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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 8, 1901)
» II seiden Bein-. Iederieichnungvon Damsino. , , ——O-——— M den Dächern des tleinen ge - Pkaikienädtchms liegt brü : M die Julisonnr. Das Gras der ; ist verdorrt und versengt. Jm - den li t der Fluß, der Arkansas; fein Bett ist trocken und ist ein Lager , M Ariel-sann in dem hier und da kleine Pfützen schmutzigen Wassers, ninrahtnt von Binsengestriidp, sichtbar sind. Regungslos liegt alles in der sengenden Gluth. Weit drüben nur, gar Fuße der kahlen Sandhiigel. die den Horizont auf der einen Seite begren zgxetauchen einzelne, sich hin und her gende Punkte auf, die bald deut lich zusehen sind, bald wieder ver-— fchwinden —- Vieh, das von Texas her ausgebracht wird, um nach dem Osten versandt zu werden. Halbwegs zwischen der Stadt und dein Fluß wirbelt eine kleine Staub tpolle empor; sie zertheilt sich und ent hällt einen kleinen, gedrungen gebauten Musiang in langsamem Galovv, den Kopf gesenkt. Sein Reiter. ein Com . boh. streckt das eine Bein seitwärts im Sattel und schaut nachdenklich aus die nbgettagene Lederhose, deren Fransen zuer herabhängen, dann detastet er den mn die Lenden geschnallten Gurt, in dern Geld genug zu einer neuen hose verwahrt ist und mehr noch. Wenn das Glück ihm heut Nacht günstig wäre! Er denkt an Dawsons Rauch, die zum Ver kcuf ausgeboten ist« und zwar zu einem Schleuderpreisr. Wenn er die Summe zusammenbringen tönntel Sinnend reitet er in das Städtchen, dessen einzige Geschäftsfiraße sich längs des Bahngeleises hinzieht, und bindet sein Pony an einen Pfosten vor dem Gebäude an, dessen Schild in großen ungeschickien Buchstaben die Inschrift «General Merchandise« trägt, zum Un terschiede von all den andern der Stra .--.. h---.. Its-. -;.· ssss Its-III ni sk, Ist sub-»Ist syst- ovu Ist-s -·---o I maltes überschäurnendes Glas Bier das Gewerbe seines Jnhabers tundibut. Kurze Zeit nur verweilt er im Innern des Ladens, dann erscheint er wieder. Jn Gala! Der breittrempiae Som brero mit goldglänzender Schnur und Quasten, das graue Flanellhemd mit rothleuchtenden Schnüren, verschönt noch durch ein tnallgelbes Taschentuch, dicht um den Arnqen zusammenar tniipft, neue Lederbosen mit steifab stehenden Fransen. Stiefel, deren getbe Sohlen und Nähte deutlich ibr erstes Auftreten aus der Straße verrathen, alles, der schwarzgliinzende Griss des aus der Hüftentasche hervorragenden Rebvlvers nicht ausgeschlossen, trägt zum Glanze des Gesammteindrucks bei. Bettiest in Betrachtungen über seine neuesten Errungenschaften stolpert er über ein winziges Wesen, dessen ganze Betletdung ein einziges. dünnes Kat tunrsckchein und dessen ganzer Schmuck ein Gewirr blonder Locken und ein Paar tiesblaue große Augen ausma chen, die ihn verwundert betrachten. Er beugt sich nieder zu dem Würmchen, hebt es aus und erwartet eine Fluth von Thriinen.. Statt dessen grüßt ihn ein Lächeln und eine schmeichelnde Liebko sung der kleinen, nicht allzu saubern Hand. Du bist schön! träht der Kleine, des - sen Gestchtchen in Freude strahlt. Ob, der schöne hut und der schöne Schlips und das schöne Tuch! Zum ersten Male in seinem Leben bat Jemand Long Jim schön genannt, und die so ossen zur Schau getrogene Bewunderung schmeichelt ihn. Er drückt einen blanten Dollar in die klei ne hand. Da, hier, Strick! Geh, taus Dir was! sagt er. Ein kleiner tirschrother Mund streckt verlangend sich ihm zum Kusse entge gen, und der warme Druck auf seinen eigenen bärtigen Lippen erweckt in dem Mann ein gar seltsames Gesiihl. Sin nend blickt er dem Kinde nach. das un beholsen die Treppenstusen zum Laden ein ng emporirabbelt. llo, Jim, wie gehtss hat dir cochcanes Jiingster das Herz gestoh len? Prächtiger Knirps, was? gritlit ihn eine Stimme, und die Gestalt eines Kameraden steht plötzlich, wie qui der Its-h- ---«U-- visit-I- ZIIII Äst- M-. ISUI vsseussnku, -----.. .