Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 02, 1902, Sonntags-Blatt, Image 9
l Sonntagg VIII-— Beilage des »Kebraska Staat-;- Anzeier und ZeroldT ——-.:: , ' W »s. P Windowh, Herausgehen Grund glatt-, Ziel-« de u D. Mai 1902 JMJrgang 22. No. Zu nissifs sp Novellette vsnArthurZapp. Frau Agnes Kar tedt saß im Ar beitszinimer ihres atten. Sie war allein, die Einsamteit bedriiette sie. Jhr Kindcheii lag nebenan im Schlasziiw mer in seiner Wiege und schlief, von der Wärterin behütet. Ihr Gatte war in Geschäften auf einige Tage nach Berlin gereist; erst am Abend des näch ften Tages wollte er heimkehren. Um sich zu zerftreuem setzte sie sich vor den Schreibtisch ihres Mannes und tramte in den Büchern, die im Schub fach lagen. Es war teine interessante Lettiire, diese geschäftlichen Aufzeich nungen, die ein genaues Verzeichnisz der Einnahmen des Gutes und der Ausgaben enthielten, die die Bewirth schoftiing erforderte. Da erregte plötz lich ein Posten ihr Interesse und ihre Verminderung »An Gustav Fängen Kommissions gebiihr (5 Proz.).... Mi. 15,000.« Ihre Augen betrachteten forschend die räthseihafte Eintraaung. Fünfzehn tausend Mart Kommissionsgehiihr? Ja, was hatte denn dieser Herr Gustcio Fänger so Wichtiges vermittelt, dasz ihm dasiir dieser hohe Preis, der ein kleines Vermögen repräsentirte, be zahlt worden war? Fanger2 Sie erin» nerte sich des Namens gar wohl. Herr Fänger wohnte in der Provinziat hauptftadt. Auch erinnerte sich die Grübelnde, daß sie den lleinen, mage: ren, ältlichen Herrn ein-— oder zweimal im Hause ihrer Tante gesehen hatte, bei der sie nach dem Tode ihrer Eltern eine Heimath gefunden. Das war ja zu jener Zeit gewesen, wo sie ihren Gatten tennen gelernt hatte. Fünfzehntausend Mart! Dazu die cinaetlaminerte Bemerkung 5 Prok. Die fünf Prozent stellten demnach die ttoininisfioiisaebiihr dar, die in iraenr einer geschäftlichen Beziehung zu einem Kapital von creihunderttausend Mart stehen mußte. Dreihunderttausena Mart! Da durchiuctte sie ptiitzliiii, gleich einein Blitz, der Gedanke: Drei hunderttausend Mart beträgt die Mii gift, die ich einst meinem Mann mit gebracht habe! Sie bimle nach oem Darum cer bemächtigen geschäftlichen Eintragungx 17. Januar 1898. Wie ein elettrischer Schlag fuhr eH durch ihren Körper: Am 10. Januar war ihr Hochzeitstag gewesen« Genau eine Woche später hatte Die Zahlung an Gustav Fänger stattgefunden Frau Agnes Karsiedt stöhnt-: auzs tiefster Brust;.heif3e Schauer durchrani nen sie. Mit geschäftigem Eifer tiefste sich die Vorgänge ihrer jungen Ehe ine Gedächtniß zurück. Nein, nein, es war ja nicht möglich. Walter war kein ers biirmlichier Mitgistjäger, ver seine Frau lediglich aus Geld-intereser ge wiihlt hatte. hatte sie irgend einen Grund-, an ter Aufrichtigkeit feiner Liebe zu zweifeln? Nein, nein! Frau Agnes versuchte, sich Ruhe zu predigen und tie auiilrnben Gebantrry die in ihr aufgestiegen waren, zu ber icheuchem Aber vergebens. Sie war ein energischer Charakter. und so be schloß sie, den Kommissionär aufzu suchen. Von dem Gute bis zur Pro viaziaihaupistadt waren nur zwe: Stunden Eisenbahnsahrt und den Weg bis Zur nächsten Eisenbahnstaticn konnte sie mit ihrem Wagen bequem in einer halben Stunde zurücklegen. Der nächste Zug ging gegen Mittag und arn Abend konnte sie mit dem letzten Zuge zuriiaighrem Die junge Frau kleidete sich mii fir berifch zartener Fingern an, empfahl ihren Kleinen ker Sorge seiner Wärte tin und bestieg den inzwischen am Her renhause vorgefahrenen Wagen. Endlich war vie Provinzialhaupts start erreicht. Das Geschäftgloial Der Firma GustavFanger war nicht schwer Zu ersraaen· Zum Gliia war Herr Fänger allein »Was verschafft mir die Ehre, gnä riae Frau?