Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 25, 1901, Sonntags-Blatt, Image 13

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Offener Schreibebrief von
Linie Yanfflengeh
No. 107. Sie
könne sich
denke, daß fel
les Mehdche,
wo Sie mich
tietonnnended
hen, en Fehl
jcher war. Jch
hen Ihm ge
schehn-oh daß
die Mary die
erjchte Nacht nit in ihren Bett un tw
tvekhauvt nit in ihren Ruhm geweje
is un daß se am nächste Dag doch sa
munterche war, wie e Gartehägche un
daß se auch gesagt hot, je hätt aeig
gut geschtofe. Jch den seit-weg ge
wißt, daß do ebbes hot rong sein
müsse. Sie dekfe nit wunneke, das-·
ich so e wenig gewatfcht heu, bitahg
ich hen e diesentes Haus un ich will
nit hawwe, daß so e junges unschul
diges Ding am End gespeult werd.
Un ich weiß aus meine eigene Eckspic:
rienz, daß es nie kein gut nit duht,
wann die junge Meedercher Nachts
autseit von das Haus sin un wann se
in die allerbeste Kompenie sin. So
ebbeg is schon zu oft gehäppeud un so
lang die Maty in mein Haus war, do
hen ich mein Meind uffgemacht, daß
ich auch for ihr Bennefitt ausgucle
wollt. Sie war den ganze Dag arig
fleißig un wann se alleins gewese ig,
dann bot se gesunge, wie alles; das
hen ich off Kohts auch nit recht gegli
che, awwer ich hen gedentt, o well, hen
ich gedenkt, so lang das-, se ihr Arbeit
richtig duhn duht, do tann ie ja auch
e wenig Fonn hen, un dann fm ich ja
doch auch kein Unoiehr nit. Es war
fonnie, daß je den ganze Dag nicks
gesse hot. Ihr Dinner hot je nit ge
totscht un von ihr Zoppet do hot se
soviel gesse, wie e Kennehriebörb stenbe
kann. Das is leinder iwier, hen ich
zu den Philipp, wo mein Hogbanb is,
gesagt; das Meebche schafft de ganze
Dag un ißt nickt-, se wero mich doch
nit trank wer'n. Do hol der Philipp
gesagt: das is off Kohrs sieriug; am
Beste gehst du heit Nacht emol zu deine
Labschmiedung un wann ou fort
bist, dann will ich mich emal die Marn
vortnöppe un sie frage, was bie Miit
ter mit sie is. Eme alte Mann, wie
mich, do werd se schon oie Wahrheit
sage un wann du dann wir-der heim
lomme buhst, dann verzehl ich dich
alles, wag se gesagt hol. Do hen ich
gesagt, ahlrechl; zwische Jhne un mich,
is mich das am allerliebste gewese,
bilahs in vie erschte Lein, wär ich gern
emal wibber in die Miedung gange
un dann gleich ich auch nit mich um
die Preiwet Essehrs von mei heiert
Meebche zu batterr. Weil der Dag is
erum aange un wie mer unser Sopper
gehabt hatte, do hot mich der Philipp
e paar mol gefragt, ob ich dann noch
nit gehn oeht. Er hot alle Seckeno
un e halb usf sei Klack geguclt un do
ben ich in die letzte Minnit mein
Meino aetschehnscht un sin nit fort
in die Mieoung. Jch hen gedenkt,
du besser stehst heim; der Philipp bot
's so eilig gehabt, daß ich fort sollt
gehn un bie Mennfohlg is ennihau nit
»in troste. Off Kohrg hot er e Fehs
gemacht, Ivie er gehört hot, daß ich
beim bleiwe wollt, awwer er hot sich
sonst nits merke lasse. Er hot gesagt,
das wär ihm arig lieb, bitahg er hätt
doch emal zu den Wcoegweiler gehn
wolle, sonst oeht der am End miiho
an ihn wer’n. Er hot sich rettig aei
macht un is fort un ich hen mich in
den Sittenruhm gehoelt un hin Stack
ins gemalt-· Die Mart) hot noch in
oie Nitsch-u geschafft und wir se mit
ihre Arweit fertig gewese ig, bo is se
zu mich komme un hot gesagt, sie wär
ooch jetzt ziemlich ausgeteiert un sie
deht dazu fiehle, als ob se sich besser
L- Bett lege Peht Das is recht,
