Ewgell OTTO MADE-ZWEIF Roman von GENIUS-e TIERE-NO Autorisirte deutsche Uebersetzung von E. Iszzjzzizä LWQVKLLOQ · O « 00 o c« oo c GWXIAÄÆCSZJW Fig FRA- - Las? dde KOCH dgl-ALLE - du« us IvvvffffffssffssfsfsIfffvfl (13. Fortfeyung. ) l »Ja! Du weißt doch, daß ich nicht allein in London umherwandern tannl« « »Seht wahr! Aber, wenn Du den; Andern nun begegneft!?« i Francesta zuckte geringschätzig dies Schultern. »Laß Das meine Sorge fein madre mia! Schärfe nur Jofef noch einmal ein, das nicht zu vergessen, » was ich ihm aufgetragen. Du weißt, es konnte Unheil daraus entsiehenl«t Der Alten eine Kußhand zuwerfend,z glitt sie aus dem Zimmer. Etwa eine halbe Stunde später half ; ihr auf dem Perron der Station Wa- · terloo Viktor, der ihrer bereits unge- i duldig geharrt, beim Aussieigen aus; rein Conpee. ; ,,Endlich, mein Engel!« flüfterte er. - Endlich fünf und eine halbe Stunde; ' allein mit Dir!« j Was ihrer, nach Ablan jener füan und einer halben Stunde harrte, ahnte ; Francesla nicht! —- — i XIX. Die Abendsonne fentte sich über Revelsworth-Houfe. Auf ihren Lieb lingsplatzq im Erkerfenster ihres Zim mers, saß Frau Margareth und blickte sinnend, einen geöffneten Brief vor sich , im Schooße, auf die, zu ihren Füßen lich ausbreitende Landfchaft hinaus. Zuweilen hob ein Seufzer ihre Brust; ihr Gesicht verrieth Spuren kärglichen heftiger Erregung. Die Gestalt der alten Dame war nicht mehr so straff wie üblich; sie saß zusammengefunlen da, die Augen wa ren- von Schatten umgehen und ver riethen Müdigkeit sowie eine gewisse Troftlofigteii. Wer sie vor ein paar Monaten gesehen, würde sie jetzt kaum wiederertannt haben, so auffällig war III-s m0v30b0nIssf Nos- DIn ten-«- Wonn us Us·--s--sw - w-· --·- -- ----». ten noch hatten keine Spuren des hohen « Alters sich an ihr bemerkbar gemacht, » jeht war sie in der That eine Greisin! z Es mußten eigene Dinge sein« die« der Brief vor ihr enthielt! Hin und wieder nahm sie denselben empor, und jedesmal zitterten dabei ihre Hände merklich. »Wenn ich es geahnt hätte!« murmelte sie, »Wenn ich es geahnt hätte!« — Eine Weile noch starrte sie wie mit einem Entschluß ringend, vor sich hin, dann drückte sie auf den Knon der vor ihr stehenden KlingeL ,,Betth«, sagte sie zu der Eintreten den, »sieh’ zu, ob Franresta bereits aus London zurückgekehrt ist! Wenn so, er suche sie, sich sofort zu mir zu bemü hen!« — Der Ton ihrer Stimme klang scharf und bestimmt. Betty verschwand. Etwa fünf Mi nuten berftrichen, da klopfte es an die Zimmerthiir. Franceska trat ein. Sie hatte ihre Straßentoilette gegen ein leichtes, lichtblaues Hauslleid ver tauscht, ihr Haar in einen griechischen Knoten am Hinterkopfe geschlungen und sah verführerischer aus denn je. Unbesangen trat sie auf ihre Tante zu. « Der Ausdruck der forschend und streng auf sie gerichteten Augen, mehr noch als dieser des auf dem, vor der alten Dame liegnden Couverte befindliche italienische Postzeichen, ließen sie in dessen zusammenschrecken. Franceska schien zu wissen, was ihr bevorstand, faßte sich aus diesem Grunde auch chnell. »Sie haben mich zu sehen ge viinscht, theuerste Tante?« fragte sie. »Ich hoffe,- es ist nichts Unangenehmes passirt!« Frau Margareth richtete sich steif empor. »Ich habe Dich rufen lassen, um Aufklärung von Dir zu verlangen, Aufklärung über die schmachbare Art nnd Weise, in der Du Dich unter mein Dach gzschlichFn-·ii·l)er die inigem mit , 14IU Uclccll UU IIUW III-»Es gcs UUIWL Die Anklage kam unvorbereitet. Frau Margareib fab es und gab Fran eesta keine Gelegenheit, sich zum anbe ren Male zu sammeln. »Die Frau, die Du mir aufgehalst, der zu Liebe Du angeblich Deinem Dir zukommen ben Erbtheil entsagen wolltest, ist nicht Deine Mutter!