Der letzte Brief. öhluitki von G. Freiherr v. Cinpteda lls Nittniei ster von Lintz in Wash » ton ziir Botschaft befehligt gewesen, te er Miß Margaret Flotoer kennen rnt und sich turze Zeit darauf mit oerlobt. Es war eine reine Liebes rath, denn daß Mädchen besasz nichts nensiverthes. Ta nun die Photo phien, die er geschickt, den Reiz —- Hautsarbe und den Glanz der gen nicht wiedergaben. hatte eg wohl «ßen: »Schön ist sie nicht, Geld hat auch nicht, also wo steckt’s denn?« chdem man sie aber kennen gelernt, lnderte sich niemand mehr über des ttmeisters Wahl, denn sie besasz n unendlichen Liebreiz, war tlug ne Schärfe, lebhaft, doch nicht nn s , und weich, ohne in Empfind si «t zu verfallen ie fand sich bald in die kleinen ls··"ltnisse der Provinzaarnison ob l sie immer in der arosien Stadt » denn sie liebte ihren- Mann. i sie ward in allem und jedem sein liicl, seine Vorsehung. Seine Inter en wurden die ihren, ioas er aerii e, aesiel ihr, und seine Neigunan e sie. Bald kannte sie jedes Pferd r Schwadron, genau so ioie die men der Leute und ob sie etwas ugten oder nicht. Ja. sie half ihm so r, denn als er einmal im Casino en Vortrag über die amerikanische svallerie halten sollte, las sie Quel: werte, strich an und machte englische sziigr. l argaret errang in der Meselliakeit eine Stellung, gewann die Herzen r Bürger in dein kleinen Nest; ihr us hielt sie peinlich in Ordnung; ac «thlich wußte sie es ihren Gästen zu achen und ihrem Mann den Himmel f End-ei Und ein-G Jaaeß eile er e dienstliche Unannehmlichteit ge t und verstimmt heimkehrte, strich ihm leise über Stirn und Wange, nte sich schmeichelnd an ihn und gte nur: ·,,?Jiein arircr Boh, nicht traurig n.« Da ward er ruhiger, begann zu lä ln und nahm ihre beiden Hände, in m er ihr in die Augen sah wie ein ungverliebter, mit den Wostem »Wenn ich Dich nicht hätte!« Es schien. als waren diese beiden nschen siir einander geboren, ront chicksal einer siir den ander-ers be immt, als hätte die Natur einmal i ihrer Geschöpfe zusammenfiibren allen zu einem Dreiklang des Frie ens, der Liebe und kee- Glücks. Da tam eines Tages ein Brief aus «hington: Margarete Mutter war chiver trank, das Ende stand bevor. lbstverständlich war jetzt ihr Platz üben am letzten Lager derer, die ihr s Leben gegeben. Der Rittmeister ggte es selbst, obwohl er seine Frau «cht hinüberbegleiten konnte, denn so angen Urlaub würde er nicht betont en haben: der commanbirende Gene al hatte sich erst vor vier Wochen ba iiber aufgehalten, baß es bei den Her d nicht »Dienst, Dienst«. »Wir müssen vernünftig sein, rnein rniee Boys« sagte Margaret, während die Augen von aufsteigenden Thra glänztm Und sie waren vernunf g, bis zum Abschied aus dein Echiii. a aber begann der Rittmeister ozu schluchzem das-, der sonst an solche cenen gewöhnte Stewaro ihn ganz Prschrocken ansah, Denn einen so aro sßen, starlen Mann hatte er noch nie weinen sehen. Der Strohivittwer lernte ren immer hieße: ,,11rlaub, Urlau.-«, O auch nicht, sich in die Einsamkeit zu indem Ueberall fehlte ihm seine Frau. r mochte schließlich gar nicht mehr om Dienst nach Hauz- lomtnen, denn "n Freund, sein itanierao war ja chlaf mehr finden: immer taftete er ch dem leeren Lager an feiner Seite. Berheiratheten des Reainientg den ihn tin, ihm über die traurige » it hinwegzuhelfen doch er sagte ab, tr hätte es im Zwange der Unterhal tung noch tveniaer ausgehalten alr- in feinem verwaisten Haufe. Der einzige Trost waren ihre Briefe. ·t jedem fälligen Tantpser kam einer n, und jedesmal lag er ihn, wo er ar, in der Rast-ine. zu