« CZIolttor Marions-es Rodellette von KlausRittland W »Wondetsul Sight!« »Famose Be leuchtungl« »Regarder le Mont Cer vin!«' tönte es durcheinander. Es wa ren die Gäste des Hotels Monte Rosa in Zermatt, die um die Nachtischzeit aus dem Eßsaal hervorskrömten, aus der Veranda und im Garten sich zer streuend. Das Ziel der allgemeinen Aufmerksamkeit war das Matterhorn. Die ganze vorige Nacht und den gan zen Vormittag war Regenwetter gewe sen. Nun drang zwischen zerrissenen Wollen die Sonne hervor. Eben noch hatte eine graue Nebelhaube die Spitze des horns umhüllt. Jetzt lag der höchste Zacken frei. Die Fremden fan den diesen Kampf zwischen Sonnen wiirme und Nebelfchwere, unterhaltend und umdoängten das Fernrohr auf der Veranda. Eine stand abseits von der Menge im Garten. ein Mädchen im grünen Lo denlostiim, unscheinbar von Gestalt, aber mit einem eigenartig ausdrucls vollen, von dickem, turzgeschnittenem Kraushaar umgebenen Gesicht. Scheinbar beobachtete sie durch einen Ieldstecher das Matterhorn, in Wirk lichkeit aber war ihre Aufmerksamkeit auf die Menschengtuppe vor dem Fern rohr gerichtet. Dort zeigte eben ein hoch aufgeschofsener Mann mit roth blondem Vollbart einer jungen, sehr hübschen Dame, wie sie das Instru ment zu richten habe, und berührte da bei öfter, als nöthig war, ihre feinen, spiyem von Ringen sunlelnden Fin gerchen. Jetzt hatte die Schöne genug gesehen und stieg die Treppe in den Gatten hinab. Jhre Röcke raschelten, und un ter der gerafften Schleppe kam ein hellrothes Seidenvolant-Geriesel zum Vorschein. Nun komme Sie mit? Jch will jetzt die Bildcher iaufel rief fie, das reizen de Schwarzliipfchen totett rückwärts drehend. Der Franksurter Dialelt stand ihr entzückend Und der lange Rothblonde folgte ihr, gehorsam wie ein Sklave. Sei-Ein ist bis Neleiscktmm beut neit, Fräulein Doktor M«r «moint, «m’r wär’ im Theattert rief sie im Vor beigehen der Dame im grünen Loderi tleid zu. Die nictte stumm und schaute dem Paar mit finster brennenden Augen nach. Wie er hinter ihr herlies auf Schritt und Tritt, all ihren Laune-i dienend, an ihre Blicke gebannt, er, der reife. ernste, geistvotle Mann, sich ab miihend um ein Lächeln ihres dummen kleinen Mundes. dieses Mündchens, aus dem tein gescheites Wort tam, das nichts tonnte, als Albernheiten aus Frantfurtisch schwatzen! Wie war das noch so anders gewesen vor einigen Tagen! Das Fräulein Doktor ließ sich auf einer Bant nieder, von der sie einen Theil der Straße überblicken konnte, und träumte bitter siiße Träume. So ferienfröhtichen Muthes war sie in Zermatt eingezogen, vor kaum drei Wochen. Sie hatte tüchtig zu thun ge habt, diese letzte Zeit in Berlin. Denn trotz ihrer Jugend war sie schon eine gesuchte Fraueniirztim Sie durfte sich die Erholung wohl gönnen. Als der Hotetomnibus über das abscheuliche Pslaster des sommerlich überfüllten Alpendörfcheng rasselte, da war es über sie getommen wie ein freudiges Ahnen, als ob hier etwas Großer-, Wunder schöneg auf sie warte. Und es war ge: kommen. das Wunderschöne, noch nie Erlebtr. Als er sie am Morgen an sprach,- der junge Kieler Privatdozent der Chirurgie, und sie sich als Kollegen erkannten, da hatte sie sich zuerst nur geseeut, auch hier in der hohen Berg, welt manchmal ein wenig sachsimeeln zu WMILIL Adel Dato, secsr uuiu Irr-ou war das andere in ihr erwacht, das Schaurig-Siis3e, dem sie, die in ern ster Arbeit ausgewachsene Gelehrte, so sremd und scheu und unbeholfen gegen überstand, so rührend jung, wie wohl selten ein achtzehnjähriger Ball-Back sisch. Zum ersten Mal in ihrem Le ben hatte Dottor Marianne Prätorius sich ganz als Weib gefühlt, nur als Weib mächtig und schwach. Sie sah mit