Der Gerichtsthurm Ztiminaks Erzähkung von L. Gotcr. M ,,——-. .- , ----.-xx—-—x-—----A—xx-I--k— W"f"s (Fortsetzung.) »Das ist doch ein Trost. Jch habe srich immer zu Tode gseiingstigt, bis-Sie glücklich zurück waren. Wenn doch we nigstens die Frau Rathsherrin darum wüßte —·' »Die gütige Mast-a würde aus Be sorgniß für mich mein Thuns verbieten, und ihrem ausdrücklichen Verbote köni te ich nimmer zuwiderhandetw Bald » werde ich ihr und dein Papa Alles ent- » decken- diirfen-. Sie werden mich schil- » tm, rnsir dann aber um des guten Zwe- ; Les willen verzeihen, und Dir, gute ! Christine, keinen Vorwurf wegen Dei- i net Schweigens und Deiner Beihiilfe » machen.« ( »Daß Sie einen Zwecl haben,deriteht i sich bei Jhnen von selbst, Fräuleinchem i und Sie gehen gewiß auch an keinen ; bösen Ort. Wertes-« denn durchaus » noch einanal fein muß, so werde ich zu sehen, wie ich den Friedrich fortschaffe, damit Der Jhr Gehen nicht hört. Es ist dabei nur noch gut, daß es heute nicht so spät geschieht, wie das letzte Mal, wo freilich das arge Wetter da ran schuld war, oder eigentlich das schöne, das noch spat in der Nacht wurde, so daß Sie doch noch fort mußten. Und es iit noch weiter gut. daß es nach dem Regen und Schnee am Nachmittag tüchtig gefroren hat und noch jetzt friert, daß Sie nicht wieder in den tiefen Schmutz treten müssen, wie damals, wo der Friedrich gewiß feine Noth mit Jhren Stiefelchen hatte. Und zulekt ift es noch gut, daß Sie nicht wie damals wegen des hellen Mondschein-?- den einsam-en Weg hinter dem Garten gehen können, und daß die « Herrschaft heute erst nach Mitternacht T i i noch einziehen, wenn vie Herrschaft zu rückgekehrt ist. Warum soll ich unr- ei ner solchen Kleinigkeit willen dieses Haus verlassen, dessen Verpachtung tnir aufgetragen ist« - »Bewachung! Wir brauchen keine Bewachung! Das war nur so eine Jvee von der ängstlichen Frau Rathsherrim Gehe jetzt unD hole die Stiefelchen Oder soll ich gsehenim »Nein, Mütterchenx da Du es durchaus verlangst, so muß ich gehor chen. Aber es wird ein wenig lange dauern, da ich sie erst reinigen muß.« »Du wirst doch leine Stunde dazu brauchen. Wenn ich sie nur urn neun Uhr habe.« Friedrich ging, und seine Mutter kehrte zu ihrer jungen Herrin zurück. »Der Mensch scheint wirklich einen Verdacht zu haben,« sprach die Letz tere unterwegs bei sich selbst. »Aber die Wahrheit soll er doch nicht ersah ren; es ist so besser. . . . Gott sei’s ge dankt, daß es heute das letzte Mal ist! Wenn der Herr Jusiitiar von den nächtlichen Ausgangen seiner Cousine eine Ahnung hätte —« Das- Gespräch blieb nachChriftinens Rückkehr einsilbig, wie zuvor. Die gute Alte blickte häufig aus die Uhr. — »Wass thut nur der Mensch so lange drüben!« sprach sie dann zu sich selber. Es- hatte bereits Neun geschlagen, als leife an die Thiir gepocht wird. »Es ist nnr der Friedrich-Fräulein chen, der Jhre Stiefelchen bringt« . . . Stelle sie auf den Corridor hin, Fried rich!« »Ja, Mütterchen« aber ich möchte Dich unt etwas bittsn iiir meine Frau, wenn das Fräulein es erlaubt.«' »Laß Deinen Sohn eintreten, Chri stine.« , Friedrich ward gerufen und trat grüßend in das Zimmer «Wie ergeht es Deiner lieben- Frau? »Besten Dank siir die gütige Nach frag-, Fräuieint Sie könnte sich woh ler besinden.« »Es ist doch keine Ursache zur Be sorgniß vorhanden ?«" »Ich hasse, nein. Aber ich möchte mein Mütterchen. oder vielmehr Sie, gräuleiry um eine Handvoll Kamillew · hee fiir die Nacht bitten; wir haben den- letzten verbraucht, und die Versäu j fer werden heute ihre Laden schon ge schlossen haben.'