Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 27, 1901, Sonntags-Blatt, Image 10
» · , sinnst-! M Julius Havemanin -—....-..-. We ist es her, da griff mir das zum ersten Malex an’s Herz. s-« ward ich härter; aber noch weckt es in mir etwas wie fas kosei Schaut-tin wenn ich mich » m sieinen Sinn ver-sente. ss - s. Ich war jung, —- Siudent nach dem Ess- Semester und ging den Rhein :- «tskkf· In Oberwesel hatte ich zu Abend ge - en und von dort noch das Stück chs nach Sankt Gpnr hinunter acht n einem kleinen Gasthaufc eines innern. seitab in einer engen Ne gaßa lehrte ich ein. Jn der Gast M standen drei lange nackte Tische d an den Längsseiten glattgesessenc rnie mit hoben steifen Lehnen. Eine « cschirmtc Lampe hing darüber. F tlemmte mich zwischen Bank und , wars RänzeL Stock und Hut ab ieiteäte Wein. Den brachte mir großes, stattliches Mädchen mit ffern Blondhaar und von prächti Wuchs. Neugierig betrachtete ich Das Mädchen setzte sich Mit einem . wollenenStricksttumpf neben mich, « g- wir sprachen von der Welt. Die L duhr tickte dazu eintönig Wir Z » en ganz allein. Die Alten waren J H in den Weinbergen. L Leni hieß sie. Zuerst hatten ihre großen gratuan II en forschend und ganz rege aus gebückt Sie zeigte eine gewisse » hast rn ihrer Sorge und Muhtvaitung w mich, die mir unendlich wohlthat. I käme, wie lange ich die Erde schon be Ists-e Student nach dem ersten Se :nester! . Sie wurde gleichmiithig und ruhig ’ ähre Bewegungen düntten mich stille - te schien ietzt auch nichts anderes er - , werter zu haben Mich machte das gar, nicht sroh. — tät-in ersten Male war ich-· unzufrieden, If udent zu sein, da ich ihre Strickna Un so gleichgiltig tiappern hörte. Wir In auch nun noch mit einander; aber ich meinte, ich hätte etwas verlo ren. wars zuvor dagewesen war. Das späte ich wieder-haben Jcii stichelte - ich reiz te sie, forscht e, aber sie ward nsicht wieder neugieri Es war als Zsei eine Oeffnung ver uscht wie di· fes « Mädchen deren gewiß »Im unzählige . - te verhufchen sehen. Und unter der i- im Lichtlegel zeichnete steh ihr s Gesicht ergehungsvoll und, aller Worte, die der Mun» Ich so verschwiegen ab daß ich vor seit alle Müdigkeit vergaß und i ernst erzählte und vertraute wie grasen Schwe er. « »Was hat sie nur '«dachte ich, wenn Dir beide still waren. »Was hat sie, III-H sie so stumpf ergeben ists« 7 Später kamen Gäste, Bürger der -W. Sie neckten sich mit der Leni, Ue in die Verhältnisse eines Jeden Meiht war, als gehökten sie alle ·-·- keiner Familie; aber es war ein ge Wer Respekt eine starke Werthschätz sing in ihren Neckereiem die hier und Da wie heimliche Verehrung anmu desenderå ein dicker Schlöchterrnei , der in schmutziger Schürze seinen « chova Traubenrnosi traul, war dann fragte sie, was ich sei woher ich k f I ! . —-.« . - recht väterlich zu dem großen schinucten ! L . Mädchen Er nahm ihre Hand stei: ; schen seine gewaltigen Tatzen und er- J L klärte, wenn Leni nicht den besten ; Mann von der Welt betänie, pfiff-J er i aus die ganze Wirthscdasr im Himmel, « wo die Ehen geschlossen würden i Jch empfand sofort einen eiserfiicti s t- stigen Grimm auf den Dicken. Leni j ·« aber lachte srisch herang: »Ach! Was ; T brauch denn ich noch ’n Mann. Jch hab« I l i t ja ein Dutzend große Kinder hier sitzen, von denen Sie dar- dictste sind.