« Jeder hauch von Farbe erstarb in Franceskck s Antlit, doch ihre Lippen zuckien nicht, auch ihre Stimme eni » bebrte keineswegs der Festigkeii. «Wirtlich nicht? Und wer isi sie denn?« »Das zu erklären, habe ich Dich ru fen lassen! Jn diesem, mir von meinem Korrespondenten in Rom zugegange nen Briefe siebt, daß Deine Mutter, die Komiesse Conti oder Frau Bebels worib vor zwanzig Jahren in Rom gestorben und dort auch begraben ist!« Sof« höhnie Franceskm Was MU« .Bas medi« Frau Margareib warf ihr einen ruhigen Blick zu. «Sonfi « fleht noch darin, daß Du mit sechzehn - Jahren bereits Zeit einein italienis n W Wie . ht . rights Diebe Es Yäerfesevefg - ag Z g s ? Im gestorben, offen als Ma resse "vvvavvvfffffffffffffffff’ eines jungen englischen Wüstlings und Thunichtsauts in den Straßen Roms umhertutschirtest. daß Du Männer in Deine Netze locktest nnd sie plündertefi Erkläre mir, was haft Du hieraus zu antworten?" In Francesla’s Augen lammte es jäh und drohend auf. « ichts und dennoch sehr viel! Jene Frau da oben im Zimmer. jenes arme gelähmte Weib ist meine Mutter, meine Pflegemutter, meine Amme, die, als mein erster Gatte gestorben, als ich hilflos, verlassen in der Welt dastand, mir beisdrang, die, während Du, meine einzige lebende Verwandte in Reichthum schwelateft und Dich nicht um das einzige Kind Deines Schwagers kümmertest, siir mit-h hungerte und darbie. Es ist wahr, ich war verheirathet, zweimal verhei rathet! Es isi unwahr, daß ich eine Maitresses Jch heirathete nach dem Tode meines ersten Gatten Herbert Dedereu. Jene zweite Heirath war mir der Strohhalm an den der Ver zweifelnde sich antiammert; ich hatte teine Existenz mehr, keine Zukunft! Dir bin ich nicht Rechenschaft schuldig für mein Thun, war es nie! Dir steht es am Allerwenigften zu, über mich zu Gerichte zu sitzen. Von vornherein war Dein herz gegen mich. die Fremdge borene eingenommen« von vornherein suchtest Du, meinen Aufenthalt unter Deinem Dache so unangenebm als möglich zu machen, Du umgabst mich mit Spinnen, Du schicktesi Spione aus, mein Vor-leben zu erforschen, nun haft Du wohl Deinen Zweck erreicht?!« Sie stand hoch ausaerichtet, in her aussordernder Haltung da. Frau Re delsworth maß sie, noch immer eisigen Blickes, von oben bis unten. »Deine Sprache und Dein Benehmen ist das einer Iheaterprmzemn wurma. Ja: sehe. Du hast nicht umsonst jahrelang als fahrende Künstlerin gelebt! Der-. Namen Reoelsworth aber bist Du zu führen nicht mehr berechtigt, sollst Du hinfort nicht mehr führen! Es soll tlar werden zwischen mir und Dir. Des Antheils an dem Vermögen der Revelswotth gehst Du selbstverständ lich verlustig; es giebt fortan nur noch zwei männliche Sprößlinge des Ge fchlechteg. Umtommen sollst Du des wegen nicht. Jch achte den Namen, den ich trage, hierfür zu hoch. heute Abeno noch werde ich meinem Sachwalter schreiben, der Dir ein Jahresgehalt, hoch genug, um damit anstänidg zu le ben, auszahlen soll, jedoch nur unter der Bedingung, daß Du binnen vier undzwanzig Stunden mitsammt Dei nem Anhang dies haus verläßt. Ver stehst Du mich?« Ein Blick unsagbaren Hasses looerie aus Francestcks Augen auf. »Noch Deinen Eröffnunaen hatte ich nichts anders erwartet! Der Schlag biet ge gen mich und eine hilflose Arme setzt Deinem bisherigen Verhalten gegen « mich die Krone aus. Jch mag in Dei nen Auan verächtlich scheinen; Dui bist indessen die Vesiichuichexe Es ist! leicht, von warmen Pfuhl aus überi Frierende zu richten. Nimm Deini Geld, behalte es, thue damit was Dir beliebt, mich soll es nicht rühren!