Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 21, 1902, Sonntags-Blatt., Image 14

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    England? Sedan auf dem
Meere.
Jnr Ratt-stehenden geben wir die in
stresiante Schilderung einer »Sa
filacht der Zukunft« von Ulr. Mein-s
Dieses Phantafiegeiniilde ist nur um
Ienige Jahre in die Zutunft geriicli
IV es scheint keineswegs ausgeschlos
h daß der Verfasser propherifch vor
maesehen hat. was passiren wird,
Denn es auch leicht eine andere Macht
’n mag, als die er imAuge hat, welche
lansd als »Ksnigin der Meere« sur
tinnier entthrontt
»Die lange bestehende Spannung
Fischen Frankreich und England ist
Jahre 1912 endlich unerträglich ac
toorden, und die Gegensätze zwischen
seiden Staaten haben sich derart ver
Idiirftf daß es seine andere Lösung
sehr giebt als den Krieg. Die Kriegs
erklärunsg ist von England ausgegan
n«: aber sie hat Frankreich natürlich
ficht unvorbereitet getroffean vorn
Kn besteht nirgends in dsr Welt ein
ifel darüber, daß es sich nur um
tin-n Seelrieg handeln kann. Denn
England ist mit der Reorganisatton
feiner Landarrnee noch lange nicht fer
tig, und die Folgen des unseligen Bu
Ierrtrieges, der den inneren Verband
ties britifehen Heeres völlig auseinan
derFrissem sind noch nicht überwunden.
· e französifche Regierung hat in
sen lehten Jahren gewaltige Aufwen
kanqen gemacht, urn sich eine der eng
rschen ebenbürtige Flotte zu schaffen.
such sie verfügt über die neuesten
Enge smasrhsinem die nicht mehr
iffz sondern fchwimrnende Festun
m zu sein scheinen, aber ebenso wie
glanid hat auch Frankreich noch eine
Eli-sie Anzahl von Schiffen älterer
anstruktion, welche, wie bei allen an
en Staaten, bei einer Seefchlacht
Irst in zweiter Linie in Betracht trun
Ism können, da ihre Panzerung zu
ch ist, urn die furchtbaren Ge
chosse der modernsten Panzerfchiffe
auszuhalten, und da andererseits ihre
Hefchiitze der Widerstandstraft jener
fast unzerstörbaren Stahlmäntel nicht
jetpachfen find.
Durch ein gutes Nachrichtensystein
I die smmeisitebe Neaieruna über die
bewegungen der englischen Flotte auf
P genaueste unterrichtet. Jn Klein
sien,a uf Kreta, in Griechenland, aus
iitien, Sardinien, in Italien und
rstiindlich auf dein französi
Korsita hat Frankreich seine
ten, deren Thätigleit schon im
rieden vorbereitet worden ist. Durch
abredete Depeschen, von anschei
, d ganz harmlosein Inhalt, ist man
« u darüber unterrichtet worden,
Die die englische Flotte operirt. Man
kennt die Zahl der Schiffe, wie ihre
Bewegungen und aus der Fülle von
cchtichten entwickelt sich ein Ge
miritbild, welches ziemlich sichere
litsse gestattet aus die Pläne, die
Feind auszuführen gedenkt.
Eine Flotte von achtzehn englischen
lachtschisfen, unter denen zehn
in neuesten Typus angehören, und
wanzig Kreuzern nähert sich de:
suzösischen Küste. Die Stimmung
der englischen Flotte ist eine
Sgewisse, denn man zehrt vom ol
Ruhm, und vom Admiral big zum
ten Kesselheizer denkt teiiier an die
lichteii, daß England auf dem
eere besiegt werden konnte. Mit
französischen »Froschsressern«
ft man leicht fertig zu werden.
n sie nur aus ihren Häfen her
Insiämem damit man sie nicht dort
Infsuchen und erst bombardiren muß!
Die französische Flotte ist nicht
so start wie die en» lische. Sie
«hlt nur sechzehn Schla schiffe, da
timter allerdings zwölf der allerneue
sten. Außerdem hat sie nur acht Kreu
r, allerdings ebenfalls neuester Zion
ttion. Sie ver-fügt dafür aber
turgemiiß, da sie sich in de: Reihe
et Kriegshäsen befindet, iiber eine
he starke Tarpedoflottille.
