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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 2, 1902)
Geheimniffe YetfinQ Roman von LOMSC GENUko . Wodprpr « ? o , O H » ; å (3. FortsetzungJ Der Kommissär begaan nun daz Berbör und die Durchsuchung der an deren nur oer Form wegen. Sie über schrieen einander, tebrten ibre Taschen um« rissen eifrig Körbr und Truhen auf im stolzen Bewußtsein ihrer Tu gendbaftigteit. Etwas Verdachtigses fetten hatte kein-er, sie waren zu ange tengt im Haufe beschäftigt gewesen Der einzig-e, der die Diebe bätte sehen können, sehen müssen, war Rob. Seine Stube lag Püllentanus Zimmer ge genüber und das Licht darin war er wiesenerrnaßen erst nach Mitternacht erloschen. Verdachtig machte ihn zu al lem übrigen feine räthielhafte Ver wundung. Der Kommiser verhaften ibn. Er hatte den Kon gebeugt und er gab sich stumm. Doktor Franz Pulle rnann, in seinem Empfinben verwirrt durch den Gang der Ereignisse, stand unfchtiisfr abseits und fand tein Wort u seiner rtheidigung. Erst als man feinen Schützling fortsiibrte, siegte sein utes Herz über die Zweifel feineSVer Bandes. Er trat zu dem Gefangenen «Muth. Werner. Jch kann in die-— fem Augenblick nichts fiir Sie thun. Aber wenn Sie unschuldig sind und freigesprochen werden, wie ich hoffe, trotz der Berdachtgriinde, die sich um Sie zusammenziehen. dann kommen Sie zu mir, dann will ich sär Sie for en und Ihnen eine guteStelle ver Gassen-« Stob hob die schwarz umränderten Augen. «- »Herr Doktor — wenn nur Sie mich nicht fiir schuldig halten! —— Nur Sie nicht!«« Es was ein Auftchrei der Verzweiflung Aber Franz konnte nicht betbeuern, daß er von Rot-US Unschuld überzeugt sei. Die bösen Reden seines Vaters klang-en m ihm nach seine-— Vaters, der dieMenschen kannte. Er wandte sich ab. »Wir werden es ja sehen.« Rob wurde in’s Untersuchungng fängniß abgesiibrt· Als er mit brennenden Augen zu rückstarrte aus die Pforte, hinter der sein Paradies sich fiir ihn schloß, das Fleckchen Erde, auf dem ihm wohl ge worden war zum erstenmal seit seiner Eltern Tod, sah er an dem linlea Sandsteinpseiler der Psorre eine weiße Kreidezeichnung, wie sie spielende Kin der auf die Wände schmieren, ein schie fes Kreuz, das in seinem oberen Win tel rechts eine römische Eins trug. Und et wunderte sich über sich selbst.daß ihm in seiner furchtbaren lsrregung dies Getritzel auffiel ! 4 II. Is Die breite Sandsteinsront der Moiz kenstraße zu eiehrt lag die Süddeut Iche Bank. - ie schräge Messingstange un der Tbür zur Wechselstube, die gol denen Jnschristen aus den riesigen ein kcheibigen Fenstern von mattem Glas immerten im scharjen Morgenlicht Drinnen das emsige dislrete Trei ben, das immer um die Tische herrscht, Tiber die geschästsmäszia das Geld rollt, etwas ehrsiitchtig Andächiiges Ieise Art Jirchensiimmung gedämostes Jeden, Feder-tauschen das Wehen der JScheinh das eigenihiimliche Geräusch idai die Reibung rasch abgezäblter Qui-ans gegen die Daumenhaut ver Ursachi Daztoischen als einzig heller M hier und da das Ausschlagen ei Her Münze. Ein Paar Jünglinge mit Schreibiirmeln sitzen über endlosen Be technungen, ungarers Gebäck, noch in-. Aufgehen Vielleicht wird einmal et was Genießbares aus«- ibnen. Ein paar site brüten über Wechseln und Werth: pausieren Jn seiner geräuschlofen Weise schiebt sich .rr Nathanael von Pult su Pult. r ist des Direktors Nesse --h las-L ------------ II-:--- Li--L-.. s UOIU UND Lsslksl IUUIOULLIWUUIH ULUIIYLU Schnurrbart, sag sind seine Beroien ste. Wie er in das Baritfach kommt· weiß er so