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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 1, 1901)
si- seuuneek km ins-Leistung --«-....-. su- dem Frunzösischen des Mau riee Montegut. »Nein, herr. nein, Alles umsonst, Sie betommen meine Tochter doch nicht« Damit treuzte Doktor Bache die Ar me entschlossen über die Brust. »Aber warum? Warum?« rief Di diet niedergeichmetterL So erklären Sie mir doch — — -—« »Wozu? Sie würden mich ic: ohne hin nicht verstehen. Basis-F Didier aber wich und wantte nichi. »Herr Doktor, ich muß die Ursache wissen, welcher Art sie auch sei. Man weist einem anständigen Menschen nicht ohne Weiteer die Thür!« Doktor Bache lachte laut aus. »Anst«eindig! Anständigi Das hat man immer aus der Schüssel! Nun also, wissen Sie, junger Mann, eben das ist die Ursache. Sie bekommen meine Tochter nicht, weil »Sie ein an ständier Mensch sind! »Ich begreise nicht —- —— »Vat) ich’s Ihnen nicht gesagt, Daß Sie nicht begreifen werden. Hören Sie mich an, junger Mann, und Sie wer den verstehen. Meine Rosine ist schön wie der junge Tag; gut wie ein Engel; ihre Augen wetteifern mit der Giiith orientalischer Bajadetenaugen; ihre haut ist weiß, wie die der Töchter des Nordens; ihre Glieder sind rund wie die Erdtugel.« »Ach!« seufzte Didier voll Verlan gen. »Still!« herrschte ihn der Doktor an. Sie vertheilt ihr Taschengeld amec- tsie Armen, denn sie ist barmherzig; iie kennt weder Neid, noch Haß, nochStolz. Sie ist unschuldig und keusch wie eine Lilie und klug wie eine Muse; sie iii —.-f!l-I!k.l. k-L-IA -s- — —.- — I P L jlcusuuslsuw »Ja-l aus-l- enk, nasse In J . Nehenmenschen liebt; sie malt herrlich Aguarell, stellt sich aber ebenso aern zum Waschtrog Sie ift ein: Künstle rin und Hausfrau. mit einem Wut, ein vollkommenes Wesen! »Das weiß ich,«! seufzte Divisi· »Nun werden Sie frag-n: llnl ihr Vaters Wer ist ihr Vaters Woche? Der alte Dr. Bochei Was sur tin Dottor? Arzt? Nein. AdvotntP Auch nicht« Doktor der Philosophie? Noch viel weniger. Er ist Doktor her Humanität Das sag’ ich Ihnen. Ich bin der Dotor dcr Monschlichtrit. Ver ftanhen? Jch glaube, diesen Titel irag’ ich allein.« Didier machte eine tiefe Verbeugung und begann sich unbehagtich zu füher Bache aber war nun im vZuge und fuhr unaufhaltsam fort: »Ich bin Dottor der Menschlichteit, Philanthropx ich hin der Regenerator des verfallenen, gesunkenen, entarteten, armen Menschengeschlechtg. Jch habe gelobt, die heutige Menschheit, diese hiutarme, neurastheniiche. netventran ke, herabgekommene Menfchheit neu zu beleben, zu störten. Jch will eine ge sunde, mustelstarte, lebenströftige Ge sellschaft schaffen, ihr neues Vertrauen in die Zukunft einfliifzerr Nun, Ihnen will ich's gestehn ich habe die Lösung dieses Problems gefunden. Mein Traum wird zur Wirklichkeit. Alles auf Erden hängt von dem gehärigen Gleichgewicht her Fähigkeiten ab; das ist die Lösung der Frage. Nun also, dieses Gleichgewicht werd’ ich herstel len.« Bei diesen Worten vflanzte er sich breitspurig vor dem erstaunten Freier auf, und ihm fest in’s Auge schmo, schrie er: Waben Sie gestohlen?« »Hu-« Haben Sie betrogen?" »Herrrr?« ,,Haben Sie getnordet?