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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 6, 1902)
tFZKTNAAAEOFOsMO CDWM »Um-AMICI 0000 ouoouk OF scsviss sti· sssooossssossssisosssisoooss Echeimnisse VI erring. sinc « Euss sie-stoss Roman von IOUISL Westkikcb. ios----·o-isssoioss-i·sos MW WHAOOI ·0 ·-stMOoov-ÆVJJJOIIWIJYUJYYOOULJYszJJU « - wiss-W s« UJW xJHJ U U U kj U U U J « (8. FortsexungJ »Was sagen Sie da? Heirathenk Zeirathenl O, Sie sind so komisch, frau Wintermeier.« - »Warum denn nich heirathen?« erwiderte die praktische Frau. »Der seh’ ick nu nich ein. Sie können doch nich Jhr Lebenlang toppheister an ’n Tau bamrneln jehenT Daseien is der Köchinspielen von mein’ Schwester ja det reine Zuckerleckenl Ner, wenn Sie klug sind, machen Sie vielleicht mit dem Jhr Jliick.« Aerolithas Angst löste sich in dem herzlichen Lachen über ihr-er Wirtbin hausbackene Lebensw:isheit. Sie legte ihr die Hände auf die Schultern. »Meine liebe Frau Win termeier, Sie sind ein’ prachtvolle Frau. Jch hin Sie so gut! —— Vorerii aber will ich noch an mein Tau dam Meln hu. Da sind drei Karten siir Sie, hte Schwester und ihren Vriins tigarn, wenn Sie rni: sehen wollen.« An diesem Abend spähte Aerolitha aufmerksam durch das Guclloch des Vorhanges in den Zuschauerraum. Als sie an einer Säule seitwärts Doktor » Wieelius lehnen sah, fühlte sie einen heißen Schreck. Sie begann an den-i Ausschnitt ihres Leibcheng zu zerrte, der ihr zu tief, an dem beslitierten ! säschem das ihr zu lurz schien. Sie T begriff aus einmal, daß wenn sie sich i in solchem Auszug den Menschen aus-s H stellte, diese sich freilich das Recht nah- ; men, unverschämt zu sein. Und als sie aus die Bühne hinaustrat, war sie z znm erstenmal in ihrem-Zehen schwind: « leg und verzagt. ewiß, gewiß. wenn j er dort stand und sie ansta.«-te mit sei nem durchbohrend-en Blick, würden. Ihr die Muskeln versagen, sie wiirde Herzen, zum Krüppel wert-en Sie juhlie schon, wie ihr das Mark rn den Knochen schlaff wurde. Schweiß trat aus die Stirn. »O, Vater! mein geb-r todter Vater! Steh-’ du mir k. «Sie wagte nicht um sich zu blicken, während sie mit zitternoen Kniern Die Leiter emporllomm. Aber mit jeoer Sprosse aufwärts wurden ihre Mu-l teln fester. Die Höhe weitere ihr die Brust und die Seele. Sie sah nicht mehr Wicelius’ heißen Blick, sie fah ihres Vaters ernste-L Gesicht. Wie Kühle wehte es ihr aus sein-n ruhigen strobatenaugen entgegen. »Fürcht’ dich nicht! Einer hält oich." Erst der tosende Beifall riß sie zur Wirtlichleit zurück. Er schien ihr lau ter, htausenoer als sonst. Sie ver neigte sich. Man überreichte ihr Blu men, die üblichen Sträuße, wie sie in den Blumenläoen standen Einer war darunter, der auffiel, riesengroß, lofe gebunden, weißer Fliehen weiße A a lten, weißes Bank-, uno oazi iscsen eine einzige, brennend rothe ’ osen: inospr. Es war keine Karte dabei. Aerolitha erkannte doch den Geben Nur einer kam auf solchen Einfall. Den Strauß in der hand, verneigte sie sich nach seinem Platze hin. Der Plas war leer. Hübschk sagte die Gefangsiou breite, als sie an ihr vorüber in die Garderobe ging und fah sie mit viel sagenoern Lächeln an. Und der Schlangenrnensch nickte. «J see! J see! O yesl J see it all!