wenig, wie er weiß, auf mel ehe Weise er in die Welt gekommen ist. Beides war nicht seine Wahl, unD bei des erträgt er, weil er’H nicht ändern sann, stoisch. Da er pedantisch ehrlich ist, freilich mehr aus Bequemlichkeit, denn aus Gewissenhaftigkeit so hat man ihm Die Verwaltung der Depots übergeben Er erträgt’e wie das übri e. Am Abend beginnt sein eigentliches eben. Da entschiidigi er sich weidlich siir vie Langeweile vie sein Beruf ihm macht, und so hat er in denMotgeni stunden gewsznlich einen leichten Ka ienjamnker vn diesem Zustand ver ißt und verletzt er alle Dinge. Jetzt acht er schon seit einer halben Stunde eine Liste von Werthpapieren Mit düster niißbilligendem Blick sieht der etgraute Buchhalter ihm zu. Vor den Schranken, vie das hei ligthum abschließt-, geht und kommt das Publikum wie in einem Tauben stan Lassen-boten in massigem Schuh-zeug. die schwere Ledertasche , Eber der von ihrem Gewicht geb enen « Partei-, ehrsame Reuigen die iet « ,- seiziigeu einsireichem Kaufleute, Ue f einst-Muth große Sparen j« Zins Ins Zins en, wilde Spe . « »ich-im- m ohne-Her III-M us M M Ja s .,z;-,ses »m-WI » usi « - OW-« »Es-re Mir-« M W . tiefe-« « Inte- Inn ichast bewegt sich hell-dach, lebhaft und etastisch, jeden Wunsch erratbend, ies dem Begehren auf halben Wege ent gegenkommend, mit dem raschen Ue berblict· den völlige Beherrschung der Materie verleiht, Doktor Hellmutii Wieelintt Jeder, der in die Tbür tritt, sieht zuerst nach ihm aus. Die ieisten zögern, warten, falls sie ihn beschäftigt finden. Wenn die Süd deutsche Bank beliebt ist, nicht zum wenigsten Verdanti sie es seiner welt männischen höflichleit, seiner vertrau leuer-versenden Bestimmtheit im Ver Itebr mit dein Publikum. Direktor Frenlel weiß das und mag ihn darum oon diesem Zweig des Dienstes nicht entlasten. Er selbst hat auch nie da inach verlangt. Seine Arbeitskraft be xmältigt ungemindert daneben die ihm Jobliegenden Pflichten in der Verwal Ftung. Nie wird Arbeit ihm zu viel, oie Arbeit nicht und nicht der Genuß. Er tneist Nathanoel in den Arm. «Wachen Sie doch aus, Unglück mensch! Professor Nothnagel wartet schon eine Viertelstunde auf seine Kas ette.« »Ja doch! Gleich! —- Dottor, hab-n Sie nicht zufällig meineListe geseben Is« »Hol’ der Henker Jbre Liste!" Er gleitet vorüber. Er bot einer reiielustiaen jungen Dame schon sür tausend Mart italienische Münze ein gewechselt, bis Nathanael seine Inei sergläser putzt und sich besinnt. «Meiner Seel’, Doktor, Sie sind doch auch in den »Blumensälen" gewe sen gestern Abend und hernach — Und —« -Und ietit bini ch im Bureau und i Sie auch,'« sagt Wiceliu5. Sein bräun Hiches Gesicht erscheint nicht ttm einen ZSchatten grauen Keine Spur von Ermüdung derriith sich in den weit ioffenen Augenlidern, den sirammen Bewegungen . Eine Dame in Trauer tritt schiichs tern heran. Sie hat geerbt, nicht viel, faber sie muß ihre ganze Lehenshaltuna auf das Wenige einrichten, ihre Ge sundheit erlaubt ihr nicht, zu verdie· nen. Sie möchte das Kapital mögtichft dortheilhaft anlegen, ihre Freunde ha »ben ihr dringend anemdfdhlen, Herrn TDditor Wiceiiug utn Rath zu fragen. «Kaufen Sie preußische seminis-, Lgnädige Frau.