·T Der Gerichts-warm IcriminaLErzählxmg von l. CZVUJL quv Mys - ,-. WW , « . ». v- «« . « ’.s-se-e·»s-x0-e-ses.·.-å. l. Fortsetzung Mushlich erbitterte michJolIannn’j Benehmen. Ich hatte gefehlt, aber nur aus habenlzniter Thortieit, nicht aus fix-fern Herzen; ich gab meine Rtue kund nnd zeigte mich zu jeder angemes senen Genugthuung bereit: was tonnte ein sänszetsnjähriges Mädchen denn steht von einem jungen Manne ver langen? Sie tann nicht verschmerzen Inn nicht vergessen, daß ich mich ihrer trschliichenen Oberhertschast zu entzie Hen gedachte, so sagte ich mir selbst; nun wohl, lassen wir den hochmüthigen Twtztops fahren! Nunmehr legte ich die größte Gleich gitltigteit gegen sic, die aber auch in der That nicht erheuchelt war, an den Tag, oder begegnete ihr mit schlecht verhehltem Spott. Ihre getötheten Tugen, ihre blassen Wangen konnten mich nicht rühren. Das Peinliche vie ses Verhältnisses-. unter welchem un sere beiderseitigen Wohlthäter und rrnann nicht wenig litten, mochte ich für diese bis zur Unerträglichteit gesteigert haben, als endlich der Lag meiner Abreise erschien. Schon hatte ich Das Ränzel aus dein Rücken, als Johanna, vie in der leg ten Stunde unsichtbar gewesen« zu m-·r trat, meine Hand ergriff und mich rnit leiser Stimme bat, das Vorgeset lene zu veraessen, wie sie es vergessen wolle. Ich sagte ihr vie Eriiillung mit gleichaiilti m Lächeln zu. Noch einmal blickte e mich aus ihren tief blauen, großen Augen ernst uno iaii traueiss an. sprach danan ein leises I i Z I l I l i i Lebewohh und trat still zur Seite. Hm aber pilgerte wohlgemuth nach ver Vaterstadt zu. Fätten wir Beide damals geahnt, da unser nächste-'s- Wieversehen erst nach sieben Jahren erfolgen sollte, so ware nnser Abschied doch wohl ein anderer gewesen. — Dieses lange Fernbleiben war we- ’ nigstens nicht beabsichtigt worden. Das neue Leben aus der Universität, der Eifer, mit welchem ich meinen Studien oblag, der alsbald ersolgende, mich tief erschütternde Tod meines Ba ters und die allmählich sich einstellense Sorge um die Existenz, ließen mich nicht viel an ein Verhältnis und an einen Zwist zurückdenten, wag mir jest als eine Kindeeei erschien. Zu wiederholten Malen benußte ich die Ferien, vie ich sonst- in Z. zu brachte, aus den Wunsch seiner Eltern mit Hemann zu ein-er Reise in das Gebir«e oder an Das Meer; ein ande res gl hielt mich eine Erkrankung meines Schützlings in der Universi tiitsstadt zurück. Einmal hatte esi i) aesiigi. daß Johanna während meiner Anwesenheit zu Z· am Krankenbette einer entfernt wohnenden Faun-in weilte, und wiederum ein anderes MZl hatte Johanna die Pslegemutter be hufs einer derselben vorn Arzte verord neten Brunnenlur zu einem Bade-nie begleitet, während mi, ver Onkel sä: einen verwickelten Re töstreit in Len skruch nah-apum ein« böser Schuldner Iyllt etli; Lrsi -)«·-«-.- recejcyh So acschgh es, ivie gesagt, ohn: unser Zixtbun, daß wir, Johanna nnd ich, eine Reihe von Jahren hindurch uns nicht sahen. Auch einen direkten briefiichcn Beile-he unterhielten mir nicht. In meinen Brieer an den On tel und die Innre ertundiate ich mich nach dem Befinden der Cousine nnd trug herzliche Grüße Jn dieselbe anf. Johanna ließ teinen solchen Austrag durch die Pilegeeltern an mich aus-rich ten. Daß sie mich dennoch nicht ver gesse-i hatte nnd mir auch nicht zürnte, bewiesen die Sendungen, welche mein-. elterlichen Wohtthäter zu jedem Weih nachtcifeste und bei jeder Wiederkehr meines Geburtstages an mich gelangen liesiem denn stets fand ich in den be treffenden Kisten irgend eine nützliche Gabe, deren bloßer Anblick, auch ohne Tantchens ausdrückliche