Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 20, 1902, Sonntags-Blatt, Image 10

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) UJ OIO Jll JWSIJ.«...
stets-Ists
erking.
3
Geheimni e
Roman von Louisc mesthikcb.
(10· IortseßungJ
Etwas Kaltes wehte ihn an aus der
iihlingöteuntenen Erde, aus den
iaden kurzlebiger Blumen, deren
a esallene Blättchen wie eine Schnee
fchicht die Wege bedeckterr. Aus den
Lied der Drosseln und Stark klar-a
ihm die Vergänglichkeit Sie selbst an
Einer Seite. war sie nicht eine große
rithlingsblume, in gesunder Krait
anfgeschossen, mit ihrer Schönheit die
Augen der Menschen erfreuend, unbe
wußt und ohne Grübeln den Zweck er
füllend, zu dem eine unbekannte Macht
sie an’s Licht geschickt hatte? Wie
würde sie sich gebärden, wenn ein ver
brecherischer Thor sie vom Stengel
riß? Jhm in der Hand verdorrenZ
Oder erft recht aufblühen zu kurz-r.
unverschämt-er und unsruchtbcrer
Schönheit?
Eins war sicher: pflücken würde er
sie! — Blut siir Blut, Greuel süv
Greuel. Qual sür Qual! Und die
Wunderblume auf den Hut gesteckt als «
seischen Bruch nach ägerbrauch beim
DalalU J
Da schrai er auf. Aerolitha hatte -
leicht seinen Arm berührt. Jhre andere
band deutete vorwärts·
»Was thun all diese Leute dorti«
Er wußte es nicht. Ein Knäuel
Menschen, wie es in der Großstadt
stündlich sich zusammenballt, war vor
ihnen.
» »Ein Betruntener wahrscheinlich,
ein gestürztes Pferd, ein verlaufener
Dund.«
»Nein! nein! nein!" Sie stand irn
Wagen. »Ein Mensch liegt auf der
Banil —- Sehn Sie! Sehen Sie doch!
—- O, bitte, sagen Sie dem Kutscher-,
daß er hält.«
»Aber liebes Fräulein! warum sol-—
len wir die Schaar derGafser um zwei
vermehren-? Wir können doch nicht
helfe-if
--. ,
Sie antwortete mun. Ihre Irru- l
sichtigen Augen tauchten in den Knäuel
und plötzlich schrie sie auf:
»Kutscher! Halten! Auf der Stelle
halten!«
Sie nahm sich nicht Zeit zu einer
Erklärung. Ehe der Wagen völlig
stand, sprang ie hinaus, brach sich
Bahn dur die enge.
Widerwi ig folgte Wicelius. Er er
kannte je t auch den jungen Mann, der
auf der ant bewußtlos tauerte. Zum
sweitenngil kreuzte er seinen Weg. Ei
ner von denen, die die Straße nicht
ehen wollen, aus die das Schicksal sie
ößt, und die deshalb der blauen
lecke viel an ihrem Leib davontragen. !
nd der, der —- er blickte ungläubig in f
Aerolithas leidenschaftlich bewegte-s i
Gesicht-der war seinRioale?! — Lä-« ;
cherlich und abscheulich. :
Als Rob Werner aus Kusemanns
Keller entkommen war, hatte er sich
ni t überwinden können, zu Will zu
« uiehren. Die Schrecken des
r tbaren Nacht trennten ihn von
einem einstigen Schulkameradem nicht
allein, mehr noch sein innerstes We
en. Er war kein Raubthier. Ein
löschen auf der grünen Erde zwi
chen anderen friedlich weidenden Ge
chspfem mehr begehrte er nicht, und
das hoffte er endlich zu finden. So
rannte er wieder und suchte Arbeit,
rannte, suchte, bis Hunger und Er
schöpfung ihn hinterrücks-, unerwartet
niederwarfen auf dieser Bank, auf der
er ein paar Augenblicke zu rasten ge
dachte.
· Aerolitha war vorgedrungen, faßte
· seinen Arm, schüttelte ihn.
»Herr Wernert o, Herr Werner! Sie
sind’3. Was machen Sie hier? Sind
Sie krank? Herr WernerI Antworten
Sie!«
Die Stimme schlug an sein fast ge
schwundenes Bewußtsein. Er bemeaie
den K-pf, öffnete die Augen« Ein
Strahl von Verständnis-» von Eritis
nen trat in seinen Blick. Gewaltsam
versuchte er, sich aufzurichten, sank
aber wieder in sich zusammen.
