Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 08, 1901, Sonntags-Blatt, Image 9
Sonntags Blatt Beilage des ,,!)ccbmska S-taatsd)lu;kich nnd Herold« J. P. Windoluh, Hkmtthcbrn Mund Jsland, Hirt-r» den N TM ISM Jahrgang 22 No. l» — s—« Erzählujs dee Gesicht-spätere Erzählung von C. W. G e i ß le r. Jin Schiiisenaerichtssaale desAmts gerichts wird die letzte der für den be treffenden Verbandlungstaa anbe raurnten Sachen ausaerufem Der zur rechten Seite des Amtsrichrero siyende Zchiisse fällt durch das Jmponirende seiner Persönlichkeit, den martanten Kunstlertopf aus. Der jeyt tbtsächlich so gut wie leere Zuschauerraum würde vermutblich vie Zahl schwärmerischer Damen nicht haben fassen können, wenn man zum voraus davon unter richtet worden wäre, daß heute der be rübmte Heldendarsteller B» eine lang jährige Zierde des Hostbeatcts. Dass Amt eines Laienrichterg wahrzuneh men verpflichtet ist. Der Herr Hofschausvieler betrachtet mit unverletinbarer Theilnahme den jungen Menschen« der jetzt verlegen und mit zu Boden geschlagenen Augen auf der Antlagebant Platz nimmt. Er macht einen durchaus tnabenhastsun: deholsenen Eindruck. obwohl er das strasrnundige Alter bereits erreicht hat. Die Geschichte der Antlage selbst ist mehr als alltäglich, eine Bagatelle von ver Art. tvie sie Schöisengerichte zu Tsutzenden zu beschästigen Pflegt: ein Turnmerjungenstreich, eine llnredlich leit, in einem Augenblicke des Verlas senseins von allen auten Geistern durch einen Burschen verübt, der bisher mit Recht als- das Muster von Wohl«-zo aenheit und Ehrlichkeit gegolten, Stolz nnd Stütze redlicher Eltern zu wer den versprochen hatt. Das Verhör er giebt nichts Besondere-J, das Geständ nis-» das der Anaeklaate leise und mit verbaltenen Tdrünen ablegt, macht weiteren Apparat überflüssig Der Vertreter der Antlage, ein erst un längst von der Universität getoinmener Referendar, giebt der Sache mit vieler Umständtichteit das Gepräge einer Hauptactiom weist auf das Bedentliche und Symptomatische derartiger Fälle bin. für die das Rechtsbewußtsein der gesunden Hälfte des Volkes ebenso Sühne zu verlangen berechtigt sei, wie für irgend ein Capitalderbrechen. Er beantragt eine empfindliche Gesäng: nißstrasr. Ein Vertheidigere ist nicht zur Stelle. Der junge Arntsrichter erebebt sich geräuschooll und zieht sich mit den beiden Schüssen in das an stoßende Zimmer zur Berathung zu rück. Dort werden die von der vorigen Pause her noch glimmenden Cigraren in Brand gesetzt. Der Amtsrichter, indem er das Streichbolz bedächtig ausbliiit, ruft leichtbin: »Die Geschichte ist beleidigend ein-: sach, meine herren, nicht wahr? Ich dars ohne Weiteres darauf rechnen. daß Sie mit den Ausführungen des Herrn Staatsanwalt-; einverstanden nsid, die sich übrigens ganz mit meiner Ansicht von dem Falle decken -—'« Der eine Schüsse, ein Fabrikant, nickt zustimmend. »Und Sie, mein verehrter Herr B.