Der Gerichtsthurm Hrimiuaksckzälikung von »T. Ovid-. Ic—— « (Fortsetzuna.) «Was ich den guten Pfiegeeliern ver schwiegen, dsa sie mi chnie darum be fragt, was ich nur dem treuen Busen der verschwiegenen Freundin anver traut, Sie mögen es derselben unter dem Einifluß Ihrer teuflischen Macht entrissen haben; genug, Sie fürchteten in Gustav meinen Schätzu, mit dem Sie einen Kampf nicht aufzunehmen wa ten; und daher Ihre Großntuth. Rldniich aber erscholl die Kunde, das-. . Sie und Elifabeth unter der Anklage : des Gift- und Vatermordes dem Ge- I richte überliefert worden. Meine Ue- Z berzeugunig von der Schulälosigteit der I Freundin konnte durch Nichts erschüt- ( tert werden; aber ich glaubte auch nicht an Jhre Schuld, Herr Werner. Jch hielt es für unmöglich, daß einMenfch, der alle Vortheiie der Cultur genossen, den nicht leibliches Elend zur Ver zweiflung gebracht, nicht im Effekte der Leidenschaft, sondern mit kaltem Blute und nach sorgfältiger Berech nung und Vorbereitung ein Verbrechen begehen könne, gegen welches sich auch die robefte Menschennatur mit Abscheu i empören muß. Dennoch zitterte ich s von Neuem; denn ich fürchtete, daß Sie in Jhrer nunmehrigen Lage, und da Sie durch GuftaWs amtliche Stel tun-g zum« Kampfe mit ihm gezwungen waren, bre Gewalt über mich und Elisabet zu Jhrern Vortheile auszu deuten trachten würden. Meine Furcht war nur zu sehr begründet. Dem Um stande, daß anen vor dem Schloß snde die Aufsicht über den Gerichts tburnr übertragen gewesen, verdantten Sie die Kenntniß der unterirdischen Geheimnifse desselben. Sie hätten iehen traun-m aber Jbre Flucht hätte hnen d Verlust Jhres Antbeils an der reichen Erbschaft zugezogen, welche der plötliche Tod Jhres Vaters anen und Elisabeth in sichere Aussicht ge stellt. Sie benutzten die Möglichkeit, bei nächtlicher Weile Jhr Gefängniß zu verlassen, zur Eriausung eines eines Weibes, welches in der Gestalt einer Bettlerin mir Jhre schriftlichen Gebote heimlich zustsecken mußte. Un ter Drohungen gegen mich und Seltsa beth verlangten Sie mein Erscheinen an diesem Orte. Jch wagteänichh es aus die Erfüllung Jhrer Drohungen ankommen zu lassen, sondern gehorch te. Sie geboten mir, meinen Vetter, Ehren Richter, auszusorschem welche weise gegen Sie durch seine Bemü hungen etwa zu Tage gefördert wor den, und hnen Mittheilung davon zu machen. ie ließen mich den Eid lei sten, niemals das Geheimniß der un terirdischen Verbindung Jhres Ker kers mit diesem Orte zu verrathen. Nun, mein Herr, jeßt wage ich Ihnen zu sagen, was Sie selbst vielleicht schon geargwöhnt, daß Alles, was ich Jhnen von Zeit zu Zeit an diesem Orte berich tete, meine Erfindung gewesen: um keinen Preis hätte ich vermocht, den Mann, der das Licht meiner Seele ist, in der Verfolgung seiner Pflicht zu hemmen.« Theodor stieß Drohungen und Ver wünschung-en aus. Johanna aber fuhr furchtlos fort: »Im Bewußtsein Ihrer Macht über msich ließen Sie mir gegenüber an die sem Orte nicht immer die nöthige Bor cht in Jhren Aeußerungen walten; ich begann zu fürchten, daß Sie das gräßliche Verbrechen, dessen Sie und leider auch Jhre unglückliche Schwester beschuldigt werden, wirklich begangen Raben möchten. Mit Bestimmtheit er uhr ich, dgß lSsre die Mittel zu einem - -L4 Mist-L-Dc- L-, HIUIULIUI FULLqu IJU unsupr.sq »s iitzen Jch zweisle nicht, daß Sie, wenn schuldig, nicht anstehcn würden, Ihre Macht über die Schwester zu be nutzen, uni- die Unglückliche zu Hand lungen und Aeußerungen zu verleiten, welche diese als-· die Schuldige, ali- Die allein Schuldige erscheinen lassen müßt-en. Jch