Versicherung mich belehrte,- daß Dieselbe ein Wert von Fobananar fleißigen nnd geschick ten "ndcn sei. Jch nahm diese Zei chen der Theilnahme mit Vergnügen hin« nnd erwiderte durch Uebersendung geeigneter Bücher u. s. ro» Johanna als eine liebe Verwandte betrachtend nnd überzeugt« daß sie mir solches gern gestatte. Inzwischen absolvirte ich die vor e schrie nen Examina, arbeitete o rce Sold im Dienste des Staates und be gann nunmehr ernstlich um meine ser · eOtMen zu fürchten Denn der ·Fitsg set yaneren Rebenarbeiten für ständen-is te, deren ich mich willig meron reichte bei der zunehmenden « see-wenns immer wenifer n einein terhs te M , « Un in, die · "" are Ztaatibe okdnnz blieb « M M in meist er Ferne, nnd -- M M empörtesi bei dem Ge J ich auch a I Mann noch « Mm den so ten Inei Iee niederen Ver-wandten ze ten sollt-n ei sein sites Oliick zu III U Mist ZU k « sinkst des Reich-gar en ·« XI Inst-M lies. Mein »W— M M, » » , « IX " gi- kscsrysxgxs i sie-so- - s · frers-e Vvv Onkel schrieb mir, daß er, wenn ich die Stelle annehmen wolle, mich dem gnä digrn Herrn empfehlen würde. Jch durfte mich nicht lange bedenken. Auf die Fürfprache feines lieben Diiring entbot znich ver Reichsstaf nach 5Ker ltn, wo er sich eben Les-and; ich hatte das Glück, ihm zu gefallen und der Minister genehmigte meine Anstellung. Das Amt ernähtte bei nicht überma ßigen Ansprüchen seinen Mann, ge währte eine gewisse Unabhängigieit, uno für alle Falle hatte ich mir den eventuellen Rücktritt in den unmittel baren preußischen Stoatsoienst ge sichert So eilte ich denn, meine Bestallung in ver Tasche, nm die Mitte des Juni sehr veraniint nach Z. um vaielb einxn längeren Aufenthalt als früher zu neh men. Nunmehr muß ich auch meinen neuen Wohnort ein : enig näher be schreiben. Das Städtchen Z. ift, tvie bereits gesagt, oer Ganzton einer ehemals reicht-freien Grafschaft und zählte da mais ern-a WOC- Einroohner. Die Stadt --- roie Et. heute wohl genaan zu werden verdient --— liegt inmitim einer zwar fäachem doch immerhin an niuthigen und durch forgfältigen An halt sogar hervorragenden Landschaft. »Die Landesherren pflegten im Orte s ieloit zu resioiren, bis einer derselben im vorigen Jahrhundert ein neues, : stattliches Schloß mit einem herrlichen Parie am Ufer oeo nicht ganz unbe deutenden Sees errichtete. welchen ver oie Stadt ans einer Seite utnspielende Bach barst-fließt Tiefes neue Schloß ist nur eine ji«-IM- Gtimns non Mr Stadt entfernt Letztere war früher von Wall, Mauern nnd Graden umgeben und mit festen Thoren versehen. Diese unnütz gewor denen Beseitigungswerle hat man in neuerer Zeit beseitigt und an deren Stelle zum Theil freundliche Spazier gänae geschaffen. Nur an einem, jetzt noch benutzten Thore erinnert ein al ter Thurm oder thurrnädnliches Ge . bande, von welchem noch aussiilzrlicher s gesprochen werden wird, an jene finste j ren Zeiten, ioo der friedliche und be s jriebsarne Bürgernur zwischen festen ; Mauern sicher war. s Der innere Theil der Stadt, als der älteste, bietet in seinen, meist engen Gassen esnen altsriintischen Anblick dar, während die Erweiterungem wel che dieselbe nach Beseitigung der Be sestigungswerte erfahren, Licht und Luft in Fülle bietet-. Seit der Erbauung des neuen Schlosses am See wurde das alte in Der Stadt nicht mehr vomLandesherrn sewohnt Jn dein haupttheilc dessel bea frei-elfen sich allmälig die reichs ,gräslichen Behörden« wi-: das Regie t rungssEollegium die Renttammer, j das Justizarnt u· s. w. an, denen end lich auch die städtische Behörde folgte, während die beiden Flügel die Ar I men- nnd Waisen-Bersorgungjanstalt s und die beiden