-..--—...- . H., »L ss J- Fesseln-nun Nach eiter Seeaerichtäenischeidung von A bert Wulfs von Kanten-. « Draußen weht es start und herrscht grimmig-« Februartältr. Aber im Heizraum des »Hu-it Boh Ien« mertt man nichts davon. Höch stenS, daß mit jeder Sekunde die di btirendeu Eisenblechplatten unter den Fiiszen eine andere Lage einnehmen, oder hin und wieder die durchgehende Maschine nebenan den Schisfgtörper in seinen Grundsesten erschüttert, wenn der sie bedienende Assistent es versäumt hat, rechtzeitig die aus dem Fasser schlagende Schraube zu dros-. eln. » Sonst ist’s gerade so wie immer-, denn die Ventilatoren sind draußen nach Lee gedreht, und der eisiae Athen:, der mitunter hindurchschlöat, erstirbt schon wenige Zoll unterhalb ihrer Mündung in der heißen, lohlenstaub: gesättigten Atmosphäre Gluthrother Schein strahlte senaend aus den eoffneten Feuerlöchern der beiden K-: el auf die nackten, rußae schwärzten Obertörper der drei Heizer, auf di-: dampfenden Schlackenhaufen am Boden, auf die dunkel glänzende Masseder Steiniohle, die im Hinter grund aufgeschichtet ist. »Na, Itolberg, heute ist’s schlimm, toaH?« - übertönte eine Stimme das schiirsende Gerassel der Kohlenfchaui sein, zu dem das dumpfe Stampfen der Maschine die Grundmelndie ab giebt. Der hünenhafte Heizer zieht die rothgliihende Zchiirstange aus dem Feuerschlund und richtet sich aus. Ne ben ihm steht der dritte Maschinist, der vor etwa einer Viertelstunde die Morgenwache in der Maschine über nominen hat und nun seinen gewöhn: lichen Rundaang durch alle Raume derselben macht. Der erstere oerzieht arinsend die Lippen. so daß seine weißen Zähne unheimlich aus dem schwarzen Gesicht leuchten. »Das will ich meinen, Herr Ma: schinist,« belräftigte er. »Mir immer tüchtig feuernS« mahnt dieser. »Unter 58 Umdrehun gen dürfen wir nicht heruntergehen Wo steckt denn der Reinbect wieder mal?« »Der ist oben in der Steuerbord bunter beim Trimmen.« Mai-fes «- ZA bona bot-O Ihn-h- biss ser« als gestern?« Der hilne wischte sich mit der rus sigen Hand den Schweiß von der Stirn. »Na, Herr Maschinist, so ri: cht will es immer noch nicht gehen mit ihm,« erwidert er breit ---— gonnerhaft. »Er ist nun mal solche Arbeit nicht ge wohnt. Den besten Willen hat er ja wohl, und ganz freundlich ist er auch mit ung. Aber wo er nun auch noch die Seetranllxit hat, da ist das solche Sache mit dein Arbeiten. Na, ich bin ja auch noch da.« Der Maschinist zuckt ärgerlich die Achseln. »Ein Elend mit diesen uner: sahrenen Leuten. Sind zu nichts zu gi: brauchen. Was ist er denn eigent lich sriiher gewesen?« »Er sagt ja, er make Fähnrich ac wesen oder so was AehnlicheL « ertvi dert der andere wichtig« ,,Zuletzt hat er Schlosser gelernt-" ,,««’fäl)nrich? Warum hat das der Kerl denn nicht gleich in Rotterdam gesagt. Nie nnd nimmer hätte ihn der erste Maschinist angenntstert! Na, ich werde selbst mal nachsehen, was er macht.« Er wandte sich ab nnd itiea die schmale, glattgetretene Eisenleiter em por, die uzur oberen Bnnler hinaus sührtr. Jn dem durch eine Gliihlampe soär lich beleuchteten, sast gänzlich mir Kohlen zugeschiitteten Raum lehnle ----- fl-t-l--f-t.