Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 14, 1902, Sonntags-Blatt., Image 15

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    E Weißt Du noch?
fodelletre von Gram Spindel
letztenGäite sind gegangen Auch i
kKinder haben sich zurückgezosgenx l
chten wohl ahnen, daß wir beide .
roch so manches zu sagen haben. s
d so sind wir ganz allein am I
kunserer silbernen Hochzeit. Mit «
it ist roriider aber mir schwär- I
in der süßen Erinnerung an ver- -
ine Tage. »Weißt Du noch?«
I wir wissen es beide noch ganz
, jede Stunde der herrlichen ,eit
gegenwärtig Wir bewohnen !
außen vor dern Thor eine Van
Frau fest sich ans Klavier; wir
ja niemand. Es bedarf leiner
sdigung zwischen uns. Meine
gleitet mich, während ich singe. !
ein altes-. Lied: ,,Aennck)en von
u ist’g, die mir gefällst Nach ’
Vers deuae ich mich nieder und
unein Frauchen. Als der letzte
ellunaen ist, wechseln wir die
ich begleite, und die schöne Illi
nieiner eFrau klingt durch die
t. Wieder ist ei- ein erlieg
.d: »Treu und herzinnialich
sar lied’ ich Ticty Eis-bin :
Und dann trisscn trir uns;
Thränen der Rührung und
rnutd traten uns in dre nunm.
then mir bei einander und hal
eng nmichlungen.
« Uns icklnfen neben, der Pior
mrneri,« laai sie endlirts und
f. »Nein,« antworte ich, »erst
wir noch einmal unseren Ro
««eI.« Lächelnd acht niein klei
rnchen an das reeheitnc anch
chreibtifches und holt zwei Bu
s mir retliern das andere rnit
.em Deckel. th iind unsere der
ebiicher aus jener schönen Zeit
Jirpendliebe, dag- haben nsir
.nae derauggrkxinten irenn im
« dein einen. dchs aus- leni an
cheeinen deitiininrrn All-schnitt
ebt dies zusammen einen roch
einen Roman.
e Frau beairrntt
»B. Februar JK74.
dass bet« «!e lJU klih oxtt iirn
nmts Und srsb b:. le, iusti- Erim
ie Herren Von Dei- Bertrmi »He
et Vom »alt» Hen« Jst km
idoix Einer :it tax-kein m
it Lttcbet Pon, et txt-: ir«itis.r
ittgattn Pol! t(it;n:timi itztcrkrt
It Womit-. Deiner sci tout
ils erzähle-h cti b:, . m .: ein«
«-a: nicht been ::-aeti·mme.s:. Im
s Gesprackics sian idk .tm,
wohl sen-. liebstes-« Licts many
sagte Tr: .,«.lennctm von Jtm
Erst Munbte ich, et tu .11e mich
1bee der ’tann ja cor mit-L tiiifs
ich Aennchen heiße. Spuke-e
» mit-. sein Biemame ic:
, und »Viel-in Musik« itt ja ne
Liebiingglieb Aber icb habe
Acht verrathen, «!banticty bii
O mich etwas tsoeaui em. Ganz
bin act sie-vortei, qtoube
«
fnbie ict irrt zti Trick
Juix 1874
Nuchm ttciet war ni- .!7 Wut-we
em. Jct dachte an den mein
cksisch damals auf Dem Eili.
te erfahren, daß fte Amnchen
Hm die Tochter Vom ,,olte!i
der sei. Von txt-it pan
ganz deutlich Tms Haus
welche-n sie wohnt Als ich
-träftig tue-n Leibtieri »Um-.
Thau-M en Die Weh hinein
, steht aus einmal Herr Wu
te und hältftch die Seiten
. Dann tommt ieme Frau
ich ganz lanascim hinterher
U
nach, ich mußte dag- Lnd eist
smgm Dann gingen wir zu
zum Waldschlößchen und
sser. Es war ein herrlicher
ins kmsi Tit re:»e,essen,« soejte
an, ,.tveißt Du tauch, mie Du
in Höflichkeit zu nahe am
stammen und Isni Abbe-tm
««ichen. Na! Ich bin nicht«
ufgefptungem aber tm Alte
, erreicht tust Z«
such bei uns gemacht. Wie
aussah irn Frack und der
nde. Er erzählte von seinen
d Schwestern und dann von
ndinnen. Jch glaube, er ist
on denen verliebt. EH ist
recht schlecht von ihm, mir
genau zu erzählen. Mir ist
- - zu Muth, ich habe den gan
Jtobin Adait gesprelt.·'
ommt lange nichts Bemer
eg in den agebiichern Sie
n ihren Kleidern, ich von
-tu·dium, nur ab und za wird
hm und hier von ihr ge
Endlich etwas Besonderes
gebuch meiner Frau:
.-. Februar 1875.