Womit-, wie er sie such te, wie er täglich mehr Freude an ih rem Umgang sand. Früh Morgens wartete er mit dem Kasfee aus ste. Bei der Table d’h(«pte hatte er den Platz ge wechselt, um neben sie zu toInmen. Die Nachbarn lächelten. Und dieses ver ständnißinnige Lächeln schmeichelte dem Fräulein Doktor mehr wie neulich die lobt-nde Besprechung ihrer letzten Arbeit in der medizinischen Wochen schrift. Urmutter Eva war aufgewacht in den tleinen Fräulein Doktor, Eva mit all ihren Schwächen und lieblichen Thorheiten Sogar eitel war sie ge worden. Sie schämte sich des ewigen grünen Lodeng und hatte schleunigst an ihre Assistentin nach Berlin tele graphirt um eine dustige Sommer bluse. Bald war es dem rothblonden Pri vatdozenten gar nicht mehr dentbar erschienen, einen längern Marsch ohne seine tiebe Kollegin anzutreten. Die konnte ja tlettern wie ein Alpensex don Fach. Sogar eine richtige Hochtour hatten sie zusammen gemacht. Wenn Marianne setzt daran zurück dachte, trantpste sich ihr Vers zusam men. An jenem Tage hatte sie einen stirt in den Himmel gethan. Ohne gro e Ermüdung hatte sie den Gipse-l m chi. Ihr Freund hatte sein helles Entzücken ausgesprochen über ihren fröhlichenWagemuth ihre Kraft, Aus dauer, Genußfähigteit. Reizend war sie ihm erschienen mit ihren leuchtendin Augen und den festen, gesunden, jun gen Giiedern. Das hatte sie wohl ge fühlt. Und dann war ein Augenblick ge kommen, als sie ganz allein hoch oben auf einer Kappe standen, da hatte er sie an sich gezogen und aus die frischen Lippen-geküßt. im Angesicht des weiten blauen himmels und des ewigen Schnees. Sie lieber Kamerad! hatte er dazu s gesagt. Und Marianne war wie be täubt gewesen von der neuen, unbe ichreiblichen Glücksenipfindung Aus dem Heimwege waren sie dann wieder sehr wissenschaftlich geworden. - Eigentlich war sie verwundert gewe sen, dasz et nicht von etwas Anderm sprach nach dem, was dort oben ge schehen, aber das Andere würde noch kommen, davon war sie überzeugt. Mit Feuerarmen packte die Leiden schaft das junge, sonst so nüchterne, verstandesilare Weib, vor dem nichts « verschleiert lag und das doch so rein geblieben war, diese wissende Unschuld. Noch zwei köstliche Tage waren ge folgt. Zwar von Liebe hatte er ihr s nicht gesprochen. Er hatte sie auch · nicht wieder geküßt. Aber sie war ih rer Sache doch ganz sicher gewesen. Und sie hatte sich so glücklich gefühlt, » so über alles menschliche Maß glücklich. , Das würde eine andere Ehe zwischen - ihnen werden wie zwischen Alltags menschen; Gefährten würden sie sein im edelsten Sinne· So hatte das tuge — thörichte tleine Fräulein Doktor geträumt. Dann war die Wandlung gekommen, die traurige, unhegreifliche. Jst denn .virtlich die Schönheit so sehr viel mehr werth als alles Andere? ; Die Schönheit war gekommen in ih ·» rein hellen, bösen, berückenden Glanz « und hatte das teimende Liebesglück zertreten. Marianne hatte es gefühlt. vom ersten Augenblick an. ssOssi fi» hsviiirrniwnfsbnn Inm Jur I Table d’h(')te in grünblau schillernder Seide, mit dem kostbaren Saphir-en und Brillantenschmuch die elegant junge Person mit der Modetupfertaille i und dem griechischen Köpfchen, wie der I junge Arzt sich umgewandt hatte, fast erschrocken, und die neue Erscheinung angestatri, und wie er dann im Laufe der Mahlzeit zu seiner Nachbarin ge äußert: Jetzt versteh ich Moreau. Ken nen Sie Moreaus Bilder? "riiher begriff ich nicht, wie er seine chönen Frauen so überladen mochte mit präch tigen Stoffen und Edelgestein, aber es ist doch etwas dran; Schönheit wird durch die Pracht der Steine noch geho ; ben. t Marianne hatte geschwiegen. Sie z fand, daß die junge Dame viel zu kost I bar fiir