« »O! O!" »Haben Sie irgend ein Verbrechen begangen? Auch das nicht. Gar Nichts! Nun, io können Sie nicht verlangen, daß ich Jhnen meine Toch ter zur Frau gebe, meine Rusmr. meine köstliche Perle, meine herrliche Biume, den reinsten Edelstein aller Königs ironen. Vermöge ihrer Vollkommen heit ist sie dazu priidestinirt, die Frau irgend eines abgeseimten Missechatirs zu werden. Aus dieser Ehe werd-n dann mittelmäßige Kinder stammen, aus denen einfache, brave Menschen werden. Jhr moralischer Einslusz wird diese vorläufig noch im Vorraum der Hölle schmachtenden Seelen erlösen, die, wenn sie von einer sittenlosen Frau ac doren würden. Ungeheuer werden müß ten . Sie sind überrascht? . . .. Ja, so ist ed, das ist meine Methode, oie unschuldigen Jungfrauen verheirath ich an Schurken; die ehrlichen Männer an ausgelassene Dirnen. Aus dsskser Mischung wird dann durch Herstelluna des seelischen Gleichgewichte ein mittel mäßiges, zu Tugend und Laster, zu Gutem und Bösem gleichmäßig veran lagtes Geschlecht hervorgehen .. Ver stehen Sie nun? Ohne mich wiirde die Menschheit zu Grunde gehen. Den-i zwei böse Naturen, mit einander ver einigt, zeugen doppelte Bösewichteu dolltommene Tugenden mit vollkomme nen Tugenden gepaart, würden die Welt nur mit erhabenen Seelen bei .schenlen, die der Menschheit noch nie etwas genii t haben. Wenn Sie we nig eni abstoßend häßlich, krumm. du lig oder derlriippelt wären, könnte ich mir die Sache überlegen. Das wä ren mildernde Umstände, daolch aus - Ist etliche Verschiedenheit auch Hohe I ebaltn Aber Sie sind e nso hilbseh wie meine Rostne; bitte. das ist keine Schmeichelei, verbean Sie sich nicht! Sie haben denselben hohen, schlankem kräftigen Körperbau. Si. Beide hätten sicherlich schöne. gesunk und kluge Kinder; und zwei zur Rege nerirung des Menschengeschlenxts brauchbare Kräfte wären unwider dringlich oerloren.« »Aber, Herr Doktor ! . . . ." »Nein. nein, daraus wird Nichts-. Aber Sie interessiren mich, junger Mann, und ich will Jhnen davon Be - weise liefern. ch habe eine Frau, sitt « Sie wie arschas en. Unsörmlich klein. s dick, häßlich wie die Nacht, und dumm« daß es eine Lust ist. Wollen Sie sie Jch gebe sie Ihnen. Es ist ein Opfer, ; das ich Ihnen bringe, denn ich wollte sie selber heirathen. um die Rasse zu verbessern.« »O, ich danke !« schrie Didier ent setzt. »Sie sind Ivirkiich gar iu gütig, Herr Doktor . . .. Aber gestatten Sie mir eine Frage : Haben Sie siir Fräu- . lein Rosme schon einen passenden Gat- " ten ausersehen ?« Bache seufzte. ,,Leider ja . . » Einen fand ich . . .« »O !« seufzte der junge Mann ent täuscht. »Und was ist aus ihm gewor den ?« · »Er wurde guillotinirt.« . Nach einer kurzen Pause, die dem i Andenken des zu sriih verlorenen - Schwiegersohnes gelten mochte, fuhr der Doktor fort : »Und nun, mein junger Freund, wis sen Sie, warum meine Tochter niemals «- die Jhre werden kann Leben Sie wohl nichts siir ungutl Mich rust « meine Pflicht. Aus Wiedersehen !« Didier ging, den Tod im Herzen. ; Auf der Straße sann er darüber ? nach, was sür ein kleines Verbrechen er « wohl begehen müßte, um ais würdiger Schwiegersohn verruchter zu werden. IJndeß er so in diistere Gedanken ver sunten dahinschritt, sührte ihm ein Zu sall gerade Die entgegen, der all seine Gedanten galten . »Rosine. ’« schrie er aus, ,,Rosink, ich komme von Jhrem Vater O, Rosine ich bin der unqliicilichste aller Menschen. Jbr Vater hat meine Wer-bang abge wiesen ; er will Sie nur einem noto . rischen Bösewicht zur Frau qeben, das « ist sein unerschiitterlicher Vorsatik ; Und in abgerissenen Sätzen erzählte « er die Unterrednng, die er mit dem Doktor gehabt. j »Rosrne, was nun ? Ergeben Sie sich in das Schicksal, das Jhrer harrt ?« i Rosine sah ihm lange lächelnd in s » Auge dann erwiderte sie, hell ausla i chend mit holdem Erröthen: »Nun, wenn der Bösewicht Jhnen ähnlich sieht, vielleicht doch.« l Ein Schauer des Entzückens durch j bebte Didier s ganzen Körper, und er eigriss ihre Hand die sie ihm willig ! überließ l »Rosine, ich liebe Sie, ich bete Sie . an. Sie müssen die Meine werden, aber k. . aber Jlir Vater . . .