« l! Zum dritten Mal-, daß
s ; aber so schön war
is war ein altdeutschett
, nämlich Aennchen von
; , Glich tommt ein Schotte
« ich merlte aber gleich an
" Waisen den er tanzte,
her herner. Jch nannte
in. Es war drollig, wie
.- « sagen sollte. Er ist ein
Und hat noch niemals
mitgemacht Nacher
a kommt der Meister,·'
e ich ihn doch küssen.
roth dabei; aber auch
nthrimlich zu Muth,
" anders als sonst die
J(
ide lachen und mein Ilenndxen «
:.,Den ·15. Juli JR74. Heute «
Nun kommt der haupttheil unseres
RomaniL er steht in meinem Tagebuch.
»Den 9«. März 1875.
Hurrabl Hurrahl Jch lann mir nicht
helfen, und noch einmalHurtahl Aenn
chen Werder isi meine kleine süße Braut
geworden. Ader das ist eine luriose
Geschichte, und ich will sie Dir erzäh
len, Du alte Schartete von Tagebuch
vielleicht geht auch Dein papiernes Herz
aus in Liebe zu all’ den Klecksen die
Dich bedecken. Wir hatten also Fah
nenweihe. Die
eine neue Fahne gestistet. Ich, als
erster Chargirter, hatte alle Hände voll
zu thun.
Gestern Abend war als Schluß des
zweiten Festtaaes »Commers niit Da
men«. Natürlich war Aennchen meine
Partnerin. Sie saß neben mir und
trug die breite Charairienschärpe. Es
war fidei, nrsidel und doch wieder so
feierlich. Die jungen Damen überreich
ten eine Fahnenschleisr. Wir standen
auf der dtumengeschmiictten Bühne,
drei junge Damen und drei Chargirte.
Jchmeiate die Fahne, und Aennchen
band die Schleife fest. Ich glaube, wir
beide zitterten, denn es schien mir eine
Ewigkeit, bevor ich die arichmiickte
Fahne schwingen ionnte. Während der
ganzen Zeit ttrabtte dab bengalische
Licht in Aennchens goldenen Haaren
wieder. Nachher, noch mitten jin assi
ziellen Theil, ließ ich meine Füchse an
treten, und zehnstimmia erscholl eS
durch den Saal »Aennchen von Tha
rau ist'5—s, die mir gesallt«. Später
wurde im oberen Saale getanzL Die
alten Herrschaften saßen und tslauder
ten in der Kneipe, die Jugend war
oben. Gerade-, ais- wir zum Lancier
antreten wollten« war Aennckien nicht
da. Jch stiir hinunter und suche.
Niemand bat Te gesehen. Endlich gebe
»ich in den Saal, wo der Commerk ad
zqetialten war. Cr war leer. Nur
spärlich brannten einige Eos-flammen
»Am Prasidiuin aber stand Aennchen
aanz allein, und schwang mein liegen
iaedliebeneg Rapier und sang tr- halb
’laiit vor sich hin: ,,!ttobin Dido-as Und
dann, ich weiss ek- jeltiit nicht, wie ers
igeschalyx ,,.!lennit,ins" »Rori:i!« und
Lk 5.... t-...-.— list-—
alten Herren haben I
wir dritte-n teiiie steil zu verlieren, schcn
crtiinte die Auffordeiaiirj zun: Tanz.
Wir eilten beide hinaus. »lic, Eltodiin
halt Du es endlich gesunden pag Renn:
dperi von Tharaii?« »Ja« rief ich,
»ich liabe es gesunden.«« Und trir tanz
tiii den Lanciei «
»Den 12.Aiiirz IM.
»Ach, ich bin so glücklich, so unend
Mi glücklich, heute traf ich Walter im
lskoncert In vier Wochen niacht er sein
Bausiiheerexamem und dann spricht
e-. mit Vater.«
Nun tomnit der Schlaf-:i er steht in
meinem Tagebucki
»Den lkk peil M7
Gott sei nk ich hat-s gesckMtÄ
Wettern war das mündliche Exaisnerr
Jch habe« ekz »saman ciiin lande« be
standen. Heute früh ging ich dann im
Frack und niit weißer Binde zum alten
Herrn Werden Er liatte schon tion
meinem Examengliict gehört und wollte
seine Familie tust-n Jch aber zog ihn
in sein Zimmer ttnd beichtete alles Es
war doch ein eigentbiimliches Gesicht,
i das er machte. »Mein lieber Mer,
sDii bist niir ein lieber und guter
Freund qewessu und wärest mir herz
Hlich willtoninien wild Schwiegersohn
IAteer sieh, Alean ist noch to Jung,
:glmibe iiiii, salch’ Mädchen weiß noch
nicht, was sie will. Jlir gefällt Deine
stattliche Erscheinung, sie sieht in Dir
als erstem Chargirten eine besondere
Persönlichkeit Jes- meine, sie ist sich
noch nicht so riecht ·tlar über ihre Ge
fühle. Versprich mir, ein Jahr weder
init Aennchen zu reden, noch ihr zu
schreiben, iiiid wenn Du dann den Bau
nieister gemacht haft, lotnine wieder.·'
Da half tein Bitten und Flehen, der
alte Dei-r blieb dabei. Ich versprach
ihm, was-« er wollte, und griff zum
Hut, imi sit gehen.
