vie Erd-am ------ f Eine Pftnnftgrichichte von M a r i er S t a hl iMiincheiU . »O wandern. o wandern, Du freie Burschenlust!« fchmetterte ein frischer Tenor die Landstraße daher, und Rönzel und Maltasten auf dem Nil-s cken kam ein lustiger, fonnengebräun ter Gesell die Chaufsee herunter, die zwischen wogenden Kornfeldern das flache Land durchschnitt »heda, guter Freund,« redete er den ersten, deften Fuhrmann auf seinem Karten an, der ihm deaeg·nete, »haben denn Eure Pappel-Chaufseen gar kein Ende? Die siihren wohl direkt in die Ewigkeit hinein? Könnt Jhr mir nicht sagen, wie Ioeit es noch nach dem be rühmten Dörfchen Hoppenrade ist? Jst es möglich, es noch vor dem jüngsten Ta e zu erreichen?« er. Bauer reutete mit dem Peit fchenftiel querfeldein auf einen Pfad, der gerade in die Felder hinein siihrte. »Geiht man da tupp bis an de Schonun·, un’ dann rechts aff di de trumme Diede vorhi, iiber den Vog genpuhl an’ durch de KodpeL da kiett de Thurm von Happenrade all über den Sandberg." Damit fuhr er weiter-. »Rechte Aff?« murmelte der jun e Mann« ihm nachblirkend, »derstege Einer das Kauderwelschl Jch weiß zwar nicht, was er mit dem Affen meint, aber der Fußioeg hier wird « ja wohl sein.« Und so ging er den schmalen Pfad aerade in die grünen Roggenfelder hinein. »Wohlauf, die Luft geht frifch nnd rein«, sann er lustig in den sinkenden Abend hinaus, und schwenkte ab und zu den Strohhut hoch in die Luft, während er das dicke dlonde Kraus haar aus der Stirn strich und sich den Jchpeifr trocknete. Tiefe n,,’f«ei«eral)end: l sue lag Uscl Ucu Olcscll ulls ( Aeckerm die im Maiensriin prangten und die Luft war warm und windftill, i voll Blüthe n- und Erdgeruch . Qie Oerlenrofen an den Grabenrai " nen hatten alle Knospen springen laf sen und die kleinen Sumpfgriiben waren ganz mit Bergißmeinnicht nnd oldaelben Ranunleln angefüllt eber einem blühenden-« Kleefelo stimmten noch die Bienen von den fü« ßen Honiadiiften berauscht, das llang wie leife schwingender Harfenton, der das Locken der Wachtel tief im Korn felo begleitete. Schließlich verstummte das schmet ternde Lied des jungen Wanderers, er athmete mit Wohlgefallen die halsa mifche Abendluft und lauschte den Stimmen der Natur. Immer tiefer und tiefer ging er in das Wogen und Wehen der grünen Halme und silbernen Aehren hinein, durch die haftenden Kräuter der blu miaen Wiesen und zwischen bliithens schimmernden Obftbäumen hindurch, die wie Riefen-Bouqtes rosig und schneeweiß auf den Triften standen. Plötzlich ftand er ftill und fuhr frei mit der band über die Fluren. War das eine Vision? War er in den Garten des Paradieses-v gerathen und sah dort leibhasriq die Fee unter dem Lebengbaum sitzen? Wundern thiit es ihn eigentlich nicht. Er war ja ein Künftler und ein Sonntagstind, da war ihm das Leben doch wohl etwasI Besonderes fchuldia. Unter einem alten Holzbirnbaum, ter wie eine Pyramide von Blüthen fchnee neben einem oerwittertenGrenz ftein im Grabenbord stand, fafz eine junae Frau den ganzen cchoofz vou Calmuö undVergißmeinnicht Es war lieblich anzusehen, wie die Hände in der Blumenfiille wühlten und da Wirrsal zu grossen Sträußen orone ten, und während sie den stop- tief auf die Arbeit beugte, summte sie leicht ein luitiaeg Liedchen vor sich hin Ein leichtes Geräusch ließ sie aus blicken, erstaunt wandte sie deni stem den Touristen ihr frisches, rosigeg Gesicht zu, das den Liebreiz der Ju aend und Gesundheit