« sagte er und trug seinent Besuch thlich einen Stuhl heran Frau ngnes nahm alle ihre Willens traft zusammen, um den Widerwillen, :-er lähmend in ihr ausstieg, zu be siegen. Es ist eine die-trete Angelegenheit, cie mich zu Ihnen siihrt, Herr Fängen Jch habe eine Freundin, eine junge Dame von sünsundzivanzig Jahren. Dieselbe lebt einsam bei ihren Eltern in einer lleinen Stadt, in der sie teine Gelegenheit hat, Belanntschasten zu machen. Jch möchte meine Freundin aern verheirathet wissen, und deshalb tamme ich, um ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen« Herr Gustav Fänger blickte über rascht aus« »Ich begreife nicht« gnadige Frau,« erwirerte er zurückhaltend. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen dabei behilflich sein lönnte.« »Mein Mann bat mir verrathen, nahm Frau Agneö Karstert wieder dag Wort, während ihr das setz vor gehei mer Eeteaung und Spannung bis zum Hals- hiIWlf schlug- »daß Sie in un serer Ehe gewissermaßen die Vorseh nna gespielt haben. geh fühle mich Ihnen zu Dank verpin tet und würde gern auch für meine Freundin Ihre menschenfreundliche hilse winnen.« Herr Gustav gGönner Sien Vers trauen zu fassen. « eine Mienen erhell ten sieh, sein Mißtrauen schien über wunden. »Alle Sie möhten gern eine Freun din verheirathen? Wie-heißt die junge Dame und wo wohnt net« O Frau Ilgnes Karftedt athmete tief. »Laffen Sie uns zuvor die Bedin gungen besprechen,« sagte sie. »Mein Mann theilte mir mit, daß Sie drei Prozent Vermittlungsgebiihr bean sittlichen-« »Drei?« Die Augen des Kommis sionärs funkelten. »Fünf, gnädig Frau, ift das wenigst-, was ich be rechne. Ihr Herr Gemahl hat mir auch fünf Prozent bewilligt.« Der Kommissioniir zog eilig ein Schubfach auf und brachte ein Ge fchäftsregifter, in dac- er viele Kon tratte eingeheftet hatte, zum Vorschein. Er bliitterte eine Weile und wies dann triumphirend auf das aufgeschlagene Blatt. Mit flirrenden Augen, wäh rend sie es heiß und kalt durchfchan erte, las Frau Armes-: Jch verpflichte mich hiermit, Herrn Gustav Fanger fiinf Prozent der betreffenden Mitgift zu zahlen, falls die von ihm geplante Verbindung zwischen Fräulein Agnes Lindner und mir zu Stande kommt. Die Zahlung ift acht Tage nach der Hochzeit fällig. Walter Karftedt. Die Lesende hatte Mühe sich aufrecht zu erhalten. Jetzt fant fie mit einem Aechzen auf den hinter ihr stehenden Stuhl· Erst jetzt wurde der Kommis fionär auf ihren Zustand aufmerksam. »Um Gotteslvillen, was ift Jhrien?« tiefer bestürzt· »Sie sind ja bleich wie der Kalt -—« Er unterbrach sich. »Ich hole Ihnen ein Glas Wasser.« Er eilte davon. Frau Agneg aber raffte sich auf Und ftiirzte hinairs. Sie wußte nicht, wie sie nach dem Bahnle gelangte. - ----- os-- -, » ser Pause ruhn-s sie Im) m ihr Orm mer ein. Sie mochte Niemand sehen. Ter Abend brach herein; sie saß noch immer, dumpf vor sich hinbrütend, ais sie piöhtich polternres Wagengerassei anfschreckte. Ein paar Minuten später trat Walter Karstedt ins Zimmer. Er näherte sich ihr mit strahlend-Im Ge sicht« »Da bin ich! Ich habe mich ein paar Tage früher losgemacht um Dich zu überraschem Na, sreust Du Dich nicht, Schatz-P Sie stand mitten im Zimmer und sah ihn mit starren Augen« mit ver lzerrten Mienen an. »Aber was hast Du denn?