die An hänglichteit des Hundes-, mit welchem er sich wie mit einem menschlichen We sen in seinen unendlich langen, einsa men Stunden unterhielt 2. Es würde zu weit fiihren, zu er klären, wie es kam, daß es Andre-; allmiilia besser aina und daß er sagte: »Wenn ich ein Weib hä:te! Aber nni ein Weib zu haben, bedarf man vieler Dinge. Das toftset Einem die Augen aus dem Kopf-: Wenn ich nur wes niaftsens ein Pferd taufen tönntel Ein Pferrt Es aibt tein edleres und schö neres Thier.« Eines Abends kam er zum Stier vlatz und wandte sich, bevor das Ge fecht anaina, zu dem Stall, wo die Pferde gesattelt warteten. Andres konnt-: ein peinliches Gefühl nicht un terdrüclm Die Einen warteten un betrenlich bis die Reihe an sie kam, wie wenn sie ten entsetzlichen Tod ahnten. rer in wenigen Stunden ihrem elenden Leben ein Ende machen sollte, während die Anderen halb blind, die Kripve durchschndbernd fraßen oder wiedernd sich losreißen und der Gefahr entfliehen wollten, die sie angstvoll witterten. Und all’ diese Thiere waren jung und schön gewesen. Wie-viele vornehmehände hatten ihren hats aestreicheltl Wie viel liebevolle Stimmen mochten ihnen aus ihrer Laufbahn aeschrneichelt haben; und setzt nur noch Fliiche hier, Schläge dort und zuletzt der Tod, der Tod mit einer furchtbaren Aaonie unter dem Hohn aelächter und Pfeifen der Menge. Aus diesen Betrachtunaen ris-, An dres die von Branntwein heitere Stimme eines Picaror, der Fluche und Verwünschungen ausstieß, wäh rend er drobirte, ob eines der Pferde noch seft auf den Beinen sei. —Dag Pferd schien durchaus nicht so schlecht » zu fein. Anders dachte daran. es zu ; laufen. Kosten konnte es nicht viel; —-«— k-— II-«--i«.le9 Oor Nskflhnk uUU ou us«s»»-... -.- ,., ieyte dem Pferde die Sporen in die Seiten und schickte sich an, hinaus zu reiten. Andres zögerte noch einen Augenblick und bielt ihn dann ,iuriia. Wie er es zu Stand-e brachte, weiß ich nicht; aber in weniger als einer Vier telstunde überließ ihm der Reiter das Pferd, Andreg zahlte und ging fort, ohne dem Stieraefecht anzutvobnem Er batte nun rag Pferd. Freilich batte es feine Launen und Niemand konnte es besteigen als Anders-. Vom Hunde braucht nicht- gesagt zu werden; er wurde io vertraut mit seinem neuen Kameraden, daf; nicht einmal zum Trinken eines ohne den andern ging. Von da an hielt sich Andres fiir den glücklichsten der Men J»chen, wenn er in einer Staubtvotte uber das Feld dabin flog und sein Hund nebenher sprang. s. Es verging einige Zeit; Andres war reich geworden. Eines Tages, nachdem er einen langen Ritt ge macht, bielt er miide bei einem Baume an und legte sich in den Schatten deg felben nieder. Es war ein Frühlings tag, der Himmel klar und blau. »Ich liebe sehr die beiden Wien,« net Andres aus, indem er mit einer band seinen Hund liebtotte. mit der andern seinem Pferde Gras zum Fressen reichte; »aber es ist doch eine Leere in meinem Herzen, die doch nicht ausgefüllt ist; noch bin icb einer W ren, beiligeren, reiniaeren Liebe sitt ask-»Gewiß ist es ein Weib, das e ." diesem Augenblicke kam ein M M einen Krug auf Sonntagg Blattj Beilage des ..Uebrasha staats-anN und Herold«. J. P. Windowh, Herausgehen Ger Island-, Nebr» den Zu. Juni IM Jahrgang 22. No. 42 « ; dem Kopfe. Andres dürstet-.