Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 06, 1901, Sonntags-Blatt, Image 16
« »ic» m -WWooooooc-oooc 3 Hehlagende Zseiieri E - Es Ehe-XI « « kåI EIle Jst Erzählung aus Maånzcr alten Tagen von A. Norden. ;:; ! (A. HinniusJ J (19. Jertsetzuna.) »Der Freiherr von Greifsentlan,« begann sie wieder. «1"oll also, um kei nen Verdacht zu erregen, als Bevoll mächtigter des Königs von Sariierr des Verbiindeten JiapoleonT am Exakt zösischen Kaiserhos erscheinen mi: ie Ind welchen belanglofen Auftrag-n —- er König von Sachsen weiß natür lich nicht« wozu man ihn gebraucht Es ist ein schlauer Schachzug Wetter nichöz wie er ihn vollführt, das sage ich Dir später, ein anderes Mal. Es wird Dir leicht werden, Dir das Ve:: trauen der Kaiserin zu erringen, sic. ist ein argloses Kind, und das beste, ; ein Kind des Augenblicks-. nichts wei ter. Man weiß sehr genau, daß sie sich stets nach der Hofdura zurücksehnte und —- nach dem Grasen Neipder,i,k und so ifi es nicht einmal eine beson- « ders schwierige Aufgabe, dies locker geinüpfie, nein, sagen wir, dies frival rrsammengeiudpelte Verhältniß zu "sen. das sich auf das Unglück der armen Josephine basirte, die er um äußerer Vortheile willen versiieß.« — Sie machte eine Kunstpause und ging dann znrn Schreibtisch, dem sie ein Papier entnahm. Teinette hatte inzwischen die bren nenden Armieuchter gebracht. .Sied her, Franz, ein Brief des Järsten Metternich an Dich. Du kannst wahrlich mit den Aussichten zu irieden sein, die man Dir eröffnen spr allein bietet man Dir die Fürsten trene und hol-e Auszeichnungen wenn die Sache glückt, da man glaubt, daß Dri, der reiche Yannwar eitlen Din gen aus Rang Melu- tegu eoeuiauv wird man Diri aber die höchsten For der-ringen erfiillen, denn der Kaiser Franz will nicht mehr der Schwieger vater eine öNapoleon sein« der ihm niemals sympathisch war. Wie er ihm innerlich längst feindlich gesinnt ist, so möchte er jeyt auch öffentlch gegen ihn austreten können, und dazu muß er frei sein« frei von diesen en: würdigenden Banden.« Sie legte einen Brief in Greiffen tlau’s Hand, den der Freiherr aus mertsam und, wie es schien, mit Jn ierefse las· Schon srohlockte Mode leine, sie glaubte, sie habe gewonnen. Da erfaßte Greifsentlau den Brief Metternichg mit beiden Händen und mit einem Ruck zerriß er ihn und wars ihn zur Erde. »Das ist meine Antwort, Maor leine, sage das dem Fürsten.« «Franz!« Jn ihren Augen funkelte wilder Zorn, sie hatke in diesem Moment satt etwas Raubthierariige5, wie sie die weißen Zähne in die Unterlippe grub. Er sah sie trauriq an, denn vor ihin versank jetzt fiir immer das ganze Ge bäude seines Glückes. an das er doch siedet einen Moment geglaubt. Er hatte sich noch einmal täuschen lassen, denn die Täuschung lächelte so hold, aber nun wußte er, daß der Abgrund, der immer zwischen ihm und Lena Erthal gelegen, sich niemals über driicken lasse. »Hast Du denn nur einen Augen blick geglaubt daß ich zu solchen Din gen meine Hand bieten werde? O Lena wie wenig tennst Du mich doch!