Pferde, in sei Zimmer. Er nahm ihn mit zu tt und studirte jede Zeile, jeden chftaben, bis er das Licht löschte e ihre Briefe aber trug er stets bei , daß ste Ränder belamen und ganz es wurden und sich feine Uniforni ähte tvtie die Brieftasche eines Macht meisters. Der Aufenthalt Margarets zog sich »Un. Der Mutter Kräfte flatterten noch Central auf. Endlich erlosch das Le senslicht Er erfuhr es durch ein Tele seorntm das qleichzeitig ihre Rücktehr seit der ,,Weftphalia« anzeigtr. Und konnte er nicht anders: er war iickfelia. Er dachte nicht an den -- odesfalL sondern nur, dafz feine au tviedetlehrte. Er rieb sich die « de, er lief auf und ab, er llingelte Burschen und theilte es ihm mit, ng in die Küche und erzählte es der Wachtmeifter erfuhr es beim ft, der Adjutant, der zufällig dor tt. Margaret tam zurück! Es war als lachte der winterlich trübe l in Sonnenbläue herab, als , es lästlich warm, fo daß er den tel adlegte, obwohl der Boden gefroren war. raaret latn zurückl Er konnte et fürchtete sich vor der Lece seineE s mis. Er war ja allein! Sein Weib, « ( ( l l i I icht da! Er konnte Nachts- leinen; offenl Er hätte es am liebsten W tin tletnen Wett- dalu i es nur seder wußte, denn bald rvar sein Glück und sein heil, sein Stolz und sein IHei-den« feine Liebe wieder dazeirnk argaret kam zurück! r berechnete Tage und Stunden, er verfolgte in den «eitungen die Tele grarnme über A ang der Dampfer unsd fand heraus, daß die «Weftpbalia« kur vor dem Weibnachtsfest eintreffen mu te. Da atlymete er auf. Er hatte immer in Stillen gefürchtet, Margaret mischte zum heiligen Abend nicht da sein. Was hätte er da anfangen sol len ohne sie! Unsd nun — nun würde es ein Wirt-ersehen eben gerade an diesem Taqe, am tief ten, innerlichften des Jahres, der ganz und nur der Fa milie qehörtr. Da packte ibn die Unruhe. Er konnte es nickt mehr erwarten, und er ward immei erreater, je nöber der Zeitpunkt rückte. Er war so zerstreut, daß er es kaum fertia brachte, als ihm derWacht meister die Urlaubspiisse der Schwa dron vorlegte, seinen Namen darunter zu segen, denn jeden Augenblick mußte das clearamm eintreffen, das ihre Ankunft anzeigte, aus Vlifsingen, von wo sie die Bahn benutzen wollte, weil sie in Gesellschaft von Bekannten reiste. Doch Stunde auf Stunde verstrich — die Den-sehe lief nicht ein. Es ward Abend, und noch immer keine Nachricht. Der Rittmifter schickte aufs Telegra phenamt — man wußte von nichts. Die » Nacht brach an. Er begriff nicht, was ; da vorging. Er konnte nicht schlafen.! Er zog sich gar nicht einmal aus. Um i Mitternacht lief er selbst auf die Post. I ; Der Beamte, der den Nachtdienst hatte, i ;versicherte, es wäre kein Telegramm " da. Der Rittmeister rannte wieder ? « fort. Gegen Morgen erschien er aber » mais. Nichts. Als er von dem Dienst ; wiederkam mit ganz verstörter Miene, ließ sich der am Schulter erzählen, um was es sich handelte, und da er die Er regung des lfiittmeisters fah, verfchaffte «- iksrn Ine- lanickjt ein Ismen- Ver-links Morgendliitter, die mit dem Frühzuge gekommen, aber noch nicht an die Briefttäger ausgegeben waren. Viel leicht stand da etwas drin von Schiffs verfpiitungen. Zu dieser Jahreszeit geschah es ja öfters. daß zum Beispiel wegen Sturm im Kanal die Post aus England ausblied Der Nittmeister öffnete mit dem Be amten gleichziitig ein Blatt. Die Zei tung zitterte so In seinen Händen, daß er nicht einmal die Stelle fand, tvo die Depefchen standen. Plötzlich rief der anderer ,,Rittmei ster, wie beißt das Schifft« «Weftpbalia!