« ) Aber die Dame wehrt sich. Sie braucht Zinsen, hoe Zinsen. Sie hat sich auch schon einige Padiere auser sehen. Zaghaft reicht sie ihm das Vec "zei niß. ; icelius schüttelt den Kopf. »Das Hist Spekulation, meine Gnädige. Sie jhrauchen Sicherheit« , Er ntachi eine andere Liste. Er läßt »sich die Mühe nicht verdrießen, rechnet und rechnet ncchmati um. Zuteyt rech Lnet er ihr richtig ein befriedigendeg lZingresttltat heraus. Dabei sind die )Papiere solide. Er hat auch nicht al Zles auf eine Karte gesetzt. Getriiftet nght die Dame. Ein Bauersntann löst sie ah. Er will feine Milchgroichen anlegen. Die »Spartasse zahlt ihm nicht genug. Es iit ein Stück Arbeit. sich mit ihm zu verständigen Aber Wicelius spricht seine eigene Sprache mit ihm, drängt »den Bedächtigen auch nicht zum Ent schlnß, sondern malt iitm geduldig ein Papier voll schöner, dicker Zahlen, ein fach nnd klar, nno aiedt es itnn mit heim znin Nachrechnem zum liebreic gen· z Die Uhr get-: start ans Eing. Die JReihen oeg Instit-ums lichten sich schon. Nathanan sticht mi: erneuteni Eifer seine Liste ; Fest tritt eine FraJ ein. Ihr schwarzes Kleid ist avaetragen, ihr Gesicht oeraräint. Aber in den Augen brennt eine trotziae Entschlossenhein Befangen steht sie vor dem Zahltisch. JWicelins tritt her-an. Die Kollegen itennen’s schon. Er bat eine VorlielJe für diese ärmsten, hilfloseiten Kunden iDie aanz kleinen und die ganz groß n iGeschiifte macht immer er. »Sie wünschen?« Die Frau ne stelt ass- ihrem hand tiischchen ein Papier, tausend Gulden Oesterreichische Silberrente. «Jch möcht’ das dar-e rtausenf sagt sie leise. »Was a hlen Sie dafür? Wicelius nimmt das Stück in vie Hand, tritzelt ein paar Zahlen, nennt die Summe »Mehr nicht?« Die Augen der Frau hän n an dem Papier, als könnt n sie Ich nicht davon trennen. »Ich hoff te, es wäre mehr.« Wieeliue, der rasch beareifi, beugt sich vor, spricht ganz leise: «Wenn Si sich vielleicht in einer vorüberaehenden Verlegenheit befinden, so würde ich Ihnen rathen, das Papier nickt zu ver äußern Die Bank streckt J nen aus dieses Pfand hin eine größere S-um me vor. Sie können sie nach und nach zurückzahlek Die Frau schüttelt den Kopf. »Ich kann's nicht zur usw«-Neu ste! hasch« ei sst sie rztehuaa meinte Mit-KIND Dsrs ich um M Last-nat Bitte-IN F III-im- siege-Fisch est di- sen-,- »in-eit- Mr km seither IW m semini — sierrsratb Piillemanrn Er lebt nicht geht« Und pa sie in chelius' Blick etwas wie Theilnahme zu W als-ein« fuhr sie fort: »Mein ältester Sehr-, der, fo vieler konnte, fiir feinen Bruder hergegeden hat, ist augenblick lich steilenlvs.·' »Ihr ältester Sohn ist Kaufmann T« .Er hat Kaufmann gelernt. Nach meines Mannes Tod nahm Bankiet Prechtel ihn in die Lehre. Er wollt' es darchaua. Er versprach fiir ihn zu sorgen. Wir glaubten« es wäre ein großes Glück. Und alsf mein Fris zwei Jahre und neun Monate bei ihm ge wesen war und in drei Monaten mit der Lehre fertig gewesen ware, macht sein Chef Banlerott und wird flüch tig. Mein Fritz bekam lein Salaär unp, was schlimmer ist« tein Zeugnis. Das hängt ihm Dach. Sie begreifen, wir hatten nichi die Mittel, ihn noch mals in die Lehre zu schicken. Er mußte und wollte verdienen Aber die Stellen, vie er ohne Zeugniß betont-« men hat « du lieber Gotk!«' »Demnach müßte Jtzr Sohn var al lern ein bis zwei Jahre in einem gu ten Geschäft arbei:en, dessen Zeugnis Werth hat« »Ach, wenn das möglich wäre! Tüchtig ift er und fleißig, das darf ich fassen. Aber wir haben kein Glück.« »Wie ist feine Bart-Wuan , »Er hat das Gymnasmm besucht nnd später vie Handelsfchule Er kann auch Enalisch und Französisch. Mein Mann hielt darauf, daß vie Jungen was lernten.'« .Das ist ja vorzüglich Schicken Sie mir den jungen Mann mal, Frau mass-«- in m-i::- Nrinntmobnunxr Sttelihet Straße No. 14, mischen acht und neun Uhr Morgens, verstehen Sie. Wenn et anstellig ist, schasf’ ich ihm eine Stellung.« »O, herr Doitor!'