«, fährt dr Amtsrichtr zum Usfchauspies ler gewendet fort. «Sollten Sie wirt lich noch irgend welche Bedenken ba ben? Jch stelle Ihnen natürlich meine besechidene Wissenschaft zum Zwecke etwa nöthiger Beleuchtung und Jn sormation mit besonderem Vergnügen zur Verfügung —'« Der Hofschauspieler. der bis dahin in sich getehrt und nachdentlich an dem zum Gesängniszbof binaussiihrenden Fenster gestanden hat« wendet sich um: »Meine Ansicht, Herr Amtsrichter? Vielleicht ist es Grille, das; ich gerade in unserem jetzigen Falle darauf eini ges Gewicht legen möchte! Sie tennen mich gut genug, um zu wissen, daß ich außer meinem Künstlerebrgeiz nicht noch den Ehrgeiz besitze, als Laie den geiviegten Richter über etwa zu Be rücksichtigendes bei Findung des Ur tbeils zu belehren. Jtnmerbin, der Staat wünscht —- oder wünscht er es nicht? s- dasz Schüssen und Geschwo rene nicht blos Stafsoaefiauren sind. und unter diesem Gesichtspunkte fühle ich fo etwas wie eine innere Verpflich tung, Jhnen eine tleine Geschichte zu erzählen, die vielleicht den Urtheilss spruch iiber unseren armen Sünder draußen um einige Minuten verzögern, dafiir aber auch, wie ich jetzt schon im Stillen zu hoffen wage, um einige Grade milder schaffen wird, wenn Sie also gestatten —« Der Amtsrichter verbirgt feine ner oöse Ungeduld hinter einem verbind lichen Lächeln und sagt, indem er die Herren zum Niedersiyen auffordert: »Aber natürlich! Solche Geschich chen unt-persönlichen Erfahrungen find unter allen Umständen interessant, sie können unter gewissen Umständen da durch einen gewissen Werth beton: men, daß ein so beredter MunI Pardon, ich darf natürlich zum Vor aus annehmen, daß die betreffende Geschichte äußerlich in einer gewissen Beziehung zu unserer Sache ---« »Bitte darüber ganz unbesorgt zu fein, verehrter herr Amtsrichter!« ent gegnet der Schauspieler und erzählt dann folgendes: »Sie wissen, meine Herren, daß wir Rotnödianten meist aus Umwegen zum Theater tommen. Was mich an belangt, so war ich von meinem Vor munde zum Kaufmann bestimmt wor den, und ich darf Ihnen versichern, daß ich meine Lehrzeit untere Kaifeefiirtem Heringetonnen gewissenhaft adsolvirt habe. —s- Ich hatte, wie gesagt, meine kaufmännische Lehrzeit nahezu hinter rnit, als ich zu einem hübschen und sitt samen Mädchen aus Vutere Familie eine zwar tnabenhafte, aber doch herz liche Neigung faßte. Vielleicht erein nern Sie sich, meine Herren, aus Jbrer Jugendzeit, dasz man in solchere Si tuation böusig das lebhaste Bediirfnisz empfindet, die liebenswürdige »Flam me« durch lleine Ausmertsamteiten und Geschenke zu noch intensiverer Leucht und Wärmetrast zu bringen. Nichts ist da so schmerzlich, als mit leeren Händen zu kommen, besonders wenn man von Geburtss oder Na inenstag des verehrten Geschöpfchens unterrichtet ist und lediglich gereimte oder ungereimte Glückwiinsche an so bedeutungsvollen Tagen als Armse ligleit empfindet. Dere Wunsch, dem anderen Geschlecht zu imponiren, lieat in unsererNatur, mögen wir nun halb wüchsiae Jungen oder Männer in Amt und Wiirden sein. Nun denten Sie sich einen Kerl wie mich, in dein die Großprahlerei des künftigen Miinen bereits damals schon ahnunqslos ibr Wesen trieb! Jch dersiigte über keiner lei Mittel, da mir mein banshälteris scher Vormund das Wenige, was ich besaß, nur in bomöopathischen Dosen darreichte einige Pumpversuche bei vermutdlich nicht besser situirten Col legen scheiterten -- der Geburtstag des Mädchens riiette heran - um es kurz zu machen: ich that in einem unbemach ten Augenblicke einen Griff bitte, erschrecken Sie nicht, Herr Amtsrichtere j - - einen Griss in die Ladentasse, ich orgmg ungesuyt m vermeinen uner, m dem sich unser Delinquent befindet, aus ähnlicher nichtiger Ursache, ohne das mindeste verbrecherische Motiv, ohne die mindeste Anlage