s! g I Mit-Ich OQWM WW Das Verbrechen im Omnibn5. Dirne-an von kzsrtuuc de Voisgobcy. g Llutorisirte Uebersptzuna von Wilhelm Thal. Wwvswwvspssx Es war an einem Winterabend des Jahres 1887. Die große Uhr der Madeleine hatte eben das leyte Viertel vor 12 Uhr Nachts. geschlagen, und der Omnibus an der Ecke des-« Boulevard St. Germain wollte seine leyte Fahrt antreten, als eine anständig gekleidete Frau athemlos herangestiirzt kam; die Person war augenscheinlich noch jung, wenigstens soweit man es aus ihrer Gestalt ersehen konnte, denn ein dichter Schleier verhüllte ihr Gesicht. . »Was besetzt, Madame, und ein an- » derer Wagen kommt nicht mehk,« er iliirte ihr der Konduiteur in turzenij Tone. i »Ach, mein Gott,« inurmclte sie,j »und ich will nach Montmarire, das temme ich ja niemals hinl« · Ein ganz im Hintergrung sitzender l Herr sagte vortretend: »Steigen Sie em.« · »Mein Herr, ich weiß wirklich nicht, 4 wie ich Jhnen danken soll!« I »-Dazu liegt keine Ursache vor, dies Sache ist gar nicht der Rede werth.« ’ »Als-v, Madame, steigen Sie ein, wir fahren ab,« sagte der Beamte. Die Dame hatte bereits einen Fuß ( ans dem Tritthrett und ließ sich nicht : länger bitten; doch anstatt sich beim; Einsieigen aus den Konduiteur zut stiihem nahm sie die hilse an, die ihr J ker Mann, der ihr eben seinen Platzf abgetreten, anbot. I Der Herr, welcher der Dame seinen ? Platz abgetreten, war weder sehr I hübsch. noch sehr jung. Er mochte vier- I Fig Jahre alt sein und vielleicht sogar noch etwas älter. Sein Schnurrbart s nnd der milirärisch gestutzte Backen-! hart spielten stark ins Graue. Er trug s inen Paletot, der schon ziemlich abge- ! schabt war, und einen steifen Filzhut. s ..... -k- tx-- -:--« u-«-«-«».ss-v-n Ins-eh- Z Ucc- UUUI »He-u see-»F »--v»»v----» »s--- . « o angehdrte. ; Er kletterte mit mert.:)iirdiaer Ge-; fchwindigkeit auf das Deck nnd ließ sich ; dort auf der ersten Bank nieder-. Während er es sich nach Möglichkeit, soweit es bei Der herrschenden Witte rung denkbar war, gerniithlich machte, hnschte die Dame auf den steige-worde nen Platz irn Hintergrund des Inmi hnsses und setzte sich zwischen eine alte Frau und ein junges, sehr einfach ge kieideteö Mädchen. Etwas weiter saß eine dicke Markt sran. Dieser gegenüber ein Mann. der einzige, der sich noch in dein Wagen befand; ein großer, schlanter nnd brü netter Herr mit lebhaften Augen und lächelndem Munde, ein echter Künstler iopf, doch eines Künstlers, der Car riere gemacht hat. Die anderen Fahrgiiste gehörten den « verschiedenen Kategorien der sozialen Stufenleiter an: dicke Bürgers-italien, die nach einem- bei Verwandten oder Freunden verbrachten Abend nach Hause zurückkehrtenx Miitier mit einem kleinen Kinde ans dem Arm, Arbeite rinnen, die eben ihre Arbeitsstätte ver lassen hatten nnd vor Müdigteit fast nmfieleir. Das schwere Gefährt setzte sich end tich in Bewegung, die lettrische Kling-et ertönte unten wie oben, der Kondui teier hat um das Fahrgeld, nnd die Sousstiicke wanderten von Hand zu Hand. Der große briieiette Herr fing an, feine Reisegesährtinnen, mit denen der Zufall ihn zusammengebracht, näher In betrachten, doch nur zwei verdienten der Mühe, daß man sie näher betrach tete; diese saßen ihm gegenüber. Die beiden Personen dieser kleinen Komödie schienen, seiner Ansicht nach, wenig zu einander zu passen. Die Da me gehörte augenscheinlich nicht dersel ben Gefellschaftstlaise wie ihr Ritter en; ihre Tot-leite war fast elegant. Sie schien eine hübsche Figur zu haben, nnd ihre Augen glänzten durch . den fswatzen Schleier, den sie