-,.». v.». .-,., det sich, wie aus einem Traume erwa chend, ihm zu. hallo, Bod! Komm! Was irintft du? fragt er. Jch bin durstig! Laß uns einen nehmen! Die stille Nacht ist dem Tage gefolgt. Still liegt die weite Prairie; sternen klat wölbt der nächtige Himmel sich iibee ihr. Jm Städtchen allein herrscht noch rege-'s Leben. Aus den geöffneten Thüren der helleeleuchteten Schänten dringt das Klappern der Billatdbälle, der verworrene Lärm erregter Stim m, das Mitten von Gläsern und Flasche-h Gelächter, hier und da miß tiinende Klänge eines Pianos, einer critarre oder Fidei. Dazwischen klingt. von rauhen Stimmen gesungen, ein Lied die Straße hing-, auch Flu chen, Toben und wüstes efchrei. ·. Im Oigh Ball - Saloon«, der Aufsichsnth geh« hoch her. Jm en Spielzimmer werden bes Mk- tch hohe Summen gefest, Ue lchsulsstigb Um di- Tksche sich - de Menge verfolgt voll Neugier - M etd die wechselnden Latinen or W Uns den arg n· runden ifch I Ie- Ditte n e Jus-Spieler nkss »M- sw- sey Ue « Ade-M EFZ - I ! derwettet, verloren! Long Jtsr hat — von Beginn en Glück. Die Karten, die er sünfcht, stiegen ihr nur fo zu. der — zharife Matten. der vor thue lieghs machst und wächst eckig. bis is vie-I « Menge der Umstehrnden jeder eins-ist nur Augen und We fkr Jinri Glück j hat. Es ist schon spät in der Recht, j l ·T und am Tische sitzen nur noch vier. Wenn er diesmal gewinnt! Jiin denkt » an Dawsons Rauch und sieht sich, mäh- z rend er bedächtig eine Handvoll Mar- » ten seht, bereits als ihren Besehen - Einer der Bier erhebt sich. —- derspieltt E ' Der Zweite folgt beim nächsten Einseh. Nur Jirn und sein Gegner find übrig, jeder hartnäckig aus das Gltick der Kar ten in feiner Hand und auf die zwi- - schen ihnen auf dem Tische sich aufhäu fende Beute erpicht. Weiter geht das Spiel, ruhig und überlegt auf Seiten Jirns, erregt und , « hastend auf Seiten des Andern, der nervös, unruhig mit den Fingern der » freien and auf der Tifchplotte ironi melt. iir Jim bedeutet Gewinn den Besitz der Dawson-Ranch, fiir den an " dern Rehabiliiirung in der Welt, die ihm verloren ging, verloren durch ei gene Schuld, und in die er sich zurück sehnt wie der Schuldige in das Para dies, das ihn ausgestoszent Seine« Kehle ist ausgetrocknet, und schwei sgend winkt er dem Schanitellner." Hostig ergreift er das dargereichte Glas; mit einem Zug leert er den Jn- j halt. Der Whisih belebt seinen be «1eit5 gesunkenen Muth. Waghalsigs : sent er von Neuem und — verliert. ; ; sitternd tastet feine hand nach den; letzten Marien vor ihm; et löst seine » Uhr von der Kette und legt sie aus den ; Tisch, daneben seinen Revolver, »der . Griff goldeingelegt", fügt er dem hau- ; sen u, Ueberbleibsel einstiger, besse- ; rer - age. Doch er gewinnt sie irn i nächsten Augenblick ja zurück, dentt er i und deckt seine Karten auf Jirns Auf- ! forderung auf. i Die Menge der Neugierigen ver- z harrt regungslos, athemlds, bis sie. sieht, daß Jini gewonnen. Der Andere erhebt sich blaß, das Gesicht verzerrt. Hinter ihm an der Wand hängt ein ? Spiegel; sein Blick fällt darauf. I Du sahst meine Hand! driillt er dern s gegenüber sitzenden Jirn zu. z Du lügft! erwidert Jirn. s Lügner und Schwindler! schreit