d I I sc
. . Die Avisohoote und die französi
chen Torpedozerstörer mit ihrer rasen
n Geschwindiakeii haben sich non
ulpn aus in der Richtung auf
jaeeio zur Aufklärung begeben. Die
kipisoz smii mit Einrichtung-u fiik
kabtlose Telearabbie versehen. und
Im folgenden Tage meldet der stah
lose Telegraph in Toulcn daf; d:e
englische Flotte in der That im ?ln
ng auf die französische Küste ist. Tser
ranzösische Admiral beschließt, mit
einem Geschwader ungefähr drei deut
che Meilen von der Rüste südlich von
ulon eine Stellung einzunehmen,
urch welche er den Engländern den
g nach Toulon und nach Marseille
Ibschneideh
Bis zum Abend aber ist die eng
fkfche Flotte nicht m Sicht. Das ves
nlaßt den französischen Admiral. die
ebnell laufenden Avisos und die Tor
edozerstöret nach Osten und nach
fien zu entsenden, um eine Umgeh
ng durch den Feind zu verhindern.
e französische Admiral befürchtet,
ie englische Flotte könne eine zweite
ldenthat gegen Nizza deriiben, und
tas- diese unbefchützte Stadt html-ar
treu
Die englische Flotte hat indeß nur
Morgen-abwarten und beim
esgtauen sieht man am Horizont
gewaltigen Bauchwellen der zahl
, dicht ufammen fahrenden
elfen Schiffe Vom Aviso, der
draußen in See liest, ist st
die entsprechende deahtlose e
seksnunem Dann lehren in
Mk sahst der Apis-) und die
Indie- Tnpedozerstörer kalte-.
sen dem bekenne- n
Here den.
d MEwa M
—
hinteren-enden but der französifche
Admiral seine zwölf Schlatt-schiffe
im ersten Treffen formirt. Mitbr
rnig, dan heißt ein Dreieck nutzen
stärksten modernen Panzer an der
Spiye bildend, folgen die Kreuzer
als zweites Treffen, und hinter
ihnen und zwischen den beiden »
Treffen, gedeckt durch die großen
Panzerschiffe, fahren blisschnell die
Torpedoboote mit ihren großen Tini
sionsbooten hin und her, bereit, sich
auf den Feind zu stürzen, wenn erit
der rechte Augenblick gekommen ist.
Bei Beginn der Schlacht haben diese
Boote mit ihren Höllenmaschinen al
lerdings noch nicht mitzufprechen: die
Einleitung bleibt den gewaltigen
schwimmenden Feftungen überlassen.
Auch die englische Flotte hat sich
formirt. Sie hat zwei Treffen nicht
hinter, sondern nebeneinander gebil
det. Das nördliche Treffen besteht aus
den Panzerschiffen neuester und neue
rer Konstruktion, das füdliche Tres
fen aus den rKeuzern unter denen sich -
fast ausnahmslos altes Material be
findet.
s Der französische Befehl-stinken der
hoch oben auf der Kommandobriicle
des Flagaschiffeg steht, bat durch sein j
Glas diese Formation desFeindes sehr s
wohl bemerkt. Er weiß, dafi bie Eng- «
länder ihn für thöricht genug halten«
sich oon beiden Seiten gleichzeitig an
greifen zu lassen. Wenige Worte ge
nügen, um den neben ihm stehenden
Tidjutanten und den Signalmann
schaften seine Befehle tund zu geben.
Hell scheint die Sonne, friedlich
und fpieäelglatt liegt die See.
Drei ilometer noch trennen die
Spiyen der einander entgegenfahren
den Panzerflotten. Da lann die fran
zösische Ungeduld sich nicht länger mei
stern. Vom Admiralsschiff her fällt
aus dem Thurm der erfte Schuß gegen
die Englander. Er geht zu kurz, aber
er hat doch den Erfolg, daß nun auch
bie Engländer teuern. um zu zeigen,
daß sie tampsbereit sind. Maseftiitisch
rollt der Donner der schweren Ge
schütze über die See. Leichte Pulver
rauchswollen erheben sich-, welche der
schwache Wind taum beiseite treibt.
Der Kanonendonner verstummt nach
diesem ersten eisernen Graf-» aber man
hiirt die Musik der Franzosen auf ven
Schiffen spielen. Feurig klingt die
Marseillaise über die Gewässer, und
von der anderen Seite her tönen die
Klänge der Mufiltaprllen, welche das
alte trotzige und stolze Lied der engli
fchen Flotte spielen, das rnit den Wor
ten beginnt: .,Bel;errfche, Britannia,
beherrfche die Ser!« Es ift ein ergrei
fend feierlicher Augenblick. da man auf
der See nichts als die herausforderw
den und anfeuernden Klänge der Na
tionallieder hört.
