W s - - sit ; Der neue Tag. Von A. aniniL — Er hatte mit dem Leben abgeschlos sen. Noch diesen vergnügten Abend im Kreise seiner Freunde ---— nnd nun den Strich unter die Rechnung gemacht« Pati! —- tdad war das ganze Lebens Ein Possenspiel «- nichtg weiter? Wenn man’s satt hatte. fand sich ja eine mitleidige Kugel. Die Triedtraft im ganzen Dasein, das einzig Werth volle war das Geld. Armseligste aller Kreatur-en, die die nöthigste Daseins-: bedingung entbehren mußte! Er nsar nicht gewöhnt, die Pfennige umzu: drehen! Sein ganzes Vermögen war dahin, durch den Zusammenbruch der Bant verloren. Die hundertundiiinf zig Mart, die ihm seine Stellung ake Kaufmann, da man doch einmat eine Beschäftigung haben mußte, monatlich einhrachten, langten ja kaum fiir Handschuhe nnd Cigarren Lohnte es sich, zu leben-? Nein, und tausendmal nein! Er trat ab von der Bühne des Leben-! Ein letzter lustiger Abend, ein kräftiger Schluck Seit, eine Kugel in die Schläfe — die Posse war zu Ende! Es war Alle-J gut vorbereitet daheim. Die Briese geschrieben, ein Cduvert mit dem klingenden Inhalt und der Ausschrift: »Für mein Be gräbniß!« laa bereit. Sogar der Seit war da. Aus dem Schreibtische stan den zwei Leuchter mit weißen Kerzen, dazwischen das Etui mit der Waffe. . Ortentlich feierlich hatte es ausge: sehen. Gedankenvoll schritt Kurt dahin. Fast unbemerkt hatte er die Straßen der Grdsistadt verlassen nnd seine Schritte in’5" Freie gelentt. Noch ein mal mollte er draußen im Grünen wandeln, noch- einmal den Mondschein genießen.... Die Sonne würde ihn morgen nicht mehr unter den Lebenden finden. Nur nicht sentimental werden« alter Junge! Plötzlich fielen seine Blicke asf eine vor ihm her schreitende FrauenggestalL Wo war sie hergekommen? Er hatte es nicht beachtet. Sie ging lanzsam un ter der Last eines anscheinend schwe ren Baute-, das sie trug. lieber die flatternden Haare war ein leichtesTuch gebunden. Der Herbstwind zerrte an ihrem Kleide und ließ die feinen Li nien ihrer Gestalt erkennen. Sein Interesse wurde reac. Er beschleuniate eine Schritte. Zwischen dem zerrisse nen Gewölk kam der Mond hervor. Die Fremde wandte das Gesicht zur Seite; Kurt erhaschte im Fluge ein anmuthiges Profil, ein sanftgerunde: tes Kinn. Die Frau trug ein Kind auf dem Arm. Hollah, so viel verstand Kurt doch auch von der Kindererzie hung, daß man ein so kleines zartes Wesen nicht in stiirmiichen Herbstnäch ten spazieren trägt. Hier hieß es auf passen. Die Frau schritt dicht am Flußufer dahin. Die Mondstrahlen malten sich in dem zitternden Wasserspieael. War das vielleicht das Ziel der Einsaman Plötzlich war sie verschwunden, als hätte sie die Erde verschliictt. sturt strich sich über die Augen; hatte seine erregte Phantasie ihn genarrtk lfr hatte sie doch eben leibhaftig gesehen. Aha, hier ging eine schmale Stein treppe hinunter zum Flusse. Er stieg hinab. Da stand die Frau. Ein tiefer Seufzer verzitterle eben in der Luft, das feine Gesicht hatte sie in unbewuß tem Grauen halb abgewendet. Schon hatte Kurt sie am Arme erfaßt. »Um Gottegwillen, wag wollen Sie thun t« Erschrocken war die Frau zufam mengezuckt· »Ach lassen Sie mich!« Die Stimme war müde, fchmerz bewegt. » »Kommen Sie, Sie find noch to jung, und die Welt ist groß und hat Platz fiir uns Alle.