»Herr Werner, wo wohnen Sie?
Wir bringen Sie zu Haus.Nidl-1
wahr, herr Doktor, wir bringen ihn
zusausi O, er ist serr, serr krank «
ob ichiitelte den Kopf. »Nu:
schwach —« »
Die Worte kamen wie ein barsch
von seinen Lippen.
Aerolitha verstand sie doch. »Ist
denn Niemand hier« der ein Glas Wein
bringt? Bitte, bitte, Herr Doktor!
Dort ist ein haus. Holen Sie. «
Wiceliui ging gehorsam.11nter
dessen war etn Schuhmann herange
kommen.
Lesnikennen Sie den Menschen, Träu
.Er heißt Robert Werner. Ein
sinkst-schlossen Ja, ich kean in
ich unt Ihren eigenen ernen
» Unnie Un by, Mk Aerolit , von
W Wg wo ne her
Manier denickerstrnße
H M,Ielfess«iennsdeninugen
bringen.
MMHR Its-u
Ewig
--------..ss--s-.....L
Zu dem Gefühl seines rote-etlichen
lends gesellte sich die Scham vor Ae
rolitha. Er schwieg.
Mit dem feinen Verständniß derer,
die selbst gedarbt haben« verjtand sie
sofort. .
»Lassen Sie sein, Herr Wachtmers
ster. Es kommt nix daraus an, woer
wohnt. Jch neh’ ihn mit zu mein'
Wirthin. Die hat noch ein Zimmer. Ich
sorg’ sitt ihn.«
»Sie, Fräulein?« Der Schutzmann
zog die Brauen in die Höhe. Ein leises
Raunen und Kichern ging durch die
Reihen. ,
Eben kehrte Wicelius zurück, gefolgt
von einem Diener, der auf einem Ta
blett ein Glas Wein und Zwiebäcke
brachte. Er gab dem Beamten seine
Karte.
»Bitte, sorgen Sie dafür. daß wir
sreie Bahn bis zum Wagen bekom
men. Jch übernehme im Namen der
gräme die Sorge für den jungen Meu
n.«
Die elegante,ein wenig unversehiimke
Schneidigteit in Erscheinung und Aus
tteten des Doktors machte die halb
lauten, schlechten Wihe verstummen.
Der Polizist legte die band an den
helm und schlug die backen zusam
men. Man kannte den jungen Bank
beamten. f
»Bitte, die Herrschaften! Weiter
gehen."
Aerolitha hatte das Glas dem Ek
schöpften an die Lippen gesetzt. Sie
tauchte einen Zwieback in das Wein
las und schob illa ihm zwischen die
zähm, unbekümmert um die Menschen
um sie her. Aber Wiceliug fühlte Sich
geniert. Er winkte dem Kutscher, vor
zufahten. »
»Wenn Sie gehen können, kommen
Sie,« sagte er kurz zu Werner.
.Der Schutzmann hals dem Tau-;
melnden. Wicelius betheiligte sich
nicht. Er hielt auch Aerolitha zurück
Lin-scheinbar leichtem, doch sestetn ?
»Wir haben lang genug ein Schau- !
fpiel geaeben.«
»O, ich bab’ Zuschauer alle Abend. I
Das macht mir aar nix.«
»Und was meinen Sie wohl daß
alle diese Leute jetzt von Ihnen glau
ben?«
»Ich mein’ gar nix. Jch dent’ gar
nicht an die Leut’. Sie mögen glauben,
was fie wollen. Jch bin nur froh, daß
wir hierbergetommen find. Sie müssen
wissen, Herr Werner hat mir beige
standen, als mein arme Großmutter
im Sterben lag; eine schreckliche Nacht!
Und kein Arzt zu bekommen. Aber e:
hat ist dias Sterben leicht gemacht.
Nun reu ich mich fert, daß ich ihn-.
auch« nützlich fein kann und bin bncn
fert, ferr dankbar, daß Sie uns bren
Wagen eben.«
Rad aß neben Aerolitha auf dem
Vordersitz, Wicelius auf dem fchmalen
Klappsitz ihnen gegenüber. Und sie
plauderte zu Rob, der durch den Wein
zum vollen Bewußtsein feiner Lage
aufgerüttelt, stumm und finftTr
schwieg in Scham und Trotz.