Ucuu;, qcu tu- gesagt un iu- qui usw
gehöri, wie se obbstehrs gange is un
ich hen mich dann das Peliper kriegt
un hen geitart zu leie. Wie ich an
die Veroorwene un liteitorwene komme
sin, do sin ich eingefchlofe un hen en
schreckliche Driem gehabt. Jch hen ge
driemt, der Philipp wär mit die Marn
geschkippt un se hätte all mei Achan
elrrrie mitgenomme. Sie könne sich
denke, daß ich do arig geschiehrt ge
wese sin un wie ich wach geworoe sin,
hen ich reiteweg eins von die Rids
geweckt, ver hot zu oen Mister Wer-eg
weiler renne misse for auszufinne, ob
fein Pa da is. Der Bub i5 ivioder
komme un lin gesagt, no er wär nit
da. Der Miiter Wedesweiler hätt ge
sagt, er wär da gewese, wär awwer
nit lang geitanne. Do hen sich mei
lämmtliche book bolzeltrack in die
höl) gestellt. Soxpchnell wie en Hund
ganzt, wie ver Philipp sage duht, fin
ich nach die Mary ihr Ruhm geiterzt
un fort is se gewese! Da, do hen mer
vie Belcheerung gehabt! Bei Galle,
was den ich fo schlecht gefiel-It Muß
mich in meine alte Dage noch so ebbes
bassirei Jch hen den Feger awwer nie
nit getraut. Well, ich hen noch e paar
Stunde do gehockt un wie se immer
noch nit komme sin, do hen ich mein
Meind uffgemacht, gar nicks trum zu
gewwr. Jch hen vie Dohr gelockt, for
daß se nit inseit getonnt hot un dann
sitt ich in mei Bettche gnnge· Jch hen
mich noch ftundelang erum geworfe
un dann sin ich eingeschlafe. Wies
Das it geworde, hen ich mei Auge
Mel nsigemacht un do hot ver Phi
—
—
lipp ganz seelevergniegt ins Bett ge
lege un hot mich angeschmeilt. Jch
tann Jhne sage, ich TM sp fWh ge
wese, daß ich ihn en Kiß gewwe hen
un er hot ar nit ausmache könne,
was die Mütter mit mich gewese is.
Jch hen ihn awwer alles verzehlt un
do hot er gelacht. Ex hot gesagt, er
wär emol bei den Karlie gewese, was
unser verheirather Bub is. Dann sm
ich aus den Bett un sin nach die Markt
ihr Ruhm gange, se is nit dagewese.
Dan sin ich daunstehrs un do hot se
geschafft, wie alles-. Se hot schon put
tienir das ganze Daunstehrs getlient
gehabt. Jch sin starr, stumm un sprach
los gewese. Wei sor Pittie Sehls
Maro, wie sin Sie dann ins Haus
komme? hen ich gefragt. Jns Haus
komme? hot die Mary gesagt. Wei,
wie soll ich dann ins Haus komme
sein? ich sin ja heit noch gar nit aut
seit gewese. Well, selI biet awwer doch
einiges! Jch hen doch schon manches
erlebt, awwer so ebbes doch noch nit.
Ich hen oss Kohrs lein Ahrgument
mehr gehabt un sin sor den Riesen still
gewese, awwer die Mary hot immer
noch den Kopp geschehlt, als wann se
gar nit driwwer enaus komme könnt,
wie ich zu so e suhlische Frag gekom
me sin. Es is meine Jntenschen ge
wese, Jhne heit zu riepohrte, wie die
ganze Geschicht aus is gange, awwer
ich muß es bis zu die nächste Woch
pohstpohne, bitahs ich sin so nörweß,
daß ich jetzt nickg mehr schwreiwe
kann. For den nämlichen Riesen
müsse Se mich auch eclgjuhse, wann
mehbie e paar geograsiesche Mistehls
in mein Brief sm.
Mit beste Riegarbs
LizziehansstengeL
--—-.-—..-—
Ot- Msnlnoi
Eine Iragilomödie oon der hohen See.
Von Eduatd Heyci.
Ich erzähle das Erlebnis genau, wie
es passirte;·es wäre auch nichts dran
qclukll zu suchst ueeu seines-suqu
Ringg funkelnder, blaugoldener
Ozean. Letzte Nacht haben wir den
Aequator überschritten und befinden
uns nun auf der südlichen HalbtugeL
Es ist nicht so warm, wie die Tage
vorher, wir haben heute Vormittag
recht tiichtige Regenbogen gehabt.