«« Aerolitha gefiel ihm. Er hatte ihr vorschlagen wollen, daß sie sich als Künstlerpaar zusammenthäten Das gab er nun aus ,,Die Blumen sind serr schön, Mr. Her-sein« sagte «8:ilerolitha geärgert. »unt) lcU slcu llllm lckk DAIUVTL Jn Wahrheit beunruhigte sie der Strauß mehr, als er sie freute. Wa rum gab Wicelius ihr solch ausfallen des Geschenk? Was sollte die eine blutrothe Knospe in dein Ueberrnaß von Weiß? Sie konnte solche Blu mensiille nicht in ihren Händen heim« tragen, sie konnte nicht oamit in die etcrtrische Bahn klettern, sie mußte eine Droschte nehmen. Aus Dem Rück fis ihr gegenüber lag sie Pracht: so ost der Strahl einer Laterne in’5 Innere sei Wagens fiel, leuchtete Die schwarz tothe Rose auf ihrem weißen Unter grund sie an wie eine Frage, eineMah: erring, eine Zuversicht Es peinigte ste. Eigentlich verstand sie vie Sprache vie-— seg Blumenstriiuszes sehr gut, dieses einen rothen Ftecks im Unschitlogioeiß. Unverschämt! Unverschämt! Aber er irrte sich. Sie war ganz weiß. Da war tein Knöspchen ver Leibenschast in ihrer Seele, Das sich entwachsen und hervorbrechen tonnte aus der Farblostgteit ihres Gleich nttttlw Ja, einen gab s, für den hatte sie geglaubt, wärmer zu empfinden. der Nacht des neuen Jahres, am dienstt dichte attesä lieben Frau, W tu em rzen etro s wie cis sechlingiahtten geregt . er er Hutte des puspr tien Arzt nicht Bezug-Ietzt t tödtet-est elem SM. is in en weren Mit ist«- sie ihn wiedergese i I l lnospte und blühte nichts da drinnen Doch der Strauß sah sie an wie mit des Mannes Augen, wie mit seinem höhnisch zwingendenLächelm und seine stumme, eindringliche Bebarrlichleit betlernmte sie. Zornig schob sie ibn lmit der Hand zurück. zurück bis in die äußerste Ecke des Wagens begrub ihn unter den anderen Blumenspenden. EUnd zu Haus gab sie ibn gleich Frau Winter-neun »Stellen Sie ihn vor die Nacht in die Küche, bitte. Ich lann den star ken Dust nicht ausbalten.« Am Morgen mußte sie ibn doch wie der bereinbtingen »in Freund soll keiner nich oor’r Kopp stoßen,« sagte Frau Winter meier.. »Das is nich klug un sebört sich auch jar nich." Da stand der Strauß da und sab sie an mit seinem einen rothen Blu inenauge. »Sei so weiß du willst, tief im Her ten fließt rothes Blut, brennt rotbe Liebe. Auch du wirst diesem Men sckkenschicksal nicht entgehen.« — Als Wicelius an diesem Abend in Begleitung von Doktor Franz Bill-le mann heimkehrte, tras er aus der Straße Fritz Asrath, der aus Bescheid wartend vor dem Hause aus und ab patrouillirtr. Dem Doktor siel erst jetzt seine Ver abreduna ein. Er bat den jungen Mann mit bewußt-kommen »Ich denke, es muß schon Antwort von dem betreffenden Herrn da sein« Alle drei.stiegen die Treppe hinaus, traten in den kleinen Salon im er sten Stock. Wicelius stellte ein Ei garrenlistchen aus den Tisch, und als es sich sast leer erwies, nabm er, um ein neues zu boten. aus seiner Brust tasche den Sicherheitsschliissel und schlosz die Eichentbiit zu seinem Ar beitszirntner aus Doch aus der Schwelle blieb er wie angewurzelt sieben. Die Schiebladen seines Schreibtisches waren herausge rissen. Ver-streut lagen Papiere aus dem Boden Um Gottes willen, Doktors« ries Franz Minervaan der ihm gefolgt war, erschrocken, »das steht ja aus, als ob — Jst denn jetzt bei anen auch eingebrochen?« Mir-Hose! nnsmnkkses nen- dnnfe eins l l abwehrendeHanddetveguna Er stürzte zum Schreibtiich, ourchcviihlte die ein- l zelnen Fächer. Sein Gesicht war nich grau. Er athmete mühsam. Stumm l sah er sich um. Der eine Fensterfliigel stand ein wenig offen; auf dem Fen- 1 ster waren die Spuren erdiger Füßesp »Nichts —- nichtsk Bitte, meines Herren, sagen Sie tein Wort.