II I O
Nur eine vers windend lurze Zeit
aber währt die e Ruhe vor dem
Sturm. Kaum eine Minute, und
wieder rollt der Donner der Geschütze
über die weite Wasserfläche dahin. Jn
einer Entfernung von tausend Metern
fahren die Gegner aneinander vorüber
und senden sich aus hundkrt verder
benspeienden Feuerschlünden ihre todt
lichen Gruße zu. Es dröhn: und
beult. es lnatiert und brüllt, es pfeift
und saust, wie wenn gleichzeitig zehn
Gewitter los-gebrochen wären, die
Schlacht hat begonnen; aber sie ist
nicht nur zwischen den Panzern, fon
dern auch zwischen den Kreuzerflotten
entbrannt, da das zweite Treffen der
Franzosen den Befehl des Admirals
rnit bewunderungswiirdigein Elan zur
Ausführung gebracht hat. Jn Mön
licher Rechtsschwenlung umgeben und
gefolgt von dem Schwarm der Tor
pedoboote, deren jedes den schußferti
gen Torpevo im Rohre hat, braust es
in voller ahrt gegen den Feind, und
der Kamp esrnuth reißt den Kot-minn
danten zu einer Heldenthat fort. die
zwar ein tollliihnes Wagniß bedeutet,
deren Erfolg aber ein furchtbarer ift.
Er hat sich entschlossen, die Ueber
raschung der England-en die sich im
Augenblick des Angriffs ziemlich
schwerfällig zeigen, mit äußerster
Energie auszunuyern Noch ehe sie
ihre Schiffe in die richtige Position zu
hä---.- ----«·i«-- wish-n fes-on KE
Vordersten Kreuzer von den französi
schen getan-mit, und tief bohren sich die
fürchterlichen Sporen in ibre Breitsei
ten ein. Gleichzeitig zischt eine Un
zahl französischer Tvrvedos durch die
Flutls, und wenn auch nicht der dritte
Theil von ihnen sein Ziel trissft, so ist
die Wirkung doch eine verheerende.
Riesige Wassersäulen steigen an den
Bordwänden der englischen Kriegs
schifse empor, und ein vhrenzerreißem
des Krachen begleitet jede der durch
einen aufschlagenden Torpedo verur
sachten Explosionen.
Wohl überschüttet ein Hagel vvn
Geschossen aus den Maschinenge
schützen und Maschinengetvehren der
Engländer die tapferen kleinen Tor
vedoboote, aber das hindert nicht, daß
der Verband des rKeuzeråeselpoaders
durch den todesmuthigen ngriff in
nerhalb fünf Minuten vollständig ge
löst ist. Von den zwanzig stolzen
Kreuzern sind acht mit Mann und
Maus gesunken, sechs andere sind völ
lig kam funfiihig ervorden und nur
das erb iebene hal Daher-d seht den
Kampf fort, der freilich·ntchtd ande
res mehr ist als die lehte hoffnungs
lose Gegenwehr eines bereits unterle
genen Feindes.
Æer der glänzende Erfolg ist mit
Wen Opfern erlauft. Von den
ran" schen Kreuzern haben mehrere
dar den Kommst-M den sie ihren
seen icigebracht, selbst fchvere
d· nagen erlitten; die entglei
fssea sit-Hofe sind nicht wirtung s
—
neblieben. und von den Torpedodoateii
liegen nicht weniger als sechzehn mit
sanimt ihren tollliihnen Führern und
ihm heldenmthigiien Beniannung aus
dem Grunde des Meeres-.
O s I
Inzwischen sind die beiden Winzer- «
flotten aneinander vorüber gefahren.
Erst haben sie spitz nach vorn. dann
senkrecht nach der Seite, dann spitz
nach hinten gefedert. Und es hat auf
beiden Seiten verhängnisvolle Tres
fer-- gegeben. Nun ilattern Signale
zum Tod des englischen Adniiralfchif:
fes empor. Der Admiral forrnirt mit
großer Gewandtheit fein Panzerge
schwader zu einem Keil, mit dezii er sich
aus den Feind stürzen irill. Aber der
französische Befehlshaber hat diese
Taktik bereits vermuthet, als er sich
mit den Englandern ain das furchtbare
Artillerieduell einließ. Er giebt seiner
Flotte den Befehl, zu wenden, Moor-T
linie zu bilden und schräg gegen die
französische Küste loszudampsein um
dem ersten Hauptstoß des Feindes aris
zuweichen
Jn echt britischer Ueberbebung be
trachtet der Englander dieses französi
sche Manöder als ein Zeichen der Feig
heit. Er befiehlt volle Fahrt seines»
Keils gegen die französifche Flotte, weil
er besurchtet, diese wolle ihm entwi
scheii. Auf dieses Mnnöver aber hat
der französische Admiral nur gewartet.
