Ein Fwnwltidsc W Selbst-Keines einer amerikanischen Schriftsteller-in- —- Deutsch von Mary Ober-berg. —--.—-—. Der there Verm-er der Bantsirma De Vor ic: Fethexingay in Chicago war seit Jahren Wille-Den Er hatte nur ein Kind, ein-) nngeceiiliniich schöne Tochtse ilm dieser Texliier ein bedeu tendes Vom-exten- zn sichern, arbeitete er nneeiniidiiclz und ließ sich in die tiilnisten Spetulationen ein, die ihm auch seiten sclzlsckslegem Eine-: Textes brachte Mr. De Voe einen seiner Angestellten mit zum Di ner. Alexander Patien, der Sohn ei nes mit Sorgen tämpsenden Farniers. hatte in kurzer Zeit durch seine ber vorragente Intelligenz nnd Geschäfts tiichtigteit dstz volle Vertrauen des sonst sehr versxhlessenen Ctyess gewon nen. Er werd-.- ein Häufiger Gast im « use des EIJLTCZIHZVS und verliebte ch sterblich in das- schöne Mädchen, dem er bei der Tafel gegenübersitzen durfte. Die Gewohnheiten nnd Ansichten · der extiusiven Kreise waren dem jun- ; gen Mann noch ziemlich fremd geblie- . ben, auch wußte e: nicht, welche Macht der Dellar ausübt-n Von seinen Ge fühlen übermannt, stürzte er der An gebeteten eines Abends, als et sich sum ersten Mai allein mit ihr befand, — zu Füßen. Mit leidenschaftlichen ; Worten gestand er ihr seine Liebe und T bat sie, ihn mit ihrer Hand zu be glücken. Jn den Zügen des Mädchens zuckte . es. Fast schien es, als wollten sich die ; schmalen, wxißen Finger dem Knien- F den auf das dunkle Haupt legen. Dann aber richtete sich die biegsame Gestalt s hoch aus. Mit spöttischein Lachen ries " Floreuce ihren Vater aus dem Neben- , zitnrner herbei und sagte: »Sieh, Pa pa, so wird deine Güte gemiszbraucht. » Kaum ist dieser junge Hm bei uns Ins-km nimmt-dort do trachtet ct auch schon-nach deinen Goldrollen Er war eben so großmüthig, mir Herz und Hand anzubieten Was sagst du zu dieser Unverschämtbeit?« Besiiirzt hatte der Bankier den son- , derbaren Auslassungen seiner Toch- « ter zugebört. Alexander Patton aber war todtenbleich aufgesprungen. Mit behenden Lippen stammelte er eine Entschuldigung und verließ das Haus-. Schristlich ers uchte er am nächsten Ta- ; ge die Firma De Voe Fc Folheringan T urn seine sofortige Entlassung Weder Ilorenre noch ihr Vater hörten je wie der etwas von ihm. Zwei Jahre später lernte Miß De j Boe einen jungen Börsenmann kennen, « dem man eine große Zukunft prophe- s eite. Cliston Warten huldigte der olzen Millionärstochter in auffälliger Weise. Sein männlich schönes Reu keres, sein elegantes Auftreten ver sehlten ihren Eindruck aus Florence » nicht. Mit dem Scharfblick des erfah- ! renen Menschenlenners warnte De« Boe sein Kind vor dem neuen Freier Als das junge Mädchen nicht auf ihn hören wollte, verbot er Mr. Warten ? sein Haus. Stürmische Szenen zwi schen Vater und Tochter waren die - Folge. Der Widerstand des Alten reiste die Eigenwillige und trieb sie Juni Acußerften Eines Morgens machte der Buntier die Entdeckung, daß Florence sich hatte entsiibren lassen. Die junge Frau ; kehrte zwar gleich nach erfolgter Trau- j nng rnit ihrem Gatten in das Vater baus zurück, doch mußte sie bald ein- J sehen. daß sie diesmal auf lein Nach- f « geben zu rechnen habe. De Voe wei- ; gerte sich, das Paar zu sehen. »Du hast Dir selber Dein Loos zu : danken.« schrieb er seiner Tochter. » ch·; weiß, es wird kein rosiges sein. A er s ich hoffe, du hast so viel von meinem Blut in Deinen Adern, daß Du alles S lirmne, was Du bald zu erdulden - he dürftest, stumm über Dich erge- : vers-»si- ein« - -.