« Da lachte ich Und nickte beruhigte «,T Eber meinem Nänzei ein, bis Leni mich Es Mippte und mich mit einer Küchen- ' — Jampe nach oben brachte, als wäre auch E ich ihrer Kinder eins, dem sie das Bett » « eiten mußte. I « Im nächsten Morgen stiea ich aufs Ruine hinaus. Der Tag nan Herrlich. Urn die riesigen Mauern-sie : - « es ganz still und sonnig. Die Schmetterlinqu und Insekten waren ' fort, eingesponnen und in Schlaf s unten, wie die Getreuen Inn I frischem das schläft und aus den j en wartet. Ein Seidenglitzern i pimienschleiern lag über den ( betten und den dichten Ranteii- T Men von Brombeeren, Epheu Mematis, die die Gräben um die sälltrn M im Thale den Bach heraus 14Iwczsmn ein Reiter. Er sah ganz us tpiestcink Zinåsoldat und hatte zw, ar es erd. "« fis irgendwo in einem roman « sicwbiisch, dachte nach, ob » oder Ihrs-ten wären, die « II DIE-en hängen-retten der « ausgesungen waren, und - ’ M Wäsch- sch mich ? fah dnrch diese erstaunt nach dem Mäd ; Zienv hinüber. daj da f- regnngiloi an rneinte sie fah älter aus O in den blonden Haaren freilich iwanea nur jene silbernen Spinnenfcis Iden. die der Vollsmund »Zuwider E«sornnier nennt Jn dem liihlw Lüft . chen schlängelteu fie sich fein und leise z und glitzerndz aber sie hatten etwas zu I ihr Hinzugehörige5, als sei die herbst liche Natur sich bewußt geworden. rnit « dies-ern Mädchen zn harmoniren so daß Z sie an dasselbe ihre Attribute nicht I ohne Bedeutung heftete. S Und die weiße Sonne machte alles ! offenbar Feine kleine Fältchen, die kam Abend unsichtbar gewesen waren ! spannen sich urn die Augen. Die schöne shoheitsvolle Gestalt zeigte von der PKehle hinab zur Taille nicht jene volle Linie der Jugend, und ihre Hände die vertrampften Hände-—- EZ giebt - ja keine Hände, die leiblich früher al tern als ein Gesicht; aber nirgends al tert die Seele so sichtlich wie in den Händen. Diese Hände hatten in ih rer keineswegs arisiotratischen weichen Gestaltung das ganze Hoffnungslose eines Kindes, das sich mit dein Tod und dein erinnerungslosen Nichts fast schon abzufinden vermochte. und aus das die feuchte graue Klarheit der Au gen wie ein Woltenhimmel traurig herabsah. Sie waren ganz herbst durchseelt. Mich ergriff eine so tiefe Wehmuth, dafz ich es laurn beachten-. wie mein - Notizbuch rnir vom Schooße glitt und in die Ranken hinabsiel, die es faft ohne Gerafchel bis in den Schutt der Tiefe hinabgleiten ließen. Verzagt, fcheu, mich nur zu rühren, saß ich an : meiner Mauer. i Und da bemerkte ich, wie Leni lang- ? . sam den Kops schüttelte, als sagte sie zu sich: »Nein! Nein! Nein! Wie ist das E nur möglich?!« —- Jhre Augen sahen i . so starr nach dem Fleck, aus dem der J ; Reiter vorhin geritten war, daß ich II mir, auch wenn er jetzt nicht verschwun- . den gewesen wäre, hätte klar darüber werden müssen, sie sähe ihn gewiß nicht. Dann lehnie sie die Schläfe an die iiihle Mauer, von der bei der Berüh rung leise Mörtel abbröckelte. Ihre Lippen ösfneten sich, als spräche sie et was, während die weit offenen Augen so seucht und glanzvoll wurden, als 1 ginge eine Mittagssonne hinter Ne beln variiber. Und da war es, daß sie die ver-zweifelten Worte wie aus einem Erinnern heraus fliifterte: »Nic! i— Niemals! —- Niemals!« Jch verstand sie tlar durch das Son nenschwcigm. Sie schien sie selber hö- « ten tu wollen. »Don-! Des-! emi, voche dachte ich und senkte dazu den Kopf. Unwilltiir lich drückte ich die Schulter näher an ·. jene Mauer, als vermittle sie die Ver bindung mit ihr. Ich wußte damals : die Deutung siit die ganze Stimmung, « die über diesem Mädchenleben webie, gewiß nicht; aber das «Doch, doch!