Beilage des »Nein-ist« ZthcItZ-:3ittzeigcr und .85ekold«. J. P. Windolph, Herausgehen GrasthsIaua Mehr» den 73;. Jan lk)()2. Jahrgang 22. No. 21. Des Knoten’5 Lösung. Eine wahre Geschichte aus dem Leber-. «3onst hätte er nie geheirathet — nie — nie! »Weder schösz' ich mich todt!« « Dazu hatte er sich schon als ganz junger Dachs von einem Lieutenant verschworen, und mit jeder Charge, die I: empor-stieg, nahm dieser Schwur an Entrüstung zu, bis die wuchtigen gltajorsepauletten auf sein-en breiten Schultern solchen Schwur überflüssig zu machen schienen. Nichts Blanteres, als die hübsche kleine Wohnung, wo sein Bursche den ganzen Tag über putzte. scheuerte und ioedelte, zum Aerger der nachbarlichen Dienstmädchen denen von ihren Her: rennen die Unermüdlichteit dieses mu sterhaften Neinlichteitsgenies, »das doch nur ein Mann titl« hämjfch vor aeworsen wurde. Auch zog die Paradefront seiner fünf Fenster, hinter denen die weißen Gardinen vor Sauberteit leuchteten, den heimlichen Neidblick mancher Mut ter bedenklich überbliihender Töchter auf sich: »ja, warum heirathet er denn -nicht?« J, er hat es so ja tausendmal bei-· serl J. was iiir eine Veranlassuna soll er haben. wildfrexnder Menschen Töchter zu füttern und mit Putz zu dehängen —- »pardon«! mit einer ent t·buldiaenden Verbeugung gesen einen -«L3erheiratheten, der rnit am Wirths :-tche saß. Gleich darauf aber wieder i« das zum Schnauiban erhobene Bierglas hinein: »Er-jeder schoß ich its-ich todt!« Und schließlich ward er a. D. Das iit ein Ade! allen ehrgeizigen Hoff nungen. Grollend packte er seine Sag chen in einen Möbelioaeren und siedelte nach Pensionopolie in Thüringen über. Er hätte die Möbel verkaufen oder versteiaern lassen sollen, fest, da ihm kein Putzgenie in Gestalt eines Bursch-en mehr zu Gebote stand! Aber er vermochte sich nicht davon zu tren nen —«— und Eigenthum verpflichtet! Eine Haushalterini Brri »lieber schol-' ich. . . .« Aber die Verschwörung hin nur aanz matt heraus-. Er versuchte es mit allerlei Bedinunasmethodem doch die ehemals dlanten Möbel büßten er sichtlich an Haltung und Ansehen dabei ein. Es blieb nichts anderes übrig, und topsiiber, mit geschiossenen Augen, siür te er sich in das Wagniß, seinen to ren Hausstand« sowie seine noch kostbarere Person der feindlichen Ge su-IO 48042 msxishst »Ist-n--OI.-Issss Nie war er sich so hilflos vorgekom men. als an ienm Tage. da er mit mühsam aufrecht erhaltener Autori tätsrniene an seinem Schreihtisch saß und die auf sein Zeitungsaufgebot massenweise herbeiaeströmten Weib lichkeiten, die sich siir den begehrten Uosien meldeten, Reoue vassiren ließ. Es ward ihm ernstlich schwill, und es war wohl zulest die Verzweiflung, sie ihn zutappen und das übliche Muth-s aeld in die mit einem Filethanoschuh bekleidete band einer angeblich-In Wittwe, «die es eigentlich nicht nöthkg hätte«, und auch die polizeiliche Bevor mundung eines Miethhuches der schrniihte, drücken ließ. Wie sah sie doch aus? Er harte wirklich hlindlings zugefafzt, uin oenx peinlichen Eramen, wo er wahrhaftig oie Examinandenrolle spielte, ein Ende zu machen. Sein Erstaunen war Daher nichst gering, als er ain ersten Morgen nach dem Dienstantritt der Wittwe, eine unaernein ansehnliche Person von appetitlich sauberer Er scheinung, drall und esund und frisch, mit offenen, grellb auen Augkn und tindlichen Schelmenarübchen in den etwas starkblühenden