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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 25, 1901)
,-o - e LWW -. ccrwmr i chkagende Zsetter!- ( Erzählung aus Maimcr alten Tagen von A. Nokdmk (:Il. HinniugJ ABC-SO . IWWIÆWHMJsimsxssdcidjiisisxajisiwsi;ij-siiskissrsdwiwd k (13. Fortsetzung.l Die Tage vergingen. Billas Jugend kraft hatte gesiget. Nun stand sie than wieder auf festen Jäger-« aber e fak) new ltiich und aebrechlich aus-. : ·Ordnend.una sichtend axrszj sie tm ; .- immer mher, denn es Halt einen Ad- s · chied für immer. lan svährcnd sie « die kleinen AID-nk.ii, uie sie im Lan der Jahre erhalten III-te, sorglich zu fammenlegte, gebar-e sie schöne-L ver gangener Seiten. Die Bücher. die see stets gütige Arnald Falk «hr naschen-L manches Stück aus ihrer Minder-rein und endlich jenes weiße Klein n..-:— sir Pflegt in der Marienandacht getragen tte, an jenem bedeutngsdollen Tage. Noch einmal saß sie aus ihrem Platz am Fenster, dann strich sie liebtofend iiber die einfachen Möbel, und betete 'sich Trost in s Herz vor dem Marien -bilde, das ihr so oft verheißungsdoll ja eliichelt hatte. rau Piiy hatte ihr unter starkem Thränenergu bei allem geholfen. «Billa, rnd,« schluchzte sie, »ich weiß nit, wie ich es hier ohne Dich ausåalten sollt« « ch bin ja nicht weit, im Kloster bei den welschen Nonnen können wir uns öfter sehen,« tröstete das Mädchen «Und Du willsi wirklich denSrhleier -neh:nen?« . «Jch hoffe, übers Jahr um dieseZeit hin ich eingetleidet,« versehte Wille-. die ,hqnd auf das tlodsende herz legend, »veelleichtkiirzt dieAedtissin ausSchwe si;t«Angelilas Bitte auch die Probekeit a . Herr Balthasar Falt, ihr alter Wi döetpachey hatte es adaelehnt, sie vor r ern Fortgehen noch einmal zu sehen; nach dem Sohn wagte sie nicht zu fra gen. Nun stand sie in Arnald Zim mer zum lehten Mal. Er hatte es früher taum gewußt, l E i : l wie. lehr ihm dies Kind. eiaentlich Z " fei n Geschöpf, ans Herz gewachsen ·! war; jetzt, da sie für immer fortging, , da er in die stillen, ernsten Auan - fah, da wallte es in ihm empor und ! stieß sich nicht mehr zurückdrängen. Er « ·war bisher einfam durchs Leben qei Hang-en, teineBlume, die ihm entaeaen blühte, hatte ihn gereizt, sie zu pflücken; ietzt, zum ersten Mal feit jener trau ·rigen Jugenderfahrung, fühlte er, daß er noch nicht alt war daß er ein Herz fbefaß das ein volles, ganzes Gliick fiir sich beanspruchtr. Wem war er Re chenschaft über sein Handeln schuldig? Seinem Bruder, der ihm in Wahrheit nie ein Bruder gewesen, oder derWelt, den fremden Menschen? Mochten sie über ihn den Stab brechen, was fragte er«danach, wenn er glücklich war. Er fah in das holde, blasse Gesicht, in die klaren Augen, aus denen die Reife des Weibes leuchietr. »Billa, willft Du Dich fiir immer unter meinen Schutz geben« willft Du mein werden, mein Weib?« Sie verstand ihn nicht zweifelnd fah sie zu ihm empor, das Ganze erschien ihr fo ungeheuerlich »Ich meine es ernst, Billa, es ift - mein heiliger Wille, Dich glücklich zu machen, Dich auf Händen zu tragen als Dein Beschützer und Gatte Wir ziehen auf mein Gut nach Landen heim oder wohin Du willst, wo uns Niemand kennt. -— Was kümmern eins die Menschen« wir haben ja uns, · Billm was brauchen wir weiter Als mein Weib full Niemand Dich trän- « ten. da bift Du in sicherer hat « l Unter feinen Worten färbten sich ihr langsam Stirn und Wangen mit zar- 1 -l l l ·« tein Roth. —- Sie konnte zuerft nicht sprechen iiberwiiltigt von ihrenGe NO « Jus-is nein-s- evsis :-· .» occur-i mal-. Im in osksern Augenouu z die Ueberlcqende sein. Sehen Sie, « daß Sie ftch vor der Weit