« Sie trat einen Schritt näher aufi die, im Stuhl Sitzende zu. sodaß diese, i von plötzlichem Angstgefithl erfaßt. eine ausweichende Bewegung machte. Fran resca sah es. »Für-hie Dich nicht; Du hast keine Ursache hierzu« fuhr sie fort. »Ich gehe, wie Du mich heißt. Eines nur bitte ich nicht, ich verlange eB: nämlich, daß Du den Namen Revelss worth, an den Dir so ungemein viel ge legen. noch aus vierundzwanzig Stun den, hörst Du, Tante Margareth. noch auf vierundzwanzig Stunden schonst! Du wirst mein Richter-scheinen an der Dingertafel den«Uebrige.n— gegeniiber unschuldiqu uno Du wrrn nm reiner Silbe dessen, was zwischen uns Beiden l hier soeben verhandelt, erwähnen! Jch habe einen Anspruch auf den Namen Revelsworth, und in jenem Namen sordere ist dies!« Jhre Augen bohrten sich in die der alten Dame, und diese siihlte ihre fas rinirende Macht. Wie einem Vogel unter dem Blicke einer Schlanae, ward es Frau Revelworth Ein entsetliches Anaiigefiihh wie von einem drohenden, unabwendbaren Unheil, bemächtigte sich ihrer; vergebens suchte sie, desselben herr zu werden. »Ich verspreche!« sagte sie scheu. »Jch«! fügte sie leiser hinzu. «Danle! Gute Nacht, Tante Mar zuteil-F ..Gute Nachtt« - Jhre hände berührten sich nicht Francesla wandte sieh ab; hinter ihr schloß sich die Tbiir. Draußen, in der Halle, ließ sie die Maske fallen. Wie eine Furie stürzte iie die Treppe zu ihrem Zimmer empor. Bieieh einer Furie stiirmte iie u Frau darold. Email-en sind r, ver kauft. verstoßen!« ieierte sie. Mit fliegenden Worten theilte sie ihr nit, was vorgesacem Deine Schuld Esi ei, Deine! ries sie. Watte ich Dir i i z i i i l i i men. »Der Andere? —- Jch bin nicht . sie wußte, was in ib: vorging. »Wie siet auf-trugen Ist-di thesi-ist fen. ein Weines Iuge auf den Post boten zu halte-M Darum that-est Du es nicht-i Warum liest Du den Teufel der alten Dame einen Brief aus Rom in die Hände spielen?« Sie packte die Alte und schättelte sie. »Sag', was thun wir nun? Zinnen vierundzwanzig Stunden sollen wir das Haus räumen! Hast Du wieder Luft, Hunger zu leiden? Weißt Du ei nen Ausweg? Weißt Du einen, so sagf ian« « »Täubchen! Täubchen!« flehte die Atte, unter den Fingern Franceslas sich kriimrnend. »Sei nicht so grob! Hat-· ich Dich je im Stich gelassen?, Habe ich nicht stets Alles gethan, was x Du von mir oerlangtesti Sage mir,« was Du willst, was ich thun soll, und ; es geschieth Sag« es mir, cera mia!« l Ein Unheimliches Feuer loderte in den Blicken Franceslcks auf. Sie ließ den Arm der Alten fahren uno trat zu rück. Der Knoten ihres Haares hatte sich gelöst; wie ein Mantel unsluthete sie dasselbe. Wie sie so dastand, den Blick ftier in die Ferne gerichtet, die Finger ihrer schlanlen hände noch immer in Wurb und Erregung zucken-, ver Mund leicht geöffnet, die Züge ver zerrt, glich sie einer Medusa. Die Alte sah es; sie hatte Franxesla oft in solchem Zustande gesehen, und siebt’s mit den Andern?« fragte sie plötzlich und lauernd. Als ob die Frage ibr neues Leben eingehaucht, guckte Francesla zusam umsonst fünf und eine halbe Stunde allem rnit ibcn in London gewesen!