Jetzt ist’s Nachmittag und wiede:
Sonnenschein. Die Gedanken von
uns Neulingen umkreisen immer noch
den Aequator, und sie kreisen mit ihm
um. Linier Hand Kamerun, rechter
Hand die Mündung des Amt-innen
stroms, das ist alles so übersichtlich
und die Welt so rasch bei einander.
li niomlu es pucn »die Welt ist klein«
—man versteht, daß zuerst ein Schif
fer dies Wort gesprochen hat. Und
dennoch ist’s umgekehrt wieder, als sei
niemals das Meer so weit und leer ge
wesen, wie heute, die Himmelsgloete so
gewaltig und unsere stattliche ,,Pelo
tas« der Hamburg:-SiidameritasLinie
so furchtbar klein da mitten drin!
Einer unserer Mitreisenden, viel
leicht der tüchtigste mit oon diesen
blutjungen Kaufleuten, die drüben das
Glück erjagen wollen, kommt aufs
Proinenadendeck, wo mein behaglicher
Schiffsstuhl im Schatten aufgestellt
ist. »Haben Sie auch gemacht, wie der
Ston gekommen ist. Herr H.:« —
»W.1«3 fiik ein Stoße-« »Heu: Nacht
beim Auslaufen auf den Aequator!«
Aha, hier war ’inal wieder ein zar
ies Bliimlein Wiinderhold gepflanzt
worden! Die Freude soll man seinen
sorgfältigen Gärtnern doch nicht der
derben; »o riihret, riihret nicht daran««
sagt Geibei. - »Wann war es eigent
lich?« — »Ja, ich hab’g um fünf Uhr
aespiirt, freilich die Herren Ofsizierc
b.1ben’g schon auf diereindiertel Uhr
berechnet gehabt.« »Wir haben wohl
weniger Fahrt gemacht. Merkidiirdiq
bleibt es immer!« ——- »Ha, wissen Sie
esntrc iiuiis, ich hob selber zuerst ges
meint, die Herren wollen mich uzr.
Dann hat’s mir aber der Herr Frie
linghaus persönlich« —« der erste Offi
zier —- »aestern Abend bei der Feier
erklärt. Nil wahr, es ist ja auch ganz
natürlich? Bei der kolossalen Um
drehung muß sich sa durch die Centri
sugallraft am Aequator eine steife
Barke bilden, wenn sie auch nur aus
Wasser unter hohem Druck beitebt.« —
« »Die Hydraulit ist jedenfalls Worts
Riesiges an Kraft.« — »Nicht wahr,
Sie als aetehrter Herr....« —- »Na,
ich verstehe nichts davon, mein Fach
sind niebr die Landwissenschaften und
die nicht ."mal alle. Heute ist still-«
Svezialistenthuim . . .« —»Uno wissen
Sie: ietzt ist mir auch eingefallen, daß
der Chargeurs 1naritimeg-Dainpser,
der uns gestern von Siiden her begeg
net ist, der ,,Admiral Aube«, um die
Wasserlinie herum so zerschunden aug
sah ——«
Der kleine eisriqe Schwabe aus
»Dibinqe« tvandert mit seinen Ent
bedungen weiter. Wie doch die Ge
scheiterleg zuweilen asn einst-» bis-Jn
sallen! Der Damme ist mißtrauisch,
aber jene sinden Wege, sich auch das-;
Schwierigste irgend-vie itsrechtsiul«i-«en.
Und aerade ein bildunqgfreies Völk
chen hält auch am meisten aus beleh
renoe Autorität
Wie schön ist dieser Nachmittan
Welcher Friede iiber dem sonnigen
Ozean, trotz der kühlenden Bewertung
in den Lüften und den leichten Wogen
in der Flnthl Der Ausdruck »nfrita
nisch-siidamerikanischer Landsee« if:
mir vorhin in den Kopf gekommen und
hält sich drin.
Da saust in einem Tempo, wie ich
nie erlebt, ein Matkose vorüber und
zur Kommandobrtteke hinaus. Himmel·
da ist was los! Die feinen Klingeln
fielen in der Schiffsmaschine, das
Schiff stoppt, mit schrecklichem Getöse
strömt der freigeroordene Dampf aus.
Dazwischen unverständliche Rufe im
Getöse, schrillende Pfeifen der Offi
ziere und Bootsleute. Nun rückwärts.
