Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 21, 1902)
— , Spitzbttbin. Eine Geschichte von Dugo Klein. »Die kleine Universitätsstadt besaß eine «Ethische Gefellschaft«, und diese seranstaltete einen Vortragsabend. Natürlich waren ans diesem Anlaß - Ille angesehene-r Familien mit Frauen - und Töchtern inder Concerthalle ver arnrneli. Schlag acht Uhr bestieg H- rosessor Wedetind, Präsident der f .Ethiichen Gesellschaft«, eine echte, dünne Gelehrtengeftalt mit verwitter ten Zügen, langem haar und zerza , flern Barte, die Estrade und hielt sol l MAnsprachu «Verehrte Damen und Herren! Das Mögezeichnete Mitglied unserer Ge ellschaft, Herr Dozent Dr. Emil Lchivarzlopn der eben von einer Stu dienreiie in Frankreich und Spanien uriickgelehrt ift, war so gütig, uns sie S Photographien zur Verfügung zu stei len, die er in diesen Ländern von den großen Denlmiilern, Pracht-bauten und entzückenden Naturfcenerien auf genommen hat. (Stiirmifcher Au » platt-U Wir sind nun so frei, Ihnen nachbiefen Photographien mit Hilfe · des Skioptikonö aus dem Projeltion5 Schirm eine ganze Reihe verarbßerter ilder erscheinen zu lassen. Urahns I ies Bradorusen.) Zu diesem Zivcst » wird der Saal verfinstert. Ich werde rnir erlauben, jedes der erscheinenden Bilder vorher anzusagen« Unter abermaligem Beifall gab der , Professor dem Diener ein Zeichen, und , die Verfinfterung des Saales erfolgte. Der Professor derlündete mit erho , bener Stimme: »Der monumenlale Sarg Raps-s leons im Invaliden-Dom.« llende Heiterkeit begrüßte das Vi d. Als der erfchrockene Professor dahin blickte, war er einen Augenblick ganz starr. Weder vom monumeniaien Sarge nach vom Jnvalidendom war ’ eine Spur zu sehen. Dasiir war auf der weißen Fläche die reizende Schar , tengestalt einer zierlichen Balletense F erschienen, Kufzhiindchen dem Publi kum zuwersend. Der Saal erhellte sich wieder, das i Bild verschwand, aber die Versamm lung lachte noch immer. Der entsetztc Professor lief rathlos zu KLEMM-pp kn-—t kr-..s« IV p, Icc M ULL still-u Osten instit-. Dieser wollte ihm antworten, aber . .. seine Braut, Fräulein Einmeline Rock-, und deren Mutter. Frau JiistizräthTu Koch, die neben ihm saßen, erhoben jich demonstrativ und verließen den Saal Illlgemeiries Zischein und Flüstern. Herr Dr. Schioarzlopp folgt ihnen in:t verziveisel Gesichte in die Vorhalle. Man reett ie Hälse, sieht aber nur sie Justizröthin gestiiuliren und den m:: lerischen Reinbrandt:Hut ihrer Tochtkr tin Ausaange verschwinden. Mit ienilich erbitterter Miene tehrt der Zunge Dozent in den Saal zueiicl und nimmt wieder seinen Plas ein. Prot. Wedeiind hat indessen seine Fassung wiedergeivonnen und besteigt wieder die Estradr. Man begrüßt ihn mit göndetlatschen und ironischen Braba usen. Er hält eine neue Ansprach:: «Berehrte Damen uiia Herrenk « (Neuer vApplauw Auf ganz iinertliiig liche Wei e hat sich in die Sammlung des Her Dr. Schivarziopp ein un Ratthastes Bild verirrt. Nach-m use: «Oho!« --- »Wa: ja ganz hübsch!«) Das Bild an sich war 1.. anz hübsch und hat auch iiiir gefallen Siiirmisches Hänbetlatschen), aber eine Vorzeiguna entspricht nicht gar-z en Zwecken ver Ethischen Gesellschaft Geiterieit und ApplaugJ Wir bitten deshalb um Entschuldigung. Belieben Sie darum den ernsteren Bildern, Die nun erscheinen werden, Jhre AusinerL Emieit nicht zu entziehen. lEr giesst in Diener ein Zeichen, der Saal ver tinsiert sich wieder.) »Der meintener deile.Sarg Napoleons im Invaliden - om.'