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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 30, 1902)
Roman von Iouise mesthircb. ? « » -,- - -.-......-z-.x.-. - vix-FAUer - ---«-.-;ximisim.s»«-imims.dzm« (7. Fortsetzung) was Graustges lag über dem ver lorenen Winkel, die Atmosphäre der Thaten gleichsam, die hier geschehen waren, deren Geister ausstiegen in der Stille der Nacht und nmgingen, spin tend der Aufklärung des zwanzigsten Jahrhunderts-. Nod fühlte, wie ein Schauer ihn den Nacken hinunterlies und seine Haare sich hoben. Ohne den Hals zu wenden. ließ Will seine Raubthier angen das Dunkel absuchen. »Jetzt!« Heiser sliister:e er’H. Die Kästchen glitten in’g Wasser rnit gedämpstem Ausschlag, so leise, als fürchte der Ton sich. laut zu werden an diesem Ort. Jn schwarzen Ringen zitterte das Wasser. Aber Nod harte, als er das Eisen kistchen hinunter-gleiten ließ, gepackt von einer unbezähmbaren Neugier, ein paar der descklriedenen Blätter zurück behalten nnd geschickt in seiner Blase verborgen. Selbst Will sollte nicht darum wissen. Da packte jener plötzlich sein Hand gelenl —- bis aus den Knochen meinte er die eisige Kälte der Finger zu süh len —- riß ihn aus die Kniee. Hinter dein Pseiler eines Anlegestegs lanerien sie ohne Laut, ohne Athenn Arn Ufer war das Dnnlel lebendig eworden. Ein-grausiges Schatten fpiel glitt schnell wie eine Vision durch den Lichtlreiö einer fernen Laterne. Sen-i Gestalt-n uafiikmlieb als bätien zwei Klumpen Finsternifz Bewegung gewonnen, schleppten eine dritte daher. Ein dunkler Mantel schien sie zu mu liüllen, ein nackter Arm schimmern darunter hervor. Grell leuchtete ein schneweiszer Schnurrbart auf an einern Haupt, das schlaff rückwärts über bina. Ein dumpfes Aufllatschen, ein ftiirteres Schauleln der Lichtpiinktchen auf dem Wasser-. Der Gestalten wa ren nur noch zwei. Und die zerflos sen, zerrannen. Aber eine kam das Ufer entlang, vorbei an den beiden Freunden, boa in die Kleine Stralauerstraße. Ein faltiger Mantel umflatterte sie. Ein Lichtstrahl traf ihr Gesicht. Es war pechschwarz, anerkennt-an Zitternd erbot-en die jungen Leute fich endlich von den Knieen liefen in das Gäßchen zurück. Rdb hörteWill«s Zähne aufeinanderschlagen. An dem aus mit den Steinmasten blieber b,en. Reben einem der Köpfe war eine unregelmäßige Fug-. ·Er hob die Hand, schob seinen Brief hinein. So sdrt glitt er durch die Mauer, jenseits ausschlagend rnit einem kleinen, dum pfen, deutlichen Schlaa. Den- beiden ehemaligen Gynmasiaften, die, heißen Kopfes, manchen Hexenprocesz gelesen hatten, mutbete es an wie eine Ant wort des Satans. dem ein Mensch feine Seele verschrieben hatte. s Unwilltiirlich faßten fi- sich ais-die Hände, und gesättigt mit Entsetzen konnten sie blindlings den Mühlen Bamm hinunter. Ein Ruf erscholl. Hatte der Wäch ter ihn ausgestoßen? War's ein Seufzer aus dem Wasser? oder das Blut, das in ihren-Ohren brauste? ESie sahen sich nicht um. Ein Thor weg stand offen. Sie warfen sich in das tiefe Dunkel, tauchten darin un ter, verkrochen sich, wagten kaum zu athmen. Spät in der Nacht erst, todtmiide, erreichten sie ihre Wobnuna. 