« s Rosine ward wieder ernst: ! ·»Mein Vater? . .. betrachtet also meine moralische Unbescholtenheit als ; SEND-Miit . . . nun, dein ist ja abzuhels - fen. Das hängt von uns Beiden ab; « heute Abend um zehn Uhr erwarte ich ; Sie Seien Sie viinttlich!" Wie ein leis-: s Flüstern schlugen diese Worte an sein Ohr, und im nächsten . Augenblick war sie verschwunden i Als die Ul,r die zehnte Stunde schlim« · stellte sich Didier pochenden Herzens in YRosinens weiß auggeschlageneim von . b-— susssukis « -- ·-l snkIOZ svm Is- c-« sit-s- : .»..,... .«.»...».,..... ».. ».....,. rosigen Schimmer getauchten Stübchen ein. Geblendet blieb er an der Schwelle stehen. Nofine empfing ihn im spitzen brsetzten kreißen, losen Regung die weiten Spitzenärmel ließen die herr lichen Arme frei, die seidenen Locken wollten« aller beengenden Fesseln bar, iiler die Schultern Er ergriff ihre Hand, um sie zu küssen. aber Rosine zog · sie erröthend zurück. ; »Mein, mein Freund, Das müssen ! wir erst erkänipfen.« llnd sich neben ihn auf’s Sopha l sehend, begannen sie über die Zukunft i zu sprechen. s Da llopste eo an der Thür. Didier E zuckte zusammen. l »Himmel, wer ift das?« I l i ) »Mein Vater«. erwiderte Rosin.-. »Er tomnit täglich um diese Zeit, mir ’ den Gutenarhtluß zu geben. Jch haoe » ihn erwartet.« Und laut rief sie: »Herein!« Doktor Boche trat langsamen Schrit ; tes. in Gedanken versunken, ein. Da ; erblickte er plötzlich den iungercMann i und bemerkte das los-e Negligis seiner s Tochter. Entsetzt schrie er aus: i »Nosine . . . ! Mein Herr . . . Sie hier zu dieser Stunde?! Du ehrvergesse nes Geschöpf! Schändliche! Elendes , Fahrt wohl. all’ meine Hoffnungen . . . Das Gleichgewicht, die Erlösung der siindigen Seelen, das stolze Gebäude, s das ich aus Deine Tugend gebaut. Na I türlich mußt Du jetzt meiner Methode I gemäß diesen ehrlichen Schwachkon her I rat-heu. So ist vielleicht noch nicht Alles l verloren . . . Du wirft ihn also heira l s i i then, hörst Du, ich will es, ich befehle col« »Wir werden gehorchen«, erklärten i die Liebenden wie aus einem Munde. ( » Geben Sie uns Ihren Segen, Vaterl« s « « - --- --—«-Oo.-—-s —— - · Mehr wie protzig i »Bisher Sie, Baron, mir imponiren die Leute gar nicht« die mit ihrem Ver mögen presen, wir haben z. B. auch all einfache Millionäre ansesangent« Foik Lunis txsxkaxcsxisgkääst ist«-. »f— Nacherzaslt von AM. H. —-—.-—«.—«—.— Wir hatten wieder einmal zur Ab wechselung eine recht ermüdende Nacht fahrt gemacht und waren, acht Mann von der Feldtelegraphiften-Abtl)eilung mit zwei Wagen, müde und hungrig in einem hübschen Städtchen in der Nähe von Le Mons, Nachts gegen 12 Uhr, angekommen. Da wir bekanntlich un sere Rechnungmit den Herren Rotbho sen stets mit größter Pünttlicvleit ab wickelten, so war auch schon für unsere kleine Truppe insofern bestens geforgi, als uns am ersten Hause des Städt chens bereits der vorausgeschickte Fou rier erwartete und uns unsere Quar tierbillets einhändigtr. Er machte freilich dabei ein so eigen thiimliches melancholisches Gesicht, daß mir, der ich mich auf Physiognomie ziemlich gut verstand« dasselbe sofort auffiel. »Die Quartiere sind wohl nicht be sonders-W fragte ich. »Es liegen feit acht Tagen Bayern hier!