Sonntags Blatt Beilage des Yrbraska Staate-: ankiger und Zeroth W ,j·-— - —. .— - -—-- ,-— Ap« J. P. Ændolph, Herausgehen Gras-d Island, Nebr» den 9. Mai 1902. Jahr-gnug 22. Ni. 36 c l t W Das Wunderbare. Novelle Fvon Friedrich Fürst-Werde. Eine bunt zusamtnengewiirselte Ge sellschaft fand sich allabendlich in einein Pariser Baulevard-Restaurant ein. Einem einzigen der Tischgenossen war ich einigemale aus einem weniger neutralen Baden, als es die Diele eines Speisehauses ist, begegnet. Es war dies ein untersestey astrnathischer Herr von wahrhaft erschreckender Häszs lichteit. Er hieß Geron und galt als das, was man in Paris einen »vrasseur d’assaires« nennt, d. h. ein Mann, der stets in talltiihne Spekulation ver wickelt ist« Die Leute erzählten, er habe ungezähtte Millionen erworben, verloren und wieder erworben. Er war nichts weniger als ein lie benswürdiger Gesellschafter, sondern vielmehr der nngehabeltste, griesgrä xnigste Geselle, mit dem ich je verkehrt. Zn den vielen Wochen, die er unserer Tasetrunde angehörte, glaube ich taum hundert Worte aus seinem Munde ge hört zu haben. Dagegen schien es ihm Freude zu bereiten, unseren Gesprächen mit dem satten Behagen, mit dem man den Dialog eines Lustspiels auf der Bühne verfolgt, zu lauschen. Eines Abends bildete die Pariscrin den Gegenstand der Diskussion. Man ches leichtsinnige Wort war da gespro Uscll IUULUIIL OIIUllUILI VII jusbgclcu Männer der Gesellschaft hatten sich nicht entblödet, über die Bewohnetin nen der französischen Hauptstadt in Bausch und Bogen denStab zu brechen und ihr vorschnelles Urtheil durch Be rufung auf einige moderne Autoten zu beträstigen. Dagegen war ich nun ausgetreten. Die Ansichten über meine Austritt rung blieben getheilt. Während die Einen meine Philippila billigten, be zichtigten mich Andere einer blauen Zentimentalität und eines userlosen Kosmopolitistnus. Aber fast Jeder mann hatte siir oder gegen die Frage Stellung genommen. Nur Herr Ge ion hüllte sich in beharrliches Schwei sen. Jeder Versuch, ihm eine Muße iung zu entladen, war gescheitert. Gleichgültig saß er breitspurig aus feinem Platze, eine große Cigarre fchmauchend und seinen Kassee in klei nen Zügen schlürfend. Nachdem sich aber unser Kreis- aus pelöst hatte und auch ich mich an schickte, meine Rechnung zu begteichen, bub er plötzlich ganz unvermittelt mit seiner fetten, teuchenden Stimme an: ,.Bravo, mein Herr, das haben Sie gut ;«einacht! Wie Sie den grünen Burschen die Köpfe gewaschen haben!« Ein breites behagliches Lächeln be gleitete diese Worte. Die Distussion schien ihn in die beste Laune versetzt zu haben. «Ah!« siigte er ties aufath knend hinzu, »welche Freude Sie mir dadurch bereitet haben! Ueber vierzig Jahre lebe ich nun in Paris, und wie viel Tixiirichteg habe ich wahr-end dieser Zeit nicht über die Frauen und Mäd chen dieser Stadt zu hören bekom 1nen!« " »Sie scheinen ein wrrmer Verehrer der Pariserinnen zu sein!« entgegnete ich belustigt· »Ich habe auch allen Grund dazu,« uictte der Dicke ernst. ,.Keiner weiß besser als ich, wie viel lineigenniiszig reit, wie viel Opfermuth in diesen tleinen, schwachen Geschöpsen steckt, Juni-: sie einmal von der wunderbaren Kraft der Liebe ersiillt sind!« »Aber weshalb vertheidigen Zie sie dann nicht?