Wan.en, das Präsentirhrett mit dem Frühaiict aus den rundlichen Armen balanci tend, in's Zimmer treten sah· hatte sie sich til-er Nacht verjüngt? Ihr Al ter, das er gestern Abend aus szzh tarirt, durfte man bei dem freuncs lichen Moraenschein ohnexsschmeichelei aus 29Q herabdrücken Wenn sie sich wandte und er dann mit einein prüfen ·oen Blick, dem es nicht an leiie schwan zelndein Wohlwollen mangelte, ihrer davonscheeitenden Gestalt nachsah, so setzte er unwillkürlich noch einige Jährs chen herab. Zu dieser Jugenatäui fchuna trug wohl das alxjnienaeBlonoi im» fui ji«-a hinten in ein-m kräftiaen q--. —-. griechischen Knoten geschlungen war und in üppiaer Wildnis-, in den Nacken hinabwucherte. Blond —- ja blond! Wenn er über haupt jemals eine Couleur bevor singt, so wäre es diese gewesen! Solche Ertenntnise ging ihm plötzlich aus. Frau Glase bedeutete überhaupt eine vollständige Umwälzung des Haushaltes. Sie nahm sosort in drei resier Weise davon Besitz und es sah fast aus« als gedäehtr sie, tein Stück mehr anderen Händen zu überlassen Auch ihn selbst nicht! Zuerst em viand er ein gewisses verhliisstez Grauen vor der naiven Sicherheit« mit der sie sich einnistete. Wie sie seine Sachen nach ihrem Geschmack um siellte und ordneie, so reorganisirie sie auch seine Lebensweise, z. B. wagte er es hald nicht mehr, das Ahendhroo in seinem hause auszuschlagem wäh rend er das sonst in der nKeipe abzu seriigen pslegtr. Anstngs versuchte er noch den Herrn herauszutehren Aber sie liii chelre jeden Widerstand ge en die An ordnun en mit den Grii chen ihrer seisten angen nieder. Ohne Zweifel verstand sie alles besser, sie, die ein-n eigenen hauistand besessen! «—- uns ans ihren Worten luate deutlich dce Mißachtung gegen den Junggesellen Uebrigens tochte sie vorzüglich nnd damit allein konnte sie ahn wehrlos machen; es war alles in musterhaft-r Ordnung —- was widersetzte er sich denn-? Allmählich stellte sich ein Gefühl bei ihm ein, als wenn er selbst auf Besuch in seinem eigenen Hause sei Jn diesem Respettgesühl bestärtten ihn ihre nie ruhenden Anspielungen auf den soliden Glanz ihrer Vergan qenheit. Jhr Vater war ein siirstlicher Schloßbeamter gewesen, und sie hatte als Kind mit Prinzessinnen gespielt! Ihr-e Schwester war zuerst mit einern »von« orrloht und heirathete dann einen Landwehrosfieier. Jhr Mann hatte einjährig gedient, und sie hat ten, trotzdem sie nur Buchhalterg wa ren, mit den »ersten« Familien ihres Wohnortes verkehrt. O sie hatte nach dem Tode ihres Mannes Anträge ge nug arhath Sie hätte einen Fabri kanten haben können, einen leibhasti gen Millionär, dann einen Gutsbe sitzer, auch einen Baron —- einen frü eren Ofsiiier. . . Dieses »auch« überfiel ihn wie e n Schreck: Herrgott, sie denkt und hofft doch ni tetwa. . . . Er "hlte, er ahnte, daß die Macht, die sie über ihn aus-übte, sich eines Tages bis zu einem Ueberfall auf sein Junggesellenthum erstrecken lönnte. lind dagegen galt es, sich bei sieiten zu wehren! So umschtvirrten ihn allerlei Ari spielungen in der nKeipe, so oft Frau Glas ihm noch eine solche nKeipftunde gestattete: ironische Ertunoigungen nach seiner hübschen Hausmarschallim lecke Neckereien, scherzhafte Warnun nen vor dem nicht zu ausnahmswesi sen Schicksal eingefleischter Jungge sellen, die von ihren Haushälterinnen bis zum Traualtar gedrängt worden O; ----- IÆKIJ LI- mZA anO « Ja. wenn Frau Glaß nicht