zum Ver brecher einen gemeinen Diebstahl. Meine Beute fiel reichlich genug aus« so daß ich ein ausehnlicheg Geschenk taufen konnte. Aber die Entdeckung meiner That ließ nicht lange auf sich warten· Der Freundschaft, die meinen Vormund mit meinem Lehrherrn ver band, meine de- und wehmfithigen Bitten um Verzeihun hatte ich’g zu verdanken, daß sich nfcht das Gericht mit Diesem meinem Genieltreich zu be fassen hatte, daß Sie, meine Herren, heute in meinen Personalakten nicht den Diebesmatel finden. Jch wurde natürlich als ein Unwiirdiger aus der Nähe von kaufmännischen Geschäften und Laffen verbannt, und diese Ver bannung war der Anfang meines Glückes, insofern sie mich zum Theater führte. Nichts liegt mir ferner, als meine damalige Handlung zu beschöni gen, aber daß ich sie Jhnen heute gern und ohne Schamempfindung eingeste, das; ich überzeugt bin, dadurch nicht von Ihrer Achtung einzubiifzem da§ sind Momente, die meines Erachtens bei Beurtheilung der That unseres armen Sünderleinss draußen mitspre chen sollten!« Der Hofschaufpieler schweigt und blickt mit einer Art von heiterer Er tvartung aus den Amtsrichter, der der Erzählung seines Schäsfen mit gestei gerter Iluscnertsamleit gefolgt ist. Der Fabrikant legt seine Cigarre beiseite, geht auf den Schauspieler zu, schüttelt ihm die Hand und sagt: ,,Offenheit gegen Offenheit, verehr «- Svrk N. lfä LPTÆOEIC tllif ikhf ganz selbstverständlich daß auch ich hier etwa bekenne, was ich bis heute ängstlich gegen jedermann verschwiegen habe: Als Fünfzehniähriger entnahm ich der Briefmarlensamtnlung eines Freundes die seltensten und kostbarsten Exemplare, um vor einein anderen Freunde damit zu prahlen, um sie ei nem dritten Freunde, dem ich, wie Sie Ihrem Mädchen, was Liebes er weisen wollte, zu schenken. Auch in meinem Falle bedurfte es vorsichtigster Jnteroention meines Vaters, um die iiber meinem Dummenjungenlopse drohende gesetzliche Strafe abzuwen den.« Der Amt-seichter zwingt sich zn ei nein jovialen Lachen und ruft: »Meine Herren Schössen, ich muß Illn Stolzgefiihl als ob Sie die ein iisien honetten Leute wären, die in den Flegeliatnen Mein und Dein nicht unterscheiden konnten, zerstören, und wenn Die Zeit nicht drängte, zum Spruch in tommen; könnte auch ich ·Jl1nen eine recht instritctive Geschichte von einem Gymnasiaften erzählen, von meinem besten Freunde, von mir selbstl« Der Herren lehrten in den Verband lungssaal zuriicl Der Staatsanwalt aber tonndert sich nicht wenig, wie nachsichtig plötzlich der Amtsrichter in seinem Resuine den affll behandelt, wie er mit schlecht verliehltent Bedauern, daß er be lege lata nicht milder nrthei len könne, ans das niedrigste Stras. maß erlennt. —---.--— Ein Photogranbie - Trust? »Die-Z Bildniß ilt bezaubernd schön!'· s ie geschlossenen Austern. Humoregle von Adolf Thiele ,,«Jfatale Geschichte Herr Müller!« reserirte der Küchenchef seinem Prin zipal, dem Inhaber des »Restaurant l. Ranges«, Alsred Müller-. Friedrich straße. »Alle hände voll zu thun und da wird mir jetzt der erste Gehilfe, der Neuber, lrant!« »Hm!« entgegnete Müller. »Nun, ich lann Jhnen den neuen Hausdiener siir heute zur Verfügung stellen; er scheint ein geschickter Bursche zu sein, der nur die nöthige Anleitung draucht.« Bald daraus meldete sich Der aller dings nicht gerade intelligent aus selzende neuengagirte Hausdiener beim Kiichenches. ,,«.