zeigte. Es mußte wohl ein Erschrecken in ihren großen, braunen Augen gestan den haben, denn init einein lächelnden Blick aus sein derstauhteis Aeußere, das die Spuren der Landstraße trug. sagte der junge Mann, den Hut ziehend ,.Mit Verlaub, Piinzessiii Tausend schön, ich hin tein Landstreicher oder Strolch, der nach Börsen oder Ta schenuhren trachtet, sondern ein ganz rechtschafsener und braver Staat-bür ger unt-»gut« Familiensohn, der von weit her gepilgert ist, uni seine gute, alte Tante zu besuchen. Aber wie das so geht, hin ich von dein Wege zur Tante abgeirrt und in das Märchen land aerathen, ioo oerwunschene Briniessinnen unter blühenden Le benebäunien iin Garten des Paradie ses sitzen.« Der Ueberniuth des Fremden mach te die Augen der jungen Frau lachen. »Wer ist denn eihre gute, alte Tanze und wo wollen Oie eigentlich hiii""."' fragte sie ausstehend. »Das sind zwei einfache Fragen, Frau Märchenprinzessim aber die Antwort ist iomplizirt,« erwiderte e: näher tretend. »Sie würde Jhnen ei— nen tiefen Einblick in das Dichten und Trachten meines berzens gewähren, das hetunntlich böse ist von Jugend auf. Meine aute Tante ist die Frau Amtsrath Leisebein aus Hoppeneade. »Es kenne sie nicht, ich habe si- nie init diesen meinen Augen erblickt, ich habe sie sogar oerahscheut und ganz anstan dla' nehasit —- und doch bin ich den weiten Wen von München hergewi geet, uni sie zu Psingsten zu besuchen « s und mich eensilich utn ihre Zuneigung zu bete-erben. Jn dem Gesicht der jungen Frau malte sich eine große, lachende Ueber ras ung. « »« a, mein Gott, warum thun Sie denn daä?'« »Warum? o unschuldsvolle Frage! Weil sie meine Erbtante ist oder weniastens wünsche ich, sie dazu zu machen.« Der junge Mann hatte sich aus den Grabenborv gesesh Hut und Ränzel neben sich gelegt, die Arme auf die Knie geltiitit und blickte aus dem son nennebräunten Gesicht, mit dein gan zen, schelmischen Uebermuth kraftvol ler und lebengftober Jugend, zu sei nein Gegenüber aus« »Aber wie stellen Sie sich bentt eiaentlich diese Erbtante vor!'« Rate die Märchenptinzessim die über dem Erstaunen ihre Blumen ganz ver goß. Der Maler fubr sich mit der Hand durch die dichte, blonbe Mäbne. »Ich sehe, schönste Prinzessim die Weit tnit ihren Tücken ist Ihnen ein noch unentdecktes Land. Natürlich-ist diese Erbtante ein schauderhafter, al ter Drache, tnauseriq, lnickerig, rup pig, struppiq. Wahrscheiniich trägt sie an Sonntag-In aitmodische Blu ntenbauben , und baumwollene Hand schuhe in der Kirche. Vielleicht lchnupft sie auch und schnarcht im Schlaf wie zwei Männer. Und doch liebe ich sie ia so sehr, daß tnich Die Sehnsucht nicht ruhen und rasten ließ, ich muß zu ihr.« · . Die iunae Frau lachte io laut und berzlich aus« daß sie sich beide Hände vor den Mund hielt. »Wie kommt es denn, daß Sie diese Prachttante bisher nicht gekannt haben?« »Die Antwort auf diese einfache Its-II its s;n« Its-no- Xansilssnnssckiinh »--..- . ..... ,....»- ,,-......-..