den arladenen und daher gefährlichen R:: duldet-, der unter der Waffendetorrs tion seiner Wohnstube gehangen, in übertriebener Vorsicht, daß das Dina eines Tages don selbst lot-ginge, weg genommen und versteckt hättet Sprach diese Wegnahme nicht deuc licher als Worte? Sagte sie ihm nicht snmbolisch: mit dem Todlschießen wird es doch nichts! Du bist mir ja doch verfallen! »Teufel, aber ich will nicht! J habe mich fünfzig Jahre gegen die Ehe gesträubt ier rechnete die Kinde-: jahre in dies Sträuben ein), man soll mich nicht unterlriegen!« Und laut. mit der äußersten An strengunq seiner Autorität: »Frau Glasr, ich sehe, Sie haben Schnurz den Schlafrock abermals auf den Flur geschoben —" Sie zuckte mitleidig ironisch die rundlichen Schultern: »Wie der Herr Baron befehlen —« Und sie-wollte den mit einem alten Kissen aefiitterten Korb wieder in die Schlafstube stellen, wo Schnurz, der Hund, zu Füßen seines Herren zu übernachten pflegte. »Nun lassen Sie nur, Frau Glaßk wenn Sie glauben, daß es die Nacht da draußen nicht zu talt wird —« Wie tam denn das? Unbegreislich! —- er entsetzte sich dor sich selber. Wie kam er zu solcher empörenden Nachgici biqteitJ Gewissen ihrer Mienen ge« geniiber sank ihm völlig der Muth. lind in solchen Momenten ahnte er, daß er seinem Schicksal verfallen Imäre. . « I Eie aber tiaunte nicht uoer Ioicysn Umfch1vuna. O, auch sie wußte, daß er ihr unentrinnbar verfallen wart Doch fand sie zuweilen, das-, diese systematische Belaqerungstattit sie zu lanofam vorwärts «br«cichte. Gut, man versuchte es also mit Gewalimaßre oeln! . Sie ließ all-o alle Schrecken ihres Isliutzteufelg log. Seine Bewegunge. freiheit innerhalb seiner Raume ward immer mehr durch gewisse treuz und auer über die Diele aesireckte Läufe itraßen beschränkt. Auch sind gewisse Zophag nicht zum Hinfeden ever gar anlehnen da! Auch können nur ge wisse Kattunaardinen eines kleinen hinterzirnmerg den Tabatöqualm ver tragen, die andern aanz gewiß nicht! Auch gehören Hunde auf den Hof, und nicht ins Zimmer! Damit traf sie ihn am Herzen. Al tes hätte er geduldia ertragen; er hätte sich ja gerne mit dem Nießbrauch eines vierten Theiles fein-er Wohnung, auf den sie ihn eingeschränkt. begnügt — aber das arme Hundeviehi Sie verfolqte das Thier auf Schritt und Tritt und bekleidete ihm das be fcheidensie Ruheplätzchem sie sorgte da für, daß es sich ja nicht zu fett stößt Alle Augenblicke scholl seine Jammer stimme, die ein freundschaftlicherKlaps oder Fußtritt weckte, durch das Haus. Es empörte ihn, er war öfter nahe daran zu kündigen, als er immer wieder durch eine seltsam, schier ge spentifch auftauchende Erwägung da von zurückgehalten wurde: —- sie wer de einfach nicht gehen! Sie würde lächeln und —- bleideni Was isi ra zu machen? Die Dinae dränaten zu ein-et Ent scheidung. Die Lust idar mit Unbe hagen und Peinlichleit durchträntt. Hatte sie ihn früher mit ihrem Grüdi chenlächeln aediickt, so brachte ihn jegt das Fehlen der Grübcheii ganz aus de: Fassung. Jhre stumme nnd starre Art. die von dern Ausdruck des Beleidiqt seins strotzte, wurde iinmer unerträg lichen Kam er sich längst schon wie ein Besuch in seiner Wohnung vor, so hatte er jetzt das Gefühl eines Geistes-, der in einein Hotel aus Credit lebt und sich dafür die schlechteste Behandlimzr gefallen lassen muß. In diese Geioitierliist platzte der Besuch eines alten Regimentslamera den