Und gerade da tlcng es aus bei-n
Neben-immer herüber. Aennchen sang
llnmillsiirlich blieb icks stoben auch der
Vater lauschte. Immer voller, immer
innigek schallte es herüber: »Tkeu und
l;et-sinniglich, immerdar lieb ich Dich,
Rubin Adair.«
Thkiine traten dem Alten in die Au
gen« »Bleib, mein Junge, ich hatte un- :
recht. Hundert und wieder hundert-»
mail hat mein-Kind das Lied gesungen,
so wie lseute noch nie. Das ist nicht
mehr der schtvannende Backsisch, so
singt nur ein innig ltebndes Liliiidchen.«
Er riß die Flügelthiiten aus, und
Blennchen laq in meinen Armen.
Während des Lesen-z makes heller
und heller geworden. Die jungen Son
nenstrahlen spielten in Aenncheng Haa
ren, durch deren Gold sich die ersten
Silberfiiden zogen.
onus-es eines Immer-.
Jn einem italienischen Stactchen
brannte kürzlich der Bankier und
Steuereinnehmer Galeazzi unter Hin
teklassnng von 600«000 Liee Schulden
durch. Die Behörde liess den Geld
schranl des Schwindlent dssnem Jn
demselben fand man nichts Anderes
als ein Zwei-Lieestiick, das in einen
Briesbogen eingewickelt war; aus dem
Pa ter stand: »Zur- Bezalslung des
S lasset-L der diesen« Geldschtant
össnet.«
————--·--.
Das läßt ties blicken
A.: »Sie lausen mit so ganz schmu
tziqen Stiefeln in Jlncr guten Stube
hemmt« —- ls.: »Ja, ich ziehe morgen
aus und ich muss laut Conttact die
Iobnnng in demselben Zustande über
sehen, wie ich sie Ybernomtnen habe."
, .
,
cikör.
säume-regte von Dr. Max Hirschseld
Das dritte Mittagsessen des jungen
Ehepaarest Es
Amtsrichter Halle strich sich behag
lich über den beginnenden Fettansatz
und schmun elte.
»Es hat ir ge chmectt?" fragte die
sFrau glücklichem ächeln.
»Ausgezeichnet, — nein, daö ist gar
tein Ausdruck —- desonders site den
Schweinebraten, —- ich fühle, der wird
in meinem Leben geradezu wache
machend sein«
Die junge Frau strahlte.
»Und wenn ich nun eine verschwin
dende Kleinigkeit daran auszusetzeii
-ä«e — —«
« Die Mienen der Frau Amtsrichter
umdiisterten sich
»Nein, bitte, es war ein ganz sal
scher Ausdruck, — eigentlich ist es ein
Vorzug jedes richtigen Schweinebra
tens, nämlich, daß er recht fett ist. Nur
möchte ich Dich sehr bitten, Elsriedi,
siir solche Fälle tiinstin einen tleinen
Litör bereit zu halten«
Lächelnd eilte Elsrtede an das Bus
set und holte eine dickbauchige, mit ei
ner rosa Flüssigiiteit gefüllte Karasse,
hervor, die sie triumphirend vor ihren
Ehehertn stellte.
»Anisette!« rief sie mit dem Aus
druck eines Statipielerg, der den »al
testen Pinam« auf den Tisch legt;
,,mein «tek)linaglitör, magst du ihn
auch, Roderich?«
»Ich schwärme iiir ihn,« lag der
Amtsrichter, der den Namen dieses-E
Litiirs zum erstenmale hörte. Und u:ii
es zu beweisen. trant er zwei Gläschen
«interetnander. während Elsriede sich
mit einein halben beaniigte.