-- Cis-s- WI JIUL all-III LUULJ LUIIZ Ists-U UIULLUIL der Inhalt des väterlichen Schreibens mysteriös. Dann begriff sie nur zu gut. Clifton Warten wurde unter der Anklage des schweren Vettugeg ver- ; haftet. Er besaß keine Mittel, keine ! vermögenden Freunde, und so konnte » nichts ihn vor dem Zuchtbause retten. », Vergebens flehte das unglückliche, jun- T se Weib in rührenden Briefen den Va- E ter an, sich des Gatten anzunehmen. An dem Tage, da Warten zu langjäh riger Gefängni strafe verurtheilt wur de, beantragte z lorence die Scheidung. I Uud an dem »Tage, da der Richter- ' mch sie von dem Betrüger trennte, and man den Senior-Partner der inna De Boe ckc Fotheringay todt in einem Arbeitszitnmer. Man muntelte davon, der Bankier jd vergiftet worden, Florence aber Aste, daß der Gram um sein verlore Isi Kind es war, der dem alten Man It das Herz gebrochen Ei wsr dee jungen sta::unmög1ich, ZU Begräbnis Nisus-sehnen Sie «We auch nicht ab, bis das Testa eröifnet ward-. Au die Erd j » · - auf den Sarg des Vaters nie « - «-- an Bord eines DampfetT des Iuti SHW ging. Ein sub o m ewigen tau etten, befand sich Florences ! der algerischen Miste nur durch eine Hsigeltette vom Meere getrennt hatte die Heimathslose aufgenommen Es k ist eine seltsame tleine Kalt-nie, · uder Ilorencejest gehört. Hier find än ner anzutreffen, nach denen Deiettips die halbe Welt durchstreifen, ohne ihre Spur zu entdecken. Hierhin haben sich s i Frauen zurückgezogem deren Vergan- i genheii mehr als fragtviirdig ist. Täglich sieht man einen großen hageren Mann mit gelblich blossem, runzligem Gesicht und grauem Haar. Von ihm tuschelt man sich zu, daß er geholfen habe, die Bomhe herinstellem die einen Zaren tödtete. Da ist ein lebhafter kleiner Franzose, fast immer in Absynthlaune, das Messer getauft zu haben, dessin Klinge den Weg zu Carus-PS Herrin fand. Eine pitanie, rothhaarkee Smö ne, deren grünlich schillernde Augen an den Blick einer Schkarzge erinnern, hat ihren Geliebten, einen österreichischen Fürsten in Monaco erstanden Der einzige Mann, des en Ruf ma tellos zu fein schien war ein Englän i cr sich gerne rührnt, . der. John See-mer Morton hatte die- - sen entlegcrun Erdenwinkel aufge sucht, weiter hoffte-, seine iranke Lun- , ge ioiirdc in dem milden Klima gesun den. Diesem Schwindsiichtigem ums den sich Niemand tiimmerte, widmete sich Florence Warreru Sie plauderte « mit ihm, fang ihm mit ihrer herrlichen Altstimme seine Lieblingsliedey las ihm vor und reichte ihm die Arzneiem die er in kurzen Zwischenraum-n neh men mußte. Begreiflicherweise war der Kranke dem schönen, jungen Weibe sehr dankbar. Die Dankbarkeit per wandelte sich in Liebe, und eines Ta ges fragte John Morton feine Pflege rin, ob sie ihn heirathen wolle. Von dem dumpfen Gefühl beherrfcht, als habe fie eine schlechte That zu süh nen, milligte sie ohne Zögern ein. Der zunächst wohnende Kadi « vollzog die Trauung, als deren Zeugen der bleiche Nihilist, die rothhaarige Mörderin und der Anstifter zum Präsidentenmorde fungirten. Florence Warten hieß nun Mrs. Spencer-Morton. Sonst aber änderte sich nicht viel in ihrem Verhältniss zu dem Todestandidaten. Sie theilte dasselbe Zimmer mit sihm und reichte lylll UUUJ lsulslcllk Ucc Icuwlslllllscll Ulc « Medizin. Jhr neuer Gatte besaß nur « geringe Mittel, die binnen Kurzem er- ; schöpft sein mußten. Auch das kleine ! Vermögen der jungen Frau war bald aufgezehrt. Und da kam die Sehn sucht nach alten, vertrauien Stätten, nach der Heimath. über sie. Die noch vorhandenen Fonds wurden .fepriifi, und da sie sich als ausreichend erwie sen, um