»Ich bin fo glücklich, daß wir Sie
gefunden haben, Herr Werneri Und
nun müssen Sie fröhlich fein. Wir
pflegen Sie gefund. Die Frau Win
termeiser das ist mein Wirthin, kocht
Ihnen was Gutes. Das versieht n
Sind Sie fchon lange trank?«
»Ich bin trank gewefen,« fagte Rab
leife. »Jetzt war ich nur —« Er hatte
fagen wollen: innng Aber vor dem
fremd-n, eleganten ann in Verbli
tha’s Gefellfchaft brachte er das Gr
Bei andnifz feines Elends nicht über die
IPPUL · ,
»O Sie find krank anveien?« rief
sie lebhaft. »Darum hab’ ich Sie auch
gar nie und nie wiedergesehen, nicht
auf der Straß’ und nicht im Theater
wenn ich aufgetreten bin. Jch war ganz
böse, wirklich! —- Sie sind niemal
Tsvrt gewesen, wie?«
Er schüttelte traurig den Kopi. »Ich
hab’ lange gelegen und nachher —
nachher ist es mir auch nicht gut ge
gangen.
»Aber jetzt wird es Jhnen serr gut
gehen, « tröstete sie fröhlich. »Jetzt forq
ich für Sie! und ich hab’ immer
Glück. «
Da hielten sie vor Nummer 5.
Aerolitha ftiitzte Rob. Strahlenr
sprach sie über tie Schulter zurück zu
Wicelius:
»,O es war serr gut, daß Sie mich
mitqenommen haben, herr Doktor
Jch dank Jhnen so serr dafür.« Sie
forderte ihn nicht auf, mit hinauf zu
kommen. Sie dachte nicht daran, ganz
erfüllt von der Sorge um ihren wie
dergefuntenensreunh
Düftet sah iceliuö ihr nach. »Wie
sie ihn liebt!—— Aber noch weiß re s
nicht. Braucht sie s je zu erfahren —
HEZ giebt stärlere Rei ungen alt olch
scheue, junge Liebe. erwirren, ber
eutnpeln, ne men! —- Diei tühliiugäze
III-n NO «- sp »
es e «
zW Kutscher Is: Jst
Tät-a eine-I Tisch dort Raths
El fals
III. Sie III-: be- nieste-de
Seh-serv in der Göriiherstraße ein
verriet-es Spieler-seit ausgenommen
Die n nennt noch keine Damen
Det Fackel-er feine Mitglieder
ans recht hohen Kreisen reirniiren.«
»Den sagt, es sei im .Rdeintberget
khof« ien,« fügte Nathanael hin
E zu. «- sa veriehk ich gelegentlich Uno
s keinen Schimmer Man ist immer noch
zu naiv.«
f Wireliuö durchflog den Artikel.
s »Nun sage noch einer, baß vie Ber
liner Polizei nicht sindig sei!«
11.
Frau Wintermeier beckie den Tisch.
»Eejent1ich falls ick beut’ bei ’n
: Kommerzraih Hintersinn kochen jeden.
I Aber nee! Wenn meine einzigfteSchwr
sier Verlobung feiert, kenn kann mich
, das ieener an Sinn sein. Herr Kom
Emerzrath, hab« ick Mag-, es is mich
i leeb, aber zum ersten Juni bin ick ver
isagr Jck tocki’ in der Familie, hab’
Hick jesagt. Alles was wahr is. Wa
; rum soll unsereins nich noch mal dicke
quhnS —- Un wenn dein Mann erst
» feine Freunde einliidt, denn, denn
, komm’ ick bei euch kochen, hörsie woll?
I— Noch ein Teller, Dora.«
z »Ach so, vor dein bochnasiges Fräu
lein. Muß denn die da partaui mang
fein?«
: avMiß Aeroiitba is ’n juieö Mächen.
Jck weiß nich, wat du jejen ihr hast-"
«Jck kann den Zirraiiep nich leiden.
Schutze schmiß ihr neulich ooch so ’n
komischen Blick hin —«
Die Wintertneier lachte. »Ach, uf
die Manier! Na. deckt du man. Se
tomrnt ja höchstens ui’ n Sprung-«
Nat doch Dienst! An de r Ecke kann
Püllemann’s Hanne sitzen. ’n histen
hastenichjesehn is det ja mit deiner
Verlobung. Jck muß mich noch immer
wundern, daß Frau Piillemann dich
stantepe hat ziehen lassen.'«
Dora zupste vor dem Spiegel an
den Stirnlocken. die sich über ihrer
Entenschnadelnase und der niederen
Vogelstirn wie eine stxuppige Feder
holle sträubten.