« fragte er überrascht, und seine ausgebreiteten Arme santrn untoilltiirtich herab. Sie antwortete nicht. Ihre Brust hob und senkte sich stürmisch, ihr Athen: aan hörbar. Beunruhiat trat Waltek staritedt jetzt dicht an seine Frau hc ran und faßte sie am Arm. »Laiz’ mich!« rief iie mit so sichtba ren Zeichen des Abichetss, daß es ihn untvisltiirlich srösteltr. ,,Geh’! Jch ver achte Dich!« Er taumelte zurück, wie von einem Ichiaae artrossen. »Bist Du von Sinnen!« rief er. »Warum? Willst Du mir nicht er tlärcn?«« Sie athmetr ties. »Ich sprach heute Herrn Gustav Fänarr,« stieß sie mit zuckenden Lip pen hervor. »Gnitav Fänger? Nun?« »Er erzählt-.- mir, aus welche Weise unsere-Eise zu Stande gekommen ist." Wjiter Karsteot knirschte mit der-. Zähnen ,,Der Schnitt« Zischzlte er. Sie schüttelte mit dem Kaps· »Er hat keine Schuld. J ging zu ihm nnd fragte ihn aus. ine ge i sciriiftlichen Aufzeichnungen gaben mir Anlaß drizu.« Er same mit feinen Augen der Rich tung, in die ihre ausgeftreclte Hand wies und erblickte fein Geschäftsbetch das noch aufgeschlagen auf seinem Zchreihtisch lag. Jetzt begriff er alles und ertannte zugleich den Ernst der Situation. Heißer Schmerz trampfte ihm das Herz zusammen. »Ohne-IF rief er flehend und trat ihr wieder ein paar Schritte Mile »Ich bitte Dich, verzeihe! Ich weiß, tch that gliictli eh ge :dt? Hab-: ich Dir nicht in den anderthalb Jahren unserer Ehe bewiesen, daf-, ich Dich liebe, aufrichtig liebe! Jch befand mich in drückender Lage, eine große Hypothek war mir gelündth Ich brauchte dringend get-« »Ich danle Dir, " entgegnete sie mit eigenthiimlich tiangloser ctinunr. »Du bist wenigstens jetzt aufrichtig zu mir Du wirst nun einsehen daß wir nicht länger miteinander leben können, dat; stockte einen Augenblick und vollendete dann leise —-- »daß ich Dich nur noch verachten lann.« Er schreckte zusammen und biß sich heftig auf die Lippen .Agne3!« rief er ,,Aannst Du denn nicht vergessen?" den Kopf. Geld, und da ging ich zu Herrn Fän . Sie bewegte energisch verneinendJ t unreclkL Aber haben wir nicht feitden«. - ich nach dieser Erklärung Dich- sie s »Nein! An Deine Liebe kann ich" nicht mehr alauben· . .. Morgen über siedle ich nach Berlin mit unserem klei- ’ nen Paul. Du wirst ihn mir lassen," dagegen bin ich bereit, Dir die Hälfte meines Vermögens abzutreten.« . ,,Agne8!« schrie er auf und schlug seine Hände erschüttert vor das bleiche Gesicht. Sie ging langsam zur Thür. An der Schwelle drehte sie sich noch einmal um« »Ich muß wohl,« stöhnteer. »Ich sehe ein, daß Du mir nicht mehr glau« ben tannst.« »So lebe wohl!