verbergen J müssen, wenn Sidan Zech Jhr Weib J würde. dag« isi’g warum es nicht fein kann und darf. Ich könnt’s nicht er tragen, miifz:en Sie sich vertriechen um : meinetwillen, ich dürft s nicht dulden. ) Dazu sind Sie mir zn lieb, stehen Sie mir zu hoch, Herr. Aber eins haben Sie mir gegeben, das hohe Bewußt sein, daß ein edler Mann mich merth hält, fein Weib zu sein, und dies Bes wußtfein dante ich Ihnen mein Leben lang. Gott segne Sie dafür, Herri« Sie wollte wie sie es so oft qethan hatte, sein«-. eHand küssen, da zog er sie E in feine Arme und küßte sie auf die I( Stirn. Sie sah nicht, als sie über den dunk len Flur schritt. daß da Jemand stand, den sie im Vor-übergehen fast streifte, ;- tend der ihr mit heißen Augen nach « starrte, das Herz that ihr so weh.« Jst der Küche stand Chrisiine die Magd hinter der Thiir und schlug die Ærze vor-? Gesicht, in bittererReue über das, was sie gethan; denn Ban esse doch immer at gegen sie gewesen. Ihn De tpu te n t, tote sie ei wieder Irrt machen ollte. Ist «.« » ; i in w- de. »Es-M- ist-: Ut- ».I«·2-.».s «. « Oh Wer Ia Isi- sogetimtfchenn Mk It II Ue Mkschsft US sMahlzeiten ein, nnd Frau Piiß be diente mit finster-km Gesicht und miss muthigem Wesen. Die Magd hatte sich als zu ungeschickt und täppisch er wiesen. und nun ruh:e die Last allein aus der immer schwersälliger werden den Frau. und sie grollte außerdem der Herrschaft. Selbst die zwei- und dierbeinigen Hoshewohner fühlten, daß es anders geworden war. Es herrschte nicht mehr das lustige Durcheinander, wenn die Magd ihnen Futter streute Ader es sollte noch stiller werden im Haus. Der Kaiser hatte eine Zwangsordre erlassen« daß jeder iunae Mann, der das einundzwanzigsteLedensiahr über schritten hatte, sich einstellen mußte, um mit dem rsatz zur Nordarmee ab zugeben, glei viel, ob er einziger Sohn oder Ernährer der Familie sei. Herr Balthasar Falk hatte vor lar zem fast ein Vermögen geopfert, und nun war sein Sohn, das einzige, was er aus der Welt besaß. doch eingereiht in die Nodelgarde. Daß Erwin schön und stattlich aus sah in der lleidsamen Unisorm, beach tete er nicht, er dachte nur an den Ah schied und das. was kommen mußte. Es wurden nicht viel Worte zum Abschied gewechselt zwischen Vater und « Sohn, daran waren sie beide nicht ae-- ’ wöhnt. Aber als Crwin das Vater haus verlassen hatte, da sank Bal:has sar Falk ausstiihnend in einen Ses sel, er rang die tnochi gen Hände in einander und sah recht alt und versal len aus. Aus der Pontonbriieke, die nach Ka stel führt« machte Ermin noch einmal Halt, um seiner Vaterstadt seine Ad schiedsgriiße zuzuwinken Die Glocken läuteten gerade die Mittagsstunde ein, und aus den Thürmen aliinaten die Sonnenstrahlen. Im Geist sah er ein siißesxliädchengestcht miternstem trau eigen ungern Wie emc Wollt lllq pck Nonnenschleier darüber. Und ob gleich es· wie ein leises Schmerzgesühl durch seine Brust zog, athmete er doch wie erleichtert aus, als er jetzt seinem Pferde die Sporen gab. Es war so gut und konnte nicht an ders sein. Jetzt lag die weite, große Welt, das bunte Leben vor ihm, wag wußte er dann noch von den dummen widerstreitenden Gefühlen, die ihm in letzter Zeit so viel Plage bereitet. Das mußte vergessen werden wie das Mäd chen, das so ahgrundtief unter ihm stand. Und während er das dachte, laa auf seinem Gesicht der unheuasame Stolz des vorurtheilsvollen Bärgep sohnes. ElstesKapiteL Gräfin Madeleine de Fremont hatte das Haus mit der Marienhlame ge gegenüher dem früheren Crthaler hof verlassen und wohnte nun in einem großen alten Herrschaft-»in am Lieb frauenplatz, vor dem der römische Kai ser in goldener Rüstung prangte und in stolzer Höhe emporragte bis zu dem rund ausgedauten Erler. Es war ein« stattlicher Bau rnit zwei hochgegiebelten Seitenslügeln, dessen Eigenthümer Von der Revolution hinwegqefegt waren, und der nun zum Zermieten stand. Der hausslur mit seiner prachtvol len Stuckdecle, den wao tragenden Engelnk deren zjerltiche zusehen wje r·.