« Das Biut schoß heiß in has welte Gesicht. vie Hofs nung leuchtete aus den finsteren Au gen. »Wenn Sie das wollten! Mein Lebtag würd« ichs Ihnen nicht ver qessen2 Uno der Rings auch nicht. Der sicher nicht!« Wiceliuss bedeutete sie mit einem Wink auf vie Zeugen, leise zu spre chen. Er selbst veränderte nicht seinen gedömnst ruhigen Geichiistston. .Schicken Sie miri bn also in diesen Tagen. Und was has Papier anlangt, ’ ich will Ihnen eine Quittung vafiirs ausstellen Aber mit demVertaus war-— i ten Sie lieber noch, nicht wahrt Wenn ich siir Ihren ältesten Sohn eines-stelle finde, genügt wohl ein Dariehen?" »O, wenn Fritz nur etwas verdiean iann, dann brauch« ich auch tein Dor lehen. Er läßt seinen Bruder nicht im Stich. Uno ich verdien’ ja auch. , nähe. ich stitfe Wäsche siik ein Geschäft Nur alles und alles. das schaff ich nich-. O, Herr Dottot. wenn Sie wüßten. wie das wohlthut, einein hilfteicksen, guten Menschen zu begeg nen nach allern, wag ich mir habf bie ten lassen iniissen von dem, der der nächste dazu wur, uns zu helfen, der; so leicht helfen tonnte —- oer helfen mußte --· mußte -«« . Sie brach jäh ah. Ihre Augen hat tet-en funkensprühend aus eineni Pens, das eintretend mit sethtHeYÅichtigen s ( l l s ( l LGZaenIVIYI llc Hält-sc kaltxkxttieux ,H.. iriiillen schien, beide Persönlichteiterii aleicttsam die Vertöweruna der beiden s Mächte. die die Welt reaieren, derVos nehmheit und des Esteichthuttis. tsg ivsr ; Wiihselrn Piilletnann, der an irinesnj TIlrtn Frau oon Röifma führte. - Ein seines Lächeln spielte um Wi eeliu5’ Lippen-· ; ,.?llso, wir thun das- SIJtoglichste,1 Frau Agroth Guten Morgen.« » Während Püllentann sur seine Be aleiterin einen Ztuhl heranzoa, tief hustend und seinen fiir die Jahreszekt zu warmen Pelztnantel austniivfent, net-n ihr niederließ, glitt Frau Ae roth unbemert: zur sreigetoordenesi Ihijr hinaus· »Mein lieber Her Dotter,« brauner Viillentanm »ich drinae Ihnen den-« unsere oerhrte Hausgenossin Es hat delt sich utn eine angemessene Anlage demnächst frei werdender Rat-Indien« Frau von Nosfing begrüßte in lie dengiviirriger Weise den jungen Mann. »Ich sagte Ihnen schon oor einiger Zeit, dast- ich Sie belästigen würd-. Wenn vSie jetzt einen Augenblick Music fiir mich haben Z« Sie sah fast jugendlich aus rnit ih ren schneeweißen haarpufsen, unter denen die glashellen Augen in scharsezn Licht leuchteten, harte Augen, ohne eine Spur von her Milde des- Alters. Dorf-, jetzt lächelten sie. Püllemann stellte in großen Zügen die Sachlage dar. - rau von Ro· ings Vermögen steckte in k amtliengiitern in Württemberg, die seit mehr als drei ßig Jahren für einen wahren Spott preis verpachtet waren· Steigern wollte die Baronin nicht, obgleich er, Püllernann, nicht einsehn lonnte, daß der Kerl von Pächter, tveil er sich drei ßig Jahre auf Kosten der Nössingi be reichert hatte, das Geschäft nun in alle Ewigkeit fortsehen müsse. So rathe er um Verlauf. Mit der Landwirth schaft sei ohnehin heutzutage nichts los. Einen Erben, dem zuliebe man den Kompiex erhalten muss-, ähe es auch nicht. Die männiiehen össtngs seien ein«-gestorben Er og Pa iere und Pläne hervor. hier sei der ar toerth des Grund und Bodens und des Inventar-, hier die Karte. Ob Mite i s nicht auch see us at denkst-, W es wickan ftir e ne alleinsteänre Same , Werth in haareen lde zu WI . M sie-ins ah auf dies-Viere und MI- Ci uerie eine Lan-e Juki-kit- er redete. « H aus«-ironi- tslirtm Yhe see » its-Miit nehmet-. , , .Sehen Sie! Was las ich?