« « klang in mir —- mchr wie ein Protest ; meiner Jugend als ein Trost —- noch einmal an, als ich ihr die Hand zurn Abschied gab, so daß sie bei dem star ken Druck verwundert, beinahe ein bischen widerstrebend, stukte — Seitdern habe ich Viele leiden sehen wie sie, habe viele Augen so ins Land starren sehen, wie die ihren. Jch sah, daß das ganze Leben voll ist von sol chem Leid, und daß gerade die Zärt lichiten und Reichsten einmal mit hei- L W szem Schrecken und in tiefster Hoff nungstosigteit flüstern: »Nic-! Nie-: male-! ——-« Niemals-F « Es ist nicht anders. Der tiefste Wunsch sinkt un ter diesen Worten zu Grabe. Dann ist es Herbst. Jch bin nach Sankt Goar noch ost mals getorninen Die Leni ist längst nicht mehr. Sie ist einmal mit einem Nachen gegen den Lurleyselsen hin übergefahren. Das Boot tenterte an den Klippen, sagte man mir. Sie war sonst nicht romantisch veranlagt, des sen bin ich sicher. Aber man erzählte mir, sie sei zuletzt immer schweigsamer geworden. Nur am Geschäft noch hatte sie ein Freude. Aufdem kleinen Friedhof unter dem Nheinsels fand ich ihr Grab unter ei nem Gerante wilder rosaweiszer Rosen. Jhre Mutter pflegt diese Rosen, be aieszt und beschneidet fre. Es sind die schönsten auf dem Friedhof- Jch pflückte mir eine und habe die ver trockneten Blätter noch heute. Sie ist mir wie ein Symbol in der Schatztaw mer meiner Erfahrungen Wenn mir das Leben zu schwer werden will, dente ich an jenen Morgen auf dem Rhein fels, und ich höre dann von daheraus lautlos aus tausend und obertausend beklemmten Herzen die heißen Worte in den Herst hinauszitterm »Ric-! — Riemalst —- Niemals!« s Mir fällt auch jene verwellte Rose ein, und ich weiß, ei tragen Unzählige ein Leid, viel schwerer als das Leben. - — -—«-—..-—-... « Uniåbertvinbltcher Abscheu. Der Sjtssselmeyer hat im seiner M zu seinem Geburtstag ihr Por ieim« luststkkspmkeishhätw W er — Westen Pset at er es Skizze von Elfe Krafft. W EO war um die dritte Nachmittags stunde. Goldenrr herbstfoiinenfehein um siiumte die Fenster des Hofpitals. Jrn leichten Winde neigte sieh das letzte braune Buichtvert der Bäume gegen vie Kranlenfiile und wurde durch das zit ternde Licht auf den hellen Fußboden in unruhigen Schattenbildern wiederge gehen. Anna lag ganz still. Jn den Betten in her Nachbarschaft der Kranten hob sich hier und da ein Arm, nm die Decke wieder sorgsam iiin den Körper zu ziehen, und iehnfiichtige Blicke hafteten an der Thür des Saa les, als ob da in nächster Minute ein liebes. wohlbekannte-Z Antlih auftauchen müßte. Anna rührte sich nicht. Das war immer fo, wenn die Be fuchszeit für Angehörige ver Kranken gekommen war. Die ganzen letzten Wochen hatte sie Dann in ihren Kissen . getegen, stumm, gequält, mit angstvoll » zufammengepreßten Händen. Nur ihre Augen sprachen, und die heißen, sehn fiichtigen Blicke verfolgten die Men- ; schen, die da auf den Fußspihen um- « hergingen und sich zärtlich, theitnahnis- « voll über ihre Kranten neigten. An ihr Bett tam niemand. Ihre band ergriff niemand in oiefer langen Schmerzenszeit Der Stuhl vor ihrem Laaer htieh leer, -- alle, alle Tage. Dicht neben ihr lag teit drei Wochen ’ eine junge Fran. Sie hatte eine Opera- . tion hinter sich. und allmählich tehrtei der Rosenfchiminer neuer Gesundheit nieder in das blasse, schmal gewordene « Antlitz. Wje die-lächelte. irrenn diellhrdüber ! )en Biairpseanzen rrucsen an oer wand Die dritte Nachmittagsstunde