« war die latonische Antwort, die mir gerade genug sagte. Hier erblübte uns kein besonders Heil, soviel wußte ich. Unsere blauen Bundesbriider wa ren in diefer Hinsicht berühmt, und wo sie zuerst lagerten, da war sicher für die Nachkommenden nicht viel mehr übrig gelassen. Na, die Quartierbillets lauteten denn auch sehr verdächtig Mich hatte »man beispielsweise einem Leineweber - zugefchrieben. Nun überfällt mich aber immer bei dem Wort Leineweber ein Gefühl wie »Hunger und Noth«, wahr scheinlich, weil mir in meiner Jugend fo oft das Klagelied der schlesifchen We ber gesungen wurde. Also, der »Leine weber« gefiel mir nicht. Auch die Uebri gen waren von ihren Quartiergebern nicht besonders erbaut, und so wurde dann mein Vorschlag, uns auf eigene Kosten für die eine Nacht — wir muß ten friih Morgens weiter -- im Gast haus einzuquartieren, einstimmig an genommen. Die Feldpost war turz vorher ange langt, wir hatten Geld. Freilich nicht übermäßig viel, aber die eine Nacht tonnte ja auch den Hals nicht kosten. Das Haus, nach welchem man uns wies-, führte den Namen »Zum Hai fisch«. War derselbe auch etwas omi nös für ein HoteL so trösteten wir uns doch mit dem Gedanken, daß ja auch weiland St. Jonas sich im Bauche ei nes Fisches ganz wohl befunden hatte. Der Wirth machte, als unser Trupp einriictte, ein äußerst scheeles Gesicht, welches sich aber wunderbar aufheiterte, da er erfuhr. daß wir nicht als.Ein » quartierung, sondern als zahlende ; Gäste fein Haus ottuvirten. Wir Deutschen hatten darin bei den Fran « zofen, troß ihres Hasses gegen uns, ein ; gutes Renonis7e, und ich bin überzeugt, daß, wenn Landsleute des Wirthes sich . derart bei ihm eingestellt hätten, er ein weit weniger vergnügtes Gesicht ge . macht haben würde. Dieses Gesicht gefiel uns übrigens nicht. Es lag so Etwas vom Fuchs in dieser Physiognomie. Während der Mund des kleinen Mannes von höf lichJn Redensarten überfloß, als er ,,«J.liefsieur5 les Prussiens« nach ihren werthen Befehlen fragte, sprachen seine schwarzen Augen deutlich den frommen Gedanken aus: Hätte ich nur erst Euer Geld in de: Tasche,spso könnte Euch mei nst-. k.« »t-! L4s-. llclllscgcll ch uct Ohrqu »unte. Nun, uns war dergleichen ja nicht neu und es waren ung deshalb auch die Gefühle des »dunllen Ehrenmann-IS' brilstiindig »schnuppe«. Wenn nur Essen und Trinken gut waren, austr Herz des Geberg kam es uns nicht an. Der Mann verstand iibrigens sein Geschäft, das mußte ihm der Neid las sen. Mit einer wunderbaren Geschick lichteit wußte er uns seine lulinari schen Deliiatessen aufzuschwatzen und seine Weine anzupreisen. Nun schmecl ten freilich die ersteren wie ausarwärm te R3ste von einer an sich bescheidenen Mittagstaseh die letzteren start christ lich, d. h. redlich getauft, allein unsere auggehungerten Soldatenmagen waren in der letzten Zeit nichts weniaer als ver-wohnt worden und hatten besonders in den drei süngstverslossenen Taaen so viel Unerquiclliches hinnnterwüraen müssen, daß uns diese Mahlzeit immer noch als eine sehr lulullische erschien. Wir waren denn auch recht ausgeräumt und als uns der Haisischbesitzer ein mal zur ersten Flasche Champagner beredet hatte, fiel es ihm nicht schwer, uns eine zweite, dritte. vierte auszu hängen, und es war bereits 8 llhr Morgens, als wir uns in heiterster Laune trennten, um unser Lager aus zusuchem Um 6 Uhr trafen wir im Eßzimmer wieder zusammen und waren mit der angenehmen Arbeit des Kaffeetrinkens beschäftigt, als der freundlich grin sende »Haisisch« erschien und mir un sere Rechnung präsentirte. Gerechter Gott! Ich glaubte. in die Erde sinken zu müssen, als ich das Blatt in die Hand nahm; eine solch-. Prellerei war mir denn doch noch nicht vorgekommen. Jch fah den Gasthof Rinaldini, der, sich hämisch die Hände reibend, vor mir stand, mit großen Augen an —- er wars einen lächelnden Seitenblick aus meine »sragwiirdige Gestalt« und zuckte die Achseln. »Zweihunde«rtunddreißig Franken!