--,-,.q te. Mein Vater der Professor War durg in München, svar mit feinem Vetter, dem Atntsratit Leifebein auf goppenraae, lebenslänglich todtfeind. ie Familien fahen nnd hörten nie et.vae von einander und der Weg iit weit vom fernen Süden des Reichs bis hier herauf an die Grenze Matten burgs. Erst mit der Todesanzeiae meines Onlels erfuhr meine Mutter, daß der Vetter noch fpiit geheirathet hatte und der derzditttoeten Frau fein aanzes bedeutende-s Vermögen hinter lief-» Nachdem auch mein Vater das Zeittiche gefeanet, fiel meiner Mutter ein, dafi die vertoitttvete statt Amts rath Leifebein doch vielleicht eine mächtige Erbtanie fiir mich abgeben könnte, da mein guter Vater uns- von allen Schätzen der Erde nur folche hin- ! terlaffen hatte, die nicht Motten noch Roft fressen. Lange betätnpfte ich ihre Erhtanten - Sehnfucht, bis fie mich oor die Alternative stellte, mit meiner Runft nach Brod gehen zu miiffeu. Ch’ ich mich aber an meiner Kunst und ihren Jdealen veriündige, will ich lieber den alten Drachen zähmen tttid die fchauerlichfte Tante der Welt um- - armen. Als nun Pfingsten, das lieb· » liche Fest, nahte und die Wanderluit’ erwachte. da sana ich tooegmuthig: ’ Jetzt reich mir Stab und Ordenstleid Der fahrenden Scholaren, Jch tvill zur guten Sommerzeit Zur alten Tante fahren! So weit toiite ich gekommen« nttti hilf mir toeirer, holde Blumenfee, toenn Du mich nicht gleich fiir immer hier in Deinettt Märchen Garten de halten tvillft." Die junge Frau errothete lebhaft unter den Blicken ihres Gegenüber, die eine nur zu deutliche Sprache der Be I » der Baumblüthe, gefiel sie ihm io gut, seiner Seele herauslocltenl zMädchen so schlant nnd leicht im -llaren benohimniel stieg ;sich gemacht, so ziemlich entspräche, ;,,lönnen Sie nicht mitkommen und l mich einsiihren?« wunderung sprachen. »öiommen Zie,« sagte sie, »wir lön nen ein Stiirt Wegs zusammengeheth es wird Abend, Sie müssen sich beei len, es ist nicht ra:hsain, alte Damen so spät zu stören,« stigie sie hinle und lachte so lustig, aug vollem Herzen da zu, dasz der Maler initlachte. Sie fand « natürlich die Geschichte mit der Erb- i tante spaßig, so wie sie ihm im Grun- ’ de auch oortani. Und wie sie lachend und plaudernd nebeneinander durch den sinken-den Abend schri:1en, ourch die schweren Dustwogen des- reisenden Korns und wie ihm bisher noch nie ein Weib ge fallen· « Es war seltsam, wie ihre gro ßen, fröhlichen Augen gleich Alles aus Schade, daß sie schon Frau Ober anetmann Schnörtel war, wie sie sich vorstellte und sieben lebende Kinder hatte! Sie sah dabei aus wie ein Gang! Endlich tauchte ein Kirchthurm an eiiier Biegung des Weges aus und ganz in Ujiaiengriin und Blüthen schnee versteckt lag ein Dors vor ihnen, dessen üttenrauch friedlich in den »Wie schade!« sante der Maler aus tiesstem Herzen, als Frau Schnörtel ihm die Fand zum Abschied reichte, nachdem te i rn noch erzählt, das-, sie die Tante Leisebein gut tenne und das-, diese allerdings der Vorstellung die er »Aber bedenten Sie doch meine sie ben Kinderl« rief Frau Schnörkel, machte ihm lichetnd einen allerliebsten Knie und verschwand eilig hinter ei ner Decke, um den Pfad nach dein Nachbardori einzuschlagem wo sie zu Haufe war. Eine halbe Stunde spiiier befand lich Franz War-barg in dein großen Landbauie der Laute. Dieselbe war nicht mehr zu sprechen, liess ihn aber, nachdem er sich bei der Haushalterin legitimirt hatte, in ein gro es, behag tiches Fremdenzimmer s«hren und ihm ein gutes Mahl von laltem Bra ten, Schinlen, Wurst und einer Flasche Wein auftischen. Der Empfang war so übel nicht und nach seinem anstrengenden Tages marsch schlief er bald tief und fest in dem blüthenweißen, lavendeldustenden Linnen des großen Gastbettes. Arn folg-enden Morgen merkte ihn eine goldene Pfingstfonne und zu dem offenen Fenster strömte Alazien- und Flieverduft herein. Die Vögel schmet terten Festtagslieder