wollt-e die Freundin war nen, wollte sie insbesondere beschwören, sich nicht von der Furcht, daß Sie bei Elisabeth’s Ungeborsam Ihre Dro hungen gegen mich erfüllen möchten, in das eigen-e Verderben stürzen zu lassen. Jn der dringendsten Weise bat ich den Justitiar um die Gewährung einer Unterredung ohne Zeugen mit Elisa beth, oder der Zustellung eines nur von ihr zu lesenden Briefes. Jchs be schwor ihn bei meiner eigenen Ruhe um die Gewährung dieser Bitte. Ich sah den inneren Kampf des ev len Mannes, sah, wie schwer es ihm war-d, mir eine in solcher Weise ge stellte Bitte zu versagen; aber er wankte nicht in seiner Pflicht. n diesen Augenblicken durchzuckte II plöslich der Gedanke, daß er viel leisnsiä liebe. Aber dieser Gedanke alt te mich nicht mit hoffnung, nicht se Freude Ich sagte mir selbst, daß U. dnrd mein eigenes pslichtwidriges Insekt mich her Liebe unwiirdin .· nnd war in demselben M Illusi- seiu hetz «- M z- then, ei seit zu ent ·« " S eise- pkeea, ers-u F ,———. Zwang, den ich meinem, in unsiigli chem Web unter demselben trarnpfbaft zuckenden herzes auferlegt, als eine Buße, als die Sühne sitt meine Scheoachbeit betrachten. durch die ich miåch zur Pslichtderlehung verleiten lie . Da empfing ich an einem Sonntaae von Jhnen abermals den Befehl, mich in der nächsten Nacht hier einzustellen; doch gesiatteten Sie tnir in Rücksicht auf das eingetretene schlechte Wetter bis Morgens zwei Uhr zu Föaerm in der Erwartung, dasz dasselbe sich bis dahin andere, was auch in der That geschah. Sie fügten das Versprechen hinzu, daß Sie mich alsdann ferner nicht mehr bemühen wiirden. Jch kam, trotz der Gefahr der Ent deckung, welche der helle Mondschein befürchten ließ. Sie brachten Schreib materialien mit und diltikten mir ie nen Brief« den ich, Elifabetb’s Hand fchrift nachahmend, auf einem Wege, den Sie mir angaben, in die Hand meines Vetters gelangen lassen sollte. Der Inhalt dieses vermeintlich an mich gerichteten, aber nicht an mich ge? langt sein sollenden und keine äußere Adresse tragenden Briefes war ein nur wenig verschleiertes Schuldgeständniß Elisabeth’s und zugleich eineReinigung des Bruders von allem Verdachte einer .Mitfchuld. Um der gerechten Strafe zu entgehen-dennSie sind schuldig!——— und um den Gewinn Jbres gräßlichen Berbrechens mit, Niemand-ern theilen zu müssen, wollten Sie in tückischer Weise Ihre schuldlose Schwester dem Tode durch Henkersbarrd überliefern, und mich zur Theilnehmerin an diesem zweiten Verbrechen, an dem Schwester niorde, machen. O. mein Herr-! ioo hatten Sie Jhren Verstand, als Sie sich solchen Erfolg von Ihren Drohun gen versprochen?' Mä. cx Ex--tr-k. -..-r.·:7.--- ...-..s.«s« FVIS Its-, YIWGSIIW UUIJUYLLIO DIE-»Als tnirschte Theodor. »Sie fragen, warum ich Jbr Trei ben nicht dem Justitiar entdeckte?« fuhr Johanna fort. »Nun, ich gedachte mei nes, wenn auch nur gezwungen aeleis steten Eides. Fortan konnte Jlmen die unterirdische Verbindung Jhres Ker ters mit dieser ehemaligen Kapelle nur zur Flucht dienen. Mochten Sie im merhin fliehen: es war und ist mir gleich, an welchem Orte Sie von der gerechten Strafe reilt werden. Denn, daß Sie dieser Strafe schon in dieser Welt nicht entgehen werden, ist meine Ueberzeuaung. Ja, mein herr, nur zur Flucht tann Sehnen dieser unter irdische Gang noch dienen; denn durch kein Mittel hätten Sie mich gezwun gen. abermals Ihrem Rufe zu folgen. Nachdem ich aus jenem Verlanaen hin sichtlich des aefälschten Briefes die ganze Nichts-würdigtest Jhres Herzens und Ihre abscheulichen Pläne zum Verderben der schuldlosen, leiblichen Schwester