« Er hatte den Arm um sie gelegt und fiihete sie sanft und sorgsam die Stu fen empor. »Wer wird denn gleich vertagen-Z Wenn morgen die Sonne scheint, hat dass Leben ein anderes Gesicht« War das Derselbe Kurt, Der mit dem Leben abgeschlossen hatte-? this oen daheim die Kugel wartete f« Er sprach sanft und giitig auf Die Frau ein. Die Worte flogen ihm zu. Ein tiefes Erbarmen bitte ihn erfasst. Die Frau schritt zitternd neben ihm. » Er bemerkte. wie Die Kräfte si ostrlicsxen und nahm ihr das Kind ad. Sorg satn stützte er sie mit dein anoeren Arme. Eine Droschke kam lterange rollt; Rurt gab dem Kutscher ein Zei chen. Dann trat er mit abgezogenenk Hut an den Wagenschlag ifin alter Herr beugte sich aus dem Fenster. »Ich bitte um Verzeihung« sagte Kurt, »das-, ich unbekannter Weise Ihre Güte in Anspruch nehme, mein Herr. Diese Dame ist plötzlich er krankt; es ist ihr unmöglich, ihrenWeg zu Fuß weiter fortzusetzen . . Der herr hatte schon die Thür ge Zfsnet und stie aus. »Ich bitte se r; der Wagen steht zu Ihrer Verfügung« Er half selbst der vollständig Er schöpsten in den Wagen. Kurt nannte seinen Namen. »Sie verpslichten mich zu größtem Danke!« »Schon gut, schon gut!« brummte der Weißbärtige, »wir thut ohnehin eint kleiner Spaziergang noch ganz gtt .« ; Kuri ries dem Kutscher seine Adresse u und der Wagen rasselte über das slaster. Sonntags Blatt Beilage des ,,Nelirask a Staats- Anzeiger und Hero l.d« J. P. ijudolpl), Herausgehen Mund JSlnuiV Nebe» den :-. Feuc. 1902 Jahrgang 22 No. is «-Eie find sa aut,« sprach die Frau mit bebender Stimme, doch er bat sie, sich nicht zu erregen. ; Schweigend lehnte sie in der Wagen ! erle. Als sie durch belebtere Straßen fuhren, fah Kurt beim Scheine verein lseit brennender Laternen große Thra nen über die Wangen seiner Fahrtge nossin rollen. « Der Wagen hielt. liiurt führte die Frau, das Kind aus dem Arme, in seine elegant eingerichtete Junggesel lenwohnung. Als er den Leuchter aus dem Schreibtische anzünde e, fiel sein Blick auf die Briefe, das Kästchen mit der Wasse, den Seki . . . »Lächerliche Komödie« murcnelte er zwischen den Zähnen. Doch halt, der Seit . . . er wiirdc der Erschöpsten gut thun. Er entkorite die Flasche und reichte der Frau das Glas. Sie nippte, er redete ihr zu, wie einein tranken Kinde. Langsam kam etwas Farbe in ihre Wangen. Dann nahm er das Kind von ihrem Arm. Es war ein ungefähr ein Jahr altes Bübchen, ein schönes, rosiges Rind. Fest war der Kleine in warme Tücher verpactt. Kurt sah es, und tiefe Rührung be mächtigte sich seiner. O Mutterliebe, bis zum letzten Athenizuge um den Liebling besorgt! Selbst aus dem To degwege sollte das runde, warme Kör perchen kein kalter Lufthauch treffen! Das Kind sing leise an zu weinen. »Was ist Z« wandte er sich besorgt an die Frau. »Wenn ein wenig Milch da tviirex er hat Hunger,« entgegnete diese. »Hollah, Frau Keller! Aufstehen, Milch wärmen fiir das Kindl« weckte er feine Wirthin. »Besten Sie sich schlafen, Herr Wer-· ner,« entgegnete diese, itn Glauben« der Herr habe ein Räuschchen mit heimge bracht »Beste Frau steuer, e—:— in mein Ernst: ich bringe Ihnen Einattartie rung!« Die Frau fing an zu ruinoren und erschien bald im Zimmer ihres Logigs herrn. »Sorgen Sie für diese Dame und das Kind. Morgen mit dein Frühe-s sten bin ich wieder da.« Er strich dem Kinde leicht über die silberblonden Härchen, nickte der jun gen Frau, die wie im Traume dasafs,, freundlich zu, und verlies; das Zini mer. Seine Wirthssrau folgte ihm. »Ich bitte Zie, Herr Werner, wer ist das süße Geschöpf mit dem Gold tindchen?