8. ·« Ddctor Wie-Hinz saß in seinem kleinen Salz-n im ersten Stock, hatte das Adreßbuch aufgeschlagen und ei nen Ausng aus den Polizeiatten über Annie Runth Atrobatin, genannt Miß Aerolitha, ais sein Diener einen jungen Menschen meldete, der be haupte, herbestellt zu sein, er nenne sich Fritz Asrotlx Wiccliug trug eine Nummer in sein Taschenbuch eite, tlappte das Adreß buch zu, schob die Atte in ein Schreib bureau und streckte in der jdvialen Weise, die ihm die Herzen gewann, dem Ankömmling die Hand entgegen. . »Unser junger Rothschild in der " Knospe! Frau Mama meinen Aus JIS ausgeeichteR Und Sie haben Itrauen zu mir? J recht. Setzen Sie sich.Cigar1-e? itte! Jst ge muthticher, plgudert sich besser. Aler Sie Haben Unglück aehabt?« III hab’ es stock-, here Doktorf ssen spie dazu thun, Ihnen herauszuhelssem Bitte erzählen Sie mir mal cEhre Geschichte « Seine Cigarre zwisch: n den Lippen, betrachtete Wicelius das hagere Ge sicht mit den trotzig begehrenden Au gen und dem jungen Mund mit den E-« scharf eingegrabenen Entbehrungss selten darum »Rechte elphyßognomieI erwog er , its-esse ege nnd Philiftenge rog Ueiemenchenw e sen-und mens . Re- hängen In ak « , Wicelius, »dem früheren Compagnon Jhres Vaters, dessen Treusosigteit in erster Linie Ihre Schwierigkeiten ser ursacht, wenn ich Jhre Mutter recht verstanden habe.« . Frid zckute die Achseln. «Jrgend eines Werkzeugs muß das Schicksal sich doch bedienen.« Wicelius lachte. »Nun, wenn das Schicksal eine so greifbare Gestalt bat, wie die des Herrn Evinmissionskatds. so sollt’ ich meinen, könnte ein energis scher junger Mann es wohl packen. Was mich anbelangt wenigstens, ich haue wieder, wenn ich gehauen werde, fWerkzeug des Schicksals oder was es ei.«« »Was sollt’ ich argen ihn unterneh men?" antwortete Fritz rnit einem bitteren Zacken seiner Lippen· »Ich bin sest überzeugt. daß Commissions rath Piillemann nichts gethan hat, was gegen has Gesetz verstößt.« »Und gegen das Gesetz wollen Sie auch nicht verstoßen?« Es war ein seltsames Flinimern in Wiceiius’ Au gen. »Bravo! Sie sind ein verstän diger junger Mann. Wir haben auch das schöne christliche Gebot: Liedet eurer-e Feinde.« »Ich lieb ihn nicht,« versicherte Fritz. ,Jedensalls lassen wir etwaige For derungen an Commissionsrath Pülles mann beiseite· Jch will mich bemü l"--- GL--- -:-- Its--- Q'-·i-c-I-LA Ihhu oquxn sulk JU- u Uuq CUIIULU entsprechende Anstellung zu verschaf fen. Tre en Sie, bitte, heute Abend wieder bei mir vor. Es ist wahr scheinlich, daß ich im Laufe des Tages die maßgebenden Persönlichkeiten spreche.« Fritz Asroth stand von seinem Stuhle auf. »Herr Doktor, was Sie mir in Aussicht stellen, ist meine Ret tung, die Rettung der Menschen, die mir die liebsten sind. Mit Worten dankt man siir derlei nicht. Aber falls ich jemals in die Lage kommen sollte, Jhnen auch nur theilweise vergelten zu können —'« »Um Gottes Willen —!« Wicelius hob die band. .Wünschen Sie mir Aus heut’ Abeno.« Er sah dem jungen Mann nach mit dunklem Blick, wie er, sast taum-elnd, in der Glückseligkeit neuer Hoffnung, aus dem Zimmer ging. »Ungliickliehe Mifchungt Jch dacht mir’s. Unbrauchbar. Immerhin, oerschassen wir ihm eine kleine An stellung. So was will auch leben.