« Der Beamte, ein jüngerer, rothdlon der Mensch mit Sommersprosfen, gab einen dumpfenLaut von sich und reichte dem Rittmeister zögernd die Zeitung. Der riß sie ihtn fast aus der Hand. Es war nicht zu über-sehen. Dort stand fett gedruclt: »Untergang der »Weft phalia". Er til-erflog die Zeilen. Es waren nur Telegramme. Sie widersprachen einander, doch nur in Einzelheiten und iiber den Grund des Unglücks, die Thatsache selbst stand fest. Sie wurde als eine der arauenvollstkn Katastro phen bezeichnet, die je auf allen Meeren ein Schiff betroffen, sowohl wegen der Anzahl der Opfer als wegen der Be aleitutnstande. Das Schiff war im Nebel von einem anderen Dampfer — dessen Name man nicht einmal wußte — an der Steurbordseite so furchtbar geramtnt worden« daß es, mitten durchgeschnitten, ohne Signale fast augenblicklich gesunten war. - Ein holländischer Lootsenlutter war Zeuge gewesen nnd hatte die Meldung gebracht· Der Bericht llang fast un möglich. wie die Ausgeburt erregter Zchifserpliantasie, denn es hieß: »Nein Laut wurde aehört, auch die Zarene schwieg plötzlich, und ehe unsere Augen etwas genauer unterscheiden konnten, war ter Dampfer —- erft das HintertheiL dann das Vordertheil ver schwunden. Als der Strudel der mit irr- die Tiefe aeriffenen Wassermenaen sich beruliiat hatte, war die Oberfläche wieder glatt, bis auf den geringen Seegana des Tages. Trümmer, Ueber refte wurden nicht gefunden· Der fremde Dampfer, der das Unalurt ver schuldet. ivar im Nebel entfloh-en. Man muß, so furchtbar es «ist, annehmen. daß keiner, der sich auf dem Schiffe be fand, davongetommen ist. Der Ver lust beträgt also wahrscheinlich 837 Menschenleben Diefs ist der schwerste Schlag, den je die deutsche Handels flotte erlitten hat« Der Rittmeifter aab die Zeitung zu rück. Er blickte den Beamten mit offe nem Munde und einem Ausdrucke an, als hatte er ten Verstand verloren. Dann taate er nur: »Das ist ganz unmöglich! Es giebt Dinge...die...die...dieun möglich sind!« Dann eilte er fort, schwankend, als ob er betrunken wäre. Und die Abend-s zeitungen brachten die Wißt-in die »Weftphalia« war mit Mann und Maus untergegangen Der Rittmeifter saß am Schreib tifch und starrte auf das Bild feiner Fr , vor ihm, feiner Frau, die nie me r wiedertomrnen würde, nie wie der ihnr helfen und ihn trösten, ernst sich mit ihm unterhalten und mit ihm scherzen, das Leben lebensiverth ma chen und mit lieber, leifer Stimme zu ihm sprechen: " -,,Mein armer Bont« Es war ihm, als hörte er ihren Ton. Er schreckte zufammen. Er blickte sich um· Sie mußte doch vor ihm ftehenl Er war allein. Da kam das Bewu t ratst all feines mniers so Eber-i , er den Lob nieder-Krisen lieb auf ....—.—.—-————-q— die Tischplattr. Seine Achseln zuatem ein Krampf überlief seinen Leib. und er weinte wie beim Abschied aus dem S ’ffe. Ia klangen Schritte-— Der Bursche war eingetreten. Er beachte einen Brief, legte ihn hin unsd schlich wieder hinaus. Der Rittmeister achtete nicht darauf. Was gingen ihn Briefe an, wenn die nicht schrieb, die . » aber er . hatte plötzlich eine Schrift erkannt. Er stieß einen Schrei aus. Er griff mit zitternden Händen danach. Marga rets Schrift? Er begriff nicht. Er riß den Umschlag auf und mit thriinen verschleierten Augen las er, schluchzen«d, indem er ab und zu inne hielt, weil et die Worte nicht mehr erkennen konnte-: »Mein armer Bon! Jch schicke Dir heute die letzten paar Zeilen, die noch mit dem französischen Steamer abgehen. Nur kurz, denn morgen folge ichsa selbst nach. Ach, wenn es doch erst so weit wäre, ich kann es ja nicht mehr erwarten, wieder Dein zu sein. Jch habe in diesen letzten schweren Tagen so recht gefühlt, wie ich mich verändert habe. Jch könnte, so gut auch alle gegen mich sind, nun gar, wo meine arme Mama nicht mehr ist, hier nicht mehr leben. Nur noch bei Dir lann ich sein, bei Dir, dem ich danle fiir all die Liebe, die Du mir erwiesen hast. Dies ist mein letzter Brief« mein letzter Gruß. M.