- zwar nicht, aber er bat doch um Wasser. Das Mädchen stand still, um es ihm zu reichen. »Wie nennst Du Dieb«-« fragte er, nachdem er getrunten. ,,Placida. Jch bin die Tochter ei nes Kaufmann-IT der gestorben ist, nachdem er sein Vermögen verloren. Seit seinem Tode haben meine Mut-· ter und ich uns auf ein Dorf zurück gezogem wo es uns sehr schlecht er giebt. Meine Mutter ist trank und so muß ich Alles allein thun.« »Und warum hast Du Dich nicht verheirathet?« »Ich weiß nicht; im Dorf sagen sie, ich sei nicht zur Arbeit tüchtig, ich sei zu zart, zu städtisch.« Damit verabschiedete sich das Mäd chen und ging weiter. Andres blieb schweigend zurück und blickte ihr nach. Als er sie aus dem Gesichte verloren, sagte er mit der Befriedigung eines, der ein Problem gelöst: »Diese ist das Weib, das für mich paßt.« Er bestieg sein Pferd und begab sich, von seinem Hunde gefolgt, nach dem Dorfe. Rasch hatte er Bekannt schaft mit der Mutter gemacht, rasch sich vollständig in die Tochter verliebt. Als diese nach Verfluß einiger Mo nate Waise geworden, verheirathete er sich mit dem Weibe, das er liebte, was ja dag höchste Glück auf dieser Welt ist. Heiratben und sich in einem Land baufe in einer der schönsten Gegen den einrichten, war das Wert weniger Tage. Als er sich hier sah, reich, mit seinem Weibe, feinmt Hunde und sei nein Pferde, mußte er sich die Aug-en reib-su: er glaubte zu träumen. So glücklich, so vollständig gliicllich war der arme Blume 4. So lebte er einige Jahre dahin, als er einmal bei Nacht wahrzunehmen glaubte-, baß Jemann um sein Haus schleiche; später iiberraschte er einen Menschen, Ver einen Ahorn-ei vom »Schlcß einer Gartenthiire nahm. »Das miissen Räuber sein,« sagte er und eilte, im benachobarten Dorfe dem Landjiiaer Meldung zu machen. ,,Wohin gehst Du?« fragte ihn sein »du s Dorf « »Wozu?« »,Tie Wache zu benachrichtiaen, denn es scheint mir, baß man unser Haus r:mschleiche·« Als das Weib dies hörte, erbleichte sie leicht. Er küßte sie und fuhr fort: »Ich gehe zu Fuß; der Weg ist ja kurz. Lebe wohl, bis heut’ Abend!« Den Hof durchscheitenb, trat er einen Augenblick in den Stall, sah nach seinem Pferde und sagte ihm schmeichenld: ,,Leb’ wohl, mein Freund, heilte barsst Du ausruhen von Dein-er aesirigen Anstrenguna.« Das Pferd wieherte traurig, als es a , baß er wegging. Als Anbres zum Thor hinaus wollte, tam sein Hund und sprang freudig an ihm hinauf. »Nein, Du darfst nicht mit,« saate er zn ihn wie wenn Derselbe Verstand hätte. nn Du in’s Dorf kommst, so bellst Du alle Jung-en an, jagft den Hühnern nach, uno fo werben sie Dich eines schönen Tages so prüaeln, baß Du nicht mehr heimlaufen kannst. Mache die Thüre nicht wieder auf, bis ich fort bin« wandte er sich zu einem Diener unb verschloß dieselbe, damit ver bund nicht hinaus konnte. Er war benreits weit entfernt, und im slkcc UUUI (1 Its-W uuv mus( wes-us des Hundes. Im Dorf erledigte er sein Ge schäft, plauderte noch ein wenig mit dem Schulzen von allem Möglichen und tehrte dann nach seinem Land sitze zurück Als er in die Nähe tam, wunderte er sich sehr, dasz der Hund, der sonst, wie wenn er sein Kommen geahnt, ihm die Hälfte Weges entge genlics, nicht heraus kam, ihn zu be grüßen. Er tritt ein: tein Diener zu senhen. »Zum Kutuh was ist hast« ruft er unruhig aus. Es kommt zum Hause, in den Hos: Das Erste, was sich sein-tm Blicke bietet, ist der Hund. ausgestreckt in einer Lache Bluts, bei der Thüre des Stalles. Andres ruft ihn bei seinem Namen, der sterbende bund öffnet noch die Augen etwas, macht einen viergeblichen Versuch, sich zu erheben, wedelt schwach mit dem Schtveise, lecki die Hand seines herrn und oerenbei. . »Mein Pferd, wo ist mein Pserd?