« Er gina in sein Antleidezimmer und verliess eine halbe Stunde später in elegantern Visitenanzug das haus. Er wollte den Sonntagrnorgen be nutzen, um zu Frau von Rössing zu gehen, die ihn zu sich hatte bitten las sen. Inmitten ihrer alterthümlichen Einrichtung, den schönen Mahagoni möbeln, den nachgevuntelten Fami lienbildern, erschien sie selbst mit ih rem weißen Scheitel wie ein Wesen aus vergangener Zeit. Aber in den hellen, scharfen Auaen war reges, mo dernes Leben, als sie sast mit herzlich teit ben jungen Buntbeamten willkom men hieß, sitt den sie eine besondere Zunseiaung gefaßt hatte. »Ich dante Ihnen, daß Sie Jhre Zeit opsern, lieber Doktor, um mich alte Frau zu berathen.« »Die Angelegenheit ist also so weit gedi: heu?« »Ja, der Herr Commissionstath bat Rösfinasbori siir mich verkauft. Die Anzahlung und Uebergabe sind aus den ZU Juni festgesetzt Jch hin nun in großer Verlegenheit wegen der Anlage des Gelt-ei Jch sprach Jhnen schon davon. Drei Viertel des Erlö ses sind für ein Siechenhaus bestimmt. Es gilt also das Geld leicht slüssig zu erhalten und Doch vorläufig sicher und nutzhringend anzulegen« »Würden Frau Baronin mir den Ein blick in den Kauscontract estatten?« Frau von Rössmg sch oß ihren Schreibsecretär auf und entnahm ihm ein festes, eiserneg Kästchen. Von ih rer Uhrlette löste sie das Schlüsselchen, das sein Schloß öffnete. Stumm folgte Wicelius den lang samen Bewegungen der blassen, mage ren Hände. »Hier, Herr Doktor. Der Kaus preis beträgt 900,000 Mark. Anzah lung 450,000 baar im Bureau des Notars Weiprecht. Der Kaufen Ban lier Maienberg, hat die Güte, aus Rücksicht aus mich alte Frau zur Aus zahlung hierher zu totnmen.« Wirelius antwortete nicht. Er starrte auf das Blatt. »Maienberg«, wiederholte er des Käusers Namen. Rennen Sie den herrn?« Wicelius schüttelte den-kopf. »Nein. Es geht mir nur nah. Alter Grund besis ist wie das Lebenselement, die erhaltende Luft der Familien, die dar aus erwachsen sind. Bei der Tren nunä von ihrem Grund und Boden vert mmern sie in der Regel.« «Meinmlttse:gs Greci-d sicgteåile ag m , u ere me III-« Orient-e enge-, bevor sie the ins-tut see-' - , » T Ase-IRS Insel-Ach« Wie Wi - stif- . Im m Ms les-If II IS j ?iiknf:jch«3rau Taro-Ein sigd Zifng ;» undrü is r re a Yes Gemahl spar, ä ich Ists M " hinter Sportniann, - bis TI; - durch-einen Sian rnit de- Pserde dg Tisihnlx Welch ein serhiingnä derß den einzigen Sohn solcher Elte eine tückische Krankheit in ver Blüiht seiner Jahre hinrasien konnte.« Reine Krankheit. mein fanget Freund. »Gott verwirrte seinen Ver stand und in diesem Zustand« — ihrs Stimme zitterte —- »erschoß er sici selbst.« »Gott verwirrte seinen Verstand M beißt —« »Ich sagte es Ihnen, er sigrb in ei ner Heilanstalt." »3eltsani, daß man ihm die Pistol· ließ —« »Man ließ sie ihm nicht. er wußte sie sich zu verschaffen. Er schien nicht ichwer irani, und er schien gebessert vernünftig, ruhig. Da erlahmte die Wachsamieii.« Sie schlug die Hände hat«-Z Gesi st· die Brillantringe an ihren mageren Fingern zitterten. »Mein Sahn! Mein Liebling! Mein Einiiqer!« »Es-s war ein schwerer Schlag siir cre.« Sie nickte. »Man briiieii mich gleich dort in der Heilanstalt, Wochen· Monate. Jch fah beständig meinen armen Jungen rnit Vuichschossener Schläfe ani Boden liegen. überall! — Wenn man sein ganies Leben auf ei nen Menschen gebaut hat, und der bricht zusammen, sa ist’s, als bräche rser Boden unter den Füßen. Mein Hirn hat«-Z dann überwunden Jch wurde gesund. Meine Augen seiten keine Gespenster mehr. Aber mein Le: ben. mein richtiges blutmarrnes Leb-in mit Freuden und Hoffen, mit hassen und Liebm und was- ra,tu gehört, taS war roch aus Mit de m Tan. so gut als hätten sie mich in teanntiliens grust in Stamnpagen hegte-ben. Ach, —--.....