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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 7, 1902)
Die alte Tante. Humoristischc Exzcchtmizx von Gustav Reisfeld sp aswsim NW grif- zsfsbgfsrmlWls Mysle —-««-«-----v---s --.- — - - - - (Fortfenung ) »Na, alfol« perfetzte Lotbar trium Ihirenln »Wenn Sie es nicht sind, — Isd das wollte ich nur wissen —- dann ist es eine andere, eine Jüngere aus deren Existenz hier Sie ein Gebeirn niß machen und die Sie mir doch verra ben mässen!« »Wenn ich will!« betonte die Baro sin, ihn herausfordernd ansehend »Ich ersahre es doch!« versicherte er ihr siegessewis »Von mir nicht!« sagte sie ihm. Lothar lächelte. verneigte sich tief nnd ging auf sein Zimmer. Die Ba ronin sah ihm nach, bis er verschwun den war-: dann seufzte sie tief aus, bline s selbst den Grund zu wissen, und suchte ; Zum Solon, das heißt: den ihrer Pos- s rin, wieder auf, um daselbst un- ; ri —- an ihren Neffen zu denken. J seCegenAbend war ee und ungewöhn- ; lich warm Aus Zureden ihres besorg- i ten Refer hatte die Baronin das dum- « We Gemach verlassen und sich, von der malitiöfen Fanchette wohl in Sptdls und Decken verracki a: is derj Turasse installirt, woselbst Lvtbar durch Anbringng mehrere Sckuks i stände ein —- wie er versicherte —- rcr 4 jeder Zualust geschütztes Pl atzckeri ge- s schaffen hatte. Nach einer aleichgiiltigen Cenrersa ter begann Lothar plötzlich: »Ihr Mädchenname war Tbusnelda l stifting, nicht mal-r liebe Tante?« s »Ganz recht!« Versetzte die Barcnin, i unmerklich lächelnd »Ich denke nämlich soeben an Jbri sittliches Portrai t!« fultr er scri ; Hoffentlich lassen Sie sich erweichen ’ Mschenlen es mir zum Abschied l III ich sagen wollte: im Grunde ent: 1 cht der sonst ja sekr wohlllingende l me Thusnelda diesem pitanten, M Gesichtchen, diesem riitbfelbaften Usqsssssskss UOLU UUW IIIIsJIOI QIIU« J des reisenden, ichelniischen Lächean M sich leicht um den lleinen vollen Kund lauern den anbetunagwxirdiaen Mcheii, die sich aus der Alabasteritirn kräuseln, nicht. » Jck würde eher i««.«:r Liszt-, Kälbe, Heim, Jlir. Eise —- —«· »Du auf, höre auf, ich bitte tich!« rief die Baronin lachend. »Leiter gab ; m dir nun einmal diesen Namens alle mußt du dich damit akfinden. Sprechen wir ron etwas anderer-Il« .Tante, geben Sie der Wahrheit die Mel Die Photographie ist ganz neu, Und wie ich mich jest erinnere, ent spricht das, was inan vkin Kleide siebt, seinesweas der Mode, die vor fast ei nein halben Jahrhundert herrschte. see ist die Schöne, deren Bild Sie mir so hartnäckig verweigern? Wer if das Originali« »Das Original war ich einst!« ret feste die Baronin spöttisch »Damit mußt du dich nun eben abiindenS Und was deine sinnreiche Bemerkung be treffs der Mode anbelangt, — ei nun, state es dir nicht bekannt sein, daß die ebig wechselt? Wir trugen uns-— in jenen alten Zeiten wie heute! Bist du m zufriedengestellt?« »Nein, denn ich weiß genau, daß die Vaartracht damals ebenfalls eine an dere war! Tante, Sie moliren sich Ober mich!« »Schrecklicher Mensch! Wirst du bald aufhören, mich zn quälen? Tu langte-eilst mich! Jch kann dir nur fa seri, daß ich das Original bin und daß sald sehr alt ist! Begniige dich doch damit und sprich nun endlich von et was Andern-W . »Von etwas anderem! Sie baten M reden! Jeder spricht von dem, was interessirt, und mich interefsirt Iornentan nun einmal nur dieses Mi« entgenete Lvthar lachend. Mann ich dafür, daß tiefes Gesicht sie nun einmal so ausnehmend ge tsmyeberdies —- Sie tragen die J -»Jch’s Inwiefern-« »Sie haben aestekn gesanL Eis ke «a«bsichtigten, mit eine Frau zu riet schqssem nicht häßlich, nutartio, rek UöqendL Tontchen, ich fasse Ver dacht!