erkannt, wollte ich tausend fach lieber Ihre Drohungen erfüllt se hen, als ferner noch die geringste, wenn auch gezwungene Gemeinschaft mitJh nen haben. Mochten die Leute Jbren lüanerischen, auf fcheinbare Beweise gestützten Behauptungen immerhin Glauben schenken; meine gütiaen Pfle gseeltern und der Mann, dessen Miß achtuna mir schmerzlicher wäre, als die der gesammten Menschheit fiir mich bitterer wäre als der Tod. — sie werden an meiner und Elisabeth’s ein facher Darstellung der Wahrheit nicht zweifeln. Als ich diesen festen Ent schluß aefaßt, ward ich ruhig, fühlte ich mich weniger net-würdig vor dem Man-ne dessen, wenn auch unerkann ieg ikinenrnukn zu sein, mein Herz rnit Stolz erfüllt!« »Und doch sehe ich Sie heute auf meinen Ruf wieder hieri« höhnieTheo Dor. »Sie sind wenig consequent,mein Fräulein!« »Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie den Zweck meines heutigen Kommens erfahren werden. Jch mußte Ihnen das Alles sagen oder in Jhr Gedächt niß zurückrufem damit Sie erkennen, messen Sie sich von mir zu versehen ha ben. Gedulden Sie sich nur noch we nige Minuten . .. Am gestrigen Mor qen drang die Nachricht von Elisa beth’s Entweichung zu mir.« »Ich Jrveifelie leinen Augenblick,daß Sie die Unaliickliche zu der Flucht ge zwungen. Elisabeth’s baldige Ergrei fung erschien mir zu gewiß. Sie wür de den ihr widerfahrenen Zwana ver schweigen, und den Glauben des Rich ters an ihre Schuld bestärken lassen. fximlsich machte ich fast die ganze letzte Nacht hindurch, in der veraeblichen Hoffnuncy die Arme werde bei mir Rath und hülfe suchen« »Als aber der heutige Mittag heran karn, und ich aus einem Ausganae er fuhr, daß trotz aller eifrig ini Werk gesetten Maßregeln noch keine Spur von der Fluchiigen aufgefunden sei,da Iberfiei mich der Argwohn, daß Glis-: bethsden Gericht-ihnen nicht verlassen, sondern das-?lm Sie die Unglückiiche ge litten in die unterirdischen Hm Ist-Fu folgen, die nur htm- be laust Ins und m daher N nat-d die —- ----— ergriff-n hart bedrängt, dem Richter die Wshrbeit über ihre Flucht belennen »Es bedurfte bei meiner Bekannt schaft mit vielen, den anderenMenschen verborgenen Umständen nur eines ge ringen Nachdenkens, um keinen Zweifel mehr zu hegen, dasz mein Argwohn völlig begründet sei.« »Aber um ihren Zweck zu erreichen, dürfte Elisabeth nimmer wieder zum Vorschein kommen; und mit Entsejen sagte ich mir, daß Sie, der Sie vor dem Vatermorde nicht zurückgebebt,der Sie einen indirekten Schwesterde beabsichtigt, leine Scheu hegen würden, die Mörderhand gegen die wehrlose leibliche Schwester auszustrecken! Um Elisabeths Leben zu retten, durfte ich lein Bedenken tragen, einen erzwunge nen Ejd zu brechen, durfte ich leine Rücksicht walten lassen. Jch befand mich ber-:i:s in der Stadt« und ohne Zögern eilte ich dem Gerichtsthurme zu, in der Absicht, dem Justitiar Alles zu entdecken« »Tod und Teufels Aber was hielt Sie von Dieser wahnsinnigen Ab sicht zurück?« »Die Begegnnna mit der Frau, wel che Ihnen als Ist-tin dient, und durch welche Sie mich auf heute Abend wie der hieraer beschieden Diese Frau, in mir wohl eine vertraute Helfershelfe-» rin sehend, theilte mir-mit, daß sie von Jhnen beauftragt sei, noch heute eine J warme Frauentlcidung zu beschaffen, ; diese über ihre eigene zu ziehen und so ; ausstasfirt morgen früh um fiinf Uhr I am Eingange der Kapelle auf dem al- ! ten Begräbnißplatze zu erscheinen.