Sonntags YOU Beilage des »Nu- nska Staats-T)lu;etge1 nnd Hero l.d« J. P. Wiudolph, Herausgehen and Island, chbr., den 18 Let. IWL Zahl-gnug 22 No. 7. ,if Es kommen süße. flüchtige Minute-n Po jeder Herzschlag nur glückaltnend beist Wo Schmerzen fliehen, die mich sonst · durchalntdem Wo singend, strahlend Freude aufwiirtd schwebt. llud tvo die Zchwertnuth wie ein Traum entweicht —-— Dann scheint das Leben mir unendlich leicht! Es tomtnen dunkle-. fiir.oterliche Stunden Wo meine Seele tief nnidiiitert ist. Und nso aus alten, liiugitvermirbten « Wunden Cur Ztrorn von Herzblnt nnd von Thra nen flicszt, Und too mein Herz so voll und doch so leer — -——s— Dann scheint das Leben mir unendlich «schtverl — Wie kommen solche Stimmungen ge zogen, Tasz tvir bald elend find und bald ent zückt? — — Ich fürchte euch, ihr ungestümen Wo gen Weil euch die Seele machtlos unter lieatl , -—— Jhr kommt so eilig, flieht so scheuen Blicks « Und seid die Nornen menschlichen Ge schicke-. E ——.-—-—-· Das verhinderte Duell. Erzählung von tlarl v. Roderi. »Und jetzt, wo Mutter draußen ist, könne wir..... Was, Du bist auch schläfrig, und möchtest Dich legen gehen? Ja, das kannst Du gerne thun, mein Junge, aber erst wollen wir über die Sache reden, die Du morgen dor hast. Was? Du haft nichts vor? Du begreifst nicht, was ich meine? Hm Du denkst vielleicht nicht daran, Dich mit Gartschos zu schießen? Nein? Nun, so lange ich’5 noch verhindern kann, soll es auch nicht geschehen. Nein, nein, verlaß Dich drauf. Und wegen eines Balletmädels, nicht wahr? Wegen Anna Solevna. Das ist der Mühe werth! Man schießt sich mit seinem be sten Freunde, weil . . . . Ra ja, weil die » Liebe stärker als die Freundschaft ist. Und das nennst Du Liebe! Und es ist gerade so, wiss Freundschaft sein kann, wenn man ans den, den man Freund nennt, laltbliitig die Waffe richtet. Was aber das heißt, das tveifzt Du nicht, und ich.... ich wiirde die zweiundachtzig Jahre meines Lebens drum geben, wenn ich auch es- nicht wüßte. Romm’, gieb mir mal das Kistchen da runter; so, da ist der Schlüssel. Machg auf; Deine Finger sind noch nicht so steis als die meinen. Was liegt darin? Briese... Nein, Du brauchst nicht zu lächeln; es sind keine Liebes briese. Die hab« ich alle verbrannt, eh’ Du aus die Welt tamst. Du siehst, es ist ’ne Männerhand, die sie geschrieben. Und was ist das-? Ein Taschentuch Sehr gelb, nicht wahrt Und es ist auch kein Wunder, es liegt seit ztveiundsech zia Jahren schon hier drin, und zwei undsechzig Jahre sind sür so ein Ta schentuch sehr viel. V. V. ist es ge zeichnet und wie sind die Briese unter schrieben, die Du in der hand hältst? Vasili Varestin ist auch das Tuch hier und Vasili Varestin war der beste Freund, den ich gehabt habe. Wir waren Freunde von Kindes« beinen an, denn die kleinen Gütchen unserer Eltern grenzten aneinander. Als Vasili zwölf Jahre alt war, ver tausten seine Eltern ihr Gut und zogen nach der Stadt. Andere Kinder ver aessen unter solchen Umständen ihre Spiellameraden meist, ich aber hing zu sehr an ihm und Vasili Varestin war auch nicht so wie andere Kinder. lsr schrieb mir viel und ost, und seine Briese waren mein kostbarstkr Schatz. Jch hatte ja sonst Niemanden als ihn, meinen Freund. Keine Brüder, keine Schwestern, die Mutter todt nnd mein Vater, der wollte nicht viel