« rust er ietzt mit dumpser und von der Aufregung erstickter Stimme, als er den Stall leer und den Strick des Pserdes abgerissen sah. Er stürzt hinaus wie wahnsinnig, enr tust nach seinem Weib, keine Antwort, nach sei nem Diener, keine Antwort. Er rennt an er sich durch die ganze Wohnung; sie st einsam, verlassen. Er geht tote der aus die Straße hinaus und er kennt die Spuren vom Hase seines Pchdrisi ist i er s t ' rnr ar,« a e er, die Mitbes- tithren mein Wei fort, «um von inir ein großes Lösegeld zu ber langen. Gelo, mein Blut, meine Se ligteit gäbe ich um sie! —- Dann eilt er fort und rennt wie ein Verzweifel ter in der Richtung der Huffpurem So rannte er eine, zwei, drei Stun den. »Habt Jhr,« fragte er Jeder mann, »einen Mann mit einer Frau auf einem Pferde gefeheii?« -— ,,Ja!« antwortete man ihm. —- »Wohin gehen sie?« —- »Dorthin.« — Und Andres lief weiter. Es begann Nacht zu werden. Und er lief und lief, bis er endlich ein Dorf fah und beim Eingang desselben am Kreuzweg eine Gruppe Menschen, Bauern, Alte und Junge, die neugie rig etwas betrachteten. Er langt an, fragt wieder das Nämliche, und Einer von der Gruppe fagt ihm: »Ja, wir haben so etwas gesehen; zum Beweife feht hier das Pferd, das sie trug und das hier der Anstrengung erlegen ift.« Andres fchaut in der bezeichneten Richtung und sieht wirklich sein Pferd-, fein liebes Pferd. Kaum konnte er feine Rührung bemeiftern. Aber er sammelte sich wieder und ge dachte wieder feiner Frau. »Und fagt niir,« rief er haftig aus« ,,warun1 feid Ihr dein unglücklich-en Weibe nicht z beigeftanden2« —- ,,Ob wir ihr beige Iftanden find?« antwortete wieder Ei 3 ner aus der Gruppe. ,,.f,)abe ich ihnen fdoch ein anderes Pferd verlauft, da zinit sie so schnell, als fie wünschten, s fortkommen lonnten.« —- »Aber,« fiel Z Andre-J ein, »das Weib ift ja mit Ge iwalt entführt; jener Mann ift ein tRäuber, der, ohne auf ihre Thränen kund Klagen jin-achten, sie wer weis-z i wohin fchleppt.« Die schlauen Bauern wechselten ei nen Blick unter einander und lächelten mitleidig. .,Oho, liebes HerrchenZ O - , . , . , zWag wollen Sie uns aufbinden?« i kmscks fcinzv Uns-(- qnsf NOIVAH ...,... »... -..-» . »-.., , Henisührtl War es doch sie, die am Jungedulcigften rief: rasch, rasch flie E hen wir aus der Gegend; ich bin nicht l ruhig, big ich sie siir immer aus dem ! Gesichte verloren!« Andreg begriff jetzt Alles; eine blutige Wolke fiieci vor seinen Augen z auf, denen eine Thriine entquoll. He ; stürzte zu Bot-en wie leblos. Er hatie s den Verstand verloren. l »— ——-·O-. l « Das große com-. Erzählung von Heim-z Tovotc. l Sein Vertheidiger wollte ihn ver » anlassen, gegen das Urtheil Revision jeinzulegem aber er hatte verneinend i den Kon gefchüttelt. Es hatte keinen Zweck; er spürte I nicht die geringste Lust, seine fünfzehn F Jahre im Zuchthause zuzubringen. F Dann lieber gleich todt. « Kaltlächelnd hatte er alles eingestan F ten. Wie er die Frau seines Freun f des in geradezu bestialischer