Ewgell denf INSECTA-ning Roman von SCHOTT-TM THE-HEFT Autorifirtc deutsche Uebersetzung von E II Eis-. skiz PL ILvmWEULKrZHHEHYOTGIlos-fdfslv·b"15b is El s o III W l. .Reoelsrvorth! l'« «Sollte das hier folgende Jnferal direkten Nachkommen von Dudley und harold Revelgworttz welche beide England im Jahre 1847 verließen und in oen Jahren 1878 uno 1881 km Auslande geftorben fein sollen, zu Ge fichi kommen, dann ergeht an sie die Aufforderung, sich unverzüglich mit den Herren Rechtsanwälten Simpfou u. Wart s— Bureau derselben: Lin eolns Jem Fields 46 — in Verbin dung zu sehen. die ihnen etwas in ihrem Jnietesse mitzutheilen haben durfte-X Diefer Aufruf fiel Dudley Redew evorllz dem Sohne eines der darin ge nannten Männer, gleich in die Augen« owie er an diesem Morgen nur den II in das Redaktionszimmer der onus-net «Morning News« setzte, an welchem Blatte er Mitarbeiter war und «Parifer Briefe«. Plaudereien und Kunfttritilen lieferte. G war ein bittertalter Tag in der zweiten hälfte des März im Jahre IM. Dudley Reoelswortb, eigentlich unempfindlich gegen rauhe Witte rungöeinfliisse, zog doch auch den Kra gen feines fadenfcheinigen Ueberziehers doch, als er binaustrat in die scharfe Dittqu utn über die Seinebriiele zuln zweiten Frihftiick nach Haufe zu wan dern. In der Redakiion hatte er nicht Zeit gehabt, die Bekanntmachung in der «Morning News« eingehend zu er wägen, und doch hatte sie unverkenn Iar Bezug auf ihn selbst, da «Dudlen Reoelstoorih«, der Name feines Ba ieri, tein alltäglichet war. Dazu kam noch, daf; fein Vater wie auch fein « Onkel harold zu der in dem Aufrufe angegebenen Zeit gefiorben waren. Der junge Mann beschloß, die ganze Sache erft einer fcharfen Prüfung zu unterziehen ebe er tm yauslichen Kreise etwas davon verlauten lassen wolle. Aus diesem Grunde trat er denn in ein an der Seinebriicke gele geneö Restaurant und bestellte sich so gleich eine Tasse Kasse mit Milch, fal iete das Zeitunasblatt auseinander und breitete es vor sich auf dem Tische aus. Dann machte er sich, den Kopf auf die Hände gestützt, mit ganzer Seele an pas Studiren Deo Jnseratg. Seine Tasse Koffer stand balI vor ihm. Die Kellner lannten ibn nnd lie ßen den großen Enalönder nie war ten. Obgleich Dudley fünfzehn von seinen siebenunbzrvanzia Lebensjahrxn in Frankreich verlebt, obgleich er sich den französischen Sitten angepaßt, die Franzosen als Nation liebte und ihre Sprache mit vollkommener Geläufig feit sprach, so wiirve trosoemNiemand Dudlen Revelswortb fiir einen Fran zosen gehalten haben. Er war eng lisch vom Scheitel bis zur Sohle, eng lifch in seiner hellen, frischen Gesichts farbe, den breiten Schultern und ver sahen, marlia aebauten Gestalt, in der tiefen« wobltönenden Stimme. der überlegtem langsamen Sprechrveise,« den klaren« blauenAuaen, dem lockigen dunkelblonden löccar und Schnurrbarr. Englisch auch war er in dem bedächti- » gen Zaudern, in Zorn zu gerathen; wie auch in der bullenbeißerischen Fähigkeit und dem Mutbe bei Strei tgteiten, wenn er sich vom Zorne uno Uswillen einmal »iibermannen ließ, —LA -!.--.- M-« tun nur-tu Our-Ac, lll uuclll UUU Icllclll war er, körperlich und geistig, eine ge- ’ lande, schöne Spezies des typischen Engländers. Mit 27 Jahren war er das Haupt des tleinen Hausstandes, war die Stütze und der Leiter desselben bereits seit zehn Jahren, was ihm eine ge wisse Würde und weit über seineJahre hinausgehenden Ernst verlieh. Mit Enttiiuschungen schon zu sehr ver traut, ariindete er auch ietzt aus diesen Ausrus taum große Hoffnungen, trotz des viel versprechenden Berinerts: «diirften ihnen in ihrem Interesse et was mitzutheilen haben.