· Kannst ja bekommen, Friedrich. Und Du sollst dann in Deiner Be hausung bleiben. Einer Frau ist ims »rner wohler, wenn der Mann bei ihr j ist. Hier wirst Du doch aus keinen Fall : mehr gebraucht, und unser Fräulein iwiro Dein Weggehen bei der Frau Rathsherrin verantworten-Nicht wahr, Fräuleinchen?« - « »Gewiß, Friedrich, Du thätest bes ser, in Deiner Behausung zu bleiben. Die liebe Martia wird Dir unter sol chen Umständen keine Vorwürfe ma chen-; unid was mich betrifft, so siehst sDu wohl, daß ich Deine-Z Beistandeo nicht bedürfen werde.« i »So nehme ich Ihre Erlaubniß gern san, Fräuleinchen. Jch wünsche Jhnen I eine recht guie Nachtt« s Christine ging rnit ihrem Sohne, urn ; ihm-— den erbetenen Thee einzuhändigen. J »Hier Friedrich; mög’ es gut be JtornmenZ Sorge nicht um uns. Das i Haus ist ut verwahrt, und wir gehen s bald zur uhe." ? ,,Jch auch, Mütterchen, wenns es das sBefinden meines guten Weibchens ge ! stattet.« Mutter und Sohn trennten sich nach herzlichern Ausse. Christine nahm Johannckz Stiefel vom Schlosse kommt, wo Sie doch hof fentlich längst wieder zu Hause sind. Das Alles ist mir eine klein-: Beruhi gung » fürchte, Christine, Dein Sohn hat meinen letzten Ausgang wahrge Komm-em« »Der Friedrich? Wie sollte er es deren! Höchstens bätt’ er durch das Uns-sehen Ihrer Ausgehe-Stieselchen m Sonntag-Morgen darauf vermu then können. Jch selber hätt sie putzen können; aber da bätt’ die Frau Rath rin dazu kommen können, und hätte gewundert und mich aus-gefragt. ein; der Friedrich hat sich nichts da bei gedacht-, sonst hätt’ er gewiß ge fragt oder etwas-— That-S .Wenn meine efiirchtuwg gegrün det ist, so hat Dein Sohn sich durch sein Verhalten seit jenem Tage ein neues Anrecht auf meine Dankbarkeit erworben.« »Da wir von Jhren Ausarbe-Siie lchens gesprochen, Jräuleinchem so iilli ntir noch rechtzeitig ein, daß der riedrich jedt jeden Abend dasSchuh wert, welches geputzt werden muß, in Kur Behausung trägt, und es am orgen erst wieder mitbringt. Er sagt, daß er jetzt erst immer sehr spät sit zum Putzerr hat, daß es biet im hart-se stören würde; aber es wird ibm tvoh nur darum zu thun sein, bei sei ner Frau zu bleiben. Da muß ich ihm sagen, daß er Ihre Stiefelchere gleich herüberholt, damit sie hier sind, wenn sie gebraucht werden« »Unterlaß es, Christine. Eine solche Forderung mäßte Deinem Sohne auf allen. Jch werde mich ohne jenes-tie selchen behelfen.« -«Sie wollten in der kalten Nacht in dünnen Schuhen ausgehenf Nein, riiuleinx das leide ich nimmermehr! til-ins es nicht verantworten, wenn ch zuließr. daß Sie sich eine wirkliche Krankheit zuzöaenx ieut sind Sie, Gott ’ chen vom Corridor. —- »Den Friedrich sind wir nun glücklich los, Fräulein chen. Aber ich muß nun wirklich neue Schnürbänder einziehen; sonst fragt er morgen Abend danach·« Die einsilhige Unterhaltung in Jo hanna’s Zimmer ward durch manche längere Pause gänzlich unterbrochen. Endlich sagte Christine, nachdem sie wieder aus die Uhr gesehen: »Es ist dreiviertel auf Zehn, Fräu leinchen ..... Wenn Sie denn doch noch fort müssen — « Johanna erhob sich, legte ihre Ar beit aus der Hand und trat an einen Schrank. — .,Leuchte mir, gute Chri stine.« —-— Sie nahm einen dunllen Mantel u«nd ein ebensolches Tuch aus dem Schranke »Sei-en Sie sich nur erst wieder, Fräulein-them damit ich Jhnen die Stiefelchen anzieheni tann.