« »Bit, Frau Keller, nur Ruhe und nichts fragen . . . Vringen Sie die Dame zu Bett, versorgen Sie dag Rind, es soll Jhr Schaden nicht sein.« Er zog den lleberiieher an. In der ! Brusttasche raschelte es. Es waren H seine Adschiedgbriese und das Couoert i mit dem Begräbniszgeld. Den Revol J der hatte er verschlossen. I Die Nacht brachte Fiurt in einem i Hotel zu, doch fand er wenig Schlaf. ( Nun galt’g, zu arbeiten und zu sorgen. Man rettet nicht zwei Menschen vom Tode, tun sie von Neuem der Verlas senheit und Verzweiflung zu überlas i sen. Diese Geschöpfe waren nun fein s i und seiner Sorge anvertraut. Tau send Gedanken durchireuzten feinOirn Man konnte arbeiten, man tonnte sparen, man konnte vorwärts kommen. Er fühlte eine mächtige Schaffens-Z: « kraft in sich. Das Wenige, wag von ( seinem Vermögen übrig geblieben war, erschien ihm als ein großes Gut. Sein Gehalt war auch nicht zu verachten. l Wunderbar! Was ihm für sich allein ! l zu wenig diintte, schien ihm nun aus-: reichend inr Drei. Noch vor Tageggrauen betrat er seine Wohnung Aus Frau Keller’ö « Küche drang der Geruch von frischem s Staffee Sie kam so schnell, als es ihr ; Brett-Zither störperumsang zuließ, her l»ei.ieeilt, als sie ihn tommen hörte. »Wie ist es aeqaiigen7« fragte er. »Jetzt schlafen sie Beide prachtvoll. TM- erst lonnte das Frauclten nicht inr pttuhe kommen Vor einem hal ben Jahre den Mann verloren nnd ietzt bei der Baul die Paar Sparqu schen, die ihr Leben sristeten. Arm und schmach, ,iu stolz zum Betteln, zu aewissenhast zum Borgen . . . Lieber I Gott, das Herz könnte Einem zerbre chen . . Sie seufzte ties aus. Kurt betrat aus den Ftlßspitzen das Zimmer. Da lagen in süßem Schlum mer Mutter und Rind. Das zarte Madonnengesicht der Mutter war rosig überhaucht, es lag sast der leichte Schimmer eines Lächelns um den eichen Mund. Um des Kindes Schlä Xa lräuselten sich die Löclchen Qurt stand und schaute und konnte sich nicht satt sehen. Ohne sein Datulommen trieben jetzt Beide kalt und starr in dem unsauberen Wasser des Großstadt slusses. Der Gedanke durchschauerte ihn. War’s möglich, daß auch er sein Leben hatte von sich werfen wollen«-Z Das Leben, das so unsiiglich reich und aliicilich machen tonnte? Die-:- aotii begnadete Leben, das itnn neraönnte, zwei junge Seelen von Tod und Ver-: derben zu erretten? Erschüttert trat er an’5 Fenster. Der ganze Himmel war goldrotb über flammt. Die ersten Sonnenstrahlen huschten über die Giebel und Dächer. Kurt faltete stumm die Hände. Eine tiefe Daseinsfreude, eine reine Glück seligkeit durchfluthete ihn. Der neue Tag brach an. Honig limnintf Eint- lnsitcre Geschichte ansti Bauern Von A. M. August Es war im Jahre 1876, als ich noch Reisender einer Wein-Groß:.i)andluna war und als solcher nach dem Fleckchen »Schillinasfiirst« kam. Selbstredend machten ioir mit großen Etablissei mentsbesinern Geschäfte, aber die Her ren Großgrundbesitzer und speciell flotte Grasen Und Fürsten waren un: sere Lieblingslnnden Jn Schwinge fiirst sollte ich dem Grafen Ciodioig Holzenlohe : Schillingsfiirst meine Weinsorten zum Kaufe anbieten. Der Graf war zu Hause, hatte aber diesen Tag sehr viele Reichsgeschäfte tin er ledigen, das-, er mich leider nicht em: pfanaen konnte. Es schien dem alten Herrn sehr leib zu thun, denn sein Sohn Ernst wurde vom Papa beauf tragt ihn