herein. Der durchschaute sofort die Situation. Es müßte etwas ge schehen, und zivar gleich, und Eise-: aisches, ehe es zu spär! »Weißt du was, alter Junge, du könntest mich wohl ein Endchen durch den Thürinaer Wald begleiten! EI ist herrlich jetzt. Jch erzählte dir, das-, meine Frau nebst Schwester in Berta zum Bade weilen. Aber natürlich schleppe ich dich nicht big dorthin —« Thüringer Wald —- es wehte wie ein Hauch der Freiheit von dem Wort her. Schnurzel winselte oor Freude Fus. Und er riß seinen Herrn mit ori. »Topp! Jch sahre mit!« lUder natürlich nicht bis Bertal·' setzte er vorsichtig siir sich hinzu. Frau Glusz würde auch wohl schwerlich den Ur: laub bis Berla ausdehnenH Frau Glase verwunderte sich über den plötzlichen Entschlus-» aber sie wünschte doch ,.glüctliche Reise!« mi: ihrem bezauberndsten Grübchen iachein Er wollte in drei Tagen zurück sei-. Frau Glas; wartete, wartete — Schnurzel mindestens wird bei der Rücktunst diese Urlaubsüberschreitung zu büßen haben! Erst ani sechsten Tage langte eine Nachricht an. Eine Posttarte, worin br »Herr« (ein gänzlich unpassendes Werth ibr sliichtia mittheilte, daß ·r seinen Freund nach Berta begleitet und sich vorzüglich wohl befande. Er wür de noch einige Tage ausbleiben, sie möchte unterdesz seine Abwesenheit zu einer ariindlichen Reinauna der Woh nung benutzen. Das war der offenbare Hohn! Sie sprühte. Schnuriel befände sich ebenfalls wohl und ließe grüßen. . . Sie ballte ihre prallen Fauste vor Wirth über diese Herausforderun.1. Na warte, wenn —- ,,sre« zurückkel) ren! Aber »sie« kamen nicht! An den Stammtischen von Pensionopolis hieß es, der Major sei durchaebrannt — einsach durchgebrannt, alles, seine Mii bel, sein Eiaenthuiii im Stiche lassend. »Das Gescheidteste, was er noch tbun tonnte!« lachte man. »Aber er tehrt ja doch zurückl« Auch Frau Glaß zählte sicher dar auf, und sie hielt schon ihr ganzes Arsenal von Rache sür solche Rück kunst in Bereitschast. Und dann . . . dann ist er verloren! Plötzlich ward sie aus all dieer Siegeszudersrcht durch einen Brief ge rissen. Eine Verlobungsanzeige eines qeivissen Major a. D· von P. mit ei nen- lFräulein Lwerta von M» Tocht: r U w Oefsps muklßlsnsn Nun-n eilst-ists weiteten sich· »Nicht möglich!« treischte sie auf; und das Papier zertnitterte in ihrer Faust. Ein dummer Scherz, den ein anderer ihr bereitet. . . Doch die Begleitung der Anzeige bestätigte das Unmögliche. Ein höf licher Brief, worin der Major aus die gedruckte Anzeige verwies; eine tur e Andeutung seines Glückes, die i r wie ein schriller Jauchzer entgegen schnellte. Dann aber: in Anbetracht ihrer »treuen Dienste« erlaubte er sich, ihr die Möbel, überhaupt das ganze Inventar seiner Wohnung zur Ver sügung zu stellen. Schreck und Wutb und Freude über die vom himmel gesallene Schentung, dann wieder die himmel schreiende Enttäuschung: waren die Möbel ihr nicht ohnedies verfallen? Bald aber überwog der Triumph Er hat nicht gewagt, zurückzukehren —- aus Furcht vor ihr! Es wäre ihm auch nicht rathsam gewesen! Fräu lein von M. Aha, das ist vie Zchwiigerin des unausstehlichen Herrn, der ihn besuchte und dabei mit seiner Spürnase die Wohnung so durchschniisseltel »Viel Glück, viel Gliick!