« Sie öffnete die Thür. Er that ein paar hastige Schritte, als wollte er sie zurückhalten Aber sie eilte schnell i hinaus-. ! Die Nacht brach herein, aber keine ioon ten beiden Eheleuten dachte an i Schlaf. Frau Aanes packte ihre un entbehrlichstcn Sachen und ihr Gatte schritt im Nebenzirnmer ruhelos hin und lfer. Ab und- zu horchte sie nach der Thür hin. Sie hörte, daß er sich jetzt setzte ----- wahrscheinlich an seinen I Schkeihtisch Ja, ais siemm ihkOhk dicht an das Schlüsselloch legte, tonnte sie sogar hören, daß er schrieb. Es dauerte ein-r geraume Zeit, biQJ er wieder ausstarb Es drangen al lerlei Geriiiische aus dem Neben,;imrner . heraus-, die sie sicb nicht erklären konn l te. Ein bellemrnenreg liiesiihl senkte fur, ! auf die junae Frau und- beengte ihr den leqclllo VII luukjlc Atti-» IUUculll, aber plötzlich ivurbe ihr so angstvoll zu Muth-e, daß sie in ein leises Wei nen ausbrach. Ein lnackenrer Laut wurde plötzlich von nebenan hörbar. Und nun konnte sie sich nicht länger mehr zurückhalten Mit einer iiiipiil sitzen Bewegung rifi sie die Ihiir auf. Er sprang bei ihrem plötzlichen Ein tritt von seinem Stuhl an dem-Schreib tisch aiif nnd starrte sie niit schaden« bleichem Gesicht an. Seine Hand ta stete nach einem Geaenstaiid auf der Schreibtifchplatte, den er hastig unter ein Blattt Papier zu schieben sich bes iniihte. Aber sie hatte ihn schon er blickt, den Revolver, mit dem er sich soeben beschäftigt zii baben schien. Ein so starkes Zittern tam über sie tmd ihre Knie wantten so heftig, baß·sie sich an dem neben ihr stehenden Sessel festhalten mußte. um nicht zu Boden zu stürien. »Walter!« ries sie, nur von Angst und Entsetzen beseelt. »Das Das wolltest Du thiin?« Er stand schweigend uno blickte fir-v ster zu Boden, über seine Unterlippe rieselte ein schinaler Streifen Blut. »W.ilter!« tief sie noch einmal und in dem Klang ihrer Stimme lag eben soviel Liebe wie schmerzlicher Bor warf. l Er athmete schwer. » »Kann ich denn noch leben?« stiesz Ier endlich mit ziiitenden Lippen her z vor. »Ohne Deine Liebe ——- Unter rein ! Druck Deiner Verachtung-R Ein heiße-» stürmisches Gefühl stri . thete in ihr aus, vor dein der Zorn unt die bittere Enttäiischung der letzten Stunden in nichts zerfloß. Ihre Arine breiteten sich gegen ihn ans und niit zwei, drei schnellen Schritten ivar sie an seiner Seite. .,Walter!« rief sie noch einmal er schüttert, ganz von ihren weichen Ein psinbunqen überxoiiltiat uno schlang ihre Arme uni seinen Hals. ,.Kannst Du mich denn noch lieben?« sagte er mit ausstrahlendein Gesicht, »und zweifelst Du auch nicht mehr, rast T ich Dich liebe, aufrichtig, aus vollem Herzens-« Sie antwortete nicht. Jhre Arme T aber preßten sich noch sester um ihni nnd ihre Lippen suchten die seinen. ; - --—-·-.---« « i i Ver-lockend Gendarkn tzu dem sich heftig wider sietzenden Raubmörder, den et verhaf ten foll): »Sie, machen Sie keinen Unsinn und gehen Sie ruhig mit, sae heimniszvom ’g giebt heute eine deli tate Erbssuppe bei unH.« Wandlung. Ptosaisch ist das Leben, Die Poesie verschwunden, Es werden keine Kränze Dem Dichter mehr gewunden. Es blühen jeht die Blumen Nur noch siir Küh’ und Kälber, Und wer noch liest Gedächte, Der macht sie meistens selber! In set Minis. »Herr Miiller, fühlen Sie einmal den Puls des Kranken und stellen Sie die Anzahl der Pulsschläge festl« — (Miiller ergreift die Hand des Kranken und sieht dabei auf eine an der Seiten wand angebrachte Uhr). -—- »Nun, Müller, wohin sehen Sie denn?« —-— »Aus die Uhr da drüben, Herr Profes soe!« — »Ja, haben Sie denn teine Uhr bei sich?