persönlich zu entschuldigen. Ernst eriediate sich seines Auftrags ganz vortrefflich. Er blieb die iibrige Zeit des Tages und des Abends bei uns nnd tvnszte allerlei Allotria mit uns zu treiben· Er stand ungefähr m meinem Alter, dadurch wurer wir in tini und befreunden Wir verlebten ej: nen herrlichen Tag. Die Bürger Von Schillinaifiirst uer Dohmbühl lrer Eisenbahnsrationjs seiertenibr fährs ulcv OUUUIWLTUUH uutuuruj was »w an ein Weggehen nicht zu denken. Wir stürzten uns mitten in den Strudel, ’nein. Es war ein buntes Durcheinander, ein fröhliches Leben und Treiben ohne Ende, zumal-dass Wetter ein herrliches war. Hunderte von Menschen hatt-k fich eingefunden, um an dein Volksseste regen Antheil zu nehmen, jeder hatte seinen Spafz fiir sich, auch wir unsern Illl in Masse. An Diesem Feste nah nren außer rein Erbprinzen Ernst v. Hohenlohesächillingssiirst, auch noch der lKainmerdiener, Leibjägen Forst Jnspecton Förster, töendarnserie Wachtineifter, Bürgermeister, die ans deren Honorationen der Behörden und selbst die Eisenbahnbeaniten der Sta tion Theil. Es war eine frohe Schaar ein lustiges Völkchen bei einander, ja faft wie in einer Familie. Wie mir nun alle so in der gröfrten Luftb.rrleit waren, erscheint plötzlich athemlosti Ver Telegraphenbote mit einer Devesche in der Hand, Die er seinen, sich nxitten im Volke-hausen belustigten Chef, den Herrn Bahnhofs Jnspector liber bringt Schnell öffnet der Herr Jnspector die Deutsche, entsetzt springt er empor und sagt nur die Worte: ,,.8’tönig lommt mit dem nächsten Sitmellzuae«. Diese paar Worte brachten eine heil lose Verwirrung unter das- Voll und Aller- lief treuz und der Quer Durch einander. Der Bürgermeister eilte nach Hause, um sich in vollen Wiehsz zu schmeißen. Der Erbprinz lief-, seinen hohen Vater durch Den Leibjöiger he nachrichtigen Der Genoarmeries Wachtmeister postirte sich auf Der tit ienbabnstation. um allenfalls ein At tentat ans Den stönit .1;t;::.tt»n:e;t. Ter Herr Hatte-nennt legt-! seit-»- Hi: ts. ilnisornt an nnd tmrrns neinntit ans sen in tnrker Zeit eintreifsstt sa: ienden Ertmetlztth Bnisi tttn Der Fiirst tslodmiq Von Heisetttotse Zitnl tinnxsåirst in seiner Zttutsti tut-witz ntit Dem Leiitjiizier liesttnsjcsttnsz ihn den lieben Lnttoegsiirsten ttmii seinen Schloß in begleiten Mittlezwxsi.e hatte sich die ganze Beoblterttng «itn Bahn ttos versammelt, ganz utto gar eins mi Fest vergessend, unt nur einen Btktt aus das Gesicht Des tiönigz werfen jst tötnten. Schitlingssiirst ist ein tteineg Fleck chen im Bayernlande, zwischen Crailgp heim und Nürnberg tstation Dom bühU gelegen, der Schnellzttg hält ttztr Deßwegen dort att, weil es derstamttti sit- dek Hohenlohe ist. Der Schnellzttg tief mit der bekannten Pünttlichteit in die Station ein, der Bürgermeister schmiß sich in die Brust, sich seines hohen Amtes und des vielleicht zukom menden Orden-Z bewußt, der Herr Bahnhoss : Jnspettor stand ehrerbie tig zurück, tvartend auf den Schafsner« der das Coupee I. Klasse öffnen sollte. Die anze Volksmasse war bereit mit den dorten aus den Lippen: Doch dem König!