und die Hähne auf dem großen Oetonoiuiehos näh ten lustig. « Alles, was Franz Marburg von dem Haufe und seiner Umgebung sah, war so stattlich, reich nnd behaglich schön, so voll Ruh-» Ordnung sund jfriedern als schwebe ein guter Geist iiber vom aanien Besitz und etwas wie geitriathbgefiihl schlich sich in seine - eele. Schade, schade, da die Tante solch’ ein alter Drache war. Er dachte an die holdselige Frau unter dem alten Birnbaum und seufzte tief. Richtig! er hatte die Nacht von ihr geträumt, so unruhig und sehnsüchtig! daher noch das wehe Gefühl in seiner Seele. Kaum war er angelleidet, da schickte die Tante und ließ sagen, sie erwarte ihn im Garten zum Frühstück Er nahm allen Muth zusammen und gina hinunter. Jm Garten, im tiefen Lindenschat ten stand der Kasseetisch, dessen siiße Kuchendüste mit Rosen, Flieder und Jagmin wetteiferten. Da im großen KorbsesseL in einen großen, grauen hawl gehüllt, mit dem Rücken nach dem stieg-weg, den er daherlani, saß die geiiirchtete Taute, deren Gunst er erwerben sollte. Als er dicht hinter ihr stand, wandte sie sich langsam um, liess den Shawl fallen und ein Schrei der Ueberraschuna entschlüpfte ihm —— seine Blumenfee stand vor ihm und auf den. Tisch pranqte ein großer Straan Lalmus und Vergißmein nicht. Das ganze Gesicht der schönen Frau strahlte vor Bergniiaen und lachendem liebermuth. »Wie gefalle Ahnen nun Jbre Erb lante, der alte Drach:?" fragte sie und lnixte schelmisch. ,,, rau -— Frau Schnörkel?« fragte er verwirrt, verduni. »Bitte Frau Anitgrath Leifebein » es ist nichts mit der Echnörtel nnd den sieben Kindern - — es war nur eine lleine Rache dafür, daß Sie mich fo schnell-brechen wollen, eh’ ich arme, alte Dame mal unter rer Erde bin!« Und wiedr tnirte sie ticl:-ernd. »Sie ——— Sie sind Onkel Leisebein’s Wittwe?« »Ja, die bin ich. Er war solch’ ein lieber, mächtiger alter Herr und ich eine beimatblose Waise, als er mich schon auf dem Krankenbett heirathete-, um mich zu versorgen, aus Dank für die Krankenpfleae.« »O. ich unieliger Esel, was habe ich mir anaetban!« stöhnte Franz War bura und faßte mit beiden banden an den Kopf. »Mir haben Sie’s angerban mit Jbrem riihrenden Selbstbetenntniß!« lachte die reizende Taute, die heut’ in ihrem weißen Morgentleide noch viel iiinger aussah. »wir Strafe sollen Sie bei mir bleiben, mir die Schnupf tabatsdose und den Strickbeutel nach, tragen-stimmen Sie! idi werde Ihnen zeigen, was eine Erbrante ist!« «Hurrab!« rief Franz Warbnrg mit ausbrechendem thbel, ,,Tnntchen, fii ßes Tantchstiti« Er blieb bei ilsr nicht nur diese-z eine Pfingftfest, sondern alle Pfingstfeste keines ganzen Lebens. - ———-SO Illusion Richtek: »Sie jollen iz Wochen iin Freien iampirt haben3« Ettolcht »Ja, . err Präsidan us geht nichts über ein — Hiinnrelbetts« Kritik der Sprache-. J. Bauer: »Sägg’ mool, workiini der Kuckuck ümmer Kuckuck röpt.'« 2. Bauer: »Weil hce nich Eiperliiu seggen kann-« leazikte Reden-zart A.: »Wer sind die sechs Damen va, die sich so lange und so eifrig un iethalten?'· B.: »Das sind alleinftehende Ia mens« Sein Ideal. Onkel: »Alle neuen Häuser in Eurer Stadt sind ja im siafcmenstil gebaui.« Lieuteiiantt »Nicht wahr, haben Geschmac, Die Leute hiet?!« VIII-bitt l »Was idenn, muß i denn...