« « Dieses Mai erscheint das richtieze Bild, allein laute Heiterkeit begrüßt den monumentaleii para. Die Ver xammlung befand sich nun einmal in er ausgelassenen Stimmung, und wiederholt ertönten Ausruse und Ge lächter auch in der Folge. die mit dem im Ganzen ernsten Charalter der Meinst-kleiner und den etläutetnbkn Äiifgfiihrunaen Des Professor Wede linb wenia im Einklang standen. Der nnbebeutenbste Anlaß toectte bie gute Laune der Gesellschaft. So lustig war» es an einem Vortrage-abend der Ethi schen Gesellschaft noch nie gewesen. Sehr heiter gestimmt verließen auch die Anwesenden den Saal, als Der Vortrag zu Ende war. Nur Dr. Schtvarztopp. eine sehr gewinnende he Erscheinung mit sympathischen « iigen atte seinen Humor nicht wie hergesunben Sehr ernst unb noch immer rnit oerftörter Miene begab er sich zu Pros. Wedetinb, der nun mit einer·Toehtec aus ber Estrade stand untb oie photographischen Platten ord ne e. , »Es ist mir unfaszbar, wie das schauerliche Bild unter bie Sammlung veratben tonnte -—" s, »Wa- es teine hrer Ausnahmen?«« »Tag wohl, a r sie gehörte nicht sur Sammlung. Und dann mußte ja die Sache früher bemerkt worden sein Is steckt ein Schelmenstiick dahinter. W bitte um eine strenge Unterfa ng —--« »Wohl, wohlt« saate der Professor lächelnd »Ich ivill eine strenge Unter gehung einleiten, aber nur unter der bingung,0v1i Sie mir auch Ihre sanze rivate ammluna zeigen, oie swkxe die Zessentliehteit bestimmt tm die Sie von Jhrek Studien sure aus-mai w Und mit einem moauanten Blicke entfernte sich der Professor, um mit seinem Schreiber zu reden, der ain Slioptiton manipulirt hatte. Der Scherz des alten Herrn machte auf den Dozenten durchaus teinen et - heiternden Eindruck Das junge Mär chen, das bei ihm zurückgeblieben war, sah das und sagte: »Sie haben Recht, herr Doktor, es steckt ein Schelmenstiick dahinter." »Nicht wahrt« »Und ich glaube sogar denThiiter zu tennen —-« Ah!« JJch will ihn verrathen wenn Sie l verspreche«n, Papa davon Nichts zu sagen —« ,,,Nun ich hätte zwar eine exempla rische Bestrafung gewünscht; wenn Sie jedoch die Bedingung stellen s-« »Der Thäter hatte wirtlich nur ei nen Scherz im Sinne Es reizte ihn, unserer tleinstiidtischen priider Gesell schaft und unsern würdigen »Ethi tern«, die alle Erheiterung von den Vortragsabenden ausschließen woll n einen Possen zu spielen und etwas lllt in die große Versammlung zu brin gen Wir leben im Fasching Soll man da nicht eine harmlose Cornet-als posse ausführen diirsenZ . . . . Wenn der Thäter indessen geahnt hätte, daß Ihnen die Sache Unannehmlichteiten bereiten, Sie mit Ihrer Braut ent zweien könnte, so würde er dieDumni heit wohl unterlassen haben· Er em pfindet aufrichtige Reue —« »Wer ist est« »Ich selbst « « Der Junge Gelehrte blickte überrascht »das Mädchen an, oem er bisher tau: n Beachtung geschenkt hatte Er sah eine schlanke, seine Gestalt, ein reizendes Capricengesichtchen mit Grübchen iii den Wangen und einer Fülle der Spitzbiiderei in den braunen Augen, oie sich jetzt beiniihten, einen ernsten Ausdruck anzunehmen. »O, mein Fräulein —- was haan Sie da gethan?« »Es thut mir herzlich leid seien Sie mir nicht böse! Jch will ji versuchen Alles gut zu machen. . »Gut iiiachen?' sagte Schwarztopp bitter. »Wie wollten Sie das?« »Ich will Jhre Braut aussuchen, will ihr sagen, daß Sie ganz unschul » s imki imh Mir irti nie llihotoarantiie eingeschmuggelt habe —« »Das wäre eine Lüge." Er schik telte das Haupt. »Nein, mein Fräu lein. Es find nur zwei Dinge mög lich. Entweder thut meine Braut Den ersten Schritt zur Versöhnung« nach dem Affront, dessen Zeugin Sie auch waren —- dann wird die Sache ohne hin gut; oder sie thut diesen Schritt nicht —- dann sind wir gejchiedene Leute." s . »Brado!