nach Chica o zu gelangen, ver ließ das Ehepaar schon rnit dem näch sten Dampser Afrika. Matten war sofort einverstanden, da Florence ihm sagte, daß sie sich als Erbin der dort I ihrem Vater hinterlassenen Millionen melden wolle. s- it- i Als sie sogleich nach ihrer Ankunft . in Chicago den Rechsbeisiand und Freund ihres Vaters aufsuchte, drückte ihr der alte herr in herzliche-r Theil nahme die Hand» Dann theilte er ihr in schonender Weise mit, daß die Fir ma De Voe F- Fotheringay unmittel bar nach dem mhsteriösen Tode des Senior-Paduas Bankerott gemacht habe und daß selbst aus dem Vertan des Wohnhauses nichts für sie, die Tochter, gerettet werden konnte, da die s Gläubiger alles mit Beschlag belegten. »Ich habe aus meiner eigenen Ta sche die Kosten für das Begräbnis Ih res Vaters begleichen,« schloß der Rechtsanwalt seinen traurigen Ve richt. Völlig niedergeschmettert kehrte Mrs. Morton zu ihrem im Hotel war tenden Gatten zurück. Auf den Kran ten übte die Kunde · eine streetliche VIII-lang Cup. Ulll Ucllcgkl OIUUXUIH drohte fein schwache-s Lebenslicht gänz lich auszublafen· Tag und Nacht zergrübelte sich Flo rence den Kopf, auf welche Weise sie Geld verdienen könnte. Mit schwerem Herzen machte sie sich daran, die An noncen einer viegelefenen Morgenzei tung durchzusehen. Da fiel ihr Blick plötzlich auf einen Namen, der seltsame Erinnerungen in ihr wachrief. Alexander Paitonl Jn feiteni Druck standen die beiden Worte an der Spitze eines Jnferats, aus dessen Jnhalt er sichtlich war, daß der Träger des Na mens ein kolossales Vermögen besiien mußte Der arme, strebsame Farrnersfohn war der einflußreiche, umfchwiitrnte Geldfiirft geworden, und sie — ja, sie war die gefchiedene Frau eines Zucht hiiuslers, das Weib eines armen Schwindfiichtigen, eine Bettlerin . . . »Florence! Florenee!« erscholl es da in weinerlichem Ton aussdein Ne bengemach. Geduldig erhob sich die junge Frau und ging zu dem Kranken. Das herz trampfte sich ihr zufammen, als sie in sein hohlwangiges, schmerz verzogenes Gesicht blickte-. Ueber die blauen Lippen des Leidenden kam ein Röcheln, das sie erfchauern machte. »Mein Gott, Florenee,« klagte der Unglücklichek .kannsi Du mir nicht fiäirtende Mittel verschaffen? Ein Arzt muß kommen . . · ich must bessere Luft haben . . . fo geht das nicht wei ter —- —- —- Du bringst mich ja uml« Ein furchtbarer haften erfchiitierte die Lqu Dann wurde ein langgezos InJehinesezliehes Zimmer-i bar-bar ihm Hut Sul. ergriff Mund mit Mkeinein fchnel - Eil-TM Mk; ge vor dem vielbeschäfttgten Bankier lexander Patien. Der Börsenfiirst hatte einen gleich giltigsest Blick auf die zierliche Karte geworfen. die den Namen Mrs Spen cer-Morton trug. Jn dem Moment aber, da die Dame iiber die Schwelle seines Arbeitszimmers trat eilte er mit ausgestreckten Händen aus sie zu. Wenn statt der vier Jahre zwei Dezennien vergangen wären, würde er diese kif nigliche Gestalt, das vornehme, schöne Gesicht, die dunklen, je t nicht mehr hochmüthig blickenden ugen sosort wieder erkannt haben. »Florence —- Miß De Voe — Mrs. Warren,« stammelte er. Dann sah er aus die Karte nieder und verstummte Die glühende Röthe, die Mrs Mor ton"s Wangen überzogen hatte, war tiefer Blässe gewichen, und mit zittern der Stimme begann sie: »Mr. Patton, ich tomme zu Ihnen als eine gebroche ne, vollkommen verarmte Frau. Jch habe Schreckliches erduldet. Mein Gatte liegt in einem elenden Gemach in den legten Stadien der Schwind sucht. Es ist mir entsetzlich, ihn so lei den zu sehen und nichts thun zu tön nen, um seine Qualen zu lindern. Die Sorge um ihn gab mir den Muth, Jhre Verzeihung zu erslehen und Sie um Ihren Beistand zu bitten. Können Sie vergessen, was ich Jhnen gethan?