« rief Piillemann erfrekt Frau von Rössing legte ihre zitternde Hand auf die Papierr. »Gut-en Sie nicht, Herr Doktor, daß der materielle Beetheil meinen Entschluß bestimmt, falls ich vertause. Die Güter sind mir verleidet durch den Tod meines Sohnes. Jch habe seit dem nie wieder eine Nacht dort aushal ten können Die Erinnerung wirkt zu überwältigend, die Erinnerung, die an den Bäumen haftet, unter denen er em poraewachfen ist, an den Raienfliichen, auf denen er sichLetummelt hat. Wenn ich solch große - Damme in die Hand belöme —- fiir mich brauche ich fa nicht mehr viel, aber ich könnte eine Stif tung gründen zum Andenken an den letzten Rössina, ein Krankenhaus für die Aermften, das feinen Namen trüge. Es wäre etwas in feinem Sinn. Er war ein echter Christ, ein Freund der Miihseligen und Beladenen » viel leicht zu sehr. Gleichviel. Eine Mutter sehnt fich, ihrem Kinde etwas zukieh zu ihun über das Grab hinaug.« Sie feufzte tief. Vielleicht erwartete sie ein theilnehmendes Wort von seiten des iungenManiies, dem ihr Vertrauen entgegenkam. Aber Wicelius’ Gesicht mit feinen niedergefchlagenen Augen i fah faft finster aus ! »Es würde sich alfo zunächst darum ) handeln, zu vertaufens fagte er trocken »Das zu besorgen hat tre: n verehr jier Freund hier unternommen« hob Frau von Rossing wieder an, als ein eilends Hereinftijrzender ihr das Wort ’abfchnitt« ein hageret Mensch, der ein Metalltiftchen in der Hand fchwentt:. W ,,Hier ist mein Mammon, Herr Dot tor,« rief er athemlo5. Nehmen Sie ihn hin. Jn Ihre Stablkammer muß man seinen Nothpsennig schon flüch ten, wenn die gottverbammten Schuste ihn einem nicht unter dem Leib weg stehlen sollen. Jch trau’ meinem eige nen Bruder nicht nicht« Mit Staunen ertanntePüllemnnn in dem Ausgeregten den Chef der großen Materiaiwaarenhandlung Warneeie ä Klein aus der Friedrichssttaszr. »Maraen, here Warneckek Was ist anen denn über die Leber gelaufen?« Warneete sab denFabritanten, den er beim Hereinstiirzen nicht bemerkt hatt-, verdth an. »Das fragen Sie, Hm Kotnmisiiansrath?! Sie?! --- Ja, wissen Sie den noch nichts vondeni Einbeuch bei Juwelier Lorensen?« »Wag?« schrie Piilleinann und sprang aus. »Bei meinem Schwieger fobn ist auch eingebrochen?« Wer in der Wechselstube noch an tvesend war, drän te lauschend heran »Für mehr als iinszigtausendMaii Schmuck und Steine haben vie Hallun ten mitgenommen.« Püllemann war fassiingsias. »Vat tor. Sie habend auch gesehen, wie Lo rensen sich verivahrte —- großartin Lorensenj Laden war eine Festung! eine Festung!« »Aber die Spitzbuben tannien sich aus« etzä lte Warneckr. »Durch den Fußboten ind sie gebrochen, vom Kel Lek aus. Ja. Mein Hausknecht will was beobachtet haben. Aus unse rem Hof bat niemand zu schaffen als Lorensen, Freetinanm der Mineralwas sersabritant, und ich. Um Sieben Abends wird Die Einfahrt geschlossen, eiserne Ibiirfliinkl mit scharfen Nike oben trotti. Gestein Abend. Edila,1« Lieben, ate Frectmann’5 Karl ever den Thorsliigel in rer Hans hält, fährt ein Mann ans einein Karten eine große Kiste herein. ,,Marienbaoer Kraut-run nen« steht Dran, Postverznerte sind draus, nnd oer Mensch tote ein Kot iertröxrer oont Bahnhos bat er imng sehen, Nummer ain Misßenschitd nnd vor ter Brust bitten das-, Karl ihm doch eben die Kiste noch abnehmen foll. Das- thnt ver auch Sie stellen sie fein in’«5 Waarenltan-.8. Und beur· Morgen ist oie Kiste oisen und leer ge snnoen work-en. Am Deckel wars-n ganz tnrioie Schrauben, rnit denen ein Ktrl sie ioohl von innen öffnen nnc schtieszen lonnte." »Was! in einer Kiste ist der Ho Lunte eingedrungen?