am Be uchstage zeigte. Wie die verschämt das ):onde, diinne Haar aus der Stirne trich und unruhig an der schmucklos sen Leinenjacke herumzupftr. Glei gleich oiirde ein Mann zu ihr an as Bett reten. würde sich über sie beugen, zärt ich, trösten-d und stillbewegt vor lauter Dankbarkeit über die glücklich deriauiene Dperation seines Weibes die bxassen - Lippen Kissen Auch der Junge war stets dabei das i:cnde, tleine dicke FritzeL das seiner i .Marnma« immer so schrecklich viel zu ; srzädlen hatte. Ganz fest hielten die s Rinderiinger die so lange schmerzlich demißte Mutterlsand. Wie see dann lächelte« die junge Frau. Anna biß die Zähne aufeinander, oenn sie das sah. So gliictiich aussehen Birnen hier unter Leid und Schmerzen, — — ach so glücklich aussehen tönnen. Und drüben das alte Mütterchen am kenster Die ganze Decke hatten ihr die Kinder voll Blumen gestreut, wenn der segochstag gekommen tpar neben das junge, tauin sechzehn- « ährige Ding sasz sogar aufrecht In irren Kissen. wenn die Eltern bei ihr Zaudern Und sie sprach und lachte, od zleich sie am Vormittaa noch stöhnend Das Gesicht in den Betten vergraben fpatie. Weintrauben und Aepfel, Kon 7ett und Kuchen lagen aus dem tiernen - Tischchen da drüben. Annas Platz neben den-. Wasserglase var immer leer. Heute sah es to sonderbar festlich aus w KrantensaaL Die Schwestern hatt-en ein frisch-ge olijitetes Häuschen iiber dern Scheitel l .. - .-......-.-·....-.-.-. -.·.--.·«.- -...- — A-. LnD die Lichtsclxiuen Sonntag-Kleider an. ; Arn LtorrnLttage läuteten dir Glocken, T ..E Anna Jus kurzem Zchuniziier ein · Jota-schreckt war. « Sie lonnte sich das nicht erllaren.-: · IS war doch Mittwoch war Joch nur! in schlichter einsackei Novembertag in E per Woctt ? Mit den Augen wintte sie die Wär- « erin an ihr Bett s »Warum läuten die G ocken heute Schrrester Martha 7' i »Weil Bußtcig ist, Fräulesn Anna. Busztag siir alle Menschen, die, ihrer? Sünden eingedenk, beten und ein neues ein besseres Leben beginnen wollen« k Da- Mädchen antwortete nicht Nur :e Decke zog sie ein wenig böoer hinauf ilnd dann- .aa sie ganz in sich zusam- : nierigedueti und zog den tranten, ver bundenen Fuß vorsichtig oon den kai ien, eisernen ctäben der Bettstelte fort Ern F: o. jeln hatte ihren Leib durch schüttelt. Die Augen sie en ihr zu unt rer Kopf rvar ihr so seltsam schwer von allem Klingen, dao draußen doni Kirch - tburni ber durch die Lust schwirrte. " Sie hatte die Glocken so nahe gehabt ’ in ihrem Stäbchen unterm Dach. Doch niemals hatte sie nach ihnen gel.)isri,«i wenn an Sonn- und Feiertagen die ehernen Rufe zu ihr hinausdrangen. Da war sie ja sroh gewesen, die Arbeit iii der Fabrik siir einen ganzen Tag ver ge en zu können und irgendwo hinaus zu iüchten mit den reundtniien in den . Wald oder aus die ounigen Fett-er vor Beriini Thore-n I Ihrer Wirth-i und Stubengenosim der dürren, Mmlosen Waschsrau S te, rief sie noch ein lachen-des iirtiet, und dami, beidi —- — Juki der Wind vie vier Treppen Immer Immer drei Stufen aus einig-»l, immer, New die lichten, lustig Smamtleidei is i- lt M denhaslkfwwztutchdengr XENIEN-unsi M S mal iebße RI- OII M M Atti-END II l i Aus dem W Keserfensier : drang ein suerendez schnurrendet Ton? zu ihr heraus. Ueber den ärgerte sich Anna. wenn sie auf die Straße trat. ; Konnte denn der verwachsen-! Schnei- E der da unten nicht am Sonntag wenig- s stens seine Itshmasschine in Ruhe lass , sen! Wie ein Zwerg saß er über die dankten