« Der Rittmeister hielt das Papier in den zitternden händen wie etwas Uebernatiirliches. Er starrte es an gleich einem Gruße aus dem Jenseits-, denn diesen Brief sandte ihm eine Todte. Und das war ihm wie ein Trost in seinem Elend, als lebte diese Seele noch, als könne er weiter Zwie sprache mit ihr pflegen, bis er sie einst wiedersah dort oben. ———-.- - » Ein Ehestandsbricf. Maria Thcrcsia an ihre Tochter. Die große Kaiserin Maria The resia von Oesterreich wurde einst von ihrer Lieblingstochter, Prinzessin Al brecht von Sachsen, um Rath gebeten, wie sie sich ihrem Manne gegenüber zu verhalten habe, urn sich dessen Liebe und Achtung zu bewahren. Die Ant wort, die vor 150 Jahren geschriean wurde, enthält des Wahren und Schö nen so viel, das-. sie auch heute noch von jeder Frau beherzigt zu werden verdient. Die taiserliche Mutter schreibt: Meine liebe Tochter! Du willst, daß ich Dir über Deine Lage einen Rath gebe. Es giebt viele Bücher, welche diesen Gegenstand be handeln, ich will nicht wiederholen, was diese sagen. Du weißt, daß wir Frauen unseren Männern unterwor en find; daß unser einziges Bestre ben sein soll, dem Gatten zu dienen, ihm nützlich zu sein, ihn zu unserem besten Freunde zu machen. Du kennst Deinen Mann, Du hast alle Ursache, zu hoffen, glücklich zu werden! Jch will Dich besonders darauf ausmert sam machen, daß Tu in der zärtli chen Liebe siir Deinen Mann nicht in ein Uebermaß geräthst, das ihm-zur Last fallen könnte; nichts ist so deli tat, als diese Klippe; die zärtlichsten und tugendhastesten Frauen, und zwar die aus Neigung heirathen, scheitern daran. Je mehr Du Deinem Manne Freiheit läßt, indem Du am wenigsten zarte Ausmerksamteitcn verlangst, desto liebeng«:viirdiger wirst Du ihm sein; er wird Dich suchen und gerne mit Dir leben. Trachte da nach, ihn zu unterhalten, zu beschäfti »»i ems- ok sie-b nirnpnhai besser he finde, als eben bei Dir! Um Dir sein ganzes Vertrauen zu erwerben, mutet Du sorgen, es durch Dein Benehmen, Deine Dislretion zu verdienen! — Laß niemals den qerinasten Verdacht in Deinem Herzen Eingang finden; iemehr Du Deinem Gatten Vertrauen und Freiheit schenlst, desto anhäng licher wird er Dir sein! Alles Glück der Ehe besteht in Got teösurcht und beständiger Rücksicht nahme der Gatten gegeneinander. Die thörichte Liebe vergeht bald; aber man muß sich achten, sich gegenseitig ergän zen und nützlich sein. Jch habe Dich hie und da eisersüchtig bei Deinen Freundinnen gesehen; hüte Dich da vor bei Deinem Manne; das würoe Dir Deinen braven Gatten nur ent-i sremdenl — Nicht einmal scherzeni sollst Du über diesen Punkt; vomi Scherzen kommt es zu Vorwürsen. Alle Ehen würden glücklich sein, wenn man sichmso benehmen würde; und glaube ir, meine gute Tochter, es hängt so viel, unendlich viel von der Frau ab; sie soll die rechte Mitte inne halten, die Achtung« und das Ver trauen ihres Mannes gewinnen; sie soll dasselbe nie mißbrauchen, weder damit drunten noch besehlen wollen. Habe keine Vertraute: das soll Detn Mann allein sein. Jch will nicht ein mal eine Ausnahme siir mich machen, um Dich nicht an vertraute Muthes lungen zu aewöhnen. Haben Wort-e des Unsriedens Dir den Tag aetrubt, so laß die Sonne nicht darüber untergehen; suche vor Abend den richtigen Einklang wieder, damit die Disharmonie nicht in den nächsten Morgen übergehe! Dies ist der Rath Deiner treuen Mutter Maria Theresia. Der Indem »Ihr Bruder will Historiker werden, here Kadett?