Plötzlich wenden die französischen
Schiffe dem schräg herantomnienden
Panzergeschwader ihr Vordertheil zu,
und aus den schweren Buggeschützen
überschütten sie den Feind mit ganzen
Waggonladungen von Eisen. Gleich
zeitig aber entsenden sie aus ihren
unter Wasser befindlichen Torpedos
lnigröhren Schuß auf Schuß. DieEng
länder jagen blind in die ihnen ent
gegen zischenden Torpedos hinein. Das
an der Spitze sahrende Admiralsschiff
zwird plöhlich von dreien der tückischen
»Sptenggeschosse unter Wasser getrof
j sen. Gleichzeitig erhält es ein Dutzend
’der schriierfteri Granaien aus den fran
jziisischen Geschützen auf den Leib. Es
s legt sich auf die Seite. Dann ein furcht
barer Krach, der die Crplosiori der
Kessel anzeigt, weitiiber neigen sich die
Masteri des stolzen Fahrzeuges und es
Durch dieses Ungliiel ist dein engli
schen Keil feine Spitze abgebrochen.
Gleichzeitig aber hört der Oberbefebl
auf dem englischen Panzergeschroader
aus. Wohl übernimmt der nächste Vice
admiral das Kommando, doch bevor
er noch seine ersten Befehle ertheilt hat,
sind die französischen « und die engli
schen Schiffe dadurch vollkommen
durcheinander gerathen, daß der fran
zösifche Admiral feine Flotte mit voller
Kraft zwischen die Englander hinein
dampfen ließ
Es ist ein Unternehmen auf Tod und
Leben. Es ist ein Va bangue-Spiel.
Aber in diesem Augenblick mufz der
ffranzösische Admiral alles. auch das
flehte, einsetzen, wenn er endgültig fre
;gen will. Eine Wolle von Rauch um
zhiilli das Chaos der beiden um its-r Da
isein ringenden Panzerflottm
Aus einer Entfernung von wenigen
Metern überschutret man sich mit den
exdlodirenden Granaten. Da jagen
die französischen Torpedodivisionen he
ran. Einen kurzen, allerdings auch
fiir sie furchtbaren Kampf haben sie
mit den englischen Torpedodivisionen
zu bestehen, dann wirst sich der Rest
der französischen Torpedoboote auf die
tämpfenden englischen Panzer und
greift sie einzeln und in Augenblicken
an, roo sie mit den französischen Pan
Fern sast Bord an Bord kämpfen.
Selbst die Offiziere auf den Kom
mandobriicken sind nicht mehr imstande,
sich ein klares Bild der Schlacht zu ma
chen. Der Pulverdampf und die Noth
wendigleit, auf ibre nächste Umgebung
zu achten, verhindern sie, deutliche Vor
stellungen von der Gesamnitlage zu ge
minnen.
Allmöhlich aber löft sich das Durch
einander. Der Pulverdampf ist so dicht
geworden. daß man eFreund und Feind
nicht mehr unterscheiden kann. Mit
fürchterlichen Beschiidigungen rangiren
sich nach verschiedenen Seiten bin die
kfranzösifchen und die englischen Pan
,zer. Der französifche Admiral verfiiat
tnoch iiber sechs Fahrzeuge, von denen
allerdings tein einziges mehr vollstän
dig manöverirfähia ist. Von den eng
lischen achtzehn Panzern sind nicht we
niger als zehn gesunken, und von den
acht, die noch übrig sind, liegen zwei
auf der Seite, weil mehrere ihrer was
serdichten Abtheilunaen durch die Tor
pedos ausgerissen und vollgelaufen
sind.
Noch ist rnan auf beiden Seiten nicht
kamspfesrnüdr. Wohl müssen die Eng
länder erkennen, daß sie durch die Un
gefchicklichleit ihres Admiralg die
Schlacht verloren haben; doch sie sind
entschlossen, bis zum- öußerften ihre
Pflicht zu thun. Nur eine kurze Pause,
dann beginnt aufs neue der Kampf,
ein lettez grauen-volles Ringens dei
dem kein Pardon gerieben wird und
das nur rnit der völligen Vernichtung
des schwächeren Gegners enden kann.
Vereint rnit ihren übrig gebliebenen
Kreuzern werfen sich Pie französischen
Panzer auf den Feind,s den diese Ueber
macht bald zermalnit bat. Nur zwei
englische Schiffe ergeben sich, weil der
größte Theil ihrer Bernannung todt
oder verwundet ift, und weil die Fahr
zeuge auf der Seite liegen, unfähig«
auch nur das tleinste Manöver auszu
führen.
Tauferwsiinnniget Jube chrei von
den Schiffen der frarkåsi chen lotte
verklindet den« SK. U noch t der
große Bürger t feiner til-erreichen
Ernte nicht zufrieden. Trog aller An
strengungen und troi der Hilse die
ihnen die anderen Sch: sse zu leisten
versuchen, sinten noch zwei der sranzö
sischen Panier und ein Kreuzer insolae
der erlittenen Beschödigungen· Der
Sieger folgt dem Besiegten sin das
feuchte Grat
Mit einem t rigen Rest der stolzen
Flotte. die er eim Auslausen deseh
!igte. lehrt Miends der sranzösische Ad
miral in den Hasen von Toulon zuriiet.