« »Ich habe nichts vergessen,« entgeg nete Patton, »aber ich habe eingesehen, daß meine Anmaßun lange nicht so bestraft wurde, wie se es verdiente. Sie haben es übrigens nicht nöthig. um meinen Beistand zu bitten. Ihnen gehört ein recht ansehnliches Vermö gen, das ich bis heute verwaltete.« a sti schritt er zu seinem Schreibti ch, öffnete ein Fach und entnahm einer Kasette ein Bündel Papiere, die er vor den erstaunten Augen der jungen Frau ausbreitete-. »Seht-n Sie, hier ist ein Dotument, das ich Jhnen schon vor zwei Jahren gern übergeben hätte. Doch Sie wa ren nirgends aufzufinden, es schien, als hätte die Erde Sie verschlungen. Dies ist der Ausweis über eine bedeu tende Summe. die mir Jhr Vater auf dröngte. als ich von ihm fortging. Er war mir sehr gewogen,»und seine Lie I----h-:Z-h;«I-IZA ·u--uOI---O« wes-I fass-» -...-..»..»..sp,.... ...........,,.. ......, --».. —- doch schweigen wir davon. Mit jener Summe begann ich meine Kar riere. Bald nachdem mein verehrter Gönner gestorben war, war ich in der Lage, die 850,000 mit Zinsen zurückzu zohlen. Da erfolgte der Krach. Es ging nicht alles mit rechten Dingen zu. Die Gläubiger betarnen mehr, als sie zu beanspruchen batten. So verwalte te ich denn dieses Kapital, das nun auf 8225,000 gestiegen ist, um es Jhnen auszuhiindigen. Florence war keines Wortes mäch tig. Stumm driiitte sie die hand, die so edel fiir sie gesorgt hatte. Jhre Blicke begegneten sich, und was Pat ton do in den feuchten, dunklen Augen des jungen Weibes las, erfüllte ihn rnit unnennbarer Seligkeit. Nach einer halben Stunde betraten beide das ärmliche Logis der Mor tons. »John«, rief Florence freudig er regt, «liebster Joha, ich bringe einen Freund und viel, viel Gelds« Es folgte keine Antwort. Beftürzt eilte Mrs Motten in das tleine hin terzimmer. Das wachsbleiche Gesicht rnit den bliiulich geiiderten, fest ge schlossenen Lidern, die schlaff herab hängenden, sklettartigen Arme ließen auf den ersten Blick erkennen, daß Zehn Morton keines Freundes, keiner . ollars mehr bedurfte. Er hatte aus- s gelitten. ; Ehrfurchtsdoll breitete Patton ein i Tuch iiber das Antliå des Todten. - Dann führte er die itttoe aus dem Gemach und ergriff ihre hände, die er innig drückte. Aufschluchzend lehnte s die junge Frau ihren Kopf an ou- i Schulter des tief erschüttern-n Man nes. Sie fühlte ess, in ihm hatte sie einen Beschützer für’s Lebe-n gefunden. — » « -—·s. i In die snllrlie Idrelln l Humoresle von Paul Bliß. I i -—.-—— Ewald Bergemann stand vor dem Spiegel und machte sorgfältig Toilette. Mit großer Kunstfertigkeit tniipfte er den Knoten der Krabatte, glättete die Falten des Hemdes und säuberte den eleganten Rock, sodaß auch nicht ein Staubchen mehr zu sehen war. Dann nahm er hut und Stöckchen und f schlenderte nach der Linden-Promena- j de, um irgend Etwas zu erleben. ( herr Ewald Bergemann war ein Glückkiind —- er war kaum 25 Jahre : alt und schon war er in der glücklichen l Lage, von seinen Renten leben zu tön-· « nen, ohne seine eleganten hände durch irgend welche Arbeit rauh oder unan sehbar machen zu müssen. Ein alter » Onkel war rechtzeitig gestorben und hatte den lieben Neffen Ewald als Uni versalerben eingesetzt. Dies begrüßte der junge Mann mit umso griißerer Freude, als er an wirklicher Arbeit nie sonderlich großen Gefallen gesunden hatte. Und deshalb lebte er ietzt, nun er sein reichlich gutes