» a, siehfte. mein Zutiinstiger that
ihr doch mächtig imponiren. Wie Iie
hörte, det ict zu meinem Schwager bei
Maadeburg hinreisen wollt’, un daß
det in Jrundbesrtzer is, da sagte sie ja
keinen Ton mehr.«
»daß du ihr Schulze voriestellt?«
«Dat nu nich. Er sagt, es wär’ ihm
schanierlich, als Bräutigam von ein’
Dienstmächen anzutretsm Da is e:
komisch in, der Schulze.«
»Bei ickt nich verjesse, Dota, jixh
mir schon die Adresse« wo ick dir denn
hein’ Koffer nachschicken soll?«
«Ja, wart mal, Sithertnops schreibt
sich Schulze sein Schwager. Un det
Jut heißt Treppin un liegt bei Mag
Zburz Schutze kann dich’t aufschrei
! n.«
Sie brach ab. Die Thürglocke er
tönte. Frau Wintermeier ging hin
eaus. Dara, das Ohr an der Thür
hörte sie reden.
»Sie sind dat, Kamlah? — Ja. aber
Mensch, um Joties willen! Wat wol
»len Sie denn noch-? —- Die Dora
’sprechen? at sie Jhnen denn nich ie
schrieben? a also, denn jeden Se sich
doch zufrieden. Ja, ja, ja! Daß Sie
ein braver, rechtschassner Mensch sink,
das bestreit’t Jhnen ja teiner. Aber
det sehen Se doch, dat ein Mächen wie
meine Schwester höhere Ansprüche ma
chen kann, als einen Fabriter. Un
wenn Se det Mächen jern haben, denn
müssen Se ihm eben sein Jliick jin-.
nen.«
«Jliick2«s' wiederholte eine Stimme.
»Lassen Sie mich herein. Frau Winter
meieri Die Dora is meine Braut jewe
sen. Jch will mit ihr sprechen, mit
ihr selbst. Das is mein Recht! Mit so
’n Wisch laß ich mir teinen Lauspaß
nich jeden !«
Jetzt trat Dorn aus den Flur hin
Sus.
»Na also, da bin ick, Ran««lah. Nu
legen Sie loH.«
Er stand verlegen, verwirrt. Ein
tnochiger, blonder Mensch war’s mit
einem ehrlich ernsten Gesicht.
»Aera, ich möcht’ ja man blos;
missen, ob das wahr is, O Du wirt
lich ——«
»Je! verlobe mir heut’ mit Herrn
Rentier Schulze« Vet is die Wahrheit.«
Dom stectte die Hände in ihre Schür
zentaschen. »Wünschen Sie sonst noch
was?«
Kamloh faßte sich an die Stirn. --
,,Nee, nee, nee! so fix rnit ’n Kopp bin
ich nie jewesenL —- Jönn’ mir schon
Felix Jch sind’ mich ja nich zurecht.
« i Jahre sind wir miteinander se
jan n, un immer in Frieden un Ei
nig eit. Un was du mir jesagt hast,
als wir von hoppmeier’s Jarten
heimkomm, was du rnir jeschwoten
bast —«
»Jeschtvoren! Seien Sie so jut. En
Mächem wenn ’t mit einem tanzen
seht, quatscht well mal Blech — treue
weg aus hö lichteit. Aber wat ein
Mann von ildung is, der nimmt so
wat nich weiter ernst.«
»Aber warum, warum nach zwei
Jahren —- ft·
»Sollt’ ick vielleicht noch Brei ahre
rnit Ihnen ruinloosens t sank
mir nu schlecht passe-M
« bin doch tzt Modelltischler je
wor . ha eine feste Stellung
bei Ernst-Ia MMjuM Bei-kämmen
un I tgunkp ir «nnten
auf der Stelle beinahe-if «
Un ZU in spät- Nu darauf ick
he, .
»Ist d U«
Mo ers-R de Athlet-. »Wenn
I sit - betten mu. mai wert-en
Ci- uisi Wut-Unst
fiir Ihre schsnen Degen nich schlecht
bette. Un übrigen-, Schutze jesällt
mir.« s
»Gehst-IN sgte t.die Erstens
nrerer. « ’ en f -
sagt. Nu seien e verrätnftg un
halten Sie Ins Zier nich länger aus«
Dara. durch deren Hirn eine Erin
nerung ans einem Roman in Ze n
pfenniglieferungen schoß, richtete ich
auf nnd streckte dem lalt gestellten Be
werder rnit auswärte gedrehtenr Ell
bogen ihre fleischige Hand hin.
