) I i ) i Die fehlende Figur. Erzählung von Jaeques Landen-. »Ein liihner Zu « Monsieur Goe den, aber derhiingni voll. Sehen Sie her — i biete Jxen Schach, und in vier «gen find ie matt.« Es war thatsiichiich so, denn als ich nahe daran war, zu winnen, wen dente sich durch ein ge chiettes Man-ti der meines freundlichen Gegner-i die Situation und sicherte ihm dadurch einen leichten Sieg. Während meines Ausenthalteg in Dinani vor einigen Jahren ver brachte ich manche dergnu te Stunde beim Schachdrett im eeundiichcn Kamkfe mit Pierre Ba"ptiste, dem Cone erge der alten Citadelle, deren innen noch heute drohend auf das iedliche Flüßchen Meuse nieder blicken. Es waren merkwürdige, um nicht zu sagen, seltsame Figuren, mit de nen Pierre und ich bei diesen Gelegen heiten spielten. Die weißen Figuren waren ans echtem Elfenbein, herrlich geschnikt, während die schwarzen Stücke wun derlich geformt und anscheinend stil ,r oeraoldet waren. ,Diesen iehteren fehlte jedoch eine igur, und zwar ein Läufer, den der Feierge durch Blei ersetzt hatte. ch wollte schon oft meinen Gesell schafter hierüber befragen, und als wir nun das Brett zu einer neuen Partie ordneten, fragte ich ihn· an getrieben durch eine plötzliche Neu gierde, wegen des verlorenen Läusen-. Erst zögerte er, dann, sich zu mir wendend sagte er ernst: Es find jetzt ungefähr vierzig Jahre her, Monsieur, als ich mich in das reizendste Mädchen verliebte, das jemals in Frankreich lebte. Gabrielle Joubert war ein herr liche-Z, anziehendes Geschöpf von be zauberndem Wesen, welches mein Herz sofort eroderte, ais ich sie znm ersten Male sah. Ader acht Es war ein zu großer i Abstand in unseren sozialen Stellun gen, denn ich war Korrespondent in einein Handelt-hause in Orleans, def sen Jnhaber Monsieur Joubeit — Gabrielles Vater —- war. Unsere Zusammentiinste jedoch ira ren dem Letzteren völlig unbekannt, und vielleicht war es gut, so hätte ich doch meine sofortige Entlassung zu Wärtigen gehabt, salls er um unser heimni aeiouist hätte. Eines orgens wurde mir eine freudige Ueberraschun in Form einer Einladung meines C ess, in welcher er mich zu einer Partie Schach sxir denselben Abend in seiner Wohnung einlud. Bemerten möchte ich, daß ich mir in meinen jüngeren Jahren einige Routine im Schachspiel aneignete. Davon datte ich zu Gabrielle in letzter Zeit esprochen. Jch nahm daher an, daci ch eigentlich ihr die Einladung u verdanken hatte; weiche List sie je sensalls ersann, um mich bei ihrem Vater in Gunst zu sehen. Ach, wie ich idr da "r im Stillen dankte, denn nach d ser unerwarteten Einladung wiederholten sich meine Besuche immer .öster, so daß ich mich schließlich wie zu Hause gehörig zählte. Bis diese Weise vergingen zwei Jahre. Für mich zwei Jahre angeneh mer Arbeit, abwechselnd mit manchem anregenden Kampf im Schachspiel mit Monsieur Joiibert unv mancher bei-n lichen Zusammentunst mit meiner ge liebten Gabrielle. Aber jetzt tain mir täglich und mit immer größerer Angst die Erlenntnis2,. daß ich über turz oder lana Joube«.i werde sagen müssen, daß ich nach Der Hand seiner Tochter strebe. Ah, diese Unterredungk Wie ich se fürchtete! Eini e Dutzend Mal war ich schen entschlo en, dieselbe herbeiziisiihien, und immer wieder schob ich sie aus; morgen sagte ich mir —- aber der Morgen tam und in« wie zuvor. Sie ljichelm « P on ieur, Natürlich denken cre, das ourch meine yauiincrr Besuche im Hause meines Chefg der selbe mir neqeniiber