keinen j «WW Wiss-tug jss« Wehr bedurfte ei sür einen Beobach ter nicht, tun sfith rnit ihr zu beschäf Lsss soc-L Its-o DCIIOIDO bis-sto- Dis-Is s-= uuU »so - Hu, s-- ·- »- p ·, , ,·« l geheiknnifzbollen Person geqeniiberfaß, war ein solcher. Er theilte seine Auf merksamkeit zwischen der verfchleierten Dame und der jungen Person, die ne ben ihr faß. Diese hatte den Schleier, welcher an ihrem Sammethut befestigt war-, ebenfalls heruntergelassem und man sah infolgedessen nur den unteren Theil des Gesichts, ein Grübcheniinn, einen etwas großen, doch sehr rein ge zeichnetn Mund, und bfasse, matt braune Wagen. Während der Künstler feine Be obachtungen fortsetzte, bemerkte er, daß das junge Mädchen wohl kaum reich fein tonntr. Sie trug, mitten im Ja « Mat, einen kleinen, kurzen Mantel thue Anmel, aus schwarzem Stoff, — .. ei- lclpaeea - Kleid von dunkelblauer und hielt ibreqTTnde in einem wes wie der Juki-m scheu -»sz«sz III-I MM««JO;1-efuhr - W M- patee peitsche E starkem Indess Quai du Louvre zu, bei welcher Ge-I legenheit die Fahrgäste hart durchein andergeriittelt wurden. Die junge Person in dem ärmlichen Kleide wurde auf ihre Nachbarin, die zuletzt gekommene Dame, geschleudert, und klammerte sich an ihren Arm, wo bei sie einen schwachen Schrei ausstieß, dem ein tiefer Seufzer folgte »Stühen Sie sich nur auf mich. Fräulein, wenn Sie leidend sind,« sagte die verschleiert-.- Dame. Die andere antwortete nicht, ließ sich aber auf die Schulter der mitleidigen Person fallen, die ihr vorschlug, sie zu stützen. ..Der iunsen Dame iit wohl un wohl,« sagte der Künstler, »ich werde den Wagen halten lassen und man müßte. . . .« »Aber nein, mein Herr, sie schläft Ia,' sagte die oerschleierte Dante in ru higem Lon. »Pardon, ich gtaubte doch. . . .« »Sie schlief beriets, als das Mitteln des Wagens sie aufgeweckt hat; aber jetzt ist sie wieder eingeschlafen, lassen wir sie also ruhen« Der große, braune Herr verneigte sich, ohne weiter ein Wort zu sprechen. »Diese jungen Leute von heute! Das ist ein wahres Unglück,« murmelte die ticke Marltfrau zwischen den Zähnen; »ich habe chden ganzen Abend ge schunden, Reich Apfelsinen zu verlaufen, und wenn’s sein müßte, würde ich jth noch eine Meile laufen. Ja wenn es sich nur darum handelte, zum Tanzen zu gehen, da würde sie schon aufwa chen! Ja, ja, die heutige Jugend! " Das junge Mädchen, dem diese Re den galten, rührte sich nicht; die Nach barin auf die sie sich stüme schien die Worte nicht gehört zu haben oder that wenigstens lo, und der Künstler gegen izber sprach kein Wori, obgleich er große Lust hatte, die Alte fiir ihre unpassen den Reden zur Ruhe zu weisen. Plötzlich wurce der Künstler-, wel cher noch immer an die beiden ihm ge genübersitzenden Frauen dachte, durch ein Geräusch, das vom Deck kam, aus seinen Träumereien aufgescheucht; es war das Geräusch eines Stiefels, der dreimal heftig aufstampfir. »Sieh, sieh,« sagte er sich, »der Herr von oben scheint sich ein wenig die Beine zu vertreten. Er ist also noch da und die zwölf Grad unter Null schei nen ihm doch die Sache zuviel zu wer den« denn er scheint herabzirsteigen.