« J Er nahm die Lampe, leuchtete aus dem Fenster. Arn wilden Wein, der, noch unbelaubt, bis in’s erste Stock-I wert binaufrantte, hingen einiae’ Triebe geknickt herab. Schweigend kehrte Hellmuth Wirr lius in den Salon zurück, setzte sich an den Tisch, den Kon ia den Hän den, und ftierte in’s Leere. »Hat man Ihnen Kostbares ge raubt?« fragte Franz Püllemann theilnehmend. - »Ja! —- Nein. Für mich Uner ssetzliches, für jeden anderen absolut Werthlofes.« Wicelius wurde jetzt lebhaft. »Und das ist’s, was mich aus der Fassung bringt! was ich nicht begreife! Richtiae Einbrecher pflegen sich zu orientiren. Ich verwahre nie mals Geld in diesem Schreibtifch, nie mals! Federaufzeichnungem alte Briefe! Ein Dummson muß das ge than halten —-- ode: —« »Wir müssen sofort Schritte thun, h-- C-«I 40 k«J--« soff-set III W. ..... » »...- ........ , mann, und Askotd erbot sich, zum nächsten Polizeidureau zu Kaufen. Wiceliuk sprang auf. Die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. Er lachte wieder-. »Um’5 Himmels willen! nein! — Jch möchte iin Gegentheil, daß von der Geschichte nichts verlautet. Jeder Mensch hat feineSchrulle, nicht wahr? Jch nun ha»’ ’ne Jdiofynirasie gegen unsere Polizeivektvaltung. Die Tet mine, Fragen, Nachforschungen ma chen mich verrückt. Und herauskom men thut ja doch nie etwas. Strich darunter! Basta!« »Sie wollen nicht einmal einen Ver such machen, Jhr Eigenthum wieder zubekommen?« »Bitte, nein. Und — geben Sie mit Jhr Ehrenwort, Herr Don-oh daß auch Sie nie, unter keiner Bedin gung einem Menschen von dein spre chen werden« was Sie hier erlebt ba ben. Ich möcht’ mir das Ausgelacht werden etsparen.« «Wenn Sise’ö nicht wollen, red« ich nicht davon.« . »Den Asroth, geben Sie mir Jhr Ehrenwort." , H Die zwei Augenpaare begegnetenz sich in scharf for chendem Blick. j Dann sagte Dwih lang-inm: Aufs mein Meiji«-Ortes nicht tinerX ( « , tfUnd was die( :JÆZ«I — Iielleicht ift «j : . T H ( Ute- M nicht f .·« ( m MIWVO : Leute geht im Juni. Sie könnten sich bis dahin einarbeiten, wenn Sie zu uns tonnnen wollen« Iris Usroth zitterte vor Gliich »Herr Dotier, in vie Siisdeutfchz Bank soll ich — ich, ohne Zeugnis —«· »Ja, ich besorg’ das. elden Sie sich morgen. Ihr Schicksal liegt in Jhrer Hand.« »Ich weiß nicht, rvie i chJhnen dan ten ist« , ,,Lassen Sie doch! Das Vergnügen ist auf meiner Seite. Prostl Auf Ihre Zukunft! Die Herren trinten ja gar nicht. Tief nachdentlich Herr Dot tor? Schmectt - hnen das Gewächs nicht, das mein nymed uns auf den Tisch gesetzt hat? Ost-er schlägt das schwere Pülleniann’sche Blut durch?« »Ehrlich! ich degreife Sie nicht —" »Ach, bitt’ schön! nein! Kein Wort mehr von der Geschichte Das ist ab gemacht Sagen Sie lieber. was san gen wir an diesem Abend noch an ?" Er tratst sein Glas aus, schenkte neu ein und fing an, Börsengeschichs ten zu erzählen. Aber Franz Püllemann war der Humor vergangen; er hätte nicht klar sagen tbnnen, ob wegen reg Einbruchj oder der Art, wie Wiceliug denselben vertuschen wollte, und Fritz Aste-th. Verfnnten in feinen Traum von tiinfi tin-ern Glück, war fast geistegabweserrk. Beide verabschiedeten sich. Es war halb Elf. Wicelius tonftatirte onst- durch einen Blick auf Die Uhr. Er wartete ei niae Minuten, Dann nahm er Hut und Mantel und ging langsam dein Sen trum der Stadt zu; Er lachte nicht mehr. n- » .- - k- . ....