« Und sie besann sich nicht lange, ging an eine Truhe, tramte darin und zog eine Papptasel mit dem ge druckten Aviz »Möblirtes Zimmer zu vermiethen« daraus hervor. Diese be seftiate sie sofort an dem einen Fenster laden der »Zum Stube«. An den Otainintischen war unge heures Hallth Man konnte es nicht glauben. Es war die Furcht vor der Rückkehr! Einsach durchgebrannt! Aber man sreute sich dennoch. Fräulein von M. war keine Jugend mehr, auch keine Schönheit, aber sie würde ihm eine liebe und brave Frau abgeben. Sie wäre das Gegentheil einer Frau Glakz — Schnurzel würde sich freuen. -,,Hoch die Madame Glasz!« rief einer. Die Anderen stimmten lachend ein. Sie hat ja doch diese Verlobung ge lstisietl Sonst würde er nie geheim lihet haben —- nie, nie! — ---——— - Os-—-—— Der iieiie Coiiipagnoii. —--· Hunde-Wie oon itl d o l ph T h i e ! e. »Aber ivie gesagt. Herr Pelzer, Ihr Antrag ehrt unssebr, aber meine Frau ist — das heißt vielmehr wir Beide sind nun einmal der Ansicht, daß erst unsere ältere Tochter verlobt sein muß, ehe wir unsere jüngere weggeben.« »Wenn es denn einmal,« entgegnete Pelzer, »Ihr und Jhrer Frau Gemah lin« —- er bemühte sich- dieses Wort möglichst ohne ironischenBeillang aus zusprechen «- ,,Jbr und Jhrer Frau Gemahlin fester Entschluß ist, so läßt sich dagegen leider nichts machen. Aber noch ist das- letzie Wort nicht gespro chen, darum darf ich doch wohl bit ten«7.’« »Wie meinen Sie das-, Herr Pel zer«·.«' fragte der ältere Herr höflich, in dem er sich im Fauteil vorbeugte. »Nun, san muß doch versuchen, was fis-h mach-n ififit Fels fabr- hinbr seinlich moraen nach Berlin zurück. bitte Sie aber, Herr Zchönemann un ser Gespräch nich: als unser letztes an zusehen« »Gut, Herr Pelz-er, ganz wie Sie swiinschen.«« Hierauf empfahl sich der abgewie sene Freier und gina in das Straßen getoiihl hinaus-. Lebbafte Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf. »Wenn ich vernünftig wäre,« sagte er sich, ,,liesz ich die ganze Geschichte laufen und setzte mich auf die Bahn. Aber ich bin nun einmal in die Else, diesen allerliebsten kleinen Teufel, ver schossen, und bei verliebten Leuten hilft da kein Zureden. Und nun das Mii del selber —- ibr würde es gewiß auch nahe gehen, wenn ich so ,,sans facon« abspränae!« Es war wohl kein Zu fall, daß er bei dieser Reflexion gerade sein Spiegelbild in einem der großen Schaufenster eines Ladens betrachtete »Miissen sich da nun die alten Schö neinanng — übrigens ganz nette Leu te — in den Kon setzen, daß erst die ältere, die Julie, unter die aube ge bracht werden soll! Solch’ e ne Idee! Findet sich denn da nun aeschtvind Ei ner, der das sonst ganz famose Mädcl ,,stante pede« weabeirathet?« Nachdem Herr Pelzer diese Frage an das Schicksal aerichtet, fiel er in einen Zustand des tiefsten Nachsinnens. Zu nächst gerieth er so zwischen einen Herrn und dessen Hund, die durch eine Leinse verbunden waren. Nachdem er sich herausgewickelt, stieß der in Ge danken Bersuntene mit seinem Stocke an eine alte Frau, die ihn bitterböse anblickte und etwas murmelte. Als er jbald darauf einem Herrn auf«de»n Fuß tut usu urr ru ungern-Hqu Dreiun oelte ihm den Rath gab: »Treten Sie Doch auf Ihre Füße!« blickte er ganz erstaunt auf diese Gliedmaßen nieder, hierauf sriesz er in tiefem Sinnen wei: terschreitcnd, an einen Troschtengaul. i »O bitte sehr, paroon!