« ! »Aus dieser Mittbeilung schloß ichspl daß Sie noch nicht gewagt, Hand an Elisabeth zu legen, und dies wohl auch zunächst nicht beabsichtigten So be schloß ich denn, die mir durch die von Jhnen geforderte heutige Zusammen lunft gebotene Gelegenheit zu dem Versuche zu benagen, Elisabeth Jhrer Gewalt zu entreißen, bevor ich zum Aeußersten schreite. Darum folgte ich heute noch ein Mal Ihrem Nufe.« »Ich muß gestehen, daß Ihre Com binationen bewunderungswiirdig sind, verfehle Tbeodor in verbissenem Jn grimm. »Aber was steht Jhnen nun zu Die sten?« »We Jhr abscheuliches Sviel ge hen-Izu has-M Toll Co sen-F ICIZFAÄOOHI .-,--- --- -, .- -- V ------ nieinalg wieder zum Vorschei lorn men. Sie besitzen nicht den Muth zu einem diretten Morde, wie Sie ja auch die Hand Ihrer arglofen Schwester zum Vaterinorce benutztem Giftnii- E fcher find immer feiae. Aber Sie wer den die Unglückiiche langsam dahin fchmachten, Sie werden sie umkommen « lassen wollen« Wohlan! hören Sie . . . Jch verlange, daß Elifabeth spätestens morgen mit Tagesanbruch an der Pforte des Gerichtsthurrnes ihre frei willige Rückkehr in die Haft antiindiat. Sie mag angeben, daß Sie von unbe kannten Leuten 1niit Anwendung von Gewalt und unter Todesandrohung entführt worden; daß fie den Ort, wo hin rnan sie gebracht, nicht tenntx fie mag angeben. was Sie ihr vorzuschrei ben für aut befinden; es soll rnir recht sein« Jhre freiwilliae Rücktehr wird sie der Milde des Richterz theilhaftig machen. Jch werde um die angegebene Zeit einen getreuen Mann unter einem genügenden Vorwande , - Justi tiar senden. Kehrt d· — nn nicht rnit der Nachrichtz « beth Werner sich fÆi zur Haft gestellt —- er wiirbe ei« ’« « Gericht sthurm erfahren —- so « Justitiar spätestens tun t Uhr s- r gens, wo erbittern-ein« Erim-hear zu suchen bat. Wohl weiß ich, das-Sie alsdann schon fern von bier fein th nen, nachdem Sie mordet haben; aber- ich techne attthre Feigheit und bege die feste Zuversicht daß der Schwefterinord das Maß Ih rer Schuld bis zum Rande fiillen und die ewig wachende Rernesis Ihnen tei ne Zeit zu neuen Verbrechen geben wird . . . Run, mein Herr, habe ich Ih --I- Its-o III-CO- IIOIOI so- f««— Ins I- -- aq-- sss q- »si- q- w- - mir uns auf Erden wiedersehen io wird es vor den Schranken des Ge richtes fein.« Johanna ergriff den Korb, den sie mitgebrachi, legte ihre rechte-Hand un ier die Umhiillung desselben und machte einen Schritt nach der Jhiir hin. ’ Theodor vertrat ihr den Weg. »Nicht also, mein Fräulein! Ich habe Jhnen aeduldig zugehöri; es ift nur billig, daß Sie nun auch mich an hören, und ich werde kürzer fein.'« Seine Augen funkelten unheimlich durch das Dunkel. »Sie können jedesWort fparen,mein Herr, welches eine Aenderung meine Entfchlusses bewirken foll.« »Sie sagten vorhin, daß man nach Jhrern ekwaicen Bei-schwinden in Jh ren Papieren Dinge finden werde, die mir gefährlich -sind. Jch danke Jhnen für diefe Mittheiluna und werde Sie rnit einer anderen erwidern. Nehmen wir den Fall an, daß Sie wirklich in dieser Stunde verschwänden — es könnte Ihnen ja auf dem inwege ein Un liick hee e,gnen und hr Tod würde hrem erfchwinden in unfe rem Fae gleichbedeutend fein. Nun wohl. Jehre Pflegeeliern vergnügen sich auf dem Feste des isechsgrafen. Eine alte Dienerin bewacht das haus. In diefes einzudringen würde mir ein Leichies fein, und würde mich nicht indem, in den s der Papiere herein zu Ielangen das mindeste Geräusch sie-sieben - Use-steck AM » l " »Nicht doch. mein Fräulein. Sie ha ben eine so riihrende Sorge siirsmeine Schwester an den Sag gelegt, daß ich mir nicht versagen tann, Sie hersekden - zu ufiihren. Jch bitt-e Sie daher, sich geFalliast nach dem offenen Eingange Jünreiner«unterirdischen Burg zu be «So sei es denn!