Einkommen hatte, als fünfundzwanzigjiihriger Rentier in Berlin, allwo man ja stets gute Ge legenheit fand, sich fiir gutes Geld auch« gut amllsiren u können. Langsam chlenderte er durch die Linden, spähte nach r ts und links nnd gerade aut, ob es n nirgends w Etwas gäbe. was in dein öden Ill " lei eine interessante Abwech fe m wäre. Aber sowei er auch sehen I triebe, sast alle dieselben Menschen« die er hier zu sinden schon jeden Tag ge wöhnt war. Selangweilt und blasirt slanirte er weiter. Do plzjlich beeanren seine müden s Nerven einen Ruck. Mit großen er - staunten Augen starrte er zu der Aus lage eines Damen-Artikel-Bazars hin. ; Eine Dame erblickte er dort —- eine ganz entzückende Dame, sesch. chic, ele gant, frisch und jung, mit naiven, sreudeleuchtenden Augen. . »Ei! Donnerwetter!« sliisterte et« « »das ist wirtlich.’mal etwas Neues!« : Jm nächsten Augenblick stand er vor der Aus-lage und musterte mit solchem Interesse die Hüte und Blusen und Schirme, als ob er ein vereidigter Sachverständiger wäre; dabei fand er aber noch Zeit und Gelegenheit genug, ein paar dislrete Seitenblicke nach der schönen Dame zu senden. die erkundi gen sollten, weß’ Rang und Verlunst die holde Unbekannte sei Aber all’ sein eisriges Bemühen war umsonst, zwar sah er nun, daß die Da me nicht nur elegant und schön war. sondern er erkannte auch an ihrer Ihal tung, daß sie der guten Gesellschaft an gehörte, weiter aber brachte er nichts heraus, und erwidert wurde keiner sei ner Blicke, obgleich sie nach und nach « recht sprechend und deutlich geworden - waren. ; Ohne ihn zu beachten, ging die Da . me weiters E Aber Herr Ewald Bergemann war s nicht ein Mann der blassen Furcht; er wußte aus Erfahrung, daß die Geduld eine der schäsenswerthesten Eigenschaf ten ist und deshalb ging er auch weiter, natürlich unmittelbar hinter den Un . bekannten her. Kaum hundert Schritt weiter war wieder ein eleganter Modebazar mit prunlvollen Auslagen, und wiederum machte hier die Dame Halt here Ewald natürlich auch. lind wieder begann er die Schöne mit tragenden und bittenden Blicken zu bombardiren, aber wieder mußte er mit langer Nase abtrollen. Jetzt aber beschleunigte die Dame ihre Schritte; vor reinem Deut-unn ster blieb sie mehr stehen, sondern steuerte direkt aus das Brandenburger Tbor los, lies behend, mit graziijs ge hobenern Rock iiber den Fahrwan sprang in einen der haltenden Pferde babnwagen — und suhr davon. Und Herr Ewald lächelte wie ein moderner Philosoph, er dachte: »Du entgehst mir nicht« mein holdes Kind, gerade Dein Widerstand reizt mich!« —- Dann nahm er eine Droschte, in struirte den Kutscher und suhr in ent sprechender Entfernung hinter dem Pserdebahnwagen her. Nach tauni einer Viertelstunde stieg - die Dame aus und ging zu Fuß weiter T Herr Ewald, in entsprechender Ent ; sernung, that dasselbe und folgte der I Unbekannten, bis sie in einem hause der Kursürstenstraße verschwand. Dann wartete er ein paar Minuten, ging dann zu dem Portier desselben Hauses und erkundigte sich nach den; Preis der leerstehenden ersten Etage, und so ganz nebenbei sragte er dann: » ..Sagen Sie mir, bitte, die Dame, die . hier eintrat, ist das nicht FrL Mül ler?« Dabei legte er sogleich ein Mart- j stück bin. ( Der Partier machte ein psissigeöz Gesicht, strich dankend die Mart einj und sagte: »Nein, das war Frau j Braunwald, die wohnt in der zweiten E Etage.« i .So, so — —- ich glaubte in ver l Dame eine Bekannte zu erlennen,« sag- 7 te Ewatv teichthiu. l »Na, ich weiß nicht, vielleicht ist sie 4 ’ne gebotene Müller,« lächelte der Al- s te, »die herrschasten sind nämlich erst i ein halbes Jahr verheirathet.