»Leben Sie wohl, Herr Kamlah. Es
hat nich sein sollen. Aber wir scheiden
ohne Feindschaft. Was mich anjeht,
ict wiinsche Ihnen det Allerbeste."
Der Mann faßte die Hand, und als
er sie in der seinen hielt wie hundert
mal während zärtlicher Blond-erstun
den am Gartenthor der Püllemann’
schen Villa oder »Unte: den selten« irn
Grunewald, sie warrn nnd leibhaftig
in seiner fühlte, während durch die of
senstehende Stubenthiir der fiir einen
anderen gedeckte Verlobungstifch sein
Recht und seinen Schmerz verhöhnte,
brachen der Zorn und die Empörnng,
die in ihm tochten, mit elementarer
Gewalt durch die Schwerfälligteit sei
nes Wesens.
Er schüttelte den Arm, den er hielt.
»Wenn du mir een Wort jesagt
hättest var zwei Jahren, eenen Ton,
dat ichc dir nich recht wär’! Wenn du
det jesagt hättest vor drei Monaten!
Aber nee! nee! nee! Hinjehalten» km
schitanirt rnit Eifersucht —- un hin e
halten, hinjehalten, bis der Joldfisch
an der Angel saß —- un denn, denn
abjeschiitteltL abgeschiittelt wie ’nen
Hund mit«’·ne·m Fusztritt ——«
Ylllll schllc lllls Ullp lullg Wust
Arm los zu machen. hülsek Der wü
tbende Mensch bringt mich umt«
Frau Wintermeier kam von der Kü
che, wo sie nach ihren Töper sah, er
schrocken zurückgestiirzt.
Aber schon ließ Kamlab Dora’s
Arm fahren.
»Umbringen? Nee, dsei nich. Jch
werde mir nich meine Hände schmUHES
machen an so eerrer. Un mich selber?
Do würde ich mich erst recht schämen.
So wie ich, so hat keiner auf der Welt
dich jern jebabt. Aber du bist ja so
schlecht! so schlecht) Denk’ an mich, du
wirst’s bereuen. Du kriegst noch, was
du verdienst —« -
Er ging zur Thür. Jm selben Ari
genblick össnete sie sich und Aerolitha
trat ein« qesolgt von Wiceliuö, den die
Eifersucht bertrieb
Aeroliiba sab das verstörte Gesicht
des Scheidenden und begriff. »O, Herr
Kamlab —«
Er antwortete nicht. Mit einem
Kopfschütteln wehrte er, stolperte vor
über, hinaus. -
Dora trat sogleich aus Wicelius zu,
von dem sie bei Püllemanns manch
hübsches Trinkgeld bekommen hatte.
»Wollte mich jern von herrn Dot
tor verabschieden. Jch reise beur« mit
meinem Bräutigam zu unserem
Schwager. Wenn wir denn wieder
kommen, is jleich die hochzeit.«
»Sie sind ja eine wahre her ens
brecherin,« scherzte Wicelius, wii rend
Aerolitlza ohne ein Wort dem üppi
gen Mädchen denRiicken wendete. »Der
arme Jun e, ver eben wegging, hat
Sie wohl sieht lieb, wie?«
«Lieb haben kast’t ni . Der andere
bat Asche. Jck bin au jelliirt, Herr
Doktor?«
»Ohne Mitleid, Erbarmen, Reue?«
»An die andern benlen is ’n fauler
Zauber, herr Doktor. Jeder muß
fett-it sehen, wie ex durch-emine
»Sie mit Herrn —?«
»Schulze s reibt sich mein Bräuti
gam. Un er übrt mich beut’ Abend
zu seinem Schwaaer, dem Herrn Sil
berknopi. Der at ein ein mächtig iro
Zees Jut bei agdeburg. Mit dem
, bnuhrzug reisen wir.«
,,Viel Glückl«
Jn verbindlichem Ton wurden die
M--J- --k---J-«n Ost-I- Isss CZ
UWI Wust- Henwsvupsn »v- ».z, ---·
I lana darin, der Aerolitha oeranlaß
ie, ihren Kon zurück nach Dein Spre
chenoen zu wenden.