- Js JTTUIUcU Uus Lilith ·UI«-»Susu,uuxs.s, in mäßige Träumerei versunken. Erst als ihn sein Vorgesetzter nicht allzu sanft am Arm pactte schtat er ani. »Da stehen Sie nun schon wieder, anstatt zu trimmen!« polterte dieser. »Glaubrn Sie denn, die Kohlen lau: sen von allein in den Heiirauth Ron nen Sie nicht arbeiten oder wollen Sie nichts« Eiteinbect erwiderte nichts, sondern sah feinen Vorgesetzten nur starr an. Und es lag etwas in seinem Blick, was diesen miloe stimmte-. irr nahm ihm« die schwere siohlenschaniel aus der sand. »« ufgeoaßt, Reiiibeck- Jch will Ihnen mal ei en, was man bei rech ter Arbeit seha ien tann.« Polternd und stäubend rollten die Kohlen unter seiner Schaufel durch das Vunierloch. Nach zehn Minuten war ein großer Hausen des schwarzen Brennstoffs in der unteren heizrauni bunter verschwunden Der Maschiniit hielt inne, während ihm der Schweiß in Strömen über sein rusziaes, gutmüthiges Gesicht lief. »Sehen Sie, so macht man das, zum Donnerwettert Was ist denn da weiter schrver dran für einen Kerl wie Sie« -— sein Blick streifte die schlanke, trastige Gestalt des Kohlen ziehets. ,,Nacnentlich jetzt« wo noch die ganze Oberbunter gestillt ist. Wie soll das erst nachher werden, wenn Sie die Kohle von da hinten an das Loch herantarren miissent Und bei ganz anderer Temperatur als heute.« Reinbeet blickte erschrocken auf sei nen Vorgesehten · »Wirk- es etwa noch heißer hier un ten, here Mschinist?« Sonntsegg Blatt Beilage des »Nelsraska Staats- Anzeiger und Herold«. J. P. Wittdolph, Herausgehen Grund Jslamk Nebr» den 2.I. Jiov. Um Jahrgang 22 No. Its ! Der lachte. »Das will ich meinen. Als wir das letzte Mal dieLinie passirten, hac trn tvir 60 Grad im Heizrauni!« Der Kohlenzieher sah ihn flehend an. »Kann ich denn nicht in der Ma schine Arbeit betocnmen, Herr Ma schinist?« »Ich habe Jhre Bitte dem ersten Maschinisten vorgetragen, aber der " will nichts wissen davon. Sie müssen schon hier aushalten. Glaube ja gern, daß es Jhnen hart ankommt. Aber . was hiltf’s? So etwas muß über wunden werden« Nur Muth, Rein bect. es wird sich schon machen!« Damit aing er weiter, um auch die Backbordbunter zu insviziren Eine .Weile schaufelte Neinbect mechanisch weiter, dann verfiel er wieder in träumende Apathie. Also er tam nicht in vie Maschine. Mußte weiter arbeiten wie bishe»:. Asche hjeoen — trimmen, Asche hieben — teimmen, dann acht Stunden Schlaf, und die Quälerei begann von Neuem. Tag für Tag. ltnd mit je dem Mal wurde es heißer hier unten, mit jedem Mal die Arbeit schwerer. Bis er in Montevideo antani. Und dann? Ein araueg Nichte-, lag die Zutunft vor ihm. Gierig griff er nach der Blechtanne voll lauwarmen Essigsvasferg, die ne ben ihm an der Wand lehnte, und leerte sie mit einem Zuge. Nur ein mal obllia den Durst stillen, der ihn unausgesetzt veinigtr. Nur einmal die Haut gründlich von dem Ruß und Kohlenstaub reinaen, der bereits bis in die feinsten Poren gedrungen. Nur einmal vie arschtvär,zte, öl- und fchweißgeträntte Kleidung mit neuer, sauberee vertauschen tönnent Er zuckte wie unter einem Schlag zufammen. Da war sie schon wieder, -.:. ic-: -------- »L- «-cc;-.iht-« -»-«l« UIL Use-subsuuv, »n- kplusupkuq quasi-s volle, die nicht sterben konnte. Die ihm plötzlich erschien, im Wachen wie im Traum, Hand in ano mit ihrer traurigen