«— Hisseno und triumphirend kamen die Worte über ihre Lippen. Dann, einem olöhlichen Impulse nachgebend, beugte sie tief zu der im Armstuhl hockenden herab. »Ich hatte andere Pläne mit ihnen gebaer flüsterte sie, ,,andere! Mögen die tbeure Tante es nun sich selbst zu schreiben, wenn ich dieselben änderel" XX. Vittor Revelswortb hatte, oeeabre oetermaßen, London eine Stunde spä tee als Francesta verlassen, und wa: ers: turz oot Anbaben ver Yinnertasel III-US MUUIG HUIUUHILIULL Ollslcczs,«scc sich :n allerhand· Vermuthungen itber dag- ":1usbleiben seines Stiefbruders während des Nachmittags ergangen dat:e und der wohl auch ahnte, daß er ein Stelldichein mit Francesta in der Metrovole gehabt, beobachtete ihn während des Essen-s unablässig. Daß Francesta selbst der Tafel fernblieb, fiel ihm nicht sonderlich auf. Frau Margareth hatte das Nichterfcheinen ihrer Nichte durch Kopfschmerzen ent schuldigt und zeigte sich wenig gespeis chig. Betty saß meist in Gedanten versunken da und schien ihre frühere Lebhaftigteit gänzlich verloren gu ha ben: um so mehr Gelegenheit hatte Duoley, seinem Bruder alle Aufmerk samteit zu fchenten. Letzterer schien neroöser und aufgeregter denn je. Fo:twiihrend mit Messer oder Gabel spielend — eine Angewohnheit, die ihn-. früher nie eigen —, sprach und gestim lirte er mit jener Haft, die gewöhnlich Zeichen lebhafter Beunruhigung oder eines krankhaften Zustandes ist. Sein Aeuszeres ließ auf letzteren schließen· Sein Gesicht, obwohl geröthet, war eingefallen, seine Augen lagen ti. in ihren Höhlen, der Glanz derselben war ein fieberhafter, unnatürlicher. Schweißtropfen sammelten hie und da sich auf feiner Stirn, und beim Spre chen tamen hin undwieder die Worte nur stockend iiber feine Lippen .Du solltest nicht so oft Dich der Thauluft aussehen, Bittor!« sagte Dud y, als gerade wieder eine jener beängftigenden Pausen in der Kondu sqtion eingetreten. »Dein Aussehen gefällt mir in letter Zeit jeden Tag weniger. Denken Sie nicht auch so, Tante Margareth?« Frau Redelsworth nickte zustim mend. »Es wäre am Besten, Du kon sultirteft einmal Doktor Vernon oder, wenn dieser Dir nicht zusagt, Sir Champenerey. eine Autorität auf dem Gebiet donjiebertkantheitem Wenn Du es wunsmem rane im kyn aus kno gen hierher ersuchenlst Viktor schüttelte ablehnend den Kaps. »Nichts ba, ma chere! Jhr Beide, Du und Dudley, beunruhigt Euch un nöthig. Jch glaube, das Gespenster sehen ist in Nebelsworth-House letzter Zeit zur Manie geworden!« Er sah Betty lachend an, die unter seinem Blicke erröthen. Dudley kam ihr zu Hilfe. Es giebt Gespenster, die auch bei helfem lichten Tage umgehen, und die siir Jedermann, der sie nur sehen will, sichtbar!« sagte er. »Daß Dein Zu stand kein normaler und daß derselbe lange nicht mehr, der er war, kann ein Blinder mit dem Stocke fühlen Du selbst gestand’st dies erst gestern ein. Es ist Unrecht da Du uns jeht wieder über ihn zu thus n suchst! Du thätest besser daran, aus Tante Margareths Rath zu hören!« Nach ausgehebener Tasel folgte Dubleh seinem Bruder aus die, ihnen beiden eingeräumte-i Zimmer. Jn ei ner Fensternische ihm gegenüber Platz nehmend, legte er ihm vertraulich die Hand aus das Knie. »Bitte-r, laß mich mit Dir sprechen, wie wir als Knabensgäsammen ge than!« sagte er. nicht mehr r iiherr. Ein unseliges Etwas hat gepackt nnd get an Dir. Was es ist, weiß ich: ine Liebe zu Franeestai Du ertliirtesi gestern, sie zu einer Entscheidung drängen zu wollen. Hast Du es gethan nnd welche Ant wort hat sie Dir gegeben?« »Bist Du in solch-er Sorge um Dein eigenes Schicksal?