« sagte das junge Mädchen ;jeurig. »So gefallen Sie mir! Ich will sgegen Jhre Braut Nichts sagen — — ge wiß Nichts —- aber ihr Betragen hat mich empört! Sie hat, Sie ja vor al len Leuten blosgeftellt, hat vor hundert . Menschen förmlich mit Ihnen abges; hrochent llnd wegen einer dummein Photographie! Was ist denn daran?« »Ja, was ist denn daran-« wieder holte der junge Mann wüthend. »Das Fräulein konnte sich doch den ten, daf; Sie nicht nach Paris gejahrm sind, bloß, um alte Dentmäler zu stu diren —-«' »O!« »Man mir Das an Stelle Ihrer Braut passirt, so hätte ich wahrt-hem lich gelacht --— ich liebe nämlich die durtrnäuserischen Männer! Dann bäte ich vielleicht einige Stunden mit Ihnen geschmollt s-- denn eine tleine Strafe verdient die Verirrung schon. Aber vor allen Leuten hätte ich meinen Bräuti gam nicht beschämt, dessen können Sie sicher feint« »Sie find ein wackeres Mädchen!« sagte der Dozent, indem er die schöne Professorstochter mit wachsendem Jn tereffe betrachtete. - »Und wäre ich ein Mann —« rief sie mit gerötheten Wangen und blitzen den Augen — ,,Nun, was thaten Stei« fragte Dr. Schwarztopp lächelnd. »sich ließe mich nicht derföhnen, be vor ie sich nicht gründlich gedemiithigt mal sthsnisb um Neu-thront nebst-n s- - -«-------, --..- -, » hätte!« Nun lachte er schon. »Sie wären aber recht grausam, lie bes Fräulein! So hart tönnen toir Männer den Frauen gegenüber gar nicht sein.« Jn diesem Augenblick lehrte der Professor zu den Beiden zurück. »Na, ich sehe, Sie sind wieder hei ter. . . . die Sache verdient wirklich teinen Aerger - war ja ganz unter-« haltlich --- unsere Abende sind ohnhin so langtueilia!'« »Wenn Sie das sagen, Herr Pro fessor —« »Warum soll ich’s nicht eingestchenZ —- A propog! Wollen Sie nicht noch der Aufregung mit uns zum »Luchsen« kommen? Wir finden uns heute dort mit einigen besceundeten Familien zu saminen, um ein Bigchen heiter zu sein.« — »Aber mit Ver niigeni Es ist mir sogar lieb, eine -« lasche Seit trintzn und zeigen zu können, das ich inir aus gewissen Dingen nicht viel mache.« Er blickte bei den Worten das junqe Mädchen an, das ihm beifiillig zu nicktr. —- — «Run, so kommen Sie!« sa te der Professor. »Man wird uns s on er warten.« -« Aus der Straße ttas der Prosessor einen Eollegen, der auch den Weg zum «Luchsen« nahm und sich der Gruppe anschloß· Schwanpr reichte dem — Mädchen den Arm und ging mit seiner Begleiterin voraus. «Nur nicht weichen unb wanten!« flüstert-e ihm die Kleine zu. »Ich fürch te nur, Sie werden im legten Augen blick vie Waffen strecken. —- Es schien Jhnen so nahe zu gehen —- so nahe vqß mir anz entsenlich reumiithig wurde. agen Sie einmal —- haben Sie sie seh-e lieb?« »Lieb? —- Jch glaube, davon war zwischen uns gar nicht die Rede· — Der Justizeath sprach mit so lange von seinen hohen B:ziel)ungen, und ich lernte in seinem Haus-: einige so vor nehme Leute kennen. baß ich mir’s zur Ehre rechnete, um bieHano seinerToch ter anhalten zu können. Man gebt leicht Verpflichtungen ein. wenn Das Herz anderweitig nicht gebunden ist.—— Und man thut aus Eitelkeit und lii: cherlichen Ansehng willen viel, wozu man sich nie verstehen tönnte, wenn man sein wirkliche-Z Glück im Auge hötte.« »Ah, wenn es so steht, dann rathe ich Ihnen. sich überhaupt nicht versöh nen zu lassen ---—« »Glauben Sie?