« Es klang traurig, nicht dorwurfsvoll, wie er das sagte. »Es war ja ein Unding, wenn ich immer wieder hoffte daß wei Naturen wie die unferreen eins sein konnten Jch mache Dir ei nen Vorwurf, Lena. denn Du bist eben wie Du bist, und Niemand kann aus seiner Natur heraus. Jch weis steu, daß ei vorbei ist für immer, da ich gehen muß fiir immer« denn mir ist etwas Liebes gestorben, das ich zu Stabe traae mit lchmmeerissenezrn herzenl« Er umfaßte mit langem Blick ih:e anze Gestalr, das fchöne bleiche Ge rcht mit Den dunklen, stammenden agen. Wie hatte er dies alles ge liebt, wie sehr ihren Feuergeifi die federnbe Elafticität ihrer Natur-. Aber bei allen Gaben, die so reich über sie ausgefchüttet waren, fehlte ihr doch eine, das höcher Gut des Weibes, ein Herz voll hingebender Liebe ,Lebewohl, Lena, für immer! Ich gehe, um niemals wiederzusehren,« sagte er. »Mein schon längst gefaßter Entschluß soll nun zur That werden ch bin dem Kaiser gegenüber ein - eier Mann, die Fesseln zerrissen in jener Nacht. als ich mein Leben für ihn einsehen das Leben, das er mit einst geschenkt hat. Nun kann ich ihm siedet geßeniibertretem aber nicht wie Des ed ge acht, Leut-, nicht in klein« chene, nrglikiiaem Jntriauenspiel, son Oern frei nnd offer-, mit der Waffe in »Ur Daub. Die geknechteten Völker affe- stch endlich zur Erhebung auf, - se solle- daj lange celragene, wider IEIA Mit eu. verbaßte Joch ab - Mist-, He ten sich um ihre an- « »T« ste- rsten, gegen den Erb « . U- freinben Eroberer, der » »s- Msswnnggss zis » . « - se e - W t den einzureihen, und auch ohne Deinen Ruf, Lena, wäre ich heute gekommen« um Dir das zu sagen. Einen Mo ment konntest Du mich schwankend machen in meinem Entschluß durch; das Geständnis Deiner Liebe, dann wäre zrnaz don Greiffenklau nichts gewesen als ein Mensch, der sich fein Glück reitet in jenes Land vollkomme ner Freiheit. Aber das sollte nichi fein. Du hasi mir wieder gezeigt, Lenu, daß die tiefe Kluft, die unser-: beiden Charaktere trennt, nicht zu überbriicken ifi, und fo gehe ich. — Falle ich, so sind alle Bestimmungen getroffen, um die, die im Leben treu zu mir gehalten, frei und unabhängåki von den Menschen zu stellen, vor allem meinen treuen Diener Jgnatz. Auch Du, Lena, wirft ein Vermächtniß von mir annehmen müssen, auf daß Du zuweilen an granz von Greiffeniiau denkst, wenn - u die Hiibe erklommen haft. die Du ersirebfi. Denn ob ich in diesem Kriege falle, ob ich dereian mich wieder an die Spitze meiner Ge meinde in Amerika stelle, fiir Dich, Lena, für Deine Welt überhaupt iii Eranz don Greiffenklau fortan ein odter, der nie wieder aufleben wird.'« Langia-n wendet er sich zum Gehen, während sie finster zum Fenster hin-— ausfiarrt, auf die Domthiirme, die sich wie drohende Finger zum Himmel em porstrecken. Da wird die Thiir heftig aufgerifi sen, der bucklige Diener des Baron-: Jgnatz, stürzt herein. »Das Haus ift von Soldaten um tirmtle « rufe »- «-eb»nlnä »Gilt das der Gräsin?« fragt Franz. »Ja, aber auch dem Freiherrn von Greissenklau. Sie waren schon bei uns im Greissenllauer hos und haben alles durchsucht. Dann meinten sie, der Herr sei wohl bei der Frau Gra sin, denn sie sahnven aus Beide.« Madeleine lacht spöttisch aus. Ver haften, sie, die Nichte des letzten Kur siirften von Maja-, die Freundin Dalberg’s? Unmöglich! »Laßt sie tommen,« sagt sie, »sie schrecken mich nicht. Der Großherzog von Frankfurt wird mich zu schützen wissen.« »Dalberg! Lena, vertraust Du wirklich so sest aus seine Freund schast?« Sie saltet finster die Augenbrauen Die Erinnerung an ihren letzten Be such bei dem Großherzog und vie Ab lehfnung die sie erhalten, steigt in ihr au . »Wahrlich, in dieser elenden Wekt ist nichts wie Lug und Trug,« sagt sie. Von unten heraus ertönt Massen klirren, ein Eommandorus. »Willst Du Dich der Gewalt entge gensetzem Lena?