« rief ich entsetzt aus, ,,na, das ist denn doch zu toll —- das ist ja gar nicht möglich!« L- T H ! »Dort-, Monsieur, hat seine volle ! Richtigkeit, « antwortete der freundliche I»Haisisch", »mon dieu. die herren Preußen haben leider Alles etwas ver : theuert in unserem schönen Frankreich --— was ist da zu thun ?« , »Hallunte!« dachte ich und theilte meinen Gefährten die tolossale Prelles - rei mit. Daß diese sich nicht weniger - ärgerten, als ich versteht sich von selbst allein, es war nichts dagegen zu machen. Die Stunde unserer Abfahrt war da. wir leerten also unsere Bör » sen und brachten mit Mühe und Noth i die nöthige Summe zusammen, die der Igefriißige «Haifisch« mit einer Non chalance verschlang, welche seinem Na: Z mensvetten dem Haifisch, alle Ehre ge ; macht hätte. - Wir aber zogen, Grimm im Herzen, E ab, und ich namentlich war wüthend, ’ daß ich meine Kameraden in den Ra » chen des Haifisches gelootst hatte. . Jch dachte, den Ort und den blut sougerifchen Wirth nicht wieder zu fe » hen, aber Gott verläßt teineni braven Deutschen, und er gab auch mir Gele genheit zu einer kleinen Revanche. . Es war neun Tage später, als uns der Befehl zuging, in der Nähe von Le Maus einenVerbindungstelegraphen herzustellen. Wieder machten wir uns, dieselben acht Telegraphenbeamten wie ; oben, auf den Weg, der uns am Abend « nach dem uns in so theurem Angeden ten stehenden Städtchen führte, wo wir » wieder eine Nacht Rast machen sollten. Wir meldeten uns auf dem Etappen bureau, wo ich einen gemüthlichen Be » tannten als fungirenden Beamten an "traf. Jm Laufe des Gespräches er zählte ich ihMLwiewir vor einiger Zeit von oem Vaimchoentzer gepreui wor ; den waren. »Ich kenne den Burschen,« sagte er, J »e- sind schon vierfache Kragen über ihn eingelausen ; aber ich habe mir vorge nommen, ihm so viel Einquartirung alsJ möglich in’g Haus- zu schicken, das : wird ihn vielleicht mürbe machen.« ,,Einquartirung ?« rief ich. »Der Gedanke ist gut.« Höre, thue mir den » Gefallen und lege mich mit meinen Leu t ten bei ihm in’s Quartier, d. h. wenn es angeht.« »Und warum nicht !« meinte er. ,.Acht Mann ? Ja wohl, der Bursche ; ist reich, die anderen Häuser find ohne hin iiherfiillt, während er nur ein paar ; Bayern im Quartier hat. Er mag Euch siir heute beherbergen.« Jn wenigen Minuten hatten wir un sere Quartierbillets, und eine Viertel stunde später hielt unser Wagen vor der « Thür des Haifisches. Jch hatte unter-— wegs mit meinen Kameraden eine kleine ; Verabredung getroffen, von welcher die s selben sehr erbaut waren. Als der biedere Gasthalter unserer 3 ansichtig wurde, überflog ein Strahl der Freude sein Gesicht, die sich noch ; steigerte, als wir ihn mit ausgesuchte z ster Höflichkeit um Entschuldigung ba s ten, daß wir ihn schon wieder belästig » ten, und ihn ersuchten, doch ja recht gut « sür unsere ermüdeten Pferde Zu sorgen. »Sohez hienvenues, Messieurg,« rief er fröhlich. und rieb sich wieder mit sa tanischer Freude die Hände, »viel Ehr’ für mein Haus !« Natürlich, er hatte ja die acht Gims « pel wieder, die er zur Abwechslung ein mal wieder gehörig rupsen konnte. Ein schöner Gedanke, ,,edler Hai : fisch«, aber es kam anders. Wir machten es uns in dem Gasthof so bequem als möglich. Als uns unser - « edler Wirth die Frage vorlegte, wie viel j I nebeneinander liegende Zimmer einzu Zimmcr mir Iviinschten, äußerten wir I sehr bescheiden, daß dies lediglich in sei-— 4 nein Ermessen läge, worauf er nichts Eiligeres zu thun hatte, als uns acht räumen. Auch das Nachtesfen überlie ßen wir ganz seiner gefälligen Wahl » nnd erklärten ihm, daf; es in seinem Be lieben stände, uns zum Trinken vorzu j setz-en was er wolle ,,Vielleicht ein Fläschchen Champag- ; ner kalt stellen ?