Zwillings chtvester, der Neue, und sein Herzbiut trant, an seinem Lebensmark zehrtr. Langsatn sant er auf einen großen Zteintoh ienblock nieder-, schan vie Hände vors Gesicht uno weinte bitterlich. lind während Die Thränen zwischen seinen schlanten, geschivärzten Fin aern hindurchrannen, zog Bilo ans Bild an seiner Seele vorüber. Sein Baterisau5. Lanaaestrect:, einstöctia, mit schlichtein Ziege-wach Im Rahmen der Haugtbiir die strasse, militärische Gestalt seine-«- Vat—:rg, Des-J alten Aintmanns. Die diiinmriae Waloiviese, cvo er so ost aus dem Tchnepsenstrich gestan Ven, wenn er in den Ostersekien aus dem Kadettentorps nach Haus kam. Die Bank im Part, ioo er mit Eise gesessen. Eise! Seine Thränen sind plötzlich ver siegt. Mit irrem Blict starrt er in das matte Rothgelb Der schwarzbe-v schlaaenen Gliihlichtbirne, während ein waynsmniger Schmerz in Brust nno Hirn bohrt. Da ist sie, vie süße, tteine Eise, de ren zartes Hündchen in oer seinen ruhte, deren schimmernde-Z Haargeloct er tiissen durfte in träumender Mond n IJIO —,. — unp Er sprian auf, seiner selbst nicht mehr mächtig. Das geht iiber seine straft is— Der dritte Maschinist hat seinen Runbgang beendet und steht, die Ma schine bebienend, zwischen Hebeln, Ventilen, Manontetern nnd Jnoitas toten aus ber Plattsdrnt. Sorgsasn wanderl sein Blick iiber dag- blanke Gestänge der Maschine, das in flirrt mernbent Durcheinanber stampfend tth schnanbend aus nnd niederqleitet, bis-«- herab zu den brei wuchtigen Kut beln der Schrauben-beile, die abwech feind aus dem Dunkel ber Bilge ans-— tauchen. Drei Tage schon ist das- qewaltige Mtriebe ununterbrochen ini Gang, nnd nach weiteren zwei Wochen tontcnt vielleicht zum erstenmal wieder das ztdnunando Stopp von der Brücke. Da heißt eg nachsehanen, daß lein Niet springt, teine Schranbe sich lockert bei dem unablässigen Aus und Nieder Der schweren Metallrnas sen. Timtimtitn -—-- titnni schrillt plötz lich »die Glocke des Maschinentelegras phen durch den Raum während ber Zeiger an der hellerleuchteten Milch glaöscheibe auf »Halt« springt. Mit einem Ruck hat der Maschinist den Stenerun shebei umgelegt, sanehend schieben ch die Pleuelstangen noch einigerna auf nnd nieder, dann sin ten sie kraftlos zurück, ein Aechzen wie ver iehte Seufzer eines Sterben den —- die Maschine steht. Frageno trisft sich der Blick des Maschinisten mit dem des dienslthuen den Assistenten, während in der offe ne Thiir des Kesselraumschotteg die hertulische Gestalt eines Heizers er scheint. »Gehen Sie doch mal nach oben und sehen zu, was los ist!« Der Assistent eilte die schlüpfrige Stiege hinauf nach oben, wo durch die settig schimmernden Stabe des Griitings das Tageslicht bricht. Eine lange Viertelstunde vergeht. Langsam, unsicher, wie seines Halte-Z beraubt, wantt der Schifsetörper hin und her, während unter dröhnendem Surren der Dampf durch das Kessel » ventil abbläst. » Endlich kehrt der Assistenl zurück. Sein bleiche5, leicht aeschwiirztes Ge sicht ist noch eine Schattirung sinsterer als sonst. »Der Kohlenzieher Reinheit ist über Bord gesprunan und nicht mehr zum ; Vorschein aetominen!