Ader er bat gesiegt« die englische Ar
mada ist vollständig vernichtet. Wenn
es ietzt den Franzosen gelingt. die
Meerenan von Gidraltar zu sorriren
und den Englandern hier das Einwu
ien zu verwehren, wenn die noch vor
handenen franzosischen Kriegsschisse
jetzt schleunigst nach Aegypten gesandt
werden, um sich des Suezlanals zu dr
mächtigen, ist die englische Herrschaft
im Mittelmeer vorläufig vernichtet.
Aber noch etwas viel Größeres ist
geschehen. Das englische Prestige zur
See ist dahin. Der alte Ruhm, von
deni die englischeFlotte so lange gezehrt
hat, Ist siir immer geschwunden, und
toi e einst Frantreich zu Lande so hat
an diesem Tage England zur See sein
,,Sedan" crleth«
—---. -.-——
ceeil Ist-des im privatlebem
Ein interessantes Charakterbild von
Ceeil Rhodeg zeichnet ein- Mitarbeiter -
des Pariser »Figaro«, der den »unge- .
. krönt-en König von Südasrila« genau
kennt. Einer der aussallendslen Cha
sraltetzitge des Herrn Rhodes ist seine
!Menschenscheu; er weicht nicht nur
jgroszen Menschenmassen aus, sondern
s sieht auch nicht gern neue Gesichter um
sich Ebenso verhaßt ist ihm das öffent
liche Gedränge und jede ,,ossizielle«
Schmeichelei. Als er im Kaplande
Ministeroräsrdent war, reiste er med
rere Male nach Europa, ohne irgend
einen Menschen zu benachrichtigen. Er
schlich sich heimlich an Bord des Dam
psers, wo er vorher ebenso heimlich
einen Platz belegt hatte, dadurch ent
sging er dem lästigen Adschiednehtnen,
I dem Handeschiitteln und den mehr oder
I minder gut gemeinten Hurrahrusen des
Volles. Neuen Belanntschasten ent
Lieht sich Rhodes aus geniale Weise.
Tucclll IIIle lyllh ciskk cc Heil lclllcll
Brief. Man telegraphirt ihm: der Se
tretär betrachtet flüchtig dieUnterschris
ten der Telearamme, wenn der Name
unbekannt ist, wir-d das Telegramm
einfach in den Papiertorb geworfen.
Man lommt viel leichter zu einer Au
dienz beim Papste, als zu einer Unter
redung mit Nin-des Am besten gelangt
man noch zu ihm, wenn man durch
chissrirte Depeschen angemeldet wird.
Da die Geheimschrist, deren er sich de
dient, nur in den Händen seiner Jnti
men und seiner Geschäftssreunde sich
befindet. schwindet bei einer Vorstel
lung durch chissrirtes Telegramm sein
ganzes Mißtrauen Aber die Leute
die diese Geheimzeichen besitzen, geben
ihr Geheimniß nicht so leicht preis-.
Noch zugeinäpster als Männern
ageniiber ist Rhodes im Verkehr mit
Frauen. Seine einziae Freundin war
stets nur seine Schwester, Fräulein
Rhodes. Er zählt deshalb fast eben
soviele Feindinnen, als es Frauen in
Südasriia giebt. Sie wersen ihm sein
barscheg, rauhes und lintischeß Wesen
dor, un er haßt sie wegen ihrer Neu
gier un Jndistretiom Eines Tages
mache er mit dem Marauis und der
Marquise «d’.s)autpcu!. die er seit lan
ger Zeit kannte, einen Aussiug aus dem
Nic. Als man sich drei Tage später
trennte, sagteRhodes zu der Marquise:
»Gnädige Frau. diese drei Tage sind
die einzigen, die ich jemals in Gesell
schast einer Dame verbringen tonnte,
ohne trank zu werden. Sie betrachten
mich nicht wie ein seltenes Thier, und
Sie haben nicht eine einzige dumme
Frage an mich gerichtet·« Jm Freun
deskreise ist der sonst so derschlossene
Mann ein sehr angenehmer Gesellschaf
ter. Seine Unterhaltung ist immer
anregend, er liesi viel und hat in allen
einen häusern, ja, sogar in seinem
Eisenbcihntoagen, Bibliotheten.
J ken- seinem Vrivatleben iit Rhodes
trotz seine-·- Reichtdums die Einfachheit
selbst. Er hat niemals glänzen, nie
mals Pair von England sein wollen.
Als er von Kaiser Wilhelm dem Zwei
ten empfangen werden sollte, wagte er
es, sich in einem gelben Rock und mit
feiner Reifeiniitze zur Audienz zu be
geben. Und doch war er nicht unehri
erhietia, da er es nicht sein wollte.