« Johanna ergriff vie Pistole, und ; ließ den Korb sallen . . . « Ein heftiger Schlaa auf ihre Hand, und die Waffe slog einige Schritte weit sort. - »Ich war aus so etwas von Ihnen gefaßt, mein Fräulein.« Theodor zog ein Terzerol aus der Brusttasche seines Rock-es hervor. »Sie werden augenblicklich und ohne einen Laut hören zu lassen, meinem Befehle folgen, oder s—« »Nein — nein! . . ..« Ein Pulverblitz durchzuckte das Dunkel, ein Schuß trachte Jo hanna stieß einen durchdringenden Schrei aus·.. Theodor beantwortete Den Schrei mit unartitulirtem Gebrüll Ein Schlag erfolgte, als ob Je mand aus der Höhe der Kapelle hernie derspränge Zwei starte Fäuste warfen Theodor zu Boden Das Alles war das Wert einiger Sekunden Eilige Schritte näherten sich von außen. Hastig wurde die Thür der Kapelle aufgestoßen. »Herr Justitiar —- um Gott —— un ser Fräulein — was ist geschehen-Z« »Rubiq,Friebrich! Meine theure Jo hanna ist unversehrt. Machen Sie schnell Licht.« »Gustav —!« tönte es von Johan na’g Lippen . .. " Der Leser hat wohl schon errathem baß ich den Schuß aus Theodor ab-( seuerte, von den obersten Stufen der Treppe herabsprang und den Letzteren zu Boden wars. « Friedrich, mit dem Nöthigen verse hen, erfüllte hurtig mein Gebot. »Um Gott —- bas ist ja Herr Wer ner.« »Ja, Friedrich; und wie es scheint, habe ich ihn dingikfter gemacht, als die Kerkertnauern ei vermochten« Friedrich leuchtete bem Getroffenen in’s Gesicht. Dieses war bleich; dir Augen ttarrten regungslos in die hö he; er beweate keine Muskel: aus sei ner rechten Schulter sickerte Blut durch den Rock. »Ach, Gustav — Sie haben ihn ge tödtet —!« »Nein, tbeures sinnchen Es war auch nicht meine Absicht. Aber, wie es scheint, hat meine Kugel ihm das rech te Schulterblatt zerschmettert. Er wird Sie binnen längerer Zeit nicht wieder teunruhigen tönnen.« »Gustav —- Sie waren zugegen, ha ben Alles gehört — was soll ich Jhnen sagen, wie Ihnen danken-« »Wenn ich je einen Lohn verdient, Johanna, so ift mir derselbe in dieser Stunde im reichften Maße zu Theil geworden. Doch hier ist nicht der Ort zu weiteren Erklärungen. Zählen Sie sich stark genug in des warteten Fried richs Begleitung heimkehren zu tön nen?« »Mir fehlt Nichts-, Cousin . . . Aber was wird mit diesem —« »Ich werde Sorge tragen fiir ihn, wie auch für seine Schwester. Fried rich, geleiten Sie meine Cousine auf dem tiirsesten Wege nach hause. Sie mögen ihr daheim Alles erklären . . .. Johanna, darf ich zuvor eine Bitte an Sie richten?« »Guftad —!« «Lafsen Sie unsere guten Verwand ten Nichts von den Voraängen dieser Nacht, Nichts von den früheren erfah ren, bis ich morgen bei Ihnen, Johan na, gewesen, und wir Beide uns ohne Zeu· n aesprochen. Sie wollen est« t »Ich Gustav, ich werde Sie erwar en.« Ich fühlte den leisen Druck ihrer Hand, die ich noch in der meiniqen hielt, und »auf tzelche ich jeßt »meine J Lippen filesle Dann IUllIlUlc las llllus zu Friedrich. »Auch Sie, Freund, werden bis da hin gegen Alle schweigen, auch gegen ihre gute Mutter. Gehen Sie jetzt mit meiner Cousme und bleiben Sie in de ren Nähe, bis der Onkel und dieTante heimgetebrt sind. Sie werden bald erfahren, welche Bewandtniß es mit den aeheimen Ausgangen meiner Cou sine hatte. Eins aber mögen Sie jetzt schon wissen: ihr gebührt unsere tiefste Verehrung. »Ach, Herr Justitiar, Sie können mir ja bezeugen, daß ich nie etwas Böses darüber aedachtk« »Ja, Friedrich, dieses Zeugnis darf ich aner augstellen!