- . -- eun nannten Morgrn gis zviu zei :ig wieder aug. »Brauchit du mich?« fragte Rob. »Nein, ichlas’ aus." , Und Rob schtief. Es ivar die Res attinn noch der gvochenlangen Aufre qung· Er schlief big aeaen Mittag. Als er endlich erwachte und sich at tleidete, fühlte er in seiner Norttasehe Das Panier, das er von der Versen kung in die Spree gerettet hatte. Neu ? gierig zog er«s hervor. Es war ein mi: verblaßter Tinte geschriebener Brief, ein alter Brief. i ,,Eschingen, 2. Juni ists-t. Mein Lieb! Meine süße Frau! Das bist und bleist du« vor Gott, vor dem Gesetz, in meinem Herzen unt vor den Menschen, trotz aller Abbe-ta :entnisse! Ob dieser Brief in deine Hände gei langen wird? —- Drei haben sie mir vernichtet, o, Briefe, mit meinem Herz blut geschrieben! —- «ch schreibe doch! Ich schreibe wieder. — ch muß es. Ich tann nicht aushören, das Unrecht in alle Welt hinauszuschreiem das mir geschieht, dir geschieht. hören’s die Menschen nicht, hört es Gott! Er wird ten Retter schicken, den Rächer-! Weißt du, wo sie mich hinaeschleppi haben? Jch hab’ gleich dem Wörter eine Karte zugestckt, schtv erversilbe:t, bemalt-et Ob er sie abgeschictt hat? Ob du noch deinen atmen Kopf zer marterst um mein Verschwindent Aber nein, sie werden dir's gesagt haben — schon urn dich zu quälen. Jn — Eschingen bin ich! —- J chbin irn Nar renhaust Die Comiidie ver Aussprache, der Versöhnung, hatte nur den Zweck, mich in ihre hände zu locken. Ich habe meine Mutter nicht einmal gesehen Sobald ich ihr Haus betrat — in den Wagen geworfen, gefesselt, getnebelt, Tag und Nacht durchgesahren hierher! — Das hat eine Mutter gethan! eine Mutter an ihrem Kind! — Os, es ge schehen unter dem Deckmantel des Ge seses weit schlimmere Verbrechen als die sind, die das Gesetz straft!« lDieser Saß war mit einer noch schwarzen Tinte zweimal unterstri check-) »Als ich begriff, wo ich war, hab’ ich geschrieen um Recht und Gerechtig teit, drei Tage, drei Nächte, die Stirn gegen die Wände gerannt, am Fenster gitter gerüttelti — Ei war nicht tiuq. Nun fu«-I Ko ums ke- wolle-e- Fab süchtig war ich! Zivanggjacth get-ol sterter Kerker. —- Ätch bin still gewor den seitdem, ganz still. Und manch mal, des Nacht-, in meiner Zelle, der Zelle rnit dem Guckloch, weißt du, dein BeobachtunaslochS da kriecht sie an mich heran, die ekle Furcht, das-, iie rechts haben könnten und ich Unrecht, daß ich dahin gehöre, wo ich bin. Es kann ja nicht Wirklichkeit sein! Eine Mutter ihr Kind ausstreichen aus den Reihen der Lebendigen, es hier ein sargen, hier! nur weil es ein liebeng würdiaes Weib liebenswürdig sand! Welcher Arzt könnte das Attest aus ftellen, das doch nothwendig ist zu sol cher Schandthat? Fände sich wirklich ein Schurke. in zwei Tagen müßte rnan hier die Täuschung durchschauen, dem geistig Gesunden den Weg in die Welt ösfnent Jch habe mit dem Direktor gespro chen, ganz ruhig, aanz vernünftig. Er hat mir alles gesagt. Sie haben das Attestl —- Meine Entmiindigung soll ausgesprochen werden« unsere Ehe sür ungültig erklärt werden. Rein! nein! nein! Ich bin nicht ver rückt! — Wenn sie mich so weit haben, daß ich’s glaube, taucht dein liebes Gesicht aus den zusammenschlagenden Schatten, und ich weiß wieder, baß du mich liebst, daß ich gesund bleiben rn ß und leben! lange leben! Durch meTe Zahigskeit meine Denker ermüben — unr deinetwillen Sie sollen dich nicht ans deinem W verdrängen! — Uber hilf mit! Dil ! — Sprich fiir nicht Mini- ben amps