« —- Biitors Lippen iräuselten sich spöttisch. Er versuchte, sich der vertraulichen Berührung Dud letfi zu entziehen, und langte nach der, aus dem Fenstersims stehenden Cigar tentisir. »Nicht in Sorge um mein Schicksal Viktori« Dudleh zog die Hand vom Knie seines Bruders und legte sie ihm auss den Arm »Laß mich Dir etwas bekennen, Bruder! MeinsGesiihl siir Irancesta hat seit gestern Nacht eine Wendung erfahren. Es mag Dir merkwürdig erscheinen, umso merkwür diger vielleicht nach den Vorgängen letztenNacht die mir wie auchDir jeden falls mehr als besonders ausgesallen. Jch selbst lann diese handlung mir kaum erklären, dennoch ist dem so! Den ganzen Tag lang bin ich heute mit mir zu Rathe gegangen; ich habe die Sande an mein eigenes Herz gesetzt, ich weiß, daß dasselbe in Liebe schlägt, doch nicht Liebe zu Francesta!« ; »Nicht siir Francezia?" Vor Stau nen ließ Bitior das Schweselhokz, das ’ er soeben entzündet aus der Hands gleiten. »Für wen denn? Betty Man- i nington?« i Dudleh schaute zur Seite. »Lasse! sie vorläufig aus dem Spiel, Bruder! l Ich will mit Dir über Franxesia reden. l Reiße Deine Liebe zu ihr aus dem Her znk Sie ist Deiner nicht werth!'« »Nicht werth? Warum? Woher kommt Dir diese plöyliche Wand lang?« »Sie kam plötzlich, ich gestehe es ein, aber — sie ist nichts desto weniger rich tig! Viktor, höre aus mich. Francesta’s Nähe wirkt aus Dich wie ans mich, wie ein Rausch. Fern von ihr kommt die Erniichterung. Ein Rausch war es, der gestern Nacht noch, ali- sie aus Se kunden in meinen Armen lag, mich durchwogtr. Francesta treibt ein Spiel mit uns Beiden. cie ist eine Schlange!« Viktor sprang aus. sähe, flam mende Nötbe bedeckte sein Gesicht »Schweig!« rief er. »Du lästerst2 Jch verbiete Tir, in solchem Ton von Francesia zu reden. Bist Du von Sinnen? Redest Du irre? Jch bete Francesia an. Sie ist ein Engelt« »Ein Engelis Ja, ein Engel der Finsternisz2« — Auch Dudtey war ausgestanden. Mit großen Schritten durchmaß er das Zimmer. »Eine eigene Unruhe hat sich seit gestern Nacht meiner bemächtigt. Mir ist zu Muthe, als ständen wir Alle hier aus einem Mater, der jeden Augenblick sich össnen und uns ver schlingen kann. Gott weiß, daß die Revelsworth’sche Erbschaft mir wie ein unseliges Berhiingniß vorzukommen beginnt. Vom ersten Augenblicke an mißtraute ich Franeestaz warum, will ich Dir nicht jetzt grade erklären; ihre Schönheit indessen berückte mich, ihre Nähe strömte einen magnetischen Zau ber aus; ich sagte es mir, suchte ihm zu entfliehen, um dennoch immer wieder von Neuem ihm zu unterliegn. Jeht endlich ist der Bann gebrochen. Jch beginni, gewisse Vorgänge zu verstehen, sie in anderem Lichte zu betrachten. Entziehe Dich eine Zeitlang France-J ta·s Einfluß, Bitt-on ich beschwöre Dich. Besuche aus ein paar Wochen unsere Mutter! In der reinen Atmos phäre, die sie umgiebt, wirst Du ge nesen, glaube es mitt« Dudley hatte mit Wärme gespro chen. Bei den lehten Worten stieg es feucht aus in seinen Augen. Viktor sah es. »Ich begreise Dich nicht, Dudley, ich verstehe Dich nicht! Sage mir, woher bist Du aus einmal so umgewandelt, was hat aus einmal Dich derartig gegen Franceska einge nommen?« »Ich selbst weiß es nicht! hast Du kon?21hnungen je etwas gehört, Vit or « »Ahnungen und Gespenster! Da ha ben wir es wieder! Jch glaube, nicht ich; Du bist es, dem Lustveränderung aut thun würde! Revelswortb-bouse brütet GespensterfurchtS Jch habe nicht " gedacht, daß mein großer, verständiger Bruder von ihr je angesteckt werden könne. Indessen, verzeihe, wenn ich nicht länger auf Deine Grillen einzu gehen Lust spüre. Die Luft im Zim mer hier droht mich zu ersticken. Der hals ist rnir wieder wie zugeschniirt. Ehe ich mich niederlege, möchte ich draußen noch eine zeitlang Athem schöpfen! Weiteres sonst hast Du doch nicht auf Herzen?