« «Bermuthlich handelt es sich um ein elende-Z Leaat von einem der Manch siee Revelsworth.« murmelte er siir sich. »Bictoria und la Petite werden gleich Lustichlösser hauen. Aber nach des zu urtheilen, was der arme alte Papa mir von seinen Verwandten er zählt hat« und der Art, wie sie ihn be handelt, wird es wohl taum von Be lang sein. Selbstredend muß ich an die hier angegebene Adresse schreiben. Ielf-er nur zu deutlich ist mir noch er innerlich wie mein Vater auf seinem Sterbebett mir gebot, lieher banger «- leiden, als mich an einen der Trä des Namens Redelswvrth um aIeexsduteritiituua zu wenden. Und dich witrden ein paar Pfund Sterling gerade ieit recht gelegen kommen. an könnte la Jetite das Mühn-heg ae, das lie sich so feh- wünscht, erhalten« · san traut er seine Tasse aus« dann wies er, durch die name-gehe Wär « It« " am die Un dessel DU strittige, nach sezahlang seiner kxk J .-. t W bescheidenen Zeche das Reiiaukant und trat den Heimweg an. Das lleine Logik, in welchem die Penaten des jungen englischen Jour .nalisten ihren Sitz auiaefchlagen, lag im vierten Stock eines dee hohen Hätt set in einer schmutziaem altmodischen Straße aus der billigeren Seite der Seine Dudley stieg die braun ge strichene, slachstusige tedvichlose Teep pe hinaus jedesmal zwei Stufen aus einmal nehmend. Vor der Korridot tbük blieb er eineWeile stehen, lächelnd einer Stimme lauschend, die dein ein sranzösisches Liedchen trillerte. Es war la Petite, wie gewöhnlich beim Arrangiten des Feiihstiickstisches sm send ,Hofsentlich bringt ihr dieses Zei tungsinserat ein bischen Glück," waren die Gedanken des jungen Mannes, als er sich mit seinem Drücker in die Woh nung einließ. Von dem winziaen Entree trat man in's Speiiezimmer, in welches alle - übtiaen Raume mündeten. Vor einem i Tische in der Mitte des Zimmers stand z eine sebr lleine Dame mit Zierlich sei ; sittem, schwarzem Haar, in das sie lo l lett eine rathe Anemone gesteckt hatte, i i I gebückt über eine Schüssel Salat, beim Zubeeeiten deselben vergnügt trät lernd. Bei Dudlett’s Eintreten richtete sie ihr niedliches, pilantes, echt Pariser Gesicht rund und blast, mit einem Stumdfnäschem entbem Blumenmund und glänzend schwarzen Augen, mit einem Ausruf angenehmer Ueberra » schung in die Höhe. . »Da bist Du ja schon!« ries sie, dem jungen Mann sröblich entgegeneilend und ihn zärtlich auf jede Wange tits send, mußte aber um bis zu feinem Iniedergebeugten dese hinausreichen Izu können, aus die Fußsdinen trets. Viktor und ich hatten Dich nicht io Izeitig erwartet,« fuhr sie aus franzö Isisch fort, »e: ist daher noch einmal kausgeganaen Wenn er zurückiommt l will ich Euch beiden dann eine kleine ; Beichte ablegen, eniin eine kleine Ge i schichte erzählen-" Sie sprach lachend und erröthend, mit mertlicher Nervositiit und Hast. LMit der jth aus den Wangen kom imenden und schwindenden Farbe er schien sie toie 28 Jahre, wennschon in der Ruhe ihr Gesicht ein wenig älte: aussah. .Vat Dich denn wieder Jemand mit Heirathsanträgen arauiilt2« fragte Dudley, «und Du wünschest, daß ich ihm dafür den Kopf zurechtsehe?« »Nicht doch« Dudlens Welche Jdeel und nach allem, warum soll man mir nicht Heirathsantriiae machen? Ei gentlich müßte ich mich davon ge schmeichelt siihlen nicht wahr?« .Ra, in dieser Weise sprichst Du ionst nicht! Aber wenn Deine Neuig keit erzählt ist, dann habe auch ich et was mitzukheilen,« äußerte Dudleh und nahm aus der Brustkasche seines Ueberziehers die Ausnahe der »Man ing News« .Wer soll nun den An sang machen, Du oder ich?