von mir wissen, weil ich schivächlich war und nicht so toll mit ihm durch die Steppen reiten tonnte wie er wollte. Vasili war somit der Einz· e, der sich im Grunde um mich kiimm te und ich glaube, das; er es war, der mir die Kraft gab, die schrecklichen, einsamen Jahre zu über stehen, die ich mit meinem Vater aus Ostroga verlebte. Aber auch das Leben sollte ein Ende nehmen« Jch wurde et was trant und mein Vater, der un ruhig wurde, ließ mich nach Petersburg bringen, um einen berühmten Arzt zu contulnren Schläfrig? Nein, schläfrig brauchst Du nicht zu werden. Du wirst gleich sehen, warum ich Dir die Geschichte erzähle. Jn Petergburg suchte ich natürlich sofort Varestins aus und sand Vasili in gar nichts verändert. Jch erholte mich schnell. Aber ich glaube, es war weni ger die Kunst des Arztes, als die neue Umgebung, das Leben, dac- ich durch Vaseli kennen lernte, die sonnigen Lichtseiten, die das Leben uns bietet. Und so ging die Zeit in Glück und Freude dahin, bis-die Sophia Pe trotvgta nach Petersburg tam. Sie war der ,,Star« jenes Jahres. Sie nabm Petersburg im Sturm gefangen. Sie war aber auch das schönste Wesen, das ich in meinem ganzen Leben ges sehen. Man erzählte sich, dasz sogar der Zar wahnsinnig in sie verliebt sei, und wir glaubten es, denn wie waren es Alle· Auch ich, auch Vasrli. Natür lich lag ihr an uns nicht sonderlich viel. Wir konnten ja an Neichthum mit den Anderen nicht wetteifern, und bei sol chen Weibern — nein, bitte, unterbrich mich nicht — kommt es nur aus Geld und Diamanten und Toiletten an. Aber auch an den übrigen Anbetern lag ihr nichts und als sich einer erschofz, lachte sie und sagte: ,,er macht Platz für die Andern«. Ja, fa, mein Junge, so sind sie. Aber Vasili war jung und fesch und sie amiisirte sich mit ihm und ich war toll in sie verliebt und sie machte sich lustig über ihn. Und Einer, der unsere — meine und Vasilis Freund schaft kannte, —- wettete mit ihr, daß selbst die Liebe zu ihr unsere Freund schaft niemals erschüttern könne. ,,Wirtlich?« fragte sie, »und was soll die Wette gelten?« —- ,,Eine Dia mantenriviere.« —- ,,Gut.« Und der Handel war geschlossen. Vor Allem der suchte sie Vasili auf mich eifersiichtig zu machen. Es gelang ihr nicht. Da ver änderte sie ihre Taktik. Sie that mir gegenüber so, als ob sie mich wirklich liebe. Sie lief-, sich überall mit mir sehen, im Schlitten, im Ballsaal, über all. Und Plötzlich ließ sie mich stehen und begann dasselbe Spiel mit Vasili. Erst begriff ich es gar nicht und suchte sie aus. Aber ich ward nicht dorgelas sen nnd dann... fuhr sie mit Vasili in ihrem Schlitten vorbei. Und so ging es weiter, und ich war in Peters burg unglücklicher,einsamer und verlas sener, alg ich es in Ostroga jemals ge wesen. Und die guten Freunde bemit leideten michJPöttisch und sprachen über Vasili und Sophia Petrowsla und zuckten die Achseln und deuteten an und —- machten mich rasend. Und IV J v« s-- ---h —««l«d4 Ihm -å » IW ers-sei ou »sp- »Im-»O Scenr. Jch nannte ihn einen Lügner; einen-Betrüger, einen Heuchler, einen ehrlosen Schust. Er drehte sich um. »Ich lasse Dich allein,« sagte er, »bis Du ruhiger bist. Dann können wir sprechen.« Und er wollte gehen. Jch aber packte ihn und hielt ihn zurück. »Zchust,« schrie ich, »Du wirst mir Rechenschaft geben!