« — »Sonst nichts! Gute Nacht, Viktori« »Gute Nacht, Dudleht Und siehst Du wieder Gespenster, grüße sie oon mir!« — Viltor griff hat und Stock, und aufseufzend ließ Dudleh sich von Neuem in den Armsessel gleiten. Eine ähnliche Scene wie zwischen den beiden spielte sich sast um dieselbe Zeit in den Gemächern der Frau Re velzworth zwischen dieser und Betty Mannington ab. Etwas frikher denn sonst hatte er stere sich auf ihr Zimmer zurückgew gen. Ihre Lebtage hatte sie auf die Dienste einer Zofe verzichtet, aber Vetty biirstete und otdnete ihr regel mii ig das Haar, legte ihre Uhr, das Ra tlicht, das Gerstenwasser sowie einen Roman neben ihr Bett auf den Tisch und gab ihr, ehe sie die »Gewi nen zugeg, noch einen Ku. Bei der Rachttoilette war die alte Dame sehr schweigsatn und eufzte mehr als einmal schwer auf. hrerni Versprechen gemäß spielte sie jedoch niit teiner Silbe auf die unliebsame Unterredung. die sie rnit Francedta ge- J habt, an. Jch bin mein Lebtag eine zarte Frau » gewesen, Betth," äußerte sie, schon im! Bette liegend und das junge Mädchen « mit rührendetn Ausdrucke ansehend. »Bielleicht wäre ich milder geworden, wenn ich Kinder gehabt hätte. Aber » wir Redelsworth sind eben teine milde TFamilir. Jch arbeite und warte, ist unser Motiv, weißt Du, und unser Wappen eine geballie Hand in einem Fausthandschuh, dessen Bedeutung, nach meiner Auslegung ist:,Schlag’ fest zu, wenns nöthig ist! Wir sind eine harte, zähe Familie gewesen. Sehr bald werden wir noch zwei von uns übrig fein —- Viltar und Dudley." »Und Francesla," sprach Frau Re delgwortb nach einer Pause nach. »Ich hätte die beiden Jungen gern verheira: l thet gesehen und Kinderchen um sie berumwachsen, die den Rainer-. weiter führen.«' »Da-S wean sie auch, liebe Frau Redelswarth. werden sie auch!« Die alte Dame schüttelte mit den-. Kopf· »Sie sind beide behext" mur melte sie. »Ich würde mich gefreut ha ben, wenn Dudlen Neigung zu Dir gefaßt hätte, und Dir würde es auch gepaszt haben, Du bist ein gutes treues felbstloses Mädchen! Jch fürchte, ich bin in den fünf Jahren, seit denen Du um mich gewesen,irsanch1nal hart ge ten Dich gewesen!« »Sie sind immer, immer gütig zu mir gewesen!" rief Bettv. »Ich kann Siedar nicht so sprechen hören!" » ürdest Du meinen Neffen Dud leh geheirathet haben. wenn e: um Dich angehalten hättes« fragte die alte Dame nach kurzer Pause. »Ich würde glückselig gewesen sein!« gestand Bettp WAber bitte, bitte, liebe Frau Redelsworth äußern Sie ja zu Riemandeny daß ich das gesagt habe. Er macht sich in dern Sinne garnichtö aus mir und ich möchte nicht« urn Alles in der Welt, daß er je erführe, daß ich ld albern gewesen« mich in ihn zu ver c:-c-- « »L-on mir soll er es niemals erfah ren, meine Kleine,« versicherte die til-c Dame, Betth die Hand ftreichelnd: »Dort nun mußt Du mir »gute Nacht« fagen, Lenn ich fühle mich ganz abge spannt. Jch habe vorhin etwas Auf-· regung gehabt, nnd wir, alte Leute, löst-sen Aufregung nicht mehr vertra sent« »Gute Nacht, liebe Frau Bebels woril). schlafen Sie sanft!« Betth beugte sich iider sie und drückte ihre Lippen auf die Stirn der alten Dame. »Gute- Nacht, mein Kind, und — Gott schätze Di !