Stadtschulen ausnah » gren Nun wollte es leider das Unglück, etwa anderthalb Jahre s vor meinem Amt·santriit»zu«3., daß in leinetnstiirs lllllcucll Jlllcul kluc Unter-muntre u; dein Haupttheile see alten Schlosses ausbrach, vie so schnell sind lieftia«um , sich griff, das-, mit Milbe und Noth nur I hie wichtigsten Urkunden und die Kas fen gerettet nno die Flammen von Den " Flügeln abgehalten wert-en konnten, nat-rent- Ver Haupttheil in Schutt und Trümmer sank. Diese Letzteren waren inzwischen beseitigt morden und mit Dem beabsichtigten Wiederausbau chatte zur Zeit noch nicht begonnen werden tönt-kein Natürlich hatten sich die betreffen cen Behörden u. s. w. ein anderes Un terlonincen suchen müssen. Das Jn ftizanit hatte ein solches in dem mehr erwähnten alten Thurme am Seethore gesunden, in welchem es bereits in frü herer Zeit seinen Sitz gehabt, und wel cher nur einer geringen Restauration irn Innern bedurst hatte,uni abermals, wenigstens zur Nath, jenem Zwecke dienen zu können. Dieses Gebäude — allgemein der Gerichtsthurrn genannt —- fiihrte ei amtlich mit Unrecht sen Namen eines Thurme3. Mehrere hör-set in der Stadt und der U egeni standen dein lelben wenig an he nach; aber seine ifolirte Lage auf einein freien Plane und seine Banart gaben ihm allerdings ein thurmähnliches Aas eben. Seite Ernst-flache bildete ein adrat. Es bestand außer dem Kellergeschoß aus vier Etagem deren Fenster auf alle vier Seiten hinausgzngetn und vie ei nen lame- zwanz’ uß in der Länge read Breite me engen und ziemlich fin fteren M nat chlasseth ·an welchem sich ein staunen befand Jtn Kellersesehaß trate- drei Zeilen, deren wosvsertvahrte Fenster auf den has-gingen fiir die eines Kapitalver brechens angetlasten Gefangenen ein gerichtet; die Eiss- Zit ebener Erde diente dein Wiss-hu und Gesangi nigwärter und feinerEhefrau zurWohs sung; in der zweiten befanden ftch die Bureaussinrxnerz die stt enthielt die Gefängnisse für gewöhnliche Unter suchungigefangene und die nur zu kur j zer Haft verurtheilten Personen; die » i vierte Etaae endlich war zur Zeit unbe- ! nutzt. Ein hohes Ziegeldach bedeckte die Bodenräumlichterten. welche sich ebenfalls über alle vier Seiten des Ge tbiiudes erftrectten nnd mit hunderte von alten Attenstößen angefüllt wa ren. Die Räume simmtlicher vier Eta aen waren sehr hoch und auch mit an gemessen hoben Fenstern versehen. so daß an Licht und Luft tein Mangel war· Dennoch gab das derwitterte Aussehen der des Abputzes entbehren den braunen Backsteine, aus denen das Gebäude errichtet war, demselben den Anstrich des Alterthümlichen. Jn der That schreibt sich sein Ursprung auch aus dem 12. Jahrhundert her, wie ur kundlich nachgewiesen ist, und hatte in jener Zeit. wo das Städtchen K. noch nicht zum Dauvtorte der Rei sgraf schaft und beftiindtgkn Residenz des Landesherrn erhoben war, den lesteren als Jagdschloß gedient, da die damals noch die Umgegend bedeckenden, wild reichen Wälder zur Uebung des edlen Waidwertes ausforderten. Der Sage nach, waren hier in stüii heren Zeiten tiefe, unterirdische Ge wötbe gewesen, in denen manche grau fig-: Scrne sich abgespielt, bis tte tm Jahrhundert auf Befehl des be treffenden Reichsgrafen verschüttet wurden. Die beglaubigte Geschichte des Städtchen-« weiß nichts darüber zu erzählen, aber es wäre eine selteneAus nabme genesen, wenn sich an ein so al tertbümliches Bauwerk nicht irgend welche schauerliche Sagen getntipft hätten. — Jn der letzten Zeit, vor dem Schloß branbe ,hatte das Gebäude zur Ausbe wahrung von Mobilien und Geräth schasten aus dem alten Stadtschlofse gedient, welche in dem neuen Schlosse amSee teineAufnahme