« »Und unaefänr soa li Die T! hatte ich noch hinzugefüat!« spötfelte Lie satoniw »Und Dein Betracht, wenn man fragen daer« .Tante, jenes Bild —- eg ist jenes singe Mädchen, weiches Sie für mich stimmten, und Sie streiten jetzt nur Men, um mich später desto mehr zu Meteor-schen! Habe ich techt?« Rein, Du neugierjget Mensch! seit aber verschone mich endlich mit Deinen Fragen uno Anspielungeni« »Gut, — wie Sie wünschen!« er Lisette Leiden mit scheinbakemEtnft, end ei in seinen Augen vor Muth en leuchtet-. »Schtieälich ist es ia such gieich, da ich morgen seiib abzu ullen gezwungen bin! Jenes Bild, — IO wird mit immerdar vor Augen Ist-them Ich fühle, ich weiß es: M das Oriainal könnte ich lieben! II es nicht mehr siit mich zu haben Erst-the scheinst imbeweibt —- ich Mc ei here-ji« f vix-oh Du wiss morgen schon ab Ptüf die san-in auc. »Das i noch einige seit, e cis M TMPMMIVRIMJM »Das trieb-M sagte Lothar sehr schwerniiithia. »Aber ich iniiszte mich hier oor Sehnsucht nach meinem uner reichbaren Ideal verzehren, — ich würde oot lauter Sehnsncbt ein zwei ter Wettber werden, und können Sie das einein Gardeleiitnani zumuthen, beste Taritesm »Gottlofer Mensch," stellte die Ba ronin sich erzürnt, »Du siehst Deine alte Tante aus! Worte nur! Aber Scherz beiseit, Du bleibst noch, — ioir müssen uns doch etwas näher tennen lernen!" »So? Jch soll wohl halt a dissel erbschleichen?« sagte Lotbar so drollig. daß die Baronin in ein helles Gesich ter ausbrach, dessen jugendlicher Mang den junan Mann zu der Bemerkung veranlaßte: »Ihr Lachen ist auch noch recht trotzt conservirt, Tantchen!« »Wer kann dafür's."« erwiderte sie heiter, mäßigte aber ihre Heiterkeit doch sofort. «Aptopos, Taute, haben Sie mat me Schuh-e an?« sprach der junge Mann plötzlich. »Wie sagst Dit. — warme Schube?" rief die Baronin out-lässt »Wie meinst Du das-L« »Ich wollte Jhnen eine kleine Pro inenare durch den Garten proponiren, mochte aber nicht, daß Sie sich einen Rbeuinatismus zuziehen. salls Sie leicht beschudt sind!« war die Antwort. »Wie gut Du doch- bist!« oerseyte aie Baionin spitz. »Als iesel habe ich allerdings nicht an! — eine Rücksicht nahme ist etwas übertrieben!« »Bleibt ich nicht! Es thaut bereits und nasse Fiiße zu bekommen, ist sur Ihre Jahre gefährliche« »So? Nun, desto eher wiirdeft Du inich doch treiben!« entschiiiofte es der Baronin unwilltiirlich. »Tante!« « Tief verietzt erhob der junge Offi -i» M- und machte Miene, sich init kurzer, Tteiser Verbeugung zu entfer nen,’als Tie. ihre Unzartheit schnell de reiiend, sich erhob Und degiitigend sagte: »Verzeih’, es war nickt röå ge meint! seminis laß uns ein wenig premeniren!« Schweigend reicktc er ihr ten Arm. in den sie den ihren legte, lind dann stiegen sie langsam die Stufen der Terrasse hinab. durchschritten das Blumenparterre und wandten sich nach dem hinter der Van liegenten Gar ten, Lothar über die zahlreichen Wi dersprüche in dieser sonderbaren alten Frau nachgriibelnd, teren kleine Hand leicht wie eine Feder ans seinem Aermel lag, und die Baronin llopsenten Her zens, das Blut gegen die Schläsen hämmern-In in einer Stimmung, rie ihr neu. unbegreiflich fremd erschien. Es war mitgerweile sast völlia tnntel geworden. Die Lust war lau, sast schwill, unbewegt und erfiillt von den töstlichen Wohlaeriichen der blühenden Syringen, des Jasmins und zahlloser Blumen; im Gebüsch tlaaten mit schmelzenden Tönen tie Nachtigallen