- -.«!I-..«- --.- I---- « IUUÄLUIII suqhsls QIL VII-las Witelius hatte den Knauf einer Stuhllehne gefaßt. Dac- Holz tnackte leise unter seiner Hand bei diesem Ausbruch »Sie haben den Todten sehr lieb ge habt?« »Lieb gehabt?!« Jhre Augen leuch teten durch ihre Thriinen. »Na hat eine Mutter ihren Sohn geliebt wie ich· Jch bin noch eine aus der alten Zeit, mein junger Freund, kein sehr weit-g herz, aber was es einschließt, das halt es fest. Noch einmal bin ich vor die Wahl gestellt worden zwischen meinem Georg und einem anderen. Jch war noch jung« als mein Mann ver nagliickte —- jnng, nicht bloß vonAus sehen, auch innerlich. und Jemand hatte mich sehr lieb. Jch habe verzich tet um des Knaben wisen Jch wollte tein eigenes Glück mehr· Nur feine-! nur seine3!« Wicelius athmete tief. »Ein ner vös gereizter Mensch, der zur Pistole greift, folgt einem äußeren Impuls. Vielleicht hatte der Baron einen Her zenswunsch — oder eine sire J:-:e, das kommt in diesem Fall aus eins ber aus —- von dem die Frau Baronin nicht wußte, siir den Niemand in fei ner Umgebung Verständniß hatte?« Frau von Rössings Augen wurden groß und weit. »Er hatte eine iixe Jdee und ich wußte darum. Um ihretwillen ge hörte er in ein Krankenhaus. Daß er um ihretwillen seiner Mutter das Herzeleid anthun und aus der Welt gehen konnte, das ift’5, wag meinen cchmerz um ihn vergiftet.« »Allerdings, er hätte auf Jhr Herz bauen müssen, auf die Opserwilligteit Ihrer Liebe.'« Frau oon Rössings Gesicht wurde Stein. »Jn dieser Sache würde ich niemals nachgegeben haben.« »So haben-Sie nie bereut? Ich meine, in all den Jahren haben Sie nicht eine Stunde der Schwäche ge: habt, in der Jhnen der Wunsch gekom men wäre, das geliebte Leben erhalten zu haben uxn jeden Brei-Z rcstz al lein!" »Nein, nie. War’5 noch einmal zu thun, ich that’ es wiecer. Es giebt e:ne Logik Ver Thatsachen, ein Gesetz, oag in oen Dingen selbst liegt, oein Nie inand sich einzieht. Ich muß mich ihxn beugen. Bereuens nein! Jch hal)’ mei ne Schnlviateit gethan und bin noch von denen, Iie den Tod nicln siir das schlimmste Uebel l;alten.« »Bravo, Frau Baronin, bravo! Ich bewundere Ziel Dant, daß Sie mich haben in Jhr Herz blicken lassen. Uns nun weiß ich genau, wie ich thre Ge schäfte ZU führen habe. Also am Zo. Juni vie Augzahlung der Anlaufs sunnne vor dem Notar. Dazu brau chen Sie mich nicht« »Ich möchte «aber ungern die hohe Summe auch nur eine Nacht im Hause behalten« · »Seht begreiflich Die Anözahlung findet zwischen wölf und ein. Uht Mitta D statt. ch werde mir erlau ben, ie am Nachmittag gegen dre Uhr abznholetn Wir deponiren dank gemeinsam die Summe bei der Süd dentschen Bantfs Frau von Mfsing überlegte. »Mär( es nicht sicherer, wenn wir gleich vor Notar Weis-recht ckus zurBank führen falls ich Sie dorthin bemühen oars Ech bin etwas ängstlich in meine in ankeit.« « u; das, Frau Baronin Ich er warte ie· also nun zipsls Uhr bet Rotar. Ueber die M der Parte miissen wir nn- mher verständ gen werde etne »Als- anierttgen ein« in einigen Tosen M M a tun vorlesen-« · «JH baute Ihnen, mein junge A Freund. Als ins-ihrer Freund be währen Sie mit; Ich danke nen. Und bet, iie Gott wird f die pilfe lade-, die Sie mit ten Frau swäbrs wesen« f .Et Hut sich ihn beloht,· sagte Wirkliws mit feinem eigenihiimjichen Lächeln, an dem die Augen teinen Theil hatten, «belohnt, indem er mir Sie in den Weg führte. Auf Wieder sehen, Frau Baronin.