« »So hatte ich mich nicht geirrt, als ich Dein Wissen vermuthete,« sprach Johanna zu dem wacker-en Gärtner. »Doch laß uns gehen, damit Gustav nicht länaer gehindert wird, diesem Unglücklichen Beistand zu leisten . . . . Wie gnädig erwies sich mir der him mel, indem er zwei edle Menschen über mich wachen ließ!« Sie richtete bei diesen Worten einen Blick aus mich, der mein herz in nie gekannter-i Glüasaesithl erzittern ließ. »Aus Wiedersehen. Gustav; mor gen, sobald als misalicht« Damit verlsi Johanna an Fried ri Seite die apellr. ch yresise di- hitnde gegen die hoch Isooaende Brust, und hätte wohl noch lange ans die Lhtir aeschaut, welche die Geliebte meinen Blicken entwand wenn ein dumpfes Stöhnen T 's mich nicht erinnert hätte, da dringende IM sei-et W W Friedrich siihrte seine junge-Gebiete rin aus demselben Wege, den diese in jener verhängnisvollen Sonntags Racht eingeschlagen, durch den Garten, wo Dettor sie freudig umsprang, nach dem Wohnhause. Während des Ge hens wechselten sie nur wenige Worte. Die alte Christine erschral nicht we nig, als sie ihren Sohn an der Seite der Zurücktehrenden sah. Johanna beruhigte die treue Dienerin mit freundlichen Worten. Nachdem sie Mantel und Tuch abgelegt, begab sie sich mit den Beiden in das Familien Zimmer. »Nun. Friedrich, bitte ich Dich um die versprochenen Ettliirungen," sprach Johanna, während Christine fürsorg lich die These-Maschine i nBereitschast setzte. »Deine gute Mutter darf sie anhören; denn sie hat stets um meine» heimlichen Ausgange gewußt« I »Das habe ich mir wohl im Stillen ; gedacht, Iriiulein,« erwiderte derGiirt- « net. Er berichtete in schlichter Weise,1 was die Leser bereits wissen, und iuhrl dann fort: »Als meine Mutter heute Abend in dringender Weise Ihr-Muth s geheiSiiefelchen verlangte, und zwarl »unter einem nicht stichbaltigen Vor iwande, da konnte ich leicht errathen,! »daß Sie in dieser Nacht wieder einenl Ausgana vorhatten. Jch tonnte ihn nicht verhindern; aber ich wußte, was :ich zu thun hatte. Heimlich gebot ich meinem Burschen, Rock und Mütze zu nehmen, in aller Stille das Arbeits pferd zu satteln, es durch die hintere Gartenpsortr aus den Fahrweg zu sühnen und dort zu warten. Daran schrieb ich dem Herrn Justitiar, was ich vermuthen müsse, und bat ihn um Verhaltungsbefehlr. Mit diesem mußte Karl nach dem Schlosse jagen, um denselben durch einen Diener mit der Meldung, daß der Bote aus Ant wort warte, dem Herrn Justitiar zu stellen zu lassen. Karl ist ein listiger und gewandter Mensch. Ohne zu wissen. um was is sich handle, richtete er seinen Austrag pünktlich aus und war schon gegen neun Uhr mit einer schriftlichen Ani wort zurück· . Weder meine Frau noch meine Schwiegermutter hatten sein Intui ten wahrgenommen. Der Herr Justi tiar schrieb mir, daß er dem Boten auf Dem Fuße folgen werde, und ich ihn, mit einer Pistole versehen, an der Hin terpforte des Garteng erwarten solle. Nun galt es, dem Gefote zu folgen, ohne daß Sie und meine Mutter einen Verdacht schöpften. Doch das war leicht. Jch wußte, daß der Vormund von Unwohlfein meiner Frau mir die Erlaubniß verschaffen werde, den mir von der Frau Rathsherrin übertrage nen Wächterpoften zu verlassen.« (Fortfetzung folgt. 12.) -.