« Herr Getan schnitt ein bedenkliches Gesicht. »Ah-cal« entgegnete er, »das ist ein anderer Fall! Jch ich bin Philosoph Es kann mir doch höchst gleichgültig sein« was sich Herr X oder Z denkt!'« «Vielleicht doch nicht so ganz!« wi dersprach ich lächelnd, »da Sie ab sällige Aeußerungen zu ärgern schei nen!« »Aergern?« herr Geron hielt einen Augenblick erwagend inne. Aergern - das ist zu viel gesagt. Aber Sie sangen an, mich nachgerade zu lang weilen. Und deshalb will ich Jhnen meine Erfahrungen zur Verfügung stellen!« »Mir?« ries ich erstauntLv —,,GewißJ«JhnZIT««bestätigte der Dicke. »Sehen Sie, mein Prinzip war immer, nie etwas selbst thun zu wol !en, was Andere für mich besser zu lei sten vermögen. Meinen Willen durch die verwendbarsten Werkzeuge durch zusehen — das war mir stets die Hauptsache So will ich Jhnen jetzt eine Epispde aus meinem Dasein an vertrauen. Sie werden Sie, wann, wie und wo es Ihnen gut scheint wie der erzählen, und da Sie dies besser ibun werden, als ich es könnte, werde ich das kleine Kapital gut angelegt ha ben. So finden wir Beide dabei unse re Rechnung. Schlagen Sie ein?« Da ich mich natürlich gern bereit erklärte, rückte Herr Getan etwas näher zu rnir nnd hub nach kurzer Ueberlegung an: - »Meine Eltern waren arme hand wertsleute in Marseille. Sie können sich denlen, dasz Schmuck-aus« bei uns Küchenmeister war. Aber die Süd länder sind glückliche Geschöpfe. Alle Entbehrungem aller Jammer wird ihnen durch ihre glühende Phantasie Mgpldet und versüßt Jedermann ist dort überzeugt, daß ein Zufall dem Glück die Thore weit öffnen könnte. Bei meinem Vater stand es seit jeher fest, daß er nur nach Paris zu gehen brauche, um alle seine Taschen mit Gold zu füllen. Die Mutter jedoch widersetzte sich beharrlich dahin zielen den Plänen. Als wir sie aber zu Grabe getragen, vermochte nichts mehr den Vater von der Reise abzu halten. An einem leuchtenden Junitag hielten wir hier unseren Einzug — um Paris zu erobern, wie mein Vater sagte. Aber Paris war eigensinnig und wollte sich durchaus nicht erobern lassen. Und zwar zeigte es darin eine so große Beharrlichleit, daß mein Vater, als er zwei Jahre daraus starb, mir buchstiiblich nichts hinterließ, als die sadenscheinigen Kleider, die ich auf tun Leibe trug. Damals zählte ich dreizehn Jahre. Jch versuchte es nun, mich allein durchzuschlagen. OhneErfolg. Schließ lich sank ich an einem grimmig kalten Winterabend kraftlos an einer Stra ßenecke nieder. Ich schlief ein. Als ich wieder erwachte -- lag ich in einem Stäbchen zu Bette. Neben mir aber saß ein kleines, etwa zwölsjiihriges Mädchen mit langen blonden Locken und rieb mir unaufhörlich die er starrten Hände. " Die Mutter der kleinen Fee hatte mich halb erfroren auf der Straße ausgeleer und, statt mich dem näch sten Schutzmann zu übergeben, auf Bitte der Tochter nach Hause mitge nommen. Die Familie Manard —-— lo hießen meine Wohlthäter — « bestand aus drei Köpfen. Der Vater, ein baumlangcr, glattrasirter Mann, war Kammerdie ner in einem der vornehmsten Klubs, die Mutter, eine energische, wohlbe leibte Dame, betrieb ein Milchge schäft auf Montmartre, nnd was das blonde Töchter-then Jeanne betrifft, so beschräntte sie sich vorläufig darauf, den beiden Genannten das Dasein