« Es geschah. -— Johanna hüllte sich in Mantel und Tuch, welch-es letztere auch ihren Kopf bedeckte. —- Christine reichte ihr die handschuhr. «Gehe hinaus, gute Christme, und forsche, sb im- Garten Niemand in der Nähe des Hauses ist. Horche auch ei wenig in vie Alleen hinein.« - »Aber wer sollte denn da sein« Fräuleinchen?« »Willst Du mir diese Liebe erzei gen, gute Christine?« »Du-Darum denn nicht, Fräulein chenz ich »schon.-« Nach heistmeni Entfernung be i sich Johanna ohne Licht in das immer ist-Rathsherrn- auf dem West stri- mit sich ne unend. Dort sp « sey-Deinem S ra le eine Pi .» .--:I»itd« untersuchte Laus dei sz i Ists Am Ladeftocky und auei se sei Dant, noch gesund. Und derFriedi rich? Was geht es Den an, daß Sie Jhre Stiefelchen verlangen? Und wenn er wirklich fragt, so weiß ich schon, was ich ihm sagen muß, da nit er Nichts merkt.'« Da Johanna schwieg, so begab sich die ute Alte in das Zimmer hinab, ivo Ich ihr Sohn befand. »Hast Du die Ausgebe-Stiefelchen unseres Fräuleins wieder in Deine Behaufung aetraqem Friedrich?« »Za. Männchen Was ist damit?« » o hole fie, denn sie werden ge braucht.« , »Heute noch, Mütterchen?«—— Fried rich wurde aufmerksam. , »Jetzt gleich. Unser Fräulein braucht sie morgen in der Frühe; und ich muß heute noch neue Schnürbänder einzie hen, da die alten nicht mehr taugen . . . Nun, auf was besinnst Du Dich da ersti« »Ich habe nicht beniertt, Mütterchen, daß die Schnürbönder in Fräuleins Aussehen - Stiefelchen, die ich doch täglich unter den hände gehabt, un MICITÄ sind-« Da- seestehst Du nichts ich muß es ietfee wisse-X » »Aber die Stiefelchen werden noch Messen fein von dem Regen und . m » « isesMIchItlttagz nnd - Merft reinigt wer JIIII « —- « W- »Es , . ;m -k— VII Schien — .So viel ich davon Mßthz tkt sie geladen; und auch das glindlnttchen befindet sich an feiner teile. Gott möge meine Hand stär ken unzd mein Auge schärfen, damit ich das Ziel nicht fehle, wenn es zuniAeus ßersten kommt!« —- cie legte die Pi stole in den Korb, bedeckte die erstere, in ihrem Zimmer angelangt, mit einer Schürze und büllte«den letzteren in ein schwarzes Tuch. Ehristine kehrte zurück. —- »Jch bin bis zu Friedrichs Behaufung gegan gen, Fräuleincherk Jn: Garten ist nur der Hektor, und bei Friedrich ist Alles still und siniter: da schlafen sie schon.« »Ich danie Dir, gute Christine!. . . . So lasz mich denn geben-« »Aber, was haben Sie denn in dem Korbe, Fräuleinchen?« »Etwas, dessen ich bei meinem Vor haben bedari.'« Ehriftine begleite-te ibre junge Her rin bis zur Hausthür, welche sie öff nete. —- »Auf der Straße ist auch Nie mand mehr zu sehen. Der liebe Gott möge Sie beschützen, Fräulein. andac sund wiederkommen lassen. Jch bleibe wach und gebe auf Jbr Kommen acht.« Es war Neumond. Der Himmel war sternenbell, so daß man auf der von Laternen allerdings nur spärlich erleuchteten Straße die Gegenstände in mäßiger Entfernung erkennen konnte. Eiligen Schrittes wandte Johanna sich dem Seethore zu. Noch außerhalb desselben blieb sie stehen und schaute nach allen Richtungen um sich. Flein Mensch war auf der Straße zu sehen oder zu hören. Darauf schlug sie den Weg durch die Anlagen ein, der eben nur zu ertennen war, und wandte sich dann dem alten Begräbnißplatze zu. An dessen Eingange hielt sie abermals inne und lauschte. Auch bier ließ sich tein menschliches Wesen vernehmen. Ueber die Gebüsche der Anlagen ragte das dunkle Gemäuer des Gericht-thut mes empor; kein Lichtichimmer zeigte sich an seinen Fenstern. Von Ier Stadtkirche hallten zehn Glockenschläge herüber. Zögernden Schrittes-, doch nruthig einen Anfall von