« In der That erschienen die Stiefel, welche das Stampfen eben ausgeführt, oben auf der Treppe. Die Beine folg ten, dann der Rumpf und endlich sprang der Mann, nachdem er« einen raschen Blick in das Jnnere des Wa gens geworfen, auf das Pslaster. Der Maler, welcher seine Bewegun gen aufmerksam beobachtete, sah, wie er sich mit großen Schritten nach einer Nebenstraße entfernte. , Wenige Minuten später erreichte der Omnihus »den Punkt, wo die Rue des Martyrs zwei andere Straßen lreuzt, die Rue he la Balle zur linken, und die Rue Condorcet zur echten. Hier wird stets alt gemacht, um die Pferde zu wechseln, und die meisten Fahraäste pflegen hier den Wagen zu verlassen. So war es auch heute der Fall, und mit Ausnahme des Künst erö und der beiden ihm gegenüber sitzenden Frauen verließ die ganze Ge sellschaft den -Omnibus, ja auch die« Dame, welche die Schläserin hieltj machte Miene auf ubr en. »Mein herr,« agte , »das arme Kind, welches sich hier aul mich stützt, schlzst so schon »das ich txt r einenVors --.s----—-1« muss neue-qui mutet-, c- uusppumuui . . . . und doch muß ich aussteigen, ich wohne hier ganz in der Nähe und eH isi schon spät . . . . darf ich Sie wohl bitten, auf das junge Mädchen ein wenig acht zu geben?« »Mit dem größten Vergnügen« er widerte der junge Mann und setzte sich auf den Platz, den die dicke Orangen händlerin vor kurzer Zeit verlassen hatte »Ich danke ihnen, mein Herr,« sagte die derschleierte Dame, »eH lam mir hatt an, sie allein zu lassen, doch da Sie die Fahrt bis zu Ende mit machen so kann ich sie Ihnen überlas sen. Wenn Sie sie bis zur Thür des hauses, in dem sie wohnt, begleiten könnten, so thaten Sie gewiß ein gutes Wert, denn die Gegend ist zu dieser Stunde für ein junges Mädchen niht recht gebettet-« Und ohne die Antwort des ern abzuwarten, verließ sie schne den Dtnnibus, der eben in die Rue de la Balle einbeg. Der Mann blieb also mit der schi nen Schleiferin allein. J Er beugte sieh nunmehr dor, so daz ; et fast das Gesicht des jungen Mäd-» chent berührte, nnd bemerkte, daß sie. blaß wie Alabaftet war und daß aus. ihrem halb offön stehenden Munde kein s r nahm eine der beiden « nde, ladie in dem Muts geblieben sank-es nnd fand, daß diese Hand eisig «stezl: IWQ sagte er, «und «k-—,«.FO·««-iiscttZeit-unmenscanie-l c ihm, ohne sich vom lafe In rühren. antwortete »Wir d um Ziel, es ift unnütz, den Wagen fest noch halten zu lassen.« In der That hatte der Omnihui die Rue Irochof bereits passirt und bog aus den PigallesPlatz ein. Erschreckt versuchte der jungeMann, das unglückliche Kind hochzuheben, das in seinen Armen zufammengesuu ten war; doch sie fiel leblos zurück und jetzt erlannie er, daß das Leben aus diesem armen Körper entslohen war. »Wir sind am Ziel, mein Herr,« sagte der Konduiteur, der wohl glau ben mochte, die deiden gehörten u sammen, »es thut mir leid, daß ie Ihre Dame werten müssen. aber wir fahren nicht weiten Sie müssen aus steigen, wenn das Fräulein nicht Lust hat, im Wagen zu fchlafen.« »Sie wird bald im Grade schlafen," ries ihm der Künstler mit diiiterem Ton zu, »sehen »Sie denn nicht« dasz ssc todt ist-m »Ach, Sie scherzen, aber das ist gar nicht nett von Ihnen, mir sdem Tode soll man niemals spaßen!" »Ich habe nicht die geringste Luft zu scherzen: ich sage Ihnen, diese Frau ist kalt wie Marmor und nthmet nicht mehr. Helft-n Sie mir, sie aus dein Omnibug zu dringen, ich lann sie nicht allein tragen.« Nach diesen Worten entschlos-, sich der Konduiteur, wieder in den Wagen zu steigen, wo der Künstler das un glückliche Kind noch immer hielt. Der Kutscher smg ebenfalls hinein, und alle drei kalten teine Mühe, den schwa- : chen Körper fortzubringen Der Wartesa«1! der Endstation roar nochj nicht geschlossen, sie trugen sie hinein, legten sie dort auf eine Bank und der junge Mann hob mit zitternder band den Schleier auf. der das Gesicht derl Todten zur Dame bedeckte »Es ist wahr, Sie haben recht, iie ift todt,« murmelte Der Konduite-in »Ich glaube, man hat sie -getödtet,« ertlärie der große, braune Herr. »Getöotet? warum nicht gar!