« »Seien Sie froh, ihr entkommen zst seini« sagte die Kleine eifrig Der junge Mann bliclie sie lachend an, Und er wünschte in diesem Augen blick, derAnkeren wirllich ledig zu sein So gut hatte ihm eigentlich noch gar Keine gefallen, wie diese da, wiewohl sie ihm eigentlich einen rechten Possen gespielt hatte. Jm »Luchien« wurde man mit lan tetn Halloh empfangen. Es war schon eine große, lustige Gesellschaft beisam men, die eer Vortraggabend der»C-thi schen Gesellschaft« inertwiirdigeeweise sehr angenehm angeregt hatte. Eine Flut ausgelassener Witze ging auf den Dozenten wegen seines Balleteuseni Portraitsj nieder. Da er selbst in gu terStinimung war, replizirte er schlag fertig. und kiellnterhaltung ließ nichts zu wünschen übrig. Es war teine halbe Stunde vergan gen, so wurde Schwarztopp hinaus-ge rufen. Er lam schon nach wenigen Minuten zuriichund seine Nachbarin, vie leine Andere war als Die Profes sorstochter, sah eg ihm am Gesichte an, daß draußen Etwas vorgegangen war. Er begegnete ihrem fragener Blicke und nidte ihr still tu. k »Man bat mit in aller Geschwin bigieit Briefe und Geschenke zurückge schickt nnd Die Gegenstiicke verlangt. Jch habe erklärt, sie moraen in aller Frühe abliefern zu wollen« I »E-.s ist also Alles aus-« » l »Alle"5.« »Und daran bin ich schuldl« -,,Jch bante Ihnen dafür!« »Wirt1ich? Aber vor einer Stunde hat Sie die bloße Möglichkeit Dieses ; Llusaanges unglücklich aemachtl« »Den einer Stuan ja! Vor einer Stunde « — habe ich Sie noch nicht ge lanni.« »O, Herr Doktor! Das meinen Sie nicht ernst . . ·« ,,Glaul-en Sie? Wenn Sie wollten könnte ich es Ihnen beweisen! Ich hätte Luft, mich noch diesen Abend Zu berloben, um jener hochmiithigenPuppe zu zeigen, raß ich noch ein aanz ande res, ein mirtlich wackexes Mädchen er ringen tann!« »Sie sind leicht dabei, sich zu bin den!" »Dieses Mal alaube ich nicht, fehl zu areifen « »Sie meinem-« . . . »Wollen Sies« »Sie müssen sich die Sache aber bie sedMal genauer iiberleaen. Denn wenn Sis- einnial mein Verlobter sind, lieber Doktor s-— mir kommen Sie nicht so leicht freik« »Wirtlich? Wäre Jhnen Etwas da: ran gelegen ?« »Und auf dieMomentaufnahmen bei Balletvorstellungen müßten Sie auch verzichten!« »Wenn Sie keine andere Bedingung stellen . . . Geben Sie mir also einmal die Hand ——--« »Da . . . Und nun -—'« »Nun?« »Nun —spreche ich mit Papa!« Sie machte ihre Hand frei, trat zu ihrem Vater und flüsterte ihm Etwas est-h- t-:-«- ::s.-—..—k.-.r -..t »u. Cis-u onus- uksutususl uus unu dann auf den jungen Dozenten, der ihm zustimmend zunidte. Sofort erhob sich der Professor zu einer Ansprache: »Verehrte Damen und Herren! Nach dem heutigen ereignißvollen Vortrags abend der »Etl7ischen Gesellschaft« lheiterleit und liiirmischer Applauo) habe ich die Ehre, Jhnen von einein Ereigniß Mittheiluna zu machen, das in den Annalen dieser Gesellschaft noch nicht vorgekommen ist. (Hört! HörtU Es hat eine Verlobung stattgefunden "-Liraoorufen und Händeklatschen), die Verlobung meiner Tochter mit dem Herrn Dozenten Dr. Emil Schwarz topp. (Stiirm«ischer Applaus und"·doch rufe.) Wenn wir Jhnen wieder neue Neisebilder von ihm zeigen, werden es HochzeitHReisebilder sein! lBraool Bravols Daß sich unter diese leine Vildnisse von Ballerinen mehr ein schleichen werden, dafür wird meine Tochter schon soraen!« (Neue, langan dauernde stürmische Hochrufe auf das Brautpaar.) Als der Jubel verklungen war und die glückliche Braut mit hochgerötheten Wanan wieder neben ihrem Bräuti gam Platz nahm, flüsterte sie ihm leise zu: »Nun aber lag mir aufrichtig, hast Du mich wirklich ein Bischen lieb?« «Spizzbübin!