durch ihre Gegenwart zu verschönen. Mit einem Schlage hatte ich ein Heim, eine Familie und eine sorglose Existenz gewonnen. Denn diese vor-— trefslichenMenschen betrachteten es als selbstverständlich, dass sie von nun an für den wildsremden Knaben zu sor gen hätten Natürlich durfte ich nicht auf der faulen Haut liegen, sondern mußte trachten, meinerseits etwas Geld der Haue-fasse zuzuführen Auf Verwen dung Herrn Piquards erhielt ich die Stelle eines »Chasseurs" in seinem Klub. Das ist ein leichter und lustiger Dienst. Man hat nichts Anderes zu thun, als in einer schniucken Livree im Borziminer zu stehen und kleine Be sorgungen siir die Klubmitglieder zu bestellen. Ein sonniges und heiteres Jahr ver strich. Jch glaube in ganz Paris gab es tein glücklicheres Heim als die drei Stuben der Familie Piquard hoch oben in einer entlegenen Straße des Mont martre. Jm November aber trübte sich plötzlich der klare Himmel unseres Glückes. Die kleine blonde Jeanne tränielte Es war kein bestimmtes . k-2 H. -..t Lt l- ts CTIUIIH UJI Ilc GLIUIJI L,U.lc, ULCL Usc i Aerzte erklärten, die zarte Pflanze be dürfe der größten Pflege, sollte sie nicht wetten. Mir ging die Sache sehr nahe. Wir waren so gute Freunde ge worden meine kleine Schwester und »ich. Eine jener holdseligen, lieblichen Kinderneigungen hatte sich zwischen uns entsponnen, die von der Freund fchaft alle Reinheit und von der Liebe alle Leidenschaft in sich vereinen. Ja — lachen Sie nicht ich wiederhole est alle Leidenschaft der Liebe. Sie tön nen es mir getrost glauben, man ahnt oft nicht wie viel bitteres Weh und welch jubelnde Freude so eine kleine Kinderfeele empfindet. Jch tonnte es nicht ertragen, meine f tleine Schwester so blafi und traurig zu sehen Was in meinen Kräften ftand, that ich redlich, um sie aufzu heitern. Ach -— in letzter Zeit fiel es iso schwer, ihre schmalen, blassen Lip iren zum Lächeln zu zwingen Eines Nachmittags erzählte ich ihr von dem i Leben und Treiben im Klub und, um jihr ein recht anfchauliches Bild zu cntwerfen, äffte ich das Benehmen der einzelnen Verren, ihre Art zu sprechen, zu grüßen nach. Mein Gott —- es waren so dankbare Vorbilder unter ihnen! Jch erzielte einen unge heuren Erfolg· Die lleine Jeanne i vergaß ftir einige Augenblicke ihr »Siechthurn, ihre Trauer und lachte, lachte —- wie ich fie seit Wochen nicht - mehr hatte lachen gehört. » Ich war glücklich! von dieser «Stunde an gab es im Klub keinen i i i i i bösen Streich. i übergehen, um mich in meinen mimi -hiitte mich nur eingeiibt, um zu Hause aufmerksameren Beobachter als mich, und, da ich ein ftrebsamer Bursche war, ließ ich teine Gelegenheit vor fchen Künsten zu oervollkommnen. Aber mein Ehrgeiz spielte mir einen Als eines Tages ein alter Herzog in den Klub kam, und sich im Borzimmer die spärlichen Haare glatt strich, die Manscheten zurecht zog, und ein un ternehmend martialisches Gesicht auf setzte, ließ ich mich verleiten, ihn an Ort und Stelle zu topiren. Dabei hatte ich übersehen, daß mein Herzog noch nicht vor seinem Publikum stand, fon dern nur eine Art Generalprobe hielt. Er hatte prüfend in einen großen Wandfpiegel geschielt und dort hinter seinem auch mein Bild erblickt. Die Steue, die sich nun abspielte, spottet jeder Beschreibung. Der