« — »O doch — aber meine Uhr geht etwas vort« Ein dunkles Blatt aus der rus sischen Geschichte Am 24. März dieses Jahres waren einhundert Jahre seit jener Schreckens nacht vergangen, in der Paul der Erste Don Rußland unter qanz ähnlichen Umständen wie sein unglücklicher Va ter, Peter der Dritte, ermordet und damit einer Regierung ein Ende berei tet wurde, deren äußere Merkmale Wahnwitz, Verfolgunassucht und plan lose Willkür waren Oft ist der grauenhafte Vorgana von den Zeitge nossen wie von spät. ren Schriftstel lern beschrieben worden, und auch des senAugenzeugen habenAufzeichnungen darüber hinterlassen. Es ist nicht zu verwundern, daß diese Schilderunger sich vielfach in den Einzelheiten wider sprechen und es wird wohl überhaupt nicht möglich sein, jemals mit absolu ter Gewißheit festzustellen, wie die Dinge sich genau abspielten,namentlich weichen Antheil an ihnen jeder einzelne der meist schwer berauschten Ver schworenen hatte. Jn der französischen Zeitschrift »La Revue bleue«' unter nahm es unliingst der bekannte Histo riler und Atademiter Albert Satt-L . auf Grund des gesammten vorhande nen Qiiellencnaterials, das übrigens ; nicht allzu umfangreich ist, eine neue, i zusammenhängende Darstellung der j That zu geben, die eins der dunkelsten Blätter der an Schrecknisser so reiche-i russischen Geschichte bildet. Jn der nächsten Umgebung des Za ren, unter den Männern, die ihm Rang und Reichthum verdanlten, ent 70«- is Asssnchc i- v« ·- 17-t-.--»-»« --.- r. »W» ..........,..... .«· ».»..»...,,....,,, .«.,-, ! der Herrschaft des offenbar geistig nich: IGesunden durch einen Gewaltstreich kein Ziel gesetzt werden müsse. Die ’ Grafen Panine und Pahlen waren die Ieigentlichen Väter des Gedankens — iPanine, Damals Minister des Aus !värtigien, der gebotene diplomatische llnterhändler, jung, elegant, den vor nehinsten Familien verwandt, ein Meister der Jntrique; Pahlen dagegen der Sproß eines tleinadligcn balti schen Geschlechtes, aianz Soldat, der Mann der That, des raschen Zugreii fens, hinter burschitosen militärifchen ,,.llliiren« liibl berechnende Schlauheit verbergend Pahlen batte vom Zaren Paul, der ihm außerordentlich gewo gen war, selbst die Mittel, ihn zu be wältigen, in die Hant bekommen, in dem er das lsjeneraLGouoerneinent von Et. Betersbnrg zugleich mit der obersten Polizeigewalt inne hatte. Wer aber, und möchte er noch so hoch gestellt sein, war damals davor ge schützt, nicht morgen Durch die Laune des Turinnen gest-Linn aller Markt beraubt, gefangen oder verbannt zn werdan Pahten selbn hat später ge saat: ,,N·.eman«d unter ung war seine-. ! Dasein-I sicher. Ich wa r c. ner von de nen, Ti- Ler Blit- ein meisten bedmärobty und ich hatte ebenso sehr den Wunsch, mich ihm zu entziehen, als Rufztand, vielleicht Entopa, vor einem blutigen und unwiderstehlichen Weltbrande z:. schützen« Mit diefen letten Worts-n spielt Pahten auf die Smnpathien an, die Paul dem ersten Konsul Bonai parte, sehr zum LIJtifzvergniigen dee russischen Abels-, entgegenbrachte und bon denen man einen Krieg mit Eng land befürchtete-. Aus einer anderenQuellh die Albert Soret nicht benutzt hat, wissen wir, daß Pahlen es in änsterst geschickter Weise verstand, die Erbitterung gegen L-- cd--.-- ---c- l.·.-ktl. J- «.. kA-:-« OT« du«-s «»W Its-Ums- o« Fugu-» So befahl Paul, uin nur ein Beispiel anzusiihrein einer allen Dame der Aristolratie, die sich abfällig über ihn ausgesprochen hatte, sollte ,,ordentlich der Kopf gewaschen werten«. Er meint-.