« sagte er leise »So rasch wie Du bot noch lein Weib ein herz neitohleni" — Kltnsilerfahrten. Oumoreske von Viktor v. Bei-net Jn einem Kreise von Künstlern war dieser Tage davon die Rede, wie feder zu seinem Beruf gekommen sei. Dabei erzählte L».., einer unserer gefeiertsten Sänger, die folgende drol lige Geschichte: »Wie Jhr wißt, mimte ich früher — es ist schon lange het, — irn Schauspiel herum und sollt-Ihr er fahren, wieio ich zum Unisatteln kam. Mein drittes oder vierte-H Engagement war Spandau. Jch sage Euch: pil feinl Wir bekamen ziemlich regel mäßig unsere Gage, und da auch das Essen, welches uns unser Direktor, der auch gleichzeitig Nestanrateut war, verabreichte, nichts zu wünschen übrig ließ, so hatten wir alle Ursache, zu frieden zu sein usnd waren es auch. Da machte ich eines Tages die Ent deckung, die uns auf lange Zeit den Appetit verdarb. Schuld daran trug Beppo, unseres Direktorss Affe, der nach den verschiedentlichsten Missetha ten in die Küche verbannt worden war. Finde ich dieses liebliche Thier chen am Ofenvorsdruna sitzen, die Füße in die eben aufgestellte SuPpe getaucht, wie es mit grinsendem Be hagen ein lauwarmes Fußbad nimmt. Jch stütze natürlich sofort nach der anstoßenden Bühne und hole alle Kol legen als Zeugen herbei. Zur größe ren Vorsorge bestimmten wir sogar ein Contite, das in der Küche bleiben mußte, um darüber zu wachen, das; von der »Assensuppe« auch wirklich nur an Fremde ausgetheilt würde — - denn das Ganze einfach wegzuschüts ten, wäre doch wohl eine Sünde gewe sent Wir gingen aber in unserer Unbe sonnenheit noch weiter und verlangten Beppos Entfernung ans der Küche. »So haben Sie doch nur ein Ein sehen« -——— lamentirte unser Wirth und Direktor s« »was soll ich denn mit dem armen Thierchen thun? In der Restauration soll er nicht sein —-— in der Küche soll er auch nicht sein --— ja, was soll ich denn mit ihm thun-Fl« Uns war eg aleichailtia. mag er mit ihm anfing, aber hinaus mußte et und « sehen Sie, das konnte uns Herr Biegelow, nicht verzeihen. Un ieligerweise trcrs eg sich gerade auch, daß er schon zwei Abende eben nur tnapp die Speisen eingenommen hatte und so erklärte er uns denn, daß wir uns nach einem anderen Direktor und einem anderen Theater umsehen möchten· Nothgedrungen entschlossen wir uns auf Theilung zu spielen. ,,Kinder, hier ist aber das Gras ab Seuiähi« sp— meinte unsek Regisseur Bödme --— »wenn es Euch also recht ist« fv fährt meine Frau nach --- « nannte ein odstures Dörfchen - — und tundet die dortigen Verhältnisse aus« Mit strahlende-n Gesicht tam sie Nachmittags zurück.r Ihrer Schil derung nach war es das-«- reine Dorado, das uns dort winkte. Der Saul — berichtete sie —— wäre geradezu einzig und die Einwohnerschaft würde uns mit Freuden empfangen. Der Ort sei allerdings klein, aber immerhin toiirs den wir fiinf bis sechs Vorstellungen geben können. Als wir nach Läg-stündiger Fahrt am Ziele anlangten, empfing uns die ge satnmte Dorfjugend mit dem begeister ten Zurus: »Die Komödianten tommen —-— die Komödianten tommen!« und unserem Wagen dorauglaufend, brach te sie durch ihr mörderliches Geschrei die ganze Ortschast aus die Beine. Vor einem kleinen, nichts weniger als appetitlichen Wirthehaug machten wir thit und erst hier gestand uns Frau Böhme, daß dies dag erste und einizge Wirthshaus des Ortes sei. Der Wirth, welchen unser Zögern wohl beleidigt haben mochte, rief uns noch obendrein höhnisch zu: »Wenn Sie’s nich paßt, denn machen Sie man ruhig weiter —- ict reiße mir um so ’ne Jesellschast jansz und jar nich.'