--— Zutaiänderkiche Zaum Eine wichtige Entscheidung hat das Oberbundesgericht in einer viel unt strittenen Frage abgegeben, nämlich des Rechtes von Municipalitäten. in die von ihnen ettheilten freibrieflichen Privilegien nachträglich ändernde Be dingungen einzufügen, wie dies 3.B. in mehreren Städten bezüglich des Fahrpreises der Straßenbahnen ver sucht worden ist. Die Frage tam aus Detroit, wo bekanntlich der seither ver storbene Bürgermeister Pingree einen heftigen Kampf gegen die Straßen bahnsMonopole getämpst hatte, ucn durch städ "sche Perardnung das Fahr geld von nf auf drei Cents herabzu setzen. Die dorti en Bahnen hatten sich dem Beschlu e des Stadtrathes fügen müssen, den Preis herabgesetzt und dabei noch allgemein giiltige Um fteigetarten bewilligt, aber Recurs da gegen bei den Gerichten gesucht. n der Verneinung der stadträthlichen e sugnisi zu solchen Vorschriften haben sie fest ihren Standpunkt durch die obergerichtliche Entscheidung bestätigt gefunden. Jn der Begründung der Entschei duna saat Richter Deckt-um« daß die Festsetzung des Fabrpreises zu den wesentlichsten und wichtigsten Bedin gungen gehört, die eine Stadt als Ent gelt sür die von ihr gegebene Erlaub niß zur Legung von Schienen und den Betrieb von Wagen in den Straßen auserlesen mag. Darüber müßten beide Theile zuvor ernstlich berathen, um zu einer Einigung zu tommen. Wann aber durch geaenseitige Verstän digung die Rate einmal festgesetzt sei, so müsse sie auch eingehalten werden und bestehen bleiben, bis durch ein wei teres Abiommen eine Aenderung ver einbart werde. Man dürse nicht an nehmen, dasz Kapitalisten ihr Geld in einem Straßenbabn-Unternehmen an legen wiirden, das den durch den ein gegangenenContratt festgesetzten Fahr preig nur so lange berechnen dürfe, bis es einem Stadtrath einsieie, nach Willkür einen anderen vorzuschreiben Wenn die Verordnung vorschreibt, das; die FadrgeldMate iiir einen Passagier nicht'mebr als siins Cents betragen soll, so hat die Stadt iein Recht, die selbe niedriger anzusesem nachdem die Babngesellschast fünf Centg als Nor maipreis angenommen Betreffs der in der Detroiter Verordnung vorbe haltenen Rechte erklärte der Nichter, keine der bezüglichen Bestimmungen Ibe die Besugniß, das von beiden arteien vereinbarte Fahrgeld zu än dern. Das Recht des Stadtraths, von Zeit zu Zeit der Corporation weitere orschriften zu machen, wie die Um siände es ersordern mögen, könne nicht dahin ausqe t werden« daß ei .auch eine williiirli senderung der einmal vereinbarten und durch den Freibrief als contraki ieksceiesien Rate Its-Me. W Damit werden friihere gerichtliche Entscheidungen von der höchsten Jn ftanz bestätigt. Es ernibt sich both-« daß während der Lebensdauer eines ftäbtischen Freibriefes die Stadt tetne Aendetungen an der einmal etablrrten Rate machen darf, selbst wenn die Ver hältnisse dies irn Jnteresfe des Publi kums noch so wünschenswerth erschei nen lassen. Der Kapitalist, der Gelb in einer solchen Corporation anlegt zieht bei der Berechnung ber Rentabi lität des Unternehmens den Fsbkpkkks als einen wichtigen Faktor in Betracht und betrachtet danach den Ertrag als seinen ihm zustehenden Besitz, ver ihm nicht willkürlich verkürzt werden darf. Erst wenn die Privilegien zur Erneue rung reif sind, kran bie siädtifche Ver tretung einen anderen Fahrpreiå zur Bedingung machen. Mit anderen Worten, Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. Ein ertheilter Freibrief ist ein eingegangener Contrait nnd an dem kann spätere, auch bessere Einsicht nichts ändern. Eine Kenner-schleicht km Parlament von Var-gutem Ueber die näheren Umstände, unter denen die Absetzung des Präsidenten von Paraguah erfolgte, berichtet ein Corresponbent aus Asuncion unter bem 11. Januar Folgendes: »Die Gewohnheit der siidameriiani schen Polititer, ihre tslnsichtgverschie denheiten mit Hilfe des Revolvers zu erledigen, hat wieder einmal eine Jllu stration erhalten. Eine Anzahl der politischen Gegner des-Präsidenten Dr. Acceval schmiedeten ein Complott, ihn