ein Hoteldiner gekleidet war, aber sie wollte nicht neidisch erscheinen. Dann hatte er nicht geruht, bis er den Namen der Schönheit erfahren: eine Franksurter Weinhiindlerstochter war ste, die mit ihrer alten Tante reiste. Eine turze Weile noch hatte er den Schein des alten Freundschastsverhälts nisseg mit Marianne aufrecht zu erhal ten gesucht. Er hatte bei Tische lebhaf ter noch als sonst mit ihr geplaudert, vielleicht ein wenig zerstreut, und am Morgen die gewohnte Frage gestellt: Was unternehmen wir heute? Dann l war er aber immer sichtlich erleichtert gewesen, wenn Marianne auf seine Be gleitung verzichtet hatte. Sie schienen viel Zeit zu brauchen, die beiden, um die ,,Bildcher« zu tau fen. Wohl eine Stunde saß Marianne und wartete. Sie hatte eigentlich heute nach dem Findelen .- Gletfcher gehen wollen. Aber sie konnte sich nicht ent schließen. Das war das Qualvollste, hab sie sieh nicht tue-keiften kannte von feiner Nähe, daß sie ihn beständig um schlich, umlauerte, daß ihr Herz noch immer, immer nicht glauben wollte an sein Todesartheii. Ja endlich, da waren die beiden, Hand in Hand, mit glühenden Gesich tern, geheimnißooll lächelnd. Und nun will ich g’fchwind zur Tante. Sie wirdg als nit glaube wolle! sagte Rofi und eilte in den Gasthof. Er fchaute ihr nach, mit verlliirtem Ausdruck Da gewahrte er, sich um , blickend, Marianne. Einen Augenblick s zögerte er. Dann aber trat er auf sie zu ! und setzte sich neben sie. Sie wollte ein i Gespräch über den Abfturz eines Eng l länders auf dem Lystamm anfangen, f von dem sie heute früh erfahren, aber er hörte kaum hin auf das, was sie er ! zählte. Selig vertröumt fah er vor fich l hin. Plötzlich sprang er auf, ergriff ihre i Hand und sagte: Nein, ich will nicht Verftecken spielen, ick ivill’g Jhnen an vertrauen. liebe Kollegin. Sie follen die eifte sein, die von meinem Glück hört. Sie s— da unterbrach er sich. Herrgott, was war denn das? Sie fah ja afchfahl rus, wie eine Leiche. Ja, um Gottes willen, hatte sie denn das wirklich so aufgefaßt, damals auf dem Breithornt Gott. es war doch nur fo eine Regung des Augenblicks gewesen, und mit ihr war es ihm fo harmlog erschienen, niit ihr war doch alles ganz anders wie mit irgend einemDutzendmiidchem und dann hatten sie doch wieder to ganz fröhlich lameradfchaftlich miteinander vertehrt. Jst hatte sich Marianne gefaßt. einen herzlichsten Glückivunfch Aber ich muß jeht —- ich habe auf mei nein Zimmer . . . Sie ließ ihn stehen. Ali sie in dem kleinen, kahlen viel zimmer angelangt war, verriege te sie die Thür und warf sich aufs Bett. Dort i lag sie Stunden lang wie in einenil Starrirampf. regungslos-, stumpf, . kaum denkend. Wenn sie nur hätte wei nen tönen! Aber die Thränen kamen nicht. Es dämmerte schon, als sie sich » indlsich wieder erhob. Sie nahm ihren Umhang und setzte den großen weißen Leinenhut auf. Dann trat sie in den Vorfaal hinaus. Eben gingen zwei? Damen vorüber, die bei Tische in Ma- « riannens Nähe saßen. l l i l Jch glaube es bestimmt, sagte die eine, iLe standen ja ganz dicht aneinanderge frl;niiegt. und die Tante machte fo ein « gerührtes Gesicht. E Na, aber dann die arme häßliche kleine »Kollegin«. meinte tichernd die 7 andere, der wird’s außer dem Spaß fein! Marianne zögerte in der Thür, über gossen von einemStrom heißer, schmerz . licher Scham. So offen lag ihre Wunde - vor aller Augen da? Jetzt fielen ihr auch ! allerhand Blicke und Andeutungen ein. ; Z Widerwärtig, unerträglich. Alle hatte-i i « es gemerkt, nur er nicht »in der Selbst- z sucht feiner Leidenschaft l Jetzt freilich, jetzt hatte sie ihn auf- » getliirt.. O Gott, nur nicht ihn wieder « sehen heute Abend, niemanden ·wieder sehen! Fort, fort! 1 Mit niedergefchlagenen Augen, wie Igehetzt, eilte sie die Treppe hinunter, i Ins Freie. Sie ging nicht« sie rannte ( durch die lange belebte Gasse. Endlich ! l I wurde es einsamer. Ein letzter matter Abendsonnenfchimmer lag noch iiber Zermatt. Dort im Hintergrunde drohte » 1 das Matterhorn. fchwarzgrau, schroff, l unheimlich. Etwas Düfteres hatte die- I fes ganze Zermatt, die schwarzen Holz- ! «- hiitten, die lahlen, steilen Fels-hänge - ! Dort, zu Füßen der kleinen Kirche, da « ruhten die Opfer der Vergriefen, die ar l men Abgeftiirzten, von Lawinen Be s grabenen. Arm? Ach nein, sie ruhten ( ja! I Jetzt war die dumpfe Starrheit von ! Marianne gewichen. Sie weinte, f fchluchzte Sie wand sich in Seelen aualen. l Wie sie ihn liebte, dies-» Menschen. Jetzt erst, wo sie ihn verloren, erkannte sie die ganze schreckliche Wucht ihrer Leidenschaft· Die Natur läßt sich nicht spotten. Wer so lange sich ihren Ge setzen entwunden, den zwingt sie mit doppelter Gewalt. Nun, wo das ra-« sende Feuer entzündet war, verzichten müssen. hinaus-gejagt werden auH dem sonnigen, seligen, warm duftenden Blüthengarten, zuriic auf das nüch terne Ackerfeld der Berufspflicht! Nein, das war nicht mehr möglich. Sie tonnte nicht. Und sie wollte nicht. Und sie malte sich das Glück der an dern aus« Wie sie in feinen Armen lag, die schöne, dumme, ieidenra schelnde Rosi und ihr trockenes, küh . les Herzchen an den Flammen seiner Leidenschaft erhitzte — ah vfui, nichts mehr denken, nichts mehr sehen! Ah, wie der Matterbach rauschte. Diese tosende, ungebändigte Wildheit. Wie es herniederraste von seiner Eis heimath, dieses tolle Kind der Berge-, in rücksichtgloser straft alles forirei ßend, alles vernichtend, was sich ihm in den Weg stellte, nur immer weiter, weiter, der loclenden Tiefe zu. Wie es sichdurchzwängte zwischen den iteini: gen Ufern und wüthend aufzischte, wenn irgend ein träger Felgbloct ihm den Lauf versperren wollte. Eine Stelle war da —- sie tonnte gar nicht mehr weit sein — , die mußte Mari anne wiederfinden. Da hatte sie noch vor kornigen Tagen gestanden. mit ihm, und wollüstig grufelnd hinunterge schaut von schroffer Felswand in einen gurgelnden Zentner-, schwarz wie der Höllenschlund Wer da hineinstiirzt, der ist verloren, nnd könnte er schwim men wie der selige Leander, hatte der Freund gemeint, und sie hatte gefröstelt ; , zu lassen, weshalb bämnte sich ihr lKör . das. Aber etwas Neues, Mächtiges. Vcl Dem eronlell, lot-Im niun grpuuz l würde von dem wilden Strudel und an ; den glatten, gleifzenden Blöclen zer schmettert. i Jetzt war der Gedanke eine schaurige Lockung. Ein sestes Wollen, ein Stur;, vielleicht noch ein lurzes, schmerzt-alles i Aufbäumen der bangen Menschennas tnr und dann die ewige Ruhe. s Jetzt sah sie die Stelle schon ganH nahe vor sich. Sie zögerte, ein ihr sel- ( ber unverständliches Zögern. Eben ! noch war sie geheszt wie eine Wahnsin- s nige, und nun schleppten ihre Füße, als ob sie Ketten trü;en. Feige ? O nein! Jetzt stand sie aus der steilen Wand. Zu ihren Füßen brodelte der schwarze Höl lentrichter. Ein sinsterer Erdensleck. Nur ein paar tiimnierliche Nadelbäume wurzelten an der steilen Wand nnd starrten traurig in die Tiefe hinab Ein heftiger Wind hatte sich erhoben. Das heulte, sauste, zischte, donnerte, eine grausige Vernichtungsinelodie· Marianne preßte die Hände aus das laut llopsende Herz. Nun war sie be reit. Und doch, weshalb zögerte ihr Fuß immer noch, den stützenden Felsgrund per so widerstrebend? Todesangst ? Nein, leine Regung der Furcht war Wie die lalten Gischverlen heraus spritzten in das thränenenistellte Ge sicht, wie der srische Wasser-idem