« meldet er dem j Wachthabenden l Timtim -- timm tönt im selben lAugenblict der OkaschinenteLegriiph Halbe straft vorang! Aechzend und stöhnt-nd springt die Maschine an. l Drüben aber, im Heizraum starrt lein hiinenhaster, rußiger Gesell in l das Feuerldch starrt so lange, bis ihm die rolhstrahlende Hitze die Augen thränen macht »Zchade um ihn, er war ein guter Kerl. Aber er tauate nun mal nicht stirs Leben « murmelte er und ioars - eine acmaltiae Schippe Kohlen aus l Das war Reinbectg Grabrede -—---—.—.-... Juliette Lavardiu. kitcsvcllctlc Voll Eule-sc Tempel Der Staatsanwalt hatte eben seine Rede beendet und der Prasident dein Vertheidiaer derAnaetlaaten das Wort Leichenblaß unter ihrem Iraueri schleier, warf Fräulein Julietta La vardin auf ihre Umgebung einen ruhi gen Blick, dessen sanfter und gleichzei tig doch stolzer Ausdruck zu ihren Gun« sten einnahm. »Sie haben ons- Wort, mein Herr,« wiederholte der Präsident, sich an den Vertheidiger wendend. »Meine Herren Geselnoorenen,« ver setzte dieser, »die Angeklagte hat mir eine Denischrift überreicht, um mich in die näheren Umstände und Ursachen der That, die man ihr zur Last legt, einzuweihen. Jn dieser Dentschrift ist alles gesagt. Wenn Sie sie gehört haben werden, werden Zie davon eben so überzeugt sein wie ich. Es bleibt mir also nichts weiter zu thun, als Ihnen Diese Denkschrist dorzulesem und darauf wird sich auch mein ganzes Plaidoher hefchränlen.« Nach dieser kurzen Vorrede lag- der Vertheidiger folgendes vor: »Sie haben mich beschworen mein Herr, Ihnen die ganze Wahrheit zu gestehen und ich gehorche Ihnen. Die Erklärung die ich Ihnen liefern will, habe ich dem Untersuchung-Erim ter verweigert. Jhm gegenüber habe ich Stillschweigen bewahrt, selbst alg sein Eifer, die Beweggründe meines Handelns zu entdecken- ihn zu Vermu thnngen veranlaßte, die vollständig unbegriindet waren. Damals lebte mein Vater noch. ps UUU IUJ llUlelc IUIIUctUclL aUclllc lll U tobt. Jcb elabe den Schmerz aehabt, ihn zu verlieren, als die Untersuchung meines «ltro«zessec.«s, abgeschlossen war. Seine Tochter vor die Assisen aeftellt zu sehen, war zu viel fiir ihn: die Verzweiflung hat ihn getödtet, und die Gründe« die mich »Zum Schweinen verdamunein bestehen nicht mehr. Jch bin zwanzig Jahre alt una in Paris in einem Hause der Rue du LZentier geboren, wo sich die Magazine meines Vaters befanden. lfr stand an der Spitze der französischen Industrie Er zählte zu den bedeutendsten Rauf ) leuten von Maria und die Seidenstoffe « des Hauses Lavaroin sind in der gan Jen Welt berühmt. Meine Mutter, Ieine Heiliae, starb wenige Monate i nach meiner Geburt. ! Als kleines Ajtödchen lernte ich tcine sandere Liebe und Pflege kennen, als « bie meiner Amme, die mich anbetete. Doch als meine Erziehung eine mehr geistige Pflege verlangte, wollte mir mein Vater diese zu theil werden las sen. Er war ber Meinung, ich lebte zu einsam und abgeschlossen Er sprach Davon, mich in’s Kloster zu bringen, dann aber verzichtete er darauf, so ver zweifelt war ich bei dem Gedanken, t- «" Haus verlassen zu müssen, in dem i ich ausgewachsen war. Er nahm nun eine Erzieherin in’s Haus, eine ältere, ersahrene Frau mit freundlichem Her sen, die meine Lehrerin, meine Gefähr -. »i-’7osI·.’