·..k.s— cultUclllU lll US Huld UUIUULIKLLTU, sU Daß ex- aussah als ntitßten sie die I Köpfe oer Passanten berühren, führte aus eine breite Steintrepoe mit kunst vollem schmiedeeisernein Geländer, uno oben öffnete sich eine Reihe weiter Ge« mächer und Säle, die alle sehr tut-u riös eingerichtet waren. Madeleine hatte das Marienbliim chcn nur als ein vorübergehenoeg Lo giå angesehen, das sie balo zu verlassen aeoachte, um in das Palais des Her- l zags von Dalberg einzuziehen Nun aber, da sie sich entschlossen hatte, Mainz vorläufig wenigstens zu län- ; gerem Aufenthalt zu wählen, genügte i das Marienbliimchen nicht mehr ihren - Ansprüchen, besonders da sie täglich viele Gäste bei sich sah. ; Sie war nun der Mittelpunkt eines . auserwählten Kreises, gelrönte Häup ter wechselten Botschaften, wenn auch aus indireliem Wege, mit ihr und er warteten oft mit Ungeduld ihre Nach richten. Sie wurde von gewissen hoch gestellten Persönlichkeiten mit einem Gemisch von Auszeichnung und-Ver traulichkeit empfangen, ihre schönen Hände hielten tausend Fäden, die nach allen Richtungen spielten, um sich zu einem Ren zu vereinigen. Ja, ihr Freund, der Großherzog oon Frank furt, hatte recht, wenn er sagte: »Es giebt noch anderes, Größeres zu ge winnen als eine Herzoaztrone!« Sie war ein häufiger unb gern ge sehenerGast am qroßherzoglichen sofe, unv» wenn fie, mit Karl von Dalberg scheinbar vertieft in hie neuesten Sahst-sangen der Kunst undLitteratur, ern geistreichei Gespräch zu führen schien, während in Wirklichkeit ganz andere Dinge zwischen ihnen verhan delt wurden. dann lächelte die intime lieu-sung des Großherzogs und machte ihre Glossen, daß der achtund zechzzigkährige Mann noch fo warme Gesiih e hegte nnd diese Gefühle nicht zu beherrschen vermochte. Hatte er doch vor wenig Jahren recht angeleg entlich sc uden Füßen der. Großherzogtn oon erg, der Schwe ster Rapoleons, arschsnach2 et, aber diese Anbetuna hatte politische Gründe gehabt — doch hier —! Die Gräsin von Fremont war- eine schöne, junge, geistvolle Frau, aber die politischen Gründe waren hier doch nicht wie bei der.Großherzogin o. Berg vorhanden. Man zuckte die Achseln: nAlter schützt vor Thorheit nichts« Und in gewisserBeziehung schätzte auch i das Alter den Großherzog nicht vor Thorheiten. nur in anderer Weise, als seine Jntimen es sich deuteten. Er gehörte zu den Menschen, die, in dem Bestreben, es jedem recht zu machen, nach allen Seiten hin schwan ten nnd dadurch meistens das Gegen theil von dem erreichen, was sie de zwecken. Karl von Dalberg war der unter thiinige Vasall Naooleons, der fede, auch die tyrannischte Maßregel, selbst wenn sie dem Lande, das er aus des Kaisers Hand empian nen hatte, Scha den brachte, guchieß nd, auch wenn er noch eben die feste Absicht ausge sprochen hatte, sie nicht zu genehm-s gen. bald daraus ihr eifriger Vertreter wurde Karl von Dalbera war eitel, er wollte herrschen, ihn blendete die scheinbare Macht des Großherzog-Kinn der er bekleidet war, nnd ihr brachte er alles zurn Opfer-, seine Würde als Fürst und seine Würde als Mensch. Nur einmal war es zwischen dem Kaiser und ihm beinahe zum ernsten consliit gekommen, das war damals newesem als Napoleon die englischen Waaren consiscirte und dadurch die Ziantfurter Kaufleute fast ruinirte. " Doch als Dalbera bei dieser Gele aenheit zum ersten Mal in seinem Le ben dem Kaiser entgegentrat um siir seine Unterthanen günstiaere Bedin- I -----I.