« Kadetn »Ja, ich werde Weltge schichte machen, und mein Bruder wird lie zu Papier brinaen.« « Das Goldstück Von E. Viller. Sie hatten wieder nichts eingenom men. Für ein paar Pfennige Wurst, fur ein halbes Pfund Zucker und drei mal an je ein Kind um je zwei Pfen nige —Bonbons, das war Alles. Das war das ganze Ergebniß des Tages. Es war troftlos. —- — Er aber, der Mann, sagte lein Wort, er pfiff nur vor sich hin und fah ab und zu scheu nach feinem Weibe, das mit ftierem Blick, bleichen Wan gen, eingefallenen Augen und einge fallener Brust dort am Fenster faß und apathifch hinausfahan die feuch te, schimmernde Straße, in der sich die Rseslexe der Gaslaternen und der vor überhufchenden Lichter zu seltsamen, glitzernd oerfchwimmenden Streifen vereinten. Eigenilich war es Zeit, zuzumachen; um 10 Uhr kam doch Niemand mehr, drüben die Laden alle hatten längft geschlossen. Ader er wagte es nicht, seine Frau aus ihrem dumpfen, leid vollen Brüthen aufzuriitteln und ihr zu sagen, daß der Tag auch wieder vorbei fei, rettungslos vorbei! Um etwas zu thun, machte er Kof feepackete zurecht. Wozu, das mußte er feldft nicht. Los wurde er sie ja doch nicht« Da plötzlich ging die. Thüre auf. i Ein Mädchen stürzte herein. »Ach Gott, fagen Sie mir, Wunsch Essenz haben Sie wohl keine?« Punfch-Essenz? Seit Jahr und Tag war bei ihnen nicht danach ge fragt worden, zwei alte verftaubte Flaschen aber mußten doch noch da fein. Ja, da ftanden sie. »Eine, oder mehr?« »Zwei." Ein Blick zu feiner- Frau hin-über. l« Ein Bua dou Zartlichrem der orsagen wollte: »Siehst Du, das ist der Anfang; es kann doch besser werden, es kann doch wieder gut werden!« »Sonst etwas?« O, noch eine ganze Menge! Es war ein Wunder, daß er das Alles noch hatte. Und nun machte er die Rechnung »9 Mart 55 Pfennige,« sagt-e er und ein unglaubliches Gefühl über tani ihn. Ein Gefühl des Glücks, der Erleichterung, wie er es lange nicht gekannt hatte. Am liebsten wäre -r hingeeilt und hätte feine Frau dort aetiißt, die Arme, die das Elend uxn ihre Jugend, ihre Schönheit, ihre Ge sundheit gebracht hatte, und er hätte ihr gesagt, daß nun Alles gut sei, Al les, Alles-, denn nun — nun lag ja ein Goldstück da, ein wirtlicheT schöne-s, nicht wegzuleugnendes Goldstück, das erste seit langen, langen Jahren! Ueberall suchte er die paar Pfen nige zusammen, um den tleinen Be trag don 45 Psennigen herauegedkn zu können. Es ging gerade noch. Auch das war ein Wunder. Und nun» — nun waren sie allein. ,,«stlnna,« ries er. Lächelnd streckte sie ihm die abgewi gerten Arme entgegen, während heiße Thränen über ihr Gesicht herabhin nen. »Anm, das ist das Glück, das tv?e dertehrt!« Und nun setzte er sich zu ihr und flüsterte mit ihr und sprach und lachte, und sie strich ihm durch das Haar, dem guten, lieben, leichtsinni » gen LUienschen. Dann plötzlich sprang er aus. »Anna,« sagte er, ,,ireis-,t Tu, wag ich möchte? Einmal wieder eine Ci garre rauchen. Nur einen Mund voll Rauch, weiter nichtgi Darf ich hin —- t-..k.—-«« uUcls HTUIU UIUJ tlitc ctllc LUUJLUJ »Es ist ja Alles geschlossen, Friß.« ,,Diiiben beim Wirth bekomme ich sie auch!