der Andere-, seine hand ergreift den auf s dern Tische liegenden Revolver. Zwei i Schüsse krachen. Hinter Jini fährt eine Kugel harmlos in die Wand. Doch der Andere. den goldeingele ten Griff « des Revolvers noch kranw haft um- - spannt in der Hand, sinkt schwerfällig vom Stuhl auf den Fußboden herab, während ein Blutftretfen das hemd auf der Bruft färbt. Er griff zuerst zum Rede-idem sagt einer der Umstehenden und die Ande ren bestätigen es. Cochrane war von jeher nichts werth, sagt ein Anderer. Cochrane? Jirn zieht die bereits nach der Beute auf den Tisch ausge ftreckte Hand zurück. Cochrane? Ein süßes Kinderantlitz taucht vor ihm auf, ein Paar großer, tiefblauer Augen schaut ihn an, er vermeint, den war men Druck eines kleinen Mundes auf seinen Lippen zu fühlen. Langsatn löst er das gelhe Taschentueh, das er um den Hals geknüpft trägt, und brei tet es aus; langsam legt er den hau fen Marien und die Uhr in das Tuch, dann knüpft er die Zipfel sorgfältig zusammen, legt den Revolver rnit dern goldeingelegten Griff oben auf und reicht das ganze dein Manne hinter dem Schanttisch, während die Umste henden seinem Ieihen neugierig zu schauen. Es ist für den Jungen, sagt er und seine Stimme klingt seltsam. Toch ranes Jungen. — — I halbwegs zwischen der Stadt und dem Fluß wirbelt eine Stauhwolke Kopf gesenkt —- sein Reiter ein Com zum mondhksllen Himmel empor, sie zerthcilt sich und enthüllt die Form ci ncs kleinen« gisdrungcn gehauten Mu ftangs in langsamem Galopp, den bon ,..——-...-— s — Quite Isoceim elooout Eine lustige Heirathsgeschichte on . K a r l R o d e. l —----...— e herr Jerernias Quanimeyer war einer von jenen klugen Leuten, die las » Gras wachten hören. Darum hatte z er auch noch nicht geheirathet, obwohl : er bald ein halbes Sätulum auf den E Schultern trug. I »Damit kommen wir noch immer zu- j recht,' pflegte er zu sagen, »die Licse ; Reifenftahl ionnte ich schon vor zwan- ! zig Jahren haben. Jetzt ist sie ein altes ; Weib, tann bald Großmutter werden; und Jeremias Quantmeyer ist immer noch ein junger Kerl!« «Fin junger Kerl von vierzig Jah ren.« »Fünfundvierzig und einz, bitte, ist gerade das beste Alter, um ein Miit-ei von zwanzig Jahren zu heirathen. Großmutter wird sie doch noch ftiih ge nu .« gieeht hatte ja here Jeremiao in ge wissem Sinne. Die Liese Reifenstahh verwittwete Bolze, hätte er in der That vor zwanzig Jahren hoben können; er war f or nni dem, damals allerlieb sten, zehnjährigen Mägdlein to gut vie verloht gewesen, die heiderseitigen Eltern hatten die Vorhin gut-e heihey nnd hakt auf J r Liese a seen site. den wäre sie de Jrn Dust-eher ges-them Aber ans die Liese war's nichi ange kommen, sondern aus den Jeremias, und der- hatte sie sisen lacu Ds war sie denn Frau Holze Wor den. aueh Mutter eines Mäskchen-. das jetzt juft so allerliebst wa, als sie es vor zwanzig Jahren gewisse-, und Wittwe in den besten Verhältnissen Ehr Mann war vor einigen Jahren ge orben und hatte ihr nicht allein die kleine Liese, sondern auch ein gut ren tirendes Haus in der Kursiirstensiraße hinterlassen. Herr Jeremias hatte ganz recht. er hätte die Liese schon vor zwan ig Jah ren haben können. Nun war sie — ein altes Weib allerdings noch nicht; aber sie konnte doch bald Großmutter wer den. Er selbst dagegen war noch im mer — ein junger Kerl auch gerade nicht, indessen doch noch unbeweibt. Er kam auch noch immer zurecht — vielleicht auch mit dem Heiraihem aus jeden Fall aber ohne Weib, denn die gute, alte Ursei, die seiner Mutter schon eine treue »Stiiye« gewesen war, war auch ihm