Flicken geneigt und reihte eine ; Naht In seiner Arbeit an die andere. Mehr aus Muthwillen als aus Höf- « lichteit rief sie ihm ein lachendes »Gu- « E ier Morgen an seinen Fenstervtad zu. s Dann sah er anf. Dunkelroth im « Gesicht ein oertegenes Zinsen um den Mund. ; »Er-ten Morgen. Frauiein Annae : Wollen Sie wieder hinaus ins Grüne, — —- wieder nach Schlachtensee heute-W , Sie nictte Sie malte ihm oft mit grausamer Deutlichkeit jedes Vergnü gen der gemeinsamen Landpartie mit ilren Kolleginnem Sie erzählte auch - von den netten herren, mit denen sie am Abend tanzte. und von den tamptonges . schmückten Kremsern oder überfüllten Cisendahneouprsz in denen sie eng an einandergedriickt heimwärts fahren müßten. Er sah sie fortwährend an, während sie sprach. Und einmal, ja einmal hatte e: sogar seine Arbeit zur Seite gescho ben und war ganz nahe an das Fenster getreten, vor dem sie stand. »Kann ich mal mitkommen, Fräulein Anna? Ach, nehmen Sie mich roch ein etnzigstes Mal mit! Jch tann auch tan zen, möchte doch so gern mal mit Ihnen tanzen, »s- ---- Fräulein« Wie sie da geiacht, wie sie da die Hände vor Entsetzen zusamt-ungeschm gen hatte. »Mit dem Pnckei, Herr JentichZ Uh jeh. — —— dsa wüßt« ich ja jar nich. wie « id« mir dran festhalten solltet Ner, das 1 können Se aber wirklich nich von mir H l virlangen!« ; Und immer noch lachend war iie wei- T den-Landr- wsitsr irr den list-Meissners , iiitkenden Sommertag. Kamen dann später die Freundinnen zu ihr. denen sie diese seine Geschichte erzädit hatte, diinzeiten sie sedesmai ipottiustig in das Kellersenster vor der J Hausthüre hinein. «Wollen wir nich zusammen tanzen, I Heer Jentschi Er sah nicht mehr auf. Ei erwiderte auch den Gruß Annas nicht mehr. wenn sie vorüberging Einmai nur traf sie ihn zu fpöiei : Abendsiunde aus dem Hose. Er hatte sich ganz in eine Ecke ge drückt, als sie vorbeischritt. Kurz drehte sie sich um« ais ihr Name geruer wurde. hell und groß leuchteten seine Augen in der Dunkelheit zu ihr hinüber. »Sie sollen mir nich so quälen«, stieß er hervor. »Sie sollen nich mehr in mein Fenster hineinrusenL Die janze Nachbarschast verspottet mir, Fesuiein Anna.« Sie lachte sorglos. »Jeh'n Se doch wech dons Fenster. Was seyen Se sich denn immer direkte mang so dicht an die Straße hin ?« Er athmete schwer «Jch kann ja sonst nichts sehn, —- — nichts sehn dei meine Arbeit!« « - i os- - so-— p L-·--- i-( Sie sah nicht die Qual in seinen s t Blicken. nicht das Zacken um die schmo 1en, blossen Lippen. Sie hatte ihm schon wieder halb den Rücken zugeweht ! «No. wenn Sie da ootne sitzen, müs- i t sen Se sich auch nich wundern, wenn wir lochen, Herr Jentsch. Des sieht doch « puin aug, immer so’n Jebirge vor Au geni« Und su hatte sie ihn stehen lassen und i l l war Leicktfiifzig itire vier Treppen ern- i pcrgefticgerr j Arn nachsten Sonntag kleidete sie sich " mit besonderer Sorgfalt an. Als sie dann in ihrem weißen Kleide an dem Keiterfenster vorüberging, schaute sie nicht einmal hinein zu dem Manne, dem jahrelang ier Gruß gegolten. liin ver tröurntes Lächeln war in iltrent Gesicht, als sie durch die Straßen eilte. heute warteten die Freundinnen nicht » am Bahnhosi heute stand ern anderer ver derSteintreppe am Automaten, b aue Aug-en und helle-. gelocktes Haar unter rem Cylinden eine goldene Uhrtette am Sie-a und einen suntelnoen Ring am Finger. Schon von weitern nickte er ilyr ent geaen. Jung hold reizend talp sie aus. Arn Mittag irn