- i. l tin, meine Freundin wurde und michs nie verlassen hätte, hätte mein Vater sich nicht wieder verheirathet. Jch war fiebzehn Jahre alt, als dies fes Ereigniß mein ganzes Leben um geftaltete. Ich sah meine Stiefmutter zum ersten Mal eines Abends in unse: rer Lage. Mein Vater hatte eg mir mitgetheilt; er sagte, fie wäre eine rei zenoe Frau, eine tinderlofe Wittwe von dreißig Jahren. Sechs Monate später zählte ich eine Feindin in unserem Hause. Von An fang an hatten wir uns nicht leihen können, und dag Uebel wurde mit jedem Tage schlimmer. Und doch hätte ich sie geliebt, wenn sie es gewollt hätte; doch leider hatten wir in allen Dingen so ganz verschiedene Anschau unaen. Sie tadelte meine Neigungen, verfpottete meine Gefühle und kriti- f sirte sogar meine Teiletten Mein f Vater, dem unsere Zwietracht befläns ! dige Sorge bereitete, versuchte zuwei- » len, uns zu versöhnen, mußte aber balo darauf verzichten; er hoffte, rnich ; bald zu verheirathen und so der pein lichen Situation ein Ende zu machen. Ftnrze Zeit nach seiner Verheirathi una nahm er, da fein Cafsirer ihn ver-: lassen hatte, einen neuen, einen gewis sen Gilbert Bertrand, einen jungen Menschen, der von meiner Stiefmutter protegirt wurde, und ein Miindel ihres ersten Gatten war. Ich war anwe send, als er, kurz bevor er seine Thä tigleit antrat, in unserer Wohnung einen Besuch machte. Sein aeckenhaf: tesz Gesicht, feine affectirte Elegan3, die zu feinem bescheidenen Einkommen in leinem Einklang stand, vor allem aber der freie und vertrauliche Ton, » in dein er zu Madame Lavardin sprach, machten einen häßlichen Ein » drei-f Auf kniest ) Fu anderen Zeiten hätte ich meinem l Vater von meinen Empfindungen i"ltittheilung gemacht doch ich hatte darauf verzichtet, gegen den Willen sei ner Frau anzniämpsen, wenn ich nicht I direkt davon betroffen wurde und ob » . uhl mir fein neuer Itaffirer ein in stinktives Mißtrauen einflößte, so , schwieg ich doch. Bald wurde er in un seren Familientreis zugelassen, wurde nnser Tisehgast, der Vertrante meiner Stiefmutter, und erwarb sich das- volle Vertrauen seines Chris, der ihm dac selbe dadurch bezeugte, daß er ihn an seinen Geschäften betheiligte und ihm die freie Verfügung über die Kasse ließ. Ein naher Lierwandter hätte nicht besser behandelt werden können Man theilte tnir sogar mit, daß jedermann ihn alg meinen zukünftigen Gatten betrachtete. und das-, mein Vater, wenn man in feiner Gegenwart darauf anfpielte, die Sache nicht in Abrede stellte. Da er nie mit mir da Von sprach, so hütete ich mich wohl, eine Erklärung hervorznrufen Herr Gilbert Bertrand niißsiel mir, nber das war auch der einzige Vorwurf, den ich ihm hätte machen können, denn seine Haltung gegen mich war nach wie dor korrekt. Jch übergehe die drei Jahre, die nach seinem Eintritt in unser Hang verflossen. Wie diese drei Jahre waren, können Sie sieh wohl einigermaßen denken. An einem Abend des letzten Zorn tnerg, während unseres Ausenihalteg auf dem Lande, wo wir uns, mein Vater, meine Stiefmutter und ich, so wie ein halbes Dutzend Gäste befanden, zu denen natürlich auch Herr Gilbert Berti-and zahlre, deuten ich nach Dem Diner den Salon, um draußen die frische Lust einzuathmen Hinter dem Schlosse unter der Terrasse und von Orangenbäumen geschützt, befand sich eine Bank, auf die