eine treue haushölierin geworden. Sie war freilich klapper diirr, eine wahre hopfensiange. und ein paar Jahre älter als Jeremiae obeneim aber sie zanite doch den ganzen Tag nur einmal· und da sie Niemanden weiter hatte, mit dem sie zanken konnte, als Herrn Jeremias· zanlie sie blos auf diesen ein. Das war er gewöhnt. - Wirklich, er kam noch immer zurecht. Als junger Kerl hielt sich Jeremias auch zu den jungen Leuten. Wenn nicht gerade getanzt oder gesprungen werden sollte, ging das. Besondjrs gut ging es vetm Pranoerwien zu bekam er sogar mal ein paar Küsse von ein paar Mädchenlinpen aus seine hart stoppligen Wangen. es zuate ihm durch Mart und Brin. »Himmelhagelregenschauer!« sliister te er in sich hinein, »hätte mir mein Lebtag nicht träumen lassen, dasz ein paar Mädchentiisse so grade wie ein elektrischer Schlag durch die Knochen gehen lönnen.« Dann sah er sich das Dämchen gr nauer an. und dann tauchten plötzlich alte Erinnerung-en in seinem Kopie und alte Empfindungen in seiner Brust aus. Die Kleine. die so —- eteltrisireno zu küssen verstand, war Liese Bolze, die Tochter seiner einstigen Liese Rei senstahl. Jetzt stand ed bei dein herrn Jen rniao Quantrneher sest, daß die Tochter werden müsse« wag die Mutter nicht ge- » worden war: sein Weib. Er war ja noch ein junger Kerl. zum KuckuU Wa rum sollte sie denn nicht? Die ehemalige Liese Reisenstahlsx —--— Die mußte anderweit untergebracht werden. Alte Kerle gab ei ja genug die eine — —- Wie alt war denn die alte Liese? Achtzehn damali; zwan zig. einundzwanzig ist das her. macht achtunddreißig neununddreiszigL Gar kein Alter siir eine Wittwe mit einem gut rentirenden Hause. her-r Jerernias hielt Umschau unter seinen Bekannten, wer wohl am geeignetsten sei, die Rolle eines Schwiegervaters bei ihm zu über nehmen. Dr war der pensionirte hauptrnann Mutter, nein, der war nicht recht geeignet. Der Geheime Kanzleirath Schulze? —- Auch nicht. Aber der dicke Rentier Richter. das ging, der war ein Mann siir die alte Liese. Jeremiai nahm sich vor, den Rentier Richter noch heute ein bissel schars zu machen. Kinder hatte der Mann nicht mehr irn hause. »du leben hatte er auch! Weshalb solkte ·-: nicht die alte Liese Reisenstahl. oerwittwete Bolze, heira theni Wenn sie sich einigermaßen gut tonservirt hatte, mußte sie ja noch eine ganz appetitliche Frau sein, und wenn sie das war, dann nahm sie auch den Rentier Richter, der rnit seinem statt lichen Emdonpatnr eine ganz muck table Erscheinung war. « Herr Jereniias nahm sich auch vor, der jungen Liese ein klein wenig dir Cour zu machen. Er konnte doch nicht wie der Klump in die Schüssel sollen mit seinem Heirathsantragex er mußte die kleine Liese durch etliche Fenster vrornenaden. Kußdöndchen und nach folgenden Blumenspenden auf das ihr bevorstehende Glück aufmerksam ma chen. natürlich. Rentier Richter lachte, als er dem die Wittwe Bolze, geborene Reisenstahl, als Ersay siir »seine Erste« empfahl. Aber er sagte nicht nein! Jm Gegen theil: »Das kann man sich mal liber legen.« meinte er. »so allein herum vegetiren ist langweilig wenn man erst rnal verheirathet war — -—— —« »Das meine ich eben!« hatte Irre mias daraus erwidert, »und die Bol zen ist gerade eine Frau, wie extra sür Sie geschaffen, Richter!