« Der Zug stand, der Schassner öff nete mit Behendi teit die Coupees und ries: »Dein «hl-Schillingssiirs«. Nur ein Mann entstiea dem Zug « und zwar ein ganz einfach augselr)ende Mensch. Er trat direkt auf den mit der rothen Dienftniiitze bereitstehendeu « Herrn Bahnhofs - Jnspettor zu und, beide Arme entqegenstrectend, ries er: f ,,Guten Abend lieber Herr oon . . . mein Name ist Könia« Ein heiteres Gelächter anstatt Der Hochruf erscholl ooin Perron. Der Herr von Hohenlohe mußte wohl oder übel abziehen und der angetomrnene König konnte gar nicht begreifen, was alle diese riesen haften Ooationen bedeuten sollten. Bald sollte es sich ausllären. Wie bei den Sehern der Druckfehlerteufel oft mals Entsetzliches leistet, so rief hier der Telegraph eine wahre Explosion unter einer Volksmasse hervor. Die Geschichte endete mit der Absetzung des Herrn Könige-. Arn srohesten von allen war der Herr Bürgermeister, daß er keine Rede zu halten brauchte, er wäre heute ent schieaen stecken geblieben. Auch war sein abgeschabter Rock, feine vergilbte weiße Weste und die bunte Kravattc durchaus nicht hoffähig. Der Herr Gendarnr und die Herren Förster aber waren froh ihre Feegelparthie zu be enden. Herr König war zum Assistenten in Nürnberg befördert worden uno wollse gerne einmal seinem alten Freund, dein Bahnhoss- Jnspector in Dom biihl - Schillinggfiirst, einen Besuch abstatten Er erhielt einen kurzen Ur laub, nur um einige Stunden dort verbleiben zu können Um seinen Ta aesdienft in Nürnberg nicht zu versäu men, fuhr er mit dem Abendfchnellzug nach Dombiihl, so daß er mit dein Früh-tun bereit-J in Nürnberg wieder eintreffen konnte. Der Urlaub wurde ihm kurz, ehe der Zug abging, ertheilt und so lanr eg, daß er zum Telegrai phen - Apparat lief und seinen Freund in Dombühl benachrichtigte, daß eri mit dem nächsten Schnellzua ihm eine - Visite abstatten werde. Jn der Hitze des Gefecht-H vergaß er feinen Vor namen beizusetzen. Dadurch rief die Depesche eine so große Verwirrung hervor. Er hatte nur telearaphir:: -»Könia kommt mit dem nächsten Zei)nellzug.'« Selbst unser lieber Herr Bahnhofisv Jnsoector hatte leine Almutta, daß sein Jugendfreund Assiftent iu Nitrnbera fei, er wähnte ihn immer noch in München Da damali- ztijnia Ludidia ; sehr viel im Lande herumreifte unds oft unangemeldet wo hereingeschneti lam, wurde diese Sache fiir ernst ge nommen. Das Vogelschießen hatte zwar fein Ende erreicht, aber den ganzen Abend und fast die halbe Nacht hindurch er tönten, von den verschiedenen Stamm tifchen Hoch ouf Hoch dem neuen Htönim Diesem lieben Freund lam doch der Spaß etwa-Z hoch zu stehen, abgesehen von dem vielen Wein, den er auffahren ließ, lostete ihm der te learaphifche Fehler noch zuletzt feine Zielltttta. » - » » Dir Paris-er Xraueultastillo Tags lieriiluute lsttsfiiunuiiz Eaitu Tit-zart tuird atsuebroitnu Eine lurze Zeitungenotiz gab neu lich bekannt, die französische Budget commisston habe den Abbruch des Frauenaefängnisses von St. Lazare beschlossen. Diese wenigen Worte fanden lebhaften Widerhall im Her zen aller Pariserinnen, die wissen oder wenigstens ahnen, was St. Lazare be deutet, die einmal darüber nachge dacht, daß auch sie mit den alten Martern dieser Frauenbaftille Be fsnsnbcktfmch snsnfxsn IFJUUOSII Haß Nivktf His-, -· ·»»--» - , -.