»Herr Doktor Wicelius?«
»Sie befehlen?«
Er folgte ihr in ihr Stäbchen und
wunderte sich selbst über das Klopfen
feines herzens. Während sie Licht an
ziindete, betrachtete er sie in Angst, in
Hoffnung, überlegend, wie er die Ent
scheidung herbeiführen könne, gleich
aus der Stelle, ehe sie ihr Herz ent
deckte siir den anderen.
»Wissen Sie wohl, Herr Dottor,«
sagte sie, »daß Sie rnir Furcht gemacht
haben, eben, wie Sie das Dora Glück
wünschten?«
»Furcht? Wieso denn?«
»Es klang so sonderbar! Ich
lonnt’ dies Mädchen nicht Glück wun
sckiys Der arme Mensch that mir zu
e «
»Sind Sie eine so strenge Richte
rin?« « «
»Nein, ich bin nicht streng, nicht
für alles. Jch find’, es wird vieles ge
straft viel u hart. Und dann wieder,
das Schle tefte, was M nfchen thun
können, das straft Nietna d.«
»Das wissen S ie?«
»Warum nicht ichs Wenn ich auch
jung bin, i hab« vielerlei gesehen in
der Welt. nd das hat rnich mmer
am meisten empört: das zanzSchlechttz
das Niemand straft. s sollte gez
straft wetdeni"
Sie stand ain Tisch ihm gegenüber.
Du- Lainpenli i fiel hell aus ihr tiihs
ne- IlthleteM i mit der zu kurzen
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sei-glanz. Die richterlofen Frevel,
sie hatten ihn gemacht zu dem, was er
Ut.
Er trat auf sie zu, riß mit leiden
schaftlicher Bewegung ihre hand an
seine Lippen.
«Sie feilen gestraft werden«
Aeroiitha wich erschrocken zurück.
»Wie Sie das sagen! Das ist wie
der wie vorhin, zum Fürchten.«
»Nein," betheuerte er, »Sie dür
sen mich nicht fürchten! Sie niemals!
Ehe ich Ihnen ein Leid thäie, Kind —
ehe ich eins dieser Haare verlehie ——«
Aber Aerolitha war nicht beruhigt.
»Ich weiß manchmal nicht, was ich von
Sie denken soll. Einmal scheinen Sie
ganz leichtsinnig froh, dann wieder
so schwer. Und doch haben gerade Sie
alles, was die Menschen sich wün
schen.'«
»Hab’ ich das?« fragte er heftig
«Jch will Jhnen mein Leben sagen:
eine oergiftete Jugend, ein oerdorbenes
Mannesalter, eine verlorene Zutunft.«
»Nein, nein, nein,« schrie ne auf.
Er wehrte mit einer oerächtlichen
Handbewegung
»Ja der ganzen Kette von Unglück
und Schuld, die mein Leben heißt, ist
nur ein Lichthlick: Sie, Aetolithsas —
eine wahre, echte Empfindung —- für
Sie, -Aerolitha.«
Von Neuem ergriff Wieelius Arra
liihas Hand
»O mein Gott!« seufzte das Mäd
chen.
»Sie dürfen mich nicht von sich sto
ßen! Sie dürfen nicht, hören Sie!
Viel Schlimmeres thiiien Sie mir da
m« --.- st- ;-«--- Ins-»L-- h----k-«
usi- usU Uns sub-«- JJIIUUHIU onus-ost
ihijeni ehemaligen Freund angethsn
a «
»Aber ich versieh’ nicht! Lieber Herr
Doktor! Jch dersteh’ gar nichts.«
»Sie sollen wissen, wie ich hin. Jede
Frage will ich Ihnen beantworten,
Aerolitha, ehrlich! Aber nicht seht
kann ich Ihnen Rede stehen, nicht hier,
während dort die Thüren schlagen,
die Gäste kommen, die Giiiser tlingen.
Was ich Du sagen habe, Sie verstehen,
sagt man nur in der Stille. nur dem
aeliebtesten Menschen allein. Ren-li
ihai meine Freundin, meine Schwester,
darf ich i)eut’ nach der Vorstellung
wieder kommen?«
Er hielt ihre beiden Hände, er fah
ihr in die Augen.
Sie kämpfte mit einer lähmenden
Empfinduna, Grauen und Anziehunq
und einem heißen Verlangen, zu wiss
sen, was ihn quälte
Die tiefe, weiche Stimme. die sie bis
sitzt nur lachen und scherzen gehört
—hatte, dehte in Leidenschaft. Um Aeth
litha drehten sich die Wände, dieKehie
war ihr zugeschniirt vor Angst und
Erbarmen. atte sie besahen-d den
Kon geneigt
Er glitt aus der Stube, ehe sie, zur
Bildsäule erstarrt, ein Wort fand.