« »So, to — danke, danre fehr:" Er s ging. Vorerst wußte er genug. Diesem Haufe gegeniibed war eine » Konditorei und in dieser Konditorei saß herr Ewald Bergemann am an deren Tage, Vormittags um 11 Uhr. Zuerft trant er einen Cognac, dann ei ne Tasse Bouillon, dann ein Glas Portwein und endlich noch einen Eng nac. Inzwischen war es halb Eins geworden, da plötzlich erschien in der Haus«-thut gegenüber Frau Braunwald, und zwar wieder allein! Eine Minute später war Herr Ewald hinter ihr. und zwar so nahe, dasz er den Duft ihres distret feinen Parsiims riechen konnte. Er war so kopflas, dasz er sich gar ieinen Plan machte, wie er nun vorzugehen habe. Nur ein Gedanke verließ ihn nicht: weshalb geht sie auch heute wieder al iein ausi Fiir eine E , die erst t! Monate alt ist, könnte ma dies als ein schlechtes Zeichen ansehen! —- jeden falls ift der Gatte ein bequemer älterer herr, oder er ist ein übereifriger Ge schäftsmann, sonst würde er doch ein so entzückendes Weibchen nicht fort während allein herumlaufen lassen — so griibelte er und folgte der schönen Frau in einer tleinen Entfernung. Sie ging in ein Geschäft der PM- l ; damer Straße und kaufte Delitatessen. ! ; Einen Augenblick übetle te er. Dann ) trat er auch in dasselbe eschiift. Er » f tau te alles Mögliche zusammen, ließ s es Ich zufchicken und hatte nicht einmal l Gele nheit finden können, sich ihr be mert r zu machen. Ohne ihm einen Blick u gönnen, ging sie wieder fort. S on war er nahe daran, die Ge duld zu verlieren, als sie plöhlich eines der vielen kleinen Patete fallen ließ Spsort war er sei ihr, hob das Patri i i ; i thöricht von mir; ich hätte es zusam chen aus« iiberretchte isihr ser artig und sagte: ».Bttie gnädige FrauP Nun sah sie ihn an Luersi erstaunt, dann verwirrt, and schl eßiieh sagte sie lächelnd: »Ich denke sehr-L« Bevor sie aber fortgehen konnte sag te er schnell: »Ich fürchte, gnädige Frau, Sie werden gleich wieder eines der vielen Päctchen verlieren.« Lächelnd entgegnete sie: »Es war . ·.· —.-.·—--- --. ..- —- .- -.---.-.. menpacten sollen." Dabei nestelte sie an den vielen Fädchen der Patete her um. « »Wenn Sie mir gestatten, gnädigs Frau, dann trage ich Ihnen die Waa: ren.« Sie wurde verlegen. O, ich danke ’ sehr —- aber ich tann ja auch einen Wagen nehmen« Und suchend sah sie » sich um, aber es war keine leere Drosch- » te zu sehen. , »Dann erlauben-Sie mir wenig-E stens, daß ich Sie zum nächsten Wagen , geleite, gnädige Frau!« Ehe sie noch Etwas erwidern konnte, . hatte er ihr schon die Paletchen abge- « nommen und ging nun an ihrer Seite weiter. z »Sie sind sehr liebenswürdig mein ; herri« sagte sie, immer noch ein we- ; nig verlegen. s »Aber, ich bitte Sie, gnädige Fran, s ich bin sehr glücklich, Ihnen den klei- ; nen Gefallen erweisen zu können!« s So gingen sie weiter, ohne einen lee- i ren Wagen finden zu tönnen. s »Wenn Sie mir erlauben gnädiae : Frau, dann trage ich Ihnen die Sä- z chen bis zu Ihrer Wohnung —- es ist 1a F nur eine kleine Strecke weit.« Erstaunt sah sie ihn an. »Sie wis- - sen daö?« - . Er lächelte. »Durch einen Zufall, J jawohl —- sogar Ihren Namen tenne ; ich." Fragend sah sie zu ihm aus. i »Frau Brauntoald,'« sagte er lit-l chelnd. H Ietzt lachte sie ganz herzbait und? sagte dann: »Nein, mein Herr. Sie I irren sich.« Z »Aber ich weiß es ganz genan!