« Da ist Viktor! Er soll entschei den!« rief la Petite als das dritte! Glied des kleinen Hausstandes in der! vierten Etaae erschien. ! Viktor Redelsroorth Dudlehs ums oier Jahre jüngerer Stieibruder, hat- i te in seiner äußeren Erscheinung kaum ( Aehnlichkeit mit jenem. Ein junger( Mann von Mittelarösie und schlankem Wachse, wurde dagegen sein intelli aentes und sympathisches Gesicht durch l eine iiherlanae und iiherhreiie Nase, einen Mund mit zu vouen Lippen und « zu weichen, sogar etwas charak:er schwachen Zügen In denselben undj ein zurücktretendes Kinn entstellt, welch’ letzterer Schönheitssehler zwar theilweise von einem kleinen, spitzen, duntlen Barte verdeckt wurde, den er, wie auch das Haar und den Schnau bart, nach militärischer Art geschnitten trug. Große, aesiihldolle und gütige braune Augen liehen seinem Angesicht IReiz, das nur sehr wenia von der ISchönheit seiner Mutter besaß, einer ; kleinen Pariser «heaute«, die während jder zehn Jahre ihrer Wittwenfchatt s der gute Genius und die treu schützen I de hauösee ihres Sohnes und Stief sohnes gewesen und von beiden jun aen Männern mit dankbar zärtlicher Liebe behandelt wurde. »La petite mere hat ein wunderba rei Geheimnis- aus dem Verzin, das sie uns mitzutheilen schmachtet,« scherzte Victor, indem er Pinsel uno Palette, die er mitgebracht, aus der hand legte. »Ich habe mir das hirn schon mit Rathen zerinartert, sie wollte mir aber nicht eher, als bis auch Du da seiest, etwas sagen. Jch denke mir, der Herr Präsident hat um ihre hand angehalten, und sie fürchtet nun die Folgen des ertheilten Korbek.« » »Dein Bruder hat ebenfale etwas hesonderesO siel seine Mutter rasch ein. »So-schwind, Dust-leih mein Sohn, Du sosst mit Deiner Rruiqkeit zuer« u die Reihe kommen! Ich habe so ’ - Æ isftliches Frii stiick fiir Euch bereitet — Bouillon, ardinen, ein kaltes ge britenes Vühnchen, Salat. einen Ca membert-Kiise, und dazu eine Flasche vorzüglichen Medor —« «Petite mete, Du musit das Wirth schastsgeld von einer ganzen Woche ausaeroandt haben! Und auch diese Blumen und Apfelsinen und Wein trauben hast Du noch spendirtL Es ist auch so was Ungewöhnliches an Dir selbst -—- Du siehst hübscher und jün ger aus denn se ——-' »Richtig Jahre am nächsten 1. Maik« fiel die kleine Madame Vil toire ihm in’s Wort. .Doch still« « den Finger auf die Lippen legend — »nichts verrathen! Wie beißt es doch bei Euch in England? »Eine Frau ist so alt, wie sie aussieht!" Ich sehe nicht aus wie vierzig Jahre — wass« »Fünsundzwanzia Jahre!" behaup tete Dudlen, von Viktor in seiner An sicht kräftig unterstützt. »Was hat denn aber nur dieses aroßartiae Frühstück zu bedeuten? forschte der Leyterr. »Es sieht Dir, petite mere, gar nicht ähnlich, so ex tradagant zu fein." »Mit dem Gelde, das Ihr beiden lieben Jungen mir gegeben, habe ich immer gut gewirthschaftet, nicht wahr?« fragte sie lebhaft, während sie Viktor noch einmal Subpe oorlegte. .Eine bessere Wirthschafterin giebt es in Paris nicht!" »Und ich bin auch rechtschaffen aus Euer Wohl bedacht aewesen, habe or dentlich nach Euch gesehen, nicht wahr? Und wenn Ihr beide den gan zen Tag und bis tief in die Nacht hin ein auch recht angestrengt habt arbei ten miifsen, so seid Jbr doch glücklich gewesen in Eurem tleinen heim — nicht wahr, meine lieben Jungen, und seid aern dahin zurückgekommen Und wenn Jhr all’ Eure Ersparnisse sür kleine Vergnügungen, kleine Aussliige aufs Land und nach Versailles und siir kleine Geschenke siir mich geopfert habt, so ist das nicht meine Schuld, nicht wahr? ch sagte ja stets: »Nein — legt das eld hin aus die schmale Kante«, konnte aber doch nicht um hin, mich herzlich darüber zu sreuen. Nicht so?