Das Wasser quirlt von der Schraube.
her nach dem Bug wie lauter. Dann
wieder stopp!
,,Mann äwer Buurd!«
Das ist fürchterlich. Viel fürchter
- licher, als man sich vom Lande aus
vorstellt, wo man gleich an Rettung
denkt. Wir müssen unsmjndesteng
einen halben Kilometer von der Stelle
befinden. Wer mag’g nur sein? Von
den Matrosen einer, die vorher lustig
» in den Masten saßen und dort droben
so liebevoll herumpinselten? Denn ge
putzt und gemalt wird ja auf den
schmucken deutschen Dampsern fort
während, im Gegensatz zu Chargeurs
Maritimes unv anderen. Frau X»
die vor einer Viertelstunde ihrem vier
zu guten, bis zur Erschöpfung ge
quälten Mann die zweite der drei
großen Scenen des T-« es gemacht hat,
fällt in Ohnmacht. Ader da kommt er
eben gelaufen, ist’g also nicht. Ver
schiedene haben’s gedacht.
Alles rennt instinktiv nach dem Hin
terderL Da hausen die Reisenden der
untersten Klasse, fast alles Vortugie
sen Welche Anordnung, nebenbei ge
sagt, viel zweckmäßiger ist, als wenn
man aus den älteren Dampfern die
Zwischendeckler im Vorderschisf hat
und die übrigen Passagiere somit die
Witterung von ihnen her bekommen.
Schon ist ein Boot auggeschwungen
und geht wiss Donner-better zu Was
ser. Vor einer Minute stand es noch
mit seiner leinenen Schutzhiille binnen
seits in den Blöcken und Kranen Der
lange blonde Frielinqhaus ist drin und
schreit seinen sechs Leuten zu, daß sie
sich besser festhalten, wenn beim Hin
und-Herwiege-Y des Schiffes : durch
« sie heftigen Sag-tandem uno Viel-ter
manöver ist es unruhig geworden —
das herabfchwebende Boot gegen die ei
ferne Schifft-wand schlägt. Jetzt haten
sie los, kommen frei vom Schiff, trei
ben weg in die gliyernde Wasseriviiste.
Die Leute rudern mächtig, und fort
während aufrecht steht der Offizier,
steuert mit einem Riem, späht mit den
hellt-lauen Westfälinqeraugen umher«
sucht vom Schiff aus Zeichen zu er
haschen ..... Jeder ahnt bange: Zweck
hat’s wenig. Jmnter weiter zieht das
Boot, votn Sonnenschein vergoldet,
aber nichts taucht auf in der grausam
lachenden Fluth
Der Carlos ist«-Z, der Alle be
lustigende fixe, tleine Kerl von lzehn
Jahren! Gerade der! —- Was ift nur
mit diesen Portugiesen? Sonst ge
schwätzig und aufgeregt, wie kollernde
Höhne, sind sie jetzt, da Leben und Tod
von rascher, vernünftiger Augtunft
abzuhängen scheint, mundfaul, der
drießlich, wiser oon nichts. Auf der
Reeling habe der Menino l,,Junge«)
gesessen, heifzt eg schließlich. Dann
wieder hat ihn der eine hier« der andere
dort zuletzt gesehen. Lauter vertvors
reneg Zeug· Und wann, wann Sen-:
hour-, wie lange ist’5 schon? Fünf
Minuten. Nein, zehn. Endlich ge
steht einer: zwei hie drei Stunden«
Und nun tommt’g heraus. Diese
würdigen lusitaniichen Familiendiiter,
die auf dem Hamburger Dantpfer ver
pflegt werden wie im Märchen, haben
den armen Jungen beauftragt, iiher
Bord zu klettern « nach außen!! s—
ttnd durch das zur Lüftung gedffnetc
Bullauge thindfcnstert in den Pro-:
diantraum zu steigen, tun griine Man
deln fiir sie zu stehlen. Nicht etwa mit
Hilfe eines Taueg, sondern die An
stifter zogen sich vorsichtig zurück. Als-i
er nicht wiedertant, kriegten sie Angst
und sagten nichts!
» Aber vorhin ging der Verwalter in
den Prodiautraunt und lant harmlos
wieder heraus. tisr hätte den Jungen
nothwendig sehen miissen, wenn er
drin gewesen wäre und sich nur den
gefährlichen Weg nicht zurückgetraut
hätte. Und nun vernahm es« durch ir
gend Jemanden die Mutter!