Walde aß sie nicht · reselir die- troclenen Stalle n irn Papier aus der Kleidertersche, die ihr Fing-; Schritte daheim stets mitgab. Da fasz sie im Restaurant neben »ihrn« und Z steilte wie eine Prinzessin am get-eilten « Tisch und trank Wein und war gliicklich, z glücklich wie nie zuvor im Leben - Jm Dämmerschein-, mitten unter den - Tannen nnd Iarnen schritt sie dann an feiner Seite. Er hatte den Arm um sie gelegt fragte ob sie ein schöneres Zimmer da- « ben wolle, ein geöketeh hellem, das er selber siir sie ausfnchen wtiwe Sie nieste lächelnd. Sie war ihm ja le gut, so gut, fett et sie damals von der hLcktttiitpetrtie die an die hausthiir getettet e. » G wurde duniier itn Walde, einfa MI. Sie schmiegte sich dicht an seine Schulter ging langsamen immer lang samer iibee das Moos am Boden Da lt er sie fes-, reiner-rette sie wollte sie til en. Sie kritan ihn, war er ei getee tkwnäsi »Mer M MIIMWMMHO .- -... - —,. .-. -- ,- -,-----.-k.,-«-s...—-«-» thigen Freundinnen begreifen können. Sie war ja noch so jung-—- — to tun . Mit einem lehten uek befreite i ihre Ende und ftiesz ihn zuritch Und dann ites sie, stoiperte, siek und lag mit gebrochenem Faß auf der Erde-. Seine Zärtlichkeit war wie sortgiebla ten. Zwar hob er sie auf, trug sie zur nahen Bahnstation und ordnete auch ihre Ueberfiihrung in das Krankenhaus an; doch hatde sie ihn niemals wiederge sehen seit jenem Tage « Als ihr der Arzt eines Morgens die Nachricht brachte, daß das Bein siir immer gelähmt bleibe, hatte sie weder ge tlagt noch geweint. Auch an den Mann, dem sie entflohen war, dachte sie selten. Eine Sehnsucht war in ihr aufge wacht, neu. fremd, unverständlich Zuerst hatte sie aus die Freundinnen gewartet, wenn sie von Schmerzen ge quält in ihren Kissen lag. Dann glaubte sie, Frau Schellte wiedersehen zu mits sen. einen kurzen Augenblick nur die weite, zerwaichene Hand in der ihren zu siihlenx oder Nachbars Lenchen würde vielleicht kommen. der sie oftmals die hübschen, bunten Puppensiietrn aus der Fabrik mitgebracht hatte ——· oder Wert rreisters Iris drüben. mit dem sie Sonntags oft auf dem Tempeihofer Felde die Drachen hatte steigen lassen· Alle waren doch gut zu ihr gewesen, betten mit ihr gelacht, gescherzt, als sie roch gesund und übermitthig war. Dachte jetzt niemand an ihre Verlassen tit. ihre Einsamkeit und Schmerzen hier in dem großen, kahlen Kranken saais Niemand hatte sie iteb, niemand ragte nach ihr, sehnte sich nach ihr. Horch, --- da läuteten die Glocken itrn wieder. »Bußtag ist heute«, hatte Schwester Ulartha gesagt. »Bus;tag siir alle Men chen, die. ihrer Sünden eingedent, de en und ein neues, ein besseres Leben de ;innen wollen.« Das Mädchen hob jäh den Kopi. Warum tagte die Schwester so etwas :1 ihr? War sie eine SünderinI Hain ie denn jemals etwas Unrechtes genan Ter Kopf sank wieder ,3uriick. h Zum ersten Mal, seit sie darnieder ag, ialz fie in Gedanken das Kellersem irr vor sich, an dein sie täglich in Fchelndeen Spott vorübergeschritten. Das war auch etn Neid-sieh ver daran .