« f »Wenn ich Ihnen aber versichere, ; daß Sie sich irren! —- Frau Braun- E wald wohnt zwar in demselben Hause, ; UUII luf Yclbc UllUclp Je t platzte er heraus : »Aber, gnä dige s rau, als Sie gestern Nachmittag in's haus gingen, fragte ich unmittel- - bar darauf den Portier, wer Sie seien." Wieder lachte sie! »Den Poktier , fragten Sie ?« Nun ärgerte er fich, daß er aus der Rolle gefallen war, und um die Schatte « auszuweßem sagte er : »Ich glaubte nämlich, eine Bekannte von friiher in Jhnen zu ertennen, deshalb fragte ich.'· Sie lachte noch immer : »Da hat sich also der Portier geirrt, denn Frau Braunwald trat turz vor mir in·iJ aus —- mich dagegen hat der Portier überhaupt nicht eintreten sehen, denn ich habe einen Drücker, der mir die Thiir öffnet.'« »So, fo." —- fagte er nut. Bei sich aber dachte er : »Aha, sie will uner tannt bleiben —- nun, gut, wie sie will —- da werde ich mich vorerst auch nicht zu erkennen geben." Ein paar Schritte gingen sie schwei gend neben einander. Dann begann er wieder : »Der Frühling in Berlin ift doch herrlich, nicht wahr ?'· Lächelnd meinte sie : »Wenigftens draußen im Thiergarten —- hier in den Straßen ist es doch fast unerträglich warm und dumpf.« »Ganz recht ! Aber im Thiergarten ist es herrlich. Sie sind wohl auch eine fleißige Spaziergängerin ?« »O ja, soweit es meine freie Zeit ge stattet.« »O ! Sind Sie denn fo mit Arbeit überhäus i« »Nun, wenn auch das nicht, so hat man der-(- in dor- Mirthfsbaft komm n thun.« »Aber dann ist es doch unbedingt nothwendig, daß Sie jeden Tag minde ltens ein Stündchen im Freien sich er holen S« »Das thue ich ja auch·« »Ah ! Und im Thiergarten ?« »Gewiß.« «Sonderbar, dasz ich Sie dort nie mals getroffen habe ! Welche Plätze he suchen Sie denn mit Vorliebe ?'« Sie lächelte sehr sein und sagte zö gernd : »Je nachdem, den Goldfischteich,«dcn Floralplay oder auch den Neuen See.« «I·tenne ich, tenne ich Alles genau l« Nun, vielleicht iiigt es der Zufallv dasz ich Sie dort einmal wiedertresse — Um welche Zeit sind Sie denn am liebsten dort, meine Gnödi ste ?« Und sie mit demselben sein ironischen Lächeln : »Nun, so um iiinf Uhr knei sten3.« «Sehr schön· Würde mich also glücklich schätzen, meine gnädiae Frau, wenn ich Sie dort einmal wiedersehen tönnte.« Lächelnd nickt sie nur. Man war vor dem Hause angekom men. Er übergab ihr die Patetchen und bekam ein vornehmes Kopsnicken als Dant. »Als-z wo darf ich Sie morgen tref fen ?« fragte er ganz leise. -» »Am Floraplah,« sagte sie ebenso leise und verschwand schnell im Hause. Ali er fortging, wollte eö ihm schei nen, als mache der Portler ein äußerst erstauntes Gesicht, aber er achtet nicht » weiter daraus, weil er mit seinen Ge . danken lchon bei dem zugelagten Ren « degous ain Floraplas war. in anderen Tage inn stinf Uhr war here Ewald dergeneaän am Floraplah —- er hatte große Gala angele t nud war aufgeregt wie ein junger einka ner, Zier fein erftei Rendczvous t. Mit arcfzen Schritten ging er um en kleinen Plan herum, fah ängstlich voll Erwartung. nach allen Seiten( ob er seine Heide nicht eefpiihen konnte. Aber es war bereits fiinf tlhr durch; es wurde später und später-, nnd die Er wartete tarn nach immer nicht« Mög-ich ersönte eine Stimme : »Gu ten Tag, Herr Bergenzann !« Ewald fah fich um. Vor ihm stand der Lbertellner aus feinem Mahle-kal »Na, Kleinecke, wass- 1nachen Sie denn hier ?" fragte Ewald ·rnit gnädig-Un Lächeln. Ter Oberlellner nahm eine ftratnnre Stellung ein und antwortete : »Ich er warte hier Jemand, Herr Bergen:ann.« »Sieh doch Einer an ! Also ein Tech tel-Mechtel ?« »Nein, Herr Bergetnann, ich erwarte einen Herrn.