immer wohl-mol lender wurde und mir dadurch mein Vorhaben erleichterte. Aber dem nur nicht so. Zwar tvar er als Gesell: schaster ron augaesuchter Höflichteit: aber sein Interesse denn-i sich mehr aus meine Fähigkeiten im Schachspiele, als auf andere Eiaenichaften, welche ich besessen haben könnte. Außerdem hatte ich begründete Ursache, anzunehmen, daß er betreffs der Hand seiner Trich ist nach viel Höherem strebte. Auch war sie sein einziges Kind, und i: liebte sie abgöttisch. « Doch zulent tani der Tag —- ah wie ich mich dessen erinnere —- als ich mit tiodsendeni Herzen rnich Monsieur oubert näherte, der, diertiest in eine chachpartie, ini Garten saß. Was ich eigentlich sagte, weiß ich nicht« da sich Alles um mich drehte; aber lange ehe ich fertig war, lag ich die Antwort in den Augen meines Gegenüber-. —- Doch aus das, wag nun folgte, war ich nicht vorbereitet. Als ich sertia war, saate mir ou bert mit einem Lachen« das mir ute « noch in den Ohren tönt: t? »in-nannt- tinv Sie bereit Ame zu thun, um Jhre Liebe fiir Gabrielle itt beweisenis «M·Ies,« beiahte i eifrig. »Es bien! Sie ollen es durch Ists Geschicklichkeit ter« —- kk deu tete aus das Schach rett —- »den-ei : sen! Wenn Sie gewinnen, soll Ga seielle die Einige sein. Wenn Sie - Oerlieten —- r zuckte bezeichnend mit den Ach eln. »Sie ver Ihnen mich, Monsimr,« chrie ich, aufgebracht durch die en pbstswdenn nur in genau tou te Resultat ein würde. W »Ich gebe Ihnen eine Minute Zeit,« sagte er, seine Uhr ziehend. Eine Minut:? Schrecklich! War eg möglich, daß er so grausam sein I konntet Jch streifte sein« Gesicht. aber lach, nicht das schwächste Zeichen von ; Nachgiedigleit war da zu sehen. s Dann tam mir dser Gedanle, daß sich Gabrielle verlieren könnte, dies « machte mich wahnsinnig Jch slehte ihn an. Ich protestirtr. Jch raste. Aber alles vergebens-. Zuletzt setzte ich mich in Verzweif lun nieder. » ! So entschließen Sie sich also um Gabrielle zu spielen?'« segite er. ..C’est bien. Elfenbein oder konze, Pierre?'« Die Clsenbeinsiguren waren mir am nächsten —- und so wählte ich sie. Jch wußte nur zu genau, daß ich nicht gewinnen konnte. So singen wir denn an. Es war aus diesem Brett, Mon sieur und mit diesen Steinen, mit denen wir spielten. Ah! jenes Spiel. Niemals veraesse ich es! ch hatte mir vorgenommen, das Spiel so lange wie möglich hinzuhal ten und waren meine Eröffnungsziige demgemäß so vorsichtig und überle aend wie möglich. Mußte ich doch genau. daß der geringste Fehler von mir sosort die Partie zu meinen Un gunsten beenden würde. Mein Gegner, dies k-emertend, wollte mich durch allerhand verlocken de Stellungen aus meiner Reserve gingen, doch war ich auf meiner ut. Endlich um meine Stellung zu schwächen, Überließ er mir seine Springer. Lauser und Thurme, aber ich verweigerte sie alle, selbst als Ich sie ohne Schaden sur mich hätte neh men können. Inzwischen wurde meine Position immer starker, sodaß sie schließlich uneinnehmbar schien, und ich meinem Geaner überall Widerstand dot. »Ja-»Ju- -..t chndsp - ----- - »Er-. WIUIIUI UN. VO IOUS UUDAIOIOO Ins es war immer noch lein Wechsel in unseren Stellungen eingetreten. Die Sonne verdunkeln sich immer mehr und die Wolken hatten inzwischen eine schivurx Färbung angenommen, un seren ainpf im Freien bebtohend Nichts destoweniqer hielten wir aus — er der Belageru, ich der Belagerte. Mon dien! rri e er mich bombaroirte. Zeitmise dachte ich schon, es sei alles