gefunden hatten und die endlich als Raum für dasJus ftizamt geschafft werden mußte, öffent lich versteigert wurden. Die Aussicht über diese Gegenstände selbst war Js ncm Ocllmlcll cck Acllllcllllmcc Häck tragen gewesen, welcher in dieser Er zählung leider noch eine bedeutende Rolle spielen wird. Das Städtchen Z» obwohl haupt ort der Grafschaft, war in dem kleine ren, seit 1815 unter preußischer Oder hoheit stehenden Theile derselben, die untere Grafschaft benannt, gelegen. Der andere, fast vierfach größere Theil, die obere Grafschaft, war durch meh rerer herren Liinder von jener getrennt und stand zu derselben Zeit unter det Oherhoheit eines anderen deutschen Staates. Die Jurisdittion desJustizamtes zu K. erstreckte sich nur iiber die untere Grafschaft, welche zur Zeit etwa 8000 Einwohner zählte. Der damals «regierende«Neichsgras, ein durchaus wohlwollender, humaner und im persönlichen Verkehr höchst lie benswürdiaer Herr, hielt mit um so größerer Zähigleit an den ihm nach der Mediaiisiruna oerbliebenen landes herrlichen Hoheitärechten fest. als er sich damals wohl schon sagen mochte, daß auch dieser Rest bald den immer weiter um sich greisenden neuen An schaungen überVoltLirechte undStaats zwecke werde weichen müssen, wie es denn in Fol e der Ereignisse von 1848 in der " hat geschah. So besaß er unter Anderem noch die damals sogenannte »niedere« und »mittlere« Gerichtgbarteit, derenAuSs übung er nicht zu entsagen vermochte, obghich die Uebertragung derselben an die zunächst belegäne preußische Ge -:1.4-.kx-ll- k-:-- cum lUlkslssls sLIlibss UIIIUOIOIUI stu- osssss Vortheil gereicht hätt-. Ich persönlich tonnte mit dieserSouoeränitUtS-Grille der- erlauchten Herrn zufrieden sein; renn ihm oerdante ich’ja meine Be rufung als reichkariislicher Justitiar, d. h. als Vorsteher des Justizamtes zu Z» welche St:llung, wie bereits ge sagt, mir bei einem genügenden Ein kommen, einen bedeutsamenWirtungs treig und innerhalb desselben eine Selbständigkeit gewährstte, wie solche nicht häufig Jemand in meinem dama ligen Alter theilhastig wird. Wohlbehalten langte ich an einem schönen Junitage zu Z. an und wurde vorn Onkel uno der Tante schon am Postwagen aus das herzlichste empfan gen. Da Tag und Stunde meiner An tunst bekannt gewesn, so oerstimmte es mich ein Wenig, im hause meiner elterlichen Wohlthöter, wohin ich die sen sosott folgen mußte, nur von der alten Christine und deren SohnFried rich, der einst mein Spiellamerad ge wesen, begrüßt zu werden« Johanna, sagte man mir, habe sich zu einer ehe maligen Schulgesährtin begeben, die bei einer in derNiihe wohnenden Gutb herrschast alj Gouvernante sungire und heute eben ihr Wiegensest seines sie werde erst gegen Abend heimtehren. DerVerwandte und Jugendsreund, den sie in sieben Jahren nicht gesehen, galt ihr also ossenbar weniger, als die zu fällige Genossin der Schule, mit wel cher sie wenigstens bis zur Zeit, wo sie als erwachsen u betrachten war, nie mal-» einen näheren Umgang gehegt hatte. , s . Es mag hier s leich bemerkt wer ben, daß e ulgesährtin Jo hannaks Elis th1 rner hieß und die jün ere Schwester jenes Beamten der rei igrsslichen Rentkammer war, welcher ln der legen Zeit vor dem Schloßbranbe die asstcht über den -.