« Novelle-m- von F- r i d a Z cl) an z. Vom Kummer eines kleinen Jungen will ich erzählen, von einer winzigen wehen Kummerstelle in einem frischen fröhlichen Jungenherzen. Denn diese kleine Wunde hat manchmal ganz toll gebrannt Es war aber auch eine fortgesetzte Kränkung. --- Alle vier Geschwister Egbertsswaren musitbegabt. Das beseelte, schon echt künstlerische Geigenspiel des laum drei zehnjährigen Aeltesten, Fritz und Elses gutes, exaktes Klavierspiel, —- eine Freude mass-, es anzuhören. Nun sing das fünfjährige erchen auch schon an, sich mit dem schlanten Zeigefinger die Son·ateninelodien der Großen merkwürdig richtig auf dein Flügel zusammenzusuchen Zwischen Else und dies-er Kleinen aber hatte die Natur für den neuen » Kraftansatz auf musikalisch-ein Gebiet . auch absolut aesvart. Und diese Lücke. i » das war eben ber lleine Egbert. L Dieser liebe Junge mit dem offenen Gesicht und den dunkelbraunen Zwin leraugen war so unmuftlalisch wie ein Reibeisen oder ein Tischbei . Egbert aber spielte. Jm Schweiße seines Angesichts, bald » dicht-aus die Tasten, bald dicht auf die ’ Noten starrend, hatte er im Laufe eines Jahres mit seinem geduldig-en Lehrer, den er nur selbst an Geduld übertraf, den ersten Theil einer »Kla vierschule« durchgepault; dann glaubte sich der Meister aus Rücksicht aus sich und den Geldbeutel der Eltern zu einer ) osseuen Ertlärung verpflichtet. Hopsen und Malz sei an Egbert ver loren. Hier liege eine absolute Unbe gabung vor, und bei dseg Jungen rüh renreni Fleiß toste die vergebliche An strengung auch noch lolossale Kräfte-. Das- einzig Ver-künftige sei, Egberi hörte mit den Stunden und mit der Musik überhaupt endgültig aus« Alles das hatten sich die Eltern längst gesagt. Sie ahnten nur leise, wag bei der Freisprechung ihres Soh nes von dem Martnrium kommen wiirte. Das tiefste Gelränttsein nämlich. Egbert fand wohl, er lerne etwas schwer. Aber er fand sich absolut nicht unbegabt. Er fand von allein Klavier «pi-:l der Welt nur seines schön; das übrige im Haus ertönend-e ließ ihn völlig kalt. Die zweite herbe Kränkung seines jungen Lebens-! Denn aus der Ge sangstunde im Ghinnasium war der kleine Egbert auch höflich hinaus-som plimentirt word-en, weil er jeden Chor verriirbe durch sein gänzlich falsche-« Singen. Und dabei war eg auch hier wie beim Klavier-. Von allem Gesang gefiel Egbert nur sein eigener. Mit leidenschaftlicher Begeisterung stimmte er seine Dissonanzen an. Gut! Wenrss die Klavierstunden auch nicht länger siir ihn geben soll, er muckst nicht. Das liegt nicht in seiner Art. Er nimmt sich nur eins mit sei ner ganzen Jungenfestigteit vor; dass Klavierspiel giebt er nicht aus, er lernt sich’s selber, ohne die dummen Tonlei tern und- so Kinterlitzchen Die ande ren werden schon noch sehen, —- ihr blaues Wunder. Mehr höre n mußten sie das. Egbert, der wie ein Zioßdogel aufs Klavier zuschoß, wenn es srei war, be reitete sich seine Ohr-enschmäuse aug einem gewissen Stolz am liebsten bei gseschlossener Thür. Aber ser spielte da siir mit kräftiger Macht, die sie nicht im Verborgenen ließ. Die Flritil erhob sich dasiir im Ne benzimmer entsprechend deutlich und laut. »Eggy, falsch! —-— An, ligan!