« wie derholte der Konduiteur, »man sieht ja keinen Blutstropien.'« »Sie ist höchstens achtzehn Jahre, in diesem Alter stirbt man nicht so plötzlich,« sagte der junge Mann. «Sind Sie Arzt?« »Nein, aber . »Dann wissen Sie davon auch nicht mehr als wir, und statt hier Reden-h arten zu machen, sollten Sie lieber die Polizei holen, mir tönnen im Bureau ieine Lsiche behalten« Jn demselben Augenblick erschienen zwei Polizisten aus oem Bouleoardz sie ließen sich den Fall erzählen. »Der Herr behauptet, man hätte sie im Omnihus ermordet,« ertliirte ver Konduiteur. »Das behaupte ich durchaus nicht,« erwiderte der Künstler, »ich ertliire nur« daß mir dieser Todesfall iehr mertwiiroig vorkommt, ich saß diesem armen Mädchen gegenüber uno . . .'« »Nun, Sie werden morgen zum Kommissar berufen werden und dort können Sie sagen, was Sie wisse.1. Nenen Sie mir Jhren Namen« »Paul Freneuie, ich bin Maler und wohne in dem großen Hause, das Sie oon hier aus sehen können. Uebrigen- ! iit hier meine Karte.« »Das genügt, mein Herr. Der l Kommissar wird Sie morgen frühl oerhsörem doch hier können Sie jetzt; nicht bleiben. Das Bnreau wird ge- i schlossen nnd inzwischen werden wir-s eine Bahre holen lassen. f »Sie bedürfen meiner nicht mehr?« fragte Freneuse, uno wandte sich, al der Beamte seine Frage mit »nein!« heantroortete, seiner Wohnung zu, die in der Nähe lan. Doch er hatte nochi keine drei Schritt gemacht, als er sich erinnerte, seinen Stock im Wagen zu rückgelassen zu haben. Dieser Stock war ein Andenten, das ihm ein Freund, ein Marine-Offizier, aus China mitgebracht, und er ver mißt ihn ungern. Der Omnibus war da, er stieg hinein und da es stott kin er war, so siindete er ein Streich- ’ holz an, irrn nicht im Dunkeln herum- ; tappen zujciissen «jDer Stock wsparl « i i Ull!ck Oic Bslll gkloul UND Cis ck sich bückte, um ihn aufzuheben, bemerkte er ein Stück Papier, das ebenfalls her unteraesallen mar, und eine vergoldeie Rahel, wie sie Damen zum Feststecken ihrer Hüte benutzen. »Sieh, sieh," murmelte er, »die arme Todte hat dies hier verloren, so bleibt mir doch wenig stens etwas-I von ihr.« Paul Freneuse hab das Papier, den Stock und die Nabel aus« nahm den Stock unter den Arm und steckte das » apier und die Nadel in die Tasche Eines Ueberziebers; dann stieg er chnell aus dem Omnibug und ent fernte sich. ohne den Raps zu wenden, da er fürchtete, der Polizist tönnte ihn noch einmal zurüdrusen. Paul F:e neuse hatte Talent und eine Reihe lie benswürdiger Eigenschaften, doch-g fehlte ihm ein wenig an Festigteit in seinen Ideen. Er begeisterte sich sey-; leicht siir eine Sache, wurde aber eben so schnell wieder talt, stürzte sich in die erwagtesten Vermutbungem bald aber ward et müde. diesen Cbimiiren nach zuhgny und dachte dann nat noch an seine Kunst, seine Arbeiten und auch ein wenig an seine Vergnünungem ob gleich er ein ziemlich regelmäßiges Le ben siibrte. Er war aus demWege nach seiner Wohnung beizrissen und ging immer germani, a s er vor einein Case in der Nähe der Rue Piaalle einen seiner z rennt-e bemerkte, eben alle einen i nstien der vor einein eren Glase i « nnd bereits eine Menge von nebe- iicke Mes- bsttt« vie ee augenscheinlich im Laufe des Abends nertrth hatte. Der Künstler entschlos sich, enzutreteiy denn er wußte web , wenn er sich einsallen ließe, weiter zu gehen, so wiirde sein Freund Binos ibm sicherlich nachlausen. Er hieß Binos, dieser Bierliebbaber, und war ein mittelmäßiger Künstler, aber ein angedeutet Schwätzer. der sich mit allem beschästi te, nur nicht mit Malen, obwohl er stets zwei bis drei Gemälde in der Arbeit hatte; dabei war er aber der beste Mensch von Ie: Weit, der dienstfertigste, uneigen niitiiasie Freund und cin amiisaniet Gesellschafter. »Da bist du ja,« rief ihm Binos zu, »ich bin dir den ganzen Abend nach gelaufen, wo kommst du denn her?