Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 21, 1902, Sonntags-Blatt., Image 16

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Fräulein Christ-eh
Sllqe dens. Rittweger.
Fräulein Christel war link-erbrin
thet geblieben, trotzdem sie die einzige
Tochter eines wohlhabean Beamten
war und die Anwartschaft auf ein bez
nächtliches Baarbermögen Und aus
das elterliche Haus besaß. Doch Frau
lein Christel hatte nicht geheiratlsn
Ein Exemplar von der Sippe Der
Männer hatte ihr das ganze Geschlecht
gründlich verleidet. Die s·ievzet)n1äx)
rige Christel hatte einst geliebt, so ze
liebt, wie Siebzehnjährige zu lieben
pflegen, mit voller, unentweihter Ler
denschafi. Doch nicht alle Siebzehn
jährigen leiden so wie Christel unm
einer Enttäuschung Ein Leuthnt
make geweer, der ein paar Wochen
in dem e rsamen Bürgerhaus im
Quartier lag und der hübschen frischen
Ehristel den Kopf verdrehte mit ein-r
Gewandtheit, die mehr seinen geselli
gen Talenten als seinem Herzen Eine
machte. Die arme dumme Ehristei.
Er larn natürlich nicht wieder, und
sie — sie starb nicht an gebrochen-m
Herzen, dazu war sie zu gesund, aber
die Liebe verkehrte sich bei ihr in haß,
in ß gegen das ganze männliche
Ges eg. Und deshalb blieb sie al
lein. "
ammtliche ehrsamen Wittwer
glaubten die passende Ergänzung für
das alternde Mädchen zufeim Doch
auch sie wurden nicht erhärt. Und
Fräulein Christel blieb allein in ihrem
hübschen haus, allein für sich. Nur
im Dachgeschoß hauste noch eine Fa
mile, denn es dauerte Fräulein Chri
stel, die Räume leerstehen zu lassen
Daß die betreffenden Leute leiste
Miethe zahltem das wußte lein
Mensch außer ihnen selbst und Fräu
lein ChristeL Fräulein Ehristel war
nicht erwa wohlthätig; sieh-gab grund
sätzlich niemals etwas bei einer öffent:
lichen Sammlung. Doch im GesünL
daß Wohlhabenheit gewisse Verpflich
tungen auferlegt, schickte sie an jede-n
ersten Januar dem Stadtpsarrer eine
beträchtliche Summe für die Armen
mit der Bedingung strengster Geheim
haltung Sie verkehrte mit ihren
Miethern nur durch Vermittelung ih
tct alten Mund Riese Und-hinweg
Sichfiigen in die hausordnung, Sau
berieit und Ruh-, weiter verlangte
Fräulein Ebristel nichts oon ihnen, irn
« übrigen konnten sie ihr gesund bleiben!
Aber das war’s ja gerade. Augen
Blicllich war alles iranl da oben, der
Mann foaar todt, die Mutter »Juki
Auslöfchen« und die drei Kindes-, oie
hatten den Stiahusten — es war zum
Erbarmen für weichberzige Menschen
nämlich, nicht für Fräulein Christel;
die zankie nur über die heillose Wirth
fchaft da oben — was hatte der Mann
Zu sterben, die Frau trank In sein?
nsd wenn sie, Fräulein Chrisiel, schon
seit Wochen jeden Morgen einen Topf
voll heiße Milch hinaus schickte, so ge
fchab das eben nur, damit das ent
fesliche Gehuste aufhören sollte, das
fiel ihr nämlich auf die Nerven. Und
daß sie die Kosten für die Beerdigung
tru , das war am Ende auch selbst
ver kindlich.
Natürlich kein Fetzchen zur Trauer
vorhanden: .
Die Riese meinte, für das kleine
Mädchen würde die Nähkathrine schon
ein schwarzes Röckchen zusammen
licken, wenn Fräulein Christ-? nur
en Stoff besorgen wollte, und oie
Iwei Buben. die brauchten eben nur
ächwarze Mühen und einen Flor am
rin. Und natürlich, für das Mao
chen was auf den Kopf und ein
schwarzes Schätzchen und ein Hals
tuch für alle Tage. Dann haben fis-.
gleich, wenn’s die Mutter »ausmacht«,
denn die lebt keine paar Wochen mehr,
so meint die Riese.