« » o, nnd hat feinen Spieszgesellen Das Thor ousgeriegelt und gebrochen. Dann hoben sse Los Loch gemacht· Ein Jngenieur hätt’s nicht besser berechnen können. Die einzige Stelle, wo über hanot durch die Stahl-platten durch-tu totninen war. Lorensen sagt, ver Ten sel muß es ihnen verrathen habe-M Der iriihereTenorist und jetzige Mit sitproiessor MaxLeberechtHabelschwer:, ver sich eben von Nothanael seine Cou pons hatte einlösen lassen, lächelte überlegen. »Das kommt von Schlös sern unt- Riegeln.« Er war ein rundlicher here mit vol lecn toeiszen haor und ein-er Nase, die neugierig in die Welt vorsprang. wälp rend Stirn uno Kinn schämig zurück flohen. »Aber Leberecht!« sagte seine Frau, vie Hände voll Entseßen solt-no. »Was soll man denn anfangen, wenn vie schlgchten Menschen rein alles sorthos ten-« «Schlöfser und Riegel ziehen Diebe an, meine liebe Minne, wie Pelztoert die Motten.« »Sie sollten auch Ihre Papiere uns anvertrauen, rr Professor,« mahnte Wiceliui. « nsere Stahllqmmer ist diebessichet.« z Der Hirt-fester machte eine abtoelzs ’ rende nvsosvegung. »Sei-en S. rnir mit Statut«-unserm Eine Tarn- - tat-de geistig besser ole S ild und tut isseu Ste, wo mesn m peitscht-W Unk- dM willen! Plaudern IF- nichtzsusf warnte lachend Wi us. Ver Pfifesst richtete M sus —- WMM »Wie-fester habetfchrpert ivei immer vor wem, u wem er redet. r sind nicht Die noch W e Got sei Dant. Jeh sagte alfo ich verwahre mein und meiner Gattin herniögen — Aber lieber Leberecht,« bat die Frau, »wenn der here Doktor doch selbst —-" »Mein und meiner Gattin Vermö Hen in einer PappfchachteL ja, einer offenen weißen Pappfchachtel Und diefe Pappschachtel steht frei auf mei nem Bücherbrett im dritten Gefach linterhnnd.« Mein Gatt! Mein Gott!" seufzt: die Frau, sich ängstlich umsehentn »Meine liebe Minna was sagst ou? Es ift uns in den dreißi Jahren unfe rer Ehe unter meiner gFührung nicht urn eines Pfennigs Werth abhanden gewannen Sollte, was Gott verhüte bei uns eingebrochen werden, fo wer den die Rauber vielleicht das tunftvolle Schloß meines Schreibpultes aufbri chen, aber an der Pappfchachtel vor übergehen.« Der Frau standen vor Angst die Thränen in den Augen »Beruf s blon nicht. « »Meine Frau hält es für einen Zu fall daß es bis jetzt gut geanngen ift,« erklärte Leber-echt habelfchwert mit milder llebrleaenheit. »Daß es tein en Zufall aiebt, dafz nnfer Verstand und die Kraft unseres Willens nnserSchick fal schaffen dns werden dieIEfrauen niemals begreifen. Guten orgen, meine Herren.« Nathannel hatte den Kneifer tief auf die Nase «he«runtergefchoben Und fah Uvet sie Glaser weg mir unvermind lichem Ausdruck dem stolz mit seiner Frau am Artn binausscbrertenden Pro fessor nach. »Ein ein bißchen unvorsichtig:r Herr,« sagte Wiceliusz lächelnd. Aber Pällemann trat unruhig von einem Fuß aus den anderen. Der Ver: luft, den sein Tochtermann erlitt, er füllte seine Gedanken völlia. Es drängte ihn, in die Friedrichstraße zu kommen. Frau von Rössing sah seine Ungeduld. Sie stand auf und streckte Wicelius die Hand hin. »Wenn der Verlauf zustande kommt darf ich auf Ihren Beistand bei der Kapitalanlage rechnen, nicht wahr-? Sie sehen ja, wie fehr einer alleinstei henden Frau Rath und Schutz siir ihr Eigenthum noththun.'« »Sdbald der Vertan perfett gewor den ist, werde ich mir erlauben, die Frau Baronin zu diesem Zweck in Jh rem eigenen Hause aufzuiuchem Fiir die Besprechung ilbek eine so graßar tige Kapitalanlaae dürfte sich in der Geschäftsftunden hier taum die nöthigt Mufze finden.