mit meiner Mutter onst —- Lanae hält mein Verstand die Marter nicht aus. das Oerannahen der furchtbaren Nacht, die mich verschlingen wis. Sie bezahlen site mich die erste Klasse. Weist du. was das beist? — Daß ich doch in einer Bretterhiitte die Füße unter einen Tisch sie-en dürfte mit meinen Pserdelnechtent — Da iit ein Epileptiler. der sechgmal des Ta ges seine Krämvie bekommt —- ein Jdiot, der regelmäßig seine Supve iiebr das Tischtuch erbricht —- da ist auch ein junger Deutschrusse, ein lie liebenswilrdiqer. sanfter Mensch, der sich einbildet. alle Schicksale, die ihm erzählt werden« selbit erlebt zu haben. Er trägt mir tagtäglich meine eigene Geschichte vor, mit Seufzern, mit Thriinen! — Und die Reden, die sie führen! Die Bis-Streitenf vie sie sich an tlrunl Die Strafen. Die man verhängt! Dies ins Bettaestecltwerden lage-, mo chenlang, wo der zur Unbeweglichleit gezwungene, gesunde Körper alle seine überschüssigen Säfte in das Gehirn binauspuinpt zu rasenaerselbstzerstö: runaS —— Hilf mir! Ich ertrag’s nicht! s-- Mein Gehirn wird weich s-« Gestern haben sie mir dein Bild ge nommen unter dem Vorwand, daß est mich ausrege. Jch bad’ gelacht! — Sie lönnen mir das schönere nicht nehmen; in meiner Seele auf Gold arund steht dein liebes Gesicht, fest, seit « fo lanae mein Verstand aus hält. Hin mir, meine Frau! hilf mir rasch! Verlaß mich nichts »Zum Rechtsanwalti zum bestens —- Zum Minister! Zum Königs Ich schließe den Brief. Im Garten sehe ich einen Warten einen neuen, den Zu erstehen ich nach nicht versucht habe. lir hat ein gutes Gesicht. Jn seinen Augen lieat Mitleid. --« Er wird’k Hier nicht lange aushalten. -- Jch ver suchst Rette mich! Rette mich, so lange es Zeit ist! Jn Zeit und (!·-wigteit, ob ich dich wiedersehe, ob nicht, dein Mann, der um deinetwillen nur lebt Geotg von R -—— —- — Die letzten Buchstaben des Namens waren vermischt; es mochten Ihriinen darauf gefallen sein. Mit frischer Tinte und in einer an deren Handschrift war dem Brief die Bemerkung angefiigt: »Gestorben den 1. August 1864,drei Tage nach der Unaiiltigteitsertlärung seiner Ebe in der Heilanstalt Eschin gen in Württemberg durch eigne Hand.« Und mit aanz frischer Tinte, als wör’5 seit Tagen erst niedergeschrie ben, weiter unten. »Einen Retter bat Gott dir nicht geschickt. Einen Racher schickt dir und vielen anderen der Teufel. Wechsel wird am Verfalltag prompt esromptiert werden, sammt manch anderem —- so wahr die Schuftigteit der Welt aus einem aebarenen Idea litten einen Hentergtnecht gemacht hat. —- Sela.« Rob lag den Brief nochmals. Diese Kunde aus einem längst vergangenen Leben, von einein längst derjöhrten und wahrscheinlich unfaszbaren Ver brechen packte ihn mächtig. Er sah wieder, was sich die Unbefcholtenen heimlich erlaubten, und daß Schuld und Strafe nicht aanz so regelmäßig itn Leben vertheilt waren. wie es ihm auf der Schulbank versichert worden war. Und gern hätte er das Blatt aufbewahrt. Weil es aber fiir ihn und feinen Freund gefährlich werben konnte, entschlosz er sich kurz und ver brannte es bis auf den leyten Fetzen in Will-z Ofen. Dann aing er wieder aus, sich nach Arbeit umzuthum Aber man nahm ihn nicht in den Werkstätten Er sah noch zu hinfällig aus infolge seiner Verwundung und der sich daranschlie senden Untersuchunashaft. Als er gegen Sechs heimkehrte, war Will zu haus. «heut’ kannst du mir n Jesallen thun, Junge, wenn du herz haft.