- : Thurrn smSeethore oder den Gerichte thurm wie er vom Bolte genannt ward-. und sehen damaligen Inhalt zu führen gehabt. Die gute Tante gewahrte meine Ver flimmung nnd errieth auch deren Ur ache. .Also immer noch wie früher,« dachte ich, und nahm mir vor, Jo-. hanna zu zeigen. daß sie mir völlig gleichgültig sei. Aber tiefer Vorsatz verschwand wie Aprilschnee vor der Frühlingesonne ! als ich Johanna wieder sah. Jn den beiden letzten Jahren hatte ich nur mit Bedauern an sie gedacht. Sie war bereits in das heirathssii hige Alter getreten; dennoch wartete ich r immer vergeblich aus eine Nachricht , von ihrer Verlobung Da der Onkel uno wohl noch mehr die Iante mit elterlicher Liebe, ja mit Stolz auf das von ihnen aufaezioaene Pslegetind blickten, so verbot mir das fZartgefiihL in meinen Briefen oder während meiner Besuch-.- nach . .. isachen dieses Umstandes zu forschen, i zumal ich in Johanna s allerdings ei . genthiin lichem Wesen und Charakter, troti aller innern und äußern Vorzüge in hinderniß jeglicher traulicherenAns naherungSeitens fremder jungerMän ner sehen zu müssen glaubte; war doch I dieses Hindernifz, wie ich dachte, selbst fiir mich, dem Freund ihrer Kindheit und Jugend, vorhanden! So gewohnte ich mich denn allmäh lig daran, sie alt eines jener unglück lichen Mädchen zu betrachten, deren Schönheit und Jugendfrische um so schneller dahinschwindet, je länaer das Herz jener reinen und vollen Be friedigung ermangelt, welche ihr nur die erwiderte Liebe zu geben vermag. Gedachte ich nun dabei ihrer körperli chen Frühreife, so glaubte ich, sie mir als eine bereits alterndeJungfrau dor ftellen zu müssen. deren Gemüth die Ettenntnisz eines verfehlten Daseins mit Bitterkeit erfüllte. und tonnte nicht nmhin, ihr ein aufrichtiges, aber fiir sie, wenn sie dasselbe gekannt hätte« verletzendes Bedauern zu zollen. —- Jn welch’ arosiem Jrrthum war ich doch besangenl i Nach dem srühzeitigen Abendessen erging ich mich mit dem Onkel in dem großen, wohlgepslegten Garten, als s Letzterer, sich umwenden, sagte: »Da lommt unser hannchen.« Mit einem Anslug leichten Unbeha Zns denn ich erinnerte mich meines orsatzes, wandte auch ich mich der bezeichneten Richtung zu; aber ein Ruf der Ueberraschung drängte sich über meine Lippen, als ich die Dame er blickte, welche lebhaften Schrittes. und doch voller Anmuth in jeder Bewegung, die Allee daher lam. Ja, es war Johanna; aber an jedem anderen Orte ätte ich an ihrer Iden tität gezweifelt, trosdem, oder viel mehr, weil sich ihr Aeußeres in den sie ben Jahren, wo ich sie nicht gesehen, nicht verändert hatte. und ihre Er scheinung daher keineswegs dem ziem lich iraurigen Bilde entsprach, welches ich mir in der Ferne von ihr gemacht hatte. Schien sie damals bei meinem letzten Besuche um-drei Jahre über ihr wirtliches Alter hinaus zu sein, so zählte ihr nun jeder Fremde deren sicherlich nur achtzehn oder neunzehn zu. — Jetzt glänzten ihre iiesblauen Augen in lichter Freude, und dieselbe Empfindung mochte auch das lebhaste Noth aus ihren zarten Wangen her oorgerusen haben. »Willlommen in der neuen Heimath, Cousin!" begrüßte sie mich in herzli chem Tone. «Mäge Jhnen in derselben I Glück und Freude in Fülle erwachsen!« Cis-» damptmtem band in der mei nigen haltend, antwortete ich mit einer wohl oder iibel angebrachten Phrase, denn ich war einigermaßen verwirrt und meinen Vorsah hatte ich völlig vergessen. Ihr-Schweigen aus meine Antwort vermehrte meine Verwirrung Da tam der Onlel mir zu Hilfe. — »Nun, Hannchem sag: Jst aus dem wildenBuben nicht ein stattlicherMann geworden?« »Jn der That, Papa,« erwiderte Jo hanna heiter, zog aber mit leiser Be wegung ihre Hand aus der meinigen, »der ernste Gesichtsausdruck steht den gestrengen Herrn Richter wohl an.« »Nun, ich meine, auch andere Zeichen sind vorhanden, dasz er ein Mann ge worden. Und Du. Gustav, wie sin dest Du unser hannchen?" »Jch, lieber Onkel?