»Der Kaiser wußte,u sagte er später
zu einem Freunde, »daß ich mit ihm
von ernsten Dingen zu sprechen hatte;
er erwartete mich nicht, um mich in
einer Hostracht zu sehen, die ich nicht
zu tragen pflege.'« So mürrisch und
grämisch Cecil Rhode-'s aber auch ist,
so fand er in Südafrila doch noch
einen grämlieheren Menfchem er fand
Paul Krügen Rhodes erzählte selbst,
wie er einmal eines Samstags nach
Pretoria gekommen sei, nur um einige
Minuten in einer sehr wichtigen An
gelegenheit mit Ktüaer zu sprechen. Er
ließ den Präsidenten um eine Unter
redung für denselben Tag bitten. Krit
ger erwiderte, daß Samstags Martts
tag set, und daß er diesen Tag gänzlich
feinen Burghers widme. »Dann mor
gen,« schlug Aha-des vor. »Mor ist
Sonnta , für mich tein Geschäs Otaa,«
ließ Kr get erwidern. Montag hatte
der Präsident wieder Burghers zu ein
pfangem und to ging es mehrere Tage,
bis Rhodes die Geduld verlor untd ah
reiste. »Was ich ihm zu sagen hatte,
war nicht uninteressant,« erzählte er
sollten »Er hat nicht gewollt. Um so
Nin-unerl«
I
Tom und der Kleine. '
Slizze aus dem Urtiitenleben von M a r
t i n B r- h r e n d.
Seit nahezu einem halben Jahre
arbeitet Tom Gatten als Athlet, und
iiherall. wo er austrat, erntete er all
adendlich rauschenden Beifall. Und
doch war Tom nicht zufrieden. Er
sah keine Kunst in feiner Arbeit« und
das machte ihn unlusti;1. Das, was
er dem Publikum zeigte, waren Kraft
produltionen, die ihm allerdings tei
ner so leicht nachmachte, aber weiter
auch nichts.
Er war Luitgnmnaititer, der durch
einen Uniall seines Collegen gezwun
gen worden war, seine Nummer auf
ugeben, und der dann, um nicht rnit
ia zu gesen, mit athletischen Produts
tionen au wartete.
Und noch vier Wochen mindestens
sollte es dauern, bis fein College wie
der zu ihm stoßen würde; und dann
erst konnte er wieder als Luftghmna
stiker arbeiten. Er konnte sich vor
Ungeduld taum fassen; denn abge
sehen davon, daß er große Sehnsucht
nach der ihm am Her en lie enden
Arbeit hatte, wurde i m die ren
nuna von seinem Collegen auf die
Dauer fast unerträglich Den hatte
er seit in fein Herz geschlossen. Dieser
tleine zierliche Mensch, der in Allem
das erade Gegentheil von ihm war,
war so recht dazu angethan, ran ihm
verhiitschelt zu werden.
Aber Respekt hatte er doch ver ihm. ;
Der »Meine» hatte nämlich eine leid- .
lich aute Schulbildung genossen, was
ihn in den Augen des Riesen zu etwas
Staunenkwerthern machte. Man »
machte sragen, was man wallte, der
Kleine gab Antwort. Und da der
Riese durchaus nicht in der Lage war,
die Antworten auf ihre Richtigkeit hin
zu prüfen, so hielt er das Wissen sei
nes Collegen einfach sin unbegrenzt.
Nur Fräulein Luise wußte vielleicht
ebenso viel wie der Kleine; denn die
zwar Lehrerin; ja, viellei t wußte die
noch mehr als der Kleine! Dieses
Junge Mädchen hatte der Athlet ten
nen gelernt, als er mit seinem Colle
gen hei deren Mutter, als sie in G.
sauftraterh wohnten. Diese Frau, die
- Wittwe eines Schullehrers, verschaffte
inss III-u CDOKDIUUHJOflcf htlfckl VII
»sp, W.--. - -
»miethen von Zimmern, und aus diese
Weise waren die beiden Artisten mit
ihr und ihrer Tochter bekannt gewor
, den. Drei Monate hatten sie dort ge
kwohnh dann mußten sie weiter; und
Yjeyt noch dachte der Athlet täglich, ja
i stündlich an sie; denn er liebte sie mit
» der ganzen Kraft seines Herzens. Aber
es war eine entsagungsvolle Liebe.