« drängt Franz, »was bezweckst Du damit? Napoleons Or gane arbeiten prompt und unerbittlich, Besinne Dich nicht tange, die Zeit eilt hier giebt es sür Dich nur eins, vie Flucht. Sonst wirst Du im hols thurm zur Besinnung tommen.« »Im Holzthurm!« Das Wort oersehlt seine Wirkung nicht, und die schweren Schritte, Die bereits aus der Treppe ertönen, thun das Uebrige. Sie die vornehme, ge lxierte Frau, sie, die Fürsten zu ihren « iiszen gesehen, im Holzthurml Eine andere in ihrer Lage hätte vielleicht ein Gefühl der Schwäche ge habt, doch das kennt LenaErthal nicht. Ein Sprung nach der Thür, eine Um drehuna des Schlüssels im Schlo , so ist wenigstens ein sekundenlanger us ent lt gewonnen ie etlt in ihr Schlaszimmer, hüllt sich in einen langen, dunklen Mantel, mir-« vie-»- Mfsiok refu- hvn Ost-of »Fort, Franz, ich führe uns sicher!·« Jhre Stimme klingt fo ruhig und furchtlos, trotz des Lärm3, der fich jetzt in den anstoßenden Räumen er Pelöh trotz der nahen, drohenden Ge a r. Franz schaut in das bleiche Gesicht mit den stolzen, flammenden Augen und vergessen ift Alles, was er noch vor Kurzem empfunden dot. Die be wundernde Zärtlichkeit für die Frau, deren Liebe ihm trotz aller Erfa run gen stets als das höchste Gut gedünkt, erfüllt wieder fein herz. Und fort geht es durch eine Seiten thtir, über Gallerien die den langen. schmalen Hof hegrenzen Am Ende des hofes führt eine altersfchwache Treppe hinab, die vor einer alten Mauer endet. Da hängt eine Thür in toftigen Angeln, und nun befindet man sich in dem Garten des Korbma cheri Neichart in der Seilergaffe, def fen Haus von der Rückseite auf diefen Garten mündet. So weit hat Lena die Führung übernommen, nun muß Jgnatz, der Bucklige, das Uebrige thun. »Der tfchermeifter Nagel am Fifchthor i mein Ohm,« sagt dieser, »und fein Nachen liegt nicht wett von der Brücke. haben wir den erreicht, fo sind wir neborgen.« « Aber die Thore,« wirft Greiffew n ein. »Sie sind noch nicht geschlossen« , .Doch man wird unt festhalten » man wird äderall adertirt trink Eine lange. bange Pause. «,Wie konnte ich nur fo dergeßlich fein," sagt Lena »ich weis eine ileine Pforte in der Stadtmauer, in der Nahe des Zeughaufes, die wurde oft von den Pagen und oftadalieeen des Kurfiirsten zu nächtichen Ausfliigen braust. Sie ift unter Epheu und wildem Wein fast oerftetrt und war niemals verschlossen, denn Niemand achtete auf sie. Jch glaube wohl, daß ich sie wiederfinden würde.« .So gehe ich durcisi Fifchthor an den Rhein und brin e den Nachen in die Nähe des Zeug anfes,« schlägt Jgnan dor. Vom Garten aus hat man fest den Flur des Korbrnachere durchschritten, die Familie sitzt beim Abendessen und bemerkt darüber die fremden Waffen ten nicht. Nun befindet man sich auf der Straße, und Janus verliert ssch irn Schatten der Häuser nach den zocfchthor zu, während die beiden an deren durch die engen Gäßchen die Stadtmauer am Rhein zu gewinnen suchen. Da tönen Waffengetlirr und läri mende Stimmen vorn Heiligen GeEIt her. Sie wenden sich wieder zurück und fliehen nun durch das Labyrinth der engen Gassen iider den Brand weiter. Schwerer und schwerer hängt Ma deleine an Greiffentlau·s Arm, ihre zarten Füße sind des Straßenpflafters nicht gewöhnt, und durch die dünnen, seidenen Schuhe macht sich jeder spitze Stein empfindlich fühlbar. Die Grä fin don Fremont bat sich bisher nar in der Sänfte oder Equipage durch die Straßen bewegt. » Aber Lena Erthal darf und will den Muth nicht verlieren, iie will jeder Situation gewacher fein, und als Franz von Greiffentlau besorgt den Arm um sie schlingt, fchiittelt sie ab wehrend den Kon und versucht zu lächeln· Endlich durchschreiten sie das Zeug: Isi-»ä-I;II·I-s-n »n- ssnn Asssuhtn Its III qnassbgousssH » -- ------- ,.