« stotterte ich. .Bezaubernd« — so wollte ich nämlich sagen; aber seltsamer Weise übersiel mich plötzlich die Furcht, ich möchte Jo hanna durch ir end ein lobendes, wenn auch wahres ort verletzen. — »Der Anblick dser Cousine,« suhr ich ein we nig ,gesaßter sort, «erinnert mich leb hast an mein letztes Beisammensein mit ihr.« Der Leser ertiith gewiß, was ich da mit sagen wollte. Johanna aber schien mich nicht zu verstehen, denn sragnd blickte sie zu mir empor; und der n iel bersehtu «Poh tausend, Junge; ich will nicht heissem dasz Du noch an Deinen dama ligen Zwist mit dem Mädel denkst! Ich muß uch jetzt verlassen, utn nach mei nen Bienen zu sehen. Daß Du mir keinen Scandal anfängii. Gustav!· Damit ging er, bevor ich etwas zu erwidern vermochte. »Nimm auch Sie glauben, Cou sine,« begann ich mit bgern, »daß ich meiner damali en Tii pelhastigleit e denten kann, o ne mich ihrer zu stsiis men? ch -—« »O, ousin,« unterbrach mich Jo hanna, »Sie thun dem lieben Papa l—— » Unrecht, wenn Sie glauben, daß er im Ernste sprach!. . . . Alten« fuhr sie nun auch ihrerseits mit Zögern sort. «warum erinnert Sie denn mein An blick lehhast eben an jenen unseren ’ kindischen wist?« ; «Fiirwa r, ich dachte nicht an diesen, CousineS Jch habe mich nur einfältig ausgedrückt, um mein Erstaunen kund A zu geben, daß ich Sie nach so langer Zeit so ganz unverändert wiedersinde.« · »Das fänden Sie in der The-ti« — Mit leiser Stimme sehte Johanna hin gn: —- »Und ich hegte den Wahn, dass ich —-— daß eine große Veränderung in dek«8wischtnzeit mit mir ooretgegans gen.'« »Ich habe nur Jhr Aeußereö im Sinne, Consine.'« Johanna schwieg. und ich wußte nicht, woon ich mit ihr reden sollte. Langsamen Schrittes wandelten wir die Allee entlang. bis Johanna das s Schweigen unterbrach, indem sie mich i iiber meine Herreise befragte. " Von dieser gab es eben nicht viel zu berichten. Die tönigliche preußische Schnellpost hatte mich mit gewohnter Pünttlichteit und ohne das geringste Fährnisz an meinen Bestimmungsort gebracht, und die Mitreisenden waren gewöhnliche Menschen gewesen. »Der3usall hat es wirklich recht son derbar gesägt, Eousine, indem wir uns in sieben Jahren nicht wiedersahen." »Ja, was hat der böse Zufall nicht alles schon verschuldet!« oersehte Jo hanna, nnd ich glaubte aus einem lei sen Beittange ihrer silberheltenStimme ein Etwas wie leichter Spott heraus zuhören; in ihr Antlitz konnte ich nicht blicken, da sie neben mir ging und das Köpschen ein wenig gesentt hielt. k »Aber.« suhr sie fort, und jener Bei tlnng schien mir verschwunden zu sein. »um so größer ist das Vergnügen, wel ches mir daz- ·ndliche Wi.-dersehen ge währt.« Und ietzt blickte sie zu mir empor. es----«-. est-—- ck.e...t..«t-e -,.-l- III-Inn e »J(»UW JIHI MIserere-sus- nvssq -··I---- F Wiedersehen ist unmöglich lebhaft ge wesen. da Sie dasselbe einer Gram lations Visite wegen um sast einen halben Tag verzögerten.« (Fortseyung solgt.) -.. Reis- yorter schwirrte-serv Langsam, hart stampsend und schwer keuchend, dampst der kleine Schlepper mit dem Dutzend oder mehr schwer beladener Kohlenboote im Tau zwischen Nacht und Nebel durch die trägen Wasser der New Yorter Kills dem Oasen von New York zu. Die Kohlen tommen aus den großen De pots der Pennsylvania - Bahn bei South Amboy, der Lehigh Ballen Bahn bei Perth Amboy und der Phi ladelphia und NeadingsBahn bei Port Neading, alle drei an der Miste von New Jersey gelegen. Die Nacht ist dunkel, und aus den Kohlenbooten regt sich tein Menschenleben. Von den Boo ten ist nur eines mit einer wohnlichen Kabiise versehen, und deren Jnhaber hat sich längst zur Ruhe begeben. Aus dem Schlepper steht der Aapitän am Steuerrad, der Maschinist vor dem DampstesseL Beide haben Augen und Ohren nur sür die Anforderungen des Dienstes — die Kohlenboote sicher in den hasen zu bringen; was darüber hinausgeht, läßt sie meistens unge schoren. s Aus den kleinen Wasserläusen, wel che die Fluthmarschen an der New Jerseyer Küste sowohl wie an der des gegenüber liegenden Staten Island treuzen, schießen große Ruderboote austdas Tkau des Schleppers zu. Die !I.