Welch gefährliche Poesie siir zwei jung-F Herzen! . ehr und mehr schlug ihr Herz. ihr selbst bisher unbewußt, diesem erst seit so kurzer Zeit getannten Nes sen, an dem alles ihr Interesse sesselte, —- dvn seiner hohen, ri.terlick,en, ge schmeidigen Gestalt und seinem schö nen, männlichen Gesicht bis zu seinem ossenen, freien, liebenswürdigen We sen, — entgegen. Und dass sie nun verurtheilt war, —- durch ihre eigene Laune —- in diesen schweren Rädern deren Gewicht sie förmlich nieder zivsig, in diesen entsetzlichen Schuhen, die ihr sentnerschrcer erschienen, mil diesem entseylichen Umhange, dessen Wiirme ihr Hallenquaten verursachte-, mit dieser fürchterlichen Haube unt der abscheutichen Schmintc im Gesicht gleich einer Greisin an seiner Seite da Finzuwantcn sie, tsie am liebsten bit ganze verhaßt-. Magie-rede von sich ac wusen und ihn verspottet unt über sein verblussteg Gesicht sich geweibei hätte! Jhre Jugend stieg ihr in den Kopf, sie siihlte es unt schwieg, aus Fuecht, eine Dummheit zu retcn oter zu begeben. Sie hatte es sich vorgenom men, sie wallte ihre Rolle zu Ente süh ren, —- sie wollte ihren Willen Durch setzen! . ·Jl,«re Rout! Weshalb aber dieser B"turnmenschanz? Darüber begann sie plötzlich nachzudenken Ianchctte trug die Schuld daran; dieselbe-hatte ilsr bie Jbee eingegeben, sich als alte Frau zu ver-kleiden, und sie war, bline an die Fvl en zu denken daraus eingegan gen. s aber nun weiter? Wenn il«,r Nesse wieder abgereist war, — seltsam, wie ihr Herz sich zusammen ttarnpste bei dein Gedanken, ihn nicht mehr in ihrem Hause zu wissen, ihn nicht mehr sehen zu sollen, — dann nüebe sie schleunigst dieses verbaßte Kostiirn das ihr den Athern benahm und ihren Frohsinn Blume« von sich werfen. Schön, und bann? Dann würde sie, um diese neuen Verwandten beten Familienhaupt nach-ihrem Vet enögen iii ern war und seinen Sohn zum Er chleichen a esanbt, seinen Sols-, det« des Biede- eit und rechtli Sirm etwas derartiges mit Ent e Its steh wies, —- bsnn ersieht Ie, merkt-se neuen sum-wen ren nen zu Lernen. entseder die kraft-in stol e Sina over die lebet-frohe Leonie zu sieh ten-ernen- laffen —- sls erriet und Geselifchafterin, wärt-e e vor ehen —- urrv alsdann der Nicht-e dass eheimnifi enthüllen nnd rnit ihr iibei den enasfilhrten Lothar lachen! « n der aber die Rhftifilation - grifch auffaßtel Er haßte Lug Und tug« Unwahrheit nnd Unllarheit. » hatte er ihr erlllirt, und wenn sie fei nes stolzen. frei n Blickes dabei ge dachtes konnte sie icht anders-, als ihm glauben. Wenn er ihr dann zürnte. fie nicht mehr sehen wollte? Bah, weg rnit riefen this-richten Gedanken! Noch war er ja da, er mußte noch einige Tage verweilen, sie wollte ihn genauer kennen lernen unt dann —- ja, was dann? Jhr Bild —- fie fühlte es, wie sie erröthete, —- eö gefiel ihm; er hatte erklärt, feierlich erklärt, —- es schien ihrn Ernft damit gewefen zu fein. — nur das Original desselben lieben zu können! Lieben! Er sie lieben! Ahnte er, daß sie selhft das Original, daß sie jung und schön war? Nein, sie glaubte es nicht: noch war er rnhftifizirt, nach hielt er sie fiir eine alte Frau! Also war auch nicht an irgend eine Berech nung feiners its zu denken! Er sie lie ben! Wie bei diesem Gedanken ihr tas Blut zum Herzen drängte und ihr Bu fen wogte! Liebte sie ihn etwa auch? Nicht möglich, sie ianrrte ihn ia fa· we nig, und wag war Liebe? Sie hatte sie noch- nie lennen gelernt, die fuße göttliche, aliesSein verwandelnd-a um gestaltentse, allgewaltige Liebe, aber sie meinte, so fchnell tiinne sie