-- -- --...! -tl’- its-— Flullgcsl ou Ilsclwclh UU gkklcsss JIUUU leon in so rasenden Zorn, daß der Großherzog erschreckt und eingeschult tert jeden Widerstand aufgab. Doch ein Rest von Bitterkeit war wohl in ihm zurückaeblieben und in diesem Gefühl machte er Madeleine d: « Fremont zu seinem Wertzeua. So war er dazu gekommen, Verbindunan anzutniidien und aufrecht zu erhal ten, die ihm sein anann —- denn dasj war Napoleon nachqerade — niemals verziehen haben würde, hätte er davon eine Ahnung gehabt. — Madeleine de Frernont war plötzlich sehr reiselustig geworden, sie hatte im Lan des Sommers die verschiedensten Gegenden besucht und schwärmte iiir Natur, während ihr in Wirklichkeit eine schöne Gehiraslandschait oder das woaende Meer sehr aleichaiiltia waren. Daß diese Ausflüge sich ganz in der Stille bis England und Schweden ausaedehnt hatten, dass die Gräiin auch einen Besuch in Berlin gemacht, das ahnte Niemand. — Es war ein ausregendes, aber auch ein interessantes Leben, das sie führt-. interessanter als das Leben in Paris, in Josedhimö Umgebung, das sich auf die immer wiederkehrende-n täalichen Belustigungen mit ihrem tleinlichen Jntriguenspiel und ihren Liebesaben teuern basirte. Aber es war ein schmaler Weg, aus dem sie balancirte ein Fehltritt, und sie lag zerschmettert in dem Abgrund, der zu ihren Füßen gähnte. Doch daran dachte eine Madeleine de Fremont nicht, gerade dieses Spie len mit dem Feuer reiste ihre That traft und machte ihr das Leben le benswerth Vielleicht machte sie es sich auch nicht ganz klar, daß dieses Feuer sie doch einst verbrennen könne, sie glaubte sich unter der Aegide Dachergs außerdem vsllig sicher gegen jeden An grist von außen, und wurde deshalb wohl auch tiihner in ihren Unterneh munaen, als dieser es ursprünglich ge wollt hatte. — Die aame Reihe der weiten Gemä cher ersirahlte im Glanz der Wachs terzen und hohen Sinumhralamven, sahns-its- -s Inn- ssnss fest AOMZKIIIIM Empfanasabende der Gräfin war, nn dem alle, die in ihr Haus ein.1efii:"»-rt waren, zwanglog kommen und qehen durften, wie es Geschmack und Laune jedem einand. Es gehörte zum guten Ton, diese Empfangsahende der Gräfin zu befu chen; man hatte den Auftritt auf dern Fest des Präfelten völlig vergessen und hofirte die schöne Frau, die man damals gemieden hatte wie die Pest. Marschall Kellermann war ein hän siger Besucher der Gräfin, Generalt Moreaud kam zu ihr und alle distins- - sguirten Fremden, die auf der Durch- T reife in Mainz anwesend waren, denn es gab nach außenhin für die vornehme Welt wenig Abwechselung DasTheas ter, das in der früheren turfiirstlichen Reitfchule auf der mittleren Bleiche aufgeschlagen war, hatte fiir ver wöhnte Ansprüche, besonders wenn Iman Paris kannte, wenig Reiz So ergriff man eifrig die Gelegen hei sich zu amiisiresc, besonders da es in fo zwangloser Weise geschehen konn te und dem Geschmack eines jeden Rechnung getragen wurde. Da lagen auf den Tis en Kunst werte, werthvolle Stahlfti und Ra dirungen file den Kenner nnd Liebha ber ausgebreitet, ein mächtiger Illigel stand für musikalische Talente geo s net, und lanschtge Mühe lud zum Plaudern ein. « » e»Die seit-eher der Griifin waren ei tvas zusammen erpiirfelt, Herren der verschiedensten tande, mit denen friis her die stolze Lena Erthal niemals per iehrt hetin würde. Von den alten, vornehmen Familien, die während der tursiiritliehen Zeit eine glänzendeRolle gespielt, waren nur noch vereinzelte