Weise er i schlagen hatte, mit allem was ihm zu i fällig in die Hände gekommen war. F Dann hatte er die ganze Wohnung sdurchwiihlt, aber statt der fünf bis . sechshundert Mart, mit denen er in’5 iAusland hatte fliehen wollen, am · liebsten nach Afiila zu den Buren, Iwaren ihm nur achtzig Mart in die · Hände gefallen. Mit seinem Freunde, der mit ihm auf der Antlagebant saß, hatte er das Geld in wenigen Stunden verjubelt» und am anderen Abend schon war er: in einem Tanzlotale, wo er halbe trunken sich heriimtried, sestgenoms ; men. i Er leugnete nichts, suchet nicht imt geringsten seine That zu beschöniaenl Jn aller Ruhe erzählte er vor Gericht ! den Herganq, rnit einem Eynism115,I der die Zuhörer schaudernd empörte. , . Die Sache lag ganz klar; aber es . wäre dem Vertheidiger trotzdem nicht schwer gewesen, die That als Tod schlag zu charakterisiren, hätte der An aellagte sich mit seiner brutalen Os senherzigteit nicht jede Möglichkeit aus mildernde Umstände bewußt Ver scherzt I Und so wurde er denn zum Tode verurtheilt. -—— Er hatte den Spruch entgegengenow inen ohne mit der Wimper zu zucken Es stand nur noch die Entscheidung des Königs aus, ob dem Recht sein Laus gelassen werden sollte, -—— dann war sein Lops verfallen. Ruhi brachte er die Tage hin, die ihm n blieben. Von Begnadigung wollte er ntchts wissen. Wozu auch?. . .. Er war sechsund zwanzig Jahre alt — und zu lebens länglichem Zuchthaus begnadigt zu werden, dasiir dankte er. Damit er womöglich seine dreißig Jahre und mehr hinter Mauern saß. Dazu hatte er mit seiner Mordthat nicht so geprahlt, um das zu erreichen. Nein, nur bald den Kops ab. Er würde schon zu sterben wissen. Wenn es nur nicht so lange dauerte. Bis jetzt’l)atte er die Nächte gut geschla fen; nur einmal war er aufgewacht, und in der dunklen Zelle war es ihm doch gruselig geworden. - Da hatte alles solch elliges Aussehen gekriegt, nein, das wollte er nicht öfters durchmachen. — Er saß, die Hände zwischen den Knieen, und starrte zu Boden. Das gefiel ihm, wie er nichts zu arbeiten brauchte, während im Zuchthaus, — na, davon hatte er einen einmal er s zählen hören. s Er dachte an seinen letzten Tag, wo ier sich nach Herzenslust gütlich thun ! könnte. Ein paar gute Cigarren, ein IFliischchen Wein —- nur war er noch s im unllaren, ob er sich lieber ein s Grillasch oder ein Beefsteat mit Ei und recht viel Bratkartoffeln bestellen sollte. — I An der Thür ein Geräusch!. . .. , Er hob den Kopf und sal) den Staatsanwalt vor sich. i Na endlich!. . . nun war es zu Ende. l l Morgen konnte es los gehen. Aber er hatte sich geirrt. — Erschrecken Sie nicht, fing der Staatsanwalt an, ich komme wegen . einer ganz harmlosen Sache. , — Nur los! ; — Unter Jhren Sachen hat sich ein ILoos der Meißener Dombaulotterie i gesunden, Nummer 173211. I Stimm« I s-— Woher haben Sie das Loo59 — IJch habe Sie schon einmal gefragt, iaber die Sache war damals ziemlich ! gicichginig und ich habe es fallen las ; sen. i MHR cis-L Qui-Im Its-s mi-· imstsnss I l «W-w-«,u —- Eg ist nicht irgendwo gestoh len?