- diJEI selbstverständlich nur bild lich. Pahlen aber schickte ein Paar handseste Polizisten zu der Gräsin und ließ ihr gewaltsam den Kopf mit Seise und Bürste bearbeiten. da der Kaiser es ausdriiellich so angeordnet habe. Schon iin Oktober 1800 hatte Gras Panine, Minister des Augivärtiaen, mit sent GrofzfiirstensThronfolaer Alexander in einer Badeanstalt eine heimliche Zusammenlunsi. Er stellte ihm die Unhaltbarleit der Lage vor und leate ihm die Nothwendiateit dar-, im Interesse Rußland5, der Dynastie ja des Poren selbst. dessen wahnsinni aem Treiben zu steuern. Natürlich versicherte er, nur die Absetzung des Zaren solle ersolgenf dann werde man ihm »ein ruhigeres Loos und alle Ge nüsse des Lebens siche:«n«. Alexander hörte Panine ruhig an, äußerte sich aber weder zustimmend noch ablehnend. Bald daraus siel Panine in Ungnade und wurde nach Moskau verbannt. So blieb Pahlen allein die Voll bringnng des Wertes. Vorsichtig und tiihn zugleich ging er karan, den Kai ser von allen Seiten zu umzingeln, in seine Macht zu bringen. Er be sorgte sich Schlüssel zu allenEingängen des Michael-Palais, das Paul wie i eine kleine Festung angelegt hatte, und i in dem allein er sich sicher fühlte Das ! Einverständniß des vertrauten Giinst - lings Paul-T seines früheren Barbiere-, nunmehrigen Oberjägermeisters und Grafen Kutaissosf, gewann er dadurch, daß er dessen Geliebte, eine französi sche Sängerin, bezahlte. Dann über redete er den Zaren, die verbannten Brüder Zoubofs, die unter der Regie rung Katharina-B der Zweit-en eine so grtfsze Rolle gespielt hatten, zurückzu ru en. Jn ihnen war er gewiß, zähe, ent schlossene Bundesgenossen zu finden. Auch die, wenigstens stillschweigende Einwilligung der Kaiserin sicherte er i sich, wie behauptet wird und wie auch ; Sorel annimmt, indem er ihr in Aus i ficht ste lite, nach dem Beispiele Katha i rinas werde sie selbst tie Nachfolgerin L ihres Gatten aus dem Throne werden So war Alles wohl vorbereitet, als i Pahlen die Ausführung der That, mit i Rücksicht auf das die Wache habende Regimen:, ans dke Nacht Vom 23. zun: 24. März 1802 festsetzte. Um Mitternacht «wurde gemeldes,; daß ein Bataillon des Semenos- und I zwei des PreobrascheustiMegimenteH! i die Wacheitellung um das nahegelegenc I Michael-Palaig, in dessen Sommer-i garten, eingenommen hatten. Nun i machten sich die Verschtoorcnen unter l der Jiihruna Platon5, Zoubosfs und - Bennigseng auf den Weg. Pahlen Verlies-, sie-, um das Kommando der Trupiien Zn der Stadt zu übernehmen und auch Valerian Zoubofs, der nur ein Bein hatte, trennte sich von ihnen. Das Thor des Palastes wurde ihnen non einem niitverschworenkn Adjeu-rn tcu geöfsnet. Eine Laterne in der Hand, geleitete er sie bis an das An ; lleirezimmer des Kaisers. Hier schlief ein junger Kammerdieuer. Vom Lärm geweckt, sprang er auf und ries um Hilfe-. Man schlua ihn nieder. Aber sein Geschrei hatte cuch den Kaiser erwachen lassen. Vom Beste stürzte er sich nach der Thür, die in das Neben zimrner zur Kaiserin führte. Doch er hatte vergessen, das; er selbst in seinem Mißtrauen gegen Jedermann die Thiir hatte ror Kurzem versperren lassen. Da wickelte er sich in die Por tiere, die sie verdeckte. Einen Augen blick hatten die Verschwörer gestutzt als der Fenmmerdiener Lärm schlua, einige von ihnen waren sogar zur Treppe zuriickaeeilt Aber Bennigsen scuerte sie mit den Worten: »Der Wein ist abaezogen, jetzt muß