vorhanden, hauptsächlich ältere Dia men. Ein paar alte Gräfinnen Lei ningen und Ebersborf Frau von Fal kenstein, die Wittwe eines friiheren turfiirftlichen Muthes-, und eine etwai tounderlies Figur, die in Kleidung und Benehmen an vergangene Zeiten erinnerte, die Gräfin Coudenhove, ge borene Gröfin Hatzfeld, einst die in time Freundin des letzten Kurfiirsten die früher in dem Seitenfliigel des turfiirstlichen Marftalles residirte, der nn der Ecke der großen Bleiche und der Battbvfstrafze liegt und in unseren Tarsen die Dienftwobnnna des Attil lerieoffiziers vom Platz ift. Die Gröfin fah in ihrem Reifrock von steifem Brotat mit Puder und Schönpfliiiterchen aus wie eins jener Spitzenfiaiirchen aus Meißener Por zellan, die die Nipptische zieren: sie lebte nur in der längst versunkenen Veraanqenheit, die heutige Welt in teressirte sie nicht. Darum tlamrnertt sie sivh mit einer Art Fanatizsnus nn Lena Ertbal, die sie an diefe schönen Zeiten so lebhaft erinnerte. — Madeleine saß an einem der Spiel tische, die im roßen Mittelsaale itit dem runden Ausbau aufgeschlaaen waren, bei dem damals sehr belieb:en Boltvn. « Der Prafett Monsieur Jeanbon St. Andre, der die leichtere Rom-erin tion verschmähte. war ihr Parteien Frau von Junnefeld, eine stattliche Dame in mittleren Jahren, deren Ge mahl der Bürgermeister in Weisenan war, und ein junger Deutscher, ein Herr von Bärenburg, veroollftäudigte die Partie. « Plaudernd promenirte Martnont mit dem Herzog von Bassanv, der sitt-· auf der Durchreise zur Nordarmee be fand, durch die Zimmer. Der herzog träumte von neuen Ruhmestriinzen, die der russifche Feld zuq der Armee bringen iolltez doch der Viscksof Kotmar, dei· sich den beiden Herren zugesellt hatte, schütiette das Haupt und auf seinem milden Gesichte Lag ein sorgenvoller Ausdruck »Ich weine, Seine Maiesiiit hätte genug desRuhnies,·' sagte er, »das-Volk sehnt sich stach den Palmen des Frie dens.« »Was versieht das Volk von den großen Intentionen deSKaiserS?« ver seßte der herzog. »Wissen Sie, was König Murat sagte, als er irn Mai unsere Stadt passirte?« fragte Mai-mont. »Das russische Reich wird fiir uns nichts weiter sein als ein Durchaanaspuntt. Jenseits des Ural lieg: das Land, wo hin uns unsere Adler führen sollen, durch die sibirischen Steppen bis in das goldreiche Jndien.« »Wenn es ein Höherer will, so wird es aeschehen,« versetzte der Bischof, »doch fiir ihn sind wir Atome« so groß wir uns auch dünken.« Während einige ältere Damen sich hinter ihren Fächern die neuesten Standalgeschichten mittheilten, ließen rr Konrad Macke (ein Mainzer von hurt) der Matte, und der Stadt rath Wittrnann die Anwesenden-Re oue oassierem »Wer ist eiaentlich dieser herr von Bärenburg," fragte Marte, »und was will er hier?« »Wie ich höre, beabsichtigt er sich in der Nähe von Mainz, in Laubenheim oder Bodenheim, anzutausen und hat deshalb überall seine Ertundiaunaen eingezogen.« »Jetzt in dieser Zeit schwerer Be driingniß, wo allen Ansiissiaen das Geld mit Gewalt aus der Tasche ac zogen wird durch die ungeheuren Zwangsanleihen ?« Der Stadtrath Wittmann zuckte die Achseln. »Die Weinaiiter sind ietzt billig zu haben, denn mancher will sich der Sorgen eines festen Besitzes entle digen; es fehlt auch an Arbeits-trauen Alle jungen nnd kräftigen Leute des Departements sind ja eingezogen, und der Nachwuchs wird, sobald er das gesetzmäßige Alter hat, eingelleidet. Vielleicht lockt den Herrn der billinc Kaufpreis und er hofft, daß in besse ren Zeiten die Gü:er wieder im Preise fteigen." »Wann werden die eintreten!