nicht lam rnen, —- sie fand Interesse an ihn-» sie wurde suchen, fein Glück Zu begründen indem sie ihn mit Atele Brunlow — — Aber nein, Das ging doch nicht, rai alternte Mädchen und — er! Weg aifki rnit aiefrnthörichten Gedanlenk Die Zukunft würd-e fchon alleRiithfel lösen! est galt es, die Gegenwart zu ne nießen. ihn zu neelen. ihre Rolle durch zuführen und sich heimlich der gelunge nen Mystifilation zu freuen! So lian sie sich denn schwerer an ten Arm ihres Begleiters, so daß diefer verwundert auf sie schaute, und- setzte grarsitiitifch einen Fuß rsor ten ande ren, rnit einer automatifchen Präzi sion, rie sie selhft ergötzte· »Wie schön es heute ift!« unterbrach sie endlich tas- Schweigen Gdsv Ida-Inl« org-Chors- sk nah-n tenvcll. »Aber werten Sie sich auch nicht erkalten liebe Tante2« iiigte er besorgt hinzu. »Sei nndeiorgt!« erwiderte fie. et was erniichtert. ,,Laß uns ein wenig Plan nelsrnen, dort —- aus jener Bank, —- i iiilxle mich etwas ermüde:!" « ie Sie wünschen, beste Tante!« versetzte er verbintlich und ließ sich an ihrer Seite nieder. Dann schwiegen sie wieder und lauschten den schmei zenden Tönen ter Nachtigall. die in dein Bostett, welches die Bank im Halbtreife umschloß, zu ihren Bäumen sang. 'Und abermals fühlten beide sich von unnennbaren Gefühlen ergrif fen, von einein unbegreiflichen Sehnen nach Glück, nach Liebe. Nabende Schritte machten sie auiborchen und weilten sie aus ihrem Sinnen. »Sie sind ein Mädel zum Anbeißen, Fanchette!« klang es deutlich vernehm bar herüber. »Das haben mir schon viele gefagi!« tönte es torett zurück. »Aus uns beiden muß ein Paar werten!« »Wissen Sie denn. Johann, ob ich damit einverstanden bin?« »Wer-halb sollten Sie es nicht fein ?« -,,Pal), ein Diener!« « it fiir eine Zofe gerade derRechte!« » ohann, Sie werden aussallendk Zur Strafe lasse ich Sie allein gehen und lehre ums« »Aber, Fanchette, Sie werden doch nicht gleich so grausam sein!« »Sie oerdienen'ö ja nicht besser!« »Doch. —- ich bin eine Seele von Menschen und meine ed ehrlich mit JhnenL«. «Hahal;a,— ich ioll wohl Frau Tie nerin werden?« -Wit IZIIMU Uns ia eint fleirre Weinschente pachten!« »Da-w gehört Geiri Ich hat-e nichts!« »So sagen ni:·s tei- Gneidigen, die hiift uns, —sie hat ein gutes Herz! Also ein-Demanten Fanchette?« »Na, —- meinetwegen!" »Dann einen Kuß — zur Einteil ligung!" Das- retiiebte Paar wen in unmit telbarer Nähe des Boåtettk stehen ge blieben, und alsbald wurde das- Ge räusch verber, fchmayendet Küsse ver nehmt-an »Gehen Sie, Johann, — Sie läs fen mich ja kein todt! Was haben Sie denn davon?« · »So gut bin ich JhnC« · »Ich muß aber fest gehen! Wenn die Gnödige kniete braucht!« »Die kann warten! Die sitzt iTit un feeecn Neffen auf set Teeeasse und et zählt sich was mit i ni!" »Mit unserem Ne sen! Das« klingt gut! Unser Reife ist übrigens ein hob ieber Mensch, zum Verlies-m zum Wissen! Ich muß immer lachen, wenn ich ihn ansehe, weil —'« .-Oho, —- oer gefällt Ihnen nie-Ist besser ais ichs Der ist aber ni tät sur Sie, Zanche-Un see siehe ie gar nicht an!« · » »Mehr«- ivissen Sie»denn eas? veefe te dies-sie schnippisch, · » kbliz das wes ich ihm nicht tathen.