Ein gelhes, verhliihteg Portugieseni—
weih. Dort auf dem Boden lag sie.
Als sie’g erfuhr. hatte sie mit ein vaar
tonvulsivischenGrifsen das unvermeid
liche schwarze Umschlaaetuch wegge
schleudert, die pechigen Haare zerzaust,
dieHemdjacke ansaerissen und sich aus«-I
Deck geworfen. So lag sie zwischen all
den unmiichtia hilsebereiten Menschen.
Jn kurzen Intervallen warf sie sich.
tattmäßig die beiden Arme schwinaeno,
von einer Seite auf die andere herum
jedesmal bei der rhythinischen Be
weguna ihr heruerreisxendeg »Ohdhhhi)
..... Menino!" schreiend. Zur Rech
ten nnd Linien von ihr lagen und tha
ten wie sie die beiden Schwestern deg
Jnnaem Wahre tteine, seueriiuaiae
Hexen, mit denen er Abends den hei.
mathlichen Tanz, eine Art unvaariae
Quadrille, aehiipft hatte, mit den
Fingern harte Rastagnettenschnalzer
imitirend und mit gellender Klarinet
tenstirnme das Tanzlied singend.
Kein Mensch sprach mit der Mutter.
Es wäre unschirtlich, brutal gewesen.
Die Weiber und Kinder der Portngie
sen bildeten einen weiten Kreis um dir
»Gruppe am Boden und sahen mit
i dumpser Ehrerbietung dieser Todten
- tiage zu. Möalichst weit ab saßen die
würdiaen Greise und rnartirten
Stumpfsinn.
Fern draußen suchte das Boot. Man
sianalisirte es noch nicht zurück, so un
niitz das Zögern war. Jch sah in das
liebe Sorgengesicht unseres ohnedies
etwas schtvermüthia angehauchten jun
gen Capitäns. Nachher wird es im
Schiffsjournal stehen: knapp und
trostloö wie ein PolizeiberichL
Ueberall wird disputirt, oratett, er
zählt, Matrosen, Zwischendeckler, Ka
—————
—
jiitpassagiere durch einander. Auch da
bei dieser troiilose Realismus. »Wenn
er an dem Bullauge fällt, so «hat er
gleich einen vom Schraubensliigel
weg ..... « »Da sind mindestens
schon 25 Meilen dazwischen!". . .. —
,,Uns ging mal n Schifssjunge über
Bord oor m Senegal und wir kriegten
ihn noch. Gerade als wir ihn iiber
Bord zogen, schnappte der Haisisch zu
und drehte ihm die Beine aug. Es war
ein Wunder-, daß nicht schon vorher
welche aekommen waren.«
Oh Menino....! Oh Mentno...!
Bald anschwellend, bald in Jammer
ermattend. Dazroifchen das Gezeter
der beiden kleinen Mädchen.
Später kam das Boot wieder längs
seit und wurde oon einer Nebenmaschis
ne unter Dampf aufgeholt. Gott sei
Dani, daß die wenigstens wieder glück
lich da waren! Denn nicht selten
tommt bei solchen hastigen Manöoern
auch noch wag dor. Der Sonne war
hinter eine Wolkenhant am Ahendhdri
zont aetreten, und ein Schauer riesieltc
über das talt und alizarinen gewor
dene Wasser.
Um diese Zeit tanzten sie sonst,
während die Alten, aus dem Bauche
liegend, endlos ihr Abendessen löfsels
ten. — Nach »Tragitomödie« war zu
der Stunde Niemandem zu Muth, und
auch im Speisesalon der Kajiitreisen
den aina es gedrückt zu. Seltsam ver
nehmlich schnarrten und fächerten heut
aus den Tischen die elektrischen Ben
tilatoren; hier und da wurden sie ab
gestellt. Den Greifen waren vorläu
fig ciqu gründlichste die Leoiten gele
sen worden, diesen Kerlen, die, satt
wie die Konstrittorfchlangen, um ein
bißchen gestohlenes Dessert zu Mör
dern eines blühenden Lebens werden
konnten·
Um halb elf sagten der iunae
Schiffsarzt und ich uns Gute Nacht;
wir hatten noch an der Reelina gestan
den und in’5 Meerleuchten gesehen. Da
gab es neues Getümmel am Hinterdeck.