alte Geck schlug Lärm und for derte Genugthuung. Zu meinem Un glück hatte Herr Piquard gerade einen dienstfreien Tag, und ich wurde vom Haushosmeister zur Rede gestellt. Wie ich es mir hatte einfallen lassen können, seine Hoheit zu verspotten? Jch verlor denKovf und erklärte,dies habe keines wegs in meinen Absichten gelegen. Jch meine tranie Schwester zum Lachen zu » bringen. f Dieses Bekenntniß schtug dem Faß i ten Boden aus. Man fiel iiber mich« het. Das fehlte gerade noch, daß in i den Kreisen der Dienerfchast die i Pairs von Frankreich verspottet wür- ? den. Das Ende war, daß ich nieineI Livree sofort ausziehen mußte und! Inn-e wirk- niif tin-In Ins-Eos noch Sen-f- : ..-»- ’—--. ---s-, . lsehicetEF I I Dort fing der Tanz von Neuem an » Jener Brief enthielt nichts Ansj deres als die Entlassung meiness PslegevaterH Ich hatte den Turm-s sten durch mein Betragen und noch mehr durch meine Vertheidigung um seinen Dienst gebracht. Nichts war entfchuldbarer, nichts begreiflicher als der Zorn meines Wohlthäters. Er versetzte mir vor erst einige fchallende Ohrfeigen und wies mir dann die Thüre. So stand ich abermals brods und obdachlos auf der Straße. Jm Grunde genommen war meine Lage keineswegs so schlimm. Die dra tonische Maßregel meines Pflegevaters » bezweckte wohl nur, die erregten Ge müther des Klubvorstandes zu be- I ichwichtigen und war dies einmal ge lungen, so fand sich sicherlich ein Hin terthiirchen, durch das ich wieder mei-— nen Einzug in den Kreis der Familie Piauard halten konnte. Das würde ich niir heute in einem ähnlichen Fall sagen nnd demgemäß handeln. Aber ein vierzehniiihriaer Knabe --- selbst wenn er in Marseille geboren und fijnf Jahre lang das Pa riser Pflaster getreten — s- überlegt nicht so kühl. Mein junges Herz war von Bitterkeit geschwellt. Die Größe meines Verge hens schien mir in keinem Verhältniss zu der härte der Strafe zu stehen. Jch zürnte dem alten Herzog, meinen Pfle gevater der ganzen Stadt. Denn das ist ja die elementare Kraft der Jugend, daß sie in der Liebe und im Mpnss bin- sznsnnbn sont-O · Als ich so frierend in der Gasse stand, haßte ich ehrlich die ganze Welt -—« bis auf ein einziges Wesen: die tleineJeanne. An die wagte sich meine Verachtung doch nicht heran. Man hatte mir, um die stranle nicht zu erregen, nicht erlaubt, von ihr Abschied zu nehmen. Da ich jedoch mit aller Welt auf dem Kriegsfuß stand, beschloß ich, mich den Teufel um das Verbot zu scheren. Geduldig harrte I ickx aus der Straße, bis das Licht im i Zimmer des Ehepaareö Piquaro ver )(dschte. Dann schlich ich mich- pe« iSchliissel hatte ich in der Tafche — f in die Wohnuna. Unbeanstandet ge )lanaie ich in die Kammer meined Lieblings. Wie viele Jahre sind feit jener Stunde verflossen! und doch sehe ich sie noch deutlich vor mir, wie sie vom rosigen Lichte des Nachtliimp chenö iiberaoffen, friedlich in ihrem Vettchen lag. Ein kleiner blonder (5ngel, der vom Himmel gefallen zu sein schien. Mit einem Kufse weckte ich Jeanne aus dem Schlummer nnd erzählte ihr . nnbedacht den Vorfall. Und sie -·- sie wußte gleich klugen Rath! Jch solle mich im Hause versteckt halten« Mor gen friih würden mich die Eltern mit offenen Armen wieder ausnehmen. Dafür wollte fie autftehen. Jhre Vorstellungen fanden taube Ohren. Ein wilder Trotz hatte mich nun einmal erfaß. »Nein, nein,« er tlärte ich stolz. »Man hat mich zu sehr beleidigt —- ich kann nicht länger bei euch bleiben!