verloren, aler meine Vertheidigung war itari, und seine Angrisse so schrecklich sie auch waren, lonnten mir nichts- anhaben. Ob nun meine beharrliche Ruhe meinen Geaner sorglos machte oder nicht, jedenfalls ließ er plötzlich seine Königin unbeschuht Wie mein Herz pochte. Das war tei ne List ich wußte es. im nächsten Moment hatte ich siei auch schon im Triumph genommen. Das Unerwartete hatte sich zuge tra en und ließ mich auf einen Sieg hos en, iooran ich nie gedacht. Schnell meine Position ausnimmt-, nahm ich meinem Geaner einen Thurm und zwei Springer, und er- ; litt selbst nur neringen Verlust. i Ma soi! Wie großartig er ab: rt liimpstei Wie iulili und wie ein Raubthier zum Sprunge bereit, nur auf eine giinitige Gelegenheit war tend. Jetzt machte ich den Zua — den! ersten einer Serie. weiche ihn voll-i standici besiegen sollt-. Gabrielle war nun mein. Mit einem tiean Seufzer lehnte ich mich zurück Wie druckend tie Luft wur. Der Sturm würde sicherlich bald ausbrechen, noch leerer unsere Partie zu Ende kom. Wie lanaiam er jetzt zog. Ich blickte ilm i,-eiml ich an. Doch ploßtich iali ich ein unheil volles Lacheln um se eine Lippen Ich iulilte mein Her z iturm: sck pochen. Eltochmnls ließ ich meine Augen über tak- Brett nleiien, uin mich von meiner Position zu ulseizeuaen Was hatte ·.4i »m«»- llinke lnila irb »Ob«-IT Jn meiner anscheinend uneinehnk baten Stellunq entdeckte ich plötzlich einen Felkler —- esnsen Fehler, welcher, wenn ten meinem Geaner entdeckt, rnich unfehlbar die Partie Verlieren lassen mußte. Frir tausentie ven zufälligen Zu schauern wäre lsieg unl«emert: geblie ben. Aber fiir ihn — All-J Wurde er itsn sehen? Hatte er ihn schon gesehen? Warum zcia er nicht? Als dieie Frauen mein Gehirn durch zucktem hatte er bereits den Läusek, mit dem er Isen verhängnißvollen Zug machen wollte, ausgenommen Ein Schreckensrus entsuhr mir. Wahn-ni- eii.iuer Augenblicke, die mir Jahrtausende dunsten, spielte er mit der Figur jszch war einer Ohn macht nat-e. Ich versuchte inich zu erheben, aber umsonst Endlich blickte er aus und lächelte ingrimcnifk »Sie tönnen Gabrielle Atsieu ja aen.« Dies waren seine letzten Worte. Kaum waren dieselben seinen Lip pen entstehen, alg ein blendenderl Blitzstrahl herniedersuhr. Einen Au-; genblick spiegelte er sich an der Spitzei er Beonze - Figur und die and,i welche sie hielt, guckte lramphast.’ Die Figur sloa durch die Lust wie von einer Schleier-er getrieben und Monsieur Joubert siel auf dass Schachbrett, die Figuren nach allen Seiten tausend Er war todt!. . .'«s Der Coneierge telt inne und eine» Zeu lang warm w k Deka tin. l »Das ist die Geschichte r fehlen dan ur,« sagte er. « n Ochtiellef« fragte ich. Mel-, Monsieur, es tvar ein furcht — barer Schlag sin das arme Mädchen. aber sie überlebte ihn. Ein Jahr später heiratheten wir uns, und obgleich uns manche schwere Unglückssiille tra en. sind wir doch immer in unserer gegenseitigen Liebe glücklich gewesen.'