—4-- II.-L-- ----:A-- s-. ——1 llusllg scsulskllll sauste uns-Sinn s riiuschlos; die S auseln derselben, sowohl wie die Aus eger an den Boo ten, sind mit Lumpen umhüllt, und jeder Nack, jeder Schlag ins Wasser-. jeder Zug ist gediimpst. Vorsichiig wird an der Seite eines der Kohlen boote angelegt, und im nöchftenAugens blick sind Piraten bei der Arbeit, das Kohlenboot um einen Theil seiner »schwarzen Diamanten« zu berauben New Yorter Händler, an deren Adresse die Kohlen ionsignirt find, führen bittere Klage darüber, das-, diese Raubziiae nachgerade systematisch be trieben werden, daß sie durch dieselben jährlözpo um nicht weniger als über 850, Werth an Kohlen gebracht werden« und. was noch empfindlicher ist, daß es so gut wie unmöglich ist, dem Treiben dieser Piraten ein Ende zu machen. Die Spitzbuben halten sefi zusammen, im Nauben sowohl wie im Umsesen des Raubes in Geld. Ver rath kennen sie nicht, uno alle die luchsi äugigen DetectioeiL die den Räubern schon auf die Spur geheht wurden, haben die Verfolgung ausgegeben, ohne auch nur einen der Kerle zur Strecke gebracht zu haben. Die Bande zählt zwischen 40 und 50 Köpfe und rekrutirt sich aus den Bootsleuten auf Staten Island und an der New Jersener Miste, die bei Tage dem Austernfang nachgehen. Der Raub wird gewöhnlich wichen Elizabethport und dem n·rdlchen Ende von Staten Island aus e iihrt, häufig offen und mit Wissen an nes, in dessen Obhut die Kohlenbooie sind, meistens aber in der angeaebenen Weise durch ein heranschleichen an die Boote. Jn dem ersteren Falle wird der hütet der «schwar en Diamanten« einfach bestochen; ein tiick Geld, oder ein Korb voller Austern, mag den Mann veranlassen, sich in die Tiefe fet ner Kabiise zurückzuzie n und die Piraten aewähren zu la en. In dem anderem Falle hat« er gewöhnlich keine Kenntniß von dem, was-an den Boo ten vor sich geht, und das wird begreif lich, wenn man bedenkt, dasi so ein Dutzend oder mehr an einander geset tete Boote im Dunkel der Mach-. oon , einem einzigen derselben aus sich nicht , leicht übersehen lassen. Andauernde und systematische Vers , such-, diesem Kohlendiebstahl ein Ende zu machen, sind, wie gesagt« unternom men und als ein oergeblichei Bemithen wieder aufaegeben worden. Die Be nachtheiligten halten dafür« daß es so gut wie unmöglich ist, der Piraten bei der Ausübung des Raubes, oder auch T nur mit geraubtem Gut in ihrem Be sitze, habhaft zu werden. Eine Vers - haftung wird hin unb wieder vorge- » nommen, aivt einen der Piraten vor - Gericht beg Rauhes zu übersiihren, ist , noch nicht gelungen: in jedem einzel- - nen Falle hat man den Verhafteten wegen Manaelg an übersiihrenden Be weisen wieder laufen lassen müssen. Cher, als sich mit dem Raub in seinem Besitz ertavpen zu lassen« brinat der Pirat sein Boot zum Kentern, so da , bie Kohlen unter Wasser verschwinde -« , Natürlich sind alle diese Burschen g Schwimmen Ab und zu wird ein i Schleppboot voller Polizisten einem , Kohlentransport voraus- oder nachge- , schickt, um Piraten abzufangen, ge- - wöhnlich ziehen bei diesen Gelegenhei ten die Räuber es aber dor, daheim zu ; bleiben und in der betreffenden Nacht nicht auszuziehem Der die Verschi - sung beaufsichtigende Bootsmann er hält meistens bald Kenntniß von der Nähe der Polizisten, und hat man es schon mit einem unehrlichen Boots mann zu thun, dann verständigi der- H selbe die auf der Lauer liegenden Pi- s raten durch Lichter oder irgend ein an- «-«« fahr. Die Detectives haben dann ges Icöhnlich das Nachsehen. « Bei dem Umsetzen ihrer Beute in Geld operiren die Kohlenpiraten nicht : minder aeschiclt wie bei ihren Raub- s ziigen. Die gerauhten Kohlen werden . an den versteckten Wasserliiufen gelan- - det, von welchen aus die Raubziige un m-ts:....