« Sie zudte zusammen. Tritt-en, dort wo die Fenster so grell erleuchtet waren, dort wohnte das Laster. Laute Musik klang her über, treischende, lachende und son lendc Stimmen, Beisallsgetlatsche. Ab und zu ging die Thür auf und wantenoe, betrunkene Gestalten tamen heraus und suchten ihren Weg allein oder in zweideutiger Begleitung. »Wenn es sein muß,« sagte sie, und dabei wurde sie noch viel bleicher als sie war. »Ich komme ja gleich wieder-, nur Cigarre, ich schwöre es Dir.'« Und er nahm das Goldstück. »Du willst . . . das ganze . . . Geld...dasganze...Geld... stück?« »Es- ist lein Pfennig sonst da! Aber hab keine Angst, ich bringe Dir Alles zurückt« Und wieder gab et ihr einen Kuß und war fort. Sie sah ihn, wie er über die Straße ging. Sie sah, wie er eintrat drüben in’s Wirthshaus, sie sah, wie sich die Thiik binter ihm schloß und wußte-, daß er iiir sie verloren sei. Trotzdem wartete sie. Lange, lange, mit stierem Blick, bleichen Wangen und eingefallen-In Augen saß sie da, starr, wie leblos, und nur die Thränen rannen ihr leise, leise herab. Els Uhr, halb zwölf, zwölf! Und nun, nun ging die Thiir drü ben auf. Eine Gestalt wurde in der Thiir sichtbar. Er! Lachend wandte er sich nach der Kellnerin um, die ihm bis zur Thür hin das Geleite gegeben hatte. » . . . am besten zu Hause, Drum geh’ ich nach Haus . . .« sang er, dann klinkte er die Thüre aus und trat ein. Dort . . . dort fah seine Frau. « Wie verwirrt strich er sich über sein Haar· Er erinnerte sich . . . das Geld . . . die Cigarre . . . und dann . . . o . . . und jetzt siel ihm ein, was er gethan, jeyt, wo er das Leidensbitd vor sich sah, und sein Rausch war ver ,flogen. i »Anna!« schrie er. s Sie aber stand auf und ging ihm entgegen. Bleich, duldend, ohne ein Wort. »Anna!« rief er wieder und stürzte vor ihr auf die Knie. Sie aber hob ihn zu sich empor, wie man ein reuniiithiges Kind zu sich ein porhebt. Dann stützte sie sich auf ihn und machte ein paar Schritte; pldtzlich aber wankte sie. Sie ließ ihn los-, griff in die Luft, ein Angstschrei entfuhr ihrer Kehle und rücklings stürzte sie hin. Weinend warf er sich über sie her, sie ruf-end: ,,Anna! Annal« Und wie er sich so über sie beugte, da fiel ein Geldstück aus seiner We stentnsche heraus. Fünf Pfennig, oder zehn!« Der Nest des Zehninarkstiicles. -.---—— Das HerweqhsDenkmab Man schreibt aus Liestal: Her weghs Grab in Liestal (Baselland) ist jetzt mit dein Denkmal geschmückt wor den, von dein bereits wiederholt die Rede war. Dieses besteht aus einein Sockel in schwarzem, polirteni Mar mor. Auf hochragendern Sockel lie gen zwei in Buchforrn gewölbte dunkle Granitplatten, don denen die eine die Inschrift trägt: »Hier ruht wie er’s ge wollt in seiner Heimath freier Erde Georg Herwegh, 31. Mai 1817—7. April 1875. Darunter das Motiv: Von den Mächtigen verfolgt, von den Fincctiicii gehaßt, Von den Meiftcii verlannt, von den Seinen geliebt. — Den Wortlaut »der Inschrift hat Verweghs Sohn, Marter Verwegh m Paris-, bestimmt. HON Ein neuer Gameeeknisb Aus Paris wird berichtet: Vor ei nigen Tagen kam eine ärmlich geklei det-e Frau, die ein kleines Kind auf dem Arme trug, in eines der großen Pariser Waarenmagazine. Sie ging von einer Abtheilung zur anderen und besichtigte aufmerksam die Waaren, machte aber keine Eintäufr. Dagegen blieb sie von Zeit zu Zeit stehen, lüf tete den Schleier des Kindes und küßte es. Das fiel einem Jnspeltor auf, dessen Ausqabe es ist, Diebstähle in den Magazinen zu verhüten. Er nä herte sich der Frau, that so, als sei er ein großer Kinderfreund, und hob plötzlich den Schleier deg Baby, als wollte er es küssen. Was sah er abers Die Frau trug kein Kind, sondern eine Puppe, und unter ihrem schützen den Tuch und dem dichten Schleier befanden sich Waaren, welche die Frau mit großer