- ..-, in ver Rheinstraßr. Ringsutn alles still, ganz in der erne hört man Menschenstimmen. Jst stehen sie an der Stadtmauer. Lena fühlt nun doch, tvie der stockenve Herzschlag den Busen zu sprengen vroht. Wird sie auch die kleine, un scheinbare Thür wiederfinden, und wenn auch, kann dieselbe nicht in wi schen vermauert oder verschlossen sein« und was dann? Sie waat kaum zii athmen, fürchtend, daß Franz ihre angtvolle Spannung bemerken könne « ie Mauer ist mitEpheu dicht iibeei wachsen. tastend gleiten Lena’·s Hände an den talten Steinen hin und her, glücklicherweise hat sich ver himmel vervuntelt, ein feiner Ne en rieselt herab. Aus ver Wachtstu e im Zeug hause schimmert Licht, aber der Schat ten ber Mauer verbirgt die Beiden sich hin und her bewegenden Flüchtlinge. Da! Jst das nicht die tleine Pforte, jene taum sühlbare Ek höhung unter vetn Epheu? Mit Mühe unterdrückt Lena einen Freu denrus, sie bemerkt nicht die Berii rung einer langbeinigen Spinne, die ihr zu anderen Zeiten Entsetzen einle szen würde-. «Gefunden!« Doch vie Pforte ist verschlossen, oder die Angeln so verrostet, daß sie dem Druck wider stehen; hier versagt die Kraft der Kraft der Frau, Greiffentlau muß helfen. Mit seinem Taschemnesser öff net er das roftige Schloß. leise knir schen die Angeln,man tritt hinaus ins Freie. Da ertönt von den Rheinmiihlen her ein Pfiff, dort wartet Jgnatz mit dem Nachen. Das Boot ist erreicht, Franz hebt Lena hinein. Nun tau chen die langen, schmalen, mit Bast meickelten Ruder lautlos ins Was er. »Gerettet!« ruft Franz. »Die Welt bes Truges und falschen Glanzes liegt hinter uns, Lena, sie ist Dir fortan verschlossen, eine andere Welt öffnet uns ihre Pforten, la Dich hineinfüh ten in diese Welt, liebte.« Träumerifch lehnt sie den Kopf an " seine Schulter und lächelt zu ihm auf. «Du haft recht, Franz,« sagt sie leise. »Ich verachte diefeWelt, die mir nichts als Enttcjuschungen und bittere Er fahrungen gebracht hat. Lehre mich leben, wie Du lebst, lehre mich denken wie Du denkst, ich will nichts weiter fein als Deine Lena, Dein treues, hin gebendes Weil-t« »Lena!« Er preßt sie in wildem Entzücken in seine Arme. »O, wie fegne ich diese Stunde der Gefa r, die Dich rnir endlich wiedergieht. Wie will ich meine wilde, stolze Lena hochhalten als meine Gefährtin, als meinen Ka meraden!' So gleiten iie dahin in siumnier Seligkeit, vergessen ist die Gefahr, der sie taum entronnen, vergessen alles. Schon sind sie über die Höhe des kur fiirstlichen Schlosses hinaus, da er tönt vom Raimundithor her Solda tenliirni, Waffentlirren. Man hat den Nachen trotz der Dunkelheit vom Ufer aus bemerkt. «Vorn:ärts!« tust Franz, er und sein Diener arbeiten satt aller Kraft. Wie ein Pfeil schiesit das leichte Fahr zeug dahin, auch Lena hat ein Ruder eraeiffen. Da liift ein Hin-im Nachen sich vom Ufer. - »halt, oder wir schiebt-IF Alt Antwort reißt Franz das Pi stol, das er von feinen Reisen her im mer bei sich trägt, aus dein Gut-seh «Iiir alle Fisllelu WW ! Das viel schstoerfäliigere soot bleibt hinter dem .Flieher", oheißen diese leichten Kähne am Rhe. zurück; doch i jeht hlth ein Schuß aus. ·.Valte Dich tapfer!