« «Du bist stets die vollkommene Sanstmutb und Güte gewesen, petite -rnere,« versicherte Dudleb, ihre Sand liebevoll drückend, »unser Schutzengeh unser auter hausgeist. Ich könnte mir gar nicht denken, was wir ohne Dich anfangen sollten.« »O, sagt das nicht-« ries die kleine Madame Viktoire unter hervorbre chenden Tbränen. Die.beiden jungen Männer sahen einander verduyt an. Solches Nieder geschmettertsein war gar nicht die Art ihrer oetite mere, denn ein heiteres, frohsinnigeres Geschöpf hatte noch nie gelebt. Selbst wenn es mit der Arbeit recht slau ging, uns die Francs recht spärlich eintamen, so hatte sie es doch stets fertig gebracht, heiter zu erschei nen und aus dem dürstiasten Mate rial herrliche Subpen herzustellen »Und jetzt weinte sie um nichts und s wieder nichts-, aerade als« der Winter mit seinen Extradeoensen sür Feue rungsmaterial und Lampenöl usw. zu Ende ging, und die beiden Söhne in s ziemlich lukratioen Stellungen sich be fanden. , Jm nächsten Augenblick lag der Jweichherzige Viktor vor ihr aus den Knieem sie abwechselnd tüssend und lachend. Es wäre nur Eifersucht, erklärte er, seht lachend, weil er vor einigen Aben den das Porträt einer hübschen Case »chantant-Sängerin mit nach Hause gebracht und aus dem Kaminsims aus gestellt habe. »Du weißt aber doch, petite niere, daß sie noch lange nicht so hiibsch ist« wie Du! Schüttele doch nicht denKopsl Jeder bewundert Dich — der Capitän Gerault und Monsieur Bertin unb» Doktor Gilleö, weißt Du doch! Was? Noch mehr Thränen2 ! halt, Dudley,'· » ries Viktor, sich mit einem tomischenä Ausdruck von Verzweiflung nach sei-» vom Sidfbntdsr ausdrde Orts-END« Deine Neuigkeit, vielleicht läßt sich un sere petite mere sich davon zerstreuen!« Dieser Aufforderung Folge gebend, saltete Duoley das Zeitungshlait auseinander und sit-« n- Os «Revelsworth« überschriehene Jnserat aus den »Angstsvauen" ovrzuaserk Doch ehe er his zum Schlusse ge langt war, hatte Madame Vittoire. ihre Thränen aetrocknet und saß, ganz » Ohr, terzenaerade auf ihrem Stuhle. Wie er hernach das Blatt niederteam sprang sie wie elettrisirt auf, nahm es hastig in die hohe uno las mit ermu tem Gesicht und von Aufregung leuch ;tenden Augen den Aufruf nochmals ! laut. vor. Dann tanzte sie unter ISchwenten des Papiers im Zimmer i herum uno drückte schließlich ihre bei den Söhne überschwänglich ah: »Endlich,« rief sie, »ist es gekom men — das Glück, oon dem ich hoffte, ; daß es eines Tages kommen werdet I Sicher ist es das Reoelstoorth’sche » Geld, das vor 100 Jahren zuerst von kEurem Urgroßvater erivorhen wurde« und von welchem jetzt etwas an Euch fallen wird, meine guten, braven Jun gen, die Jhr so schwer gearbeitet habt und so arm gewesen seid —«— so arm, daß Ihr manchmal tage-, ja wachen lang von Brod und Käse und ein his chen Salat habt leben müssen! Aber selbst dann, wenn Eure sitt-sen fast ganz leer waren, solltet Ihr ans alles -verztchten. —- anf Eure Eis-retten, Euren Kassee ·- ans alles und jede-« W nur damit ich nicht darunter leiden sollte. Ach, Jhr därst nicht glauben dass ich undantbar sei und Eure kind tiche Liebe vergessen habe! Nun aber« habet Acht, wirke tein Ringen mehr geben. tein Darben mehr-! Diese anm ren Redelstoorths, die sind reich —- o, ungeheuer reich! Euer seliger Vater mochte gar nicht sprechen von Eurem bösen Großvater, der ihn oersiieß,rvecl er nicht in sein Geschäft eintreten wollte, und mit ihm zugleich auch Eu ren Onkel Hat-old aus dem