Er tonnte sich gar teine Vorstellung
idavon machen, daß Luise ihn wieder
«lieben könne. Ein to tluges, zartes
Mädchen, Und er, dem das Lesen und
, Schreiben große Schwierigkeiten
I machte nnd der anfoassen mußte, daß
,er einein gewöhnlichen Menschenkinde
, die Hand nicht zerdrückte, wenn er jie
ihm schüttelte. Nein, ein solcher
i Mensch tonnte nicht bei einem so hoch
siehenoen Mädchen auf Gegenliebc
lhösfen Der Kleine vielleicht sa; der
» war etwas ganz anderes als er. Aber,
Gott sei Dant, der dachte gar nicht
an Luisr. Bei dem tras das Sprich
wort: »Unsere Städtchen, andere
Mädchen« vollkommen zu. Der mußte
überhaupt noch mehrere Jahre älter
werden, ehe er sich die Hörner so weit
abgestoszen hatte. daß er daran denken
konnte, sich um ein Mädchen, wie
Lnise eins war, zu bewerben; und bis
dahin war die schon längst verheira
thet. Aber Glück hatte der Kleine bei
seinem Unsall gehabt. Mußte er ge
rade in der Stadt zu Falle kommen,
in Ver sie bei Luifens Mutter wohn
ten, und nien wurde er von dem lie
ben, guten Mädchen gepflegt. Ja, ja,
der leine, der tonnte wohl lachen.
Aber, wenn er sich doch nun bei dieser
Gelegenheit in Luise verliebte und
wenn diese sich nun wieder —- es gab
plö lich einen Krach. Tom hatte, hin
Fr ssen von seinen Gedanken, mit der
aust auf die eichene Tischplatte ge
chlagen, daß diese zersplitterte.
Iriiherspalji Tomes geglazibt hatte,
war Der Utetne mieoer zu ihm genu
ßen. Eine Depefche hatte den Ersteren
von der bevorstehenden Ankunft seines-·
Partners in Kenntniß gesetzt und am
anderen Tage war dieser eingetroffen,
heil und gesund.
Mit großen Lettern stand es aus
den Anschlagzetteln, daß die beiden
berühmten Lustgnmnastiter Gebrüder
Serron nach dem Unfall des Einen in
den nächsten Tagen wieder im Circus
austreten würden
Tom und der Kleine hatten in den
letzten Tagen sleißig geprobt, und
Tom hatte sich überzeugt, daß Alles
in Ordnung war. Sein Pattner hatte
während seines langen Krankenlagers
nichts verlernt. So war denn Alles,
was ihre Arbeit betraf, wieder beim
Alten; nur der Kleine selbst war nicht
mehr der Alte. Was mit ihm vorge
gangen war, hatte Tom nicht ergrün
en können.
Es war nach einer hatten Probe.
Tom batte den Kleinen abgetrieben,
damit er sich nicht ertiilte, und nahm
jeht dieselbe Peoeedue bei sich bor»
Schweigend sah Jim dem Thun
seines Patinerg zu.
Dann ndete er sich plöhlich und
unvermittet an i n.
»Ton( —- — i habe mich verleiht-«
»Mit weint«
»Mit Luise.«
« im, Menschl«
chwer athmend hob und entte sich
Zeile Bruststdies At leten, sind te Mit-tä
n an nem rpet n en .
.Tom, Du darfst es wen und mir
ni t übel nehmen, wir lieben uns so
un agdar. Wie es kam, weisend nich .
Ader eines To es hatte ich Linie
meine Liede e anden und ne dari
mich erhört. och am selben Tage —
hörft Du mirs auch, Tom k- hatte
Luife mir ef gi, daß sie wisse, daß
Du sie lieb , und daß sie Dich sehr
achte, und daß es ihr unendlich te«
ethan hatte, als sie zu dieser Gewiß
Zeit gekommen war, daß sie Dich nicht
wieder lieben konnte. Und grüßen fol!
ich Dich auch viel taufend Mal von
ihr. Und ich weißt Du, Tom —k—««
Weiter kam er nicht. Tom hatte ihn
unfanft zur Seite gestoßen und wa:
zur Thüre hinaus gestürzt.
Am anderen Morgen, kurz vor der
Probe, hatte Tom sich wieder einge
stellt. Er sah furchtbar aus. Jim aim
auf ihn zu und sirectte ihm die Han
entgeaen. Tom lieachtete ihn nicht.