« »Aber, wo willst du denn hin — jetzt —- bei Schnee und Nacht — mit ten im Winter!« wandte sie erschro cken ein. Jhre Angst schmeichelte meiner Ei telteit. Jch gefiel mir in der Rolle des kühnen Helden. ,,Einerlei. wohin!« erwiderte ich, »die große Straße hin aus! Jch verlasse dieses schmutzig Paris auf der Stelle!« s Und als sie zu weinen anfing und den Vater zu rufen drohte —— da riß ich mich los und lief eilig davon —- ich dummer, blöder Junge! s Jeanne aber rief wirklich nach den» Eltern und ließ nicht mit Bitten nach, bis Herr und.Frau Piquard richtig feierlich versprachen, mich am an deren Tage wieder in Gnaden aufzu nehmen. Damit begnügte sich die Kleine je doch nicht. Wollte sie nun mir in der Freude ihres Herzens die gute Nach richt so rasch als möglich bringen oder fürchtete sie vielleicht, daß ich meine läppifche Drohung, Paris auf der Stelle zu verlassen, bewahrheiien wür de —-— das hat teiner je erfahren. Soviel aber steht fest, daß sie heim lich noch in derselben Nacht die elter liche Wohnung verließ, um mich zu su chen. Und am anderen Morgen »s fand man sie erfroren, todt auf offe nem Felde lieaen. Sehen Sie, mein Herr, das war eine tleine Pariser-in auf dem Monttncrtre fiir einen hergelaufenen Bengel zu thun im Stande Saaen Sie selbst iit das nicht wunderbar?« Herr Geron schwieg. Er hatte sicht lich zu Ende gehastet, da die Rührung ihn zu übermannen drohte. Nun er griff er das vor ihm stehende Mauer gläschen und leerte es aus einen Zug. »Das Zeug ist verdammt scharf!« meinte er, sich die thränennassen Augen lrocknend. Was war nur mit dein großen, di cken Manne vor sich gegangen? Wie er mir so gegenüber saß, vergeblich seine Erregung zu verbergen suchend, da schien er mir, bei Gott, fast schön! Mar irergaß die Unförmlichleit der Gestalt, die plumpe Gemeinheit der Züge iiber dem edlen, warmen Gefühl, das diesen häßlichen Körper durchzitterte. Ein ganzes Menschenleben hindurch hat dieser rastlose, lattherzige Jäger des- Gliicts das Bild des kleinen Mäd chens, das ihm zuliebe den Tod gesun den, hoch und heilig gehalten. Und das -—- das war weit wunder barer und ergreifender, als die trau rige, aber keineswegs tragische Ge schichte, die er soeben erzählt. Gegen Herrn Geron äuszerte ich al lerdings nichts dergleichen. « «-—-sk- - .-—--- --- Jn sechs Zügen matt. Slizze von Friedrich Reuiterx »Sie sagen also, Herr Direktor-, daß Sie das Cchachspiel unter Ihren Pr tienten eingeführt haben?« »Und warum nichts- Manche meiner armen Kranken sind, trotzdem sie in» versckiedenem Grade, auch auf Inan- . nigfache Art am Wahnsinn leiden, von T ert In Q-? t im l-t»nh- hi· ein- ohn- ! andere ihrer Geisteggaben auf ver-: niinftige Weise zu gebrauchen, undi zwar in einer Art, die an’5 Wunder- ’ bare grenzt.