« »Ich nehme mit dem größten Dank Ihre liebenswürdige Gesälligleit an.« Sie trennten sich. Die Uhr hoch über dem Plan des Chefs schan Eins. Die Kassenboten hatten schon die Hand am Thürschloß,·um zu schließen. Die Beamten griffen nach ihren Hü ten. Nur Nathanael treiite noch wie ein verstörter Geist um die Pulte. »Wenn ich bloß meine Lifte hätte!« Am Nachmittag war auf dem Bu reau nur von dem neuen Einbruch5: diebftahl die Rede. Die Herren hatten sich in der Mittagspause den That-m angesehen. Alle waren einig in ihre: Bewunderung iiber die Geschicklichteit der Diebe. »Da liegt Musile drin,« erliärteJi« :l«,anae!, der in demMaß wacher wurde, wie der Abend heranrück:e. Er hatte sogar seine Liste in einem Partei Werts lel wiedergefunden Und mitten in dem Klingen der Münzen, dein Rauschen der Scheine, oerabredete er leise einen Ausflu» init Wir-etwa Jm Apolloibeater ioar ein neues Nroaraium angesagt. Es sollt-: großartig werden. 5 Es war neun Uhr vorbei, als die beiden jungen Leute in die Glashalle tra:en, ivo zwilchen Lorbeet- nnd Qrangenbäumen das Neaerorchestek spielte. Aus grotesten Glas-blutigen warfen eleltrilche Flammen ihre bun ten Lichteffelte auf die scharlachrotben Röcke und lchtvarzgeftrichenen Gesichter der biederen Pommern und Marter. Einige Paare spazierten aus dem gel ben Sand der Wege.’ Vor deniSprings brunnen itand ein unterletzter Mann mit kurzem ergrauenden Vallbart und starrte in den buntschimmernden Tropfensall. Wicelius schlug ihm im Vorüber-geben auf die Schulter· »Guten Abend, Herr Kommissar." Er sprach leise wie immer. Troszdein subr der Mann beim Klang leiner Stimme erschreckend zusammen. Aus seinen sich weitenden Augen schwand jeder Schimmer von Bebt-am Win lius blieb sieben. »Wollen Sie sich auch einmal einer. vergnügten Abend machen, Hle Kom missar? Das ist recht." »Ich bin dienstlich bier,« sagte der Mann. Seine Stimme llana heller· Wieeliui stellte vor: Polizeieommik siir Schuchardt, here Natbanaei. Fee-n nich wirklich, daß ich Sie treffe, here Commisiiir. Bei mir machen Sie sich rat-« Er sagte ei verbindlich, aber in fei nen Au en war ein scharfer Glanz. Der ommissiir bewegte die Lippen. Er fand nicht gleich eine Antwort. »Der Dienst au errblicklich —" « a, ich wei . Die vielen Ein brn tbiebftäble. Der lette, der bei Larensen, war da wolkl ein lleines Mei ster Wer s brt b e Untersuchungs« r Epmmtlsiir su r lich mit dein Tafchentuch liber die tieri. : Inn ist die Sache in guten Kön ! den. Ich beise, Sie erholen sich e nen lbieler Abende bei mir von Ihren dienst M .. ---..--.. lichen Strapazen« Er wandte sich in leichtem Ton zu Rathanael »Wie ftudiken alte band theilten usammen, der here Commiss· r und id« Pech deute, Il» «5teckenvtert« iit Die Eheenie?' sragte Rath-mach dieBtauen csusvr.stcycllsh »0IUHICHUCU Htc set-II denn für solches Zeug auch?'« »Aber sehr! Nicht wahr, here Cont migigP uchardt hatte sich aufgerichtet. »Ich werde mir erlauben, Ihrer freundlichen Einladung nachzukom men, here Dottor.« fsch rechne mit Bestimmtheit dat au . Wicelius und Nathanael traten in den Saal. Sie hatten nur wenige Schritte gemacht, alt- sie sich oon einem Tisch her antnsen hörten. Doktor Franz Pülletnann saß dort einsam vor einem Glas Bier. »Wie denn, Herr Dotior,'« wunderte sich Wiceliug, »nicht beim Trost-Beta thungs - Entrüstunas - Familienha per daheim?