« »So ? Na. dann will ile Ihnen mal was sagen, mein lieber itlcinecte — nun thun Sie mir mal den Gefallen und verduften Sie recht schnell — ich er warte hier nämlich auch Jemand — aber teinen Herrn.« Der Obertellner zuette veriegen die Schultern und sagte: »Ich bedauere außerordentlich, here Berge-nann, aber leider kann ich Jhren Wunsch nicht er füllen." »Aber, Menschenkind! Jhren Freund können Sie doch an feder anderenStelle treffen t« rief Ewalb empört. »Es ist fa gar nicht mein Freund I« »Na, umso mehr !« »Ein ganz fremder Mensch ift es, dem ich aber eine gehörige Leltion er theilen will.« Er fuchtelte wüthend rnit feinem Kniippel herunt. -Was, Kleinecke, Sie wollen hier eine Keilerei infzeniren ?« »Ich muß, Herr Bergemannt Der Kerl verdient eine exemplarifche Strafe t« »Aber weshalb denn gerade hier ?« »Nun, ich will Ihnen die Wahrheit sagen, Herr Beraemann. Da läuft fo ein verdammter Laffe feit ein paar Ta gen meiner Braut nach, belästigt fie ir! ganz frecher Weise und hat sie fiir heute fünf Uhr hier zu einem Rendezdous herbestellt.« Herr Ewald versuchte zu lächeln. aber es wurde ihm doch ein wenig un behaglich, als er den dicken Rnüpvel an sah, dann nahm er sich zusammen und fragte: »Ja, aber kennen Sie denn den Mann überhaupt ?« »Nur nach der Beschreibung, um halb sechs Uhr aber kommt meine Braut hierher, und dann werden wir ihn finden." .Jch vabe ja gar nicht gewußt, daß Sie verlobt sind, lieber Kleineclr. Wer ist denn Jhr Fräulein Braut k« Der Oberlellner lächelte. «Eine fehr elegante kleine Person l Augenblicklich ifi sie Wirthfchafterin bei der Baronin von Reibenftein in der Kurfiirfteni strafze.« »Jn der Kurfiirstenftrafze ?« flet terte Email-. Der Andere nickte. »Und wenn man meine Braut auf der Straße sieht, lann man sie wohl für eine feine Dame halten, denn sie be kommt faft alle die eleganten Kleider ihrer herrin gefchenlt, und sie weiß diesemit sv viel Ehre zu tragen, als ob sie ihr Leben lang nur auf dem Pariett gewandelt wäre.'« Herrn Bergemann wurde es immer unbehaglicher. »Seht interessant i« ftvtterte er. »Ja, denken Sie nur,« fvrach lä chelnd der Qberlellner weiter, »der Ele gant von gefiern hat meine Braut sicher für eine Dame der Gefellfchaft gehal ten, denn er redete sie mit »Frau Braunwald« und «Gniidige Frau« an." · III-D Es- Its-sa- I« » ask-Is- Ins-Just Herr Ewald nicht heran-Z, denn er ge dachte des Kiiiippels. Nun zog der Andere die Uhr. »Na, in fünf Minuten wird meine Braut ju kommen, da tönnen wir uns den Laf fen hier herausiuchen.« »So, so, dann will ich Sie dabei nicht weiter stören. Adieu, lieber stein ecke !« Und mit schnellen Schritten verschwand Herr Emald Verqemann. Noch an demselben Tage verreiste er, und als er dann drei Wochen später zu rückkam, trug er einen Vollbart, der sei nem Gesicht ein ganz anderes Aussehen gab. so daß selbst seine besten Freunde ihn laum wieder erkannt hätten. sysp · su-»o vsassysv G u t e r R a t h. Junggeselle: »Ich weiß nicht, das E en m der Kneipe schmeckt mir gar nicht mehr!« Ehelriippel: «Heirathen Sie, hei rathen Sie, lieber Freund. Dann schmeckt hnen nachher auch das — fineipene en wieder!« Durchaus Geschäftsmann. »Popa, Dani- hat eben einen Knopf — heruntergeschlucktz sollen wir den Arzt holen?« »Wozu? Der nimmt jedenfalls mehr dafür, als der ganze Knopf werth ist« Deutlich. Komponist Geisen Operette ange nommen ist. kam Direktor): »Na, ich hoffe, in lang ens zwei Monaten wird die Oper ou gesithri werden können. Die Musik doch den Sonsern keine Schwie eiteni« Direktor-: « its b Mindesten. Die Miste-J«Melodiea W tennen sie ja