« seufzte here Mode. Am Spieltisch, wo bisher fast laut lose Stille geherrscht hatte, wurde setzt die Unterhal.ung an,1eee«citer, da eäue Partie beendet war. Während man darüber debattirte und die Chancen des Spiels erwog, hatte der junge Fremde das neben ihm stehende Bostonmartenlöstkhen ergrif-z fen und drehte es spielend zwischen den ; Fingern hin und her. Nur Madeleine bemerkte, daf; er dabei verstohlen einen kleinen Zettel hineingleiten ließ nnd es dann der Griifin hinfchob, so, daß sie es, ohne aufzufallen, wie in dem Glauben, es sei ihr eigenes Kästchen, ebenfalls in die Hand nehmen konnte, da man jeht an den Auf-gleich des Soll und Haben ging. Sie öffnete es und der Zettel ver-· schwand in den Falten ihres-· Kleides, ohne daß es die beiden anderen Mit spielenden bemeetten. . Da fühlte sie plöplich, daß Jemand sie scharf fixirte, es durchzuckte sie wie ein Stich. Und in dem e eniiberhöni senden feilerfpiegel fa ein blei chei t mt blihenden I en an tee wallen Ansenbrauen I hatte einen sinstern, drohenden Ausdruck Franz von Greijsentlaiit — Die Giifte hatten sich allmählich ent fernt, nur einer war noch zurückge blieben. Er stand mit untergeschlage nen Armen am Spiegel, wiihrend sein sinsterer Blick der Greisin folgte, wie sie sich durch die Zimmer bewegte, scheinbar hier und da etwas ordnend. Mit gleichgültigen sast harmloser Miene, als sei Greissentlau gar nicht da, legte sie hier ein Buch zusammen, riictte dort ein Bitd an seinen ge wohnten Plah oder ergriss ein Flacon tölnisched Wasser, um sich die Stirn zu netzen. Doch wohin sie sich auch wandte, immer fühlte sie den Blick dunklen, drohenden Augen »Franz,« brach sie endlich das la stende Schweigen, indem sie vor ihn hintrat, in Ton und Gebärde wieder die trogig wilde Lena Erthal, »was wollen Sie eigentlich von mir. warum sprechen Sie nicht« und weshalb korn men Sie iiberhaupt zu meinen Abend gesellschasten, wenn Sie plötzlich wie ein sinkterer Geist auftauchen, um an der Unterhaltung keinen Antheil zu nehmen und meinen Gästen durch Ihr sonderbaren Wesen aufzusallen?« »Ich komme, weil ich muß,« erwi derte er, »weil die Gräsin von Fre inont gerade wie die wilde Lena Er— thal früherer Zeiten,die einst diePserde ihres-z Oheiins in tollem Uebeimutbpu Grunde richtete, jeyt an ihrem eige nen Untergang arbeitet, weil ihr trotziger Geist, den sie nicht zu beherr schen gelernt hat sie allem Außerge wohnlichen entgeaentreibt. « »Bin ich ein Schultind, das man bosmeistern tann?« suhr sie aus. »Pardon, sfraii Gräsin,« versetzte er mit bitterer Ironie, »ich will mich aern bescheiden, wenn Sie mich eines Besseren belehren können über das, was ich gehört und genau zu wissen glaube. Dieser Herr von Bärenbiirg, der heute Abend an Ihrem Tisch ge sessen der Ihnen einen Zettel mit Geheimschrist ziiqesteitt hat, und den Sie auch ebensogut Monsieur lFrt L Mut-h Vukvll UNqu uns-) erkenn-tu du Fah nennen können, der· einst ein heruntergetomrnener Schauspieler, hat sich bereits in den verschiedensten Po sitionen versucht, die alle zu erörtern zu viel Zeit erfordern würde, und ist nun politischer Agent.« Sie lachte aus, aber es war ein hattes, forcirtes Lachen. »Sie scheinen von Jbren Spionen gut be dient zu fein," sagte fie, »aber was geht mich das schließlich an? Es kom men viele durchreisende Fremde in meinen Solon, sie kommen und gehen wie ein Meteor. Was war denn Berthier, was war König Murat, ehe er sich zu seiner stolzen hohe empor schwang? Der eine der Sohn eines Grüntramhiindlerz der andere Kell ner«in Ajarcio.