—t- ed---4 IIIIIUIIIIUOIII IUICUIIII OEIIIIIIIIIlI OIPUII zum Lagern der Beute haben die Leute nicht« noch ist es deren Art, die ge machte Beute über Nacht im Besitz zu halten; dieselbe wird vielmehr gewöhn lich in Geld ausgesetzt, sobald sie ge lanbet worden ist. Die Abnehmer sind Inhaber lleiner Ladengeschäste, hau sirer und arme Leute, die ganz genau wissen, daß sie gestohlene Kohlen lau ten, sich über dieses Bewußtsein aber leichten Herzens hinwegseyem so lange sie ihre Bedürfnisse an Kohlen um von 82 bis 83 weniger per Tonne decken können, als der ehrliche Kohlenhiinbler skir seine Waare zu fordern gezwungen it. Einen Kohlenspitzbubemslrust zu organisiren, ist im letzten Winter ver sucht worden. Der Eigenthümer meh rerer der in dem Raub engagirten Aufternboote wollte Kohlenbaron und Kohlenpirat zu gleicher Zeit sein, doch diesem schlau ausgebachten Pla , machten die Handlunger des Ger groß bald ein Ende. Diese Burschen· beraubten ihn einsach um die Kohlen die sie iiir ihn geraubt hatten, und ver lausten dieselben an abgelegenen Stel len auf eigene Rechnung. Der so be raubte Riiuber war natürlich nicht in der Lage, gegen seine spitzbübiichen handlanger gerichtlich vorgehen zu können, sein ieinausgedachter Plan stir »Konsolibirung der Interessen« fiel durch und seither operirt jeder der Pi raten wieder auf eigene Faust und Rechnung Jn einem Puntte aber wird »Ju teressengemeinschait« von diesen Spitz buben autrechterbalten —- sie unterbie ten sich nicht einander in ihren Märt ten. Kohlen tosten heute im offenen Markte 85.75 per Tonne: der von den Kohlenpiraten geforderte Preis be trägt 83 ver Tonne, und da aiebt es seinen in Kohlen knachenden Piraten an irgend einem der westlich von den Kills in New Jersey und östlich von demselben in Staten Jsland hinein laufenden Creets, der auch nur uin einen Nictel billiger verlaufen würde. Die Abnehmer, welche sich mit jedem Tagesanbruch an den Verlaufs-stellen einfinden-, sind ebenso begierig, das »Geschäft« andauernd zu sehen, wie die Piraten das selbst sind, und zahlen da her gerne den geforderten Preis-. Die Creets, von welchen aus die Piraten ihre Unternehmungen betrei ben und an welchen sie ihre Beute um setzen, find vornehmlich die Rahwav, Morfes, Piles und Elizabeth Creels, die sich durch die New Jerseh’er Fluths marschen und bis hinauf zu den llei nen Ansiedelungen westlich vom Ar thur Kill und den Fresh Lille schlän geln. und die unzähligen anderen Wasserliiuse an der Miste von Staten Island und am Norduser entlang bis ort Nichmond Die Flottille der Kohlenviralen li t ewöhnlich zwischen dem Cornet Sta uchtthurm und Von-mass Po am äußersten Nordweftende von Sta ten Island, virett gegenüber von Eli abethvort, auf der Lauer nach Koh transvorten Hat so ein Tranivort den Leuchtthurm umschisst. dann ru dern die Piraten aus ihrem dinterhalt heraus, leaen an den tahiiselosen soo ten an, besteigen dieselben und schau seln Kohlen, bis das ei ene Boot voll ist. Dann wird die eute heimge schafft und veräußert. —·--.---. n enroviiischen Vollevertretungen In Prügeleien so häufig geworden, aß man meinen tönnte, die Tage des Faustrechts lehrten wieder.