Fräulein Christel ist wütbend. Des
tdnnte ihr passen, noch eine Leiche un
Haus! Und di- Kinder bimmplfxsbnkk
end! So geht’s aber. Da machen
ich die Eltern davon und lassen Die
iirrner da, ohne für sie gesorgt Ja
haben. Es war demnach purer Egois
rnuZ, daß Fräulein Ehristel von nun
an jeden Tag die kräftigsten Zuppen
und Fleischspeisen lachen liefz unJ Ier
tranken Frau und Den Kindern trin
«ausschiclte. Denn natürlich, wtnn Dkre
Würmer die Mutin essen sahen, mäs:
den sie auch haben wollen. Vielleicht
auch, daß bei kräftiger Ernsberung Der
häßliche Huften eher aufhörte, der
Fräulein Christel niitunter iin Schla
törte. Sie schickte auch Eier und
Wein und alles sonst, was zur Kran
kenkast gehörte, hinaus. Ja, sie thut so
ar etwas, was sie recht schwer an
ornmtz sie staat den Armendoktor,
»dem sie aus der Treppe begegnet und
mit dem sie noch nie gesprochen hat —
sie vermeidet es so viel als möglich,
mit männlichen Wesen zu reden —, ob
siir die Frau noch etwas extra zu
thun sei, daß sie wieder zu Kräften
käme. Aber der schüttelt den Kopf:
»Da ist nichts zu machen. höchsten-i
noch drei Wochen! Aber zum Glück
ers-MS die Frau nicht; das Sterben
msißte ihr sonst schwer werden, wenn
sie ihre drei hübsch-n Kinder ansieht«
So meint der gutmüthige Mann, und
dann ht er, höflich rüßend. Also
wirlliå die rau am sterben, und
Bisse-. Mk « XZTMEFTW
, a der
Æsr agi. somit-in Käulein
- ’ M richt, wie aus
sie Im Hin-der Oberhaupt nicht
. Its MI «Sie hakt fa
II M Use alte Jan er
s, W fIIMKMerIS ! m
s EIM « - tu demsel
sss m sit Ue . stos- M
Mssir M W da Iden
nnsd die meint: »Herr nicht Unrecht, tie
fonders das Mädel en; das ist ein
zu liebes, herztaez «naelchen. Die
Buben, nun. das sind eben Buben, tza
isi nicht viel zu sagen.« —- Und to
ruft Fräulein Ehristel das kleine
Mädchen einmal zu sich, als sie es mit
seinen flüchtigen Schritten auf der
Treppe hört. Wirtlich ein nettes
Ding! Und so zutraulith Nennt sie
gleich »gute; Fräulein«. Na, da ir:t
sich die Kleine freilich gewaltig. »Gut?
Ich bin gar nicht gut!« schreit sie dass
ind an. Aber das erwidert ganz
unerschrockem »Doch, Mutter sagt,
Sie tdäten unser guter Engel sem,
und Mutter liigt nicht."
Fräulein Christel lacht, das heißt,
sie möchte lachen, so recht spöttisch
und hart; aber, seltsam, es steigt ihr
ganz heiß in die Augen. Das kommt
davon, wenn man sich mit so ’ne«n
fremden Kind einläßt, welches bald
eine Waise sein wird und sie einen gu
ten Engel nennt! Das dumme lleine
Ding, das nicht weiß, wie sie, Fräu
lein Christel, das alles nur thut, um
sich Ruhe zu verschaffen und Behagen.
Aber das hübsche, zutrauliche kleine
Mädchen hat’s ihr angethan. Jeden
Tag ruft sie’s nun herein und freut
sich an seinem kindlichen Geplauoer
und an seinen blauen Augen und den
goldenen Löclchen. Es spricht immer
so zärtlich von der Mutter, wie schön
es sein wird, wenn die erst wieder
ganz gesund ist, und non den Brüdern.
die es, ein Jahr älter als der größern
förmlich mütterlich zu umsorgen
scheint. »Du-f ich die Buben nicht
mal mitbringen?« So fra-gt’s ein
mal, aber da lotnmt’å schön an.
»Nein!« Kurz und hart. Was hat
Fräzulein Christel mit Buben zu schaf
ten
Und dann striöt die Frau oder-»
Ganz schmerzlos-, ahnungslos schläf:
sie ein. Die Riele ift dabei gewesen.
Fräulein Christel hat die Riete ganz
oben gelassen in der lenten eit.