« meinte er ; .boffent: z lich hat den Herrn Prussieng der letzte recht gut geschmeckt.« , »Wenn Sie wünschen, zwei,« gab ich ihm zur Antwort. »Noch zhrein Ermessen, vier« »Von, sagen wir sechs « »Sie sind zu gütig, Herr Wirth." »Meine Schuldigteit, meine Herren, « l V»ielleicht drei, Messieurs ?« i « meine Schuldigieitl Ich weiß, wie ich ; z solche Gäste zu behandeln habe.« - Und so gingt-l die gegenseitigen , Komplimente fort, bis unsere Kinnla- » « iiber unsere Glaser, kaum geleert, füllte . ten aus das Eifrigste mit dem Nacht- J essen beschäftigt waren, welches, Dank’ der lieben Aufmerksamkeit des »Oui: l fisches«, schon mehr den Charakter eines lukullischen Soupers hatte. Mit Argusaugen wachte der Wirthi D sie der geschäftige Kellner auf seinen Wink wieder, und wir gaben uns allel Mühe, ihm recht oft Gelegenheit zu ver- l schaffen. das zu thun. Wir vertilgten ; mit Heldenmuth, was uns vorgesetzt l wurde —- und acht Preuszische Feldtele- i graphistenmagen können in dieser Be- I ziehung Eritaunliches leisten —- ver langten keine Getränke mehr, brachen - aber jeder uns vorgesetzten Flasche un erhittlich den Hals, tranken wiederholt ; die Gesundheit unseres ,,-hctisisches«', der sich diese Ehre gar nicht zu deuten J wußte, und ließen, als wir endlich mit ziemlich schweren Köpfen zu Bett gin gen, eine gehörige Batterie leerer Fla schen zurück. - Wir hatten wie die Götter geschlafen ' und fanden uns recht vergnügt beten « Frühstück wieder zusammen, um so ver gnügter, als jent die Reihe des Lachens und händereibens an uns kam. Mit herzinnigem Vergnügen sah ich, wäh rend wir uns den Kassee schmecken lie ßen, den Wirth über seinem Hauptbueh rechnen und schreiben, wobei er von Zeit zu Zeit seine Blicke über unsere kleine Gesellschaft schweifen ließ. »Jetzt schlachtet er uns ab«, slüsterte ich meinen Kameraden zu, und — »Es ist angespannt«. meidet unser Fuhr mann, ein stämmiger Pornmer, unter der Thür salutirend. Ehe der »Haifisch« sich von seinen Schreck erholen konnte, waren wir dran ßen und saßen auf unserm Wagen. Er wie derBlitz hinterdrein und präsentirte mir auf den Wagen hinauf die Rech nung, die man getrost mit der Elle hätte messen können· Jch sah mir flüchtig die Summe an. sie war wirklich noch grö ßer wie die vorige. Das machte mir vie les Vergnügen — der feierliche Augen blick der Revanche war da. »Sie wünschen?« fragte ich mit er staunter Miene. »Die kleine Rechnung, Messieur3, wenn es ihnen beliebt!« «Rechnung! Wieso? Wir waren als Einquartierung bei Ihnen, Herr Wirth.« »Ein-—quar-—-tierung!« stotterie ent setzt der Haifisch, und sein Gesicht zog sich bei jeder Silbe mehr in die Länge. »Gewiß! Mein Gott, sollte ich gestern Abend vergessen haben, Jhnen unser Quartierbillet zu geben?« Bei diesen Worten zog ich es aus der Tasche. ,,Wahrhaftig! O, ich bitte tausend Mal um Entschuldigung geehrter Herr. Hier ist est Besten Dank für Jhre so überaus freundliche Aufnahme — Kutscher, fahr’ zul« Und dahin fuhren wir unter schallen dem Gelächter, während der Haififch, in stummer Verzweiflung dastehend, die sind-s- mscsßnnnn onst-»ika Und Oft-I schreckliches Gesicht dazu rtachtr. Wir aber stimmten unser tausend Mal gefungenes Lieblinaglied an, und fröhlich tlana es in den Moran hinein: »Lieb Vaterland. magst ruhig sein, Fest steht und treu dieWacht amRhein.