« »Aber sicherlich sind sie nicht fähig-, ein vernünftiges und länger dauerndes Spiel zu spielen·« »O doch! Jch selbst bin schon von einem meiner Patienten geschlagen worden. Natürlich ist ihr Spiel hin und wieder auch launisch und sprung haft; aber selbst dann ist noch, wenn ich so sagen darf, ein grofzer Theil von Methode in ihrem Wahnsinn Jst es nicht merkwürdig, eben jetzt hatrel ich in meiner Anstalt einen bedaiiern5: werthen Menschen, dessen geistige Zier riittuna fast aanz und gar dass Reinl tat iibermäfkigen Schachspielens ifH Manchmal fitzt er stundenlang einem l eingebildeten Gegner gegenüber, un: dann plötzlich in den Ausruf: »Jn sechs Ziiaen matt« laut auszubrechen Zählt er die sechs Riiae auf und wenn er dann in seiner verwirrten Einbil dung den letzten der sechs Züge gethan hat. verfällt er in Raserei.« Der Sprecher war Doktor Herrig, der berühmt-e Jerenarzt, dessen Pri vat-Jrrenanstalt im ganzen Lande als eine der besten galt. Kurz nachher zog sieh der Direktor zurück und ließ mich allein, da ich noch einiae wichtige Briefe schreiben wollte. Jch hatte nicht sehr lange aeschrie ben, als sich »die Klinke der Thüre be weate und Jemand in’s Zimmer traHl Jch sah auf und erwartete Doktor Herrig zu sehen, aber zu meinerUeber raichung stand ein vollständig fremder Mann vor mir. Wer dieser Fremde sein mag, dachte ich bei mir, jedenfalls ister ein eigen thiimlicher Knie und da mir sein Eindrinaen hichst lästig war, sagte ich mit Ruhe und Würde: »Ich verstehe nicht —« »Sie spiel n Schach?« unterbrach er mich, usw auf meine Worte zu achten, währt d mich seine Augen noch immer in der starren Ruhe fixirten. ,,Ja«, answortete ich mit größter Liebenswiirri strit. »Möchten·Sie viel leicht eine Virtie spielen?« Ohne zu i ntworten, setzte er sich mir geaeniib.r an den Tisch und legte einen Redalver neben sich. Als die Figuren ausgesetzt waren, sah er mich mit diabolischem Grinsen an und sagte lanafasm »Sie werden um th Leben spielen. Wenn ich gewinne, werde ich Sie auf der Stelle tödten. Verliere ich, so er schiesie ich mich selbst.« s Er belichtiate dabei den Revolver sorgfältig. als wollte er sich vergelvis fern. daf-. er wirklich geladen sei. Es ist schwer, die Gefühle in Worte zulleidem die sich mseiner bemächtig ten. Man denke sich, um Mitternacht mit einem bewaffneten Jrren unter Einsetzung des eigenen Lebens Schach spielen! Welche furchtbare Lage! Jch blicke ihm in’s Gesicht, das den Stempel der vertörperten Grausam keit trua. Ohne mich weiter zu fra gen, wählte er siir sich Weiß und zog an. Der Zug schien wohlüberlegt zu sein. Jch bemühte mich, ruhig zu bleiben, aber meine Hände zitterten und mein Kovs brannte wie im Fieber. Gar bald entdeckte ich, daß mein Geg ner sich aller seiner Züge voll bewußt war, trotz seines Wahnsinns-, nnd im Stande war, ein regielrechtes Spiel zu spielen. Plötzlich stiefz mein Gegner in teuf lischer Freude die Worte hervor: ,,Jn sechs Zügen matt!« Um des Himmels willen! So war also dieser Irre jener Schachspieler, ’ von dem mein Wirth gesprochen hatte! Ein kalter Schauer rieselte mir durch Mark und Bein. Nachdem er die schrecklichen Worte: »Jn sechs Zügen matt!« ausgesprochen hatte, lehnte sich mein Partner in seinen Stuhl zuriia und brach in ein schadenfrohes Ge lächter aus, daß mir dag Blut in den Adern erstarrte. Dann hob er lang sam und bedächtig die Königin empor-. Nummer Eins!« rief er, indem er sie so heftig ans das Brett stellte, daß die anderen Figuren zitterten. Er bot mir durch diesen Zug eine Figur an, die ich um so lieber nahm, als ich hoffte, er habe sich dadurch eines Feh ler-:- sehuldig gemacht. ,,Nummer Zwei!