«1lso sehen Sie einmal « mit diesen Worten leitete der Koch einen Austrag ein, den er dem jungen Mann ertheilte. iDeser löste seine Aufgabe mit einer solchen Geschicklichkeit, das-, rer Fioch an seiner Menschenlenntnisz irre wurde. ,,Versuchen wir ege inmal mit dem -picten!« sagte erd ann und zeigte dem jungen Manne, wie ein Hase mit Speck verziert werden müßte. Auch dieser Ausgabe entledigte sich Karl mit Gemeint-Weit Nachmittags führte der Kiichenchef, der ordentlichen Respekt vor diesen ge schickten Händen bekommen hatte, sei nen Schützling in ein Nebenzimmer, in dem ein großer Anrichtetisch stand. « Pier uquuucu stu; zumlelupe Zutu taiessen, wie sie in einem eleganten Restaurant stets zur Verfügung stehen müssen: Geflügel, Fritadellen, Au stern, verschiedene Käse, Backlvaaren, Obst und anderes mehr. Der Küchenchef holte aus einem Kasten ein Bohrinstrument und eine Schachtel hervor, in der sich eine An Istahl tleiner bleierner Kugeln befand. Sodann naan er einen gerupften Vo gel, der einem Sperling sehr ähnlich salz, bohrte ein Loch hinein und, nach dem er eine der Schrottuaeln darin verborgen, schloß er die Oeffnung wieder. Nachdem et eg dem jungen Manne zweimal gezeigt, machte es dieser so sort nach, und als ihm der Koch noch eine Weile zugesehen, wie er einiae andere Vögel behandelte, wußte er, daß die Arbeit in guten Händen war. »Nun machen Sie es mit den übri aen auch so,« sagte er, »aber immer so, daß niemand das Loch sieht; das muß immer zugemacht werden« Darauf begab er sich in die Küche iuriiet Hier qina es heute heiß her. Der eine Gebilse trank die erste Maad schmollte und machte alles verkehrt, unendlich viel Arbeit, schließlich tam auch noch privater Aerqer hinzu, in --- W-» Zul- -Q- L. —.. kul- —;i »kl« Ul( Isculs UIU Jsulqclchsclllclsch austanchte undi hm etwas über eine unangenebme Szene mit einer Nach barin vorlamentirte, nnd so ging es ein paar Stunden lang. Den Hausdiener hatte er ganz ver aessen, bis dieser zufällig einmal durch die Küche ging. »Ach da sind Sie ja!« rief der Kü chenches. »Traan Sie gleich einmal diese Schüssel hinaus!« ; Der Küchenchef untersuchte indessen - das Geflügel, das der junge Mann in Behandlung genommen hatte, und sand alles bestens besorgt; seine tun i dige Hand fühlte die hineinprattizir i ten Schrotlörner er sah jedoch teine Spur einer Verletzung. Wie gewöhnlich herrschte am Abend i ein reger Verkehr in der Restauration. Drei Herren, die an einem Tische Platz genommen hatten, machten Be: i mertungen über die Wachteln, die ih nen soeben seroirt wurden. »Meine better-M sagte der Wirth hinzutretend, »ein erqnisites Gericht, » diese Wachteln!« I »·n bischen llein,« erwiderte einer der Herren. »Nun ja, das kommt vor,« tröstete der Wirth. »Es ist nicht leicht, diese Vögel immer zu bekommen. Diese hier sind frisch geschossen; sehen Sie, Sie finden ja gleich eine Schrot lugel.« »Herr Miiller,« ries da ein Stamm gast, der diese Worte gehört hatte, von i einem benachbarten Tische ’heriiber, ..seit wann werden denn bei Jhnen die Fritandellen geschossen?« Dabei hob er ein Schrottorn in die Höhe, das er seeben in dem Fleischllößchen gefun den hatte. »Sie auch?« ries es sosort von einem anderen Tische, wo zwei Herren bei Austern nnd der dazu gehörigen Flasche Chablis saßen. »Die Austern hier sind auch geschossen.