in die vorn raschen Laufen erhitzten Lungen eindrang, da war es, als ob etws von . dieser urgewaltigen Natur sich löste? und mit der Seele des armen, ringen denMenschenlindes zusammenschmölze. Eine Vernichtungsnielodie? O nein« das war lein Todeslied. das war ein Jubelgesang höchster, trotzigster Da seinstusrs Wolle-» Ringen, Sie-selber- l behaupten, Kamvf und Sieg ! Je länger sie hier oben stand in näch tiger Einsamkeit. umbrandet von den tobenden Naturgewalten, um so lich ter wurde es in ihrer Seele. Ein Ge siihl von wunderbarer Heilwirkuug stieg in ihr aus : das Hochgesiihl des z starken Menschen. Den Tod suchen aus · Liebesgram ? Nein Der Abschluß « wäre doch zu erbärmlich gewesen, zu bequem. Wer Kraft in sich fühlt, muß kämpfen. Dem Kraftvollen gehört das Leben. Das Bewußtsein ihres Wer thes wurde in der Einsamen lebendig, ihres großen, rettenden Reichthuitis. Der geliebte Mann hatte sie ver schmäht. Wohl that das bitter weh. Und doch! Es zogen vor ihrem Gei stesauge die vielen, vielen schwachen, elenden, kranken Frauen vorüber, de nen sie schon neues Leben, neue Da seinsfreude, neuen Muth geschenkt durch ihre Kunst und durch den Ein-« sluß ihrer kraftvollen Persönlichkeit Und ein Mensch, so vor vielen be gnadet, sollte sich dem ersten Schicksals ansturm beugen ? « Ein jauchzender Schrei aus voller, « warmer Menschenbrust durchdrang das Tosen des Wassers, das Fauchen des Sturmwindes. Und mit festen Schrit ten, das Herz von freudiger Zuversicht geschwellt, verließ Marianne den bro- « delnden Höllentrichter Zurück m das Leben stolz und start CI T e u n i s. -«.« —- : Von W. Asten , . ....,..--sp- F »Ver·gis3 nicht, Dein Ratett und Deine Tennisschuhe mitzubringen«, lautete das Postskriptum der liebenswürdigen Einladung, mit der mich mein Vetter L Theodor aus seine Villa in B zu Gaste » c«ö FAn-A»skW-ccn«hsu- »s. ill-. SIIO ou, sluqssl VII VIIIIUUUIl Ol, »Gu tett aber und Tennisfchuhe, die nicht ir; meinem Inventar waren, kaufte ich nicht· Ich hatte nicht vie Absicht, Ten nis zu spielen, und hoffte auch, ohne diefe Requifiten ein friedliche-«- Leben fiiliren zu können. An der Bahn erwartete mich schon mein Vetter. WeißerAnzug mit schwar zen Streifen« weißer Leimnhui, weiße S he. ,,Griis3’ Gott!" ,,Griiß’ Gott!« »Ich bin allein hier« meine Frau mußt Du entfchuldigen, sie ift mit Den Kindern nach L. zum Tenntsturnier gefahren. Kommen aber bald. Mit dem Schiff um fieben Uhr.« »Da bin ich Euch wohl heute in die Quere gekommen?« »Ach bewahre, ich war ja den ganzen » Vormittag drüben! Morgen fahren wir « zusammen hinüber, willft Du?« Gewiß wollte ich! Jch hatte zwar für den erften Tag meines Urlaubes einen herrlichen Waldipaziergana projektirt, aber das thut nichts. Die Besitzung meines Vetters war reizend gelegen. Herrliche Aug-ficht auf den See, großer (i’arten, gemiithlichez Hang im Tiroler Thal. Das Gaftzims mer im obersten Stockwerk hatte einen Balton mit Seeaugficht ich war ent zückt· Das follte einmal ein Urlaub werden, fo recht nach meinem Sinn. Zum Nachtessen war schon die ganze Familie versammelt. Alle noch voll von den Erlebnissen des Abrchmittaas, fan rsen sie kaum Zeit, mich zu begriisiem Das Tennigturnicri Kein anderer Ge fpriichsftoff konnte aufkommen. »Ach, Papa, der junge Englänoer hat göttlich aespielt!« ,,Sir one« hat er Den jungen Virtner geschlagen! Ein elegantes Spiel! Hast Tn gesehen, wie schön er die Balle bott handg genommen bat?« ,,Grofzariig, l)er:lich.« »Du, nnd der tleine Dicke mit der Glatze. wie der komisch war. Nach ie —- ...-—----..-.«-. .. - dein Schlag einen Sprung in die Luftl« »Na. aber er hat nobel gespielt!