« xXL Ein paar Stunden später lag Re relswotth - Hause wie ausgeftorden. Die Nacht war schwül, Wollen deckten den Himmel, kein Lüftchen regte sich. Wie ein riesiges schwarzes Ungethiim hob der langgeftreekte Bau sich vom nächtigen himmel ab. Zwei einsame Lichter warfen aus ihm ihren Schein in die Dunkelheit hinaus. Das eine im linken Flügel, jenem Theile des Baues, den das Dienstperfonal hergte, das andere im rechten Flügel und in den Apartments, welche Frau harold und« Franceska innehatten. Jm Park ringsum herrschte tiefe Stille, nur hin und wieder rafchelte es im Lauhe, nur hin und wieder streifte ein Rachtvogel die Kronen der alten Bäume in scheuem Fluge. Jenseits des Angers, gleich falls in tiefen Schlaf vers unken, ragten die Gebäude der O'Meara’fchen Besitz ung. Auf Meilen im Umkreise ließ fonft nichts sich blicken, in mittsommer lichem tiefem Schlafe lag die Land schaft; die heimchen nur zirpten und draußen, im Sumpflande jenseits des Angers, quakten die Frösche. Dudleh Nevelsworth wälzte unru hig sich auf feinem Lager umher. Er konnte den Schlaf nicht find-n Ihm cegta’5 Bild, so, wie sie in seinen Ar men gelegen, drängte sich, so oft er es auch hemmte, vor feine Augen und zwang ihn zum Wachen. Daneben stiea ein anderes Bild vor ihm aus: das Betthsi Seltsam, so oft er dasselbe auch halten wollte, immer wieder zer sloß es! —- Er dachte an Bettv, und er scheuchte die immer wiederkehrenden Gedanken an Francesta zurück. Selt sam, daß ihm die zarte Schönheit Fräulein Mannigton nie so aufgefal len, ihm nie so voll zum Bewußtsein gekommen, als in jenem Augenblicke, da er sie, einem trauten Vögelchen gleich, an seiner Brust gehalten. Ein Schauer, wie oor etwas Etelhasteö, einer Schlange oder sonst einem Rep til, übertam ihn, wenn er fest Ver- . gleiche zwischen diesen beiden Wesen, Francesta und Bette anstellte und da bei wieder des Momentes gedachte, da erstere ihn, wie in hilfloser Angst, um tlammerf. Wo er bisher nur seine » Augen und seine Sinne gehabttt Noch . einmal iiberdachte er die Ereignisse der verflossenen Wochen und Monate. Wie ein Nachtwandler, wie einer, der unter hhpnotischem Cinflusse gelebt, s tain er sich vor. Wie hatte er, nach alledem, was er von Francesta wußte, was er über sie -ersa ren und wag sie ihm selbst eingestanden, je von ihr sich dermaßen bestritten lassen tönneni -----.—— Eine Gauklerin war sie. die nach thue ! und nach Viktor, wie vielleicht nach e dem, der ihr in den Weg karn, i e Rege auswarst Eine heuchlerin und Lügnerin war sie, die sich selbst als solche gebrandmarttl Wiederum ge dachte er des Austrittes während der verflossenen Nacht. Daß sie sich gegen oie Thür seines Schlafzimmers ge siemrnt, lag außer Frage, daß sie, die sonst so Nervenstarte, dies in montens taner Verwirrung gethan haben sollte, ließ gleichfalls sich nicht denken! Was sie mit dem zeitweiligen Bersperren der Thitr wohl bezweckt haben mochtes Da sie es aus Bettes abgesehen? Unmöglich! Betty war über ein Nichts« über en Sputbild ihrer ausgeregten Phantasie erschrocken!- Jn welchem Zusammen hange lonnte Francesta mir demselben gestanden haben? War indessen Dai, was Bettes gesehen, wirklich nur Ein bildung gewesen? « Dudlen richtete sich auf einmal stract im Bette empor. War auch Dies, was er jetzi, in diesem Augenblicke, zu hö ren vermeinte, nur Einbildung, oder Horte er es in Wirtlichleit?!