-" Er zog die Hand bet alten Dame an die Lippen. Wieelius ging die Stufen des hoch parierres hinunter. Die Schritte ber ballten auf dem weichen Treppenläu fer. Lautloj glitt die band im peri grauen Handschuh über den Sammi des Geländer-T Jin Veftibiil war ein Glasfenfter, das fafi die ganze Quer cvand einnahcn. Blübeube Topfge tvächfe, Lorbeeren und Myrthen stan den davor. Durch die Scheiben sah man hinaus auf den Garten mit sei nem früblingsgriinen Gebüsch, den Rasen mit den von ihren Tannen iiveigen befreiien Rosenftöcken und eben angelegtenTeppichbeeten und wei ter auf das Gemirr anschließender Gärten, die sich rechts-, link-J und riicks iväris fast unübersetzbar dehntem Wi :elius’ Blicke hafteten verfonnen aus diesem Bilde. Jn feinen Obren klan gen ein paar Worte nach· »Die Logik der Thaisachen, das Gesetz, das in den Dingen selbst liegt« —- »Die Ringe, die sich fchliefzen," iiberfetzie er sich«g. Die Menschenleben um ihn her und die Leben der Bäume und Blumen dran ßen —- lauter Ringe, die sich schließen unabwendbar schließen wie weit ihre Krümmung auch aushielt Vor feinen Augen erstand die sonn: befchienene Terraffe von Monte Car lo. Ein junger Mensch lebnie an der Brüftung mit heißem, vonLeidenschaft und Grimm durchwöbliern herzen Oierben in den lachenden Süden bat te er die Qual und den Fluch seines Lebens getragen, sein Aufbäumen ge gen das Unrecht, das die-menschliche weteuschan com anioar. Vier yarre er dem Schicksal den Neichthum abzu trotzen gehofft, der ihm zutam, auf den gestützt er heimkehren wollte, zu strafen —- und an dem grünen Tisch hatte er auch das Wenige noch verlo ren, was sein gewesen war. Und wie er stand und hinaus-starrte in die lichtflammenden Woaen, trat der zweite neben ibn, der Mann mit dem großen blonden Zchnurrbart, mit den Radaiieremanieren und der klei nen blassen Franenhand »Es giebt noch andere Wese, reich zu werden,« raunte er dem verzwei felnden Jüngling zu, »noch« andere Wege.« Damals vertsblangen Mr die zwei Ringe ineinander· —- Und nun hatte der eine sich nfchpssen. Der blonde Bart war weiß geworden und die fchmtttzigen Wellen der Spree rollten darüber bin. Und da war noch ein anderer Ring, besudelt, beschmutzt vom Anfang bis zum Ende mit jedem Laster, jedem Verbrechen, auch dem gemeinsten, der Trentosiateit sogar im Verbrechen, der sich in Tagen, Stunden schließen mußte-mußte -—oder—— Wicelius schüttelte fich. Jhm war nicht gut heut’. »Guten Morgen! Schönen guten Moraen!'· redete da eine frische Stim me ihn an. »Und da sagt Papa, daß Sie durch ein Brett sehen! Jch aeh’ nicht binter einem Brett und hätt’ Sie eben beinahe umgerannt, ohne daß Sie mich nur bemerkten.« Lisbetb Püllemann stand hinter ihm, die echte Großstadtknospe, blaß, energisch, Geist nud Wille entwickelt auf Kosten der rothen Wangen. »Bitte sebr um Entschuldigung, gnädigeg Fräulein. Hatte allerdinas teine Ahnung von meinem Glück. Psleaen Sie bier oben auch einen in teressanten Kraman »Mit dem Kranken haben wir kein Glück gehabt. Papa hat sie sich ein siir allemal strengstenå»oerb»eten1.« m· i »Es-Degen ZU ngBcl UcllsllclL Ul cetiucs lachte. »Das ist gar nicht zum Lachen!