« »Aus einem etwas entlegenen Vier tei, ich habe bei einem meiner Vettern dinirt, der ziemlich weit von bier wohnt. Unterwegs st mir im Omni: bus eine seltsame Geschichte passirt.« »Nun, was? Der Konduitenr er zählt siins bis sechs Leuten, die sich vor der Thiir des Buteaus versam melt haben, eine Geschichte!« »Es liegt eine Todte in diesem Bu reau . . . ein entzückendes junges Mäd chen, das die Fahrt mit mir zusam men gemacht hat, zuerst mir gegenüber und dann neben mir.« » »Hm sie etwa in deinen Armen ibre Seele ausgehaucht?« fragte Binosi lachend. »So ziemlich, und niemand bat be merkt, daß sie starb.« . « »Was etziihlst du mir denn da für ; Geschichten?« i »Ich erzähle dir die reine Wabrheii; s die Geschichte ist höchst merkwürdicns sogar so nierlwiirdia. daß ich einen Augenblick geglaubt habe, dieser Tod I miss- niebt natijtlich.« »Die Sache ist also geheimnisvolle Das interessirt mich! Jch bin eigentlich zum Polizisten geboren, und ich glau de, ich könnte mit dem pfiffigsten Kri minalisten lonlurrieren. Also sei so freundlich, erzähle mir die Geschichte; ich werde dir rneine Ansicht mittheilen, sobald ich die Thatsachen tenne.·' »Die Thatsachen? Es sind ja gar ieine vorhanden. Die Sache hat sich höchst einfach abgespieli. Als ich den Omnibus ans dem Bouledard St. Germain bestieg, saß die junge Person schon im Wagen. Jch fah, das-, sie Zijhsch war, und habe ihr gegenüber Platz genommen. Eine dicke Frau saß zu ihrer Rechten, ein alter Herr zu ihrer Linien. Das heißt, wenn ich sage: ein alter Herr, so ist das nicht so genau zu nehmen; er sah aus, wie ein alter Tarni-our der Na:ionalgarde.« »Aha, der Mann ist schon verdäch ti l« »Verdächtig oder nicht —- jedenfalls hat er vor der Abfahrt des Oknnibus seinen Platz einer Dame abgetreien, die sich etwas derspiitet hatte. Diese Dame war sehr elegant gekleidet und durchaus nicht häßlich, soviel ich durch ihren Schleier hernerlen lonnte.'« »Wenn sie ihn nicht gelüstet hat« sc hatte sie dazu jedenfalls ihren guten Grund. Und du sagst, sie hat die Höf lichkeit des eben von dir beschriebenen Jndividuums so ohne weiteres ange nommen? Weißt du, was das bedeu tet? Daß sie sich lannten und daß die Sache von vornherein zwischen ihnen ahgelartet war! Der Mann hütete den Platz und die Frau hat ihn eingenom men, und sie hat auch den Streich aus geführt!« »Aber von einein Streich ist ja gar nicht die Rede.« rief Freneuse. »Das glaubst du, weil du nichts ge sehen hast,« sagte Binos, der seine Idee mit unerschiitterlicher hartnäckig leit verfolgte, »ich erkläre dir noch ein mal, dieser Platzwechsel ist nicht na türlich. Jetzt habe ich eine Basis, und das genügt mir: fahre sort. Es war der letzte Wagen, nicht wahrs« »Ja. »Ein Grund Mr, daß der Mann nicht abstieg; wenn er geblieben ist, so sthat er das nur, weil er gar leine Lust hatt-- abmiabren.« »Aber er ist ja auf dis Deck herauf geiletteri!« »Bei dieser Kälte? aha, auch das hat seinen Grund, er hat sich da oben niedergelassen, weil er sich überzeugen wollte, ob seine Kompliin den Streich richiia ausführte.« ,,Duechaus nicht, der Mann ifi vor der Rue de in Balle ausgestiegen und die Frau ein wenig weiter, an der Ecke dieser Straße.