« Bei der jungen Liese ging es weni ger glatt. Erst bei der fünften Fen sterprornenade gelang es ihm, die Klei ne zu sehen. und erst bei der zehnten, elsten war er so glücklich, auch von ihr bemerkt zu werden und wenigstens sei nen Gruß anbrinaen zu können. Und das ging so fort, Tag um Tag, zwei, drei Wochen lang. Wären der jungen Liese zwei Küsse beim Psiindep spiel nicht gar so elektrisch gewesen. Jeremias hätte auch sie lausen lassen. just wie die alte Liefe. Aber noch etwas kam ilnn bei der jungen Liese wider den Strich. Er machte die Entdeckung, daß er einen » Nebenbuhler hatte. Ein junges Bursch :cheu allerdi , den- eben erst ein Bart : unter der Ida essnroßt war, daher nn Zesiihel ; aber doch ein Wiss-biet n n daz- einer. der flinker arn Plage war. als er. Das mußte ia langweilig fiir die kleine Liefe fein. auf zwei Griisexzu achten und möglich T beide u erwidern. Wirklich langwei — lig. in mußte er abhelfen. ; Jeremiasi folgte dein jungen Manne ; eines Tages, bis derselbe in einer Inei- « « pe verschwand. Natürlich folgte er ihm ; I auch hier hinein, und da er ihn grade bei feinem Abendbrot traf. nahm er die " Gelegenheit wahr, ihrn dasselbe mit ei- « nein Verweie wegen feiner Fensterpra . menaden bei Liefe Bolze zu wlirzen - »He. Sie, junger Herr, Sie machen feit einiger Zeit vor einem gewiser Haufe in der Kurfiirftenftraße Fenster promenaden. Lassen Sie das. bitte, E Sie belästigen die betreffende Dame nur damit. Jch hoffe. ich brauche Jhi - nen weiter nichts zu sagen. Sie werden , als Mann von Takt wissen, was Sie , . zu lassen haben« · Eine Antwort des jungen Herrn wartete Herr Jeremias nicht ab. War auch nicht nöthig! Sein Dieb faß. das sah er: weiteres bedurfte er nicht. Aber der jungen Liefe wollte er doti nun ein biffel näher auf den Leib rücken. Das »Fenfterln" dauerte ihm zu lange. Geliißt hatte sie ihn ja auch fchon, da waren fie beide belannt ge nug, um ihr direkt einen Befuch ina chen zu können. Vom Heirathen brauchte ohnehin nicht gleich geredet zu werden. Einen Anlaß fand er fchon. und wäre ej nur die Einladung zu er ner lleinen .Partie in den Grnnei « wald«. Arn folgenden Tage machte sich Zere mias nach der Kurfiirftenftraße auf den Weg. Er traf es gut. Rentier Rich ter hat sich feinen Wink zu Ruh gemacht und bei Frau Elife Batze. geborene NeifenltahL angehalten Zu gleicher Zeit aber hatte auch der junge fern den Jeremias von Liele Bolze ort graulen gewollt, den Muth gefunden. sich nach dem Grunde von Jeremiaes eigenthiimlicher Bestellung zu erkundi aen, und, da hatte sich die Sache so ei aen gemacht. daß auch er um Junaser Lieses Hand angehalten hatte. Herr Jerernias Quantmeyer ionnte zwei glücklichen Brautdaaren araiuliren Er ionnte sich sogar dazu araiuliren. daß er zwei Brautpaaren gratuliren durfte, denn wäre das nicht der Fall gewesen, hätte er am Ende die schönste Tracht Schläge bekommen. So wurde er nur ein bissel arg vlöslich nach der Kursiirstenitrasze hinaus eroedirt. als er seine Glüawiinsche angebracht hatte Leider ersuhr auch Jungfer Ursel von dieser Expedition und der Veran lassung dazu. Das war bös. Um nur Frieden im hause zu baden, blieb dem « heiraihsluftiaen Jeremias nichts übrig, " als die um siinf Jahre ältere Das-sen stange zu Frau Ursel Quantmeyer zu machen und sich von ihren Kiiisen elel- ; trisiten zu lassen. T » a, ja, quae nocent, doceni: Durch « S den wird man klug. . --..— Eine Keime-litt --.-.