- --- —- Aber das würde ich doch sagen. —- Gut. Wo haben Sie es ge kauft? ——- Gekaust eigentlich nicht, sondern gewonnen. — Wieso gewonnen? —- Eines Abends haben wir bei Tiibbete gesessen; damals hatte ich noch Arbeit und es war Sonnabend, und da kam ein Händter in die Kneipe, und da haben wir jeder ein Fünschgroschenstiick geopfert und nach her das Loos ausgetnobelt. —— Jst das wahr? — Ja doch, wenn ich Jhnen doch sage. Jch hab’s gewonnen mit zwei Kirchen- und einem Bauernsenster, ach so: also mit zwei sechsen und einer vier. —— Und es ist dieses 173211 der Meißener Lotterie? Das wissen Sie ganz bestimmt. —— Ganz bestimmt· Mein Freund Schütze hat die Nummer sich auch auf s aeschriebenz denn wir haben abgemacht, wer das Loos gewinnt, soll die anderen srei halten, wenn der Gewinn dazu reicht. —- Nun das würde reichen, denn das Loos ist mit dem Hauptgewinne Von sechzigtausend Mart gezogen. ——— Was denn? -—— wie denn? —-- Der Schütze hat mir gestern die sen Brief hier geschrieben, sonst wüßte ich wohl taum was davon; ich habe mich selbst überzeugt, die Sache stimmt. —- Mein Loos? -«— un sechzigtaui send Mart. Mit starren Augen saß er da. und begriff noch immer nicht — Jch war im Zweifel, ob es an gebracht sei, Jhnen noch davon Mit theilung zu machen, denn nützen kann Ihnen das nun leider nichts mehr; ---- aber Sie können ja irgend welche Ver fügung treffen wollen; das steht Jhnen frei· Wenn Sie in der Beziehung ir gend etwas wünschen, wenden Sie sich nur an den Herrn Direktor, der Jhnen gewiß entgegen kommen wird.; Jch muß Sie allerdings noch darauf: aufmerksam machen, dass, die gesamm ten Kosten des Verfahrens gegen Sie, die dem Staate erwachsen sind, zuvor ron dein Gewinne gedeckt werden, ein schließlich der noch bevorstehenden Kosten Jhrer -—— also der letzten Ko sten, die. . . . Sie verstehen wohl. Der Abzug ist übrigens nicht schlimm im Verhältniß zu den fechzigtausendMark, die Sie gewonnen haben. — Jedenfalls erwächst damit auch dem Fislus ein unerwarteter Bortheil. Ueber die ver bleibende Summe natürlich stehtJhnen die letztwillige Verfügung zu. —- Guten Morgen!. . . . Dann nahm et seine Akten zufam men und verließ die Zelle wieder. — its Da saß er nun allein und begriff noch immer nicht. Er befühlte sich, ob er auch nicht bloß geträumt hatte; er sah sich um«-— ob der Mann da eben wirklich bei ihm gewesen und mit ihm gesprochen hatte, oder nicht. Sechzigtausend Markt. . . . ! Und die jämmerlichen vier Gold sstiicke fielen ihm ein, die er in der ; Kommodeschublade gefunden hatte, i während die Frau röchelnd am Boden lag, und das Kind im Nebenzimmer wie am Spiesze schrie, sodaß er große Lust verspürte, es gleichfalls still zu machen. Um lumpige achtzig Mark!. .. Und in der Tasche hatte er einen Fetzen bedruckten Papiers gehabt, fiir sden man ihm heute sechzigtausend Mark auszahlte. — Und er sollte nichts davon haben! nichts! ..... Noch zwei, drei Tage und es war mit ihm vorbei. Eine sinnlose Wuth überfiel ihn; und langsam kroch ihn die bange Angst an, vor dem was kommen sollte. Nichts, garnichts sollte er von dem Gelde haben. Nun war alles zu spät! Jhn verlangte jetzt nach den fünfzehn Jahren Ziichthaus, die er sich verscherzt Watte. Ruhig hätte er sie abgesessen, denn wenn er frei kam, war er ein rei cher Mann. Jetzt aber!.... Den ganzen Tag saß er und grü l-elte. Jn der Nacht fand er keinen Schlaf. Mit offenen Augen lag er da; und di Angst kroch über ihn, die Angst vor dem Tode. Eine wilde Sehnsucht nach Freiheit und Genuß hatte ihn er faßt. Lockend stand da draußen das Leben