Schauer tiwskviunmn betrat Johanna die Ruhestiitte früherer Generationen: die Dunkelheit gebot ihr Vorsicht, un: nicht gegen Leichensteine und Grabtreuze zu stoßen oder den Mantel von dein Ge zweige zerreißen zu lassen. Bald stand sie vor der alten Kapelle-. Sie schöpfte tief Athem, blickte einige Sekunden lang zum Sternenhiinmel empor, stieg dann entschlossen die Stufen hinan, öffnete die Thür und trat ein« die leh tere hinter sich wieder schließend. Jn der Kapelle herrschte die tesste Duntelheit; die schmalen Fensteriiff nungen gewährten nur so viel Licht, daß man dieselben eben gewahren konnte. Johanna wandte sich der hölzernen Treppe zu, ließ sich auf eine der unte ren Stufen derselben nieder, und stellte den Korb vor sich zu ihren Füßen. Es war so still hier, daß sie das Knistern des Bohrwurmes in dem Holzwert der alten Treppe zu hören glaubte: deut lich vernahm sie das Pochen des eige nen herzens. Ein Frösteln übertam sie; fester zog sie den Mantel um sich Plötzlich ward ein unbestimmteg Ge räusch hörbar, welche- aus dem Fuß boden hervorzubringen schien. —-— Jo hanna erschrat nicht; ruhig oerharrte sie auf ihrem Platze. Das Geräusch verstummte wieder. Nach kurzer Zeit aber liefz sich ein Ge räusch vernehmen, aus tnarrenden und rasselnden Tönen zusammengesetzt, welches offenbar unter den Altarstufen stattfand. —- Auch dabei blieb Johan na bewegungslos-. Es ward abermals still; doch nur auf wenige Sekunoen Ein kurzer Schall erfolgte, als wenn ein schwerer und ester Gegenstand heftig gegen Erdreich schlägt. Dumpfige Lust zog durch den Raum. Matter Lichtschiw mer stieg empor aus der Oeffnung, welche sich durch das Niedertlappen der scheinbar von den Altarstufen getra aemn. jeht nur noch auf einer «Sei«te befestigten Steinplatte aevuoer harre. Jetzt erhob sich Johanna und wandte den Blick der plötzlich entstan denen Oeffnung zu. Aus der letzteren wand sich mühsam ein Mann empor. Als er jedoch erst ein Knie auf eine der oberen Stufen gesetzt, schwang er sich mit großer Ge wandtheit vollends aus der Oeffnung. Der Lichtschein von unten liesz eine hochgewachsene, wohlgebildeie Gestalt erkennen. « Johanna tannke den Mann, obaleich Dessen Gesicht, wi: das- ihrige, im Drin Es war Theodor Werne:. Höflich verbeugte er sich gegen Jene, die den Gruß uncrividert ließ. Der aus-. Der Oeffnung kommende matte Lichtichimmer vermochte nicht bis zur Höhe der Fenster zu dringen. «Verzeihen Sie, mein Fräulein, daß ich Sie wieder hierher bemüht; die Umstände müssen mir zur Entschuldi gung gereichen-« —- So begann Werner mit gedämpster Stimme. »Ich bin Jhnen sehr dankbar sür Ihre heutige Pünttlichteit Doch haben Sie dieselbe nicht bewährt hinsichtlich des Brieåez den ich Ihnen bei unserer letten u sammentunst an diesem Orte dittirtel wenigstens habe ich dessen-Wirkung aus JNenZerrn Cousin, den Justitiar, org n· t wahrnehmen können. Des l beschied ich· Sie heute wieder hier r. Sie haben den Brief mit.verstell ter Andschrist abgeschrieben und ihn ans m bpn mir angegebenen Wes-n an sean Mmmungselangen lassen « »M. mein herr, erwiderte o banua, zwar ebensass mit gedämp te! Stimme, aber in festem Jene. »Ja· M schrieb, wal- Sie diltirten, weil ich mich in Ihrer Gewalt befand; aber ich verbrannte das Papier sogleich, als ich mein Zimmer erreicht hatteJ · »Ha, Sie wähnen, mir fett trotzen zu limng ! Sind Sie nicht auch in diesem Augenblicke in meinerGewalt?! Kann ich Sie nicht physisch hier zur Stelle oder moralisch schon morgen vernichten, wenn es mir aefiillt? l" Mit