« Ob sich der Haifisch wohl später die Quartierbillets am Abend vorher geben ließ? Jch denke » ja. ---- -—-—--.I.-—— - — Nlnnklsmnl trenntan anders. Aug dem Leben von Wilhelm Herbert. —.-.-— Die Welt lag im Glanz der Sep tembersonne. Durch den Hofgartcn lustwandelten fröhliche, geschmüctle Menschen. Da trafen sich Rechtsanwalt Phi lippg und Dr. Stein, der mehrere Mo nate im Süden gewesen war — zwei alte Freunde. »Nun.« lächelte der Arzt, ,,also doch verheirathet?« »Ja!« antwortete Philipp-k- und noch einmal strahlend: »Ja!« Stein schmunzelte mit leisem Spott: »Und noch keine Nagelspuren im Ge sicht-?- Fteine ScrnenZ Keine geborste nen Ideale? Kein Aug-sieben-Him meln-sallen?« »O!« sagte der Rechtsanwalt vor nehm überlegen. ,,Junagesellen begrei fen das nicht. Besuch mich doch! Heule! Jetzt gleich! Sieh Dir’s an —- das stille Glückl« Der Arzt lachte. »Uebertreib’ nicht zu sehr!« warnte er. »de könnte kom men ——« »Aber so komm doch, ja!« rief der Andere.«,«,Jch nehme Dich beim Worl!« »U)l!l! susslc Ucc Ucccclc Ullllips. »Den einer halbenStunde bin ich bei Dir-. Wehe, wenn Du mich falsch be richtet hast! Ich werde es genau prüfen — mit dem Secirmesser sozusagen — Dein stilles Glückl« ,,Wirst’5 ja sehen!« meinte der junge Gatte siegesgewiß, während sie sich die Hände drückten. Dann ging der Rechtsanwalt mit be schleunigten Schritten nach Hause. Er besah sich im Geiste seine hiibsche, trau liche, aeschmackvolle Und doch acmiith liche Wohnung. Alles wie aus dem Ei aeschält. Aus einem Goldsafanenet. Er triumphirte. Und dann erst Olga. Diese schall haste Grazie, dieses mädcl)ensiif1,eHaus srauengliick in ihren Augen, diese köst liche jugendliche Würde. Rasch erinnerte sich Philipps, ob sie Morgens bei guter Laune gewesen, ob er ihr keinen Wunsch versagt -— alle in bester Ordnung. Zu aller Vorsorge nahm er unter wegs bei Hoff eine Schachtel Pralineses siir sie mit. Es konnte nicht schaden« dem schönen Bild vom stillen Glück noch dieses kleine Licht aufzusetzen Als er zu Hause läutete. schlug das Mädchen die Hände zusammen: »Herr je, der gnädige Herr schon!« Schon?« sagte er befremdet. »Was schon? Warum schon? Jch komme nie mal-Z schon, sondern immer recht — i verstanden?« s Sie wurde roth und floh in dieKiicbe. Vorher war sie aus dem Wohnzimmer gekommen ’ »Was ist denn das?« meinte Phi -lipps, während er Hut und Stock ab- 4 legte. Er zog die Niistern hoch. Ein « Schwaden von Veilchenduft, Mofchus, I Rauten, Naphtalin und Kampser s schlug ihm entgegen. Er hörte schon i den bog-haften Freund fragen: »Hast . wohl nebenbei so ’nen kleinen Dro guenhandel — he?« l Etwas rasch öffnet er die Wohnstu benthiire. s Lieber Gott, wie sah’ö da aus?!l Ueber Tische. Still-te, Käse-» enf dein Sopha — überall Kleider, Kes !f·;en, Capes, Umhiinge, bitte, Mit en — Und mitten drunter, glühend M Eifer, siir einen jungen Ehegatten rei ; send, aber für die übrige Mitwelt ein wenig zerzaust, im fliegenden Schlaf ;s rocl — Olga, das Feentind j »Aber Herz«, rief er, »was treibst l Du denn da?« ,,,Ach« sagte sie und blickte aus« i »Du schon? Wie Du mich erschreckt båtstl Meine Herbstgarderobe stdcbere I ) —« »Aber Kind,« rief er, »gilt’s denn nichts Wichtigeres-? Jn einer Viertel stunde will uns Stein besuchen, mein alter Freund — ein guter Kerl, aber verbissener Ehchasser. Weißt Du, da muß alles aus’s Jtiipserl klar-beut Also sei so gut, wirf rasch den Mun der in einen Winkel — lufte etwas nnd mach’ Dich schön!« »Nichts Wichtigeres? -— Plunder? J ——— Erst schön machen müssen?