und die Freude, und er mußte hier hinter den dunklen Mauern blei swn Entn- BZI sen-)- Ptjnfnsf not-b Plötzensee, und am andern Morgen den einen Gang würde er noch thun · den letzten, in jenen engen Hof, wo der « Mann mit sdem Beile aus seinen Kopf wartete.... Tie Nacht wollte lein Ende nehmen; ein Streifen Mondlicht drang durch das schmale Fenster von oben her in die s Uelle; langsam ging es in das Tages licht über, und es wurde lebendig dran szen aus-den Gängen — Aus seine Bitte brachte nmn ihm Papier und Feder, und den ganzen «Tag saß er und btiitete über seinen . letzten Willen. Endlich hatte er seine Entscheidung getroffen Jedem seiner teunde setzte er tau I send Matt aus Seit Rest vermochte er dem Kinde der von ihm erschlagenen Frau, das er beinahe mit umgebracht hatte Ganz plötzlich war ihm der Ge danke gekommen, für das Kind zu sorgen· Als der Anstaltsditettot das Schriftstiict in Empfang nahm, sagte er: s« Na, das ist recht! da thun Sie wenigstens zuletzt noch ein gutes Wert. »Das ist anständig und brav von Jhnen i Als der Wärter am Abend beim Schlafengehen nach seinem Gesange nen sah, fand er einen Zettel, ans dem stand: Daß Se mir den Kopf abhacken wollen is mir Wutscht aber mit den vielen Gelde wovon ich nu nischt haben soll das überlebe ich nich. It· st· Il Mit einem abgerissenen Streifen seiner Wolldecke hatte et sich erwiitgt, — und alle Belebungsvetsuche blieben vergebens. —--—— Pfetlgifte aus Deiitfcirssftafrikm Professor Rieqer veröffentlichte un Eänast interessante Untersuchunan iiber die von den Eingeborenen in Deutsch Ostafrita benutzten Pfeiaifte. Die Watamba, die von der Grenze des deutschen Gebietes beim Kilimandschai ro bis zum Kenia wohnen, benutzen ein rsflanzliches Pfeilgist, das vermuthlich von einer Acocanthera - Art herrührt und ein außerordentlich start wirken des Herzqift ist. Dieselbe chemische Zusammensetzung zeigt ein bei den Wagogo gebräuchliches Pseilgift, und ähnlicher Art sind die Pfeilgifte meh rerer anderer Stämme in -Ostafrika. Die Acocanthera-Pflanze, von der die ses Gift stammt, hat kleine, den Pflaumen ähnliche Früchte, die völlig ungiftig tin-d, während die Kerne das sehr starke Gift umschließen. Jn den Ueberziigen anderer Giftpfeile fand Professor Rieger mehrfach ein Gift, das von der Kandelaber - Euphorbie stammt und dessen giftige Bestand theile wahrscheinlich Toxalhunrine sind. NO Der Pest-. »Ich war in dieser Woche dreimal auf dem Berggipfel, habe aber niemals Aussicht gehabt.« »Was wollen Sie — ich hatte ja nicht mal welche!«" sus sama ver smimp Es wird der »F. Ztg.« geschrieben: Schon die Annales Suevict des Mar tin Crusius (1596), welche die Quelle zu Uhlansds volksthiirnlicher Ballade von der Tapferkeit Eberhards des Zweiten in der Döffinger Schlacht bil den, nennen den Grafen »Eberhardmn Wirtembergensem, illum Greinerum, Rauschenbartum etiam appellatum«. Als aber Uhland den ,,Rauschenbart« mit den Versen erklärte: »Wie rauscht fein Bart im Winde! Hei, wie der Eber haut!«, hat er den Beinamen des von ihm befangen Grafen mißverstan denn. Jn den ,,Neuen Jahrbiichern für das klassische Alterthum etc.