« — , » Nicht mindee ten-nich als Dies-Worte mußten Fand-me die Miene speez Be gleitets need die Bewegung, pe-: ee tin bei W, betithtenz sie lachte heil int- ksemsedig tauf. Hi i Ei weic, Sie sind sowohl gareiters Richting rief tie. «Das iß nun eigent lich gar sicht- zuin Lachen« sondern oielrnelpr zum Weinen! Aber lachen muß ich doch, wenn ich mir partie-Ie. was der filr Augen machen wird. wenn vie Gnädiae —" Jett hielt die Baronin nicht länger an sich. So unangenehrn es ihr war. von der Dienerschaft in einein trauli chen tete-a-tete rnit ver-n jun en Offi zier getroffen zu werden. so urlte sie es doch nicht zulafsen, daß die Kleine wenn auch ohne es zu bealxazti en, oor den Ohren dieses jungen f is ers ihr Geheimnis vor der Zeit preisgaln So sprang sie denn schnell entschlossen auf und rief in oer tiefen Tonlage« die sie seit gestern anqenomrnen hatte: »Ich sollte meinen Fanchette, es wä re Zeit, daß Du hineingehftl Jch bin rniite und wünsche schlafen zu gehen! Und Sie, Johann, haben wohl auch Besseres zu thun, als hier im Garten umherzulungern und dein Märchen die Ohren oollzulchtoatzen!« Jm Nu war oae erschreate Paar davonaeftoben. Lotliar aber sagte zie dauernd: »Schon daß. Sie die Kleine er lchrretten. Tantel Jch hätte gar zu gern gehört, worüber ich Augen ina chen würde, wenn die Gnädige —-« »Das iann dich- ooch unmöglich in teressirem was esae alberne Ding da fiir Unsinn ichtoatztk·« versetzte die Ba ronin pitirt. ,.Uebrigens ist es Zeit, daß wir hineingeherh —- eå wird kühl. Lothar ließ sich indeß nicht so leicht irirren. »Ist-argen trage ich die Fanchette, wars sie mit jener Bemerkung gemeint hat!'« saote er. »Unstnri," verwies ihn die Iante, »das wirst tu nicht thun!« »Wer-halb denn nicht?« fragte er. »Sie-it etwa einGeheirnniß dahinter?« »Ein Geheimnißi Löcherlichl Aber-i man darf er den Dienstboten nicht zei gen, daß man ihrem Geschwiitz irgend welche Wichtiateit beimißt!« »Gut herausgeredet Tantchen!« · »Garftiger Menschl« »so-net Ehre, Tantchen!' Die Baronin erwiderte nichts mehr. schweift-end irr-tritt sie oie Stufen zur ...- - ----s-f«s-:-h-a- FI CIIIUIII Hutqu unt petitesses-justus- ps-, hier« von ihrem sich offenbar töftlich amustrenden Neffen rnit tühlern Gute nachtgrufs. 6. »Gnädiae Frau« sagte kie under besserliche Fanchette im Laufe des nachften Vormi:taae, nachdem sie de reito Abends zuvor eine derbe Straf predigt rrn ihrer Herrin erhalten hat te, tichernd. »unter —- der Herr Neste will heute ahreifenS Er hat mich he auftraat, Sie zu fra en, wann er Ihnen feinen Ahfehiedkv fuch machen dürfet« Die Baronin erfchrat auffällig, suchte fich aber möglichst zu fassen und erwiderte mit nicht ganz fefter Stirn rne nach kurzem Sinnen »Dann beeile dich mit deiner Ini lettel Sobald ich fertig bin, magft du Iihn zu mir bescheident« So flint die Verwandlung der her rin der aewantsten Zofe von der Hand s aing. entloette fie der ungeduldigeH jungen Frau diesmal doch gar man- » chen Ausruf des Untoillens und nerdö- ; fer Gereiztheit »Mein Gott« wie lan fam du heute hist, Fanchettel — Die er abscheuliche Zuver! —- Dieser häßliche Qleifterl-— . iefes fürchterliche Roftünh —- es ift mir nachgerade unerträglich!« . »Gnädigfte.tiinnen beruhigt fein, er reift heute noch ah, dann brauchen Gnödi fte fich nicht mehr zu verklei den!« agte Fanchette, heimlich lachend ,,Ach, was derftehft du davon, dum mes Dingk »Schaf- ift es eigentlich, daß er "Gniidigfte nur fo tennen gelernt hatt Wie er staunen würde, wenn er Gna digste in ihrer wahren Geftalt sähe! Jch hin sicher, er wäre fofort weg, er —« «Du follft den Mund halten« dum miä DER-I I« »Abet es ist Loch wahr, Gnödigste! Und wie et zur Gnödigsten passen würde, der hübsche Mann! Jch habe noch nie — —" »Ich verbitte mit solche Betrachtun gen! Du hast schon gestern Abend un erhört Dreiite Aeußetun en über mei nen Neffen sollen lassen. Das geziemt sich nicht fiii dicht« »Dort man denn nicht einmai einen hübschen Menschen tiibsch tinden?