Die Frau ist begraben. am anderen
Morgen fallen die Kinder abgehol:
und in’s Waisenhaus gebracht wer
den. Fräulein Christel athmet aus —
es war doch eine rechte Unruhe uno
Störung seither —- innner hatte man
an die da oben zu denten, anstatt an
sich- wie man’s gewöhnt war. Trog
dies-e- fnfmxslicktsn Angst-He Ins-i Jst-His
lein Christel in der Nacht gar nicht
schlafen, sie sieht immer das kleine
Mädchen vor sich, die blauen Augen
ooll Thränem den rosigen Mund zum
Weinen verzogen. Das ist ja natü:
lich, jetzt in der Trauer um Iie Mur
ter. Aber so mird’s nun vielleicht
bleiben. Das nette kleine Ding —- es
würde vielleicht nie wieder lachen ler
nen! Der Gedanke daran siört Fräu
lein Christel gewaltig, und sie ist nicht
im stande. sich aus die ruhigen Tage
ungestörten Bebagens zu freuen. Das
soll nicht sein, das Kind soll nicht im
Waisenhaus herkommen. Sie wills
nicht. Es ist ja nur ein kleines Mäd
chen. Das geht am Ende. Wart
ein Junae, um keinen Preis, doch ein
Mädchen, und man wird älter, und
— ach Gott —- so verlassen wird man
sein! -
Fräulein Christel siht im Bett, und
die hellen Tbränen laufen ihr über
die Wangen, und sie fühlt ein gro
ßes Mitleid mit sich selbst. Und nur
im Gefühl dieses Mitleids mit sich
selbst beschließt sie. das Mädchen soll
nicht ins Waisenhaus, es soll bei ihr
bleiben, und sie Tot ’s ausziehen ais
ihr eigen Kind. Uns nach gefaßten-.
Entschluß schläft sie ein.
»Und die Buben?« So fragt die
Mete, als sie der am Morgen ihren
Entschluß kund thut.
»Die Buben? Nun, die kommen
ins Waisenhans, natürlich«
»Ach Gott, ne, Fräulein Ebristel, so
meint’ ich’s ja auch ar net. Jch
meint’ halt nur, das ädel, es hängt
so an den Britdern Und-das-M«ädele
ging am Uno· ueoer ins unpassend-tun
als daß es —«
»Halt Sie ’s Maul, ich will nichts
mehr hören!'« «
So schreit Fräulein Eins-ich aanz
braun im Gesicht vor orn, die Itiete
an. »Es ist doch zu toll. DJH tkeme
Mädchen soll lieber inse- Waisenänuh
wollen, der Buben wegen, als bei mir
bleiben im warmen Jiest?« Geh Sie
sofort bis-»auf und sagen ZieUJ den
Kind, es solle nicht ins Waisen-haus,
ich wolle es qanz bei mir behalten
Zie wird sehen, es wird mit Freuden
bereit sein.«
Nach kurzer Weile erscheint Ricie
wieder, verhaltenen Triumph im
Antlitz. ,
«Nun?«
»Hm, halt o, wie ich mir’s gedacht
bab’! Das- ädele hat's nicht rad’
gesegi, aber das ionni’ jeder sähen»
gefreut hat sich's nicht, und die Buben,
die baden laut geheult, und ich bleib’
dabei, ’s ist besser, sie kommen alle
drei in’s Waisenhaus —«
»Hab’ ich Sie um Jhre Meinung
ein-gis Sie hat’å eben dumm ange
sangem Sie — nun elf ich selbst.««
Das will sie doch mal eben, ob solcher
Unverstand möglich ist. Sie eilt die
Treppe hinan, so schnell, daß sie vor
der Thiir erst eine Weile stehen bleiben
,urn zu Athem u kommen Die
eignen-r angele t, und lo hört
sie das ädchm sprechen: «Runistdie
Mutter schon ganz im himmel beim
Beter tin-d ith gW wir thätete auch
dorte- ein. Nachher wär's aber fchönt
Malt t« en tote allzufenunen
sei-. sei ster, die Mutter und ihr
M ist Si müßt ilyr nun halt ins
IIBeteheni end ich los beim Jesu
WHAT Heiden Die yeeulein
fl je ers Int, dle Mutter
haH asch gesagt, aber so ganz Mein.
wenn ich mit ihr bin, da fürchtet« ich
mich ooch ein bißchen ——' Und dann
hörte oie Lauscherin ein oreistinimtges
Schluchzen zum Erbarmen!
»So, also fürchten thut sich’s. Das
wird ja immer besser! Und da soll ich
ruhig schlafen, wenn ich weiß, das
Dingle sürcht’ sich da neben mir und
sehnt sich noch den Brüdern! Rein,
Vasiir dank ich, dazu ist mir mein
Schlaf doch zu lieb. Do mag’s ist
Gottes Namen mit den Bengeln in’s
Waisenhaus. Und sie reißt die Thu:
ganz weit aus. Da sitzen die drei aus
der Ofenbant, eng umschlungen, ein
Häuschen Unglück. Sie bemerken die
Eintretende erst gar nicht, bis die
ruft: »Hört nur aus zu heulen,
ihr sollt ja nicht au« Minder —- Eh
—· ich — behalt’ eu alle drei; aber
Das sag’ ich euch. i r Buben. gno")’
euch Gott, wenn ihr nicht solgtl Wollt
ihr mich wohl los lassen, wollt ihr —'
Aber sie thun’s nicht« uno Fräu
lein Christel erträgt’s3 nicht nur« daß
vie Buben jetzt schon nicht folgen, son
dern sie ohne Scheu umllammern
und ihre Hände streicheln, sondern iEe
sreut sich sogar darüber und meint,
nie etwas Schöners erlebt zu hab::i,
selbst nicht zur eit des Leutnantz,
als in diesem Augenblick! Eine gar-z
wunderliche Person, das Fräulein
Christell
Die Erbschaft
Bitt-»He aus der Verkrhciinutki von H o n s
zraungruvcr.