« nur Schuld und Jerbrechen, sondern ein Verdacht bereits-Z ein poli,eilicher Mißgriff sie dorthin aus-liefert. Eaint Lazare hat Drei Vlbtdeilunx gen, die »Juaendlichen«, die entweder zur Zwangserzielnlng eingeliefertoder siir ein Be Jeden verurtheilt sind. Sie bilden die lärniendste und schmerst «;u behandelnde Abtbeilunsg der lsiesangess neu. Nicht wenige sind erblich belastet, stinder von Altoholikern, mit bösen Neigungen behaftet, nnbotmästig ver logen, lasterhaft. Manche, mit ibrem niedergedrückten Schädel, den vor: springenden Unterkiefern, den abste henden Ohren tragen geradezu den Verbrechertyvhug zur Schau. Die »Juqendlichen« machen auch am häufigsten Bekanntschaft mit den Karzern von St. Lazare, wo sie in Einzelhaft über ihre Verfehlung-en nachdenken müssen. Die Zellen haben jedoch nichts Schreckhastesx es sind ziemlich geräumige Zimmer mit Feld bett, Sessel, einem Oberlichtsenster und geweißten Wänden. Die zweite Section umfaßt die er wachsenen Frauen, die irgend eines Vergebens gegen das gemeineRecht an getlagt oder überwiesen sind. Diese Zwitternatur der Section 2 ist un M,M. »W« . aemein verderblich. Man wirft hiers die Spreu mit dein Weizen zusam-( men, die Angeklagten und die Schul- ! diaen. Ein ganz verhängnißvolleri Mißgriff Man bedenke doch, daß! unter den Angeklagten sich stets Uns« schuloiae befinden, daß die Anlässe zur f Beschuldigung allerverschiedenster Atti sind, daß man hier eine Geschäftsfrau, die Banterott machte, eine Marktfrau, die eins iiber den Durst getrunken, eine Händlerim die den Polizisten einen Esel genannt, mit Frauen, die der Hehlerei, schweren Diebstahl-L des Mordeg angellaat sind, zusammen wirft. Und diese erzwunaene Ge meinschaft dauert nicht Tage, sondern Wochen, Monate, so lange die Unter-s suchungshaft währt. Die Unschuldigen, Schuldigen nnd bis zu zwei Monaten Bernrtheilten sind sozufaaen alle in derselben Hürde unteraebracht, die einen bewohnen ge meinsame Säle, die anderen, Bemit telten, können sich kleinere Gelasse lei sten, in denen sie zu nur vier und fünf haufen. Man nennt letzteres System »la piftole«, wohl, weil früher für Benutzung dieser kleineren Raume mo natlich eine Pistole l10 Franken) ent richtet wurden, während man heute dieses Vorrecht täglich Pro Person mit 20 lsentimes bezahlt. Man stelle sich jedoch eine Journa listin, die unter Preßanklage steht, vor, eine Frau der Gesellschaft, die wegen Ehebruchs anaetlaat ist, ein junges Mädchen. das im Bon Marche einen Meter Band stahl, und die mit der weiblichen Hefe Frankreichs mit Ge innl1nbpiiahiisbinnpn mit den Imm) waschenen Gevatterinnen des Fau bourg St. Autoine, den in alle Schli che eingeweihten schweren Verbrecherin: neu in täglicher Berührung sind! Obgleich das Sprechen möglichst be schränlt wird, finden die Gefangenen dennoch die Mittel, mit einander zu verkehren, man flüstert, rannt, schreibt sich Briefchen, nnd Nachts in den Schlafzimmern, die zum Theil sehr eng und unaeniigend sind, findet sich stets eine Scheherezade des Lasters-um ihre Heldenthaien zu erzählen und die Unschuldigen, die weniger zu erzählen und die llnfchuldigen, die wenigerVer dorbenen mit in den Abgrund zu rei s;en. lfs ist ein öffenilichess Gehe i!unis3, das-, newisse matten ihre Einkerterung in Et. Laiare benutzen, um unter den Junaen, Hiibscheih Leichtsinnigen ih rer Genossinnen neue Retruten siir das Laster anzuwerben Nicht genua mit diesen Zchrecknissen hat man Zi. Latare noch mit einer dritten Section belastet, die sein übles Renommee vollendet. Man interniert dort alle Frauen, welche in die Netze der Sittenpolizei gefallen. Wie in ie der grossen Stadt, sind diese Opfer äußerst zahlreich. In Bezua aus diese Polizeigesangei nen verdient St. Lazare vor allem den Nennen einer Frauenbasiille Denn das Gesetz