« ,,D.-nn n et t war er trotzdem,tvie?« .,Wissen Zie, ich wollt’, ich hätt’ Sie nicht ans ich hätte Sie nicht aufgeweckt Wenn Sie nur Bosheiten sagen tönnen —---« ,,’jräulein Ligbeth ——· Sie find ent zückend.« «Adieu, here Tottor.« »Wa: denn das auch eine Bosheit?« »Ich weiß. daß ich in Jhren Augen nur ein ganz dummes Kind bin. Sie brauchten knist- aber nicht so zu zei gen. Das ist nicht höflich, Herr Dot tor. Es ist auch nicht hübsch-« »Ja, ich bin ein schlechter Mensch. Zur Strafe: adieu, gnädiges Fräu lei . Jch totnme nicht wieder, bis ich knis- gebessert habe.« »Als-) auf Nimmerwiederfehen.« Mit seinem leisen, weichen Lachen ging Wiælius aus dem haus. i »Wie das flattert«« dachte er, »wie : das radlchlägt und mit unfehlbarem - Jnstinlt seinem Vottheil zugraoitirt· dem guten Geschäft, der guten Partie. . Mutterliebe, Weibesliebe, Menschen " liebe, alles Deckbliitter für den brutal sten Egvijmut Sei Raubthier, sc , viel du willst, dem anderen bist du : Leute« Ein Ekel packte ihn, ein unwider stehliches Verlangen —- nicht nach et c was Besseres-n daran glaubte er nicht aber« doch nach etwas Andere-n, der «al« -, its Gewissheit wenigstens in ·einen I» »I— III-auch Die kleine skrpbatir s1sieiidssptiesetuenpttaasurstck e wiefen hatte, dermuthlich wei sie - her ein ballt-and gehabt hätte. Di( « Polizeialten hatten räthseksast weni von ihr zu erzählen gewußt. Es rie zerriß-Zanche zie: »M- Mraße o. . Die Wintermeter meldete ihn. Er Etat ein. « Arn runden Tisch in ihrem sehr ein sach eingerichteten Zimmer stand Ile rolitha, die Wangen getöthet, die Au gen in Erreaung glänzend. »Wie jung sie ist,« dachte er, »herh und keusch wie aus dem Podium.« Sie gefiel ihm in ihrem bürgerli chen Kleid sast noch besser als im Tritt-L »Mein gnädiges Fräulein,« sagte er verbindlich, «3uniichft gestatten Sie mir, Ihnen zu danken, dasz Sie einem Büßenren Jhre Gegenwart vergön nen —' »O,« sagte sie erstaunt in ihrem ge brvchenen Deutsch, ,,stnd Sie wirklich das schreckliche Dottor Wicelius?« Als ich Ihren Ring sah. hab’ ich geme·nt, Sie müßten sein ganz alt und g nz garstig.« ,,Erlauben Sie! Ich habe zwar das Unglück gehabt, mich im Ausdruck mei ner Bewunderung zu vergreifen —« Sie unterbrach ihn. »Sprechen wir nicht mehr von die häßliche Geschichte· Sie sind nicht der einzige,nicht der erste und nicht der letzte. Ich begreif Das nicht. Weil ich die Menschen amlister’ mit meine Kunst, glaubt ein inter, er hat das Recht, mich zu beleid« --n.« «Total salsche Auffassung! wider sprach er. ,,Vielnrehr, die Menschen dritten: Dieses liebenswürdige Miit-» chen hat uns - reude gemacht. Mache-i wir ihm auch s tende.« Aerolitha schüttelte lebdast den Kopf. »Ich weiß ganz gut. was die Männer Denken. Als-r ich hin ein Mensch auch und hab’ ein’ Menschen millen. Ich bin leine Puppe, kein Spielzeug! Drum, wenn die Herren mich sehen wollen im Apollotheater hti mein’ Arbeit, da hin ich seht- dank-bat Und wenn sie tlatschen in die Vanoe und rufen Bravo. dann bin ich so dankbar! so dantbari und so glück lich! Und da, da ist’s vielleicht auch ein Vergnügen, Miß Aeroiitha zu sehen. Aber in ihrer Wohnung. da ist’5 nicht der Miiif werth. Da ist sie ein Mäd chen wie hundert andere, und ein ehr liches Mädchen. Wirklich, die Herren verlieren ihr« Zeit« »Alle?