Die Zenzin war damit beschäftigt
um Straßenraine Heu zusammenzu
rechn. Da kam just der Göszler Bote
oorbei und ries über den Zaun: »Gu
ten Nachmittag, Zenzin, recht fleißig
allen-eil? Brav, brav!«
,,Dank der Frag, es is nit so aug.
Frei lachen muß ich ollweil. was ein:
imniernial passiren kann.«
»Schon daher,« meint der Bote-,
»zum Mitlochen wär ich grad nit
schlecht z’brouchen. Wes giebtö denn
oft so Lächerbares, daß d’alletoeil la
chen mußt?"
O-- III-Sk- --k1.Ir -k.- .«,t...·t«4 «.-.
UUI WIU Ucith cllls Z(IIUIIITII(
Schreiben aus dem Aittelsact »Das
Briefel, das v’mir heut frud brach
dast. Die ganz Wochen war ich in der
G’fahr, daß ich eppa a erschaft mach.
und hiaz is de Bescheerung wieder in
Bach g’fallen.«
Der Bote fächelt seinem rothen Ge
fschte Kühlung zu. »Du bist a aim
fzias Leut, Zen.zin. Zum Lachen ziemt
mich das nie, Bald man glaubt, hiaz
hat man eppa ein Fisch, und gach
schluvft das Bratl wieder auö.«
»Gut ia,« bedeutet die Zenzin, »aber
ich bin schon fv a tare Zachin, der's
Lachenfackel nit zudali. Dent Dir, vor
a vierzehn Tag triea ich Post, daß
mein Muhm, d·Schlittenmacherin z’
Obertraun, ins Liegen tema is und
daß es herfchaut, sie wird eppa nim
mer. Mein, sag ich zu mein Mann, ’s
alt Leutl hat niemd Rechten zum
Krantemvarten, und so bin ich halt;
übri überm Rappen. —Js aber nit lv s
gnädi gwelen mit’n Sterben. Die
ganz vchen han ich herpaßt, aber auf ;
West han ich halt dena aufs heim-;
gehn denken müssen. So han ich mich :
halt abbfiiat, und nach’n Weidbrunn
sagt die Schlittenmacherim »Dank
Dir Gott, sen-Im daß d’tnich betreut
dast; das vergiß ich Dir mein Lebtaa
nit. Nachher greift f’in Strvhsact
und druckt mir a ileinå Packl in d’
Händ. — »Is- das.1 Kostbarsie, was ich
hjn," weint s', »das han ich Dir ver
meint, ich brauch’s nimmer-. Wird
Dir epva einmal Laugen, mein Gas,
wer wei ·ä denn’« —-Aft han ich halt
fleißig rgeltsg t gsagi und bin pa
dinsp B klein Packl han ich allemil
fest in hänven ghadt drein im Kittel
fack, daß ich's ja nit verlier. nier
cvegen hat mich schon sv viel pangt:
Was wir-W lauvekc fein? Ektza a
mk.k-—-..- AL.— . (
Hiswutuu »Ah u us-« Upcl chLIJl U
Chrisenqeld, a erspartes YlkeinMensch,
bis-U rath, was es eppa gwesen is!«
Der Bote hat inIeß immer längere
Augen gemacht; nun schwur-»Halt er
fund schaute dieser-Hin schier ehrsürchi
::g an. »Woh! etwa a silbecre Schlie
ßen oder I Häuferl Duk::-;r".'«
»Ha« Narr, Du saht-X grr dein-.
Dach aule »Is- mags: ntt erritizen —
JBisz is drekng’lezen, a falsche-« B:f-,,
Das sich d’M-ah:n heimlicherweis hat
machen lgssen weil sie schon junaerweis
Zähne gehabt hat wie a abbrennts
Bauerndors· Na,- hats mir denn der
Zorn lernen daß ich das Glurnpert
schon gleich über d’)2eiten ohi3’feuert
hätt. Ast denL ich mir aber, bebst
PMB lieber aus, es gltnzelt so gol
den. ’leicht is’s ar noch was werth
Daheitn ban ich’g in Kasten g’sperrt
und schon völli vergessn aus die saubere
erschaft —bia,z tiknt beut der Brief!«
Damit hält die lachende Erbin dem
Boten das Schreiben hin.