« weist Paul Scholz (Breslau) nach, dafz Rauschebart nicht den langen im Wind raufchenden Bart, sondern den Roth bart bezeichnet, Eberhard ist ein ande rer Barbarofsa. Das Wort ,,Rausch« fehlt in den Lexica von Grimm, Wei gand, Heyne, Fluge; Schmollers bade rifches Jdiotikon findet es in den hoch deutichen Raufchbeere und hier wie auch in Rauschgelb (rothgelb) und Almen rausch (Alpenrose) bedeutet ,,raufch« die »rothe Farbe«, mittellatein rofsus, italienisch rosso. Die Volksetymologie von Alinenraufch, wonach die Alpen rose eine Krankheit der Rinder, den Rausch, vertreiben könne, ist natürlich aus dem Wunsch, das dunkle Wort zu erklären, entstanden. Zu der sicheren Farbenbezeichnung in der Raufchbeere (Rothbeere, Preifzklbeerch und dem Al menraufch-Alpenruse tritt aber in einer alten Aufzeichnung, die um 1480 er schienen und in »Sattlers Geschichte des Herzvgthums Wiirttemberg (Ulni 1764) wieder abgedruckt ift, folgende Stelle: »Und Graf Eberhard, den man hieß den Gryner oder Russenbart, der saß zu Stuttgart etc.« So haben wir auch hier den rufsus-rossns, Rothbart. Endlich findet Scholz an dem zwischen 1574 und 1582 ausgehauenen und in der Stiftskirche zu Stuttgart aufge stellten Standbild Eberhards einen Vollbart, der höchstens eine Handbreit unter das Kinn fällt, aber keineswegs einen Patriarchenbart, der lang her abhängt und im Winde rauscht. So tritt neben Kaiser Friedrich dem Ersten Barbarossa ein zweiter Roihbart in der deutschen Geschichte: Graf Eberhard dcr Nothdart. WO Das »Wenn-« tu der Ehe. Eheleutc könnten weit glücklicher sein, als sie wirklich sind: Wenn sie lernen wollten, sich nach der Decke zu strecken. Wenn sie ihre häuslichen Schwie rigkeiten nie guten Freunden erzählten. Wenn sie versuchten, sich einander sa gefällig zu machen, wie in den Tagen ihrer ersten Lice. Wenn jeder Theil versuchte, den an dern zu unterstützen und zu trötzen· Wenn jeder Theil bedächte, daß der andere ein Mensch und kein Engel ist. Wenn jeder Theil versuchte, etwas mehr zu thun und etwas weniger zu fordern. Wenn beide Theile gedachten, daß sie sich zum Schlimmern sowohl als zum Bessern geheitathet haben. Wenn es weniger Straßenanziige aus Seide und Sammt und mehr ein fache, nette dauerhafte Haus-Kleider gäbe. Wenn man vor der Oeffentlichkeit weniger zärtliche Worte und zu Hause mehr anständige Sitten zur Schau triige. Wenn beide Theile mehr Unterhal tung zu Hause schafften und weniger augwärts suchten. Wenn beide Theile bedächten, das-, zur erfolgreichen Kinderzucht Vater und Mutter eines Sinnes sein müssen. w-.-— Sein Name. »Ein Name hat keine große Bedeu tung«. » r Jhrige sicherlich nicht.« ,,Wieso?« »Nun es steht ja alles im Namen Jhrer Frau!« Schlan. Vogelhändler: »Dieser Papaxiei hier ist nachweiglich schon über 100 Jahre alt.« Frau: ,.·Hal7cn Sie denn während der ganzen Zeit keine Gelegenheit ge habt, ihn zu verkaufen?« Ein sinnezvnener Schtinqci. Kleiner Neffe: »Sage mal, Tante, Du hast ja auf der Oberlippe eine Warze, hindert denn das nicht beim rasiren?« Titlentitt. A.: »Die Schivatzhaftigkeit des Weinreisenden ist ja unerträglich. Man möchte dem Kerl das Maul zubinden.« B.: ,,Versehlte Mühe. Der Kunde ist Bauchredner.« Doppelsinnis. Theaterdireltor (zum andern): »Wie ist Jhr Sousleur? Er möchte gerne zu mir.« »Nun, man kann ihm nichts nach sagen!« Er weiß sich zu helfen. A.: »Kommst Du jeßt mit zum Frühschvppen?« B.: »Zum Uhr, nein, das ist mir noch etwas zu früh.« A.: »Nun, stelle doch Deine Uhr ein sach eine Stunde vor«