« »Still, lein Wort weiter! Geh’ jetzt unt- sage meinem Reisen, ich sei beten, ih u empfangen! —- Halt, eeft laß die « alnuften hemmen ratnit es sin stek itn Zimmer iiti« Fanchette gehorchte und sing rann, Den Auftrag auszurichten Wenige Minuten später stand Lothar not sei ner Tantr. T »Was böte ich, du willst abteisen?« »Ja, es ist die höchste Zeit, liebe Tantek« ..«’inwiesernk’ »Ich muß mich dern aubetbcnn entreißen, Der mich in hier Ban umspinnt und meine Willensttast zu lähmen rtohW »Spöttee, was wäre dat- tåir ein Zaubetbann?« »Ich bin nicht iin Stande, ethnen näher zu deiinieen. fielie Taute, aber die Thatsache sieht fest: ich bin teni be sagten Bann bereits verfalle-it Den tcn Sie sich, ich, ein königlich peeu i icher Gae««tele;itnant nnd märtis et Junker, ich liebe platonisch! Jst so etwas ethöetW « « »Beste tin-, du schrecklicher MensIM ttcbte sie Batenin schee send mit dem IDE, »du verfpotteft deine alte Tantel n liebft du denn platonisch- wenn man fragen darfs« «Wen?« seufzte-Leider tief anf. »Aber pas wissen Sie jal Jenes Bild. oder vielmehr das Original jenes Bil des welches Sie mir bemeigernl« · Barani wurde unruhig, ihr Busen te heftig. Sie fühlte. wie ihr das lnt in die Wangen drang und ihr Herz heftinr pochte. »Das Bill-, das mich in meiner Jn Yend darstellt?« sagte fie mit tnrkeni uflachen. »Du machft dich lächer ich, mein Freund, du liebft ein todtes Bila, etwai, dae einft war nnd nun längst nicht mehr exisiirtl Sieh doch deine Tharheit ein!« »Ich sehe fie ein«« verfehle der Un verbesserliche halsstarrig. »aber was niist das? Jch will mich nicht bei-fern and lann es nicht, denn ich flehe hier in einem Zauberbannl Jch habe schen Fanchette gefragt. was fie gestern Abend meinte, aber sie verräth es nicht, darf es auch wohl nicht« —- sie hat mich auf die Zulunft vertriiftet. die alle Räthfel löfen wird!« »Das hat sie gethan?« entfuhr es der Baronin. »Sollte sie das auch nichl?« « »Fanchette ist ein alberne-z D:na. sie weiß nicht« was sie redet!" ,.Mag fein! Jedenfalls will ich mich diesem Zauberbann und allen unge- I lösten Räthseln entreißen und in das I prasaifche Berlin zurüatehren!« ! »Mit deinem Zauberbannl Du ! f o l l it ader nicht abreiien, ich wünsche « dich noch einige Tage hier zu behalten, dich näher lennen zu lernen!« Laihar zuckte die Achseln. »Wird- nicht angehen, beste Tantel'« meinte er liihl. »th dein Urlaub zu Ente?« « »Nein, das nichts« »Dann bleibft tu ganz einfach hieri« »Nein!« »Wie. so unaalant bift du, daß du dich weigern lannit, den Wunfch einer Dame zu erfüllen? Liegt dir fo wenig an der Gunft einer alten Frau, deiner leiblichen Tante. die tu vielleicht im Leben nie mehr zu sehen belornmft?« »Das nicht, aber befaate leibliche Tante ift hartherzig, grausam gegen ihren Neffen!" »Hie, das fagft tu?« »Jcl, ullv lllll Jesus — II( Iris mit ja nicht einmal einen kleinen Wunsch erfüllen!« »Und der wöre?« »Sie rerweigert mir ihr-Bilds« »Was willft du denn ramit?« ,.Mich daran erfreuen, meine Augen daran weicenl" »Unsinn! Jch werte dir eineBraut Morgen« hier in stotlenz, —- die maaft du betrachten !'« CIortfehung folgt.) «.