Dann, mit einem Laut des Schreckens-,
fuhr sie auf. Der Spiegel ihr gegen
iider zeigte i r Gesicht, ein völlig der
öndertes Geicht, wie ihr schien.
Sie lief in ihre Kammer, tauchte
den Kopf in laltes Wasser, riß an den
haaren, um zu erwachen. Die Ern
pfindung blieb, die Lippen, die weich
und bezwingend die ihren preßten, der
Schauer-, der sie durchrieselte, erstar
ren machte heim Fühlen seines herz
schweres
Sie schlug die Hände vor ihr ent
weihtes Gesicht und ichluch te. sEine
rathlose Angst war in ihr. iedertoni
men wollt’ er! heut’ Abend, in her
Einsamkeit, in der Stille zu ihr spre
chen, dieser furchtbare Mensch, der im
mer anderö sich gab, als sie erwartete,
sen-n den all ihr- Geriiitetsein nichts
half,s zu Strohhnlnien ihre besten
Waffen wurden, zum Florhemo ih:
Panzer, weil er immer die Seite an
griff, die sie «cht getectt hatte.
Liedte sie i n? Nein! Liede ist ver
trauensvolL froh, ftolz. Jhre Empfin
dung war ein quälendes Sichunter
jochtfühlen· Er tödtete den Willen in
ihrer Brust, die Vernunft in ihrem
Kon mit feinem Lächeln, seinen
Schnieichelivorten, seinem Spott. Sie
hatte Mitleid, schmerzliches Mitleid
mit ihm, und Furcht vor ihm. Wenn
er zurücktehrte — was sollte sie sagen,
was thun? Ach. sie hatte gut sieh et
was vornehmen! — Es tam anders
bei ihm, immer andere
Mit hellem Klang schlug die kleine
Uhr vor dem Spiegel sechs Schläge.
Höchste Zeit zum Dienst zu gehen! —
Ob sie absagte, mit diesen wirren Ge
danken, diesen zittern-den Gliedern-—
Nein! es war zu spät. Und vielleicht
würde sie fest werden am schwanken
den Seil, gesund und ruhig.
Sie setzte den Hut auf, fuhr zum
Appllotheater, stürzte in die Gurt-ero
be, streifte ihr Tricvt über. Und hin
aus auf die Bühne.
Ader ihre Kniee wanlten, vor ibren
Augen verschwammen die Dine im
mer noch brannte der Kuß au? ihren
Lippen.
Sie kletterte acn Seil in die höhe.
Stand er drunten im .schauerraum?
Nein, fein Platz wir eer. Das war
Ut. e
g Sie stellte den Stuhl auf das Tra
pez, er schwankte. Lange dauerte es«
die sie fiir ihn und sich das Gleichge
wicht fand. Nun ftand ste droben —
nicht fo sicher wie fonft. Nun der zweite
Stuhl! —- Auch der fchwanttr. Sie
rnueteet ei doch wogen. Ein Schwung
—- Stuhl glitt unter ihr weg. Ein
hundertftimmiqer Schrei.
Im Stkrzen faßte e ein Sekh
· Jchmn steh mit zwei riffen uruet
um re s. Dort fah fie, qu.
ilam " , nackt Ithein ringend. Der
linke Its-. M den Gegenden stäh
.
len geschunden, schwer te. Unter t
drehte eh ein Wirbel war er Wo
ten. S e hörte das nan ige urrneln
des Publikums, das ans die Glanz
nunnner wartete; Es trieb sie var
wärts. Aber eine seltsame Schwere
hielt sie zurück, eine krankhafte An it
vor den Tanen neben nnd iiber i r,
eine Dilslosigleit, als, hätte sie nie un
Leben an einem Sei gehangen.
Auf einmal klang durch Wollen und
Brausen ihres Vaters klare Stimme
an ihr Ohr: »Nichts erzwingent
Kleine.«
Ja, das war das Rechte. Heinr,
heim! Ehe er kam, heim!
Sie ließ sich hinabgleitem trat hin
ter die Coulissen. Die Kollegen am
ringten sie. Der Direktor redete aus
sie ein in Zorn, in Sorge.