« fragte Wicelius. Er trat einen Schritt näher. »Alle-" wiederholte er halblaut, mit den Augen zwinternd Er erwartete, daß sie ob seiner Un verschämtheit aufbrauien würd-e. Aber sie erwiderte ehrlich seinen Blick und nieste ganz ruhig: »Alle.« »Schade!« «Schave?« »Weil nur die Mannen ein Mann nur Jhnen geben kann, was Ihnen noch fehlt. Als ich Sie am Trapez sah, da sagte ich mir, was Sie vielleicht überraschm wird. Jch sagte mir: Schön ist die nichi.« »Richti« »Das heißt, noch nicht. Aber sie wird's werden, berauscheno, hineeißend schön! Sie nnierbach heftig. »Schsveigen Sie still! Jch will nix wissen von der Lieb’, nix von ein' Manni« »Nichts von der Liebe?« »Wir alle nicht, wir Künstler vorn Trapez, nicht von ver Lieb’ und nicht von Soupers und Diners und all das. Und das ist ganz einfach. Wer sein Leben alle Abend muß anvertrauen seinen Musieln und Nerven, nicht wahr? der muß haben feste Muskeln, gesunde Nerven. Der muß haben Ruh’, sein« Aufregung, iein Zerstreu ung.« »Und dies Leben unter der Glas glocke wirt- Jhnen nicht langweilig?« »Ich langweil’ mich nie. Die Men schen langweilen inir zuweilen, ich nie! Jch hao zu arbeiten, viel zu arbeiten. Mein’ Kunst ist schwer, braucht Ue bung, immerfort Uebung. Und ich muß mein’ Kleider nähen und rnich .trainieren. Die Tas« find viel m A, l aus usiiheen --« tur«z." ,,Und ist denn, was Sie da auszah len, wirtlich leben, ja? Unseteiner thut seine Schuldigteit ja auch· Jch z. B. bin Bantbearnter von morgen--1 Neun bis Abends Sechs-· Aber mein Leben, inein wirtliches Leben, nein! das geht nicht in den Atbeitgstunden aus. Das verdien’ ich mir damit erst. Das ist ganz, ganz wag anderes-. Da rin giebt s Lieb« und haß, viel Aus kegung, viel Freude. Und solch ein Les ben asnnt’ ich anen.« »Für ein’ Mann maa es gut sein-« »Ist da ein Unterschied?« »Ich glaub« doch,« erwiderte Aeros litha. »Ich weiß mir nicht auszu drücken. Bei ein’ Mann, das ist, wie wenn einer ein’ Gumniitock anhat bei Regenwetter. Jch mein', alle Dinge, und was er thut und erlebt, das glei tet an ihm ab, glatt, ohne Spur. Bei ein’ Frau, da dringt alles durch, bas tet allei. Die hat der liebe Gott ohne solch ein’ moralischen Regenroa in die Welt gesetzt, und sie muß sich hüten, nag zu werden« n seinem alten Tone suhr er sortx »Das alles zugegeben —- wiirden Sie darum weniger «beao« sein, wenn Sie uweiI in Gesellschaft lebenssrober nschen sich ein harmloses Vergnü gen gonnten? Rennen Sie die Welt? Rennen Sie nur Berti-us« »Ich geh’ manchmal aus mit Kol leginnen. Auch mit Frau Winter « mein und ist« Schwester —« Esel-n Sie mit nun gestatteten, Sie ein, nein! O mir-L« »Warum denn nichts· -Jch weis nicht.« i W »Willst-en Sie sich etwa vor mirs« Er beugte sich var. Er fah ihr tief in die Augen. »Sei-en Sie mich mal an. So! —- Wink Sie fah ihn an. schlug jedoch gleich wieder die Augen nieder und wandte sich ab. »Warum wollen Sie nichts« »Nun —- so. Jch glaub’ nicht, daß Si« ut mit mit meinen. Was kann einem rrn wieJhnen an einem dum men Mädchen, wie ich bin, liegen?« »Ach is! Sie meinen, daß man nur in Gesellschaft von Frau Wintermeier tugendhaft sein lann." Jetzt mußte sie lachen. »Sie sind drollia.« . »Gott sei Dankt Wenigstens als Spaßmacher finde ich Gnaset'« »Nein,« wider-sprach sie eifrig, »Sie sind kein Spaßmachert Sie machen niemals Spaß! Das ist's ja! Sogar wenn Sie lachen, sind Sie furchtbar ernst.