« »Kellner,« tönte es aus einer Ecke, »geben Sie mir noch eine Portion Chestertäse; die Schrottugeln geben dein Käse wirklich eine pitante » Würze.« l Der Wirth bekam einen seuerrothen i Kot-L der Oberiellner zuate ganz ent- i setzt mit der Achseln, indessen die acniisirten Gäste die Situation aus nütznn. l »Meine Herren,« stotterte endlich der Wirth sehr verlegen, »ein Mißver: s ständniszk — Entschuldigen Sie, ich eile zum Küchenches,« damit ver schwand der gequälte Wirth. »Um Himmelstvillen,« mit diesen Worten stürzte er in die Küche, »wie geht denn dag zu, überall, in den Fri tandellen, dem Käse, den Austern stecken Schrotlörner!« »Ach du aiitiger"Himmel,« stöhnte der Küchenches und sank aus einen Stuhl, ,,da hat der Kerl von Haus knecht nicht nur die Sperlinge, son dern auch die ganze andere Geschichte aus dein Anrichtetisch s-« Init Schrot acfiillt!« .- ».--— sturiosee Handwerkszeuq der Schmqulcr tm Pariser Hotel de Ville Jtm Pariser Fwtel de Ville befindet sich momentan eine eigenartigeSamni lung, ein wahres Museum, welches alle nur möglichen Utenstlien enthält, die Schmugglern von Grenzbeamten und-Organen der Polizei im Laufe der Zeit abgenommen worden sind. Da sieht man zunächst Corsetg aus staut schut, höchst kunstooll gearbeitet, in derem Innern bequem zehn bis fünf zehn Liter Alkohol geborgen werben können. Durch einen geschickten Me chanigmus tann dieses Corset sowohl fiir den stärksten Herrn, wie siir die schlantste Dame und umgekehrt trag bar und Passend gemacht werden. Nicht minder grosz ist die Sammlung elegantester Chlinderhüte, don denen jedes Exemplar die Kleinigkeit von ZU Liter Altohol auszunehmen im Stan de ist. Ganze Stöße alten Zeitung-H papieres sind dazu bestimmt, dank ei ner Borrichtuna Contrebande bergen zu können, desgleichen auggehiihlte Baumstämme und große, bunte,harm los aussehende Glastugeln Jn einem anderen Raume steht ein Wagen, der in sast allen seinen Theilen bis aus die Deichsel und die Räder ausgehöhlt ist. Selbst so tleine Geaenstände, wie eine Maurertelle, hat man als Apparat für das Schmuaaeln zu benutzen der standen, und lanae Jahre hindurch passirte unbehelligt ein Mann inMau rerkleiduna mit dieser Kelle die Vari ser Steuerwache, bis durch Zufall der Betrug entdeckt wurde. Ein hölzernes Reserooir, welches sich meist an Bord Heiner Lusthacht befand, diente dazu, Jan einem drinnen, taum sichtbaren »Draht in·S Wasser gelassen zu wer den, sobald Zollbeamte sich zur Reoi sion an Bord beaaben. Auch Grab treuze dienten zur Ueberdortheilung der Steuerdehörden. Der Boden jedes dieser metallenenGrabtreuze war aus aehöhlt unos faßte 43 Liter Altohoi. Obwohl die Behörde durch anonhme Bricse auf den Schwindel aus-nett sam gemacht worden war, konnte man doch, trotzdem man die Werkstätte die ser Kreuze in Ersahrunq brachte, dem ,.3abritanten« nichts Belastendes be weisen. Eines Taaes jedoch versuchie er ein Grabkreuz von geradezu riesi cen Dimensionen nach Paris zu transportiren und wurde nunmehr abgesasrt Auch dieses Grabdentmal bat iettt einen Platz im Hotel de Ville, gesunden. Fehl-Island das Heim des New Yortee Quillt-neuesan lktwa zwei Meilen von der kleinen Küstenstadt Brnnswick im Staate Georgia entfernt liegt ein Jnselchen, das den wenig poetischen Namen »Je« tnl Island« trägt. Es ist das Eigen thuin von ungefähr hundert Dollar siirsten, die es vor einigen