Rasch dahin. Alles dunkel, nur ausJ
dem Raum, wo die Portugiesen nach
ihrer Sitte familienweise in den
schmutziaen Tagesaewändern auf den
breiten Pritschen tampirten, fiel Licht
durch eine osfene Thür, und drinnen
rannte, redete und gestitulirte alle-J
durch einander.
SU-- «:.- k--- ilnL-..t«- c.-«A- -;...
VII pu- Pust JJLIIIUISUI quan- kun
Zwischendectsreisende aus Hamburg
das ihr zur Trennuna oon den Por
tugiesen anaewiesene Sondergelaß be
treten, um zur Ruhe zu aehen, und
sand darin .s,usammenaetauert den
Meninol Er war aus Versehen in das
unrechte Bullauae eingestiegen und
hatte sich nicht zuriickaewagt —- —
Nun brachten sie ihn im lärmenden
Knäuel der Mutter-. welche noch im
mer als duntle Masse aus dein Obers—
deck lag· Die fuhr aus, machte mitten
in ihrer tanmelnden Freude zuerstToi
lette und riß dann Das wiederaeschenkte
Kind in die Arme. Aber Carlos war
leblos und steif. Ich merkte, wie der
herangetretene Arzt ernst wurde. Der
Juni-se war aanz kalt anzusühlen
Plötzlich aber holte der Doktor aus
und aab ihm einen von mittlere-r Güte
aus die aeeianete Körperstelle daß er
sofort lebendia war und in arößtrsr
Angst nur flehte, ihn nicht zu strafen
Dieser winziae Komödiant!
,,Lieber Doktor, wir trinken axu
Enoe doch noch ’ne Flasche?« —- Der
-aan,ie Zalon füllte sich, sogar der Ka
pitän tam, der sonst um diese Zeit in
seiner Kammer Schopenhauer las oder
sich einsame Volkslieder aus Der Zither
begleitete. Ita, während er, nicht blos
ein stritter Temperenzler, sondern so
aar ein aagressioer Betehrer, uns sonst
als »3llaoen Des Altohols« betrach
tete uno durch die längsten Vorlesun
aen aus noch länaeren Abstinens
schristen die Unterhaltunan beleb:e,
überwand er heute alle Warnunaen
oor aänilichem Ruin Des Leibes und
oer psychischen Kräfte, als wir zu zweit
soaar oie «z.veite Flasche Münchener
bestellten. Und wie glänzten seine
braunen, guten Auaen oiesen Abend
so nett und gemiithlich!
———-.———
Folgende Schilderung entstammt
einem Romane der Halberstädter Zei
tuna: »Ein buntes Chaos oft uner
tennbarer Gegenstände trieb stromab:
warte-: zerbrochener Hausrath Klei
der, Möbelstiieke, Ballen, ja sogar ein
Käfig, worin etlicheHiihner wie rasend
hin- und her-flatterten und sicherlich
das Ende der Welt gekommen wähn
ten.« Was für ein gelehrte-s Hahn
mus; darunter gewesen sein, wenn sich
unter dem Hühnervoll eine solche im
merhin philosophische Weltanschau
ung verbreiten konnte.
I- sit si
Die Preigliste eines Liitticher Was
sensabritanten silr das Jahr 1901
enthält u. a. die Erklärung: »Meine
Preise sind so billig, daß ich nur mit
guten Hunden die kein Credit verlan
gen arbeiten tvill.« Wie mag der
s Fabrikant nur so auf den Hund ae
s kommen sein?
! III si· sit
: Mark Twain will für den Biiraers
’ meisterkandidaten Low von New York
»aus den Stumps« gehen. Der Ge
genkandidat Shepard wird das ent
schieden siir einen schlechten Witz hal
ten. V V I·
Jn den Oppelner Nachrichtenstoird
eine ,,Datnensärberei und eheniische
Waschanstalt« angepriesen. Lassen sich
die Damen in Oppeln noch mehr als
das Haar färben?
Il- III sit
Wenn die Engländer beständig
Pferde nach Südasrika schicken, wie
der Krieas-Setretär dies mittheilt, so
ist es kein Wunder, daß die Buren so
gut betitten sind.
( T
Humoristtschea
Die Yokgungshtirath.