« Er aber sah mich von oben bis unten an, machte einen Schritt aus mich zu und hielt dann inne. ,,Nein,« sagte er nnd drehte mir wieder den Rücken, Mit das Zimmer zu verlassen. Da packte mich vollends die Wirth. »Feigling!« schrie ich nnd stiirite aus ihn zu, nnd ehe er sich um wandte, schlug ich ihm mit der Faust in’5 Gesicht. Er wurde todtbleich. Mit fester Hand packte er mich, wie mit eiiernem Griff, mich unischließend,1ind die Thüre öffnend, setzte er mich hin aus. Jch stand da wie ein Wahnsinni ger, wie ein Verbrecher, der sich seiner Missethat jetzt erst bewußt wird, und schlich hinab· Jch ging nach einem Hotel und schrieb ihm einen Brief, das-, seine Setnndanten mich da nnd da sin den konnten- Jch selbst suchte zwei Freur.«e, die in der Sache iiir mich handeln sollten, denn ich glaubte na tiirlich bestimmt, er würde mich for dern. Allein ich wartete vergebens-L Ich wartete zwei volle Tage. Und die aeniigten, um mich wieder in wahnsin nige Wuth zu versetzen und mir meine Handlung-weise als die einzig richtige erscheinen zu lassen. Denn ein Feig: ling war er, das war jetzt doch erwie sen, und zu Sophia Petrowsta ging er noch immer, der Schutte. Jch ging also nach seinem Eli-b, dem Eerclc de Paris-. Eg war Abends. Er ins-, da und spielte Ratten· Jch ging aus ihn zu und iraate ihn, ob er ge sonnen fei, siir den Schlag Genugthn una zu fordern, den ich ihm gegeben. Er sah mich groß an. »Schlag?« iraate er. »Ich weiß von keinem Schlag, den Du mir gegeben. Und da oerzerrte sich mein Gesicht und ,,so?« schrie ich, ,.nun, dann ist hier noch einer« nnd schlug ihn wieder aus die Wange. Jetzt blieb ihm natürlich nichts übrig. Er forderte mich. Die Bedingun usIU essen pun aen waren die schwersten Eine Piscote wurde scharf, eine blind geladen. Das Loos entschied und schießen sollten mit über das Schnupftuch. Mir war alles Recht. Daß er, der in Allein Glück hatte, es auch diesmal haben würde, das wußte ich und es war mir tlar: er würde mich niederschießen· Aber was laa daran. Was lag mir noch am Leben! Nicht so viel! Am frühen Morgen trafen wir uns aus dem Terrain. Vasili war mit seinen Setiindanten«schon da, als ich ankam. Den Versuch der Versöhnun« wies ich zurück· Jch wollte sterben. Sie Pisto len wurden geladen. Vasili gab seinem Zetundantenein Taschentuch, dasselbe, das hier liegt und über das wir schos sen. Zwei Sekundanten hielten das Taschentuch an seinen Zipseln und bil deten so eine Barriere damit zwischen mir und Vasili. »Seid Ihr bereits« «-I a«« Jch stieß das »ja« heiser hervor. Va fili sagte es llar nnd ruhig. Aus ..zehn« sollten wir schießen. Eine Einigkeit schien’s. Eins . .. lzwei. . .. drei. —- Endlich aus neun hob ich die Waise und legte den Finger an den Drücker· »Zehn« und im selben Augenblick ein KnalL Vasili war gestürzt. Die Se lundanten waren um ihn beschäftigt Der Arzt kniete vor ihm hin und unter suchte die Wunde und schüttelte den Kopf. Jch stand da in wahnsinniger, sassungsloser, entsetzlicher Angst. »Va sili,« schrie ich. Und ich stürzte zu ihm hin und ergriff seine Hand und dachte an nichts mehr, nicht an Sophia Pe trowsta, an nichts, nur an ihn, an meinen Freund, den ich erschossen. Und ,,Vasili« schrie ich aufs Neue und da schlug er die Augen auf und lächelte mir zu und drückte mir die Hand Und war todt. Er, mein bester, liebster, einziger Freund. Gicb mir das Taschentuch her, mein Junge. Was? es ist naß und Du hast geweint. O, dann ist noch nicht Alles verloren. Dann gehe hin, gehI hin, mein Sohn, zu Deinem Freund, und sage ihm das eine Wort, das Dein — Stolz Dir bisher verboten, das eine Wörtchen: »Verzeih’«. Geh’... geh’ ... reiche ihm die Hand und Anna So levna laß laufen! . .. ...