— s- sei-z ,yis, Fig mein Junge! —-- Das ist ja » ------------ DE -I.l- sc. »ja-u »d, te Jst-( wir's-u · Vuyhs ein s (5gbert! - Lieber guter Gaben, lannst Du jetzt nicht mal ein einziqu bißchen mit mir Domino spielen » Die seinsiihlente Elje, der Domino schrecklich war, kleidete den Ausdruck ihrer Pein in die letztere zarte Bitte. Und Egbert folgte ihr tiesgelriinlt. Es waren Menschen« diese seine lie den Verwandten! Nein, wirklich wahr! Wo er die Lorelen jetzt so rasch spielen konnte! Das nicht schön zu finden! llngerecht einfach! Sein Leben hätte ihm schon wirtlich verbitt-ern können, wenn Tante Findetlee nicht gewesen wäre! —- ’ Diese Tante —- llr Ur Tante hätte sie wohl eigentlich heißen müssen --—- sie war in eines trummen alten Branchen-J dürftiger Gestalt der lichte Trostengel fiir Egbertg junge Leiden. Und Tante Find-eilte, die Zchiichs lerne, Lintische, mit dem ewigen Ver legenheitstaschentnch zwischen den alten Fingern, war tssgtsertis dantbarees stau nenteg Publitnn1· Sie verstand von TUkusil nicht sehr isicl. Sie hörte anclk nicht mehr sehr ant, aber -- « ihr gefiel Egberttz Spiel! »O, wie spielst Du Doch schön!« pflegte sie mit einer gewissen Dinge-ris srnheit zu sagen, wenn ter zweiselhaste Künstler mit einem falschen Attord eine seiner Musitleistungen schloß. »Mein Junge, spiel lDu nun auch. ·« flüstert-e sie ihm zu, wenn unter dein Beifall der Eltern ein Trio der drei Großen zu Ende gegangen war. Unt Eabert war seiner Verehrer-in gern gefällig Stolz seht-: et sich aus seinem Lieb lingsnlatz am Flügel zurecht zur Vor führung seiner Stücke-. Zehn Volks lieder, etliche Tänze und zwei Chorälc waren jetzt sein Repertoikr. Jegliche Melodie spielte er falsch. Dafür nahm er sämmtliche Beglei tungen im Sturmlaus, ungebunden von all-en Behinderungen durch Takt aesetzr. Schneidend klan«a’s in die seinen Musiiohren der Seinen. Aber Tante Fincetlee lauschte ver liebt und verzüctt. »Mi5chtsest Du das wohl noch einmal spielen, Eabertchen? Das war Prachtvollt Nein, wie spietst Du doch schön,« ging ihr Lob. Und das war Trost und Labsal sür den vertannten Künstler-. Er gab aus Tante Findeileeg Geschmack viel! »Mutter, ich kann jetzt ,,Lied aus Martha«. Tante Findetlee hat-?- er kannt.« — Das war mit so rührender Genug thuung gesagt, daß die Frau Justiz rath ihren Hauptmusikanten unbedingt einmal abiüssen mußte, um ihr Loch-en zu verbeißen. »Die Freude läßt der sich nicht neh men!« dachte sie. si- yk si Nein, vorläufig nicht! Er hat Tante Findetlee bei deren letztem Aufenthalt noch musikalische Wohlthaten erzeigt, die ihr altes Herz und sein junges sester als je zusam mentetteten. Er war aber auch am traurigsten, als das Betrübende geschah. Tante Findetlese, die Deutlichng ward plötzlich im Hause zur Aufregung verbreitenden Hauptperson. Sie, die immer kränklich, nie tranl Geweer mai-, erkrankte im Laufe einer Nacht bei den Gastsreunden an einer Lungenentziinkuna so hesitg, daß jedes Transportiren ausgeschlossen war. Sie lag vier Tage tm starken Fieber und großen Schmerzen im tleinen Fremdenzimn er. Das ganze Hans diente der Schwer leidenden unbewußt. Aus Respekt vor ihr war alles still, die zartesten Rück sichten herrschten, Flüstern, aus den Fußspitzen gehen. Natürlich kein Kla vierspiel im Haus! Alle Stunden wa ren abgesagt. , Das war das Allerungewöhnlichste, das Feierliche· Der Doktor war dreimal dagewesen. Die Mutter hatte zu Mittag geweint. Nun ist sie schon seit Stunden drin, Vater auch. Stumm sitzen die Geschwi ster am Eszstubentisch Nur- Feder tritzelrh Biicherseitentnisiern ertönt. Da, —- die Mutter kommt herein! Sehr blaß, dabei so glanzend ihr Gesicht, so eigen. Alle Kinder springen aus. ,,Egbert,« saat die Mutter sanft geht gerate auf ihn zu und legt die Hand aus seinen Kopf. ,,Eabert, die Tante läßt Dich um etwas bitten! Du sollst ihr etwas vorspielen, sie sehnt sich danach.