« - T ,,cump«. » Novellette von Gerhard Walten Er hieß mit Namen ,.Lump«. Diese anmuthige Benennung war ihm im Re giment geworden. Er war nämlich stil her Kompagniehund gewesen und spä ter in den Besitz eines jungen Leut nants übergegangen, der ihn von dem Sergeanten, der sich die Herrenrechte iiber das Thier zusprach, siir eine Flasche Kognal und vier Seidel Klum bacher erworben hatte. Dieser Leutnant ging einstmals aus seiner früheren Garnison aus Urlaub ins elterliche Pfarrhaus, und wie er zwei Tage zu s hause war, da kam eines Morgens auf l einem Ackerwagen eine Lattenliste vor s dasselbe gefahren, in der saß ein mit- s telgroßer, schwarzer, unsörmlicher Kö- ; ter, der plöhlich, als er des Leutnants I ansichtig wurde, in ein gurgelndes Ge- . heul ausbrach, und gegen die Wände. seines engen Kerkers antohte, um, end- . lich befreit, in den wahnsinnigsten Freudenspriingen einen grotesken Jn dianertanz um seinen Herrn herum auszuführen. Sämmtliche Hunderten ner des Dorfes, denen er im Laufe der nächsten Tage vorgestellt wurde, erklär ten sich siir unfähig, eine bestimmte Rasse zu benennen, der »Lump« ange hören lönnr. Am meisten Anerkennung sand noch die Behauptung seines Herrn in der Garnison sei er als Bastard von Kanarienvogel und saurer Gurte be zeichnet worden. Schön war er nicht, der »Lump«. Aber doch ein seltenes Thier. Abgesehen von einigen ileinen Kunstsiiickchem die ssin kon- ißm Roinobkmfii kmiip ne wann er bald aller Herzen im Pfarr haus durch seine maßlose Gutmüthig teit, mit der er sich alles gefallen ließ, und das tiese treue Hundegemiith, das er allmälich offenbarte; und ,,Lump« sing an, im Hause eine Rolle zu spielen. Auch das nahm siir ihn ein, daß er, als sein Herr wieder abgereist war, be treten und traurig im Hause umher ging, von keinem etwas wissen wollte und zuletzt unter dem Bett des Leut nants gesunden wurde. —- Mit seiner militiirischen Vergangenheit war’s nun vorbei. Er hatte eine Civilanstellung gesunden, ,,mit dem Recht, seine alte Unisorrn weiterzutragen.« Und er hielt daraus. daß sie immer sauber war; be sonders der weiße Lotz aus der breiten Brust, der ihm einmal zu einer eigen thiimlichen Vertennung seiner Stel lung verhoben hatte in der allerersten Zeit seiner Civilstellung im Pfarr hause. Die alte lurzsichtige Garten srau ging am Sonntoxiniorgeiu wie der Postor schon in der Kirche war, vorbei und erzählte nachher, sie hätte den im Fenster mit den Vorderpfoten stehenden bund mit seinem schwarzen Fell und dem weißen Blisz seit den Herrn Pfarrer in Talar mit Bässchen gehal ten, und dann iiiisite sie tiinziu »J( verfiert’ mit doch so gräsig, ai- hei ein mal ansung tau ksellen!·« Eine sehr innige Freundschast ent spann sich besondere zwischen der alien Mutter des Pfarrer-s- urid dein »Lump«. Er wußte nerian die strit, wenn die alte Frau nach itierm Mor: qentafsee tlinaelie, uno siiir ite daiin polternd die Treppe tiina if, iirii seinen Antheil an ihrer Miich und itiiem Bröichen zu requiriiren. Und darin lag da ein schwar,ieg,:rseiitn23chasfell, dir-S hielt er rissen siir sein nndeschräritteg Eigenthum. Aber er war auch dank bar. Als es mit der eilten Frau zum Fterben ging, da trick er nicht von .- L-- Ell- LA Uscclll ACTU, tluus luusl tu me Jena-« als sie gestorben star; unt- nachher noch stand er lange Zelt an jedem Morgen traurig vor der That und sah sie an. Damals wurde irn Farnilienrath lus schlossen: ,,Lump icsll der tszinziae lslei den und nie einen Itacbiolaer lulotn men, weil er gar most zu erst-Sen ist!