-—...—v Die Arme de; Einwohner von zieren und ihre uriosen Heilmittel. Wie die Heilkunft in Korea ausgeübt wird, schildert ein vorn russischen Fi nanzministerium herausgegebenesBuch Wie viele ihrer Kenntnisse erhielten die Einwohner Koreas auch die ersten Leh ren in der Medicin von China aus, übertrasen aber in der Ausübung bald ihre Lehrmeister. Gelehrte Aerzte giebt es eigentlich nur in der Hauptstadt von Korea, besonders am Hofe des Kaisers. Um eine derartige Stellung zu erlan gen, muß derOKoreaner mehrere Jahre lang in Söul studirt haben. Ein 19 bändiges, etwa vor 2000 Jahren ver faßteg Wert bildet die Grundlage des Sudium5. Gewöhnlich vererbt sichs der ärztliche Beruf vom Vater auf den Sohn. Jn der Provinz wird er aug geiibt von Leuten, die ein Mittelding zwischen Arzt und Avothter sind. Die Arzneimittel werden vielfach von dem Kranken selbst bereitet, nachdem sie die dazu nöthigen Kräuter und Wurzeln und die Vorschriften der Zubereituna vom Arzt erhalten haben. Eigenthüm lich erscheint uns der Brauch, dass die Aerzte ein Honorar erst bei der Ge nesung oder beim Tode des stranten erhalten, gleichviel wie lange diettranL heit sich hinziehi. Ins der Hauptstadt giebt es auch weibliche Aerzte, da ein Mann niemals zur Untersuchung einer vornehmen Frau zugelassen wird. Die Hauptsache bei der Untersuchung ist steig- dag Fiihi len des Pulse5, dessen Schläge mäh rend dreier Athemziige des Kranken gezählt werden. Jst der Puls aepriift, so kann sofort das Medicament der schrieben werden. Die Arzneien wer den gewöhnlich zum innern Gebrauch verordnet, da äußerliche Mittel als unwirksam gelten. Unter den stiirten den steht die berühmte Ginsengivurzel obenan, die eine hervorragenden Han delsartiker bildet. Außerdem wird eiu aus dem Geweih eines junan Hirsches bereiteteg Pulver so hoch aeschätzt, das-, der Glaube besteht, es tönne sogar dcu Tod um einige Tage aufhalten. Von der lttinsengwurzel werden verschiedene Theile gegen verschiedene Firantlseiteu gebraucht: das oberste Gtied gegen Augenleiden, dag zweite Glied aeaen allgemeine Schwäche das driite nnd vierte gegen Magenlrantheiten und lfrtältungen Europäer, die Versuche mit dem Ginsengtranl gemacht haben, haben sich nur ernste Entziindnngen dadurch zugezogen. Das Hirschgeweih, dem so wunder bare Heilkraft zugeschrieben wird, dars noch nicht ganz hart geworden sein. Dein Hirsch, von dem es genommen wird, muß der ganze Kopf abgeschla gen werden, der dann in umgetehrter Stellung zwölf Stunden aufgehan gen wird, damit das Blut sich in’—: Geweih ziehe. Letzteres wird dann vorsichtig an einem kleinen Feuer ge trocknet. Die Arznet bereitet man, in dem man etwas von dem Geweih ab schabt und das so gewonnene Pulver mit verschiedenen Vilanzensästen mischt. Hohen Werth hat auch mar mes Hirschblut sowie die Galle und Leber von Bären. Bedentliche Folgen hat mehrfach die Fabel gehabt, das-, auch die Leber eines Knaben einige Krankheiten heilen könne. Es hat in folgedessen ein