« rust Franz dem Diener zu. Reden ihm siht Lena ohne ein Zei chen von Furcht, das Ruder in der träftigen Hand. Ihre Augen blitzen, ihre Wangen sind leicht geröthet. Und wieder kracht ein Schuß. »Das war gut gemeint,'« sagt Greiffenklau. Die Kugel hat seinen thut durchbohrt, ohne ihn selbst zu verletzen. Doch durch Lena’s Körper geht es wie ein Schauer, sie dentt an die Wahrsagung der alten Zech, die sie beinahe vergessen hat: »Ich sehe einen Mann, der eine Krone trägt. ich sehe auch einenBrauts tranz in der Ferne; doch von dem Manne mit der Krone senkt sich ein blutiaer Schleier herab, und die Was ser tauschen empor, höher und höher-" Aber Lena ist nicht die Frau, die solchen phantastischen Träumen lanae nachgriibelt, sie hat überhaupt das Träumen niemals geliebt, thatträstig schüttelt sie den Traum ab. ; Durch den letzten Schuß ist ein ilei: ner Aufenthalt entstanden, denn Ja natz hat erschreckt die Ruder sinken lassen, weil er seinen Herrn verwun det glaubt. Darüber nähert sich das oersolgende Boot um eineSpanne dem anderen, und nun kracht ein dritter Schuß Mit leisem Stöhnen sinkt Lena zu— — samtnen. »Bist Du verwundet?« ruft Franz, und das Pistol in der hochaehobenen Hand, zielt er hinüber. Sein Schuß hat ebenfalls getrof sen. Dariiber bleibt das andere Boot weit zur-ä, und Jgnatz arbeitet miz « allen Kräften, während Greifsenllau sich über Lena beugt »Lena, bist Du oerwundet3« So sprich doch, Geliebte!« Es klingt wie ein wilder Verzweiflungsschret Keine Antwort Da sieht er in das geisterbleiche Ge sicht, von dem der Schleier herabge alitten ist« in state, halb geöffnete Augen. auf dem Munde tropst Blut Noch einmal geht es wie ein Schauer durch die ganze Gestalt dann —-— alles still. Die Kugel hat das heiße, wilde Herz durchbohrt Was kümmert sich Greissentlau jetzt noch um seine Versolger! Er hält die Geliebte im Arm, ihr Kopf liegt an seiner Brust aber das Leben ist entflohem keine Macht der Erde der maa es zurückzubringen » Jndessen arbeitet der treue Janatz mit allen seinen Kräften, das Boot fliegt wie ein Pfeil dahin, während das andere immer weiter zurückbleibt Wie lange sie so den Strom hin abgesahren sind, weisz Greiffentlau später nicht zu sagen. Erst als der Nachen in einer Bucht landet, sieht er aus. Jn der Ferne sieht er sein Stamm schloß. aus den halb verfallenen Thür men glänzen die silbernen Mondstrab len. Doch dicht an den Ufern des Rheins breiten sich die weiten Mauern eines anderen schloßartigen Besiyes aus, überragt von einem allers grauen Thurm. «Reichartshausen« heißt es, durch Erbschaft lam es in die Familie seiner Mutter. Verständniszvoll siehthnatz ihn an. »Soll ich hier landen?« fragt er. Greissenllau nickt bejahend. Er nimmt die todte Geliebte in sei ne Arme und wehrt dem bilfreichen Diener, kein anderer soll die theure Gestaltberühren Der-Weg vom Rheinufer bis zum Schlosse ist nicht weit, es ist ein klei ner, trauriger Zug, der ihn jetzt zu rücklegt Das haus war einst ein beliebter Wohnsitz seiner Eltern; dann muw sein Vater-es vertausen. Nun steht es öde und verlassen, seine Zimmer sind leer, denn während der Revolution wurde es von durchaiehenden raubaie- . rigen Banden aus-geplündert. Leise rauschten im Walde die Bäu me des alten Paris, in dem er als Kind so oft gespielt, dort steht in sei nem Schatten eine Bank, seiner Mut ter Lieblingöplah. Da legt