»Da, les Dir’s selber für!«
hastig schiebt M Männlein die
Brille auf die Nase und hebt an zu
lesen: »Vielgelibte Mahml Es is nit
immer-, wie der Mensch denkt, innigs
rnal kirnt es anderst, indem daß ich
rnit Gottes Hülf wieder gsund bin
worden und urneinader ehen tu. Der
tvegen tuich Dir zu wi en, daß ich
Dich bite unt-meine Zänt, weil ich sel
bige brauchen tu. Ich heb Dir selbige
Eber Irr-items bis rn- »kiihle Cer
Deine gelibte Ma in Rost.« ,
»Da hast die aus in Lock-P fällt
Diese-Hin ein« »Hu hssu ich glaubt,
ichswerd in mein alten Tilg wert zum
Bei n habe-, und hin ist wieder
nix «- Und die beiden lnch en hellen-s in
die lesen-e Sense-last bin-u
.
Blumen der Liebe.
Robellettevon Eduard Stein.
»Um es also kurz zu sagen, lieber
Zahn, ich habe bei einer unalticllichen
Spekulation mein ganzes Vermögen
verloren, und das stolze Gebäude mei
nes langjährigen Fleißes ift zufam
mengebrochen. Es ist mir daher un
möglich, Dich in der alten Weise mit
Mitteln zu versehen, und nur eine ganz
kleine Summe lann ich Dir zur Ver
fiiauna stellen, so daß Du Dich sehr
einschränken mußt, wenn Du Deine
Studien fortsetzen willst.«
Franz Barber war erfchiittert, als
er diesen Brief feines Vaters las. Er,
der flotteften Studenten einer, mußte
fein herrliche-J Leben aufgeben, um als
armer Teufel sich durchzufchlagen.
Wenige Tage, nachdem Franz diese
Hiobsbocschaft erhalten hatte, verkaufte
er a es nur eben Entbehrliche, und,
nachdem er Abschied von feinen Freun
:en genommen hatte, reiste er nach Je
na« um dort feine Studien weiter fort
zusehen
Weit draußen oor dem Thore hatte
er sich bei einem Gärtner ein bescheide
nes Zimmer gemiethet, und mit emsi
gem Fleiß lag er seinen Studien ob.
Mit feinen Wirthsleuten hatte er sich
bald auf einen guten Fuß zu stellen ge
wußt, denn es war ihm ein Bedürfnis
init Menschen zu verkehren, die ein
Herz in der Brust hatten
Als die Osterfetien zu Ende und er
wieder von feinen Eltern zurückgekehrt
war, hierher in fein befcheidenes Zim
Hneh da war es ihm wohler, als er es
je geglaubt.
Die Verhältnisse zu hause waren
«;erriitteter, als er angenommen, und
eine drückende Atmosphäre lag über
feinem elterlichen Heim. Sie lonnten
sich noch immer nicht daran gewöhnen,
daß sie arm waren.
Der alte Mathias, so hieß der Gärt
ner, bei dem er sich eingerniethet, hatte
jetzt viel in seinem Garten zu thun,
Zeigt der Frühling nahte-sich.
«
» Leu us uns Its-sue quuc lqlll ulllll z cl
zählt wie es mit ihm stand Der alte
Matthias hatte versprochen ihm zu
helfen soweit es in seiner Macht stehe
»Vor allen Dingen muß sich die
Brethe mehr um Sie tiininiern, die
versteht es besser, die Wirthschaft zu
führen als Sie. Ernennen Sie meine
lEnkelin zu Jhrein Minister, und glau
ben Sie mir, Sie werden nicht schlecht
dabei fahren.«
Und Franz befolgte diesen Rath.
Er übergab dein jungen Mädchen
ieine geringe Baarschaft und hat sie
für seine Bedürfnisse zu sorgen. Gret
chen war eine Waise, die der Großvater
in sich genommen hatte, als die Eltern
turz nach einander gestorben waren.
Und Gretchen war groß geworden und
aus dein Kinde war eine holde Jung
frau erblüht.
als sie vernommen hatte wie es um
ihren jungen Einwohner stand, da war
ne mit ganzem Herzen dabei, ihm zur
Seite zu stehen.
Sie besorgte ihm seinen haushalt,
und als der ersie Monat um war, da
trnnte sie ihm sagen. daß sie hauszu,
halten verstanden und daß sie von
dem erhaltenen Geld sogar einige Er
sparnisse gemacht.