zwei schnellen Sprüngen war Theodor zwischen Johanna und die Thiir gelangt, so daß er ihr den Aus gan aus der Kapelle versperrte, da die Fenster zu hoch waren, um ihr das Einkommen durch eines derselben zu gestatten. »Was hindert mich ietzt« Sie dort in den unterirdischen Gang hinab zu schleudern, wo außer mir lein Leben der Jhr Angstgeschrei, Jhr Todesrö-z cheln vernimmt, und wo man vielleicht erst nach Jahrhunderten Ihre vermo derten Gebeine auffinden wird. Wer lann Sie hier schützen Z« Johanna war bis zur Holztreppe zurückgewichen und ftiitzie sich aus einen nooh vorhandenenTheil des Geländers. Das alte Holzwert knarrte und erzit terte, als wollte es zusammenbrechen, Johanna achtete dessen nicht. »Wer mich schützen kann?« nahm sie das Wori. »Ich wiirde antworten: Gott, wenn Sie an ihn glaubten. Doch giebt es etwas Anderes, was Sie fürchten: Jhr eigenes Verderben. Man wird in meinen Papieren nach einer Aufklärung über mein Verschwinden suchen, und Angaben finden, die Jhre Geheimnifse aufdecken ----« »Ah, Sie sind vorsichtig, meinffriiik lein!« unterbrach sie Theodor in spöt tischem Tone. »Nun, ich oerargeJhnen das nicht. Ich will Ihnen auch beten nen, daß es mit der Androhung Ihrer H physischen Vernichtung durchaus nicht s ernstlich gemeint war. Jcb braucheJhre Beihiilfe, und diese können Sie wir nur lebend gewähren. Voller Ernst aber ist es mir mit Ihrer moralischen Vernichtung, wenn Sie mir zu trotzen wagen. Sie wissen, daß ich sür meine : Behauptung gegen Sie einen Beweis liefern lann -—« ,,Schtoeigen Sie, Nichtswiirdiger!« unterbrach ihn ient Johanna. »Auch l dieie Drohung vermag keinen Eindruck mehr auf mich hervorzubringen. Jch habe sie abgeworfen, die falsche Scheu, die mich Monate lang vor Jhrer frei chen Drohung erzittern ließ; niemals werde ich mich Jhrer periiden Gewalt beu en, wie Ihre unglückliche Schwe ter." »Ist dem wirklich so, meine Ver ehrte, besitzen Sie in der That solchen Muth, dann bitte ich mir zu sagen. warum Sie meinem heutigen Rufe ge horsam folgten, anstatt mit Ihrem Galan, meinem Herrn anuirenten, aus dein Balle des Reichegrasen zu tanzen?« »Sie sollen es erfahren. Damit Sie aber nicht im Zweifel bleiben, wie sehr es mir ernst ist mit dem Zwecke meian Kommen, müssen Sie hören, was ich zuvor zu sagen habe.« »Wohlan, die Zeit drängt heute eben nicht. Der alte Melzer hat mir bereits die Nachioisite abgestattet, und mein anuirent vergnügt sich bis nach Mitternacht auf dem Feste Seiner Erlauchi. So opfere ich Ihnen denn gern einige sonst tostbare Minuten, mein Fräulein. Jch werde ein auf , mertsamer Zuhörer sein.« Johanna bedurfte nur den geringen Bruchtheil einer Minute, um in völli: ger Sammlung sprechen zu können. ,,Jhre Schwester war meine Schul genossin,« begann sie. »Wir lebten je doch zu jener Zeit wie auch mehrere Jahre nachher neben einander hin, ohne uns gegenseitig etwas Anderes zu sein, als Bekannte in dem gebräuchli chen Sinne dieses Wortes. Elisabeth’s ganzes Herz hing an ihrer Mutter. Der Vater hatte sie nie geliebt, hatte sie ver stoßen und mit dem Bruder tonnte sie nimmer shmnathisiren Der Tod der Mutter vereinsamte sie und schuf eine LJIIU wh- ä- Its-m Moses-i Ost Osts te, denen sie ihre Dienste widmete, sa hen in ihr nur den Miethlina. Da führte das Geschick, oder der ZusalLH wie Sie sagen würden, mich nach län- - gerecn Entserntsein wieder ins ihren Weg; ich versuchte und es gelang mir, die Oede ihrer- Herzens, wenn auch nicht völlig auszufüllen, so doch weni ger trübselia zu