Jahren siir nur 3125,()00 antansten, nun aber bereits Millionen geopfert haben, um die vom Meer umspijlte 14,l")00 Mor gen grosze Fläche Landes in ein wahres kleines Paradies zu verwandeln. Sämmtliche Besitzer sind Mitglieder des »Millionenclubg«, nnd so war eins der ersten Gebäude, die man ans Je lnl - Island errichtete, ein unbeschreib lich elegant eingerichtetes Clitbhatts, das, den modernen Ansprüchen ange messen, mit Datnpsheizung nnd elek trischer Beleuchtung versehen ist. Die stets für Gäste bereitgebaltenenSchlas zimmer in dem Clnbkwtel sind von Doppelwänden Umschlossen, zwischen denen sich eine Polsterung von Holz wolle oder Roßhaar befindet, damit in diese mit jeglichem Coinsort ausgestat teten Räunie kein Laut von außen dringt, der den Schlummernden stören könnte. Unter den beneidenswerthen Sterb lichen, die dort palastartige Häuser be sitzen. findet man die Rockesellers,Vans derbilts, Goelets, Gushings und an dere. Viele Yantee - Nabobs, die nicht zu dem Club und somit auch nicht zu den Eigenthümern der Jnsel gehören, können Einladungen von irgend ei nem der zeitweiligen Bewohner des Clubs erhalten. Auch solchen, die dort turze Zeit fiir sich leben wollen, bietet sich dazu Gelegenheit. Sie haben nur nöthig, einem gerade nicht auf Jethl Island weilenden Krösug die Osferte zu machen, ihm seine Jnselvilla aus eine bestimmte Zeit abzumiethen Der Mann geht mit seltenen Ausnahmen schon aus Gesälligkeit daraus ein und erhält gewöhnlich pro Tag eine Miethe don 30 big 50 Dollars Pro Palast. Für Fremde ist es unmöglich, auf der Insel zu landen, da Wächter die Kü sten vor ,,Eindringlingen« beschützen Die Millionäre sind also auf ihrem fern vom Getriebe der Großstadt gele genen Eiland sicherer vor Einbreehern als in ihren luxuriösen Palästen der großen Stadt. Die »Nullen« haben noch lein so hohes Alter, wie man glaubt. Gelegentlich »der Jahrhundertfeier des Meters in Frankreich sind von dem französischen Gelehrten Jnles 5Michel inierenanie wiiiiyeiiungen gegeoen worden, daß der Null keineswegs ein so hohes Alter zukommt, als man ihr beizumessen geneigt ist.· Als einer der Hauptgriinde für die Volksthiiinlichi teit des metrischen Systems nennt er die Bequemlichkeit der Decimalrechs nung. Aber, so fragt er, wie tomint es, daß die Gelehrten des Alterthums es nicht verstanden und auch nicht an gewendet haben? Die Alten hatten wohl die Art der ZehntrsZählung wie wir, aber sie konnten die Decimalrech nuna nicht anwenden, weil sie die Null nicht kunnten. So erstaunlich dies uns erscheinen mag, die wir gewöhnt find, vie Null alg wesentlichen Theil unserer Zahlenreihe zu sehen, so läßt sich nicht leuanen, daß die Null eine neuere Er findung ist. Es war der philosophische Geist der Hindu, vielleicht mit Unter stiitzung deg Handelsaeistes der Chi nesen, nöthig, uni ein Zeichen zu ersin den, dazu bestimmt, das Nichts, das, was nicht existirt, vorzustellen Bei diesen beiden Völkern findet man gegen dag CI. Jahrhundert n. Chr. die erste Erwähnung eines runden Zeichens-, iim die Ziffern in derDecimal-Reihen: folge, die ihnen eigen ist, zu ordnen. Von hier ist die Null durch Vermitte lung der Araber erst gegen das 11. oder 12. Jahrhundert zu uns gelangt. Vor dieser Zeit war es aso nicht möai lich, ein Dreimal-System zu ersinnen; und eg ist nicht erstaunlich, dass es mehrerer Jahrhunderte bedurfte, uin den Vortheil verstehen zii lernen, den man aus der Dreimal Theilung der ietziaen Maße ziehen konnte. Jin Jahre 1670 hob ein berühmter Astronoin der Lnoner Sternwarte, Montan, den aanzen Vortheil dieser Theilunasart hervor, und alle Gelehrten, welche sich seither mit der Reform der Maße und Gewichte beschäftigen, haben niemalss diesen Umstand, eine der wesentlichen Grundlaaen der Reform, aus den Au-- l gen gelassen. —— -——-.