« Auch die kleine llnaarin war faiiios. Wenn sie der Baronin Feldberg im Handicap nicht hätte so viel Vorgabe . geben müssen, sie hätte gewiß gesiegt« »Solche Kinder sollten gar nicht mit spielen dürfen«, saate der Aelteste inei nesVetter5, ein siebiehnjähriaeSBiirsch lein mit dein Aussehen eines vierzehn jährigen. Und so gings-, lreuz und quer. Auch Frau Bertha, die liebens würdige Hang-krau, war noch ganz er regt. Ich versuchte, ein Kompliment iiber Den schönen Besitz anzubringen. Eo wurde mit sliichtigem Dank und zer s streut quittirt und mit der Frage beant ’ loc,rtet: »Hast Du schon unseren Ten nie-blaß gesehen? Gelt, prachtvoll? Mor sen sriih können wir eine Partie spie len, Vetter Wilhelm· Willst Du?« Jch lehnte dankend ab und betnertte eingeschiichtert, daß ich nicht Tennkz spiele. »Was-, Du ipielst noch nicht? Macht nichts, Du wirst S gewiß rasch erlernen. j Was für Rakett hast Du?« »Ich, gar keines.« s »Aber ich hab’ Dir doch aescdrie-« ben? —« »Ja, ich weiß, aber da ich nicht oie l Absichih h,atte Tennis zu lernen te . habe ich mir keines mitgebracht!« s ,,Lächerlich, nicht lernen! Mor;««.n’ Früh beginnst Du. Der Isdo borgt Dir sein Raclett.« Edo, der kleine Wicht, sieht wsch sauersüsz an und sagt: »Ja, aber wird mir’s der Onkel nicht verderbenspsz ,,Nein, Edo, banke,« lachte ich, ,,ve balte Du Dir nur Dein Ractett. Ich mag nicht Tennis spielen.« . »TBaaas?« l Erstaunt blickten mich zwölf Au gen an. »Was, Du willst es überhaupt nicht lernen? Warum denn?« »Mir gefällt es nicht! Jch finde des Hin- und Hei-springen Ungraziös. Okmibe auch, daß ich bei meinem Em bonpoint eine lächerliche Figur gäbe, Muß es denn sein? Lust dazu.« Die Mundwinkel iämmtlicher der senken sich verächtlich. »Na, ein Muß ist es natürlich nicht,« beeilt sich meine liebe Kousine zu ver sichern. »De- wirst uns eben zusehen. Denn bei uns, mußt Du wissen, spielt Alles-· Den ganzen Tag ist der Ten nisplatz belagert.« »Wohlan, da müßt Jbr ja froh fein, daß ich mich augfchließe!« Rin i l i Jch habe keine i »Au«5schließen, jaivth das ist das ; richtige Wort. ans allen Vereinigungen hier, wenn Du nicht Tennig spielft, lieber Wil helm,« bemerkte Vetter Theodor ernst, »Du wirst Dich wohl noch bekehren las sen.« »Ich glaube kaum! Jch bin io be quem. Dieses Laufen, dieses Schlagen « und Pariren.- Jch möchte mich gern ausruhen, nicht abjagen.« Jch unter driickte die Bemerkung, daß mich dies aus England importirte Spiel direkt ärgere, weil es so rafch zur allgemeinen Mode geworden ist. Jch wollte dem Herdentriebe nicht folgen. Die Argumente zu Gunsten Les Ten nig wollten jetzt kein Ende nehmen. Wie gesund und lräftigend es lei, alle ; Muskeln gleichmäßig ausbildend Jch i wendete die Bevorzugung des rechten s Armes vor dem linken ein und wies anf i das Tuznen hin. ! ,,«a aber die Bewegung in freieri Lust.« i »Dann gehe ich eben spazieren « j Kurz, wir gingen zu Bett, aber wi: i waren nicht einig geworden. — — -- ; Die Glocke rief e n into neun Uhr t zum Frühstück Frau Bei-Ida tan inallroth, erhitzt, mit derangirter Fri fnr vom Garten herab ge.a:.ten; Ther , -:.-4-.. Ok- aus«-»Ja s f III-no.I-I Du bist ausgeschlossen « cul. »nur-s »so-, Falk-»k- » » --,»...- ; Heut-, die Schwecßparlksi don der Z Stirne wischsnd DI- ist«-einer heute i vor dem Frühstück ein Sei ·1:-pielt,tve l l .da des- Tennisplatz noch in: Schatten « lag. Großartig so ein Spiel in derl Eltiorgenfrikhr. Der Bosniitmg gehör-» « dann den Kindern. l Jch benützte den Vormittag zur Ers« ; ledigung Von Korrespondenzen durch- t» streifte dann mit meinem Vetter dessen « Obst- und Gemiisegarten, bewunderte-l I i i das Frühobst, die Sparqelieete etc. »Jetzt aber müssen wir ans den TM nisplatz,« erklärte Theodor kategorisch. Ein Janimergeschrei ertönte, als wir ( uns dem Platze näherten. Mizzi stand heulend in einer Ecke, Edo lampfbereit ihr gegeriiben »Wa: dass gegeben?