« Wie ein Wiesel kletterte Frau Böh me vom Wageif herab nnd suchte den Erzürnten zu beschwichtigen. »Aber lieber Freund« s— redete sie aus ihn ein s,,'dag ist ja gar nichtbös gemeint. Ich bitte Sie, Künstlern müssen Sie schon etwas zu gute halten« »Ach tvat, Jtiinster, die Sorte tenne ickl Aber in Jotteg Namen, steicht ab« ——-- ließ sich der Dorsdressel endlich er weichen» um indess sofort geraoeans hinzu-zusetzen — — »vorichten Monat ha be ick ooch Künstler bei mich jehabt, die haben Seel jedanzt nnd haben mir dann mit die Zeche jeprellt und so was passirt mich nur eenniall uf Kredit jiebt’s nischt « jar nischt!« Was sollten wir thun?! An ein Weiterfahren ioar schon deshalb nicht zn denken« weil es nng im nächsten Dorf wahrscheinlich auch nicht besser ergangen wäre. Nachdem wir zu Abend gespeist, ver langten wir in unsere Zimmer geführt zu werden. »Zimmer?! Det habe ick nich,« er tlärte der Wirth phlegmatisch. Nach lanqu Zureden erreichten wir wenigstens so viel, daß 'dek Wirth siir die Damen in der Gaststube Heu aus streuen ließ, während tvir Herren uns in der Scheune unser Lager zurecht machen mußten. Zerschunden und mit zerschlagenen Gliedern tamen wir am nächsten Mor gen beim Irithftiiel zusammen und wollten dann den Saal besichtigen. — Nach dem bisher Erlebten waren un sere Erwartungen ohnehin aus Null herabgesunken, aber daß es einen Saal überhaupt nicht gab, hätten wir uns doch nichtkräumen lassen. »Ja, wo sollen wir denn spielen?« »Ja der Schelme« — lächelte der Wirth, — ,,da haben schon janz andere gespielt. Erst vorichtes Jahr eener, der konnte Feuer essen und Schwerter schlucken, wat Jhr wahrscheinlich nich könnt.« Das ging uns denn doch über die Hutschnur und wiithend fielen wis, iiber Frau Böhme her. »Ja, Kinder,« —--- entschuldigte sie sich sp— »ich dachte mir. daß dies nochi immer besser sei, als nichts.« Mit den Schwierigkeiten des Büh nenanfbaues will ich Euch verschonen s-- kurz, wir brachten es zu Stande und ließen austromemln, daß am Abend gegen ein Entree von zwanzig Pfennigen drei großartige Lusstspiele aufgeführt wiirden. Von dem einen der Einatter hatten wir allerdings keine Ahnung und ·da auch nur ein einziges Reclarn’sches Heft davon Vorhanden war, so mußte dieses don Hand zu Hand wandern. »Mir keine 9lngst,'· tröstete uns Böhme, meine Frau bat darin nichts zu thun, die wird schon gehörig souf"s liren. Die Hauptsache ist, fein aus passen.« »Wollen wir nicht wenigstens eine Probe halten?« »J; wo, siir zwanzig Pfennige auch noch droben - — es wird auch so gehen!« Und es ging. Speziell das neue Stück, mit dein wir den Anfang mach ten, tlappte um so vortrefflicher, als einer den anderen in neidloser Beschei esenheit, so lange er überhaupt wollte-, reden ließ. Jhr tönnt mir glauben, daß wir uns dabei königlich unterhielten, aber seltsatnerweise schien auch das Publi tum von unseren Leistungen entzückt zu sein und zwar so sehr, daß eg nach der Vorstellung gar keine Miene zum Verlassen der Scheune machte. »Ihr miißt noch spielen,« rieth uns endlich der hinzugekommene Wirtin »wat Jhr bis jetzt jemacht habt, det is: nich mal vorn Jstoschem jeschweige vor zwee- NieteL Also los, sonst setzt es was« us die Badehose, denn betriigen iäßt man sich bei uns nich — wir sind trene Berliner.