« »Wenn ich nur begriffe, was Sie ei gentlich fürchten? — Bin ich ein Wolf der die tleinen Lämmerchen unverse hens überfällt und auffrißti Sie sag ten eben noch, Sie haben Ihren Mii len auch. Was ist denn dazu fürch ten?« Sie sah ihn an. Unschliissig ge macht durch seine Sicherheit, zögerte sie einen Augenblick Aber ihr Justini; ließ sich nicht deinen ,.Jch alaub’ roch, Sie sind sehr ge fährtich.« »Dann müssen Sie sich also sichern. Feiter Avntrakts Haben Sie Tinte und Feder?« »Kontratt?'« ,.««’freilich. Die unverehelichte Mifz Aeroliiha erlaubt dem artigen Jung aesellen Hellmuth Wirelius, ihr Ber lin und Umaegend zu zeig-en unter fol aenten Bedingungen: Paragravh l. Doktor Wirilius schenkt Fräulein Ae roliiha unter keiner Bedingung jemals etwas-. Blumen und Pralinees sin) ausgenommen." »Paragraph 2. Fräulein Aerolitha fchcntt Doktor Witelius auch nichts, ausgenommen -—« »Kein’ Ausnahme!« »Gut, also nichts, ohne Ausnahme. »Paragraph Is. Wenn e r unartiz wird. dars sie ihn vor die Thiir sehen« Paragraph 4. Wenn sie unerr tia wird, darf er ihr einen Kuß ge ben ——-" ..Nein! Nein!« »Paragraph 4 wird gestrichenFräus leinAerolitha verspricht dafür, niemals unartig zu sein.« Sie lachte fröhlich. »Was sind Sie fiir ein komischer, komischer Mensch!« «Abgemacht! Jch darf Sie ausfüh ren.« »Aber nur als Freund, nicht einmal als Freund! als guter Betannter nur.« ,,Als Führers mit oder ohne Regen schirm.«tvie sie die Köchinnen sich zur Amsterdamer Kirmes miethen. Jch bin einer mit Nearnschirm aber darum nicht theurer. Nichts gegen nichts. Jch leig’ Jhnen die Herrlichkeit der Welt. - m übrigen gehen wir einander nichts an. Nun tsie Unterschrift! Sie wollen nicht-i Sie haben recht! Das Wort ge nünL' Er streckte ihr die hand hin Zögernd legte sie die ihre hinein. Als er sie drückte. ganz leise, lose, durchzuckte sie eine plötzliche Angst ,.Nein, nein, Herr Doktor! Es ist eine Dummheit, was ich da mach’! Jch will nicht! Ganz gewiß, ich will nicht!« »Wort und Handschlag,« sagte er ernsthaft. Er ließ ihre Hand los, und git»einer Verbeugung glitt er aus der 4gur. »Herr Doltor,« rief sie ihm nach. »qeben Sie mir mein Versprechen zu rück! Gott! Gott! Es ist gewiß ein' Dummheit, was ich da aemacht bab’.« Und da Frau Wintermeier eben die Lampe brachte, klagte sie: »Der Dol tor Wirelius will mich besuchen und mir Berlin zeiaem Jch weiß nicht, was ich mach-en soll!« »Ja, ja,« brummte die gute Frau, »das is dasselbe wie mit mein’ Schwe ster, die Dota. Erst wollen die jungen Miichen ja nich, un denn us eenmal· denn wollen sie doch.« »Nicht wahr? Nicht wahr? ich hätt’ nicht einwilligen sollen?« Die Frau zuckte die Achseln. »Mit mein’ Schwester war det die nämliche Cbosr. Erst sollt’t jar teener sein, un denn nu, wo sie schon en bißlen ante iahrt is un es eeisentlich nich mehr nö ti hätte, indem sie zwölfhundert Mart ufSparlasse stehen hol, nu us eenmol an jedem Finger eenen. Erst den Vor arbeiter on der Bahn, den Kamlah, der jar nich ilbel war, un nu en Rent ner un Ajent. Ne, Fräulein, wenn’t partout jebeiratbet sein muß, denn ma chen Sie det lieber in jungen Jahren ab.« Entsetzung solgt.) Wesentliche Zustimmung. - Weins-Indien »Ich versichete Sie1 bei diesen Marien sehe ich zu.« Gast :« »Nein Kenner bezweifeli, daß Sie bei diesen Weinen zufeseuk