Hause jagte. Jch weiß aber. wie reich Euer Großvater war, und daß er alles Eus rem Onkel John hinterlassen hat, der seine reiche Cousine Margarete heira thete und in’s Geschäft seines Vaters eintrat. Also — hört mich an! Jch tann mir denken, was oorgesallen ist: Euer Onkel John und seine Gattin sind alt, dem Tode nahe. Vielleicht haben sie leine Kinder und sagen sich: Wir wollen das gethane Unrecht wie der gut machen. Wir haben alles ge nommen, fett wollen wir unserem Bruder, unseren Bruderstindern ihr Theil zurückgeben Dann haben sie ihren Sachnzalter kommen lassen, und dieser hat den Ausruf einriicten lassen, und Ihr beide werdet mit ihm ver handeln und im Triumph nach End land reisen, um von EuremEiaenthum Besitz zu nehmen!« Und ietzt, nachdem Madame Vit toire sich außer Athem geredet. sant sie aus ihren Stuhl zurück,.noch bebend vor Erregung ganz Thriinen und Lä cheln. Die kurze, von lebhaften Gesten be gleitete Darstellung der Mutter machte auf ihre beiden Zuhörer einen charak teristisch verschiedenen Eindruck. Vit 1or tlatschte enthusiastisch Beifall, da sein sanauinisches Temperament sich von ihrer Hosfnungsfreudigteit mit fortreißen ließ. wohingegen sein älte rer Bruder, der nie leicht in die Liifte stieg, feine Gelassenheit behielt. «Erltens,« begann er, «wissen wir nicht bestimmt, wer den Aufruf hat einriicien lassen. Ferner kann der On tel John fetzt eine sehr zahlreiche sei aene Familie, Söhne, Töchter und En tel, haben. Und die Kunde betrifft aufialle Fälle uns nicht allein, fon dern auch die Nachkommen unseres Ontels hart-in der sich, wie uns be kannt, mit einer vornehmen Italiene rin derheirathet hatte und recht gut eine Kinderfchaar hinter-lassen haben tann, ais er vor zwölf oder dreizehn Jahren durch einen Ahfturz in den Alpen das Leben oerlor.« »Er wird eine Tochter hinterlassen haben.« rief Madame Vittoire, «etne Tochter, fchön wie ein Engel! Und Ihr werdet Euch in sie verliehen und sie heirathen und Euch in’j Vermögen theilen!« .Welcher von uns wird sie heira :hen?« »Ah — bah! Das weiß ich nicht! Das müßt Jhr selhft unter Euch ah machen! Oder es können ja auch zwei Töchter da sein —« »Dort zwei Söhne! Oh. Petite, wie die Hoffnung mit Dir durchgeh« Be denlst Du denn nicht. daß ledig zu bleiben, iiir Viktor und mich Pflicht ist, um für Dich zu sorgen?« Dudlen saate es lachend, aus feiner Stimme aber tönte tiefes GesiihL Doch« : feine Stiefmutter lachte wider Erwar ten nicht. Sie ftand gerade hinter sei nem Stuhle und klopfte ihm zärtlich, doch schweigend auf die Schulter. Da nach nahm sie ihren Plah wieder ein und fuhr scheinbar mit dem Früh IOZZJDOI Ins-Ä ist-«- ;s--- CL-h- .:t« ,.-·.«--- s-.., us-- sqss Haut-I sinkt-un heftig, und nach nur wenigen Augen blicken leate sie Messer und Gabel wie der nieder und bat Viktor, die Wein ilasche zu entiorien. »Ich bin furchtbar durstig, ganz ausgetrocknet, wahrscheinlich kommt es oon der inneren Aufregung," er klärte sie. »Und dann will ich auf Eure Gesundheit trinken, und aus Euer Wohlergehen in Eurem neuen Leben in England-« »U n se r m neuen Leben meinst Du doch!" äußerte Viitoe, betroffen von einem Laut im Tonfall ihrer Stimme, und hielt, wie er sich eben mit dem Karl-siehet in der band vom Tische erhob, sie anblieiend, inne. »Und Du sagtest auch, wir reisten nach Eng landl« »Ganz sicher werdet Jhr hinreisen, um Euch als die Söhne von Dudlen Reveiswvrth zu legitimiren. Und dann hat Dudley doch stets deannsch geheat, im heimatbland seines Vaters zu leben; und Du —- auch Du, mein Sohn, hast immer große Vorliebe fiir England gehabt.