Und dann plauderte sie mit ihm und
meinte, daß se es schon einrichten
werde, ihm die Soraen zu oertrer den
»Wenn Sie erst Ihre Studien been
det haben, dann tönnen Sie sich auch
eine Stellung erobern;
Sie jetzt nicht den Kon hängen las
sen. «Sehen Sie, « fuhr sie fort, »ich
hahe Ihnen auch etwas mitgebracht.«
Und dabei feste sie ihm einen Strauß
frischer Blumen auf den Tisch Es
waren die ersten die der Garten bot.
Gerührt hot Franz dein
MHPIJIJI ds
nur dürfen »
jungen .
ostsfc its-K «Ys s- ji«-·- l
(
gegangen war, da beugte er sich über
die Blumen und sog gierig den Duft
der lieblichen Frühlingsdoten,ein.
Von jetzt an standen jeden Taa
frische Blumen auf dem Scheeiötisch
des jungen Studenten
So verging der Frühling, und der
Jammer kam und Fran; reiste auch
dieseåmal während der Ferien zu fei
inen Eltern, um dort einige eZit zu
’r-erbrinaen. Als er Abschied von dern
alten Matthias und seiner Enkelin
; nahm, da baten sie ihn, recht bald zu .
ischkeihen damit sk- übek sein Beim-J
’den unterrichtet seien. »Und wenn!
Sie zurücksehren,« sagte Gretchen, ’
»betornmen Sie wieder Blumen, Tag
! für Tag.« i
i Es wollte ihm gar nicht aus dem;
’ Sinn: Und wenn Sie wieder zurück- I
Lehren, dann bekommen Sie wieder
Jhre Blumen, Tag für Tag. »
Es war eine eigenthiitnliche Um
wandlung mit ihm vorgegangen. Seit- j
dem er wieder zu hause war fühlteI
er erst, wie behaglich essrch inseiner i
Studentenwohnunglehtr. Seine An-»
qehörigen llagten unaufhörlich übe-;
ihr Schicksal, während ,er gelernt
hatte, mit dem Wenigen, was ihm
geblieben, auszulommem Freilich, er
hatte eine mächtige Stütze an Gretchen, »
dein jungen und doch so klugen Mäd
chen gefunden, und ith sah er erst ein,
wie viele Ursache er hatte, ihr dankbar .
Its sei-D « ?
Das Wie-versehen war herzlich. Sie
hatten sieh Beide die hände gereicht;
and lange, lange, sahen sie sich in die :
Zuge-. Dann hatte Gretchen ihm
ihre Hände entzogen und war vor
ausgeeitt in das Haus. Er tvar ihr
dann gest-lat, und ais er in sein Zim
mer trat, da stand auf dem Tische ein
prächtiger Blumenstrauß, der ihm grü
ßend zuzurufen schien-: Wieder dahei!
Ja, er fiihlte es: hier gedhirte er din.
Hier, in diese eirfacrie Behausung, nn
er gelernt hatte, daß Reichthum allein
nicht gliickiicki mache.
Er reichte dem jungen Mädchen, das
vor ihm stand und zu fragen schien:
Habe ich es recht gemach22 gerührt die
Hand.
»Ich danke Ihnen, Fräulein Gret
chen.« Und piötziich fühlte er, wie das
Brut in seinen Adern zu treifen bi
gann; und dann hatte er sie in seine
Arme genommen und mit der ganzen
keißdenschaft der Jugend hatte er sie ge
ii t.
Sie liesz es geschehen Sie wußte
nicht« wie ihr geschah. Still rudte
sie an seinem Herzen. Und als er ihr
dann tief in die Augen sad und fragte:
»Gretchen, willst Du dereinst, wenn ich
meine Studien beendet und mir eine
Stellung errungen habe, mein Weib
werden?« da barg sie das Köpfchen an
feiner Brust und ein von ganzem Her
zen tomniendes Ja that ihm tunc-, dasz
sie sein sei fiir nun und immer
dar. —- —
Der arme Student ist einer der
angesehnsten Nechtsanrvälte in seian
Vaterstadt geworden, und Grethchem
sein Weib, dergöttert ihn.
W
Wissqu ohne seite.