« »Der Edo hat gesagt, daß ich nicht mehr mitspielen darf, weil ich so schlecht servire.« »Ja, das ist auch wahr, sie bringt so ! hohe Bälle und verdirbt mir das Spiel.« »Bitte, ich habe sehr scharf servirt.« »Ist ja nicht wahr, Papa, sie hat ja teine Ahnung, was scharf ferviren heißt,« inischt sich der Aelteste in denl Streit. »Sie glauben, nseil ich ein Illiiidel bin, dürfen sie mich schimpfen.« Erneutes Geheul. Die andern Drei schreien drein, und der glückliche Vater fällt das salomonische Urtheil, daß er jetzt mit Mizzi spielen werde, um zu sehen, ioie sie servire. Ich sehe zu, und in meinem Kopfe tvirbelt’5 tvie von durcheinander geworfenen TennigbiiL len, oon all den englischen Spielbezeich nungen »Weißt DU,« entschuldigt sich mein Wirth, alg ich ihn wegen seines an scheinend vorzüglichen Spieles mein Kompliment mache, »unter Platz nt Ia heuer,schlecht, wir konnten keinen Stra ßentoth mehr hetoinmen.« »Stras;entoth?« »Ja freilich,« belehrt mich einer der neben mir sitzenden Dreikäsehoch, »Straßentoth ist ja das Be ste fiir Ten nigplätze Auch deIAthletic Club hat seinen Grund mit Straßentoth ge stampft. Unser Gärtner sammelt jetzt schon für nächste5 Jahr, da wird es großartig gut gehen. Wir bekommen auch neue, riesig hohe Netze.« »Na, da könntet Ihr Buben doch prächtig auch in der Stadt «-traßen toth fannneln,« scherze ich, »da giebt «-. doch tolossal viel.« Jeh fange auch schon an, in Super lativen zu sprechen, da ich merte, daf; im Hause Alleg, wag mit Tennig Zu thun hat, kolossale, riesige, ungeheure Dimensionen annimmt. Nachmittags sollte wieder zu dem Match nach L. gefahren werden. Aber ich hatte vorläufig genug von dem mo dernen Spiele. Jch schiitzte stopf schmerzen vor, holte mir von Cousme Bertha die Bezeichnung »Langweiliger Patron«, setzte es aber glücklich durch, daß ich nicht tnit mußte. Jch wollte Waldluft athmen, Ruhe genießen. Hinter dein zu Theodorg Besitz gehörenden Walde siihrte ein schattiger Pfad weiter. Er war mir schon Vormittags in die Augen gefal len. Er war roth markirt. Dem woll te ich folgen. Zwischen Fichten und» Föhren schlängelte sich der Weg, um bald in dünner bestandensi Wald zni führen, dessen Boden ganz mit Heide i traut und Farren bewachsen war Ech- s ter Gebirgscharaktert Entzückt werfe ich mich auf den weichen Grund, athme s vie süß dank-we mnve Luft ein und « denke gerade daran, ob ich nicht, um gautelt von summenden Käsern und Fliegen, beschattet von hochstiimmigen Führen ein Nachmittagsschläschen ma chen soll, als ich bemerke, daß ich nicht allein bin. Jch höre Stimmen, wende mich zur Recht-n und sehe hinter Bäu men dünnes Netzwert und dahinter weiß gekleidete Männlein und Weib lein in der obligaten Tracht wie wohn sinnig hüpfen und gestikuliren. Ein Tennisplatzt " Empdrt springe ich auf und eile vor- . warte-» immer dem roth markirten Weg nach. Und wahrhaftig nicht hundert Schritte weiter und ,,Play, rcady« dringt an mein Ohr, diesmal mit un garischem Beitlang. Ein Herr, mehr .breit als hoch, spielt mit einer Dame, die nur Höhe-z aber keine Breitedimens sionen hat. Unerhört ! Jch stütze vor- .. wärt5, aber ich bin mißtrauisch gewor- , Len. Der Waldes-sauber vrallt ab an meinen Sinnen. Umsonst zwitschern . die Vögel, surren die Mücken, wirst die · Sonne goldige Lichter in die dunklen , Tannen, meine Augen spähen schon im « Voraus nach der Störung. Und wahr lich —- eine-, zwei, drei, vier —- an vier . Tennisplätzen führt er vorbei, der ro mantische Waldpfad mit der rothen Marlirung ! Sind alle Kobolde