giebt absolut keine Hand-« habe siir ihre Gefangennahme, es sei denn, daf; sie öffentlichen Skandal veranlaßt, die Polizisten beleidigt und sich zur Wehr gesetzt haben. Von den Polizisten aufgegtisfen, werden sie von einein Polizeibeamten « nicht etwa ei nem Richter — verhört, haben keinen Vertheidiger, können keinen Zeugen ihr-er Unschuld citiren, auf alle Fälle nach Et. Lazare geschickt. Recht und Gesetz haben nichts dabei zu suchen, alles- geschieht nach polizei licher Willkür. nach Belieben. In der Hand jenes einen, unverantwortlichen Beamten liegt das Schicksal von tau senden französischer Frauen. Wer einmal in der Section k-; von St. Lazare war, pflegt öfter wiederzu kommen. Den Ziammgästen erscheint der Aufenthalt zuletzt nicht mehr so fürchterlich Manch eine, wenn der Winter naht und der Beutel schlaff ist, sagt sich: »Ich will mich aufmachen nach meinem Ritteraut von St. Laza fo« nnd Ha Links sind chfossonkosc TIÆ festnehinen zu lassen. St. Lazare mar, wie sein Name andeutet, ein Lazaristenildster, nnd bier bat seiner Zeit der edle Vincenz von Panla gewohnt, der die Findu biiuser in Frankreich schuf. Später diente das Kloster als Gefängniß fijr leichtsinnige, junge Adlige, die bei Lebzeiten ihrer Erzeuger die Titel und Renten bereits- borwegnahmen und ihr einst zu erwartendes Patrimoninm verschleuderten. Seit 1794 ward St. Lazare ein Franengefängniß, in dem man, auch sogar im nneren Dienste, Männer und daneben nur weibliche Wärterinnen verwandte. Seit 1830 sind die Männer aus die Außenposten, z. B. des Thijrivarts, beschränkt. Die Jahrhunderte, welche aus die sem sorgenvollen Bau lasten, tragen nicht gerade dazu bei, ihn in hygieni scher Beziehung enipsehlenswerth zu machen. An diese Steine heftet sich i, auch manch blutige geschichtliche Erin nerung: hier war der Poet Andre C - nier eingekertert, hier haben die O er J der Schreckensherrschaft gezittert, dis Hijfe von St. Lazare haben Blut ges trunken; unter ihren Fliesen liegen Leichen. Mit grauer Regelmiißigkeit rollt ein « Tag wie der andere in St Lazare vor über. Gewöhnlich sind in allen 8 Sectionen an 900 Gefangene vereinigt. Um zs Uhr im Sommer, um 7 Uhr F im Winter stehen die Gesunden auf,ci machen eine kurze Toilette, verrichten « ein turzes Gebet, essen eine Suppe und gehen an die Arbeit, die sie in mehre-’ ren Werkstätten Verrichten, und die fast ausschließlich in Näharbeit besteht. « Um 12 Uhr giebt es Mittagbrot, dann eine Stunde Freizeit, wieder Werkstät tenarbeit, um 5 Uhr das Abendessen, wieder eine Stunde Freizeit, Gebet und 1.1n zit, 8 Uhr heißt es zu Bett gehen. Eine nicht gerade aufregende Ta aegeintheiliina. Auch der Speisezettel enthält keine großen Ueberraschungenrf zweimal wöchentlich Rindfleisch, sonst; Erbsen, Reiz-, Bohnen, Brot und? Wasser. Doch verfügen die Gefange nen über die Möglichkeit, ihre Lage zu verbessern. Sie arbeiten, und ihre Arbeit wird bezahlt. Die Hälfte des i Verdienstes fällt dem Unternehmer zu, - der das Material zu liefern, die Werk- . stritten zu heizen nnd erleuchten hat, der Rest aehört den Gefangenen, die allwöchentlich einen Theil des Verdien stes aus-gezahlt erhalten, das übrige jedoch ansammeln lassen müssen, um beim Verlassen des Gefängnisse-s nicht völlia mittellog dazustehen . Weil die weltlichen Wärterinnen . mit den Gefangenen nicht fertig wer den, hat man die Schwestern Maria Joseph auch nach