« Ohne einen Au aenhlict zu zögern, nahm er mit seinem Springer den meinigen. Ich ging auf den Tausch ein, aber kaum hatte ich ihn ausgeführt, als ich auch schon die - «.s-l!——. ..---lt- ! IULUIL Okl,lllls(b ULUILLLIQ« III ULL LU, HL' rathen war. Jetzt war es mir so son nenilar, daß ich in vier Zügen matt sein müsse, und das hatte Dieser schlaue Irre schon längere Zeit vorher gesehen. »Nummer Drei!« rief er, mir mit feiner Königin Schach bieteno. Große Schweißtropfen bildetsen sich aus mei ner Stirn. Jch hatte das Spiel ver loren, und wenn mir nicht bald Ret tuna tam, hatte ich mein Leben ver wirkt. Jch that. als ob ich das Spiel genau studirte, in Wahrheit aber zer brach ich mir den Kopf, wie ich aus diesem furchtbaren Dilemma käme. Jsch bemerkte, wie auch meines Geg ners Auskeguna wuchs. Lanasam be wegte ich mein-en König auf das ein zige noch übrige Feld· »Nummer Vier —- Schach!« rief er träftia, indem er seine Königin ein Feld weiter rückwärts setzte. Meine Stellung war jetzt eine ganz verzwei selte. ,,Nummer Fiinf Schach!« Und fort war mein Thurm. Nun hatte mein König blos noch ein Feld übrig, dann war ich »matt«. Mir schwin delte und ganz mechanisch that ich den letzten Zug· »Nummer Seel-s « Matti« schrie er laut und dann stand er auf und ich sah noch eben, wie er den Revolver aus mich richtete. Jm nächsten Augen blick erscholl ein lauter Knall, und ich fiei bewußtlos zu Boden. ————-—— »Wie fühlen Sie sich? Gott Lob, daß Sie leben. Jhr Leben hing nur an einem» Haar.« Jcb öffnete meine Augen und sah, wie Dr. Herrig sich über mich beugte-. »Sind Sie es. Herr Doktor?« flü fterte ich. ..Lebe ich denn wirklich noch? Ich nlaubte —-—«, schaudernd schloß ich von Neuem die Augen. »Ja. Sie leben und sind auch aanz unverleßt,« war seine tröstliche Ant wort, und dann erzählte er mir, wie — er gerade in. dem Augenblick, als der Irre den Malt-er aus mich richtete, gerauschlos in's Zimmer getreten sei und den Arm des wahnsinnigenMörsi ders weggestoßen hätte, so daß der Schuß in die Thüre ging. Für mich aber war die Aufregung zu start ge wesen, in einer todtenähnlichen Be wußtlosigleit war ich zusammenge sunken, während mein Gegner von den Wättern hinweggesührt wurde. Später erklärte mir Dr. Herrig den Hergang Es war dem Jrren gelun gen, auf irgend eine Weise zu ent schlüpfen, in des Doktors Stube zu gelangen und sich den« Revolver anzu eignen. Zum Glück hatte man seine Abwesenheit entdeckt, und der Direktor hatte im Verein mit den Wärtern eine stille, aber sorgfältige Durchsuchis nng des ganzen Hauses angestellt,da hörten sie den Lärm in dem Studir zitnmer uno kamen gerade zu rechter Reit, um mir das Leben zu rettten. Bas zum heutigen Tag-e setze ich mich nie zu einem Schachsdieler nieder, ohne qani lebhaft an die fürchterlich-: Erfahrung jener Nacht erinnert zu werden. ———-..