besonderes Gesetz ge gen Knabenniord erlassen werden miisi sen, das das Verbrechen unbedingt mit dem Tode bestraft. Die niedern Thiere liesern Arzneien in großer Zahl, und zwar solche merlioiirdigster Art. Gestoßene Bandwürmer werden gegen Augenentzündung gebraucht, gepulverte Renentvürmer gegen starkes Fieber, Gelbsucht, Halsentziindung und Schlangenbiß. Aus Blutegeln wird ein Mittel gegen Verstopsung bereitet, aus gerösteten oder gekochten Misttäsern ein Mittel gegen Erkal tungen, Zahnträmpse bei Kindern und Wahn-sinnszustände. Zu ähnlichen Zwecken dienen Spinnen, Heuschrecken, Heimchen, Seidenraupen, Austern, Schnecken, Krabben, Skorpionen u. f. w. Chirurgie ist ebenso wie in China fast ganz unbekannt, mit Ausnahme( der Nabelttichbehandlung, die einen; gestörten Blutumlauf wieder in Ord- s nung bringen soll. Eigenakttge Auffassung der Pflicht bri tifcher Offizicre in Süvnfrita. Eigenartige Auffassungen britischer Ofsiziere über Pflichttreue, Diensteiser und Disciplin werden nach und nach bekannt. So kam vor mehreren Mo naten bereits der vielgenannte General Pole-Carew nach Europa zurück. Er verheirathete sich, empfing den in Eng land so häufig oerliehenen Ehrensäbel, Orden u. s. w. und lief; den Krieg Krieg und de Wet einen guten Mann sein. Ein höherer englischer Osfizier schrieb hierüber: »Es ist recht bedauer lich, daf-, Pole Carew nicht mehr in Ziidasrita bleiben wollte, er ist einer der besten Führer; alles wurde ver sucht, ihn zurückzuhalten; aber wag war zu thun? Der Mann hat ein jährliche-S Einkommen von zehntausend Pfund« Aus Pole-Earew’g Entschlie ßungen scheinen auch Wünsche oder gar Befehle seiner Vorgesetzten gar keinen Einfluß gehabt zu haben, er soll so gar, ohne feinen Abschied eigentlich ge nommen zu haben, abgereift sein. Von , dem aus gleiche Weise aus Afrila ge — seierten Baden-Powell ist zu berichten, daß er nicht unerhebliche schauspiele risehe Talente besitzt; ihm ist der Bei fall der Menge Bedürfnis;. Schon län gere Zeit ist bekannt, daß er,als er in dem genomsmenen Johannesburg beim Betreten eines Coneertsaales mit fre netischem Jubel begrüßt wurde, ohne weiteres aus die Bühne hinauslleiterte Und ein drolliaeg Lied unter Marti rung der Harsenbegleitung aus seinem ihn nie oerlassenden Zoazierstorl zum Besten gab. Ost hat man in den grösseren Städ ten der Fiadcoldnie, des Oransefrei: staates und oon Transdaal gehört, das-. Lord Kitchener dieses oder jenes bessere Hotel in eigener Person redi dirte und den daselbst sich zu ihrem Vergnügen aushaltenden Ossiiieren die Wahl ließ, entweder sogleich zu ihren sich irgendwo anders aushalten den Regimentern zurückzukehren — oder nach England heimgeschictt zu werden. Die Unordnung ging so weit, daß die Hotelbesitzer schließlich durch die Ortscommandanien oerpflichtet wurden, jeden Tag Listen der in den Gasthäusern wohnenden Osfiziere ein zureichm Osfiziere, welche nun länger als zwei Tage im Hotel verblieben. wurden dann höflichst ersucht, einen triftiaen Grund für ihr Verweilen an zugeben oder zu ihrem Truppentheil iuriiciiutehren Eine aanz besondere Abneigung scheint auch Lord Kitchener aeaen Monolleks tu heaen. Man er .tählt: Vor einiaen Monaten traf er einen Ossiiier aus der Straße, der sich mit einer solchen Glasscherbe im Auge siir noch berückender hielt. Er fragte ihn, ob er dag. Monocle zum Zehen durchaus benöthiae. Die Antwort lau tete besahend, woraus Lord Kitchener erwiderte: »Das thut mir leid: Offi iiere mit solchen schwachen Augen kann ich nicht in Asrita aebrauchen. Melden Sie sich noch heute bei meinem Adiutanten zur Empfangnahmc Jklkes Reisepasses nach England.