« »Das heißt: eine Minute nachher-; sie werden sich wohl bald wieder getrof fen haben. Jch bin überzeugt, daß der Mann beim Absteiaen einen Augen blick auf dem Trittbre:t stehen blieb, damit die Frau sehen sollte, daß et ab -ftieg.« H »Nein, das nicht. aber ich habe be » meeit.. «Waä?·« " ; JDaß der Mann, be vor ee das Dsck verließ, drei- bis viermal so heftig mit dein Fuße austrat, daß es jeder im Jn neen des Wagens gehört haben muß« »Nun, das war das Signal.« »Ich gestehe, daß auch ich diesen Ge danken hatte.«« »Du siehst wohl, daß du auch Ber dacht auf diese Leute geworfen basi; leider hast du nur nicht den Muth dei ner Meinugenf ,,.Und du gehst viel u weit, wenn du eine Idee einmal ers t hast. Jchw die ia zugeben, daß die Leute vielleicht miteinander bekannt waren, aber trot dein bin ich iefi Metze-sah daß sie die Ungliickliche nicht getödtet habe-If W .Uoher weißt dn doti« » »Ich glaube wenig-ens. daß sie ihn nicht kannte, denn sie hat ihrn nicht die Ehre erwiesen, sie anzusehen, und ich möchte sogar annehmen, daß der Mann hoffte, die Dame würde ihn fiir seine Liedenswiirdigteit bei der Aniunst do durch belohnen, daß sie sich ein Stück Weges von ihm begleiten ließ; denn beim Einsteigen hatie sie sich die band drücken lassen.« »Jenmer besser, ich habe jetzt nicht. mehr den Schatten eines Zweifels. jiDieser Händedruck bedeutete: Töote , ie." v » - ) »Ah, du bist ja verrückt Wenn ichs itir doch sage, daß sich während der; ; Fahrt nicht dasGerinaste ereignet ha:." ; »Nun, das Mädchen, das jetzt todtz »ist, war doch lebendig, als es in deni ; Wagen trat, nicht wahr?" i »Gewiß war sie lebendig. Sie trug »«·«uch einen Schleier, doch ihre Augen : glänzten durch diesen Schleier wie zwei schwarze Diamanten.« »Gut, und als man ain Ziele ankam, waren sie erloschen.« s »Ich hatte es im Augenblick bemerkt, alo wir auf dem Haiteplatze der Place Vigalle ankamen. Sie stützte seit einem Augenblick ihren Kon aus meine Schulter, und ich bildete mir ein, sie schliefe. Jch wollte sie wecken und. . .« »Wie, auf deiner Schulter? Du saßest also neben ihr? ich glaubte, du hättest ihr gegenüber gesessen?" »Die verschleierte Dame, welche ihre Nachbarin auf der linlen Seite war, hielt sie seit demPont-Neus und dachtej ebenso wie ich, daß sie schliese. Als diese Dame in der Rue de la Balle ausstieg, bat sie mich, ihre Stelle ein zunehmen. Der Platz zu ihrer Rechten war frei, ich habe ihn eingenommen und die Dame legte mir daß junge Mädchen in die Arme.« »Und du hast diesen Schlummer, den nichts unterbrach, nicht wunderbar gesunden? Paul, mein Junge, du hist ja ein sehr talentdoller Maler, aber Deine Naioetiit übersteigt alle Gren zen.« ,,— ch gebe es dir ja zu und doch . . .« » ie Dame wußte sehr wohl, dasz sie dir einen Leichnam anvertraute, und stiitzte ihn nur, um ihn am Fallen zu hindern. Das ist ein ftartes Stück, das sie da ausgeführt hat und Je konnte dir damit einen recht schlechien Streich spielen.« »Sage mir einmal,« fuhr Binde iori, »hat"man dich nach deinem Na men gefragt? und hast du ihn angege ben?« »Gewiß, warum hätte ich es nicht sollen? Uebrigens ging es auch gar nicht anders.k· »Das ist allerdings wahr-,- denn hät test du dich geweigert, ihn zu nennen. so hättest du dich verdächtig gemacht.« »Du hist oerriicktz morgen wirst dzi in den Zeitungen leusen, daß ein jun-· gLe Mädchen plötzlich im Omnibusse gestorben ist, und übermorgen wird nicht mehr die Rede davon sein!« »Nun, wenn sich das Publitusn nicht mehr damit beschäftigt, so werde ich es thun.