« » »Du, vetite niere. aber nicht!« rief Bittor. »Du hassesi ja das englische Klima, die Nebel: dann wirst Du bei der Ueberfabrt vielleicht auch seetrant. Du wirst doch nicht annehmen, Dud len und ich wiirden nach England iibersiedeln und Dich hier allein las sen?« schloß er rnit heiteretn Lachen. »Ach wa3,« fiel seine Mutter rasch ein, »ich könnte ja möglicherweise auch lnicht allein sein. siehst Du, könnte I Freunde haben! Und Jbr werdet Euch später verheirathen, Jbr beide —- o, ich bin überzeugt« es wird eine Cousine da sein, oder vielleicht auch zwei — holde englische Misses mit feineinTeint tund so hoch gewachsen wie Dudleyi Dann werdet Ihr sagen: »Was brau chen wir seht, da wir unsere ei enen israuen haben, noch die kleine ni I terli« D, schan doch nicht so zornig aus! Ich meinte ed sa nicht Met se denit ober. daß ich alt werde und mit der Zeit vielleicht auch träge. Daß W Jbr von dem Revelswsortb’schen Gelde etwas bekommen würdet, wußte ich ja nicht’ Usnd vielleicht überlege ich und sage mir: Hier ist eine Aussicht vorhanden zu einer auten Versorgung« damit ich meinen braven Söhnen nicht länger zurLatt falle und mein eigenes« hübsches Heim haben kann —- ein hübsches Lvais in Paris und eine rei zende Villa auf dem Lande und 3t), 000 Franten Renten 'iiibrlich. Seht Ihr, nicht ieder Frau bieten sich solche Chancen, zumal einer, die keine Mii aift bat und im Mai vierzig Jahre wird!« Dudled und Viktor waren aus die Füße gefizrunaen und stierien sie mit tveitgeöifneten Augen an. »Was denn, vetite mere!« rief der Erstere. »Ist es möglich, daß Du Dich verheirathen und uns verlassen willst?« »Du barst nicht sagen: Euch ver lassen!« widersvrach die Mutter und faiiete bittend die hande. während ibre Augen von Tbränen überström ten. .Jch wollte ilin nicht nehmen« bis er versprach, daß unser Heini auch das Eure sein sollte, und dasi Jbr je den Herbst zur Kaninchenjagd bei uns weilen solltet! Jch weiß doch, wie gern Du Kaninchen schießest, Bittort Und dann bat er auch Pferde und eine vor zügliche Bibliotbek; auch ein Trunks platz ist vorhanden. Und Du, lieber Dudled, bist doch ein großer Freund vom Tennisspiel und —« »Aber. wer ist es denn, Petite? Du bast uns nie etwas aelagi, und wir haben nicht die leiieste Vorstellung Und wenn Du wirklich entschlossen bist, ibn zu heirathen, wann soll dann die hochzeit stattfinden?« »Es ist Doktor Gilles!" schluchzte die Stiefmutter, ganz gebrochen und ihr Gesicht mit den händen bedeckend; »und ich —- ich habe mich heute Mor gen mit ibm trauen lassen.« Auf diese erschreckende Kunde folgte Todtenftille. Wieder sahen die Brü der sich an, Vittor’s Angesicht oon jähem Groll überschattet, Dudley’3 Rüae drückten Staunen und Bedauern auc. »Ist? ihr Ernst oder nur Scherzt« fliisterte der Jüngere. »Es ist ihr Ernst,« hauchte Dudleh zurück. »Und eigentlich ist es nicht zum Verwundern —— sie ist noch so jung und niedlich! Wir dürfen nicht selbstsüchtia sein und uns unzufrieden zeigen, da sie doch so sehr gut mit uns gewesen!« Keiner von den beiden jungen Män nern hatte sich je vor die Seele geführt« wie ibr Leben ohne ihre heitere« gut herzige, fleißige, tleine Freundin und Trösterin iein würde. und der Ge danke, daß sie nun fiir sie verloren und im Begriff stehe, ihre Zukunft einem verhältnismäßig Fremden anzuoers trauen, traf sie wie ein wuchtige:, schmerzooller Schlag. Dudley, der Selbstbeherrschtereund weniger leicht Erreabare don ihnen« erlangte seinen Gleichmuth zuerst wie der. »Las; uns aus Dein Glück ansto-. szen!« rief er heiter. »Warum aber iii Doktor Gilles nicht »Ich anwesend beim hoch«teitssriihstiick?