« Franz lachte. »Bei derartigen An elegenheiten bin ich nur ein Outside:. ;ch eksasse die Creme des Schmerzes nicht« weil alle Spinbuben der Welt nicht im Stande fein würden, mir et was Nennensivetthes wegzuttagem Nicht einmal einen Patienten könnten sie mir stehlen. Jch hatte nur einen. Uizdlden hat mir schon die Polizei weg ae o t." »Es ist- wahr," sagte RathanaeL sich behaalich aus einem Stuhl zurecht tiickend. »Sie sind ein aus der Art eschlagener Mille-nann. Inbelbarl Zn einei- Familie von Geldleuten ge boren sein, mit einem Fuß aus dem Geldsaaaleichsam in die Welt gera then, heim wo das Geld die ganze Welt regiert « und dann Arzt — Arzt M! Wie sind Sie darauf desc fallen?'« »Die nun, das Geld ist rund und unheimlich beweglich. Ein Geldmanti, der sich reich zu Bett legt, kann arnk aufstehen. Und, nennen Si« Ve schränttheit, Philistertdum, ich lied' mir ein Leben. in dem das Morgen dem Heute gleicht. Das ganze bunte Karufsell, das man Welt nennt, macht mir nur Spaß, wenn ich’5 ansehen darf von einem Fleckchen unverrückdar festen Boden — aus dem Parterre gleichsam wie hier.« »Alio der gebotene Zuschauer.« »Sie, Doktor, freilich, thun lieber mit.« Wiceliuå leerte rasch sein Glas. »Ich leugne es nicht, gerade den Wechsel, Die Unsicherheit, find’ ich anbetungoioii: dia. Hängen und sich wiegen -1n ichcuaniendem Tat-, wie die Künstler dort auf der Bildne, unter lich den Ab grund, vor sich die ganze Weite dan Himmel und Erde! Und nun in haar icharsem Schwung mit gespannten Musteln durch klaifende Leere an’s Ziel! Fehlen ist Tad! -- Es liegt was drin· Nur wer fein Leben einsetzt, fülzlt völlig, daß er lebt.' »Danke!« meinte Nathanaei. »Na-t dieier Theorie müßten sich alle beeren Einbrecher und Raubmörder töstlich lebendig fühlen« »Warum nicht?« erwiderte Wieelich mit ernstem Gesicht. »Unsere Cultur verflacht, oerhiißlichL Das Raubthie: mag seltr unmoraliich sein« aber ästhe tischer tvirtt solche ein Tiger mit seine-n prachtvollen, feinen Knochenbau auf mich, als unsere braven Mastochsen.« Nathanael dol- sein Glas. »Gut, I.1ß«man. Sie kennt, Dein-U Ot ..-- . « Os-» I-« »Ja, Moll sklgjullh man Iris-u muss «1ellinutit Wirelins mit ber ausriibre tiichen Zunae una dein höchst torretten Imm« mit den tollen Neben und dem butterweichcn Herzen« Natbanael unterbrach »Von Ih rem Herzen schweigen Sie still. Ein Herz haben Zie überhaupt nicht« »So, bad· ich teing?'« »Na. Ihre Weibeegeschichten —-s« Eine senteechte Falte erschien aus »Wais wissen S ie Davon?« Wicelings’ Stirn. »Nichts Durch Zie! Die Steine -e ben. Jch bin ein bartgesottener Sün ber, aber so oiel weiß ich, wär’ ich un aliickiicheriveife ais Weib geboren, ich ioiinsch:’ mir nicht, dasz 3 i e mir über den Wea liefen.« »Vielleicht -niinscht’ ich mir das selbst nicht,« gestand Wirelius lachend zu Frani Piilleniann betrachtete ihn mit seinem ruhigen Beobachterblick. Mitten in ver prickelnben Lebendigkeit. die hellmutb Wieelius zeigte, hatten seine Augen setundenlang einen star ren, abwesenden Blick, gleichsam als sähen sie Dinge, die sonst kein Auge sah, und tönnten sich nicht losreißen von beni, was sie sahen. sFortseßung folgt.) —---—-.-—— — Gerade die Anschauungen »weitee Kreise« zeigen est einen engen Maß stab· f I i Biüsfel, das sich ein zweites Paris nennt, erweist sich wieder als sein revo lutionärek »Ableqer«. I O O I Eine balbtvschentliche Lastschiff Linie zwischen Ner York und Europa bat Sturms-Damen innerhalb der nächsten zehn « abte als Thatsache pro phefeit Die tationen, wo bat Lust schi s site ein Seebad seiner assagiete halten wird, bat er noch ncht ange geben. i i - « Die diplomatische-i Bezieht-n zwischen ber cis-Its nnd Italien M abgebrochen worden. Idee die schwei zeetsche Mariae bat man noch nicht m btl gemacht.