« - tFortsehung tatst) Die deutsche und die englische sühne. Nach Professor Dr. Rollen, einem deutsch : ameritanischen Schulmanne aus Iowa, der diesen Sommer Eu ropa bereiste und vor Kurzem seine Eindrücke in dem »Bofton Transkript« bekannt gab, hat die dramatischeitunst, wie sie in Berlin gepflegt wird, un bedingt Anfpruch darauf, als die heft entwictelte Bühnentunst in der alten Welt zu gelten- ,.Zugestanden« -— sagt Rollen — »daß das Theater Fianeais vielleicht das bestgefchulte Ensemble aufweist und damit feine einzig in ihrer Art bestehenden Tradi tionen aufrecht erhält, so bietet Paris doch taurn den zehnten Theil der Aus führungen der grössten Geisteswerte aller Nationen, die man in Berlin ge nießen kann. Dramen eines Bism stjerne«Björnfon, feines Iher moder emeL Hauptmann Imu uur rsrr pun ser Bühne ebenso arosze Seltenheiten wie die eines Shatespeare. Nur eine europäische Stadt möchte vielleicht Berlin den Rang streitig machen. nämlich Wien mit seinem Burgthea ter. Leider ging das letztere einst so hervorragende Kuntsinititut durch läs sige Leitung den Kuh-gang, bis Dr. Schlenther aus Berlin berufen wurde, um ihm wieder neues Leben einst-hau chen. Aber dieser Berjiingungsprozesz ist auch wiederum nur dadurch zu er möglichen, dat- immer mehr neue Kräfte aus Berlin herangezogen wer den. Was London anlangt-, so hält die englische Hauptstadt als dramati fches Centrum keinen Vergleich mit Wien und noch wenigek mit Berlin aus.« Bezüglich der entsprechenden Leistungen der amerikanischen Groß städte ichwiege —- wie Rollen behaup tet ——- am Besten des Sängers höflich ieit, denn da sei die gegenwärtige Lage des Bühnenwesens einsach hoff nungslos. Kenner der deutschen Bühne würden iiber die Geschmacklosigieit der Stücke einfach staunen, an welche die besten stglischen und ameritanischen Schauspieler ihr Talent verschwenden müßten. Auch müßte man sich wun dern iiber die augenfcheinliche Gleich giltigteit, die das gan e Angelsachem thum seinem größten lassiler gegn iiher an den Ia legt. Es sei eine unbestrittene Thatfachtz daß das deut s Publikum mit Shaiespeare"5 Buhnenwerten entschieden besser ver traut iit als das englische. Dr. Nol len silhrt eine Liste von BerlinerTheai teraussithrungen aus dem le ten Fahre an, die rtechische oder ranHIZE Ilsltitche samm, States-teure W Wette. sowie Meisterstücke don Les sing- Schi nnd Stett-, endlich die besten S pfungen der neueren Schule zum Gegenstand hatten. Von Shatesdeare'fchen Bühnentoerken wur den allein in Berlin mehr Ausführun gen veranstaltet, als in allen großen Städten Englands und der Vereinig ten» Staaten zusammengenommen »Die deutsche Bühne« —- lo schließt Herr Rollen seine Ausführungen — »ist so hoch iiher dem noch diillig im Stadium der Kindheit und des Kom merzialismus liegenden amerikani schen Theater erhaben, daß ein Ber gleich eigentlich gar nicht möglich ist. Die deutsche Bühne in in erster Linie ein öffentliches Institut, das gerade wie Schulen und Kunstgallerien die Bildung fördert, und erst in zweiter ein geschäftliche-«- Unternehmen. Gewiß darf die Kasse nicht ganz als Neben fache behandelt werden, aber auch die Theater in Deutschland, welche als Privatunternehnien sich keiner staatli chen oder städtischen Unterftiißung er freuen, sind sich ihrer Verantwortlich leit als öffentliche Kunsttempel bewußt und suchen ihren Stolz darin, die lite rarischen und tünltlerischen Traditio nen der deutschen Biihne nicht nur zu wahren, sondern noch zu fördern.