-— »o» Aue meiner Lehrzeit. Es war Oftern 1863, als ich auf meinen Wunsch hin zu einem Rauf mann in die Lehre sam. Damals be ftanden noch die Jnnunaen. Jede hatte ihren Zon und fo auch die der Kaufm-nnfchaft. Mein Vater mußte sich für eine fünfjährige Lehrzeit mei nerseits verpflichten und außerdem noch ein Lehrgeld ern dreihundert Thaler bezahlen. Während tiefer fünfjährigen Lehrzeit helam ich nicht-; als die Kost, mußte mein eigenes Be«t noch mitbringen und- die Wäiche mußte durch meine Mutter besorgt werden. Da harte ich mir eine fehr harte Nuß zum Auflnacken gefucht. Jm fünften Stockwerte des Haufes war die Woh nung meines Prinzipals und eine Treppe höher, direkt unter dem Biegu dache, meine Kammer. Von früh fiinf bis Abends zehn Uhr hielten wir den Laden offen, und da wurde in den fünf Jahren meiner Lehrzeit seine Ausnahme gemacht, « vielleicht daß ich vor Weihnachten noch I zwei dis drei Wochen anftatt des T Abends zehn Uhr, um 12 Uhr oder j noch später zu Bette tam. Schon die x erfte Nacht erhielt ich Besuch. Ueber f meinem Bette war ein Durchgansefiir f Nasen. Jeder hausdewohner fafz sie-« Tot-Is- Qsm Gen-am merken es zehrt4 ! Um nun ihre nächtlichen Jagden recht l bequem abhalten zu können, benuyten ! sie mein Bett als Sprung-Be t. Die erste Nacht bielt ich die Nah bannt in Schacht, baß ich meine« ieieln nach ihnen wari, aber fiir die folgende entwari ich schon einen besseren Plan. Jb hatte mich mit dem Deckel eines heringsfasses bewaffnet. Den stellte ich var die Lucke und schob nach mei nen Koffer davor. Nun hatte ich Ruhe. Doch mit des Geichiciek Mächten iit tein ew’ger Band zu Hechten Es tam noch eine andere Plaae und zwar eine viel schlimmen, bie der Ratten an Keller. Schon am zweiten Tage lernte ich ihren Appetit kennen. Daß sie seine Kosioerachter waren. bemerkte ich, als ich in den Keller gina, um etwas zu holen. Jch nahm ein Talaliebt mit, wurde aber gerufen una eilte binaui. rie Kerze im Keller brennen lassend. Als ich nach einer kleinen Weile wieder zurückkehrte, war eghMiiche Finsternis-, itn Keller,.denn die Ratten battra aie brennende Talaierze aafgeiressen Trost all ber lieben zehn Haus mieten nahmen die Ratten iinrnertnew überhand. Dabei war es polizeilich verboten, Rattenaiit zu leaen, weil wir ein Nahrungsmittel - Geichöi: be trieben. Jin Gefchäitglalal und irn Laaerhause bieli ich die Ratten und Miiuie am beiten,bal«»urch ab, Laß ich urn das betreffend-: Loch herum Sti rnb naß. Gerieib eine in diese Seht-rieth da kannte sie nicht me r beraus· Ein Schlag mit einein eiser nen com-net nnd ihre Lebenszeit war vorüber. Die ersten drei Mitte mußte ich von friih bis Abends "ten dannen. Da gab es keinen Stuhl unt einen, dazu im Winter keinen s im Laden. Oft-noli waren meine Hände to dth wie Pfannkuchen anfgelaufen nnd·rnit solchen Händen mußte ich die Heringe aus der Tonne nehmen. Wie brannte die hetingslaete auf der aufgefprungei nen Dant· Die Koft war recht fch al. hätte ich mir nicht hie und da mal eine kleine Cervelatwurit oder ein Strick Käse gemopft. so hätte ich oft WAGan müssen. Der Sonntag war mein ein ziger Trost. Auf ihn wartete· ich die anze Woche, denn da konnte ich zwi schen zwei und vier Uhr Nachmittags, wo mir den Laden ge chlofsen hielten, zu meinen Eltern gehen. Das war allemal eine Freude fiir mich, da belam ich immer ein Stück Kuchen oder ein Stück Butterbrod und ein Glas ein faches Bier. Nach meinem dritten Lehrjahre fing mein Prinzipal ein zweites Sesch3·t an, und fo mußte ich dab alte Gefchiiit zum größten Theile allein führen, aber nach einem halben Jahre ver kaufte er das alte Und nahm mich mit in iein neues Geschäft hinüber. Hier war es um 50 Procent besser sitt mich. Jch hatte mein Schlafzimmer nean dem Laden, der Keller war frei von Ratten. die Lagerhöuter fehr helle. Von jetzt an mußte ich auch das De itilliren von Liguenren lernen. Dies fovrnte mich mehr an ale das fade Kleben von Diiten, die wir von nun