« Berathschlagend steckten wir die Köpfe zusammen Endlich entschlos; sich Böhme, nach dem Wirthshaugs zu gehen, um aus seiner Reiseiasche ein anderes Stück zu holen. — » Ja, Profi! Sie ließen ihn unter keinen Umständen aus der Scherme. Die zwanzig Pseu nige wären siir alle bezahlt, hieß es, und er smolle sich wohl driicken -- aber so etwa- giebt es nicht! Hier geblie ben wird! ,,Kinder, das nimmt ein böse-J tind« T --— klagte Vöhtne verstört - wag sol ten wir denn nur machen?! Unsere Liebhaberin kam auf einen s retten den Gedanken »Ich will ihnen etwas vordeltami 1en,« sagte sie und ging mit dank-Ins werther Selbstausopserunn hinaus. Nach einander trug sie den «Hand schuh«, die »Biirgschast«, den »Ton cher«, die ,,’Kindegnrörderin«, das »Mädchen ans der Frenioe«, die »Glorke« und noch einige andere Neu heiten vor, so lange, bis ec- eben nicht mehr ging. Erschöpft trat sie zurück das Publitninblieb aber sitzen und wollte noch mehr. Eine-J nach dem andern mußte nun vor, um durch irgend einen Vortrag die Unersättlichen zu befriedigen ich sage Euch, Kinder, wasJ die für ihre zwanzig Pfennige zu hören bekamen, dasiir bestreitet ein Residenztheater seine gansze Wintersaison. Nun kam die Reihe an mich. « »Ich will ihnen CoupletspJ vortra gen« -—- erbot ich mich — »wenn sie auch dann nicht genug haben, sind die Kerle überhaupt nicht todt zu trieaen.« i ( ( t t dann Gleich darauf stand ich draußen und« - sang die allerältesten G’stanzeln. Da bei paßte ich aber gehörig ausf, damit mir nicht unversehens irgend ein Stuhlbein an den Kon fliege. Aber nein « ich machte riesig Furore und alle Augenblick lief-, sich ein anderer zu dem bemundernden Ausdruck hinrei sien: ,,Donnertvetter, der Kerl brüllt ja mie ein Ochse ·-— fo was macht ihm leiner nich nach!« —— und seht Ihr, damals kam mir zum erstenmal-: der Gedanke, ob ich nicht lieber Sänger werden und mich der Oper tvidinen; sont-. . -—-·· - —- - — « Drei-thrfeigemvireh. Jn Oberikelcsheim wurde dieser - Tage der allgemein beliebte Gast- T wirth Metzger, genannt »Drei-Ohr feigeniWirtl)«, unter großer Betheili gung zur letzten Ruhe beftattet. Sei nen Namen derdanlte er folgendem Vorfall: Als seinerzeit der Mordam schlag auf Fürst Bismarel in Kifsin— gen bekannt wurde, äußerte ein in sei ner Wirthschaft zugereister Hand werksbursche, er hätte gerade fo ne macht, wie Kullmann in Kissinaen Metzger war darüber sehr aufgebracht, ging auf den Menschen zu nnd gao ihm drei Ohrfeigen mit den Worten: »Die ift im Namen Sr. Majeftät, die zweite im Namen des Fürsten Biss marck. und die drite in meinem Na men.« t Jus sehne-um « Der Wirth im Hotel »Seit Sonne« hält sehr darauf, nur feines Publikum als Gäste zu haben. Da sieht er zu feinem Entsetzen, wie der Bankier Gokdmnnnk an einem sehr heißen Sommertage, in Hemdiirmeln tun Biertisch sitzt. Er darf den reichen Stammgaft nicht beleidigen und über legt lange hin und her, wie er ihn wohl a f das Ungeschickliehe eines solchen Benehmens in einem so feinen Nestern rant aufmerksam machen könne, da fällt ihm ein, daß Goldmann auch ein sehr eisriger Besucher des feinsten Cer fes der Stadt, des Cafes Nordpol, ist. Er geht zu seinem Gast und fragt ihn: »Was glauben Sie wohl, Herr Gold mnnn, wag der Wirth vom Nokdpol sagen würde, wenn Sie sich in seinem Lolale in Hemdärineln lsinsetzien?« — »Sie glauben wohl, Sie sitzen in der ,,»Sonne«, wiirde der sagen,« entgeg nete ruhig der Bankier. s———-. O- — Wie viel »Quinte«- setnem Ver fasser eint-reichte. Unter den Erzeugnissen der drunter tischen Litteratur ist wohl keines so oft gespielt worden, mie Shalespearfå »Hamlet«, nnd man tann wohl sagen« das-, dieses Den-na, welches sei.f drei Jahrhunderten ein ,,iliepertoii.s Eine-« fast aller Bühnen der Welt ist, im Laufe der Zeit Millionen einncxrorhi hat. Man wird nun vielleicht neugie rig sein, zu erfahren, wieoiel ner groß William einst siir seinen »Hamlet« er hielt· Ein englisches Blatt hat es ge nnn berechnet: es waren unqeiiikjr —-—— 25 Dollargi Trotz Dieser sehr beschei denen Tantieme lsntie Shnlespenre in seiner Blüthe-seit ein jährliche-g Ein kommen von etmn PF-,()00 nnd galt ins-i Recht siir einen Meissan unter den Litternten seiner Zeit. Allerding derdanktc er seiner litternriseisen Thä tiqleit nur den geringsten Theil seines Einkommens-; den größten Theil ver oiente er als Schanspieler nnd als tiichiiqer Geschäftsmann. «---.