er auch aus getrunken werden« wieder an, undso dranaen sie in das Echtaszimmer des Kaisers ein. Mit der Laterne leuchtet-en sie in das Bett, und da sie es leer fanden, in alle Winkel des Raumeg, bis sie Paul in seinem Versteck fanden. Jni Hemde, leichenblesi, an allen Gliedern schlotternd, wurde er hervorgezdaen Man schleppt ihn an den Tisch, drückt ihn in einen Stuhl nieder, legt ihm das Schriftstiick einer ,,Ertl·cirnng an das Volk« vor. und zwingt ihm eine Feder in die Fing-er. Mit dem Hute auf rein Kopfe, den Degen in der Hand vor ihm stehend, befiehlt Ben niasen ihm, zu unterschreiben Zon boss liest ihm, selbst vor Aufregung am ganzen Leibe zitternd, den Jnhalt der ,,Protl-.imation« vor. Aber auf leinmal fahrt der Kaiser aus seiner s Betäuouna aus, bricht in lauten Zorn mik, schreit, droht. Ein unbeschreibli eher Tumult entsteht. Die ganze Eihaar der Von Wein nnd Wuth trun lenen Männer drinnt auf ihn ein, sie beschimpfen ihn, schon heben sich bei T ern und jenem die kyäuste Mitten unter ihnen steht die tanm bekleidete-, niirre, groteshle Jammeraestalt dessen, » der gsstern noch allmächtig iiber ihr « Wohl und Wehe gebot Aber der Au - ncnblici drängt zur Entscheidung. Nis lolaug Zoubosf, ein Riese an Wuchså, holte zum Schlage auc. Noch einmal erwacht-e in Paul das Gesiihl der he leidigten Majestiit, er seine sich zur Wehr. Ein Offizier greift ihm uni den Leib. Beide rollen zu Boden. Jetzt stürzen sich Alle auf ihn, die Sä bel fahren aus der Scheide. Sie schla gen ihm auf den Kopf, aus die Arme. Er blutet, heult, zappelt Einer der Mörder nimmt seine Schärpe und schlinqt sie ihm um den Hals. Paul glaubt in ihm seinen Sohn Konstan tin zu entdecken und tust: ,,Gnade, Hoheit, Lust, Lust!« Da er die Händ-: zwischen Schlinge und Hals bringt, reißt man sie fort, zieht den Knoten zu. Er ersticktc. Er ist todt. —— — Das All-es hatte drei Viertelstunden gedauert. Nun hieß es, sich dieFriichte des Sieaes sichern. Benniasen, der die trauriae Rolle des Regisseurs dieer Traaödie spielte, schasste zunächst ein mal Ordnnnq im Zimmer, schickte die Mehrzahl der Verfchivörer fort, lief-; den Leichnam vom Boden aufheben, mit der llnisotm bekleiden, den ver stümmelt-en Kopf mit einem Tuche be decken, den Arzt herbeiholen und fest-— --, .-,- —- WUÆW stellen, daß der Zur »einern Schlag anfalle« erlegen set. » Palme-, der inzwischen erschienen « war, übernahm es, dem Thronfolger und der Kaiserin das Geschehene zu melden. Alexander hatte gewußt, daß die Nacht zur Ausführng des lanes bestimmt war, und sie schlaro , ange kleidet, aus seinem Bette verbracht. Bleich stumm, im Innersten erschüt tert, vernahm er die Kunde und fast willenlos ließ er nun alles über sich ergeben. Anker-Z die Kaiserin. Die lief wei nend, schreiend dsurch die Gänge des Schlosses-, wening aut- Schmerz über den Tod sie-J Gatten, denn aus bitterer Enttäuscbung darüber, daß nicht ihr seine Naipfolge zu Theil werden sollte. Die wichtigste Frage jedoch war, wie das Heer sich den vollendeten That sachen gegenüber verhalten würde. Die um das ZIJiicbaeLPalais versammelten Truppen nahmen zuerst eine drohende Haltung an. Aber als am Morgen St. Peters burg erwachte, an den Straßenecken ein Aufruf verkündete, daß der Ty rann, der Schrecken Aller, beseitigt sei. gerieth die Bevölkerung in einen wah ren Freudentaumeh der bald auch die Regimenter mit sicb fortriß und damit das endgiltige Gelingen des Anschla ges und den Mördern Vergebung und Vergessen sicherte. -——.