ich mich gern setzte. Dort sassl ich auch an jenem Abend nachdenklich und trauria, alsJ ein lste riiusch von Stimmen, die leise iiher meinem Haupte sprachen, zu meinen Ohren drang. Diese Stimmen erkannte ich sehr bald; eg waren die meiner Stiefmutter und des Herrn Bertrand, und sie spra chen so fieberhaft und erregt und zit: ternd, daß mich eine Ahnung überrann ich würde Mitwisserin eines schreckli chen Geheimnisseg werden. Sie zanlten sich, die Elenden! Und wag siir Gräuel wurden mir in dieser Stunde enthiillt! Mein Vater war doppelt betrogen, man hatte ihm nicht nur sein Geld, sondern auch die Treue seiner Frau geraubt. Jetzt gestand der Elende seine Veruntreunngen und das Defizit, das er an der Kasse be gangen. . .. Dann suchten sie nach einem Mittel, die Gefahr-, die sie be drohte, zu beschwören, bis er plötzlich sagte: »Es giebt ein Mittel, wenn Sie nur wollten!« »Welche-IN »Meine Verheirathung mit Jhrer Stiestochter!« » »Unglücklicher! Sie würden es wagen . . « »Ich würde alles wagen, um dem Zuchthaus zu entgehen . . . Mit Ju liettes Mitgift würde ich dag, wag ich genommen habe, wieder einlegen tön nen. Bin ich übrigens erst einmal mit ihr verheirathet, so habe ich nichts mehr zu fürchten; ich glaube nicht, daß Herr Lavardin boghaft genug wäre, seinen Schwiegersohn vor die Geschworenen stellen zu lassen!« Auf diese Worte antwortete ein neuer Augbruch von Schmähungen und Thränen. Sie widerstand noch im Namen ihrer Liebe, während er ihr schmei chelte, sie zu beruhigen bemüht war und ihr von ihrem zukünftigen Leben ein Gemälde entwarf, das er mit schö: nen Phrasen vergoldete. Bald beruhigten sich die Stimmen, ich hörte nichts weiter mehr als Zischeln, doch ich wußte genug und blieb betäubt. Sie kennen jetzt die Ursache meines Verhaltens, mein Herr, uin zu begrei fen und auch meinen Richtern begreif lich zu machen, welche Gefühle meinen Arm bewaffnet haben. Als mein un glücklicher Vater alg blinder und ge horsamer Sklave seiner Frau acht Tage nach dieser schrecklichen Unter: redung von mir verlangte, ich solle dem Schurken, dessen Verbrechen ich nicht enthüllen durfte, meine Hand rei chen, als Herr Bertrand felbst, nach dem er mit frecher Liixie mich seiner Liepe versichert, sich mir anfindrängen urtsuwry tnuctn rl lllll llll Ulllocls ständniß mit seiner IJtitschuldigen eine ; Falle stellte, da blieb mir kein anderes Mittel, als der Revolver, der sich zu fällig im Zimmer befand. Ich habe getödtet, doch meine Hand lung war nicht vorbedaeht; sie wurde mir bon der Nothwehr eingegeben, und ich kann sie weder bedauern noch be reuen. Juliette Lavardin wurde freige sprochen -———.——·— Zu hemmende Omwregcun Echuhzeua wird geaen Rasse unem Psinelich, wenn man die Sohlen Ini: lainoarineni, gekochten Leinijl tränkt und dag Oberleder öfters mit wenig Ricinusöl einreibt. Hierdurch wird gleichzeitig die Haltbarteit deS Leders erhöht. Gleiche Wirkung erzielt man, wenn man Klauenfett und Lein E öl zu gleichen Theilen mit einander kocht und damit, ioenn es noch lau marm ist,« dag trockene Schuhzeug einreibt. Fijr das Waschen sarbiaer Stoffe beachte man, das-, Essig, sogleich zum Waschtdasser zugegeben, rosa und ariine Farben erhält, zum letzten Was-: ser gegeben, srischt