Als Junggeselle hatte der Amts
richter iich gewöhnt, nach Tisch ein
wenig zu schlummern Das tam ihm
jetzt »ichlapp« vor und er wallte es sich
wieder abqewöbnen, zumal Eifriede
die Gewohnheit mitgebracht hatte,
nach Tisch ein wenig zu musiciren Sie
san-g und Roderich muszte sie begieiten
Mitten in einein aesiitildollen Liede
brach sie piistziich ais.
,bimme!, dik Ecksmeivebtaten!"
rief Tie aug. ..Iii merkt nämlich wis
sen, daß unsere Hersnine die Bekannt
schaft eine-.- Etabetrrrnbetere ariwactit
tim. Als ich gestern Abend in tie
Küche trat, brach sie gerade eine Ur
terreduna ot-. die sie nm Hossenftcr
mit ihm fabr:e. Jch will dort-, raiji
den Schweine-braten einschließen eit
brn, bin aber gleich nieder da«
Als Elsriede fort nar, dachte Amts
richter Holle bei sich:
Der Eschweinebrerten war wirklich
zu fett. Es iit nur ern Glück, daß El
friedens Mutter tms eine ,pcriette«
Köchin mitgab, rOnft wäre re wahr
scheinlich verbrannt oder get-r nicht zu
genießen gewesen. Nun, dat- wird sich
alles finden- Daiiir babe ich eben ein
reizendes Weibchen Wenn ich nur
nicht so schläfrig irreireI Jch weiß nicht«
ifi es der-on daß mir fo schwurnrneriq
zu Muthe ist, ——- nein, es ift das Fett,
—- ein guter Gebet-nie ich werde noch
ein Gläschen oon »ein etwas-i lüßlichen
Lier genehminen —— immerhin erin
nert et an einen ehrlichen Schnap9.«
Er ging alfo zum Biiffet, dn welches
Elfriede die Karosse wieder zurückge
stellt hielte. ergriff fie Und —— beinahe
hätte er sie vor Schreck fallen lasse-z —
sie war halb geleert
»Mindesteng ein halbes Lieer fehlt,«
murmelte er: »follte Elfriede wirklich
eine fo nngelieuerliöye Vorliebe fiir —
Anifette shaben?«
Jetzt vernahm er die Schritte der
jungen Frau. Haftig goß er sich ein
Gläschen ein und stürzte es hinunter.
Er wollte Eifriede nicht merken lassen,
daß er die Lilörflaiche revidirst hatt7.
Jedenfalls deiriertte sie bein- Ein
treten, daß Roderich eiligst die Lüf
fettlriir schloß.
»Nun, Lonrrnft da endlich, —- ich
wollte nur· —- ——·, nicht wahr, toir
intustziren Jetzt weiter?-" fragte er erer
i wirkt.
ds» »b’ mik- ikb Iomrne fofvri.«
»Jetzt gebt sie wieder über die
Schnapsflasckx,« dachte der unglück
liche Amtsrichter, als er am Flügel im
Nebenzitnmet sak.
»Weßhalb mag er nur so verlegen
gewesen sein?« dachte Elftiede. »wa
batte er am Büsset zu schaffen?«
Sie öffnete dieses Möbel und prall
te entsetzt zurück.
«Er trinkt,« flüfterie sie mit txonlo
ser Stimme, ,,er hat mehr ais die
halbe Karosse geleert —- —, in wel
chem Zustande werde ich ihn finden?
—- Uber ich will mir nichts merten
lassen.«
Um feiner Schläfrigteit Herr zu
werden, hatte Roderich einen munte
ren Walzer zu spielen begonnen.
»Braoot« rief Elsriede mit erbeu
chelter Lustigteit. »Jetzt will ich tan
zen.«
»Es ist richtig,« dachte Roderich,
als er sie umherwirbeln sah; ,,fie ge
hört zu denen, die singen und tanzen,
wenn sie —- berauscht sind.«
Mit einem iiihen Mißtlang brach
er ab und erlkob sich. Er wußte nicht
mehr, war er schläfrig oder lebens
müde? Jedenfalls stolperte er über«
den Teppich.
»Er taumelt ichon,« dachte El
friede.
«Setze dich mir gegenüber, liebes
Kind,« sagte er lau-, »ich habe mit
dir zu sprechen.«
« uch ich wollte dich eben bitten —·'
stammelte sie erröthend.
»«Wietlich? Du hast mir also etwas
zu esteben -—-?«
« a, Roderich, ich —- ich —- —-,
nicht wahr-, warum sollen wir von
einander Verstecken spielen, wir wis
sen Stett, woran wir sind.«
,, llerbings,'« bestätigte er, tief
Athem holend.