L e u t n o n t : »Jestern Vrrlobung
f rückgängig gemacht, Erbonkel gestor
j bcll!« « F f —
: Ein Mirraturmmdigev
i A. : »Man-en Sie Fiegko von Schil
j let?«——B· : »Pardon, ich denke, er
hieß Friedrich von Schiller.«
Ein bescheidenen Heim.
Herr Siifferl lommt schwer beladen
heim und fällt in feinem Zimmer der
Länge nach hin; nachdem er eine Zeit
so gelegen, lallt et bei Anblick seines
Nachttischchertg: »Jessag, kommt mir
meine Hausthin heut salrifch tloa Vork«
Ho alt nnd vornehm.
»Wissen Sie, die Grafen Xheiin sind
ein so altes vornehmeg Geschlecht, daß
sie nur noch liinstlich am Leben erholt en
. .—-..k
IUCI U(ll lUllllcll
Protzen- Vol-lossc.
»Wer ist Denn der Herr dort, der so
fein dinirt?« »Das ist ein reicher
Bantierx der ißt nur Speisen, deren
Namen er nicht aussprechen t.nin!«
Zuzüglirip
Der kleine Messe izusei
ner etwas-· häszlieli altjiinqserlietien
Tunte): »Tante Riigchem v»vie- bisi Du
einentlich zu diesem s et) d n e n Wu
inen qetommen?«
Unter Elteleutcw
75 r n u: »Unser Junge ist nnue
wart-« sagst Tu? Tinninl)eit, unser
Junge ist ein Prociktjunqe, iib.·rl.auvt
ein ganz einenartiges stind.«
M n n n : »Was tliu’ iet) mit einem
eigenartigen Kind, ein einfach artigecs
Kind ist mir lieber.«
Perhrddcrt
V o r st u n d: »«Wollen -ie uns
in der Tampause nicht wieder init
i einem Fllavier Vortrag erfreuen, einei
" bineg Fräulein, eg- lvar so wunder
hübsch wie Zie das letzte Mal mit dein ;
Herrn Affessor Vierheindig sprelten.«i ;
J u n a e T a In e: »Der junges
Assessor ist aber heute nieiit siiiwese11b.« ;
-—V o r st a n d: »Nun, du findet sichi
vielleicht Ersatz iruft in Den Saul«
Meine Herren Tierhiinder well n sich
meldeu!«
l
-
Gmmrrreflexiow l
l
-- s
»Wie die Menschen doch nach B e - l
a ch t u n g lechzen! Mir ist’5 viel
; lieber ich bleib’ unbeachtet!«
C h e f lzum Komptoiristen):
,.Kol)n, sagen Sie mir, ist Ihnen ein
mal etwas passirt beim Arbeiten«.3«
K o m p t o i r i st: »O nein! Aber
wie tonnnt der Herr Chef zn dieser
« Froan« (lc b e s »Weil Sie so ’ne
Angst vor dem Arbeiten liabenl« l
i Das Zrbcitrrr.
l
Ginr Feindin des Blatt-tits.
H a n S s r a u tzn ihrer Freiindiirl:
»Ja, has thut meine Vlnna anch, daß
sie mir so skanoaliise Geschichten er
zählt Von den Herrschaften bei der-en
sie sriiher gedient hat. Aber ielJ lass’
sie jede-H Mal qans ruhia a n L«
r e d e n, nnd wenn sie fertig ist, saa’
ich ilir gehöriq, wie unpassend es ist,
mir solch-: Fllatsehereien zu hinterbrin
gen!«
Zu- modernen Roman-In
Eis ist Spätherbst Tie Blätter wel
len. Sie versarben sich. Bnnt leuchtet
es. Jn allen Niiancen Jn tausend
Farbenschottirnnaen Notl) --—ariin —
gelb.s—-—So")wanengesang des
W a l b e s !
Während der Hund und sein Magen
i n n r r t e, die Tbiiie nnd seine
Stiefel t n a r r t e n, und der Pa
ringin irnd die Schwiegermutter
l r e i s ch t e n , versank vie Sonne.
W
Ins drin gestattet-its tin-s
I Bedingnis-Un
: Haare: Mit qcLos liebe tief
schwatz.
stimmt
Professor: »Weichen Ort
wählten Livmus us nnd Rein-us, um
Rom a: g änden7' —-—S ch ii le r:
»R1-M.«
Doppelt-allem
»Nun schlose ein, mein Liebling!