——« Die Liebe im Katetqfmäk Jm stantnsug herrschen noch ruht .—Dilde Sitten, sich in den Besitz ein«-« geliebten Illiiocheng zn setzen. Lilin hei lpn Tun- iils-srt«i.)l»r tim- UUrzrsm m Abastuman zwölf mit geladenen Ge ivehren bewaffnete Raufasier dagHaitå eineg Dortiaen Beinah-tieris, nmzingrts ten eg, schossen einigemal in die Lust, um die Nachbarn einzusehiichtern, nnd Drangen daraus in das Innere des Hause-» um die schöne Tochter zu rest den. Der Vater war abwesend, ein alter Ontel, der sich den Eindringli.1 gen entgegenstellte, wurde schwer ver wundet und so tampsunsähig gemacht Dass junae IJcädehen schrie und jem nierte laut, klammerte sich trampfhasi an die Mutter und konnte selbst am Gewalt nicht oon ihr getrennt werden. Die Entfiihrer machten tnrzen Proer schleppten bei-de Frauen in das drin ßen bereit aehaltene Fuhrwerk, nnd fort aina g iiver Berg nnd Thal Die unglücklich-e Mutter wurde sehtießJieh aus-.- dem Wagen geworfen, die san-se Schöne zu Dein ihrer mit Zehn-sinnt harrenden Anbeter gebracht. Derar tige Vorgange sind in den tantasischm Bergen nichts Neues, die Nachbarn Verhalten sieh stets passiv dazu, deren jede Hilfe tviire nutzlos, außerdem nie-g auch Niemand sein Leben rights-· Zoaar die Behörde ivaat es oft nicht eneraiseh einzuschreiten, die Racheder halbeivilisirten Völker dort fürchten-. Linszl and hat viel fiir den stautasiss aethan, für die Sicherheit dort steil-eh am wenigsten. « ---——-·0.--- — Vehandtuug der Zähne-. Leider recht oft vernachlässin Tie peinliehe Pflege der Zähne nnd Mundhöhte wird ost, auch in besseres Familien, gar arg Vernachlässigt Unt doch ist die Müh-e, die man zur Zah vsleae verwendet, oft verschwinde-te tlein gegen die Kosten. die der Zahn arzt fordert, oder den Aerger über ei vernachlässigtes Gebiß. Die Haupt reinigung ist am besten vor dein Zu bettgehen vorzunehmen, da während der Nachtruhe die Fäulnißstoffe schnei ler zunehmen, und ihre Thätigkeit a der Zahnmasse eine unaestörte ist. Man reinige mit etwas Schlemm treide und nicht zu scharfer Bürste die Zähne von außen und innen von vorne nach hinten nnd spüle dazwischen tiichtig niit Wasser aus, und reinine durch Gurgeln gründlich den Schlund Letzteres verstehen die wenigsten Men schen und ist e5 sehr geboten, dies schon ganz lleinen Kindern beizubrin gen, da ein regelrechteg Gurgeln dir Luftröhre von allen Schleirnhänten befreit, nnd man dadurch auch- Hat-s lrantheiten vorbeugt. Einer ebens"ot. then Reinigung sollte man auch Mot. aeng seine Zähne unterziehen unduan jeder Mahlzeit sich eines zugespitztem Federkielg als- Zuhnstocher bedienen, wenn nian nicht Gelegenheit hat, sich den Mund augzuspiilen Ein sed einfaches Reinigunqemittel ist eine einfache Kruste von Schwarzbrod. Ei ist aufsallend, wag fiir schöne Zähne man unter den Landleuten findet, die von Schwarzbkod leben, wie auch bei den Soldaten in Deutschland, die be kanntlich das duntle Kommisbkod geliefert bekommen. Nun ist ja nicht jeder Magen aus Schwarzbrod zuge schnitten und verlangt mancherlei recht feine Delitatessen, aber einer Kruste zum Abteiben der Zähne kann sich je der bedienen. Sehr rathsam ist ee, seine Zähne ab und zu von einem Zahnarzt untersuchen zu lassen, Ju Men Usebeln bei Zeiten abzuhelseiu