« Mit ungläubigem Entzücken sieht Egbert seine Mutter an. ,,Jhren LieblinggchoraL Egai, L: l siehl Du Deine .510ege.«l Erstaunt ahnungsvoll sieht Bruder I l l Hans Eise an. »Mutter, soll ich nicht.« fragt er dann stockend »Nein, Eggi soll!« sagt die Mutter bestimmt » Sie wiinsclst ers. so« Und Egbert ist hochbealiickt. I Er stürzt nach dem Flügel. Seine I Klavierschule mit den vom Blättern « zermiirbten Seiten heraus! Und nun log! Jeden Akkord probirt er erst ein mal. Nein, so nicht! So geht’s! Jetzt kommt Schwung Und leidlich richtia hört man wirklich die Choralmelodie. Er schließt mit einem Sechgtlang et wag augeinanderlausender Töne. Ihm gesiel’5! Und o Freirke! Die Mutter kommt ang Tante Findellees Schlaszimmer jetzt lächelnd zurück, —--— die Augen da bei voll Ihr-Einen »Gewi« fomt sie »Und nun rasch noch eins. Es ivär’ herrlich gewesen, läßt die Tante Dir sagen. Nun noch ein FröhlicheSI ,,«J."ltuss, i denn, muß i denn zum Städtle hin-« aus« sollst Tu ihr spielen!« Das sreut ihn! Da sauste Meister Egbert los! ,,Muß i denn«, —- bas war sein Leibstiietl Das nimmt er immer im Sturm. Kopsiiber, tovsunter purzeln die Noten. Holteroipolteri Melodie und Begleitung in argem Zwiespalt. Aber immer fröhlich weiter, weiter — Bio sich der Mutter sehr kühle Hände auf einmal weich und zart von rückwärts aus seine schmalen heissen Bubennpanaen legen, bis ihre Stimme flüstert: »Nun hör aus, lieber Junge, nun ist’s genug!« so leise, so hauch leise ——— e- sii si So leise ist ein paar Tage alles im Hause zugegangen. Tante Findetlee ist gestorben. Untier Eabertg: »Muß i denn, mus-, si denn« ist sie eingeschlafen Nicht - schmerzvoll Fröhlieh nnd leicht! Die Mutter hat den stindern ce sagt, einen so schonen Tod habe sie nie gesehen. Es sei aeiviesen, alLs sijlisle sie genau, nun ginge esJ in ein viel schö neres Luft-. Bei Diesen Wort-en sahen alle Kinder ehrsiirehtia Egbert an. Beschämt unr aehoben von ver Ehre stand er ra. Ihm war’s bei ter Vertiinoiaung von Tan t-e«"5 Tot-, ali- soll-: er mindert Kloster tief, um dann tausend Meilen in Die Höhe zu schweben. Sein Spiel, das hatt-: alles so schön gemacht· . Etwas Sinniges, Unnahbares war um den kindlichen Jungen in den nächsten Tagen. Er wurde aussallenv höflich, zart und steunclich von allen behandelt. Dann ist aber alles wieder gewor den, wie’s friihet war. Alles im Dante tam wieder ins aite Geist-. Und doch — etwas hat gefehlt. Er mochte nicht mehr. — Und er konnte sich selbst nicht recht erklären, varnm er nicht mehr mochte. Vielleicht war’s ein zu feierlicher Schauer im Genuß. Bielleicht die un deutliche Ueberzeugung daß er es zu höheren Ehren in feiner Karriere nicht dringen konnte als er’s gebracht — jsneraisch, wie er war, ohne viel Aus Iebens, hat er Schluß gemacht. Seine reiche Begabung lag auf ganz Jnderem Feld. Die ist ihm bald da nach ausgegangen, und ihr hat der ciichtige Junge mit bestem Erfolg sei ner Jugend angestrengte Kraft ge vidmet. ---—-—-.I—-—— Ein lustiger Uebersetzunqsfchnttken Es- mögen wohl schon an zwanz:g Jahre vergangen fein, daß ich—fo er zählt der ,,Tägl. Rundschau« ein Mit arbeiter— -in einem französischen, aus dem Deutschen iiberietzten Roman schmöterte. Da stieß ich gänzlich un vermittelt, gänzlich außer Zusammen hang mit dem übrigen Text, auf den Satz: »J! etait chef oXegeadron«. Wis sollte eg heißen? Es war bis dahin von inilitärischen Dingen gar nicht die Rede gewesen und ein ,,Rittmeifter« spielte erst recht n ebt hinein. Meine Neugierde wurde in dem Maße ge weckt, daß ich mir de ndeutschen Ori ginalroman aus der Leihbibliothek holen ließ. Und mag stand dort: »Er ivar seine Schmadroneur « Schwadron gleich egeadron, Schwadroneur also gleich chef d’eseadron. --.