« « Eine ganze Kette von Vorwürer, » jeder allein genug, ein junges, ver k wöhntes, in geschäftiger Nervositiit zap s pelndes Frauchen zu reizen. J Sie hatte eben ein ·la' Sammet J barett mit Adlerflau .»«uf das wirre i Lockenköpfchen gesetzt und fragen wol . len: ,,Gebt’s noch?« —- da iiberrumc pelten sie seine Anklagen. Sie sank in ein Fauteuil »Aber«, stammelte sie, »Du siehst Jdoch, ich bin mitten im Stöbern — Du hättest mir mit Deinem Freunde » doch nicht so ins Haus fallen sollen!« - ,,.Kind,« lächelte er etwas nervös, ’ »in eine-m ordentlichen Haushalt giebt’s . kein Hereinfallen —- da ist immer alles parademäszig!« »Du meinst also« sagte sie lang sam mit großen dunklen Augen, »Du meinst also, unser Haushalt --— mein -—k-—Al!-l---0« ! E i I i E s ! ; CCNUVUUU scc treu uruuuuuzur.s Er schüttelte heftig den Kopf. .,Sil benspalterin!« sagte er ungeduldig. »Wer will denn das sagen? Wer meint denn so was-W »Woranf sitze ich denn eigentlich?« srng sie ahnungsvoll, erhob sich und sah sich uni. Gleich darauf stieß sie einen heftigen Schrei aus-. Sie hatte sich auf einen eleganten Mantel gesetzt. Etwas Kleines, Graugelbes slirrte befreit vom Fauteuil auf. Olga patschte ein paar Mal mit den Händen danach — sie sprang da nach — aber der Flüchtling hatte sich schon in die Gardinen gerettet. »Um Hinimelsswillen,« rief sie und stand Vernichtet, »in meinen Herbstpa ietot sind mir die Motten gekommen!« »Aber Kind, so laß doch jetzt,« knirschte er. »Ist meinem Herbstpaletot, in den Wieiier Paletot, den ich noch kein ein ziges Mal getragen habe! Von dem ich allen meinen Freundinnen vorge schmiirmt habe! Der so theuer wart« »Aber Kind,« rief er und stampfte mit dem Fuße auf, »so laß doch jetzt das dumme Zeug —-—« Sie drehte sich plötzlich um und schob mit den Händen die Locken von den beiden kleinen, gerötheten Ohren zu rück, wie um recht zu hören. ,,«133ie?« fragte sie, und man ver nahm ausl ilirer oibrirenden Stimme die nahenden Tliränen heraus. »Dummeg Zeng? Was Du selbst mir auf der Hochzeitgreise gekauft hast? O, ich sehe wolle Das Strohsener Deiner Liebe ist Verfladert — Du Hilfst nicht-z mehr aus mich!« Sie schlurhztcn El lachte csr war wüthend —- gegen sie, gegen sich, aeaen den Paleiot »Welche Logii!« rief er. »Was hat denn daH einfältige Stück Stoff mit nniner Liebe zu thun?« »O ja, nenn 5 nur einfältig,« scnlnchzte sie jetzt laut l)inaug, »fag niir c« nur, sag mir O nur immer wie de·, daß Du mich nicht mehr liebst — icii verstehe Dich schon ich höre schon, ich irseifz schon, daß ich die unglücklichste Frau auf der Welt bin!« »Aber ziind —- Olga —-— nun sei ver niinftig!« polterte er gleich zeitig mit ihrem Weiterianimern. »Mach’ doch nur« der LlJtiicte keinen Elephanten — lornm doch nicht ooni Hundertsten ins Tausendste -—-- lass, doch die Kirche beim Dorf er wus te keinen ähnli then Geineinplatz mehr und fiigte des halb dei: »Es ist zum Rasendwer den!« So schrien sie mit vollem Kraftans wand einander an. Plötzlich klang eine tiefe, sonorc Stimme darein. Sie fuhren aus einander »Das stille Glück!« sagte die Stim me. »Wundervolll Entziickendi Jch danke höflichst! Guten Morgen! Das stille Glückl« Und io g war er. CIN « W u n d e r b a r. Erster Schriftsteller: »Unser Kol kitzae J. soll ja neuerdings am Asthma eidei:.«« Zweiter: »Glaube ich einfach nicht. Seine Erzählungen sind wenigstens stets sehr langathniig!« Aus der Schule. ErsterSchüler (aus Schiller’s »Tell« die Worte des Werner Stausfacher vorlesend): »Noch Uri fahr’ ich stehen den Fußes gleich — ——« Zweiter Schüler: »Gab es denn da mals schon Eisenbahntvagen viertek Klasse, here Lehreri«