er die Geliebte nieder, um noch einmal mit der Todten eine letzte Zwiesvrache zu halten, während Jgnaß ein trauriges Wert bereitet. Wie hat er einst das wilde· trotzige Kind aelieht, wie ist das betont-lähm de Mädchen das Ideal feiner Jüng lingsträume gewesen, und wie hat er sich an die Hosinuna getlatnmert, daß das Weih, dessen Feueraeist es aus. falsche Wege aesiihrt, qeläutert durch die Liebe, zu ihm zurückkehren werde, zu der ursprünglichen Bestimmung der Frau. Jeht sind alle Schlacken von ihr ne sallen, die einst ihr Bild verdunkelt haben, der Aharund’iiberbrückt, der trennend zwischen ihnen laa. Sie war wieder seine Lena, das Jdeal seiner Jünglinastriiume, so wie er sie sich gedacht als Gefährtin des reisen Man nei. Und gerade je t, da er sie lich aufs Neue errungen, a er sie allen feind- s lichen Gewalten abaetroth streckt der Tod seine band nach ihr aus, um sie ihm site immer zu nehmen. — Viele Stunden sind vergangen. Noch immer iniet Ftanz von Greisfentla«.; vor der Geliehtem noch immer Eis-ji er ihre ertaltete band in der seinen, hängen leise Augen ass. i ren Zügen, W um sie festzuhalten fiir alle Ewigieii. Ietzt, da ihm Lena Eethai unwieder dringlich verloren, siihlt er, wie sehr er sie geliebt wie sein ganzes Leben steh auf die Hoffnung basirte, sie doch einft sein eigm zu nennen und sie ein- ; zuführen in seine Welt. —- I Da fliegt ein rosiger Schimmer iiber den horizont, und jetzt erscheint Jst-mi »Herr, das Wert ift vollendet und der Morgen graut. Man wird suchen l und den deren finden und — die Todte.'· l Da sieht ein bleiches, um ahre ge altertes Gesicht zu Jgnati au . Dem » treuen Menschen fiiirzen die Thriinen aus den Augen bei diesem Anblick. »Du hast recht, Janas, meinTreuer, teine fremde Hand soll mir die Todte entweihen.« Und wieder nimmt er sie in Die Arme wie eine Mutter ihr geliebtes Kind. Jm Pakt in der Nähe einer kleinen Capelle ist die Stätte bereitet, wo sie ruhen soll. Janatz hat Alles, was der iarge April an ariinein Laub gespen det, in das Grab aestreut; nun liut Lena, auf ihren Mantel arbeitet, fo friedlich da wie ein sanfi schlummern des Kind. Das lange, dunkle Haar fallt ausgelöst auf den ro. hen Atlas ihres Kleides und der erfie Sonnen strahl liifkt ihre bleiche Stirn. Franz don Greiffenilau der eiserne Mann hat wohl selten in feinem Le - ben Thränen veraosfen aber mie er ietzt sorglich feinen eiaenen Mantel. iiber ihre Gestalt breitet. wie er noch. einmal in das schöne Gesicht schaut«; zum letzten Mal, ehe es für imm«r’ ihm entschwindet, da rollen ihm lann fam zwei schwere Thriinen die Wart gen herab. »«Leb’ mohl,»Leni-1«!« i i i i i i uns lau scslcc LIUIIU suclsl U zu Spaten und Schaufel, denn Niemand als er dars sie zur Ruhe bringen. Die Sonne ist indessen in voller Pracht am Himmel emporgestiegen und nun wölbt sich der Hügel iiber der stolzen Lena Erthai. die so viel vom Leben erbosst und erwartet« und nichts gewinnen sollte, als diesen stillen His gel itn Walde. Achtzehntes Kapitel. Kurz vor der Schlacht von Großaöri schen meldete sich bei dem Comandeur der Todtentops - Husaren ein Freiwil liger. Es war ein Rheinliinder, Frei herr von Greissenllau nannte er sich. Man hatte dem schon reisen Mann die Litzen des Unterossiziers gegeben, und gleich nach der Schlacht wurde er zum Leutnant ernannt iFortsetzung solgt.) . Familien-leben Es ist die schönste Erinnerung für spätere Jahre. Fast will es scheinen« als