—- ——— Der Wahlqnfruf eines Dichters and alter Zeit. Als Alexander Dnma5, der «Lleltere, sich im Jahre 1848 um einen Kammer sitz bewarb erließ er folgenden wert-— würdigen Wahlaufruf: An die Arbeiter! »Ich stelle meine Candidatur anf; ich bitte um Jhre Stimmen; meine Rechtstitel find folgende: »Ohne sechs Jahre Unterrichts, vier Jahre Notariats- und sieben Jahre Beamtcnthumg zu zählenJiabe ich 20 Jahre lann täglich 10 Siunden gear beitet, also 7P.,()()0 Stunden. »Während dieser 20 Jahre habe ich 400 Romanbände und «-:5 Schauspielc verfaßt. »Die 400 Bände, jeder in 40W Exemplar-en aedruclt und zu 5 jun-. verkauft, inSumma 11,8:’3·'?,600 Free-» haben eingebracht: den Setzern Eis-t 000 Fres» den Druckern 528,()«() Fres» den Heftern 12(I,()0() Fres» den Buchhiindlern 2,4s)(),000 Fres» den Conrtiers 1,60s),000 Fres. den Gom missionären 1,6()("),00() Fres» den Pa leianstnlien 1l)0,0()() Fres» den Zeich nern 28,600 Fres» im Ganzen 11,— 853,6f)f) Fres. »Wenn man den täalichen Arbeits lohn auf P- Frcs. bemißt, haben meine Bücher, da das Jahr käm Arbeitstage zählt. während 20 Jahren 692 Perso nen Lohn verschafft. TI »Die 85 Dratnen, von denen jede q durchjchniiilich 100 Mal gespielt w t de, was 6,360,000 Fres. ergiebt, sc den einoetragem den Direktoren 1, 400,()00 Franc-T den Schauspielern 1,250,()00 Fres» den Dekorateuren 21(),()00 Fres» den Costiicnlieferanten 149,0()0 Fres» den Theaterbesisern 700,000 Fres» den-Staitifien 350,000 Fres» den Wächtern und Feuern-ehr leuten 70,000 Fres» den Holzhändlern 70.000 Fres» den Schneidern 50,000 Fres» den Oellieferanten 525,000 Frcg., den Pappenfckbriken 60,000 7·frcg., den Musikanten 157,000 Fres» den Armen (Abgaben an die öffentliche Armenpflege) G?0,000 Free-, den Zet telanfchläqern 8(),000 Fres» den Aus feqern 10,0l)0 Free-» den Assekuran ten (;(),0()() Jus-» den Controlleuren und Angestellten 140,000 Fres» den Maschiniiien 180,000 Fres» den Epis feuren 9.'Z,000 Fres» in Summa l5,184,000 Frc5. «»Meine Dramen haben in Paris zehn Jahre hindurch 347Personen das käaliche Brod gegeben, in der Provinz (die Zahl 847 dreimal genommen) 1041 Personen. Rechnet man die Lo qenfchliefeerinnem die Chef-z der Cla que und die Drofchkenkutscher mit 70 hinzu, so ergiebt sich eine Toialsumme von 1450 ernährten Personen. Dra men und Bücher Urmmen haben also die Arbeit Don 21W Menschen bezahlt. »Ist dieser Rechnunq find nicht ein« beariffen die belnifchen Nachdrucker und fremden Uebersetzer. Alexander Dumas.