machen, indem ich ihr schwesteriiche Freundschaft widmete Sie dankte mir durch rührende An hänglichkeit. Unser gegenseitige-Z Ver trauen lannte keine Grenze. Dieses unser Verhältniß aab Ihnen, mein Herr, Veranlassung und Gelegenheit, sich mir zu nähern. Jhre Schwester warnte mich vor Ihnen, aber es hätte deren Warnung nicht bedurft, um Jhret Bewerbuna um meine hand tei ne Folge zu geben« »Aber, meine Bekehrte, ich erlaube mir die Bemerkung-daß Sie mir· da gar nichts Neues erzählen,« unterbrach Thaide »Ich weiß auch, welchem Umstande ich die Zurückweisung mei ner durchaus ausrichti en Bewerbung zuzuschreiben habe. Bgen Sie es auch leugnen: ich weiß jetzt, was mir damals freilich noch unbekannt war, daß Jhr herz schon seit früherer Ju gendzeit Jhreni Vetter, dem jehigen Justitiar, angehört, und dass Sie ihm eine Treue bewahren, deren er nicht würdig ist, da er es nicht der Mühe sür werth erachtet —« Walten Sie inmi« sprach Johanna im erhabenen Tone. »Sei-reißen Sie sich nicht« einen edlen Mann zu lästern und zu verlämnben! Doch et steht zu hoch für Leute vonshrer Art, als baß deren Giststachel bit an ihn heranrei chen könnte. ...« Rein, ich leugne . — nicht, daß mein der- ihm gehört. fett ich der Kindheit entwachsen; es erfullt mich mit Stolz, daß mein herz eine fo wiiidige Wahl getroffen; und ob das seine jemals in gleicher Empfin dung schlagen wird, oder nicht, das meinige bleibt ihm ewig unveränder lich!'« »Mein Fräulein, ich mache Sie da rauf aufmertsam, daß Jhnen das morfche holzroert dieser alten Treppe leine sichere Stütze bietet; ich siirchte eben dessen Zusammenbrechen. Dann aber ertbeile ich Ihnen die Versiche rang, daß Sie durch aus leine Veran lassung haben, sich zu alteriren. Jch dachte nicht daran, meinen Herrn Jn auirenten zu schmähen. Vielleicht habe ich mich eines unpassenden Ausdrucks bedient; hätten Sie mich jedoch meine Rede vollenden lassen, fo würden Sie sich überzeugt haben, daß mir jene Ab sicht fern lag. Aber die Zeit der rinnt; und Sie sind wohl nicht get-im men, um mich solche Herzensergceßum gen anhören zu lassen, die jedenfalls den Herrn Justitiar im- höchften Grade interefsiren würden, fiir mich aber mindestens gleichgiltig sind." »Es ist wahr: ich beging ein Unrecht gegen ihn und mich, daß ich mich von meiner Empörung hinreißen ließ, die beiligften Empfindungen meines Her zens einem Zuhöret preiszugeben, dem jedes Verständniß fehlt. Jch danke Jhnen fiir die Erinnerung, und werde mich der Kürze befleißigen« »Sie würden damit meinem Wun sche entsprechen.'« »Ich ahnte, daß ich durch die Abwei fung Jhrer Bewerbuna einen unver söhnlichen Feind erworben,« fuhr Jo hanna fort. »Wald follte mir die Rich tigkeit dieser Ahnung dargethan mer den· Durch eine ebenso perfide wie ab scheuliche Handlunaszweife. bei welcher Sie auf meine und Elifabetb’5 mad chenbafte Scheu vor gewissen Dingen und unsere Unerfahrenbeit in denselben rechneten, verschnitten Sie sich eine teuflische, diimonische Gewalt iiber uns; Jbre leiseste Drohung ließ uns erzittern, « lief; Elisabetb fiir mich erzittern Doch Sie schienen Groß mutb iiben zu wollen, —- Großmuth nach Jbren Begriffen; ich atbmeie wie rer unt nno trittntc cum o:e strettncstn tu Muth-gen Ter Freund neitter stin: ·ettt , Dass Ideal ttnd Idol meine-: fsrl seIHt lietrttht erworbenen Herzens-, t.:·!·, tut hier Dein Lieds-: nnd- rer We triftig-ten in Dienen-« tFortietzttnq folgt. 