-sß, unermüdlich sieißig ooin Morgen is izum Abend. Ein Paar Augen se en sie an. siebenri. bettelnd sorinlich mi ein liebes, freundliches theilneiis indes Wort. Sie hatte Einenan gesunden, nie iiats in edier Nächstenliebe iein schwe er Loos zu verschönen versucht. Uns ie hatte ihn sogar herzios oerbiihnts Var das teine Sünde-? —- — Unruikig wars sich das Mädchen bin .nd her. Sie wußte plöhiickk warum sie er liebe Gott atso strafte, verstand, wa iirn sie an ihrem eigenen Körper ersah en sollte. wie web solch Gebrechen thin. Heute ist Bahn-ji« hatte Schwester Marthe gesagt. Anna oachie nach. lis Kind hatte sie das Vaterunser aug oendig getonnt. Jn den letzten Jahren oaren ihr die Worte gar nicht mehr in sen Sinn gekommen. Ob fie sie noch anntr? Als Schwester Martin ovriibergetieri vrllte, bannten sie ein Paar glänzende, ieiisende Augen. Sie biieb stehen. »Nun -—— thut der Fuß wieder sehr oeh?« Das Mädchen schütteite den Kopf. »Ich —«— ich tann’s Vaterunser nichi —- nicht mehr! Wollen —- wollen Eie —« Die Schwester nickir. Leise, freundlich betete sie dein Mäd hen vor. Jedes Wort sprach Anna nam. uu ie »Amen« gesagt hatte, lächelte sie. Jn dem gelben Dämmerlicht, pag est im Saale war, stand ein Mann m der Thür, scheu, und-halten« oen Rücken gebeugt wie unter einer schweren Last. Schwester Martha trat itrn entgegen rnd schüttelte den Kopf. »Die Besuchizeit ist längst vorüber', agte sie adtvehrend. Er stand unbeweglich Die Finger Jiejten ein winziges Veilchensträuszchen rmtlamrnert. »Ich -—- «- ich hab’ so lange gewar et draußen. --- —--- bis, bis die andern gingen. Js, -— s— is Fräulein Anna s·och —- — ——« er stockte, er war voll ständig verwirrt. Der Schwester wurde es eigen urna herz. Das war der erste Besuch siir das blasse Mädchen da drüben. Nein, —- —-- den tonnte sie nicht sammt-eisen Sie trat zur Seite und veutete nach dem Bett hinüber, an dem sie soeben das Vaterunser gesprochen. Langsam, mit unsicheren Schritten ging der Mann daraus zu Anna hatte die hand ausgestreckt Sie weinte. als sie das vertraute Gesicht ah. Er hielt die Fing-er um seine paar blauen Bäumen gepreßt. »Ich. — — ieh hat« witttich nich je tvush dass — — daß Sie trant waren, Fräulein Anna«, entschuldigte er sich. »der-te, —- —-— heute erst erzählte mir's« Frau Schritte, bei die ihr Ortes ierorns g inen is damals. The-ki, —- — thut’i«- « sehr weh. das Wint« Sie sehsttelte den Kaps. »Im nicht mehr«, sagte sie leise. Ein Mienen war in ihr, ein Schüt teln. c, tote sie sich schämte, — — schändet Er legtedie Veilchen vor sie hin. Ru. —- —- nu wirW bald wieder . Braten Kommt ·-- kommt jervisr , — J » --- — sirenge Kälte nach fokn warmen Som mer. Meinen Se denn, — meinen Se denn wieNr in de Fabrit zu tönnenP Sie guckte die Achseln. »Mein Bein bleibt steif. Schnell gehn wer’ ich niemals mehr können, sagt der Dotior.« Er stotterte immer mehr. Sein Hut wanderte oon einer Hand in die andere. »Mei » — meine Schwester hat ’ne Putzstube in de Prenzlauer Allee. Se, — — se wollte schon immer jemand ba ben, der. —-- der sie helfen thut ins Je ichiift Nu. —- ——- nu hab' ich ihr erzählt, und, - - und wenn —- wenn Sie wollen, —— schlafen könnten Se auch bei —- bei meine Schwester« — Er verstummte lkl ckLt Sie hatte plötzl ich seine Band genom men und schluchzend gegen die Lippen gepreßt »O Sie — s-— Sie—— —- ich bin ja so böse, so böse gewesen!« Er hielt ihre Finger feil. Seine Blicke strahlten »Auf —- — dan ich denn wieder lummen?