Irrt-ganzen Alterthum und auch
noch lange nach ihm hat man Mei
dungsstiicke gewaschen, ohne die uns
unvermeidlich scheinende Seife zu ten
nen; das ist ein unwiderleglicher Be
weis dafür, daß es auch so geht. denn
»wir diirfen annehmen, daß die Akten,
die bekanntlich weiße Kleidungssiiicke
bevorzugten, in sauberem Zustande
Hsich bewegten. Ja, es scheint sogar,
daß dassWaschenssdneSeife Vorzüge
vor dem Seifengedrauch hätte, sei es,
daß die Stoffe weniger angegriffen
wurden, sei es, dass man eine noch
größere Sauderteit erziettex denn sonst
wiss-b- Mnrr fest dmä Ieicht umf- ixbt
Mübe geben« Wsifchrttethooen zu ersin
nen, bei denen man der Seifenantvem
dung nicht bedarf. So wird fotgenoes
Mittel angegeben wolle-te Zeuge ohne
-e fe völlig rein zu waschen. Man
bedient sich dazu fein geriebener weißer
Kreide. aus der man mit Wasser einen
lziemlich dicken Brei macht. Mit diesem
wird das Zeug wie mit Seife in
warmem Wasser ausgewaibenx das
Zeug bleibt dann noch einige Zeit im
Wasser liegen. Alle schmutzigen und
fetten Theile werden dabei von der
Kreide ausgesogen. Am Ende der
Operation sorge man dafür, daß
durch fleißiges Ausspiiien mit Wasser
sämmtliche Kreide aus dem Gewebe
entfernt wird.
Die gröste samt-Oh
Der österreichische Linienschiffs
Lieutenant a. D. Epuard v. Normann
Friedensels bat eine Schrift über Don
Zuan d’Austrt.: und die Schlacht bei
eponto vers-sit, jene Schlucht, oie die
größte Seeschtacht genannt werden
kann, denn nur in der Zerschlacht bei
Salamis, 480 v. Chr» lämpsten mehr
Schiffe gegen einander. Jn der See
fchlacht von Leponto. 7· Oktober 1571,
lämpften M christliche Galeeren mit
etwa 80,000 Mann gegen 277 türki
sche Galeeren mtt einer Bemannttng
von 120,000 Mann· Die Christen
verloren 12 Galeeren TM) Todte und
gräen 14,000 Verwundete. Hingegen
uteten sie 117 tür trirbe Galeeren
und 13 kleinere Fabrzeugex 80 Meli
sche Galeeren sanken während ver
Schlacht, 30 wurden von ihren Be
rnannungen auf den Strano gesetzt,
und sur 49 türkische Galeeren entta
mssi « Thos-- h--I·I--- Its-I- u
u- Cis-»H- o-··» tiuq ves
schiedenen Anqaben 2t)«s)()()—26,0()0
Indie, 30—50,00() Verwunoete, 5000
Gefangene. Weiter wurden 12,0()()—
15,000 aus der türkisch-en Flotte be
findliche christliche Rudersispwen be
freit. Don Juan o’21uflri.i· oer die
riesige christliche Flotte, in Ier nean
spanischen, piipftlrchen und venennnis
ichenGaleeren Tinlrngtkner uno Hirn-J
nex Schiffe kämpfte-m befeh!:zce, war
kaum vierundzwanzig ali.
»Nehm- Nnuie, da hatte die
Pausen
Alg Kaiser Wilhelm IT und Prinz
«einkich noch kurze Hosen trugen, fah
ich deren GroßviiieL oer alte ehrwür
sige Kaiser Wilhelm I. einst veran
laßt, Prinz heim-ich eine lleine körper
liche Ziichtigung zu ertheilen Prinz
Wilhelm, dein die Sache riesigen Spaß
zu machen schien, sagte voll Mitgesiihl
zu seinem Bruder sein« »Sieh’s:s:
Reute, da hoffe die aute«. Erstaunt
über diesen nicht gerade hossiihigen
Ausdruck der prinzlichen Gefühls-,
fragte Seine Majestät die Hosschran
zen, ob sie je in Gegenwart der Pein
zen solchen «Slang«' gebraucht hätten,
was pro-unt verneint wurde. Kaiser
Wilhelm erzii ie seinem Sohn, dem
Itsnprinzen riet-riss, den Vorgang,
woraus dieser lachend erwiderte: «Das
hat der Bengel von mir auf eschnappf.
Ich als mich veranlaßt, Wi heim einst
die öschen ein wenig stkatnm zu zie
hen und als die xeeution vorüber
war, sagte ich Zu i :«.,Sieh’sieNaule,
da haste die Pause«.
Etheuchäie Fund-me und sasche
Steine nd m daran in erkennen,
.an ße ive zu groß sind. ,
Kurze Nett
»Wie lange dauerte die gestriges
filheung der Pkemieke — «
dauerte mich volle Drei Stundenl«
Auf dem Balle.
»Warum sagt Denn die kleine Me
:.».ns.ek·,.Ji1«Z —,,Weil sie seht f
hanz Ist. und Da glaubt sie Imm
man mache ihr einen Heirathsantra
Arg zerstreut
Hotelte:: »Zuk- Klagen eingela
fenZ« —Kellner: »Ja. Ein Profess
hat sich im Beschwerdebuch über sei
Fuu dellagtl«
Ietschnupph
Spund: »Ich glaube gar, Du hu
Dorn auf den Händen?« —- Süffel
»Im Das kommt vom Nachhausegebnl
Ist-let Druckfehler. »
se: Hjuslehrer des jungen Prin
;en, dessen Fossunqsvetmögen etwa
zu wünschen übrig ließ, hielt ihm ein-e
Vortrag über Schädelleete (lehke).