-———— Zondervarc Feieru zur englischen Köntgesrrönting. EH tritt kein größeres Ereigniß im Leben des englischen Volbes ein, bei dem sich nicht auch der Hang des Eng liinders zum Sonderheiten bemerkbar macht. Auch für die bevorstehenden Firönunggfeiern wird von allerhand merkwürdigen Plänen berichtet. Die Westminsterabtei ist nicht der einzige Ort, wo König Eonnrd der Sieben:e gekrönt werden wird. Diese Ceremo nie wiro auch in Gtouceitersbire aus geübt werden« Ein lohaler Bewohner iener westlichen Landschast hat in sei nem Garten einen Buchsbaum, den er seit mehreren Jahren so sorgfältig zieht, daß er ein Porträt des englischen herrschet-s giebt. Seit fast 12 Mona tien darf der Wipfel dieses in seiner Art einzigen Bildes unbehindert wach sen. Zur Zeit, wenn in London die Krönung stattfindet, wird der Wipfel in Form einer Krone verschnitten, um fortan ständig so erhalten zu werden. — Eine andere merkwürdige Krö nungsseier beabsichtigt ein Gutsbesitzer im Süden Englands. Er will auf sei nem Gut einen Fichtenhain von 1902 Bäumen pflanzen, die das Krönunsgs iahr darstellen. Eine genügende An Zahl wird der Besitzer an dem Krö nungstage selbst pflanzen und so an ordnen, daß sie die Worte und Zahlen »Eduard der Siebente, 1902« bilden. Den Buchstaben und Zahlen von unge heurer Größe wird dieseJnschrist weiß auf den Boden gemalt, sodaß das pas sende Einsetzen der jungen Bäume sehr einfach sein wird. Sollten einige aus nehen, so werden sie durch Fichten von derselben Größe und demselben Aus sehen ersetzt, sodaß Worte und Zahlen immer bleiben werden. Die Pflanzung wird der ,,strönungshain« heißen. London soll eine Wiederbelebung des ,ltönialichen Krönungs Jahrmarktes« erleben, der bei der Krönung der Köni gin Viktoria so beliebt war Fast fünf zig Lleres sollen fiir den Zweck bereits gesichert sein. Das Ausbrechen des Königlichen Zuges wird durch eine Ballonwettsabrt bezeichnet. Der am weitesten seitelnde Ballon soll eine gol den Medaille im Werthe von 8500 erhalten: dann giebt es noch zwei wei tere Preise im Werthe von 8250 und Plstu — Zu den Firönungsfeierlichtei ten wird auch ein Versuch gehören, die tinulglirche mit einem steuerbarenBal lon zu umschisfen, was jedenfallsTau sende Von Zuschauern anlocken wird; das ehrwürdige Gebäude ist bei frühe ren Krönunqu schon der Schaupl as mancher sensaxionellen Vorstellung ge Weilst-L ,-· - — Utsache und Wirkung. »So, die Bella führt so spitze Re den?« ——-- Ja, dag ist bki ihrem klein-en Munde tein Wunder.« Scheint-over Widerspruch. »Warum sehen Sie mich denn so forschend an?«- s— »Ach, missen Sie, ich hatte einen Onkel gehabt, der war so ant, und dem sehen Sie so schrecklich ähnlich« Bestraft . »Johann, durch die erheblichen Ver luste, die ich an der Börse erlitt, bin ich gezwungen, meine echten Havannas aufzuaeben und- durch eine billigere Sorte zu ersetzen — wollen Sie unter diesen Umständen auch ferner bei mir aushalten?« Minoan Ein Reitpferd, welches sich im Stadtnarl gut angiennt, wird sofort gekauft. ( llao Müller, Commis. Ein licbcr Kerl. Kunde: »Die Ciaarren sind ja klei ner als aewöhnlich.« Vertäuscr: »Ja, sehen Sie, ich habe bemerkt, das-, das letzte Stück der Tiaarre doch immer sortaeworsen ivird nnd darum habe ich sie aleich Ion Anfang an kleiner machen lassen.« Ein neuer Titel. Präsident: »Sie sind eingeklagt, au-! der städtischen Münzsammlnng schon wieder Münzen gestohlen zu haben: Sie sind ja der reine Nimmismatiker.« Voslmst « A.: »Vorhin herbe ich meinen Diener erwifcht, wie er meine Ciaarren raucht-e. Soll ich nach. der Polizei schicken?« —- B.: »Warum nicht aari Schicke lieber nach einem Doktor!«