Fingerfertigteit gestohlen hatte. Jn ihrer Wohnung sand man einen erheblichen Vorrath entwendetcr Gegenstände. Ein Gewehr-, das drei Mann zur Bedienung braucht, giebt es i.m chinesischen Heere, und die ses wurde bei den letztjährigen Unru hen in Peting auch zur Beschiefzung der europäischcn Gesandtschasten be nutzt. Wie sein Name, »die Dreiniiin nerslinte«, sagt, braucht die unsörmige Waffe drei Mann zur Bedienung: zwei, die sie tragen. und einen, der das Zielen und Abfeuern besorgt. Das merkioijrdikistc rnran ist aber, daß sie genau nach dem Muster eines einschiis stgen Mausergewehrg gebaut ist, nur zeigt der Lauf die dreifache Länge eines fnlcfsm Pi- ist hnä ianeimnib eines der kaiserlich chinesischen Ar senale. Jhr Italiber ist 7,5 Millimes ter, und die Patrone, die der einer gchrotflinte ähnelt, enthält fast zehn Gramm Schwarzpulver. Das Ge wehr wiegt fast th Rilogramm und ist fast zwei Meter lang. Ein einzelner Mann kann es unmöglich zum Zielen anlegen. ——————-·---——— Die Geschichte eines Theater Erfolges-. »Der Hüttenbesitzer«, das erfolgrei che Stück von George Ohnet, hat eine merkwürdige Geschichte, die sein Autor kürzlich anläßlich seiner Wiederaus fiihrung in Paris erzählte: »Ich hatte schon,« sagte Ohnet, »ein Drama und ein Lustspiel aufführen lassen. Jm Jahre 18 7 bringe ich den »Huttenw itzer« zu Pettin· dem Leiter des Theatre Francais. Acht Tage später läth er mich kommen, empfängt mich äußerst höflich, erklärt mir aber: »Seht gut. Gute Anfänge. Sie tön nen Jhr Stück vor dem Comite lesen, wenn Sie wollen — nur angenommen wird es nicht w-erden!« Jch werfe also mein Manustript in eine Schublade. Jch schreibe darauf mehrere Stücke, 1:. a. »Sage Paine«, fiinf Jahre lang ist es mir unmöglich, eins davon anzu bringen. . . Da habe ich die Idee, den Stoff von »Sage Paine« in einen Roman zu verarbeiten —- großer Er folg. Man bittet mich, ein Stück da raus zu machen. Ich antworte: »Es ist schon fertig«. Man spielt es hun dertmal. Jch schreibe jetzt also den Roman »Der .Hiittenbesit3er'«; er er scheint im ,,Figaro« und findet unge heuren Beile Nun wird auch das Stück gespielt . . . Und ich erhalte ei nen Brief von Perrim in dem er sich bei mit entschuldigt und seinBedauern ausspricht, daß er mich beinahe entmu thigt hätte — übrigens ein Brief« der feinem Charakter Ehre machte . . .« Armut-e Ieise-ein Der Eine macht es allovathis . Der Andre macht es mit Di »t. » Der Tritte greift in Kraniheitsfallen Sofort zur Clettrizität. Der Vierte macht es mit Massirem Der Fiinftc stets mit Jobtinttur, Trr Scrhitc machte mit - nhaliren Der Sicbcnte mit Wasser ur. Der Achte macht es mit Kompressem Der Neunte macht es mit KOon Dcr Rehnte machte mit träfkgem Essen. Der El te macht's mit Suggejtioir. Jedoch der Tiichtigstc von Allen tMan preist i n hier nnd überall, Mir ist fein . ame just entfallen) Kurirt mit Grobheit jeden Fall H-«—-———— Ein schwarzer Millionär. Jvhn Knight, der in Alabama als Negerstlave geboren wurde, ist jeht der reichste Mann in Guatemala und ge hört zu den vielfachenMillionäken un serer Zeit. Sein ungeheures Einkom men verdankt er den ausgedehnten Kaffeepflanzungen, Goldminen, unse heuren Bananenplantagem der - nilleschotenzucht und seiner Betheili aung an Banien und Dampfschiffs Unternehmungen, außer den 400,000 Dollars betragenden Zinsen, die ihm der Staat Guatemala für bei ihm aufgenommene Anleihen zu entrichten hat. Knight lebt in einem prächtigen Hause einer der VorstädteGuatsemalas und ist unermüglich thiitig, seine viel fältigen Geschäftsangelegenheiten zu überwachen. Seinen