--- . « Erinnerungen eines alten Theaterdiret- ; tots. — Von Heinrich Stefsen. Der geehrte Leser hat wohl schon oft ? von den Launen und dein Uebennuth f der Sänger und Sängerinnen gehöri? , Davon wia ich hin ein kleines Prin- I chen erzählen. » Ein Tenoriit .Doser«.tvar mir von den Agenten schon ost empfohlen; allein i ich hatte einVoritrtbeil gegen den denn, ; ohne ihn persönlich zu kennen. und ihn : stets abgelehnt. Jch wußte, daß »Das i ser« nicht mehr jung sein tönne — denn T -:- kais- new ihm mer«- bokaitä ins-i i ps-» --s,-. To obre bei mir im Engagement gewesen. as war ein lieber Kerls Der Vater L vegegen sollte ein widerbaariaer Geselle « . sein · Am 16 September 1853 ; eröffnetei ich die Winterivielzeit mit der Oper al- z lein -—— das Schauspiel war erst vom i. - Ottober ab engagirt. Ein erster Tenor, den ich engagirt batte, wurde ivntrait « brüchigz er traii nicht ein und ließ auch gar nichts von sich hören. JÖ war in der ; fürchte-liebsten Verlegenbeit und ließ ren Telegravhen nach allen Windrich . jungen intelen. um Ersatz zu schaffen. . ) Ein Agent ichrieb mir: »Sie haben ; Doier« io oft abgelehnt; —- er ist ver T i einzige Tenne. der momentan zu hoben I ist Er rvill damit Sie Gelegenheit ba I ten ibn iennen zu lernen, einige Male gaittveise billig bei Jhnen singenf i Der Notb gehorchen-, nicht dem eige- i i nen Trieb —- liesz ich ,."Doier lommenJ s Er war ein herr von mindestens 35 I ohren —- ilein —- mit ausgebunsenern i Zesicht unb lupfersarbener Nase —- und zu allem Ueberslusz hatte er die Füße i ein wenig nach innen geiebrtl Aber, s ! ottoobl NKravattl Tenorc verstand , ; er voch die .,«Mache —- er war ; Lein Routinier — nnd verbiiisste das - Publikum. So iaru es, baß er mit; ? seiner Antrittspartie, dem Geveae I Brot-n in der «Weißeri Dame« , Erfolg i hatte und gefiel l Um anderen Tage sagte er zu mir: sten’i, here Direktor, Sie haben . ite ne bramatische Sängerin, wie ich j fest Kann ihnen eine empfehlen —- Z ; Freilein Giliiseh — ne bessere trie l gen ’inekt« i »Dort-. here Doser,« sagte ich, «es · ist eine bramatische Sängerin engagirt, Fräulein Minnen sie tann aber erst z morgen eintreffen« ; , »Ach die Miihler iomnrti Deren s, die beboltens doch net« vers e Do- ; ter. «Da neinan nur glek e Gil i taki-un ich rein doch ern states Miit-let kennen lernen, hert Dofer,« Zaate ich, »und dann werden wir ja ; sTränlein Mihler lam nnd efiel nn gcrnein. Sie war-eine der enSiin geringen, die ich in den langen Jahren meiner Direttionsfiilirung gehabt bil lse. Troßdem fragte mich Dafer nach der Generalprobe von »Don Inan« am - folgenden Sonnabend: »Na, Herr Dis ; rettot. wie ist's, wallenö Freitein Gil- l tisch net engagirenk »Aber Derr Doser,« antwortete ich, l »ich habe doch leinerlei gerechten Grund, Fräulein Miihler zu käm-i gen." »Na, dann net,« fagte et. »Kann i a tsiffl Varfchuh hab’n?« »Gem; wie viel?" fragte ich ..Na, geb’nj mir fiinfzig Marl.« »Bitte-, hieri« Die Sache war erledigt. Am folgenden Sonntag Vormittag kam mein Kapellmeifter ins Bureau nnd meinte-: »Ja. Herr Direktor, was machen wir denn heute Abend, wenn Deser nicht singt? »Wie kommen Sie darauf. here Ka pellmeifter?« fragte ichs . »Na. er hat gestern Abend im Ne itaurant erlliirt, er fange heute nicht,« war die Antwort. »Ach, lieber Kapellmeister. solche Fineipewlfienammagen imponiren mir nicht,« fagte ich; »wenn Dofer nicht singen will, muß er es mir anzeigen!« .,Nein. here Direltorz er hat mir offiziell erklärt. er iiinge nicht — ich iell es Ihnen fagen,« fagte nun der Kapellrneiften Donnerwetter, die Sache fchien doch einft zu fein! »Warum will er denn nicht singen?" fragte ich. Er fange nicht mit Fräulein Mühler war die Antwort Was follte ich machen-? Eine Oper ohne Dofer war unmöglich sss das Schauspiel war noch nicht da das hieß atfo eine Sonntags-Einnahme von etwa 1000 Mart verlieren und die sei-»Hm «..- k» Pest-.- mnrkss naht das alles nur, weil ich dem Doser sei-s r nen Willen nicht thun wollte. Ich lief im Zimmer aus u.