« sagte er sehr txtiflichs ohne weiter hinzusehen. s Als er dann nach einem Bostet am ijeaterplatz hinüberqeaangen war, blieb er starren Blickes stehen und be merkte nach einiger Zeit, daß eine gan ze Corona um ihn versammelt war, die gern erfahren hätte, wag denn da Fa sehr Merttviirdiges zu beobachten er. Etwas beschämt ging Herr Pelzer weiter. Untlare Gedanken durchweg ten sein Haupt. Da erblickte er auf dem qegeniiberliegenden Trottoir einen Herrn. Wie eine plötzliche Eingebung kam es über ihn, eilia schritt er auf den Herrn zu. Dieser, ein hübscher Mann von eleqanten Manieren, kam ihm halbweas entgegen und qrüßte höflich. Nachdem Herr Pelzer mit seinem Reisenden — dies war der Herr — ei niae gleichgültiae Worte gewechselt, sagte er etwas verlean: »Lieber Herr Falt, ich habe Jhnen etwas mitzuthei len.' Bitte, begleiten Sie mich in die Weinstube dort drüben!« Nun saßen sie sich in einer gemiiths lichen Ecke beim Glase Liebsrauenmilch aeaeniiber, und Falk lickte seinen Chef erwartungsvoll an; dieser aber schien nicht recht zu wissen, wie er an fanan ssllte Nachdem er sich geräuspert, begann er dann endlich: »Herr Falk, wollen Sie —- mein Compagnon werden?« Falt sah sonst nicht aus, als ob er sich verblüffen ließ, das überraschte ihn aber doch »Wie-« sagte er und stockte. ,Nun,« fuhr Pelzer ruhiger fort, »Sie übernehmen meine hiesige Filiale, und das nöthige Kleingeld bekommen Sie von Ihrer Braut!· Die Ueberraschung des sonst so sat telfesten Reisenden überst stieg jetzt alle Grenzen »Ja, aber —« stammelte er, »ja, er lauben Sie, Herr Pelzer, ich habe ja — gar keine Braut!« Pelzer mußte über die Bestijrzung feines sonst so standhaften Reifenden herzlich lachen. »Na. seien fee man gut!« sagte er Jana im gemiithlichen Tone. ,,Sehen( Zie, die Sache lieat so! Ich möchte aern ein Mädel heirathen, hier in vers Stadt — aber die Eltern —- nebenbei,l gute Familie, angesehene Leute, auch» »oom Besten« vorhanden — die Eltern wollen erst ihre älteste Tochter der-hei rathen. Das Mädel — ich meine die Aelteste «- ist nun auch ein famoses Mino, und da fiel denn vorhin mein Gedanke auf Sie. Sie,« fuhr er mit aeivinnendem Tone fort, »Sie werden ivr gefallen« —- Falt drehte seine Schnurrbartspitzen —- »und die Alten werden gegen meinen Compagnon nichts einzuwenden haben. Was sagen Sie nun zu der ganzen Geschichte?« Falk hatte sich gesammelt. »Ihr Antrag, Herr Pelzer —« ,,Ehrt mich ungemein,« unterbrach Pel;zer, »tenne ich, hat mir der Alte raehin erst gesagt! Weiter!« J »aber —- ! »Aber J« ; »Aber man muß sich doch die Sache -— Sie verzeihen meine Offenheit —; man muß sichs doch erst einmal über irgen, man muß sich über sich selbstj klar werden« l »Sie wollen eine Galgensrift her-« den .'« sagte Pelzer lachend. »Gut, ich betoillige sie Ihnen, aber heute Nach mittag stelle ich Sie der Familie vor.« Nach einer kurzen geschäftlichen Be forechung verließ Pelzee den nachdenk lich gewordenen jungen Mann mit den Worten: »Wenn Sie mich heute Nach mittag 3 Uhr im Hotel abholen wollen, soll es mir angenehm sein. Einstweii len," fiigte er launig hinzu, ,,werden Zie nur über sich selbst klar!« Zinnend blieb Falk sitzen. »Heirathen!« sprach er vor sich hin. »Der goldenen Freiheit des Haus-. schliisselg und des Extraordinarismug Adieu sagen! Also wirklich soweit? Zeit war-«- ja eigentlich, könnte viel leicht nichts schaden. Sie soll ein fa mosez Möbel sein, meine Zukünftige? Na, wir können uns die Sache ja ein mal ansehen, schon aus Gefälligkert für Pelzen ’s ist doch ein guter Kertl Geld könnte ich übrigens auch brausi Oben. Kellner, eine Cigarre, aber eines 7« gute. ( Nachdem Falk seinen Wein mit Be hagen ausgetrunken, begab er sich in den besten Laden fiir Herrenartitel und kaufte eine entzückende Krabatte. Nach Tisch ließ er sich dann Haupthaar und Bart sachkundig behandeln. Beim Kaffee sann er über das Benehmen nach, das er in der Familie Schöne mann beobachten mußte. »Schneidia austreten, aber nich: zul unverschämt! Vor Allem der Fraiii Zlltama den Hof machen, den Vater aus-( — f1!.