sondern machte sich zur Probe fertig
Es war lur vor dem Auftreten der
Beiden. Tom Faß «briitend auf feinem
Stuhl. Dustere Bilder jaaten durch
fein Gehirn: Ihn hatte Luife nicht
nehmen wollen, obaleich sie wußte
daß er sie liebte. Der Andere follii
sie nicht besitzen. O, wie er ihn haßt
diefen Anderen. Wie er überhaup« '
Alles, die ganze Welt und das Leier
haßte. »Ja, Ia, mein Kleiner, heute
Abend wird Schluß gemacht. Erst Dr
und dann ich.« So höhnte er in feiner
Gedanken. »Hast keine Ahnung davon,
daß Du heute Abend von der Denk
des Circus Deinen wirklichen Salt
mortale drehen wirft. Denn wenn Dis
nachdem Du durch den Raum gefauis
bift und meine Hände fassen willft
darnach greifft, dann gleiteit Du ab
denn meine Hände sind mit Oel de
schmiert; fo sehr, daß selbst, wenn irt
zugreifen wollte, mir das nicht Be
lange-. Es nützt wirklich nichts. r
und ich, wir brechen uns heute Abeni
die Hälfe.« —- —
Dag Klingelzeichen ertönte, und di(
Beiden traten, von lautem Beifall dei
Menge begrüßt, in die Manege. Dank
klommen sie Jeder an einem Tau ir
"die bode. Auf den gegenüber liegen
den Brüclen stellten fie sich auf. Nur
faßten sie jeder ein fchwinaendes Tra
-pez und stießen von der Brücke ab,
um durch den lfireug ziu ilieaen.
; Jedr Trick llapptr. Zum zweiten
" Male pausirten sie jetzt, auf der Brücki
stehend. Dann stießen sie wieder ab.
sum einige Evolutionen auszuführen
sworauf Jim sich in das Neß niede
isallenließ um don dort an einen
l Strick in die Kuppel des Circus hinei
: u klettern, während Tom wieder au.
l seiner Brücke Posio faßte
Jeßi galt es, den Plan zur Aus
ssiihrung zu dringen; und währen?
Jim, den Blick nach oben, in die höh
lletterie, griff Tom nach dem Tuche,
das, wie üblich ist, an einen Strick,
der die Brücke hielt, geinotet war, unt
den Zweck hat, damit den Schtveis
ron den Händen zu trocknen, und wohn
ldie kleine, mit Oel gefüllte Flasch:
heraus- Ohne daß Einer daraus ach
s iet, übergoß Tom seine Hände mit der
jäliissigleii. Dann wartete er, bis
; « ’m ihm das Zeichen zum Abftoß voi
T der Brücke gab. «
Und nun rief ihm Jim das Zeichn
aus der Höhe zu. Und gleich daraus
flog er durch den Raum. Der Trick
dendie Beiden schon so oft ausgeführt
tten und den ihnen troddeni noch
iemand nachgemacht hatte, bestand
dar-in, daß Jim sich von der Kappe
des Circu- nach einem Salto mortale
kopfiiber niederfausen ließ und dann
von dem an den Füßen hängenden
Tom in dem Augenblick an -den hän
den erfaßt wurde, in dem et an ihm
ooriibersaustr. Es kam bei diesem
Trick auf blitzartiges Zugreifen an.
·Geschah das nicht, dann mußte Jim
sich an dem straff gespannten Netz das
Genick abstofzen.
Noch einmal sah Tom in die Höh-e
Richtig, Jirn sauste schon durch di
Luft herunter. Nun sage der Weit
ade, höhnte es in ihm. Ader urplötz
lich icar es ihm, als höre er aus tau
send Kehlen das Wort Mörder ihm
entgegenschallen, und wie ein Ruck
ging es ihm durch den Körper. Sein
Kleiner von ihm ermordet! Nein,
nein, und tausend Mal nein! Nicht
Ad- -;JJ Wis- kssss blos-Is- ts- Its-Ih
«,.«., .....,. «,...., »........, -. .---..
zu Grunde gehen! An den händen
konnte er ihn nicht packen. Da u hatte
ihm feine teuftifche Jdee den eg ver-»
fperrt. Ader packen wollte er ihn; feft
und sicher. Und mit einem mächtigen
Schwun fchnellte er sich vorwärts-;
ein Gri f, und er hatte Jim an den
Beinen gepackt, deren Knie er sich mit
einem rasenden Griff auf den Brust
iorb Preßte.
Ein Blutstront schoß ihm aus dem
Munde, und er und Jim waren mit
Blut bedeckt, als sie aus dem Netz,
in das hinein sie in fefier Umllam
merung geftiith waren, herausgeno
ben wurden.
Ein furchtbarer Tumult durch
hallte den Cireus. Endlich wurde es
ftillz denn am Einqang erschien Jim
und zeigte sich dem aufjauchzendeu
Publikum. Tom tonnte sich aller
dings nicht zeigen. Der lag in der,(
Garderobe und deuchte feinen letzten
Seufzer aus-.
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sti- mme vieles-n
Die neuen bedriden find bekanntlich
der Sitz einer sehr intensiven euleanis
fechn Thiitigteit Jn der Meeresftrafze
zwischen Tvnqhoa und Api find neuer
dings wieder gewaltige Kämpfe zwi
schen- Wasser und Feuer zu bemerken,
und eine neue lleine Vulkan-Insel hat
fich in jener Wasserftraße gebildet,
welche fich acht Meter iiber den Meeres
gtegel er bt und unablässig ftqrte
auchfiiu en entsendet