Museum-ni. , -
Der kleine Emil: »Papa, giebt e
auch Thiere, die,Vetmöqen besehen
—Papa: »Wie kommst Du denn d
kauft« —.Emil: «NJ, man sagt
—- Kapitalvieh.«
Ein Muster-füttern
Hiaäl sin! Witthshaus): »Ja, ja!
—J5ackl lnach einer Pause):
lim!« —Wiktl1: »Geh, böcks doch m
Eurem Politisiten aufl«
Tbeuekek Nati.
Gattin: »Höre, Heinrich, ich habe
mit eine Auswahl in goldenen Col
l:ekz kommen lassen; zu welchem diese
kostbaren Stücke würdest Du mir
uthen2« -—G.1tte: »Ja, da ist gut:
Rath theuer!« .
Wenn dte Herrschaft tut Ie- cufe tfj
Ztubenmäschem »Sagens, Johan «
könnt i net ganz gut die Gnädige vor
Ttell’n?'« —-Dienet: »Na, Malt, un
verschämt genug sind Sie beizul«
, Unnithis sanftem
Fes. Laura: »Wie? Sie gehen die
seåJahr nicht in s Seede
Hebt denn das zus« —Fr1. artha
»Ja, haben Sie benn nicht gehökt, da
ich mich verlobt habe?«
Ums-trieben. (
Ilnterosfizier Uuni Einjährigen, der
fälschlich hinten akn Pferd steht):
. »Aber, here Doktor, da bab’n Sie nu
so und soviel Semester Veterinärme
Iizin stuoirt, und nu wissen Sie ni
mal, wo’n Pferd sein' Kopp hatt«
Oestsuduissr.
Mutter: »Ach was! Häßlich
Säbelbein! Glaubst Du, ich half s
neue: t den Vater wegen seiner Sch«
beit qenommen?!« —Vater: »Und i
Iie Mama?!«
Fassissiisunentar.
Mann: «Gestatte mir zu bemerken ,
Liebe Frau baß Du graue haarebe
kommst, ich habe noch keine. « —Frau:
»Ich richte mich nach meinen Klassi
kern und spreche: »Sei-nich mir graut
vor Dir!«
Unser-stetem
Reqisseur Cbei oer Ausführung-de
»Näube:', als das Publikum psei
miitbeno auf die Bühne stürzen
Meine Herrschaften, bedenken
doch, daß Sie Da zur hälfte
Schiller nxjt auspseisen!«
wes-essen
,,Jst denn Ihr neuer Kollege no
tnmer so eiisrg wie in der erste
Zeit?« --»O nein! Jetzt haben tot
ihn schon so» weit: baß er nur no
das-den so viel akoeiie1, wie mirs !
Ist-reiflicher Traum. ,»
Gattin: »Aber, Marti, Du siehst j
aanz verstört auss« — Sonntag
jäaert »Ach, denk« Dir, mir hat he
Nacht aeträumt, ich sei daraus an«
ioiesei1, bei den schlechten Zeiten mei
Famil-e durch die Jagd zu ernähren!
Vernahm-irr ,
Dame-. »Ich habe acher Jhre Ei
iern wünschen, daß Sie nicht mi
sondern Lucn heirathen . . . Nun, Luc
ist sowhl aeittreich als schön —«
Er lschtvärnxerisch): »Aber ich ivi
keine geistreiche Frau, ich will kein
schöne Frau — ich tvill Sie!«
—k
Probntes Mittel.
» . . So, Jhre Frau ärgert Sie nu
selten mehr?! Wie haben Sie den
das zu Wege gebracht?« —- «Ga
einfach! Ich verbiete ihr, sobald s·
mich einmal ärgert, mir etwas vo
Klatsch aus ihrem »Aränzchen« zu er
zählen! Da hab’ ich dann lange Ze
wieder mein-: Ruh’!«
sei-rathen.
Richter: »Sie sind des Einer
bei dem Rentier Goldstein angele
Die rassinrte Art, rnit welcher-«
nbruch verübt wurde, läßt dar
s ließen, daß der Etnbrecher sich ei
oder mehrerer Komplizen bedient h
»Was haben Sie nun aus die Ansch
digun zu erwidern?" — Angetl
ter: ,, ch muß den schweren lieer
zurückweisen. Jch habe weder frühe
noch seht einen Komplizen ehabt,"
weiß auch gar nicht, was das it. ch
säabet mich nur meines Brecheisens
l ·en .«