« Was ist Hi« fragte Rob bereitwil « lus »Nur mitsehn sollst du. Jch könnt-Z auch allein. Aber ein Neuling! Und wenn man noch einen anständigen Rock aus dem Leib trägt. Der zweite zumRiickendecten is immer fut. Kannst du mit Schieszzeua umjehen?« Roh lachte. »Ein «Schlosser!« »Schön. Dann steck den bei.« Aus einer sest verschlossenen Lade nahm Will einen Revolver und reichte ihn dem Gefährten »Ich trag’ auch im mer solch ein Ding mit.« Er zog Kragen und Manschetten aus, derwahrte Uhr und Kette, legte einen unscheinbaren Rock an, den er über der Brust zuinöpste, einen Hut, den er sonst nicht trug. »Nun tomrn.« . »Das-f ich wissen,- wohin wir ge hen?« ,,Nr. 1 hat mich bestellt.« »Donnertvetter! Das ist flink ge gangen. Wie denn bestellt?« Will zog einen Fetzen Papier aus der Tasche. »Den Kassiher hat mir ein kleiner Jhpswaarenhänvler hier vorm hause zujesteckt.« — Jn rohen Umrissen war rnit Blei stist eine Lampe gezeichnet, eine Ras seetanne, ein großes W und die Zahl 87. Zuleht eine römische Eins. Will überschie. »Lampen, d. i. nähere Aufklärung, in der Kassees tlappe Weißenburger Straße Nr· 87, das ist Kusemanni Keller. Gezeichnet Nr. L« Eusernannw Keller-« wiederholte stob. ihm lämpsten Neu iet uns Biber-v n. Er wußte, daåy Ause manns Keller eine der der tlgsteu Ox. CW ,--... Berbrechertneipen Berlini war. Ader. er mochte den einzigen Menschen,«der sich ilzrn hilfteich erwiesen both nicht in einer etwai n Gesa im Stich lassen. Schließ ich ver lichdete ihn fein Mitgehen zu nichts. , »Mit du Furcht?« fragte Will, der sein Zögern gewahrte. »Nein. Da bin ich.« Sie tranken in einer Stehbierhalle ein Glas Bier, aßen ein Butterbrot· Dann schritten sie durch die leerer und breiter werdenden Gassen der Nord stadt zu, dem äußersten Norden Ber lins. . Wo schon in derFerne das freie Feld in die Straße hineinschinirnerte, zeigte stch linter Hand in einem stattlichen Haufe ein Grünlramleller, nicht viel anders anzusehen als alle anderen, ar: Zenen sie schon ooriibergelomrnen wa ren. Eine gut erleuchtete Treppe führte hinunter. Die Ihiir stand offen. Man fah im Lichte einer Gasflautme einen Ladentisch. auf dein Kohltöpfr. Käle unter Glasgloelen, Steintöpfe voll Zalzgurten und rothen Rüben in Es stg und dergleichen Dinge ganz appe tetlich aufgebaut waren. Vor einein Gestell mit Flascheu und Gläsern hielt sich ein turzer, untersetz: ter Mann auf. Seine Haare, der lurze Zioickelbarl spielten schon in’s Graue. Sein Gesicht war breit, roth nnd von mstrlwiirdig nnbeioegteni Ausdruck. Jn den lleinen griinenAn gen, den diesen, eisenfeften Fingern, ir. jeder rer satten, langsamen Bewegun gen des Mannes lag eine in ihrem Ablegern geradezu furchtbare Ent ichlossenlkeii. »Hier ilt’s,« sagte Will. »Hätt’ ich mir grauslicher getacht,« meinte Rot-. Will fah iK fast mitleidig von der Seite an· 0 »F-inger an des Haltn,« zischte er und ichriti die cruien hinunter. »Gutes-« Tibency Herr Rusemann.« Der Mann hob seine Auqen, mu sterte schweigend die Ankömmlinge. Rob war’g, als würd-e fein Innere mii Röntgenstrahlen durchleuchiet. als riiingen die kühl iondierendcn Blicke ihm mitten durchs Herz und iin Rücken ivieder heraus· »Was wollen Sie?« fragte Rufes niann mit hxiserer, ruhiger Stimme. »Biingen Sie nnd zwei Machtmi ster hinein, Herr Kufeniann." Will schritt aiif eine kleine feste Eis chenthiir rechts zu. Nicht ein Laut drang durch ihre Fugen. Aber inlt zwei Schritten ·vertrat Kiisemnnu ihm ten Weg. »Da drinnen ist nichts. Es ist kein Verkehr heitr’. Wenn Sie trinken wol len, hier ist Korn. Hier sind auch zwei Stühle. Sie können sich setzen.