»Aber das läßt sich doch noch än
dern. »Mein Vater ist Arzt —«
»Er weiß also auch —?«
»Wie sollte er? Jch selbst weiß es
ja eät seit heute.«
» lso ist diese unglückselige Leiden
schast erst heute zum Ausbruch gekom
men!« murmelte er und fügte laut
zuzu: »Es waren aber doch wohl
über Ansäße vorhanden, Clsriet)e?«s
»Das dachte ich mir, Roderich —,
was meinst Du zu einer —- Trinker
heilanstalt? Eine Trennung von we
nigen Monaten werden wir wohl noch
ertra en tönnen.«'
., ir müssen sie ertragen! Man so
—- das wirst Du doch wohl einsehen,
—- tönnen wir unmöglich in irgend
eine Gesellschaft ehen.«
Elfriede schau erte.
»Mir zu wahr!« sagte sie, die Hän
de vor das Antlitz schlagend, »wenn
nur die Eltern nichts davon ersan
ren!«
» »Ich werte schweigen, darauf
lannst Du Dich rierlassen.«
»Natürlich baov wäre auch noch
schonet —; aber, swenn wir wirtliy
an der —- Trmterheiianstalt festhal
ten ——« «
; »Einen anderen Ausweg sehe ich
Inichn Elfriede."
» »Was sagen wir inzwischen im
Bekannten?«
»Eine notbwendige Badereise, die
i Dein Vater verordnet hat. Man hört
Ija bisweilen von plötzlicher Extra-C
tuna in ben Flitterwochen ——'«
»Aber Deine Freunde, werden sie
nicht bit Wahrheit ahnen, Roderich?
,,Wot)er sollten sie? Hast Du denn
jemallz öffentlich ———«
»Aber ich sagte Dir doch, daß ich
es selbst erst seit bente weis-» L- Ro
derich· ich bittre Dich vielleicht nor
nicht geheim-hin wenn ich gern-ißt
icittc —·——"
»Ta? wäre Deine einfache Psiicbi
acwesen.'·
..Memsr Taf Dann bait Tzi mir
also nichts- Fescnt,sineil Du fjit ,tc
teit —- -·-—«
»Ich habe nichts gesagt. weil ret,
nichts trinkte.«
.,Wtsc«s.' Ich verstehe nicht ·—"
»Nun, :ch«rrseiß es Doch erst seit
deute-"
»Du nacht Dn bist also rrit beujc
in Iiiee abscheuliche Laster verfallen?«
»Ich? Wer sprnht denn von rntr?«
»Nun, Don wein denn sonst?«
»Von Dir "doch, Elfriede."
»Wie? Du meinst also, Roderich,
ich wäre —- eine ——«
»Eine TrinkerinL Du hatt es ia
selbst eingestanden.«
»So etwas Avscheuliches ist mir ja
sgar nicht eingefallen. Jch meinte Dich,
weil Du die balde Lifäörflasche einzige
Jrnnlere hast«
»Das hatt Du doch gethan —- —««"
Eine Weile starrte Elfriere tiin
Amt-richtet fassungglog an, Dann
sprang sie plötzlich auf und lief hin
spart-A
Nach erniaen Minuten kehrte rre zu
rttck, eine große Medizinflasche in der
Hand haltend. die mit der rvta Bilde
·flüssialeit gefüllt war.
« »Schau, Roderich.« rief sie lese-beno,
»das habe ich in der Truhe unserer
Köchin hermine gefunden. Sie hat
ihren Anstheil arn Litör est-genossen
um ihn ihrem Etabstrompeter zu tre
Unzen Mir ift wirklich ein Stein-«
e,orn Herzen acfallen.«
»·Un’d mir erst!«
»Du hast wirklich recht aebabL No
derich! Ich werde dafür sorgen, daß
das nächste Mal der Schwein-braten
nicht so fett ist. --— Ader, mein Herr»
niemals werde ich Ihnen den schnöden
Bexdacht verzeihen —— —«
»Es war ja gegenseitia, Liebchen.
Die Köchin ist an allein Schule, Und
wir wollen see «bestrafen . . .«
» . . indem wir statt res- feinnr Li
törs für tünftxae Fälle einen einfachen
Ajrnsnel in raS Büfset stellen.'«
- 4s·--.1 Jst-— tst-1
JUIIUIIOIIII Hsoovvss
Sehr interessant sind die Mittbei
hingen, bie soeben ans den Atelierg der
großen Pariser Schneider bekannt wer
den:
Der berühmte Gebt-ges Pitotelle eni
warf kürzlich für eine Dame Kleider
irn Werthe von 8200,000, während
»Vorw« berichtet, baß eine pernamsche
Erbin ihm siir ein einziges- Kleid
826,00(t bezahlt hat« Danach scheint
der Preis, der fiir diefirönllngelschleppe
der jetzigen Kaiserin von Rnßlanb be
zahlt wurde, taum benennengwerth Es
war eine einzige Silberstickerei, an der
acht Mädchen sechs Wochen lang Tag
und Nacht abwechselnd beschäftigt ma
ren; dieNechnuna betrug gerade Völka
Eine seine Pariserin gibt heute zehn
mal so viel siir ihre Gewanbung aug,
als die Damen vor zwanzig Jahren,
und die Uebertreibung nach dieier Rich
tung hin scheint ständig zuzllnehmen.