«' « Gortsetzung solgi.) -«"- gereiht-nd gegen Zweibein. Die russisch-iranziisis e Antwort auf das anglo-japanis« e Bündniiz iautet genau so, wie man es nach den bisherigen Aeußerungen der russischen und französischen Presse zu erwarten hatte. Die beiden Alliirien freuen sich, daß England und Japan sich auch nun so osien sür die Unverletzbarteit chine sischen Gebietes ausgesprochen haben, die ihnen so sehr am Herzen liegt. Wenn nun die vier Mächte einig sind, werden auch die übrigen den Frieden des lfdinnnliseiien Reiches nicht stören dann ist der status quo gesichert und die offene Thür frei fiir Alle. Freilich, wenn dieser Friede doch bedroht wer den sollte, werden die beiden Mächte gezwungen sein, ihre Interessen zu wahren. Das heißt also, daß sie den Vertrag in derselben Weise be antworten werden, wie er gemeint ist. Bindet naland allein oder Japan niit Rußlan an, wird dieses dem Gegner allein gegeniiberireten, kommen aber alle beide, nun dann geben auch Nuß 1and und Frankreich zusammen, dann wird die russisch-ftanzösiiche Alliari im asiatischen Osten die Feuertauie erhalten. Bisher sind die beiden Mächte dort ihre eigenen Weqe gegan genaindwerden dieselben, bis aus die eintretende Eventualität, auch weiter verfolgen, Rußland in der Mandschu rei, Franlreieb im südlichen China, dabei aber mit arößter Gewissenhaftig teit die Spieaelfeelsterei kon der Inte dritiit chinesischen Gebietes aufrechter kalten. Ruszland denkt nicht daran. seine in der Mandschurei gewonnene Stellung wieder aufzugeben und Frankreich könnte infolge der in der südchinesischen Prroinz Kuangsi aus aebrochenen Unruben an der Grenze von Tonlin gezwungen sein, »sein Interessen zu wahren«, das heißt die elben durch eine Gebietserweiterung sicherer zu stellen. Russland bat übrigens außer dieier aemeinlchastlichen Note noch eine an dere Antwort gegeben, nämlich durch eine Vereinbaruna mit Korea, wonach fremde Möchte an der Festsetzung ini Süden der Halbinsel verhindert wer den. Es hat sich mit Korea dahin ge einiat, daß die Jnsels Kotschedo, oder Konnt-do, sowie die argenitberlieaende Rüste bis Chemulpo weder einem JStaate. noch einer Gesellschaft, noch einer einzelnen Person verpachtet oder litt-erlassen werden soll. Die Bedeu ltuna des Abt-aiment zieht sofort aus der , aeotnfchengap Lage Kotschedos hervor. ie Insel liegt an der Straße von Korea, an der Südostliiste der Halbinsel. Eine Grosmacht, die sie in Besitz nimmt. kann sie leicht derart be fti en, daß see zur Basis der Herr chat iiber die Straer wird. Der Werth Kotschedog wird dadurch ganz besdnders erhöht, daß es zahlreiche Buchten besetzt, in denen große Flotte-r Mit voller Sicherheit ankern können. Unter diesen Umständen ist es natür lich, daß Japan ebenso wie Nußland seit langer Zeit den Besitz der Jnsel er strebten. Rußland kam -s darauf an. die Verbindung zwischen Wtadiwoftok und Port Artbur nicht unterbrochen zu sehen, was leicht geschehen könnte-, wenn die Jnsel in japanische Hänoe fiele. Für Japan war es nicht minder michtia. Kotschedo den Rassen nicht zu überlassen, denn wenn diese in Zutunft eine Stützpuntt fiir ihre Kriegsschifse in der Straße von Korea besitzen, ist der Ausdehnnna Japans auf das Fest land ein Riegel voracschoben. Erhält es daaraen selbst die Insel, so wäre feine Stellung umsomehr befestigt, als die Hafen von Tojosaii und Saseho nnr 50 bezw. 135 englische Meilen vosi Kotschedo entfernt sind. Japan würde damit eine sichere Verbindung w:c Korea gewonnen l:aben. Der Werth des Ablonimens fiir das Zarenreich wird dadurch nicht abge schwächt, daß es selbst ebenfalls desn Besitztbeile Kotschedos entsagt. Zu nächst wünscht es nnr den ungehinder ten