« Sie nickte freudig. Als er zur Thiir ging, fah sie ilnn staunend, mit weit geöffneten Augen nach. War denn das wirklich der kleine, ver wachsene Schneider? Stolz, frei hoch aufgerichtet schritt er dahin. Anna lächelte unter Thriinen in sich hinein. Ein feiner Veilchenduft um webte sie. Nein, nein, sie wollte nicht mehr ster ten. Leben wollte sie, leben —- — -—— Als Schwester Mnrtba am Abend die Reihen der Betten entlang schritt, lag das Mädchen mit geiaiteten Händen. Voriichtig nahm sie die Blumen von riet Decke und stellte sie in das Wasser nlng neben die Zchiasendr. »Dann irenl sie sich morgen früh, trenn ittr Tischchen n: cht leer ist«, dachte sit lächelnd. Ein Roman aus dem L« e be n. Die von grau Dom S ljiounce in Palerlon N. J» eingeleite te Scheidunastloge gegen ihren Gatten Jesse T Mounce bat ein Geheimniß Infgelliirt, das das Verfchwinden der ffrau und ihres Bräutigams August L. Reese, eines Zoll-Jnspettors in New Dort, seit Frühjahr umgab. Reese Hatte in Haledon bei Paterson ein hüb icheg Haus eingerichtet und nach der Trauung trat das Paar eine Hoch zeitgreiie nach dem Süden an, lehrte iber nicht zurück, und jetzt stellt sich her ang, daß die Frau in Broollhn und lieese in New Yorl wohnt. Frau Nounre war eine gelernte Kranken )slegerin und heirathete vor zehn Jah ren Mounre in Broollhnz von da zog Das Paar nach Passaic und dann nach !liston. Eines Tages verschwand der Mann und ließ einen Brief zurück, wo rin er der Frau mittheilte, daß er nicht nehr zurückkehren werde. Um dieselbe Zeit verschwand auch ein junges Mäd hen, das das traute Kind des Ehepaa res gepflegt hatte, und Frau Mounce vidmete sieh wieder ihrem Berufe. Vor einem Jahre erfuhr sie von einem An svalt in Cinrinnati. daß « Zounce bei rinem Trollen-llnsall in dieser Stadt umgetommen sei und er vor seinem Tode einige liiseiten dem Anwalt zur Uebermiiteluna an die Frau übergeben hatte. Die Essetten tamen in den Be sitz der Frau und dieselbe hielt ihren Gatten für todt. Als im letzten April Reese, den sie gepflegt, als er am Ner oensieber darniederlag, der Pslegerin herz und Hand anbot, nahm sie an und Richter Keyes vollzog die Trau ung. Die hochzeitsreise wurde ange treten und in Jersey City tauste Ru fe die Billete siir eine Fahrt nakh Wash ington un Dcpor der Pennsylvania Bahn. Als Frau Reese in dem Watte-L saal allein war, sah sie zu ihrem Er staunen den todtgeglaublen Mounre nach einem nach dem Westen bestimm ten Zuge tausen; ehe sie dem Mann folgen tonnte, hatte der Bahnbediensie te die Thür, die nach dem Perron führt« geschlossen, und selbst ein her beigeeilter Polizist lonnte den abfuh renden Zug nicht aushalten. Als Reese seine Frau sand, war sie einer Ohn macht nahe. Man berieth sich und larn zu dem Entschlusse, daß die Frau eine Scheidungsilage einleiten und bis zur Scheidung das Paar getrennt leben müsse. Reese suhr allein nach dem Süden und die Frau widmete sich zum dritten Male dem Berufe einer Kran tenpslegerin. Die Scheidungsllage wird binnen Kurzem zur Verhandlung lomrnen. » Die Entdeckung eines Mörder-, der sich 27 Jahre lang der irdischen Gerechtigkeit entzogen hat« scheint tm Kreise Osthaoelland gelun gen zu sein. Jm herbst 1874 wurde die Botensrau Albrecht aus Retzow aus ossener Landstraße aus gräßliche Weise ermordet und beraubt. Es wurden da mals mehrere der That verdächtige Personen in Untersuchungjhast genom men. wegen Mangels an Beweisen mußten sie wieder entlassen werden. Das Verbrechen blieb daher bis heute ungesiihnt. Nun ist ein handele-wann in der Gegend von Mauer-, der seht 70 Jahre alt ist, von einem Nachbar bei der Behörde als der Mörder angezeigt worden. Der Meldung usalge, ist der handelsmann in einem ireit von sei nern eigenen Sahn als der Thiiter be sichtigt worden. Thatsache ist, »daß ’ener handelsmann s. Z. wegen des pedes in Untersuchung war. Die Be hörde hat nähere Ermittelungen einge eitet.