Die Preis die eine erstrlassige Modi
stin unlängst angab, bestätigen dies
Ein Creme oder schwarzes Spitzenlleiv
bon verhältnißlnäßig gewöhnlichem
Aussehen tostet zwischen 8150 nnd
3200, ein blauer Sergeanzug 8100
und ein seines Geiellschaftgtleid aus
Seide oder Atlas 8250 bis s300, wenn
es mit Stickerei oder Handmalerei ver:
sehen ist. Für Spitzen kann eine Dame
natürlich sehr viel bezahlen. Gute
Spinen sind ihr Gewicht nicht in Gelb,
sondern eher in Diamanten werth
Von dem Kleid, dessen Preis, wie oben
erwähnt, M,000 betrug, waren tie
Spthen allila 828, 500 werth.
Als ein weiteres Beispiel von
Spitzenpreisen kann man anführen,
daß die in St. Gallen in der Schweiz
angefertigten Spitzentaschentücher 812
das Stück kosten. Der Werth der
Spitzen steigt jedoch wie der des Weines
mit dem Alter. Die Königin-Wittwe
von Italien soll ein 300 Jahre altes
Spitzentaschentuch besitzen, dessenWerth
810,000 beträgt. »Point Tresse«
Spitzen, die aus Flachssaden mit
menschlichem Haar vermischt gemacht
wurde, ist auch ungeheuer werthvoll·
Ein französischer Sammler besitzt ein
kleines Viereck aus dem rauen Haar
der Gräsin »Margaret of eunox«, der
Mutter des einglüetlichen Darnley;
dieses wird auf 86,000 geschäßL Bis
weilen hört man vonGewändern, deren
Stoff so einzig in der Art ist, daß sie
als- wunderbare Beispiele dessen, was
die menschliche Kunst vollenden kann,
ausbewa rt werden. Vno dieser Art
ist das .«1eid aus Käsersliigeln, das
seinem glücklichen Besitzer einVermögsen
einbrachte und noch heute ein Vermögen
werth ist« s rau Sam Edwards, die
Gattin des OchauspielerT ist die Be
sitzer-in dieses wunderbaren Gewandes,
das- ihr ein intischer Radschah als
Hockpzeitsgeschent siir einen Dienst
machte, den ihr Gatie ihm einst gelei
stet hatte. 15,0(t0 Flügeldecken eines
indischen Käfers sind aus den Stoff
genaht und verleihen den fließenden
Falten einen schimmernden, griin irisi
renden Glanz. Die Tame trug das
Kleid aus der Bühne, wo es natürlich
ungeheures Aussehen machte. Viele
Damen ioiinscbten eå nachzumachen,
fanden eå aber unmöglich, erstlich we
gen der Seltenheit des Käfers, und
zweitens wegen der Schwierigkeit, die
zarten Flügeldecken aus dem Stoff zu
befestigen Tie Kosten sind natürlich
nur annähernd zu schätzen, werden
aber wohl Bis-Klio betragen. Aber
auch einige ungesiitete Völker sind be
ruhmi wegen der Herstellung der last-.
bersten Kleider. Tie Frauen der»
Lshedenneisndianrr tragen bei festli-«
cksen Gelegenheiten Fileider aus schö
nem. weis-kein Willleisen das so gegerbt
ist, das-, ek; weich irie Kaitun ist. Sie
sind nicht mit Zeig-en und Juwelen,
sont-ein mit Hainen Vom Glenthier
besetzt kfin seid-ei Kleid ist nicht un
ter sitt-(- ;u baten. Tas kostbarste
Gewand der Welt war 1883 in der
Fischerei Alneitselluna in London aus
gestellt. Ei- irar rer bekannte Königs
mantel von ten Enndrrsichinfeln, der
aus- rothen. ichtrsarzen nnd gelben Fe
dern gemacht nar. Der Vogel, der die
aielben Federn lieferte, ist je t ausge
itnrbm nnd er trar immer v selten,
daß man anderthalb Jahrhunderte
brauchte, nrn genug Federn für den
Mantel zu farnnreln. da jeder Vogel
nur drei. oder vier Federn der erforder
lichen Güte liest-rieb Ter Mantel wurde
auf eine daxbe Million Dollars be
werthen
Du- Iustige Internal-.