Neben Deinem Bettchen werden Engel
.wachen.«---Offizierstöchtet-·
I ch e n : »Doppe!posten?«
schnell grinst
»Mein Fräulein, ich liebe Sie ra
» send, bin aber --—-«---,,Bitte, sprechen Sie
: mit Maum!«—-—,.Bin aber leider start
» verschuldet!«—»NUn, so sprechen Sie
mit P a p a ! «
I
Händ-: und Hans.
L e l) r e r i u: »Hast Du keine
Schwester, die Dich zu Hause im Lesen
vornehmen tann?«——S ch ii l e r i n :
»Nein, aber zum Winter soll ich eine
kriegen«
Im zoologikchen Gurt-w
B e s u ch e r (zum Aufseher):
»Also, Ihr Direktor hat einen Sohn
bekommen!- - DI- ist er wohl recht glück
lich?« —A u f s e h e r : »Na, ich sag’
Ihnen, der hat jich gefreut, als wenn
ein Funqu Nilpferd geboren worden
war’.'·
Ins dem Fand-.
»Steinhofbauer Jhr solltet auch
hygienische Spuctnäpfe bei Euch auf
stellcn, zwecks Verhütung der Verbrei
tung von tkrantheitserregern im Spu
tu1n.«—-s B o u e r : »Sputum? Solche
nitsländischenT Jnck gibt’ s bei uns-'
überhaupt nicht "
Ein neuer Zport
V a t e r : »Na, Jhr Strolche, wo
habt Ihr Euch wieder den ganzen Tag
herumgctricven?«
J n n g r n : ,,"lu wei, fein! Papa,
wir haben mit der neuen Schntzvorrich
tunq an der -.-·-'-lettrischen immer Zange
Vtill gespielt!«
ZU viel verlangt
L e h r e r : »Ist-gen der herrschen
den Id;0rlan)--Et1ideinie wird die
Schule auf zehn Tage geschlossen Diese
Ferien sind oder nicht zum Faulenzen
da, sondern ich emnrie von Euch, daß
ein Jeder, der klieigung zu dieserKrank
lxeii nai, eben die zehn Tage dazu be
niitzt!«
Yerlilümt
V r a nt izn ihrem Bräutigam, der
eine iirlnnbrreisc nach der Schweiz
niactiUt ,,N M wahr, lieber Einih Du
Versprichst Ini: aber, daß Du Dichl
nicht wieder in Lebensgefnhr begibst,
um mir ein Htriinszchen Edelweifz mit
zubringen! — ( :- gibt ja so viele an
dere sd;ö:!: Sach-en!«
Zier xiirsirr nnd kein Dacht
»Warum sind Sie denn gestern
Abend nicht ins »Kqu gewesen, Heri
Försier?« »Weil mei’ Wald-i nicht z«
Haus mar!« --,,Muß denn der unbe
dingt dabei sein?«- »Ja, wissen S’.Z
niei Frau versteckt mir immer d Stie
fel wenn i’ in s Wirthshans will, Und«
ohne inei m Waldl findt i s’ net!«
Die grbcnsrettcvim
Bittsteller: »O Herr, ich
wäre schon längst Hungers gestorbeuz
wenn mich nicht meine Katze davor ge-.
reitet hätte!«— H e r r : »Ist-re Katze-h
Wieso?«—-B i t t stelle r: »Ich
habe sie zehn Mal um fünfzig Pfenniak
verhqu und jedes Mal ist sie nosI
Vor mir wieder zu Hause gewesen!«
Der Zitrnsrti nnd dir Birnen
(c57ine Fabrik-Ein Mann hattqu
einen Bienenstock ausgenommen, di -
strotzcnden Waben heimgetragen un.
war nun eben dabei, sich am Honi»
gütlich zu thun——alå ein Bienlein
hungrig herantam. ein wenig vo
Seime zu nippen. ,,Warte!« brummte s
entrüstet der Mann, ,,mir meinen Hm ;
nig mausen!«——und schlug sie todt.
ziiklit aus der Fassung ku
bring-ein
Vertheidiger: »Da-ganze
Verhalten des Angetlagten hat uns ges
zeigt, daß er kein Verbrecher sein kamt
—-hören Sie nur sein herzzerbrechended
Schluchicn.«—sS t i m m e a u I
d e in VI u d i t o r i u In : »Der Kett
schnarcht ja.« ----- V e r t he i d i g e r:
»Das b tätigt nur meine Worte: ei
schläft e en den Schlaf des Gerechtenii