« Nach dern Tode der alten Frau hatt-; er es verstanden, sich eine andere Spr zialfreundin zu ern-erben: das war die jüngste Tochter de- Hauses Fräulein Dagmar. Das Verhaltniß zwischen ihnen ließ an Jnnigleit bald gar nichts zu wünschen übria, und es hieß ost: Wenn Daqrnar heirathet, dann be kommt sie den Lumd als Aussteuer mit. —- Zunächst aber ging Fräulein Dag rnar, ein sehr reizendeg Mädel, eines Tages aus die Reise, auf Monate oder für den ganzen Sommer. Und während dieser Zeit geschah nun etwas über aus Trauring ,,Lump« war eines Tages verschwunden —- und kam nicht wieder! Und die Erklärung dastir lag leider sehr nah. Er galt dafür, aus Grund seiner massiven Natur ein sehr wohlgenährter Hund zu sein, und die »kleinen Leute« selbiger Gegend hatten die übte Gewohnheit, Hunde dieser Art zu schlachten und zu verspeisen. Da war es denn durchaus gegeben, daß man dachte, der brave, treue wachsame »Lum«p« sei auch diesen Weg eines ganz unnatürlichen Todes gegangen, und dem Mörder, wenn er entdeckt werden sollte, furchtbare Rache geschworen. Aber er wurde nicht entdeckt, und Fräulein Da mar weinte in der Fremde heiße hränen um das ,;liebe, gute, einzige Thier.« Aber auch hier weste die Klage den Todten ntcht III — Als Fräulein Dagmar zurückkam in Oerbstansang da brach der Schmerz um den Lump noch einmal hervor. — Und er fehlte auch wirklich überall. Und ein Nachfolger war ihm nicht ge geben worden. Einige Kleinbtirger des Dorfes, die besonders im Verrus standen, Hundebraten zu schätzen, wag ten sich schon gar nicht mehr in Fräu lein Dagmars Nähe; fo blitzten die blauen Augen des Mädchens sie zornig an, wenn sie sie nur don serne sah, diese muthmaßlichen lebendigen Grä ber des geliebten »Lump«. Und doch hattet er noch eine Mission zu erfüllen, dieser selbige »Lump«. Nicht weit entfernt von dem Pfarr Dorfe lag die Kreis - Stadt, selten und ungern von den Pfarrersleuten besucht. Es wurde da viel gellatscht und der Ton war nicht der beste. Da fühlten sie sich schon wohler auf ihrem idyllischen Dorfe und lauften nur ge legentlich in der Großstadi ihren Be darf ein. Aber eines Tages im Spät herbst war Fräulein Dagmar doch die anderthalb Stunden bis zum bewuß ten Pfahlbiirger-Städtchen gefahren, um eine belannte junge Dame zu be suchen, die sie zu Mittag eingeladen hatte. Es war ein naßtalter Novem bertaa, als sie in Dinner-Toilette der Wohnung des Fräuleins auf dem schmalen Bürgersteige zuschritt An einer besonders unbequemen Stelle nahm sie das Kleid sorgsam zusam men, um es nicht an den Rädern eines dort haltenden Milchsuhrweries zu be schmutzm Aber als sie daran vorbei ging, sorgsam die Steine aussuchend, auf die sie treten konnte, hörte sie plötz lich neben sich einen sonderbaren, durch Mart und Bein gehenden Ton, der die Mitte zwischen Bellen, Brüllen und Heulen hielt: sie schaute sich um. und sah, wie der eine der vor den Wagen gespannten Hunde, ein jämmerliches abgetriebenes, von unten bis obenhin schmutziges, schwarzes Thier, in den Seilen umher-sprang und dabei die jammervollsten Töne von sich gab Und im selben Augenblick lag sie, die sonst so ängstlich Eigene, auch schon mitten in all’ dem unsauberen Wasser aus den Knieen, ihr-.- neuen Kleides lganz ungedent, und hatte die Arme Ium den winselnden, vor Freude zit sternden und wie toll sich geberdenden IHund geschlungen und rief in tiefem ! Herzen-Zion: »Mein lieber, alter, guter Lump! Da bist du ja! Aber wie i kommst du denn blos hierher?« Da trat der Milchmann aus der . Hausthür. WNandu wat sall denn tat bedü den«-« sragte er, erstaunt auf die Grup pe blickend· Da sprang Fräulein Daamar aus; ihre Wangen glühten vor Zorn und ihre Augen blitzten ordentlickn »Wie kommen Sie zu dem Hunde?« rief sie dem Manne mit der Milchtanne zu. »Geiht dat Sei wat an?