« «Jch dach:e, zzor tourdet mich zum Hthenmal lieber allein für Euch ha I ben,« erwiderte die Stiefmutter, ihren Kopf aufrichtend und die Thriinen trocknend. »Und dann mußte ich Euch das Geständnis doch erft avlegen und tonnte doch nicht wissen, wie Jhr ev ausnehmen würdet! Jch habe gezittert« ftann ich Euch oersichern. und wagte nicht, Euch zuvor davon in Kenntniß zu setzen, damit Jbr mich nicht, weil ich non Euch ginge, für herzlos halten möchten Zugleich mußte ich aber auch die andere Seite in Betracht ziehen Doktor Gilles ist erst fünsundoierzig EIN-Inst AOAII nnd Ists-I «IIOZ« Its-nd !reich, ein höchst intelligenter und lie ’ den-würdiger Mann, und unser Haus I wird das Eurige sein« Und daß mir I noch ein heirathgantrag gemacht wer s ve, ist Doch kaum wahrscheinlich Dot x tor Gilles glaubt, ich wäre erst sieben Junddreiszia Jahre-. und Viktor zwan »zig; es thut ja aber nichts, wenn er J das denkt- Jch habe Tbriinen verans sen, daß ich Euch verlassen muß — Jhr wißt nicht, wie sehr ich geweint habe! Die gütige Vorsehunq aber de trachtet ersichtlichermaßen meine Ver heiratlsung nicht als ein Unrecht, da sie in anderer Weise sür Euch sorgt — durch Zuwendung eines Theiles des Rebelsworth’schen «Bermöaens. Und nun, meine lieben, gutenFungem wollt Ihr mir, nachdem ich Euch alles ge beichtet, verzeihen, auch nicht übel neb men, wenn ich mich jetzt zurückziehe, um mein Reisetostiim anzutegen.« «Schön, petite mere? Um welche Zeit kommt denn Doktor Gilleo?« »Mit dem Zweieinbalb-Uhr-Zuge reisen wir nach Dr. Gille ’ Schlößchen ab. Nun gebt mir rasch noch einen Kuß, meine lieben, guten Jungen! Und nicht wahr. Jbt wollt mir nicht zürnen und mich sitr egoistisch und herzlos halten, weil ich Euch ver lasse?« wiederholte sie stehend. »Ich habe eine lressliche, ältere Person en gagirt, die siir Euch kochen und noch dem Rechten sehen soll, und —« »Nun laus’ aber und zieh’ Dich rasch an, Liebe, sonst wird’s zu spött« mahnte Dudlev. Durchsfriinen lächelnd, verschwand e aus die e Mahnung bin denn auch. ittor war völlig niederneschmettert, unfähig zu allem und jedem. Dudley llberließ ihn seinem schwermüthigen Sinnen und eilte fort. schleunigst Ein liiuse zu besorgen. Bald lehrte er wie der zurück. beladen rnit einem reizen den Strauß, einer Diite feinsten Kon selts und einein Dutzend Glacehand schuhen, No. 5,5, in einem fein gemal ten Seiden-Etui. Sechzia Franken seines sauer verdienten Geldes hatte er siir diese Kleinigkeiten aeopfert. er achtete es aber fiir Pflicht. der petite mere ein kleines Andenken mitzugebem wußte er doch, dast drrartiae Aufmerk samkeiten ihr Freude bereiteten. Und hocherfreut war sie auch, als sie ein paar Minuten später in einem chiten Reiselostitm von grauem Plilsch mit Pelzoerbriirnung erschien, fort und fort ihrem »großen Jungen« gegen-· iiber sich entschuldigend und beim An blick von Viktors Betrübnis wiederum in Thränen ausbrechend und gerüh:t und über die Maßen entzückt von DudleW niedlichen Geschenken. »Sie müßten recht bedacht sein aus ihre Gesundheit. und ihr ieden Tag schreiben, ihr auch alles iiber die Ne velswort’sche Anaeleaenbeit und ihre englischen Verwandten berichten und vor allen Dingen sie —- ihre petite mere, ——- nicht fiir garstig halten« Eben fuhr ein Couve an der haus thrir vor, dem ein großer, tröstiger, gutlaunia anssebender Belgier mit grauem Baarnbart und in einem deli gefiitterten Ueberzieher entstieg. Es war Doktor Gillez der nun mit strah lend-m Lächeln in’j vierte Stockwerk heraustant, seine Neuvermiihlte abzu bolen. Mit seinen Stiessöhnen war er freundlich und sand Viktors Kummer beim Abschied von seiner Mutter ganz natürlich. Er hatte aber aus Villori Bitten seine Abreise schon um einige Stunden hinausgeschoben und sah während des sebr in bie Länge gezo genen Abschiednehmens der »Mitte« verschiedene-Male mit bedenklicherMiene nach seiner Uhr. »Nun, mein Engel,'· rief er schließ lich. »der Zug war:et nicht!