er rothe Farben aus. Soda erhält blau und purpur roth, Pottasche bessert schwarz, aber nur in reiner Wolle. Sind Farben durch Säuren Verändert, so stellt man sie wieder her, indem man sie mit ei ner Mischuna von einem Theil Sal miatgeist und zehn Theilen Wasser be tupft, sind Flecken durch Altalien enti standen, so wendet man in derselben Weise Essig an. Säuren und Alta tien heben sich gegenseitig auf, je fri scher die Flecke find, um so besser ist die Wirkung. Rostslecke entfernt man don Eisen durch Bestreichen mit Putzpomade, die man mehrere Taae darauf läßt, nnd durch Abreiben mit Wiener Ratt, oder durch mehrtägigeg Einfetten uno ziureioeu uui unaeloscyleui, ,le Pulver gestoßenem Kalt von Stahl durch wiederholteg Einreiben mit frischer Zwiebel —-—- von lltirtel oureh tsinseiten mit Vaseline tmehrere Taae lanat und Abreiben mit verdiinntem Eali miat aus Zeitastofsen Durch Wa schen in oeroiinnter Essiav ooer Wein steinsäure. Ein gutes Fleckmasser bereitet man sich aus einer Misrhuua Von einemTheil Salz in vier Theilen Salmiataeist und vier Theilen autem Spiritus. Hart slecten werden durch Butter erweicht. Haar- und Ftleiderbiirsten reinigt man, indem man recht beisie Weizen tleie in die Borsten streut uno nach dem Erkalten heraustlopr Die er taltete seleie nimmt alle llnreiniateit mit heraus-. Sind Haarbiirsten aug nahmgweise sehr schmutzig, so hilft ein Eintauchen der Borsten in Salmiat geist Jm Französischen ist das Wort La tomobil weiblichen Geschlechts, das Wort Automobil aber nach einem so eben erslossenen Diktat der Atademie männlich· Dazu bemerkt ein Witzbold, was denn nun dabei herauskommen würde, wenn sich Lotomobil und Au tomobil vereinigen sollten. Nun, wenn die beiden zusammen kommen, giebt es jedenfalls einen Hausen —Trüm mer. — Das ums-Why Rachdentliche Geschichte von Ostar Blumenthal. Oft und oft wurde der Fürst von Trapezunt gefragt, warum er in der Fülle des Lebens sich die schönste aller Erdenfrenden versagt und sich keine liebende Gattin gesellt habe? Wenn die Frage von dser Neugier oder dem Eigennutz an ihn gerichtet wurde, so antwortete er ausweichend und ver drossen. Als aber eines Tages der berühmte Philosoph Kleobnlos aus Jstrien zu ihm kam nnd mit der näm lichen Frage das Herz des jungen Fürsten zu öffnen versuchte, da be kannte er zum ersten Male die Wahr heit: »Ich bin bei aller brennenden Sehn sucht nach Liebe und Francnhuld ein einsamer Mann geblieben, weil mir einst in Deinem Heimathland Jstrien ein Oratel verkündet hat, daß die Fran, die ich wählen werde, mich be trügen wird.« »Und das hieltest Du für das Un anszweichlichek« erwiderte lächelnd der Philosoph ,,Jn, kennst Du ein Mittel, um dem Rathschlufz der Götter zu entrinnen, oder um jene Weissagung Lügen zu strafen?« ,,Vielleicht.« »Du meinst ich könnte die Frau, die ich heimführe, mit so viel Spähern und Hijtern umgeben, daix sie an ihr Ge löbnis; gefesselt bleiben muß wie mit einer unzerreiszbaren Kette?« »Es aith keine Kette, o glaub’ es mir, die Frauenlist nicht zu durchseilen wüßte« »So meinst DU, das-, ich vor mein Hang die Furcht nnd den Schrecken pflanzen soll, um auch den ver-wegen sten Verfiiltrer zu entmnthigen?