« Der Unteefeetmmel nach der Insel Ulghh Das Parlament, das nichts davon wissen wollte, als ihm zugemuthet wurde, feine Genehmigung zum Bau eines Tunnels zwischen England und Franlreich zu geden, hat leinen Ein wand erhoben gegen die Anlage eines unterseeischen Tunnels zwischen Eng land und der Jnsel Wight, dem reizen den Eiland an derSiidtiiste von Hamp shire, wo das reizende Residenzschloß Osborne hause steht, in dem die Köni gin Biltoria immer den Frühsommer und Weihnachten zuzubringen lie·bte. mag-- c- ehe-»- r- ......k OIIT II( llsq Ulll Ost-Jll, IU IUUIII man Lord Salijbuen in Verdacht ha ben, daß er den Bau eines Tunnels unter dem Meeresarm Solent begün stigt. uin der Seetrantheit zu entgehen, an der er jedesmal litt, wenn er von Portsrnouth oder von einem anderm Hafen aus nach Cowes fuhr, um der Königin seine Aufwartung zu machen. Der Tunnelvlan geht vorgeblich von der Südwestbahn und der Gesellschaft aus. welche die Jnselbahnen besihtz thatsiichlich steht ein adeliger Grundbe silzer an der Spitze des Unternehmens, das von beiden Zweigen der gesetzge benden Versammlung ohne Zaudern gebilligt worden ist. Lord heytsburn besitzt viel Land im nordwestlichirn Winlel der Insel, und nach dieser Ecke soll der geplante Tunnel führen. Die nördliche Einfahrt dieser elektrischen Bahn wird in der GemeindeSwan sein. einem in der Nähe des New - Forest liegenden Dorfes, wo der als »Peter sen-«- Narrheit« bekannte, gänzlich aus Cement gebaute, über 200 Fuß hohe runde Thurm steht, in dessen oberstein Stockwerk der Erbauer, ein Analo Jndier,.nach seinem Tode aufgebahrt sein will. Von dort aus geht der unterirdische Gang unter dem neuenSeebad Milford inslg Meer hinaus, etwas westlich von der Landzunge, auf deren südlichern Ende die Festung Hurstcastle steht, welche vie westliche Einiahrt in den Solent vertheidig:. Von da bis nach der Stadt Yarrnouth sind es in gerader Linie höchstens zwei Meilen; aber da die südliche Einsahrt etwa eine Meile westlich von dem Flüßchen Freshwater sein wird, erhält der unterleeiicheTuns nel eine Länge von etwa 7h englischen Meilen. Bei Swah wird der Anschluß an die Süvweltbahn sein« deren haupt bahnos in Walerloo ist. Die Siidwests bahn wird einen großen Theil des Ka pitals, das 600,000 Pfund Sterling beträgt, übernehmen. Der Bau soll innerhalb sieben Jahren vollendet sein. Dieser Tunnel, der den unmi:telba ren Anschluß an das englische Eisen bahnnetz und an London vermittelt, erschließt den am wenigsten bekannten und besuchten Theil der Insel, iiber welche die Prinzess in heinrich von Bat tenber als Gouverneur herrscht. Und doch i t dieser ZstlicheWinlel vom land kchastlichen und geschichtlichen Ge ichtspunlt aus einen Besuch gar Zahl ...--As- O-- -st- E -.---l----ks lWllq. »U- Uttk OWIIIUHUOHIIIIP ,,-· month mit feiner wunderlichen Kirche ift weit weniger bekannt alit fCoweii odearde; und doch haben sich hier irnd in Frefhtoater, wo beinahe jeder Ein wohner von einein Schmuggier»ah stammt, die altenSitten undGehranche besser erhalten als in anderen Theilen der Jnfel. De halb hat fich auch der menschenfcheue sord Tennnfon hier vergraben, um von den Tonriften und Sommerfrifchlern nicht behelligt zu werden. Droben auf der Düne steht das Denlmal, das feine Bewunderer ihm errichtet haben. Das wird anders werden, wenn nach sieben Jahren die Eifenhahnoerbindung mit London durch den Tunnel hergeftellt ift und harrh aus Whitechapel mit feiner Ar riet am Arm die fchattigen Feldtoege durchwandett, in denen der brummige Poet Laureate über feine höfifchen Oden nachdachtr. -—.-—.---· Einige der gepriesenen Oelquellen in Texas sollen anfangen, schläfrig zu werden. Die Frage ist. ob das Refer voir unter der Erde an zu vielen Stel len angezapft tit- oher ob die verwitt ferten Attien Einfluß gehabt haben. i I O Eine Bteharbeit das. alle die alten Radelioihe ist's Äutomohil umzuste heiten — fa t der drofe ionelle morilt. a I du« »L