« »Wir find bestellt,« erklärte Will. Kuseinann antwortete nicht, er sah ivieder schweigend von einein der jun: gen Leute zum anderen. Nod fühlte, wie unter dein mißtrauischen Blick der tiefkieqenden kleinen Augen ein leis;r Schauer der ihm den Rücken hinun.er lies. Wenn der Mann sie siir oerkappte Polizisten hielt, der Verdacht könnte tödtlich werden. Er hob die Hand und drückte aus einen Knopf in der Wand. Es war offenbar ein Signal. »Auf Jhre VerantwortungStamtw göste find gern unter sich « »Wir Iind keine Zinken,« versicherte Will und össnete die Thür. In deni todtenstillen Raum, in den nach des Wirthe-Z Aussaae »nicht-.«s« sein sollte, saßen an dreißig Mensch n :eisarninen. An schmalen Holzhänken saßen sie, an deckenloseii Tischen, deren von Messern zernarhte hokzplakten bieroglhdhentaseln glichen. Stumsi saßen sie, in sich qekehrt. Wenige hat ten Schnöpse vor sich stehen. Ein ein ziger aß. Es war ein Stück Roll inops aus dein Vorderkeller und eine Schnitte Schwarzbrot, und er schlang es hinunter mit der Gier eines Thie res· Einer, ein Breitichiilteriger in Lumpen, schlief, den Kopf auf dein Tisch, den Schle äußerster Er schöpfung. Eine einzige, kupelloie M-äsl«mm« du«-»F »u- mksfuj Cis-U ihm . aerade aus den Scheitel. Aur- den ab getragenen Kleidern, den miiden, ab; aebetzten Leibern stiea ein erstickendrr Brodem, den Keller bis zur Wölbung siillend. Und Rob, der gekommen war voll zornig-in Trotz gegen die Gesellschaft, im Zweifel, ob er nicht selbst eintre ten falle in die Armee, die in ibrem Schoß verbot en sie bekriegt, bekriegt bis aufs Me er, stumm, heimlich, un bersiibnlich, furchtbarer nur nach je der Niederlage, Rob, der in in diesen berüchtigten Verbrecherkeller hinabge stiegen war, fast mit einem Sympa thiegefiihl, als ging’s zu Kameraden, siiblte jäh sein Herz erstarren. Es war gkichwohl nichts Grausige«;—, was er erblickte, nicht einmal etwa-T Ungewiihnliches. Nur ging von diesen stieren, stampfen Gesichtern, den stum-« men Lippen eine Traurigkeit aus, die fast etwas Körperliches hatte, er brüctend sich unt die Kehle des Eintre tenden legte. Das waren teine Sieger ikn Lebens tampf, nicht einmal mehr Krieger — die blöb und stu pf gehetzte Kreatur, das menschliche T ier in seinen lehten Schlupfwinkel vertrochemaus dem nur der Stachel des Hungers, die Peitsche des Versalaers, es noch einmal beraus triben konnte zum blinbwiithiaen Ver flwetflunactamps der etngekreisten Be re. Die has nungslosigteit, das war das Athetn nehm-ende, nicht die Spu ren der La r und Verbrechen auf den einzelnen sichtern, nein, nur das retungslose Verlorenfein und Sich verloren issen, das auch nicht die band ineln an liebt zur Abwehr bei..Berder W bene, das den Lippen das frech- Spott tnort abfchneidet und den Laut der Klage. Wozui Waan Es ist entschieden. Wer hier eintritt, der lasse die Oeffnung hinter fich. Jn’s KuchtbautL in die Spree. auf dieLands ftraiie führt der Weg hinaus und nir aendhin fanft. Das Reich des seeli schen Todes ift hier, und darum auch des Todes Schweigen. Unbewußt, inftinttmiißig empfand Rob diefe Majeftiit des höchstenEtenos. Die Kniee wantten ihm. Es war ein reflermäßiges Zurückbiiumem »Nicht da hinein! Niemals zu diesen!