« »Du kennst die Gewalt der Beaierde nicht, mein edler Fürst! Sie wird auch oor dem Tod nicht zurü"ckbet)en.« »So giebt es- tein Mittel, um jenes Lratel zu iiberwinden?« «.’I k-- ( -«.,«,- «.-..- -.. .. »k« -.·— «:-. »Es giebt nur ein einziges. Nicht durch Furcht und Schrecken, nicht durch Späher Und Hister . . . aus dem Her zen Deines Weibes heraus mußt Du die Verführuugen besiegen, die sich ihr nähern werden. Du mußt so start und unvergleichbar in Deiner Liebe sein, Du mußt ihre Sinne nnd ihre Seel-e so völlig beherrschen, mußt ihr jeden Blutsgtropfen so lebendig Und unentreiszbur mit Deinem Bilde erfül len, das-, siir keinen anderen Gedanken mehr Raum bleibt. Und nicht ihre Pflicht gegen Dich » — nein, ihre Freude an Tir soll der Schutz Deines Hauses sein!« tijeoankenvoll hörte der König die Worte deg- Philosophen und liest sich. leicht bewegen, ihm nach Jstrien zu folgeri, um er bald um die Tochter des Königs, die schöne Mgndane, tvarb. Nie ist ein Ehebund von so Viel Glück und Sonnenglanz erfiillt gewesen. Nie hat sieh zärtlicher und genuskfroher Ju gend zu Jugend gefunden. Und wenn im Laufe der Jahre eine niiide und läs sige Stunde tum, wo in der Gewohn heil des Besitzes dag heiße Gliicksgefiihl zu erlglten drohte, so machte in dein Fiirsten die Erinnerung an dass Lralel auf und trieb ihn mit ängstlicher Zärt litlileit immer wieder in Mundaneg Arme. Es gab in der Welt nichts Ltkiditigecs und Groser, due- ilnn nicht erst durch die Liebe zu seinem Weibe netnerthet und verkliirt wurde. Fa rz H selbst seine trhre und Ziege erfreuten ihn nnr. weil er sie ihr wie Blumen zu Fiisren schiitten konnte. So derrollten ihm wohl zwei Jahrzehnte in wandel lofem titliict Und alS eines Tages der Philosoph Ftleohnlog ihn wieder ein mal besuchte-, da fiihrte er ihn lachend in Mandaneg Gemach nnd sagte: »Sieh her nnd bekenne, das-, auch die tstötter einmal gelogen haben!« Jetzt aber nahm Mandane die Hand ihres Gatten, strich ihm liebkosend iilier die Stirn und sagte dann leise: »Und ich habe Dich dennoch betro gen!... Jetzt, wo sich mir und Dir selwn die erften Silberfäcrnjns Haar flechten, darf ichs bekennen. Aber es war ein frommer Betrug der Liebe, den Deine Großmnth verzeihen wird. Zieh! . .. jenes Qratel, dass Dich so geängftigt hat, es war eine listige Fäl srhnng. Mein Verlangen, Dich allein in besitzen nnd Dich ein ganzes Leben lang an mich zu knüpfen, war so groß, dafi iih jeneWeissagnng zu Hilfe nahm, nm Deiner siir alle Zeiten gewiß zu sein. Die Furcht, mich zu verlieren, sollte Dir meinen Besitz nur um so inniger aan Herz fetten nnd —- daß im Dir alles bekenne! --—- die Sorge vor meinem Wankelmuth sollte mich gegen den Deinigen fchiitzen .. .« Mit aliicklichem Lächeln fragte der Fiirst nnn den Philosophem »So ist es denn unanoweichlich, dasz wir von den Frauen iiberlistet toerden?« »Es ift unauglveichlich,« erwiderte Fileobiilosi. »Ich habe ein umfangrei cheg Buch darüber geschrieben, das fiir die Ehemiinner aller Zeiten unentbehr lich sein mird....« Wie tief betrübend, daß dieses Buch beim Bronde der Bibliothet von Tra pezunt mit untergegangen ist! Merkwürdig, daß die Frauen sich immer solcher Dinge erinnern, die sie vergessen sollten, während die Männer nur zu oft vergessen, wessen sie sich erinnern sollten.