ob über obiges Thema, dag- schon oft behandelt wurde« dessen Wichtigteit so anertannt, so selbstverständlich ist« nichts Neues zu sagen wäre. Neu ist vielleicht auch gerade nicht« was ich aus dem Fetzen habe, aber Alter« scheinbar Berge enes, Uebersebenes möchte ich an dieser Stelle recht eindringlich aussprechen. Vorrrst will ich nicht zu bemerlen unterlassen, daß, Gott sei Dant, auch in unserem Adoptivvaterland noch viel echter Familienstnn zu finden ist. Gleichwohl beobachtet man nicht selten, besonders bei der Jugend, eine gerin gere Werthschiitzung der Familie. So schön und qut es ist« wenn die jungen Leute« auch die Mädchen« seiib aus ei genen Füßen zu stehen lernen« so leicht glauben Viele auch« eben im Besitze dieser Selbststiindigteit, das Familien leben entbehren zu tönnen. Beobachten wir ein Menschenleben von seinem Anbeginn, so tommt uns überaus tlar zum Bewußtsein, dasz der Mensch siir die Familien bestimmt ist« denn lein Geschöpf tritt so hülslos in’s Dasein wie ein Menschenkind Bon Anfang an ist es aus die Fami lie, · funachst aus die Mutter« an gewte en. Es liet augenscheinlich im stili chen Wi en, daß die durch die nde der Natur Zusammengehörigen auch durch die innigste, gusopsertzdste·2«iebe derounden durch a ueoen geoen rouen· · Unsere nächsten Pflichten sind also die, welche wir gegen unsere Familie haben. Jhre Erfüllung allein wird uns dauernde Bestiediaung geben. Dies gilt nicht nur don den Eltern, sondern ebenso sehr von den Kindern. Und wenn die moderneLebensrichiung zehn mal auch die Töchter vom häuslichen Herd hinwegtreibt —- meist gewiß mit allem Recht, —- die Pflicht gegen alte Eltern, hülssbediirstige Geschwister gehen immer voran --— wenn nicht gar die Noth ein ebieterisches Machiwori spricht. Des Menschen schönste Eigen schaften kommen gerade im Familien leben zur vollsten Entsaliun . Die häusliche Tugend, welche im i oden des Familienlebens wurzelt, ist die Grund age aller andern. Wir Frauen müssen unsere ganze Kraft daransehem in den unt- anver trauten jungen Menschenseelen den echten reinen amiliensinn zu pflegen. Vor Allem s assen wir unsern Kin dern ein glückliches, traut-s heim! Dies lönnen wir nur, wenn wir selbst Dies liinnen wir nur, wenn wir selbst knii ihnen und silr sie leben. Wenn die Elle-in ihre Erholung außerhalb des Hauses, außerhalb der Familie su chen, so ist es iein Wunder, wenn die Kinder. sobald ne tliiaae aewordcn sind, das Gleiche bei-ehren Ganz an ders, wenn die Eltein, ganz besonders die Mutter, ibre beste Freude im Kreise ihrer Lieben suchen. wenn leh tere mit liebevoll heitere-n und nöthi gensalls auch strengem und ernstem Wesen ihr haus zu einer Stätte des Friedens, des Glückes gestaltet. Wenn sie, indem sie die Kinder zu allem Gu ten und Schönen begeistert, den eigenen Geist weiterbildet, mit ihren Kindern mitlernt, sodaß sie auch deu im Stu dium oorgeschrittenen Kindern eine oerständnißbolle Freundin und Ve ratherin zu sein vermag. » Jn den jungen Herzen wird der Zauber solch einer schönen Höuslrchteit sortwirten bis in’s höchste Alter, zur Nachahmung anspornend iort und sori —— -s——.