Vater hat der Mann niemals —getannt, da seine El tern, kurz bevor er zur Welt kam, bei einem Verkaufe von Sklaven getrennt worden waren. Seine Mutter kam dabei in den Besitz eines Tabatbauers, Daniel Uptons, der in Dadeville, irn Tallapoofa Counth von Alabama lebte. Die Uptons behandelten ihre Sklaven aut, und John wurde als Knabe mit den gewöhnlichen Schul biichern verforgt. Mit 16 Jahren war John Knight der vielverfpre I chendste Neaer im Tallapoosa County. Upton starb 1860 und John wurde bei einer Bersteigerung dem Besitzer einer Baumwollplantage in Central Alabama zugeschlagen. Hier zum Aufseher eines Theiles der Anpflan zung bestellt, leitete er vier Jahre lang die Einerntung der Baum-wolle und deren Verschissung nach New Orleans. 1866 wurde er nach Yucatan geschickt, um dort als ,,Boß« (Bormann) bei der Verpaclung und Verschifong von Obst nach New Orleans zu sungiren, und damit machte John Knight den Anfang zur Ansammlung sein-es- er staunlichen Reichthums. ·—————OO-——— y Zu spät. Eine geheimnißvolle Tragödie hat jetzt ihre Aufklärung gefunden, nach dem sie vor dreißig Jahren ganz«Lon don in Aufregung versetzt hatte. Jm Dezember 1871 beging einer der be liebtesten englischen Schauspieler, Walter Montgomerh, in London Sel'bstmord. Die Nachricht erregte um so größeres Aufsehen, als der ge feiert-e Künstler erst zwei Tage vorher eine hübsche junge Dame geheirathct hatte. Selbst seine Freunde wußten teine Erklärung siir die Handlungs weise des keineswegs exzentrisch gewe senen Mimen. Die seltsamsten Ver muthungen wurden laut, doch, wie es sich nun endlich herausgestellt hat, traf keine derselben zu. Ein Freund des Selbstmörder5, der allein um das Ge heimniß gewußt zu haben scheint, ent hüllt in der neuesten Nummer derZeit schrist ,,-«I5ree Lanee« das Motiv jener unseligen That. Die tleine Geschichte ist recht romantisch. Während seiner Gastspielreise durch Australien lernte Montgornery eine junge Erbin kennen, in die er sich auf den ersten Blick ver zliebte Er gestand ihr seine Neigung und wurde durch dag unumwundene m-—--t:..(.- sitt-sähst chluttplllh use-u wegen-lese VI ..... Der Vater der Schönen jedoch legte ein energische-s Veto ein und Month mery, in seinem Stolz tief verwundet, brach feinen Aufenthalt ab und kehrte nach England zurück. An Bord des Schiffes, das ihn heimführte, suchte er feinen Schmerz um den Verlust der Geliebten dadurch zu betäuben, daf-; er einer der hübschesten weiblichen Rei senden den Hof machte und sie nach feiner Ankunft in London zum Altar führte. Jm Beisein zahlreicher Ver treter der Bühnen- und Literatentreife fand am 30. November 1871 in Der St. Ganges-Kirche am Hannover Square die Trauring statt. Wenige Stunden nach der Ceremonie empfing der jun-ge Ehemann ein Telegramm aus Melbourne, in welchem der Vater der australifchen Crbin ihn bat, fo gleich zurückzukehren, da er mit Rück sicht auf die unerschiitterliche Neigung seiner Tochter bereit sei, in die Hei rath zu «willigen. Jn unbeschreiblicher Aufregung oerlebte der Unglückliche die folgenden zwei Tage, dann endete er feine Qualen durch einen Revoloer schuß. — .-.-— Anstrengcndc Arbeit. »Sag’ mir nur, Michel, warum schwityt Du denn so?... Haft D’ asm Und’ g’arbeitet?« ,IO na —- aber ’n Herrn Grafen hab’ ich ’troffen; der hat mich ang sproch’n, und da hab’ ich hochdeutsch red’n müss’n!« Schlun. Erster Reisender: »Wie kommt es, daß Sie immer so gute Geschäfte ma chen?« Zweiter Reisender-: »Ich sehe immer zu, daß ich die Prinzipale im Eisen bahn - Coupee sprechen kann —- wo zdas Hinauswerfen verboten ist!