·.d ab und Zermarterte mein Gehirn, auf welche Weise ich die Sonntags-Einnahme ret ten könnte. Alles vergebens —--— ich fand teinen Ausweg. Plötzlich zuctt wie ein Blitz ein ret tender Gedante durch meinen Kopf. Gemeinheit gegen Gemeinheit, dente ich. Ich Mc mich hin und fülle zwei Resntralte fiir Fräulein Giltsch aus » Lersehe das eine Exemplar mit meiner Unterschrift und schreibe dann herrn Dafer: »Ich habe mir die Sache noch mals iflich iiberlegt und will Fräu lein Gi tisch doch noch engagirem Da ich die Adresse der Dame nicht weiß, laben Sie wohl die Gitte. derselben beifolgende Kontratte zu übersenden. Ireimarten anbei u. s. w·" Nach kaum einer Viertelstunde trat Doser bei mir ein« und es cntsvann sich folgender Dialogz »Morgen Direktor!" »Guten Mor gen Herr Doser! Na, wie geht’s7" ·Wirds voll heit?« »Na, ich hoffe doch. Der Billetvertauf geht ja unberufeip aut.« »Na natierlich, »Don Juan" am Sonntag, das muß ia ein volles Haus geben! Jch wollt zum Friehschoppen gehn herr Direttar, gi«hn's a biss’i mitl« .Bedauere, Herr Toser —- aber ich bin hier bis ein Uhr gebunden —- unt außerdem trinte ich Vormittags ni( t«tnos.· No nehmen«- mir net ibel Diens- - tor, an Philister tvic Sie is mir nnd-. s net vortomrnc!« «Ja, Herr Doser, ich mirs-, nun schon so verbraucht werden« »Na, dann Griisz Gott« Tirettor, : muß zu mei Friehschoppe!« »Woh! b: tkmm's Herr Doseri Adieu!" Gott sei Dankt Die Sonntagsein nahrne war gerettet! Nun ten Teiegt.1 pten wieder inAnsprnch genommen! Jet, hatte Glück! Ein Tenorist. ver schon bei mir gewe sen. war irei. Ich engagirte ornsetben und schrieb am ankern Morgen an Do scr: «Geehrter here Dosers Der Agent schrieb mir, Sie wollten gest-oriie einige Male billig bei mir singen. Da ich seht einenTenor engagirt hobe, so ist ein ser neres Gaiisviei Jhrerseits nicht meh: nöthig. Jch dont-! Ihnen sehr und sende Ihnen andei 100 Mart. 50 Mart ha ten Sie Vorschuß erhalten —-- ich bosse, mit diesen 150 Mart ist M drei-nati ges Austreten in unseren rhäitnissen anständig honorzrtk Noch einer da ben Stunde Iom Do ier mit Fräulein Giltisch zu mir. — Die Dame war ichon in der Stadt gez wesen, ohne dasr ich ei gewußt hatte. »den Direktor, was soll denn der Pries, den ’s mir geschrieben haben?« s sragte Dosen ; »Nun ist der nicht deutlich. herr Do- i ser?« entgegnete ich. »Ja, wenn's mi net oehaii’n woll'n, warum engagiren’s erst Freicein Git tischi" »Das bat roch mit meinem Brief an Sie nichts zu thun. Die Dame ist enga girt und hat ihren Kontrast«. tagte ich. »Aber allein bieibt sie doch net«, schrie Doser. »Ja, das ist Sache der Der-net« ent gegnete ich ruhig. Beide zogen ab. und die Sache war erledigt. « Aus den Koioniem Regen-sitts- «Du. Alte, streich den Missioniirbraten von der Speisen-ein ich half ihn nicht nicht erwischt.« Herr is- linke. Cis-f-— Fonriliensrene von C a r l o s Duchom »- DOH- — Franz Hesborn war soeben in etwas orrdrieszlichet Stimmung von einem Spaziergang zurückgelebrt. Während er Hut und tosel ablegtr, wars er einen Blick aus den Tisch. »Ein Brief?« wandte er sich zu sei ner jungen Frau, welche stictend arn Fenster saß; »von wernZ" »Ich weiß ed nicht; er ist soeben ab gegeben worden." »Stadtpoit.« bemerkte Vellborm in dem er den Umschlag öffnete; dann las er: »Frau helene Werner giebt sich die Ehre, Herrn und Frau Hellborn zu der bei ibr stattfindenden Abendgeiellschast am Donnerstag. den u. s. w.. u.s.w." Mißmuthig wars er denBries aus den Tisch. »Schon wieder eine Einladung.