abzusehen. Nachdem sie sich feiner Person bemächtigt hatten, legten sie ihm eine »freiwillige Verzichturkunde« vor, zu deren Unterschrift sie ihn da durch überredeten, daß sie einen Re volver an seinen Kon hielten und drohten, ihm das Gehirn auszublasem falls er die Unterschrift verweigere. Einem solchen Zureden konnte ver Präsident nicht widerstehen, und er unter-zeichnete die Urkunde. Sobald aber der Zwang weggefallen war, be reute er seinen Schritt und weigerte sich abzubanien. Es folgte nun eine heftige Seene und man theilte ihm mit, daß er sich als gefangen zu be trachten habe. Unter Estorte wurde er in die Eavalleriekaserne gebracht, wo man ihn einsperrte. Zu gleicher Zeit kam es im Congrefihause zu einer rrcht lebhaften Seenr. Als man von der erzwungenen Abdantuna des Prä sidenten hörte, forderten einige feiner Parteigiinger, daß man den Präsiden ten, wenn das Volk mit ihm unzufrie den fei, vor das Haus bringe und ihn öffentlich befchuldige. Eine erhitzte J Diskussion folgte, in welcher dieHäup ter der Resolution ihre Maßnahmen zu entschuldigen versuchten. Da hörte man plötzlich einen Schuß, der von ei nem angesehean jungen Mann abge geben fein foll. Dieser Schuh war das Signal zu einem regelrechten Schüyenfeuer. Auf allen Seiten zog man Revolder hervor und es erfolgte eine erbitterte Schlacht, während wel cher die Congrefzmitglieder sich gegen feitig hinter Pulten und Stühlen zu überrumpeln versuchten, während an dere wild umherliefen oder sich unter die Bänle verkrochen. Der Kampf wurde nur dadurch Zu Ende gebracht, daß eine ftarte Militiirahtheilung mit 2 Maschinengeschiiyen erschien, die sie auf den Congrefz spielen zu lassen drohte, wenn die Schlacht nicht sofort eingestellt werde. Der eommandirende Offizier erklärte, daß er, wenn Sribal lero getödtet würde, die Gefchiitze so lange feuern lassen werde, wie über haupt noch ein Congrefzmitglied lebe. Nach Einstellung des Feuers bemerkte man, daß ein bedeutendes Regierungs rnitglied, Dr. Jngfrarn der gerade zu Gunsten der Revolution gesprochen hatte, vollständig mit Kugeln gespickt auf dem Boden lag. Eine dieser Ku geln hatte sein Gehirn durchbohrt. ehrigens waren auch noch verschiede ne andere seiner Wunden tödtlich. Sei ne Mauserpmote lag neben ihm. Er war so plötzlich angegriffen worden, daß er sie nicht abschieszen konnte. Er hatte sogar leinen Ton mehr von sich gegeben. Viele andere Abgeordnete waren schwer verwundet. Unter ihnen befand sich auch der vorgenannte Ge neral Caballero. Friedliche Zuschauer wurden ebenfalls angeschossen, darun ter zwei von den Parlamentöreportem Der Berichtersiatter erinnert daran, daß auch der vorige Präsident Gan-za lez vor einigen Jahren gewaltsam ab aesetzt wurde. Man brachte ihn an Bord eines auf-reisenden Dampsers und ertliirte ihn siir verbannt. Ein Professor in Enaland behaup tet, Frauen wären unfähig, die chine sische Sprache zu lernen. Leicht be greiflich, chinesisch list :insitbig. Auch Ontel Sam behandelt jeht den türtischen Sultan als trauten Mann. Die Aufforderung, das Löse- J gelb fiir Miß Stone zurückzuerstatten, ist eine bitten-Pilze O Was eine Wittwe doch nicht thut« um wieder einen Mann zu betomment Eine Frau Ellen Williarns von That tanooga, Tenn» machte sich dieser-Tage auf den Weg nach Knoxdille, eine Ent fernung von 111 Meilen, die sie zu Kuß zurück en will, da sie selbst das eisegeld ni t hatte und- der Mann, der sie heirathen will, ihr dasselbe nicht schieben konnte. Manche verheirathete srau wurde dieselbe Strecke zu Eis mache-, wenn sie dadurch ihren t ian los werden könnte.