Verweltlichung der anderen Gefängnisse und-der Hospi taier In Ot. Uazare belassen. Die Gefangenen von St. Lazare bes nutzen auch die katholische, die prote stantifehe und die israelitische Kapell, die hier eingerichtet; sie gehen dort a eigenem Antrieb beten, was die ge sangenen Männer, selbst wenn ele ihnen Bedürfnisz, gar nicht wagen würden. : Jn der schuldigen Frau ist über- " haupt die Weichheit des Gemüths der Angelpunth von dem aus sie wiedet zu heben ist. Die eingeklagt-en oder berurtheilten Mütter in St. Lazart diirsen ihre kleinen Kinder dort be-, halten« und diese Kinder sind ein Se gen fiir die Gefangenen, der Gegen: stand ihrer Freundlichkeit, ihrer guter Gefühle, oft ihre Rettung. St. Lazare ist auch das einzige Pa« rifer Gefängniß, das einen Taufstei enthiilt, und die Anstaltsgeistlichet« haben hier manchen Taufatt vorge nomine-n Außer dem Geistlichen und Adboi taten begegnete die Gefangenen noct dein Arzt. Es ist unendlich zu be dauern, daß die Regierung, der heut allein in Paris 70 Aerztinnen zu? Verfügung stehen, die medizinifche Bei i v handlung gerade der Jnhastirten im mer noch Männern anbertraui. sLesen kann es unter diesen Ver-hält nifsen Wunder nehmen. daf; die Nach rieht des geplanten Abbruchs von St« Lazare ein Echo unter den Frauen Frankreichs gesunden, das; sie auf ein Neuregelung des Gefangenenwesen rechnen und hinsichtlich St. Lazar der Debutirtenkarnnier die Bitte aus sprechen: ,,lFrlöse unr— bon dem Uebel! —- « ----.-.- --.-.— Ein Retter in ver-Roms Beim Uebergang über die Ru Joufsroy in Paris fiel ein Mann z Boden und zbäre um ein Haar von ei nein Wagen zerinalmt morden. D inan ihn sijr betrunken hielt, bracht ihn ein Polizist zur Wache. Hie stellte sich heraus, das; man es mit ei Hnein vbtn Hunger fund Kälte aus« »Aeus3erste erschöpfcen Menschen z thun hatte. Er nannte sich Henr Des-sending und gab seine Adresse ar L Bei der Nennung diefegUtaiiienH stutzt T der Coinniissär. »Sind Sie der Tapfere, der bei dei schrecklichen Bazarbranbe so viel Met sehenleben gerettet hat?« fragte er de tlngliieilichen »Der bin ich in de That!« erwiderte Deidamia-D »Viel Piquet und der stutscher Georges oi ten biete Personen aus den Flamme r·,-erau:i!« Ja, ja! ich besinne mich! sagte der Uninissät »Sie waren ge rade in der Eitue Jeasn Goujith als de in - » -IH'I ,,A’Ltlcl clsUsUU UHJ Ucl itOUzu in Flammen ausging. Sie sind Darf Jeder Von Profession Eie stiirzten i Dcxcs brennende Ojcdiinde nnd truge die Leise heraus. Wohl an zinanzä ;U.’.il nmiiten Sie sich in dac- Flaminer nie-Ir, big Ehre schweren Brandwunde Eie an weiterem Odiermuth hindei ten. Eie Verschwunden daman ol)".« Ihren Namen genannt zu haben. Un erst ein paar Tage später gelang es durch einen Zufall, Sie augfindigz -- machen. Hat man Sie nicht für Jhr Thaten belohnt?« — »O ja, ich erhie eine silberne Medaille. Ja, ich soll i« sogar decorirt werden« »Aber warum traaen Sie nicht da dreifarbiae Band, wie es Ihr gute Recht ist's« —— »Das möchte schön aus sehen!« erwiderte Desjardins. »J( s sehe wie ein Strolch aus, so bin i herunteraekommen, durch Kranlhe und Arbeitslosigkeit! Ein Ehrenze chen aus Lumpen! Das geht nicht an Der Commissiir entließ den merkwü- ; diqu Menschen mit einem kleine '» Geldgeschenk und sandte sofort eine Specialbericht über Desjardins an de Minister. —- Etwas knät, will ur » dünken! DIE-f « - - .. --.-,, --;-.-;.-;-,.---»-.»