« fragte er und stieß mit dem Fuß nach dem aus heulenden Lump. »Dai is min Hund, un ick frag Sei, wat dat sall. dat Sei sich hier so heben uu insmeren? Hüh, oorwärtsl« Der Hund aber saß da mit weit aus dem Halse hängender Zunge und leuch te, aber rührte sich nicht. »Das ist mein Hund, und Sie haben ihn mir gestohlen!« rief das Fräulein laut. »Und Sie geben ihn mi: irieder her! Oder es geht anen schlecktl« Die Schule roar gerade aus und eine » Sctiaar drin Schulkindern sammelte sich um die Streitenden Der Milchmann mochte tein iebr au tee Gewissen baden mit Bezug auf ten Erde-ib- iseg Hundes. Er ariif nach iber Deine unt wollte die Hunde mit ei Inem Fluel antreiben. bAer Teamar wich nicht. ,Gcben Eie den Hund bei —- rder !id,l laute zur ttolizeil Ich gebe Ihnen einen Thaler zu — wollen -ie?« EIN-u k- ’- ish- «dl«n ci. Ink« hnn Zeiss Jste iitasse unt reiti ior tret « entan: siii e der Milck nann: »Hu iillig.« i »Ein iehr edler Hund nnd einste’ jktta" ike « saate Tagmar inter Thräiien stack elnd und iirieh rag- straoriiae kyell leis Thieres-; aber kann sah sie den Räuber irsieier mit enischlrsssert l-euch ste. ioen Augen an: »Er niri Ihalter — soler die Polizeii"« Da sie-nie der Thaler. Ter schmutzi sae. hintenise, verpriiaeäte Lump wurde aiisv den Zeilen gespannt Dann aber tauchte vie Gestalt des Polizeisergeam ten in einiger Nähe auf; und der be sreite Lump sprang, so gut ers noch konnte. johlend und heulend an seiner pur-gen Herrin empor in maßloser Freude. Er war gerettet! Aber auch von ihm ionnte es heißen wie von dem Räuber Rollen »Du hist theuer be zahlt!« Das schöne neue Kleid erholte sich nie wieder zu seinem vollen Glanz. Atser Dagmar nahm die Schotte azn Abend ruhig hin, als sie daheim war. an dieser Nacht lag der gerettete, ge ioaschene und satt gestitterte Hund wie der vor ihrem Bett aus seinem ange starnmteri schwarzen Schafer von der tot-ten Großmutter und leette sich be haglich die wunden Pfoten. . Ein halbes Jahr später kam ein s stattlicher Herr auf die Psarre gefah ren. Der hatte an jenem Tage der Errettung des Lunip neben ihr am Tisch der Freundin gesessen. Einige Zeit daraus hatte er seinen Besuch aus der Vsarre gemacht, und im Winter hatten sie einigeinale zusammen ge tanzt. Es ioar der Amtsrichter der guten Stadt. Heute kam er, um Dag inar anzuhalten. Und das liebliche Kind sagte ja. Am Abend saßen sie allein unter dem blühenden Flieder im Garten. Lump saß zu ihren Füßen. ,,Sag’ mir, Franz,« fragte das Mädchen, das seinen Arm umspannt hielt, »dars der Lump mit?« Er sah ihr in die Augen. »Ja, Dagmart Er ist an allem schuld! Als Du damals als junge Heldin um den struppigen Köter strittest mit dem Milchmann, da stand ich über Euch an meinem Fenster; und Du gesiehlst mir: tapfer, treu und innig, o hatte ich mir meine Frau gedacht, und rücksichtslos in ihrer Liebe! So sei mein! — Jch sagte Dir nichts davon bei Tisch.« Sie hing an seinem Halse. Lump wedelte heftig mit dem Schwanz. ———·—..-——— Friedrich thhelm w. tu Neues-nich Man schreibt aus Bern: Es war im Jahre 1842, als sich Friedrich Wilhelm der Vierte entschloß, den Besuch, den er längst sseiner ,,treuen Provinz« Neuen burg und Valangin versprochen, aus zuführen. Jn Galatutschen durch suhren der König und die Königin mit Gefolge das Land und besuchten die Ortschaften längs dem reizenden See. Jn Neuenburg logirte der König in dem großen Gebäude, das noch heute unter dem Namen »Hotel dePourtales« belannt ist. Nach Neuenburg bereitete Valangin, der alte Marttslecken, den königlichen Besuchern einen enthusia stischen Empfang. Man drückte sich beinahe in den Straßen und schrie sich heiser mit immerwährenden Hochm sen. Vom Augenblicke an, wo die Gäste unter einem Triumphbogen beim alten Schloß-den Boden Valangins be traten, donnerten die Geschützsalven der Artillerie ohne Unterbrechung zu Ehren des ruhmreichen Tages. Und so war es überall. Allenthalben herrschte ein unbeschreiblicher Enthusiasmus. 