- ...-—-—o Zum ehelichen Frieden. Der wohlwseise Magistrat des Schwarzburgischen Städtchens Blan tenburg erließ im Jahre 1594 eine Verordnung, in welcher ausschließlich befohlen wurde, »daß die Frau, die ihren Mann wirft ooer schlägt, nach Befindsen mit Geld oder Gefängniß bestraft werden und, wenn sie Ver mögen hat, dem Ratligdiener ein wol leneg Kleid geben soll Jst der Mann -«--t-: »»)« TO-»ö issms II.-«- .--«.«n »Hm-, ,..... ».»» »....,.. »-,,.·. die Frau, die ihn geschlagen oder ge rauft hat« so soll er mit Gefängniß « oder sonst willkürlich bestraft werden. Auch soll ihm noch überdies das Dach auf seinem Hause aufgehoben wer den.« Durch letztere Strafe wollte man unstreitig der ganzen Stadt kund thun, welch ein »Schlappmichel« der betreffende Ehemann, und daß er voll tommen unt-er die Pantoffelherr schast seiner Frau Eheliebsten gera then sei, Im Oberschwädischen war es frii her gebräuchlich, daß streitsüchtige Eheleute zusammen in den »Dum« (Thurm) eingesperrt wurden. Sie erhielten ein Messer, eine Gabel, einen Stuhl und ein Lager. Das stlua fast immer an! Man sah nicht selten Beide aus«- dem Thurm in größ ter Einigkeit Arm in Arm ins Wirthshaus ziehen, um bei gut-m Essen und Trinten das Friedenssest «er feiern. In lJJicmminaen war das Verfahren beliebt, zäniische Ehelenie in Verwahrsam zu dringen und mit einem Löffel essen zu lassen. Jus Der Mennninger Chronik steht u. A. zu i:s-en: »Anm) lt"524, den 13. Juli, hat man zwei Eheleut, so übel mit einander gelebt, in das Blockhaus aess tlxan und mit einein Löffel essen lassen.« ». ---—--—- -—--— Auch ein Kmistfrennd. Maler: . . . Wenn Sie den Hund xnii auf dem Bitt-e haben wollen, tostet’g mehr!« ««’F"hemaliaer Fleischermeisten »Den tdnnten 3’ aber doch als- anaa97 malen. Speinlqtitk Maler: »Ja, wag wollen denn Sie hier mit dem Schwein?« Bauer: ,,Entfchnldi«aen Sie nur« Herr Professor, mei Säu’che wird heut’ geschlachtet und da möcht« ich vorher noch davon a Linsichtspostkarte hal·-:n!« Nicht fo eintritt-! Herr: »Warum macht Jhr immer statt Eurer Unterschrift drei Kreuze? Einer- wär’ doch auch aenijgend!« Bauer: »Waar’ net ans!. . . Glau ben ZU deeg ig so einfach, wenn ma’ net schreiben kann?!« Modernes Genie. »Seben Sie dort in der Ecke silii der berühmte Dichter Zchl umbumsty — ein hochdeaabter Menschl« »So? Welchen Werken verdankt er eigentlich seinen Ruh-ist« »Werft-us Ja, mag alanben Sie denn? Juni Arbeiten .ft der viel zu nial!« Wifieciiclpaftlimer Vortrag. »Seht-n Zie, meine szerrschaften Von den Dimensionen des Sirins lann man sich qar keine Vorstellung machen; der Mond wiederum ift als Wertkörper ziemlich klein. Daraus ertennen Sie-, daf; die Erde, die mir bewohnen, gerade die richtige Größe hats Gut ausgedacht! Frau eines durch Erbschaft plötz lich reich gewordenen Bäckermeisters): »Ich werde also, lieber Loisl, zwei Bücher über den guten Ton und die feine Sitte laufen! . .Das eine le sen wir fleißig und das andere la en wir nnanfaefchnitten auf unser m Oa lonrilch liegen, daß es so aussieht als ob irsir das Buch gar nicht nöthig hät ten. « Drei ver rächiedene Meinungen ma chen einen tammtisch.