Ueber einen eiaenartigen Engadiner
Volcksbranch schreibt ein Mitarbeiter
des »En9adin Exprekf folgendes-: Als
ich Letzter- Iaae von einem Gange nach
St. Mer Abends nach Samanden
zuriicklehrth wurde ich durch ein selt
sames Geiohle, vermischt mit dem Ge
schelle einer Kot-gleich iiberraschi. Ich
sah auch bald einen sonderbaren Auf
zug: man führte eint Kuh spazieren,
ist-deine Anzahl junger Burschen folg
tm ihr. indem sie jauchzend und jah
1esnd seinen Heidenlärin vollführten.
»Was bat dass zu bedeuten?« fragte
mich mein Begleite-, rer mit den Sit
ten deåbzandexs noch nicht aanz vertraui
ist« »Sie haben eine Ruh gestohlen!«
belebt-te ich ihn. ,,Eine Kuh gestoh
len?!« Der Mann schaute mich ver
» ständnißwll an nnd machte ein verdutz
tes Gesicht. »Daß man eine Kuh stiehlt,
iann ich am Ende beareisen, aber daß
man ihr dann eine Schelle um den
Hals bangt und fie lärtnend durch die
Straßen führt, tas geht über meinen
Horizontl" Mit Iem Ruhdiedftahl hat
es eine besondere Bewandtfchaft Die
Engadiner Familien pflegen zu Be
ginn des Winters einen Ochsen oder
eine Kuh zu schlachten, und das Thier
zu Würsten und Rauchfleisch zu verar
beiten und damit die Vorrathslammer
zu füllen. Wenn nun eine Familie, in
der sich ein heirathsfähiges Mädchen
befindet, die Absicht hat, ein Thier zu
schlachten, so interessirt das die jungen
Burschen des Torfes lebhaft. Am
Abend vor dem Tage, da die Schlacht
tnng stattfinden soll, schleichen sie sich
um den Stall herum, in dem das zan
Tode Verurtheilte steht; in einem gün
stigen Moment holen sie es heraus,
dann führen sie est-Hm Triumph durch
die Straßen nnd dringen es in irgend
eine Sialluna, wo der Besitzer es am
wenigsten vermuthet. Gelingt es nicht,
vor der Schlachtuna die Kuh oder den
Ochsen zu stehlen, so stiehlt man nach
her Würfte. Im UntersEngadin ha
ben die jungen Leute, die das Thier
gestohlen haben, dqs Recht, beim Ver
wursten behilflich zzi sein; als Beloh
nung werten ihnen rann ein paar
Wiirste zu theil. Im LbersEngadin
begniigt man sich damit, dafz der Be
sitzer des gestohlenen Thieres oder der
iestohlenen Wiirste TeinEigenthum ein
öst durch das Versprechen, den jun
en Burschen dei- Twies-Z eine Anzahl
nieste zu s endiren. Tie so gesam
nelten Wurfisckxane werten dann in ei
iem feierlichen Wurstschmaus des
ungen Volteg rersreist. Mit dem
Schmaus ist immer ein Ball oder, wie
nan in Engadin sagt, eine »Mezza
Zaira« verbunden. Und darin liegt
per ganze Zweck des Kuhraubes Der
Erfinder der alten schönen Sitte ist
leider nicht bekannt; fein Name würde
sonst von den jungen Burschen nnd
noch mehr von den jungenMädchen des
Engadins gewiß mit großer Ehrfurcht
genannt. Nun darf man aber nicht
glauben, daß der Kuhdiebstahl das
Vorrecht der Burschen sein. Nein, dis
Miidchen verstehen sich ebenso gut dar
auf, wenn es sich trifft, daß in einer«
Familie, die ein Thier schlachtet, ein
lediger Bursche ist. Und im Jauchzen,
Johlen und Sepktaielmachen sind sie
mindestens ebenso gewandt.
Auf die setomms kommt-« an.
Der Hans muß zu den Soldaten.
Da sagt die Greth zu ihm. er solle ihr
auch einen Ring geben zum Andenken.
Der Hans verspricht ihr’s, geht zum
Goldschniied, wählt ihr auch einen
Ring aus um zehn Gulden und sagt zu
ihm, er solle in denselben die Inschrift
machen: ,,Bhiiat de’ Gott, liabeGreth!'«
Am andern Morgen tomint Hans wie
der zuin Goldschmied und fragt, ob der
RJing fertig sei. Die Antwort lautet:
« a.«
»Und was steht in dem Ring?« fragt
Hans.