11.) --— - — Fortschritte der Ahrmacherktttusi. In Den letzten Jahrzehnten des W. Jahrhunderts tut Die tslettrizitiit eins qttr vielen Gebieten Anwendung ge iundem die bedeutendsten Veränderun rten scheint sie jedoch attf dent Gebiete der lllsrtnrtdiertnnst hervotzttrttien Bis ittnt gegenwärtigen Jahre wurer llltren nnttt rtleicher xUtetlikoe herste ftell:, »Die Vor ltntscsert Jahren. Zelltit Lte Uhren in Tier Lfiice tttto in Der Ttsltrih Die teil Trilhte »ei« W. U Te eorttpl retttz l. rt mer«-ein etehen mit telft Fest-er tan Vencel ttnd werden retteltnixiftist cktitteioqen Eine qiint lickpe LIlttsknnhtre Der sich jetzt tm Markte befindlichen Uhren nmeht nur tsie l5n Oolttr lll7r. Ihr tcsrsinrsskr ttno Pa :ent· til-oder ist Lgcrtr Ell. Gn Hohn, nnd- ihte Heritellqttn neid·ieh. in der tsonrercial tslelextrt Titne Un New Wert tBrott:—-ttn.t·il :.’«; ’ltrcisirettl: Ho kner W. Deiner Wie aug- beiqefiigter Zeichnung her rnrqebt, vertritt Elektrizität die Trieb trait an Stelle der üblichen Feder. Jm Fuße der llhr tnicht sichtbar) find zwei Botrerien deren Stärke l« Vlmpere Stunden beträgt. An Ztelkr der Fe der, und durch die Mitte einecs Elektro nmgrteten oder Zokenoid kiel)end, be findet sich eine Artuatur in Nestnlt eines Stabe, der aus tnagnetiftkiein Material zusammengesetzt ist. Die klrntatur hängt an einein Hebel, der tnit dem Rahnrctdnetriebe in Ver-bin dung steht. Wird das Uhrwert iii Gang gesetzt, ifo sinkt es durch das eigene Gewicht nieder vom höchsten Punkt der Armatur, und drückt du durch gleichzeitig den Hebel herab, der, um gleichförmige Iriebtraft zu sichern, akeitende Bewegung macht, und do durch die Triebkraft eineH regulären Uhrrderks erzeugt. Der Stromkreis der Solenoidsttiolle ist komplet durch den Regukirapparat, über und rechts von der Armatur sicht bar. Er besteht aus einem auf einem Zapfen ruhenden Glaögefäß und be wegt sich durch das Gewicht der Armu tur, an dem einem Ende, wo die beiden Drähte nicht verbunden ssind Jn dem Gefäß ift etwas Quecksilber. In ne toöhnlicher Stellung sind die Dest oben und das Quecksilber unten. Er reicht die Armatue beim Fallen den tniedrigiten Punkt, so berührt sie der-« sGefiiß tdas mit ihr verbunden). bi s das csnde mit den beiden Drähten d - untere ist. Das Quecksilber schließt d )Stron1treis3, der Elektromaanet he - zdie Artnatur zur Oriainalhöbe, un jdas Gefäß erhält wieder seine aufrecht jStelluna, dadurch den Stromtrei Jaugscbaltend Durch eine andere sinn reiche Borrnbtuna wird die Triebtraf der Armntur, wenn iie Mini- Nicht außer Tbätiateit gesetzt. Am Mecha nismus ist nichts abzuniitzern da di Reibung auf ein Minimum beschränkt ist. Das Gewicht braucht zum Fall et was iiber fiinf Minuten, gehoben wird es mittelst Lilettrizität in einer Drittel «Setunde· Die Kapazität der Batte rien, wie bereite- erwähnt, ist 10 Ani peresEtunden oder :«;s;,00t),000 Mill "anipere-3etunden. Alle Fig Minute braucht die Uhr fiir eine Drittel Se tunde its-» Millanibere Zetunden. Da die tslettrizitiit nur eine Drittel Se tunde, die Zeit, in der die Armatu steiat, nötbia bat, folgt, daß die Batke rien aeniigend ttlettriiitijt enthalte um die Uhr iiber Juno Taae im Gang in halten. Die Fabrikanten gut-anti ren jedoch nur drei Jahre. tiin wichtiger Punkt ist noch zis Guniteu dieser Ilbr, sie braucht weder Pendel noch Feder. mit ibr trink-indesb die Notbwendiateit einer persett wag Irechten Basis und sie dient zur Fest stelluna der torkelten Zeit. Dabei toitet die Ubr nidn niebr als eine Uhr ! . mit Federbetrieb -«-—-·-.