Verkehr zwischen feinen Kriegs biifen diesseits und jenseits der Halb insel Korea. Sodann aber muß sein Ansehen in Stint bedeutend steiqen. Enaland und Japan hatten in ihrem Oft-kommen nllnshinnä mit-b von der Erhaltung der territorialen Unab biingigleit Koreas gesprochen: aber das war in allgemeinen Wendungen geschehen und aestatiete immerhinAus :egungen. Russland dagegen betont bestimmt, daß die Erwerbung der wichtigen Insel o":er eines Hasens an der benachbarten Küste nicht zugeben ioirdj es erscheint demnach als der .,Schiitzer« Korea-L dessen-Herrscher nun sich voraussichtlith dankbar erwei Fen wird. Rußland wird dadurch die Möglichkeit gewinnen, von der Land arenze her seinen Einfluß auf der Halbinsel auch nbne Landerwerbungen zu dem entscheidenden zu machen. - ———-·-.-.---s Ein Geichichtchen Von Schiller aus der Zeit, die er in der Karlsschule ver brachte, wird in »Neclarn’s Univer sum« nach den Erinnerungen eines ehe maligen Karlsschiilers wiedererzählt; es ist bis jetzt wohl wenia bekannt ge worden. Eines Tages las der junge Dichter einigen seiner Collegen ge rade in echt dramatischern Feuer ein paar Scenen "aus feinen »Riiubern« dar, als plötzlich der Hauptmann Schmeckenbecher mitten im Zimmer stand. Wegen der ungebührlichen Art der Unterhaltung erhielt die ganze Ge sellschaft einen Verweis, und Schiller larn dabei natürlich arn ichlechteften weg. Als der Hauptmann darauf das Zimmer verließ, fuhr dem jungenDich ter, der leicht gereizt war, das Wort heraus: »So einen Hauptmann, den tchnitz’ ich aus einer elben Rübe!« Der so schmeichelhaste haralterisirte that zwar, als hätte er nichts gehört, aber ihm war die Bemerkung doch nicht entgangen, und wenige inu ten später war ein Bericht an den Her zog fertig. Arn anderen Morgen mußten die Schüler in Reih und Glied antreten, und der herzog erschien. Nachdem er sie eine Zeit lang gernustert, wurde Schiller vorgerusen. »hat Er gesagt,« fuhr» ihn der herzog an, »daß Er sich soernen Hauptmann aus einer gelben Rubeschnitzen kanni« Schiller wurde feuerroth, gestand aber das Verbrechen zu. »So« — suhr der Gewaltige sokt k- »dann wird Er jetzt zeigen, daß ers rann, oder Er aeht acht Tage in Arrest. Schmeclenbecher —— lafz Er die gelbe Riibe und einMeffer holen.« Nach einer Weile war das Gewünfchte da und der her-zog trat dicht an den Ver-« brecher heran. »Jetzt mach’ Er fchnell und fchnitz’ Er uns einen herausz« Schiller hatte die Rübe genommen und plötzlich tam es über ihn, als müßte ein Gott ihm auch jetzt beifte heu. Er faßte das Messer, fein bleich gewordenes Gesicht röthete sich wieder, - «eine Augen blitzten und ungeltiin fing er an ver Rübe zu fchnitzen an. Die Folge war, daß je t der Herzog plötzlich ein verlegenes esicht machte und, sich zu feinem Adjutanten wen dend, halblaut in die Worte ausbrach: »Der verfluchte Kerl fchniht uns viel leicht wirklich den Schmeckenbecher.« Die Befürchtung war aber grunbloc.«’, Schiller gab die vergebliche Arbeit als bald wieder auf, und noch an Eisfel ben Tage wanderte er in den Arrest Jn einem Lande, in welchem vie Sonne nicht untergehn ist es nicht zu verwundern, daß sie auch nicht auf geht. «- ie s Die Burenfcheinen aefanaene Eng länder als uberfliifsige »Bagage« zu betrachten. i I V Der Saugarm eines Vielen-Otto pus tit bei Hanolulu an's Land ge «Die Amen-Wassersucht ift eine chro mlche Kranlhett be unseren großen Korporationen II U I Die Hausfrau, welche, um einen rechtfchiinen Oft-thut vorn Manne ’zu bekommen, ihn, den Gatten, bei guter Laune halten will. follte das große Jst-XIV Uwa verfchieben,