« Wie der Nocwcgcr Henrit been seine Tramcn fchrcibt. In der Schilderung eines Besuches bei Henrit Jbsen in Christiania er- — zählt Meg. Aleo Tweedie in einem Londoner Blatte einige interessante Züge von dem nortvegischen Dichter. Sie schreibt: »Der Name Dr. Henrik Jbsen stand in goldenen Buchstaben auf der inneren Mauer des Hauses, dazu die weitere Angabe, daß er im ersten Stock wohne. Es war nichts Großartiges an seinem Heim, eine ge wöhnliche norwegische Etage, die aus acht oder zehn guten Zimmern besteht, und doch ist been ein reicher Mann. Die Halle seines Hauses war kahl, das Mädchen trug, wie es in Norwegen Sitte ist, weder ein Häubchen, noch eine Schürze, und Reihen von Galo schen standen im Hausflur. Das Mädchen führte mich einen Gang ent lang, an dessen Ende das Arbeitszim mer des großen Mannes selbst war. Er stand auf, schüttelte mir warm die Hand, und als er herausfand, daß ich Deutsch konnte, wurde er sogleich lie benswürdig und mittheilsarn. Er ist von deutscher Abstammung und hat vielfach charakteristische deutscheEigen schasten geerbt. Als er 1864 Nor wegen verließ —s- als Norwegen that sächlich aufhörte, für ihn eine glück liche Heimath zu sein —- wanderte er nach Berlin, Dresden, Paris undRont und verbrachte viele Jahre in Deutsch land. »Den gliicklichsten Sommer mei nes Lebens verbrachte ich in Berchtes gaden im Jahre 1880,« erzählte er. »Aber fiir mich ist Norwegen doch das schönste Land der Welt.« been’g Schreibtisch, der im Fenster fo steht, daß der Dramatiter auf die Straße schauen kann, war mit Brie fen bestreut, deren Umschläge sauber aufgeschnitten waren, denn er ist or dentlich und eigen, fast wie eine alte Jungfer. Er hat keinen Secretär, da das Dictiren ihn quält; folglich muß er alle Mittheilungen, die Erwieder ringen erfordern, selbst beantworten SeineSchrist ist die denkbar zierlichste, kleinste und runde. Sie ist typisch für den Mann selbst. Der Namenszug ist fast wie der eine-:- Schultnaben — so sorgfältig ist er geschrieben. Auf dem Tisch neben dein Tintenfaß stand ein kleines Brett. Daran standen einige kleine hölzerne geschnitzte Schweizer Bären, ein schwarzes Teufelchen, ei nige kleine Katzen, Hunde und Ratsin chen aus Kupfer, von denen eines-Vio line spielte. »Was sind das für spa ßiiie tleine Dinger?« fragte ich. »Ich schreibe niemals irgend eine einzige Zele eines ineiner Dramen, wenn nicht dag Brett mit dem, was sich darauf be findet, vor mir aus dein Tisch steht. Jch könnte nicht ohne das schreiben. Es maa sonderbar scheinen —- es ist es vielleicht auch — aber ich kann nicht ohne dies schreiben,« wiederholte er; »aber warum ich sie gebrauche, ist mein (itel)eiiiiiiifs,.« Und dabei lachte er still vor sich hin. . . . .. Die berühmte irisehe Patriotin Miß Mand Gonne nahm dieser Tage in Paris einen Fialer und machte in Ge sellschaft eines irifcheu Landsmannes Einlänse Als der Kutscher seine beiden Fahraäste englisch reden hörte, wurde er sehr nnaehalteu ,,Englän der!« brummte er, »ich fahre Englän derl Das ist ja ariiueiibast.« Und bei jedem ,,Yeg«, das er del-nahm« schrie er ans seinem Rutschbom ,,Hoch die Bu ren! Die werden die Eiiqländer schon nnterlrieaen und hinangiversen!« — Miß Wonne unterhielt sich ausgezeich net iiber diese Demonstratiou, und als sie den Fiater verließ nnd der Kutscher sie noch immer sehr seitwärts betrach tete, sagte sie zu ihm: »Mein Freund, eigentlich sollte ich Ihnen kein Trink aeld aeben, denn Sie hatten offenbar die Absicht, uns zu beleidiaen. Aber zu Ihrem Gliiete bin ich Jrländerin und als solche steile ich mich, date Sie den heldenmiithiqen Bnren so zugethan sind. Hier sind süns Franks, trinken Sie ans den Sieg der Bnren.« —- Der L überraschte Kutscher faßte sich schnell und verabschiedete sich mit dem begei sterten Rufe: »Es lebe Jrland!«