6 Jahre später, am I. Mai 1848, war das preußische Königthum in Neuen burg durch die Republit ersetzt wor htsv EI- FDIOFIZUHHUD fis-Ä hsm IRn;-s lichen Besuch werden im Neuenburgi schen heute noch eine Reihe von Aneki doten erzählt. Eine davon wird jetzt in der Neuenburger Zeitung »Suisse liberale« mitgetheilt. »Das Königs paar tarn auch in die am See gelegene Gemeinde B. Junge, weißgekleidete Mädchen überreichten der Königin Blumen, während die Kirchenältesten dem König Chrenwein tredenzten. Der König trank, lächelte und sagte: »Vor ziiglicher Wein!« Der Doyen der Kir chenältesten, fühlte sich nun seinerseits verpflichtet, dem Fürsten mit einen Liebenswiirdigieit zu antworten, und demgemäß sagte er gehobenen Tones: »Ja, Majestät, aber wir haben noch viel besseren!« Woraus der König, dem wie man weiß, nicht an geistreichen sEiniällen mangelte, mit verbindlichem Lächeln erw: bette: «Wirilich? Das ist recht, Herr Kirchenältester daß Sie sich l den besseren Wein auch fin eine bessere Gelegenheit aufbeben2« Dei-et Serenissimus: »Miserable Ge schichte, wieder vorbei getroffen.« Föriter: »Tare.n ist nur das- gute Herz schult Holjseit können ja keinem Thiere e wa- zn Seite thun-« Abwnrtem Kellner: »Die Gäit beschweren sich über das Essen Es ist zu wenig Salz dran." Wirth: ,,Er-ll(ns’s halt warten, bis die Rechnung irmmt.« Ein Schwerfälliqu A.: »Er e sind ein ganz trauriger Lurnp.« B.: »Ach wollen Sie nicht so gut fein, mir zu innen, ob das eine Belei digung sein soll-I« Memiiiblickk Gescköitsreisenkcrt »Brauchcn sich die Hemdearntel nile aufzurollen, »rein Lieber, heuxe lesinine ich nur kas siren!« Haiiåinecktt »Dann werden Sie erst recht hinauggescbmissen.« Höfliche (ftiu11diguna. Leibarzt Mich kseirn Kaminerdiener nach dem Ecklei deg etwas unpäleicben Fürsten eilundiaend): »Können Sie mir sagen-, ob Hohm ruhig zu ruhen geruhien?« Dann allerdings. »Nun, Herr Bürgermeister, weshalb so in Gedanken versunken?« »Ach, missen Sie, mir geht fortwäh rend der Central-Bahnhof im Kops herum, der hierher verlegi werden soll.« Ein chisletu »Ich sage Dir, wie mich die Schöne ansah, -mit schmelzendenr Blick, es lag eine ganze Welt in ihren Augen« »Du Ausschneiden wie ich Dich kenne, -ist höchstens die Hälfte davon wahr.« Ueber-flüssige Aufregung. Gast: »Das ist aber doch ganz un erhört, Herr Wirth, Unter den vier Eiern, die Sie mit hier vorsetzten, be Tinden sich drei saule!« Wirth: »Aber ist Jhnen das denn so wag UngewohniesZ Jch denke, Sie sind Schauspieler?« Aus der Schule. Lehrer: »Wie heißt also der gek manis Kriegsgott, Ernst?« Ernt: »Donnetl« Lehrer: »Richti, und sein Weibf« Ernst (rasch): tlal« Dle sum kostet-. Mutter: »Etnilie wasche mir doch ein wenig die Kartoffeln ab.« Tochter (aus der Pension zurückge lehtts: »Soll ich ordinäre Seise dazu nehmen oder unsere Toilettenseife2« Mißverständniss. Der Arzt ertappt einen seiner Pa tienten dabei, wie derselbe den verord neten Leberthran warm genie t. »Auf die Frage, wer ihm diesen ath er theilt, antwortete der Kranke: »Da steht’s ja auf der Etitette der Flasche: Von Aerzten warm empfohlen.