--s— « ! Die åktefle Wektsprachr. tig ist bekannt daß zahlreiche Met( - »ichent·reunde, oon dem Wunsche beseel«; eine allgemeine Völkeroerbriiderun .berbeizttfiibren, eine Weltsprache »er findcn« wollten. Von allen diesen llnioersalsprachen tVolapiict, Espe »ranto u. s.1d.t, die bis jetzt im Keim linagzuftande aeblieben sind, ist, wie Jetzt lterooraehoben wird, das 1818 von L-----0. sh-- --s- inq4ns c«l--70I«T » ........ « .«».. ... ........ ».-»..,-. i die älteste. 44 Jahre lana gab sich der sErsinder die größte Mühe, diese Spra tche zu verbreiten, ohne nennenswerkhen Ersola zwar, aber auch ohne sich durch - jMiszersolae entmuthigen zu lassen. s»3i)lresol« wird die Sprache genannt, weil bei und in ihr ausschließlich die bekannten sieben Silben der Musit isol, re, mi, sa u. s. ro.) zur Anwen-« dung kommen. Diese Silben werde in der ganzen Welt in aleicher Weise ausgesprochen, keine Nation darf sich rühmen, sie allein zu desihem und man tennk sie selbst dort, wo man oon der tTonleiter keine Ahnung hat. Das ,,Sdlresol« hat nnr einen Feh ler: eH toird bis jetzt noch nicht gespr chen· Aber das ivird schon komme Die Welt wird endlich den Vorzügen einer Sprache, die alles mit sieben Sil-. den sagt und beinah-e noch schöner ist "" alg oag Chinesische, volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wenn man z. B. ,,simi sisol« sagt, so werden eines Ta aes Deutsche, Franzosen, Chinesen, Kanakem Aztekem kuri die ganze Welt missen, daß das »Guten Tag, mein Herr« beißt. Und will man den Ge- s danken ausdrücken, daß Musik, Male rei und Zkulptur viel kiinstlerischen Geschmack erfordern, so sagt oder schreibt man tnöthigenialls in Noten schristt ganz einfach: ,,Zolmisolmi, solladosa re sollamisa misadomi sa solresasol soldoredo«. Das einzig U angenehme ist, daß man bei der Au sprache aenan daraus achten muß, Worte richtig zu betonen und zu tre nen, da man sonst die größte Cons sion herbeiführen tann. : —- ——--·-.-— « Eine Arbeit. die nie beendet wird. Eine der größten Brücken der Wel ist bekanntlich die über den Firth o Forth in Schottland. Um den eiserne Riesenbau vor dem Einfluß der Wit - , terung zu schützen, muß das Eisentoert selbstverständlich dauernd mit eine Anttrich versehen sein. Die Woche schrift »English Mechanik« macht n darauf aufmerksam, daß diefe Ar » an der Forth Brücke überhaupt ni mal-J ein Ende nimmt. Seit elf Ja ren, seitdem die Brücke fertiq getoorbe ist, wird ununterbrochen daran gemal Es sind an diesen Arbeiten 555 Leu beschäftigt Sie begannen mit dem An strich an dem südlichen Ende derBrück und haben Tag für Tag fortgearbe« tet mit Ausnahme der Sonntage un der Tage mit ungewöhnlich stiirmische Witterung Da die Brücke aus z Hauptbogen von 15380 Fuss und zw Userbogen von 1000 Fuß besteht, dotierte die Arbeit volle drei Jahre, b« die Arbeiter am nördlichen End-: a gelangt waren. Die Haltbarteit b Anstrichfarbe tann aber nn: auf . Monate veranschl agt werden. Dara solgt,vas1, die Arbeiten an dem eine Ende sofort von Neneni beginnen m« sen, wenn sie an: anderm Ende auf hört haben Jetzt erhält das ungehe Bauwerk bereits den vierten Anftr Um den Malern die Möglichkeit geben, ohne zu große Mühe zu ie Theil des Eiicnwerts der Brücke aelangen, hat der mit der Aufsicht Brücke beauftragte Jngenieur ein sonderes System von Leitern und A Zügen mit Dampsbetrieb herstellen l en. s—-—-s VirginlscheDamen fordern vorn seneber i res Staates zu ihrem sönliche chen thut den Erlaß eines G gseh das die holde Weiblichleit zum ragen von Revolvern berechtigt. Die Damen scheinen auch ohne Revolver leben genügend .aeladen zu trin.