—-—-— Traiiertleibung. Auch biet will die Mode mitreden. Es lieat im Gefühl des Menschen, dasz er, wenn sein Herz verwundet, sich in schwarze Gewänder hüllt, allein auch die Sitte schreibt den Trauern den bestimmte Formen vor, deren Nichtbeachtung sast einer Geringschätz ung gegen den Dahingeschiedenen gleichtiime, und wenn auch im Allge meinen die Traueriteidung der herr schenden Mode folgt, so sind doch nur einfache, wiirdige Formen dafür maß gebend. Der englische Sirepp spielt bei den Traueriosiümen die bedeutendsie Rolle, dagean wird Krepp-Cbisson nicht mehr verwendet. Durch den Besaiz mit englischeni Krevp werden schwarze Wollentieider erst zu richtigen Trauertostiimen ge steinpelt. haben die Röcke einen Ser denttnevolant, Io dedeat man diesen entweder ganz mit Krepp oder stattet ihn mit mehreren Blenden dieses Stoffes aus. Die zur Trauertlei dung üblichen glatten Taikcen werden mit Einsäfien und Rüschen aus Krepp verdollständigt oder auch blusenarti damit äherzoqen, was sich namentl· für junge Mädchen empfiehlt. Für ältere Damen eignet sich die Prinzeszs form mit kleiner Schleppe, da dieses ganz besonders wiirdedoll erscheint. Unter den Häten fiir ältere Damen ist die kleine englische, mit einem Ialtenbandeaur abgeschlossene Kupp tapotte mit dem unvermeidlichen lan gen Schleier und einer in die Stirn fallenden Schnebbe gebräuchlich. Häufig pflegt man auch die englische Sitte nachzuahmen und einen schma len, weißen Batiststreifen unter die Kapotte zu besten, was tiefe Trauer bedeutet. Das große Umschlagetuch, welches früher als die zur tiefen Trauer noth fdendige Umhiillung galt, wird neuer dings fast gänzlich durch das prak tische Cape verdrängt, welches fiir den Winter aus Doublestoff gearbeitet, « mit wollenen Borten besetzt und dein üblichen Sturmtragen ausgestattet ist. Junge Mädchen wählen statt des Capes einen halblangen Paletot oder ein Jatett, doch sollten hierbei, ebenso wie bei den Hüten auch nur die ein sachften Formen in Betracht tommen. Unter den Kopfbedeckungen wählen die funaen Damen theils Toques, theils runde hüte aus Krepp und hierzu einen Gesichtsfchleier aus Sei dentiill mit breitem Kreppsaum s-.. .-—.- --- Goldene Lehren. Goethe über den Umgang mit Men schen. Die Summe feiner Erfahrungen äber den Umgana mit Menschen hat Goethe in wei Rathschlägen gezogen, die er an keine Frau und an junge Freunde richtete. Zu einem der letzteren sprach er: »Verfchmäht nie, in euer Streben die Einwirkung von gleichgestnntenzreuw den aufzunehmen, sowie ich auch aus der anderen Seite angelegentlich rathe, Iteine Stande rnit Menschen u verlie ren, zu denen ihr nicht geh rt, oder die nicht zuruch gehören; dennsolches lvkllckl Wclllg, lulm usw suc- uu Oc ben gar manches Aergcrniß zufügen, und am Ende ist denn doch alles ver geblich qewesen.« An Christiane aber schreibt er ein mal: »Was die Menschen betrifft, so thu’ ihnen nur so viel Gesälligleiten als du kannst, ohne Dank oon ihnen zu erwarten. Jm einzelnen hat man alsdann manchen Verdruß, im an zen bleibt immer ein gutes Ver ält nisi." »Was wäre ich denn, wenn ich nicht immer mit klugen Leuten umge gangen wäre und von ihnen gelernt hätte? Nicht aus Büchern, sondern durch lebendigen Jdeenaustausch, durch heitere Geselliateit müßt ihr lernen.« Jn Deutschland giebt es eine Ehre des Edelmannes, Ossiziers-Ehre, Be amtenehre und dann noch die ganz ge wöhnliche Ehre des ehrlichen Mannes. Mit der lehtern wird’i aber nicht so genau genommen. s- si s Ztoei Frauen in Jthata, N. Y» duellirten sich mit Pistolen. Eine der Secundantinnen wurde auch richti getroffen und die Aerzte retteten fis nur durch schleunige Flucht. i i- is Ueble Laune ist die Sucht Andere km unserem Aerger theiinehmen zu las en.