« knurrte er, »als ob man in der Gottes welt nichts weiter zu thun hätte, als m Gesellschaften zu laufen. Iiillt mir gar nicht ein, ich habe gerade genug davon. Bald bei hinz, bald bei Kunz —« »Aber lieber Franzi« »Hier niict tein »lieber Franz«. ich sage, Dir, wir geben nicht bin, verstan den .«« »Du weißt ja, daß Du herr ini Hause bist, es sei also, wie Du wün si. »Ich basse dieie steisleinenen Gesell schasten; fre sind im höchsten Grade langweilig und ungemütblich. und die ier bier tann man sich. Gott sei Dant. entziehen; oder » verdrießt es Dich allzu sehr?« »Nein, nein! Zug Hause ist es rnir gemiithlicher.« »Mein liebes, vernünftiges Frau clxn2 Jch will doch gleich den Absage briei schreiben. Alio —-— herr und Frau Hellborn bedauern unendlich — bedauern unendlich s—'« Mlckvnlsntickmldiaunasarund willst Du denn angeben, Franzi« «Einen Grund —- weißt Du leinen? ·Also; wie weit war ich? —- bedauern unendlich « unendlich — ! Verfluchte Geschichte! Ein Königreich fiik einen Entschuldigungsgrund.« »Du mußt den Brief aleich ur Post schicken." drängte die kleine, schwarz lockiae Frau hellborm »denn da es be stimmt ist, daß wir nicht hingeben --—" »Natürlich ist es bestimmt. habe ich einmal »Nein« gesagt, so hilft tem Bit ten und Flehen.« »Ich weiß es," entgegnete sie mit tie fem Ernst. Die drei Worte tlangen bochtragisch. »Aber Kind,u rief er erschrocken, »Du wirst mich doch nicht zum Tyran nen stempeln wollen?« Nun weinte sie schon. «Gewiß nicht, Franz. und Du hast ja auch vollkom men recht.« Er tiißte sie. .Wie lieb. daß Du das einsieblt: denn sieh mal, so tote bei Müllers, wo die Frau Pantoffel schwingt — das ist doch gewt nicht nachabmenswettbi« »O, abscheulich!«— «Solche Schlafmiiße von einem Mann!« Sie nieste. »Ich möchte den nicht haben. Weißt Du. Franz. es ist rei 3end, daß wir nicht hingeben. Ich habe nämlich einen so spannenden Roman angefangen und s—. Nur Deinetwegen that es mit leid.« »Mfinetwegen?« »Nun ja, es sollen sehr einflußreiche Personen da«s«ein, die Yir beim Avgnees Mcnl llllscll lllllllcll; Dik »Du-not i cllll Pelene sprach sogar von einem ini ter.·« »Ein Minister ?« Er ries es lebhaft. »Du, Kind. dann lies nur Deinen Roman ein ander Mal; wenn die Sache so liegt, müssen wir hingeben.« »Ich mag aber nicht!« »Aber ich bestimine es! Keine Wi derrede.« »Dann habe ich allerdinas nur zu qeborchen Aber ich thue es ungern. nicht blos des Romanes wegen. Denn immer Einladungen annehmen und nicht erwidern » wir sind doch diesen Winter bei verschiedenen —« »Berpslichtungen hätten wir aller dingg,« gab er zu, »abei der Trubei. Ueberhaupt unser bescheidener Haus halt — wir sind gar nicht daraus ein« gerichtet.« »Nein, und deshalb diirsten wir von Rechts wegen auch teine Einladungen annehmen.« · »Weißt Du,« überlegte er, »e- ginge am Ende doch. Wir baden den Solon, das Esrzimmer, wenn wir nun noch meine Studierstube dazu nehmen —« »Die Last! —- Dante schöns« »So schlimm ist es doch nichts« »Es ist undentbar, ofranz. Sprechen wir nicht davon-« »S rechen wir gerade davon! Du willst meine deen treuzen, und aus purer Laune? eizendl Damittommst Du doch bei mir nicht durch! In vier zehn Tagen ist bei uns Gesellschast, verstanden?« Sie mußte sich abwenden, sonst hätte er bemerkt. wie vergnügt sie aussah. »Und wenn Du rnir noch so stolz den Rücken iebrst,« ries er ironisch, — »ei nen anderen Briesbogen, bitte!« »Wozu«t« »Weil sich die Sache nun geändert hat. Wir nehmen an — laden die blonde helene leichsetti ein —- einen anderen Brief ogen.« schloß er don nernd. »Verl« sagte sie mit tiefster stetig nation: »ich bin ja stets Dein gehor sames Wein