« Und nun begleitete »la Petite« die vier schmalen Treppen hinab ihren neuen Herrn und Gebieter, über seine breiten Schultern entsank-nimm- Blieb Izuriickwerfend auf den schönen Eng länder und den schlichten jungen Fran zosen, die sie hatte heranwachfen se hen und mit denen sie zehn Jahre hin durch ein friedvolles Leben geführt in dem dürftigen, billigen Logik oben. Ein paar Minuten später winkte sie ihnen aus dem Coupe mit der band einen Ahschiedsgruß zu, und die bei den jungen Männer blieben in dem scharfen Dstwirde barhäudtig auf dem Pflaster stehen« bis sie ihren Blicken entschwunden. »Sie ist fort!« feufzte Dudleh. »Beim Jupiter, wie werden wir sie der missen! Nun, Vittor, alter Bursche, raffe Dich aus! Für den französifchen Theil an Dir hatsi Du genug «eweint! Bedeute, daß Du halb englisch hift, und ftecke nun die andere Seite heraus! hier weiter zu leben ohne sie, wiirde unerträglich tein. Der alte Gillei scheint ein guter Kerl zu sein: sollte et sich aber einfallen lassen, die Kleine nicht zu gut zu behandeln, dann schla gen wir ihm ein Loch in den Kopf. Ich halte es fiir angezeigt, daß fogleich an jene Rechtsanwälte geschrieben wird; und wenn uns nur die leiseste Ermu thigung von ihnen zugeht, dasz wir dann unseren Anterplah hier verlas fen, um die Segel zu lichten nach Eng land, unserem künftigen Heim —- kurz, hin nach den Revelworthschen Fleisch töpfen und den imaginären schönen Cousinen!« 2 Vierzehn Tage später sehen wir Dudley und Viktor Revelsworth im Bureau der Rechtsanwiilte Simpson und Watt, den Mittheilungen des äl teren Partners der Firma aufmerksam lauschend. Der kleine, bleiche, mage re, weißharige Herr von gerader hal tung und gewandtem, artig zuvortom mendem Wesen. mit dem sie seither in Brieftvechiel gestanden, brachte gewisse Thatlachen, die ihnen noch unbekannt z gewesen, zu ihrer Kenntniß. ! Ehe es jedoch bis dahin gekommen, F hatten sich die beiden Brüder einem i zwar in den höflichsten Fragen gestell ten, doch gründlichen Kreuzverhör un terwerfen müssen. Auf herrn Simp sons Wunsch waren sie nach London gereist, versehen mit nicht zu bezwei felnden Beweisen ihrer Jdentität, wie auch über ihres Vaters, Dudlen Re oelsworth sen» Bewegungen seit seinem Weggange vonckngland vor 43 Jahren, seine erste Ehe mit Fräulein Graham im Jahre 1856, die Geburt seinesSolp nes Dudley jun. im Jahre 1863, über das wei ahre später erfolgte Ahle ben Keiner , rau, von feiner folgenden weiten Verheirathung mit Mai-emai selle Viktoire Meunier, deriGehurt ih res einzigen Kindes Viktor im Jahre 1867, und schließlich vom Tode Dud len Revelsworths sen. zu Paris 1880, im Alter von 56 Jahren. Jn einem Punkte nur waren die Antworten der jungen Männer siir den Rechtsanwalt ein Räthsel: dem Manne des Gesehes war es geradezu unfaßbar, daß die Urenkel des be rühmten Baumwollenspinners Jsaal Revelsworth über die Vermögensver höltnisse ihrer Verwandten in Eng land so wenig wußten, und sich so we nig darum kummerten. »Sie sa en,'« bemerkte Heer Simp son, heim prechen den älteren der hei den Brüder scharf durch seine Oriac ixiereud, »daß Sie beide mehrereJahre n En lond aus der Schule warens« »F ui Jahre.« Gortsehung solat.)