(.f!.--.-Ac--.--— scllc Olculluchssjclllu Uclslgclh Ul- clllcllsi stillen Moment das Herz der Zukünfti aen durch Schilderung der trostlosens Verlassenheit des Junggesellen rüh- i ten --—« Diese Lebens-regeln prägte-( sich Falk ein, bevor er Pelzer abholte. —- Alles ging prächtig Falk ta:n, sah und siegte, unI ais er bald darauf dag ve rhänanißoolle ca errungen, wurde. das Geschäft perfect« oder — schöner gesagt — das berzensbünanik besiegelt, und Pe. zer sorgte dafür, daß seine und seines- neuen Compaanonsf gemeinsam gefeierte Hochzeit zur Ver: i Minderung aller Tanten und Baien’ nach erstaunlich kurzer Frist vollzogeni :vurde. — --——-.—- .-—s- — Averqtäuvtfche Fürsten. Vom Aberglauben gelrönier Haus ter eriiihlt man sich manch hubs che Geq schichte. So ist der König von Portu aal ein hervorragend praktischer Ge schäftsmann und wird in seinen Hand lungen gewiß nicht sehr vorn Aberglau ben beeinflußt. Er ist auch ein glückli cher Herrscher-, die ganze Woche hin-: durch —- mit Ausnahme des Freitag. an welchem Tage er sieh immer un glücklich fühlt. Vor einigen Jahren sprach er wahrend eines Besuches- in England vor einer Gesellschaft icn West-End London-L Es war zufällig ein Freitag und der König infolgedes sen etwas nervös. Während seiner Rede stieß er zufällig an einen der auf der Rednertridilne aufgestellten Blu mentöpse, und dieser Blumentops siel einem oaruntersitzenden Aristotratkn aafden Kopf. König Carlos bedauerte. W diesen Unfall sehr und entschuW sich bei dem Verletzten in tliiglichm Ton: »Ich wußte ja nur zu gut, Das kommen würde. Wäre es nur ein Sonnabend statt ein Freitag gewesen, so hätte ich und auch Jhr Kopf mehr Glück gehabt, Lord X.« Die jetzige Prinzefsin vonWales zer brach, als sie noch Herzogin von York war, einst einen ziemlich kostbaren Spiegel und war infolgedessen den Rest oegTages verstimmt. Am nächsten Morgen erzählte sie ihrem Gemahl ganz betrübt: ,,Gestern zerbrach ich einen Spiegel und wußte gleich, daß sich etwag Schreckliches zutragen witt de, und heute Morgen ist eine meiner armen Katzen gestorben!« Nun kann der Herzog Kahen nicht leiden. Er be zeigte der tHerzogin jedoch fein Mitge siihl«, und der Gesprächsgegenstand wurde fallen gelassen. Am nächsten Tage sagte der Herzog ruhig zu seiner Gemahlin: ,,Sind heute Morgen wie der Katzen gestorben?« —- ,,Oh, ich hoffe nicht,« rief die Herzoain sehr be unrubigt. —- ,,Warum fragst Du das ?« —- ,,Nun,« erwiderte der Her zosr »als Du mir gestern sagtest, Du hättest einen Spiegel zerbrochen und infolgedessen wäre eine Katze gestor ben, zerbrach ich vier Spiegel —- da rum frage ich heute nach den Katzen!« Als Kaiser Wilhelm einst bei einer Jagd in England eine Elfter über sei nen Fiopf hinwegfliegen sah, wandte er sich an den Herzog von Cambridge. oer auch zu der Jagdgesellfchaft ge hörte, und sagte: »Ich habe eben eine Elfter gesehen. Nun bin ich zwar nicht besonders aberglijubisch, aber ich habe es nicht gern, wenn mir diese Thiere iiber den Weg tommen.