« Ader Will überfchritt entschlossen die Schwelle. Und es war nicht Rot-'s Art, einen Freund allein zu lassen, ida es galt. Er schob vie Hand in feinen Rock, nnitlammerte den Griff feines Revolverg, als ob Waffen hätten fchüyen können vor der Gefahr hier. Die um die Tische saßen, hoben beim Eintritt der Beiden taum die Köpfe. Nur etwas wie ein Murmeln ging durch die Reihen. »Guien Abend,« sagte Will laut. Niemand antwortete. Der Schla fende, von feinem Nebenmann ange ftoßen, fuhr jäh empor. Aus einein anfaedunfenen Gesicht funtelten ein paar Augen wild und fchen die Nea tinge an. nur eine Sekundez es sank gleich wieder auf den Tisch. Ein sil verhaariaer Greis mit mildem Gesicht jedoch stand aus einer Ecke auf, nah-n den Hut ab nnd machte eine tiefe Ver bei-sinng Will zog Rol- in einen Winkel. Var sichtig sahen sie sich im Kreis um. »Der höfliche Frei-s is »Weißlnd chen«," fliifterte Will lanm hörbar, »ein doller Kunde« hat fein-: drei Frauen umjedracht. Der da hinten schläft, is der »Sitalissadentarl".« Cis-s ----- slx cis-Js- c--l -:- k-I...-»« sssss Inv- svds LIII sahn-sitts Gesicht auf· Mitten im Lokal, den Hut auf einem Ohr, saß Seidet schwang protzig vor einein mächtigen Schnapsgtas. Es war eine gewisse Leere um ihn her, eine Atmosphäre von Scheu oder Groll· Man mied ihn. Er warf den Kopf nur noch her ausfordernder in den Nacken, die Fahrt aus dein Tisch. Vom anderen Ende des Lotals taxn jetit freundlich schnitt-»sean ein Zchwarztops gehinit. zwängte sich, Rob die Hand drückend, aus die Bank neben die beiden Freunde, Rettich »Brav, mein Ju hast meinen Rath befolgt. Bist ist-Sich von jestern.« »Wie meinen Sie dag?« fragte Rut erstaunt. h »Nu, weil er dich auch herbestellt at.« »Auch? — Also warten Sie ans — »Na natiirlich doch, ou Jriinspechtk Sonst is dies Lotat nich.jerade mein Stammtneipe.« »Als-) kommt er heut’?« Rettich zuckte die Achseln. »Wer kann's sagen? Er hält »nan.ct—mat so’n Art Appell ad. Es liegt übrigens wag in der Lust. Hur-je puoje wird billig. Ich hoff ’ne Nase dafür. Du hast Jliick." »So triegen wir ihn heut’ zu sehen?«' fragte Rob eifrig. Rettich lachte. »Na, so blau.« »Wenn er doch mit uns spricht.« »Ich hab’ noch teenen setnnnt, der ihn iesehen hat« Die Thiir öffnete sich. Frau Ause mann brachte vie Schnäpse siir Will und Rob. Sie war eine sauber qetteii vete Frau mit einein stillen Gesicht und Zustika Ihsfss Ismsnstsessss --»-·» » w----q-- · hinter ibr kain ein kleiner Mann mit blauer Brille uns lingrvallenveni Bart herein, er aina gerade auf Die Zeiten«-onna links zu, schob einen klei nen Tisch beiseite, und öffnete eine schmale Thür, Die sich so wenig von Dier Wand abholx Daß weder Will noch Rob sie bemerkt lzat:en. Frau Kusemnnn hob die Augen, Jik in diesem Augenblick leise schielen-» und sah Nod an mit Dem langer-» Durchdrinaenden Blick ihres TlJiannei. »He nich jemiiilich heui’ fiir neue Kunden-« Retiich lachte und palschte Rob auf die Schulter »Is; ein braver Junge, der! Frau Ausemann Aenn’ imi von Kinvsbeinen —-— Wen-VI sonst nur reinlich im Lokal iviir’!« fügte er hinzu und sah mit sinskerem Blick auf den proyenden Seidelschroung. issoeksetzung solat.) ———-·-.-——— Betdächiig. « ..1Z kxk LJ .x-,’« l T Z Banquier: »Man hat mit den Rath gegeben, in’s Ausland zu gehen!" Dame: »Datf man fragen, wer b nen den Rath gegeben hat« Jhe » tzt oder Jhk Rechtsanwalt?« Ein schöner Beweis von Selbstlosig keit ist e-, daß es Vereine für Thier schäk, aber teine für Menschenschus gce .