Der Goldschmied liest laut und deut
lich: ,,Bhiiat de’ Gott« liabe Greth!«
Das habe er nicht recht gemacht.
meint Hans, das klingt nicht betrübt
genug. Da habe er noch einen Gulden;
er solle es dafür bis morgen abändern.
Der Goldschmied verspricht’s, und
als der Hans am anderen Morgen
wiederkommt, liest er dein Hans die
selbe Jnschrift: »Bhiiat dc’ Gott, liabe
Greth!« mit dem weinerlichsten Ton
von der Welt vor, so daß demselben
Thränen in die Augen kommen.
»So, jetzt ischt rechtl« sagt er, nimmt
den Ring und bringt ihn seiner Greth,
die-dem Hans von Herzen dankt, wie
er ihr die Inschrift vorliest. und eben
falls vor Thrönen seist rcrgeht
4.--—-—
Wahnsinn bei Thieren. «
, Vor Kurzem berichtete Professor
Edänger in der Medicinifchen Presse
über die genaue Untersuchung eines Ge
; hirns von einem anscheinend irrsinnig
,...«.. m-.t.;s.....v». wol-hi- cast di
Hclukskncu «uuy«s,u«u-, s»-·-»« ·-l- —.,
gleichen Veränderuttaen aufwies, wie
das Gehirn eines menschlichen Irren.
Schon früher gab Rasse an, daß Thiere
nritunter verrückt werden« eine Behaup
tung, die von F. Körner mit der Ps
ariinduna bestritten wurde, daß Vor
stellung und Wirklichkeit bei den Thie
ren nicht in einen Derartigen Wider
streit wie in der Menschenseele gerathen
können. Botte berichtete dagegen bon
einem Papagei, welcher wahrend einer
Seeschlacht verrückt wurde und —- sonst
sehr gesprächig —- seitdem immer nur
»Burn —- bum« gerufen habe. Auch
Diesen Fall führt Körner nur aus eine
übermäßiae Crsrhiitteruna der Gehor
nerven und auf das Festhaltendes ab
norm starken Eindruckes zuru.ck. Z
wäre zu wünschen, bemerkt die Naturlv
hierzu, daß die Biologen uns bald nur«
mehreren derartigen interessanten Fette-'
len- bekannt-« machten.
» - -——-——- —«s—
Gurt-Minnen «
Wirth: »krrNachbar, Jhre Schuld
belaust sah jetzt bereits auf zwanzig
Dom-THE Ich —« — Gast (entrüstet):
»So viel Geld habe ich hier schon ange
-bracht und habe immer noch kein
Stamrnalas —- es ist unerhört, wicSie
die Stammes-ästi- vernachlässigen.« ·,
Datum- Freundschaft
»Nimm mirs nicht tibel, liebes
Weibchen, aber in Deiner heutiaen
überladenen Frist-r bist Du um zehn
Jahre älter!« — »Ah, darum hat mich
meine Freundin Ella so oft versichert,
daß ich darin um zehn Jahre j ii n g e r
aussehe!«
Ein handgreifliches Mißverständnisi.
« Junge Dame: »Ich mochte ein Paar
schwedrscheHandschuhe, weis-. aber nicht
genan, welche Nummer.« —- Verlän
z fer: »Den-f ich um Jhte Hand bitter»
mein Fräulein?« — Junge Dame
(verschän1t): »Aber, mein Herr! Wie
haben ja doch lauin ein raar Worte
mit einander gewechselt!«
Wortsviki.
Student: ,,Wirst Du Dich am Piet
nick auch betheiligen?« — Student B.:
»Nein, mir fehlen die Pic-Nickel!«
qulr.
Packen Dich des Neides Gewal:en,
Bedenke, wie oft für echt gehalten
Wird hier auf Erden falsches Glück
Und sei zufrieden mit Deinem Geschick.
Die große Noli-.
,,Mußten Sie rni! den Pavillon
denn gerade vor die Nase lsanen?« —
»Jn der Gegend, wo Sie wohnen, ist
das doch gar nicht zu umgehen.«
l
Ck kennt ihn.
Student: »Und mags- toitet der An
zug, wenn ich ihn auf der Stelle baak
bezahle?« —- Schneidert »Mein Herr,
uzen lasse ich mich nicht!«
Gelegentlich
Sie (zu ihrem Mann-: Denk mal,
Dlrthur, ich habe heute auf der Fair
eine große Schachtel Mottenpulver ge
wonnen! Nicht walze, nun laufst Du
mir einen neuen Petzmantel?'«
Verlaut.
Chef: »Donnerwettcr, we ist denn
Der Laufburfche? Der Junae ist nie da,
venn man ihn beaucht!« ——s Puck-hal
tet-: »Das würde einmal cin vorzügli
her Polizist wetden.«