« — Kam über den Korridor vor feiner- , Zimmer jetzt wirklich das leise G rEjusch behutsam ihren Weg fühlend-' Schritte, oder täuschte er sich? — Er hielt den Athem an und laischte angestrengt Vom Nebenzimmer drang - dasx Stohnen Vittor’2, der unruhig , im Schlafe sich hin und herwarf; der Schrei eines Käuzchens klang, langge zogen und schaurig, vom Parte, dami, einen Augenblick Todes-stille und im nächsten Momente abermals jenes schleichende Geräusch! Der Lauschende vernahm es deutlich setzt, es war folglich teine Sinnestiiip schung! Mit einem Sahe war Dudleh an der Thiir seines Zimmers, öffnete sie geräuschlos und spähte hinaus. Es war duntel draußen im Korridor, am Ausgang desselben aber schien die, nach der Treppenhalle führende Thiir sich zu bewegen. Entschlossen eilte Dudley zu derselben, riß sie weit auf und horchte. Nichts regte sich, vom Pakt nur klang abermals, klagend und schrill, der Schrei des Käuzchen3. Eine Weile verbarrte Dudleh noch an der Thür, dann, mit sich selbst unzufrieden und ärgerlich, schlich er in sein Zim mer zurück. tin-zweifelhaft hatte er sich hinan-H EssianJaU --4-s»-—- He — Gedanken und Bilder zu bannen, warf er sich auf sein Bett und war richtig auch bald darauf fest eingefchligem » Ein Gefühl eigenartiger etlem mang, zugleich ein, aus den unteren Gemächern des Hauses zu ihm herauf dringenber gellender Schrei weckte ihn turz darauf. Jn Schweiß gebadet, sprang er empor. Abermals, gellender angstvoller noch, klang der Schrei. An allen Gliedern bebend, fchliipfte i Dudley in seine Kleider. »Feuer! Feuer! Zu hilsd Es brennt!« Jni Tbor klangen die Rufe. Dud len war es, als hörte er die Stimme Bettth aber auch die Francesta’s. , Er riß die Thür auf. Dichter, er ftickender Rauch drang ihm entgegen. Lärm auf und zuschlagender Thüren, verworrener Rufe und eilender hin und herjagender Schritte. Mit einem Ruck, um der, von unten heraufwehen den Zuglust nicht noch mehr Zutritt zu schaffen, schleuderte er die Thiir wieder in’s Schloß und stürmte in das Zimmer feines Bruders. »Es brennt im Haufe, Vittori Steh’ aufl« Er rüttelie den Festschlummerns den bis dieser völlig ermuntert, half ihm in die Kleider, schrie ihm zu, nach unten zu eilen .und ftiirmte hinaus. Als die in die Treppenhalle und zu den Gemächern der Frau Redelstporth und Betttfs führende Korridortreppe öffnete schlug ihm feurige Lohe ent- - gegen. Der gesammte untere Theil des Gebäudes schien bereits ein Raub der Flammen. Ein Hinabtommen hier tvar unmöglich! — Er besann sich. Jm hinteren Theile des Stockiveries, dort, wo die immer ktr Frau Harold und ihrer ochter, führte eine schmale Wendeltreppe ab viirt-. Dudiey hatte sie nur einmal zuvor, damals, als er Francesia beim Irnrichten takes altitalienifchen Zim ners half, benutzt. Beim Vorbeifttir men an seiner eigenen Zimmerthiir, rief er Viktor bei Namen. Es kam keine Antwort: Dudlen varfeinen flüchtigen Blick in das halbdunkle Gemach; es fchien leer! Augenscheinlich hatte Viktor bereits, Die Wendeltreppe binad, das Freie ge wonnen! An der Thitr der Treppe väre Dudley um ein haar gestürzt. kluf den obenften Stufen lag, ihm den Weg versperrend, eine leblofe Gechatt. Es war Franceska, nur mit dem Rachtgewande bekleidet! Er hob sie auf. Jm Augenblicke, da er sie in feine Arme nahm« schlug sie Die Augen auf. Jn hyfterifchesSchluchs sen ausbrechend, umklammerte sie fe« ien hals. , »Dudley,Geliebter, inziggelielite. Rette mich! Rette wicht« — Ihrer Worte kaum achtend, flog Dudley mit feiner Laft die Treppe hin rb; die. in das Freie führende Thitr var verschlossen. Mit einein ewalti zen Fußtrttt brach Dndleh ce auf, senkte stimmte-, die wie eine Wahn innige ich geberdete, fortwährend nach hrer Mutter rief und in sinnlofer Ver iweiflung und Angft das Daar sich kaufte, auf den Rasen und ftiirmte nach see Vorder-leite des hause-. Schluß folgt-) -