an fertia kauften. Da mein Prinripal auch nach Aue-. seit an kleinere Krämer verkaufte, mußte ich einmal eine tleine Reise zu unseren Kunden ins Gebirge machen. Wie stolz war ich, alrs ich per Post kutiche abfuhr. Meiner Jugend an e messen. machte ich glänzende Gefchii te. Trotzdem ich ein iehr kleines Kerl chen war, alsvl ich in die Lehre trat, rrar ich während den oier Jahren. schon ein gutes Theil gewachsen, hatte« auch ein kleines Schnurrbärtchen und für mein Altere eine riesige Kraft. Wir hatten einmal recht viel Zucker lkereinbelommen denn mein Prineipal i·achte, er könne einen billigen Einkauf machen. Es trat aber Baifse ein« Auster aina immer tiefer im Preise· berab Wir mußten auch mit dem Preise im Kleinen herunter gehen. Wai- thun sprach Zeus-? Mein Prin ziral befahl mir, aus jedes Pfund vier Quentckpen abzuzwacken,·so daß also unsere Kunden siir ihr Geld kein vol-— les Gewicht betamen. Dabei rührnte sich mein Prinzipal bei allen Geleaen heiten seiner Ehrlichkeit. Bescheiden bemerkte ich: »Aber-, Herr PrinzirnL da werden ja uniere Kunden betro aen." Schwanz-. hatte ich eine Ohr feige weg, die erste und leyte in meiner iiinsjiihriaen Lebt-seit Ich aber drehe mich um und gab ihm einen Stoß, daß er rücklinas in den Kohleneimer fiel. · Noch heute würde er darin sitzen, wenn nicht die Madame und das Dienstmäd chen zugesprunaen wären, ihn zu be freien. Er kochte vor Muth und wollte zur Polizei Ich erwiderte ihm, daß er mir Gesellschaft leiste. wenn ich der« lPolizei iaaen würde, um was es sich gehandelt habe. Da schwieg er und verließ den Laden. Die iüni Jahre waren endlich ver flossen. Jch betam meinen Lehrling-. bries, meldete mich bei der Jnnung der Aauimannichast als Lehrking ab und bekam mein Certisikat als Handlungs Beflissener. i Den Tag darauf trat ich s on als Reisender in eine Lack- und irniszi Fabrik ein. Mit einem kleinen Mu itertiischchen unter dem Arm schritt ich ; kühn und stolz jeder ersten That. Jn "ber Nähe wohnte der Vater eines Schulkameraden, der Wagen-Anwei cher war. hier gedachte ich mir meine - ersten Lorbeeren zu pflücken Da hatte ich aber die Rechnung ohne den An streicher gemacht. Kaum war ich ein getreten, hatte mich dargestellt und taum war die ledte Silbe des Namens meiner tFirma verrathen, als auch schon eine Lackslascbe nach mir flog. Der Ltlnstreicher schrie: hinaus, den Euch Schwindlern loose ich nischt met-r. Jch sloa mehr, als ich ging Jch tam zum zweiten, zum dritten, zum vierten Anstreicher, aber alle woll ten dein unserer Firma nichts wissen. Ein Jeder bate schon seinen Trubel mit ihr gehabt. Gegen Abend ging ich in's Contor, legte mein JJtustertiistchen aus dasijkult und sagte turz und blin dig: » eine Herren, ich würde es siir vrattiicher finden· um sich die Spe en eines Reisenden zu ersparen, wenn sie sich sür ihre hochgeschötzte Firma eigen böndig bei ihren liebenswürdigen Kunden binausschmeißen liege-if Sprache und entfernte mich. iese waren meine ersten Erfahrungen als Commis. Die New Yorter Behörden nahmen neulich in einer Backdulver-Fabrit eine Untersuchung vor und beschlagnahw , ten drei TonnenBactpulder. Die them s sche Untersuchung stellte sest, dass volle 20 Prozent desselben aus pulverisirter Kreide bestanden. »Sämmt1iche deutsche Vereine im I staate Dina sind ersucht worden, De legaten zu einem Vereinstage zu schicken, der am 289 März in Elen land stattsinden soll. Man will einen Bund grünt-ein der var Allem daraus gerichtet ist, jede Art von Gefesselt ung ue Beschränkuna der persönli chen reibeit zu verhindern.