--.——s »Einc schöne Empfehlung. « Ueber eine amiisante Wiener Ge richtsverhandlung berichtet das Wie ner Extrablatt. Der Hülfsarbeiter Otto Mellinger, bereits viermal wegen Bettelns vorbestraft, sollte sich vor dem Bezirtsgerichte Josephstadt wegen der gleichen Uebertretung verantworten. Bei Aufruf seines Namens trat eine Frau vor den Richter hin. Richter: »Sie sind doch nicht der Otto Mellinger?« Frau: ,,-(Fine schöne Empfehlung von meinem Mann, ich bin nämlich die Frau, und er hat heute leine Zeit, er hat jetzt a Arbeit.« Richter: »Wir können ja in seiner Abwesenheit verl)andeln.« Frauk ..l,ssine schöne Emvfeliluna und er laßt bitten, Sie möchten heut’ die Verhandlung vertagen und am Sonntag Nachmittags verhandeln, da hat er Zeit, da kommt er. Richter: »Das geht nicht. Er hat ja übrigens ein Geständnis; abgelegt.« Das Kontumazurtheil lautete auf achtundvierzig Stunden Arrest. Frau: »Wenn soll er’s denn ab sitzen?« Richter: »Er bekommt das Urtheil zugestellt.« · Frau: »Eine schöne Empfehlung-« Herr Richter, und er laßt auch noch fragen· ob nicht ich für ihn absetzen J kann, er hat ta Zeit.« (Heiterkeit.) J Der Richter ertheilte der Frau die entsprechende Belehrung. -—.——-——— Haiidqrctsttche Erklärung. Die »3chweizer Diana« schreibt: ., scheint, dass man in der Pfalz nicht immer aanz gut auf Vorgesetzte zu sprechen ist die aus Alt - Bayern stammen. Das hat unlängst eine sehr zielunaene Auseinandersetzuna gezeigt. Ein Forstivart traf zwei junge Bur schen beim unerlaubten Smaragd fana an; alg er sie nach dem Namen besraate, rissen iie aus und riefen ihm allerlei Schimpfnamen zu, so auch: ..«211tbaiserische5 ....«, weil sie mein ten, er sei von ,.Drüive riiberC Spä ter trifft der Jorstmart mit den Bur schen wieder zusammen und erwischt einen daoon --- »so, jetzt will i Dir emol die Sach’ mit de Altbayerische ertliire,« meinte der biedere Pfälzer, und hant ihm eine aesalzene Ohrfeige herunter —-- »sieste, das ifch a altbayes rische q’west, und das isch a psälzer" und giebt ihm mit der andern Hand eine zweite. Dem Burschen sei die Sache nun klar, aber der Unterschied icl mail grqu HO Minder-standen Arzk »Jhre rothe Nase läßt mit Bestimmtheit darauf schließen, das; Sie zu viel Bein trinken!« Patient: ,,.lber Herr Dott t,or mei’ Nasn is ja gan; sg fund, in die Füße fehlt’5. '« limwaitdluna. »Ich ließ daL lileid iin Kasten schon geradezu modern, weil es zu unmodern war, undi etzt ist es aus einmal wie der nioderii.« Daher Gatte: »Aber Elise, Du bist ja seit einiger Zeit so frostig gegen mich. Weshalb denn?« « Gattin: »Soll ich nicht frostig sein, da Du mir im Win ter den gewünschten Pelzmantel nicht taufen loolltiest?-« Renommqgr. Fräulein: »Wie kommt es, daß Jhte Jagdtasche so furchtbar nach Thran riecht, Herr Baron?« — Baron: »War doch kürzlich im hohen Norden . . aus Walfischjagd gewesen!« Sonderbate Sorge. Vagabund (der früher in guten Verhältnissen gelebt. aber jetzt zwei Jahre Gefängniß erhalten hat): »Was wird mein Arzt zu den zwei Jahren sagen; er hat mir sehr viel Bewegung empfohlen!" Optimiftisch. Hausirer ider hinausgeworfen wird und über ein Yfeisen ftolpert): »Ein Hufeisen! —- as bedeutet Glück — da geh’ ich noch ’mal ’rein!«