gegen — mich losgelassen Z Soll ich keine Ruhe sinden vor diesem modernen Wahn sinn ? Jch lasse die Fähre mit dem rothen v Streifen, der so einladend winkt, zur« Seite und biege nach rechts ab, wo ein Bächlein aus dunkler Schlucht hervor rieselt. Bald umfängt mich tiefeStille. Der Weg geht steiler bergan, etwa-J . schliipfrig sogar aus den glatten madeln - des Vorjalsre5, die den unbegangenm Boden noch bedecken. Ich gehe wieder. auf in sentimentaler Schwärmerei. ,,Weg zum Gesundbrunnen,« lautet-» ein Täfelchen. Ja, dahin will ich ! Ge sunden von der Nerveniiberreizung des. stiidtischen Lebens-, Vergessenheit trin-· len von all dem Aerger des Jahres-! Rascher folge ich dem ansteigenden, Pfade, der mitten durch dichtesten schwarzgriinen Wald führt. Tief un ter mir rauscht das Bächlein. Und nun siehe ich vor der Quelle mit dem einla denden Namen, die aus drei Röhren auf den steintgen Grund fließt. krch ge denke der drei heiligen Brunnen bei Trafoi« ich tchwelge in Erinnerungen, trinke mit Behagen von dem eiskaltezs Wasser nnd vertriiumc ein Stündchen anf der einfachen Holzbanb Endlich heißt es umkehren. Ein Pfeil deutet nach abwärts-. Ein anderer Rückweg ? Gut, ich folge ihm. Er ist noch steiler als der andere, führt aber bald auf eine entzückende grünfammetene Matte. itubgeklinqel ertönt. Ein Hirt singt eintdnige Weisen. »Dann Stille rings umher«« will ich Uhland zitiren, denn die Zitate berühmter Dichter scheinen mir immer am besten meine eigenen Ge danken wiederzugeben, da —-- — ,,fifteen, thirty, forth, game«,. tönt es an mein Ohr, von ferne wohl, aber deut lich und eindringlich, wie Glockenton inj der reinen AbendlnfL - «Nein,« rufe ich aus, ,,e«5 giebt kein Entrinnen !« Ich eile vorwärts, eile« nach Hatt-, stürme meinem Freund ent-« aegen, der eben heimkehrt, heib vom Turnier, nnd rufe: »Da habt Jhr mich ! Jch bin gezwungen ! Morgen früh beginne ich zu fpielen.« Abaeriihrte Anfelspeife. : Pfund Mehl, halb so viel Butter, ein viertel Quart Milch und »,k Pfund Zucker riitire man zufanunenTab lasse e-- dann erkalten nnd bereite mit noch zirei Eidottern, I Unzen Butter, dem Saft nnd der lrbaeriebenen Schale einer Zitrone einen recht glatten Teig. Einen Teller voll acschältcr nnd anggeherzter Apfelfcheiben hat man schon vorher mit : Pfund aut aemaschener Sultaninnen gemischt, start mit Zucker bestreut nnd mit einem Gläschen . Rum übergossen. Jst der Teia fertig, dann streicht man eine Spettetorm itart mit Butter aus und iiberstreut sie mit aisriebenem Zwies bacl, beleat den Boden mit einer Schichi Teig, giebt die Bleosel nebst dem ent standenen Saft dazu, deckt wieder mit Teig .nt, bestreut oic Oberfläche mit Zwieliach aiebt Buttertliimpchen darauf und nackt die Speise im Ofen ungefähr 1 bis U Stunde Das Gericht kann warm oder lalt aeaeben werden, nach Belieben. und aetoinnt noch, wenn man eine iiiumsauee dazu macht. Brotjuppe mit Wein. an l Quart Wasser loelst man altbackenesä Brot mit der Schale einer halben Cis irone, etwas Salz, Z llnzen Zucker und einem Stiid ganzen Zimmet weich, quirlt es ganz glatt und schlägt ei Durch, dann bringt man die Suppe abermals zum stochen und zieht sie mit I Pint Weisnoein und einein Eidots ter ab. Berichiiannq. Mutter tzn ihren Töchtern über das stapitel Ehe sprechend): »Aber nehmt Euch in Acht, daß ihr nicht auf den ersten besten hereinfallt.« Vater won der Lettüre ärgerlich aufschauend): »Du willst doch nicht damit sagen, daß Du auf mich herein« . gefallen tviirest?' « Mutter: »Keinegtoegs —- Du warst ja weder der Erste noch der Bestei« Kasernenhofbliitha Unterossiziert »Schöbel, stehen SI nicht so bucklig da, wie der Portier U dem schiefen Thurm von Pisal« -.«