« Interessante Unterbrechung. Der Selundärbahnzug hält in vol ler Fahrt plötzlich an. »Schassner, was ist denn passirt?« »Rechts nausguckem meine Herr schaften —- grad vorm »Rothen Och sen« rauft der Hausknecht mit en Roß händler — mer sein bloß gespannt, wer fertig wird.« Schlechter Handel. »Ich hab' da a Kreuzotter Yesangeih da giebts doch drei Mark sür.« Amtmanm »Gewiß — wo hast denn die gefangen?« ,,Auf’n Herrn Amtmann seine Wiese!« Amtmann: »Ja, da ist das Betre ten bei fünf Mart Strafe verboten, da mußt noch zwei Mart zuzahlen!« Gelungene Ansredr. Arzt: »Sie haben also immer noch die Schmerzen in der linlen Seite — machen Sie kalte Abreibungen.« Patient: »Aber, Herr Doktor, Sie haben mir doch neulich gesagt, ich solle mich vor allem Kalten hüten?« »Ja —- das war neulich —- hä — hm, die Wissenschaft hat seitdem enorme Fortschritte gemacht.« Durch die Blume. Vater (der einem Maler längere Zeit zusieht): »Watt molen Se egent lichmmit de Biget?« ..—l-..kt —-— « IJtutcL. »Un- scuuuse uns-u us Leute, die ihre Freude daran haben.'« Bauer-: »Und wenn sich nu so een nicht findt?« Maler: »Dann hänge ich sie in meine Stube!« Bauer (nach einigem Nachdenken): »Na, dann mögen Se aber de Stup vull Billet hebben.« Durst-schaut Student tzu seiner Erbtante, die ein sehr zähes Leben hat): »Liebe Taute, Ich freue msich riesig, im Herbst mache ich meinen Doktor!« Tante: »Na, mein Haus-am wirst Du nich«t!« Frühreis. i Lehrer: »Sag’ mal, Karl, hat der Mensch einen freien Willen?« Schüler: »Solange er nicht verhei raihei is.« « Unvctsrorerr. Herr: »Ich denke, -Sie sind blinde Bettler: »Ach, lieber Herr, die Zei ten sind so schwer und die Konkurrenz so groß, daß sogar die Blinden die Augen ausmachen müssen, wenn sie sich durchschslagen wollen« Aha! »Aber wie geht denn das zu, -Ellh, daß Du Dich so plötzlich mit dem· As sessor verlobt hast, Du sagtest kürzlich noch zu mir, Du könntest ihn gar nicht leiden.« »Ja, ich wußte doch nicht, daß er mich heirathen wollte.« Familiär. Frau (zum— Stuben-mädchen): »Wa rum stauben Sie denn die Stühle nicht ab?« Tienstmadchcn: »Wozu, -es kommt ; doch ohnehin nie Jemand zu unkl« i ! Aus der Kinderstubr. isin »wes mit foinesm Hin-wenn Nen der Kaufmann spielist «Du, Karl, ich habe jetzt leine Zeit mehr zu spielen, ’weis-,t Du was — jetzt machen wir lBanlerott.« Tals genügt. » A.: »Meine zukünftige Frau muß zwar auch schon sein, vor allem aber gescheidt.« B.: »Reinesweas, meine Frau muß sqaxnichtg,a12schduseiki; gescheirt bin ich.« Gut heran-gereuen Gast: »Herr Ober, was haben Sie ; mir denn da siir Kassee gebracht, dcr isi ja ganz schial?« vLKellnen »Der Herr bestellten doch eine Schale Kassce.« » Aus der Justruktionsstundr. ! Unterossizier: »Soloat Fischer, . sagen Sie mal, was ist Terrain?« lFischer sieht sich im Kreise um und ichweigt—) » Unterossiziert »Sie Esel! Löust der Kerl den ganzen Tag drin herum und weiß nicht, was Terrain ist! Na, jetzt werden Sie es wohl wissen?« Soldat Fischer (iriumphirendi: »Herr Unt·erossizier, a Paar Stiebell« Aktion-eilst »Du, der Meyer ist doch ein gemei ner Kerl! Thut sich zuvor überall dick damit, daß er seiner Frau zu Weih nachten eine golden Uhr geschenkt, und jetzt trä i er ge selbst.« s »Na, eine rau erzählt dafür über ; all, da sie ihrem Manne eins paar Do ) ew chenlt, und dabei weis Jeder, at te selbst die Dosen trägt.