»Ich bitt’ um Entschuldigung,« sag
te sie. »Ich bin lrant, schwindlig. Ich
tann nicht arbeiten heut’.'
Sie nahm einen Wagen und fuhr
heim. Es war erst neun Uhr. Sie
hatte Zeit. Was sollte sie thun?
Den unglücklichen Mann anhören?
Jhr gesunder Selbiterhaltungatrieb,
ihre Freude am Leben mehrten sich ver
zweifelt in ihr· Wenn sie i n anhörte,
war sie verloren. Sollte sie Frau Win
termeier bitten, bei ihr zu bleibeni
Sie stand schon an Ver Thür. Laute
Lachen, Gläsertlinaen, eine brutale
Mäniterstimme schallte-n ihr entgegen.
Frau Wintermeier hatte augenblicklich
teine Zeit siir sie. Auch war sie weiches
Wachs in des Doktors Hand. Nein, bei
ber war kein Schutt.
Sollte sie sich mit hineinstiirzen in
das lustige Gelaan Aber es ging zu
Ende. Das Brantpaar reiste ab und
ließ sie allein, allein mit dem Gefürchs
teten.
Da siel ihr ein: Rob. Und schon
stand sie vor seiner Thür, tlopste so
rasch, als- wollte sie sich nicht Zeit las
sen zum lieberlegen.
12.
Als Aerolitha und Frau Winter
rneier Rot Wcrner in seine Kammer
nnd zu Bett gebracht hatten, tehrte er
fein Gesicht zur Wand und schlief zehn
Stunden. Danach brachten sie ihm in
essen. lir genoß es, schlang es hinunter
und schlief weiter. Es war aber nicht
blos Erschöpfttna, wag ihn immer
wieder Die Auaen schließen ließ. Er
mochte die Welt nicht sehen, seit das
Schönste, das sie siir ihn enthielt, ihm
besudelt mar.
Er hatte Aetolitha aeliebr rnit ern
ster, bewundernzer Liebe, als- er sie
zum erstenmal am Trapez sah in ihrer
keuschen, tnabenhaften Anmnth Die
Liebe war gewachsen, alci er sie fand
am Sterbebett der alten Frau. In den
einsamen Stunden aus dem Kranken
lIett, unter dem Zufvrttch Franz PET
Eemann’5 hatte die Hoffnung sich sa
rum gerantt, hatte ihm ein Wieder
sehen ausgemalt, einst, wenn er ein ir
machter Mann wäre, ihr ein aliickliches
Los schaffen tönnte. Nun hatte er sie
wiedergesehen Sie lam in stolzer
Equipaae, an ver Seite eines glanzen
Den Gefährten, und lag ihn, Den Ob
Dachlosen, barmherzig vom Irottsur
aus.
Diese Demü:hianna machte seine
Lippen stumm, seinen Blick finster. Oze
deS titnaoenbrod schmeckt bitter, uner
träglich ist das lttnadenbrod des gelieb
ten Weibes-. Und es wird zn Gift,
wenn sie gar spendet, wag ein verhaß
ter Nebenbttliler ihr ichentte.
So hatte er sich unxer dein Vortoand
der Rtiheheaürftialeit in’sich selbst zu
fammenaerollt tvie ein Jael, hatte eH
oermieoem Rede und Antwort zu ite
hen, gedenken was er in seiner Schmä
ckse nicht mehren tonnte, qrimmiq ent
schlossen, jeden Bissen Brod zurückzu
zahlen Und sobald er sich schleppen
lonnte, ging er wieder aus-» Arbeit zu
suchen.
Entsetzung solgt.)
»— —- -— und als ich ihm nichl
an wartete, hob er mir pen Schleier
vom Gesicht, der Unverschamte!«
»Dann ließ er Dich aber in Ruhe,
nicht wahr?«
Es giebt einen Sport, den jedes
Märchen liebt — ten Lkiingkampr
i If XI
Jni Fleifchhantek sind nur dke
Gründe billig, warum All-es so theuek
Ist« e- s- i ·
Jm deutschen Reichstag rücken sit
dein Stantarv LiliMonopol auf den
Leib. Haben die aber Couragek
c O f
Essikt sonderbar, daß kleine Mäd
chen auf Armen, größere aber meistens
auf Händen getragen werden.
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Von hagelkötnern im Unsinn von
6 bis sj Zoll wird it aus dem ord
weften berichtet. a bkekhk künftigen
Fagekberichkerfratkern nichts anderes
sbti alt von kleinen Mühlsteknen zu
pke