« Der erzog lachte und sagte fröhlich: ,,Kenn Eure Majestiit nicht unsern alten Ausspruch iiber den Aberglauben über Eltern? Ein-e für Trauer, zwei für Heiterkeit, drei fiir eine Hochzeit, vier für eine Ge burt. Eure Majestijt muß nach einer zweiten, dritten ooer vierten Elfter augschauen.« —- »Wirklich,« erwiderte der Kaiser, ,,eine vierte Elfter bedeutet eine Geburt? Aber wenn man eine fünfte Elfter sieht, was dann?« — »T«ia dann,« erwiderte der Herzog feier lich, »dann bedeutet es Zwillinge!« ----—-·—..-—————— Kaiserin Enge-etc schreibt Wem-i - ren. unrernurzt von vier Secretarem die nährend deg aanzen vorigen Jahres rnit dieser Arbeit beschäftigt waren. bereitet die Kaiserin Eugenie ihre Me inoiren vor. Die Kaiserin wird bei ihrem Tode alle auf ibre »Regierungs zeit« bezüglichen Schriftstücke einem öffentlichen Institut vermachen, und nach einer bestimmten Frist sollen diese Documente aller Welt zugänglich ge macht werden. Die Frist wird sehr kurz sein; die Kaiserin wünscht nur, oasz unter den Schriftstiicken sich keines befinden möge. das irgend einer noch lebenden Person Schaden bringen könnte. Seit dem 80. Januar 1853, dem Tage ihrer Vermählung, bis zum heutigen Tage hat die Kaiserin nie mals einen an sie gerichteteuBries acht los bei Seite celegt. Als man nach dem Sturze des zwei ten Kaiserreichs in den Tuilerien die Papiere durchwühlte, fand man von allem etwas, nur von der Kaiserin nichts. Jedes Jahr waren nämlich alle Briese und alle Denkwiirdigkeiten der Kaiserin unter sicherer Escorte nach London geschickt und in den in jeder Beziehung sicheren Schranken einer Bank untergebracht worden. Die Sich tung ung Ordnung dieser Schriftstiicke ist vollendet. Alles-, was bedeutungs los war, ist verbrannt worden. Zu dieser Sammlung von Schrift stiicken werden noch hinzukommen die Briefe, die Eugenie von Montijo als Braut an den Prinzen Louis Rapp leon geschrieben hat. Ferner wird man allen Schriftstiicken begegnen, die sich aus die Geschicht-e der Familie Montifo beziehen,und einer bedeutendenSamms lung (120 Cartons) von politischen Papieren, die die ganze Regierungszeir Napoieong bis zum 4. September 187U umfassen. Ein Carton mit Schriftstiickem hatt-e Bezug aus vie Kamme ver Kaiserin mit dem Vater des Prinzen Victor Napoleon. Aber man wird niemals erfahren, was sich in diesem Dossier befand, denn die Kaiserin hat nach dem Tode des ihr feindlich aesmnten Vetters alles ver nichtet, wag der Nachwelt von dieser Feindschaft Kenntniß aeben konnte. Sie hat es abaelehnt, einen Bonaparie einzugreifen und hat lieber aus das schönste Stück ihrer Vertheidigung ver zichtet. s-- ——· --.-—» — Ueberraschende Wirkung. Mutter sbrummend): « den Tag holst Du Dir einen po tlagernden Brief ab, Und es führt doch Alles zu Nichts!« Tochter: ,,’"J ja . . . mitdem Post xelretiir werde ich mich nächstens ver oben.« Ein Ueberfliissiget. Klein - Häuschen lsitzt mit seiner Mama am qedectten Eßtisch und et martet ungeduldig den Papa) verdrieß lich: »Ach, Manto, wäre doch Papa gar nicht auf die Weit gekommen, dann brauchten wir beide nicht immer so l..:nae mi: dem- Mittagessen zu war ten« Heimgegebem Batorim »Ich höre, Sie haben sich verheirathet, Herr Professor. Nehmen Sie meine besten Glückwiinschee. Ra tiirlich ein bürgerliches Mädchen?« Professor: »Im Gegentheil, der erste Adel des Landes —- es ist eine Frau oon Geist."