« Ein merkwürdiqu literarischco Ereigniß in Paris-. Ein Inerkwiirdiges literarischeg Er eignisz hat sich in den letzten Wochen in Paris vollzogen. Der Erfolg des Sietitieioicz’schen Romnng ,,Quo Va diS?« hatte bekanntlich in den Kreisen der Nationalisten große Erbitterung hervorgerufen. Daß nach Jbsen, Björnson, Dostojewgty, Hauptmann, d’Annunzio, wiedrum ein Anständen ein »Barbar« in Frankreichs triumphire, das-, ein fremdsprachiger Roman iiber zweihundert Auflngen erlebe, konnte nicht ruhig hingenommen werden. Ein litterarischer Nationalist, sztontfortg, beschloß, ,,Quo Boote-« ein nationale-; Meisterwerk enstgegenzustellen »Ihr bewundert (»Quo Vadii5«) donnerte er in einem Artikel « nnd vergesset ganz, das; Jhr in Lombard-, »anance« ein unvergleichlich höheres Kunstwerk besitzt.« Lombard? Man staunte. Wer ist Lombard? Niemand kannte den Na men-. Lebt der Mann? Es stellte sich heraus-, das-, er vor mehreren Jahren gestorben sei. Um so besser -—— dann schadet es nichts-, wenn man seinen Ruhm ausposaunt. Doch was istUZ mit dem »thance«? Kein Mensch wußte darauf zu antworten, Niemand hatte es gelesen. Man mußte also auf Treu und Glauben wiederholen, daß es ein Meisterwerk sei. Eine gewisse Presse machte es bald zum Dogma, daß ,,Quo Vadis« vielleicht fiir die Menge gut sei, ,,Byzance« aber das Regal der feineren Geister bilde. Seiner Un wissenheit sich schämend, ging nun mancher in die Buchhandlung: »Ich bitte um Lombards Byzance.« Die Commis öffneten weit die Augen. »Wir kennen das Buch nicht . . — ,,Wass? Jhr kennt dass Meisterwerk der französischen- Litteratur nicht? Les sanspatriesi!« Der Verleger Ollendorf merkte, daß hier ein gutes Geschäft zu machen sei. Er liesz bei den Antiquaren am Quai ein altes Exemplar von ,,Byzance« auf treiben und gab das Buch mit schönen Jllustrationen von Leroux neu her aus. Bald erfuhren die bedrängten Bitchhändler, daß ,,Byzance« endlich zu haben sei, und in wenigen Wochen wa ren 40 Auflagen verkauft. Unter den Hunderttausendem die nun das Buch lasen, fanden sich aber auch kritifche Geister, und für diese war es klar, daß man die Leichtgläubigteit des Publi kums mißbrauchte. Furchtfame Stim ’ men wurden laut, daß,,Bt)zance« nichts . als verworrenes, unverdauliches Zeug enthalte, und daß sein Roman mit lRecht der Vergessenheit anheimgefal len sei Endl ich erhob sich auch in der Presse ein energischer Widerspruch, und s Claveau zögerte nicht, den ganzen By s zanke - Rummel im Figaro als ,,fu misterie« zu bezeichnen. Damit fand s das »sens sationelle litterarische Ereig nifz« welches an Andersens Märchen » ,,Des Königs neue Kleider« erinnert, seinen Abschluß. Eine gute Seite aber ! hatte die Wiedererrveckung von »Bis zanke« doch gehabt. Der Wittwe und' J dem Bruder Lombards, welche in J driiclender Armuth lebten, fielen plötz ; lich gegen 15,000Francs in denZchooß. - Verschiedene qcflüqelte Personcnnarncn ini Gebrauch dco Volksmunde-L i ; - - ! Namentlich bei Den geflügelten Personennamen spielen Wahrheit und Dichtung in stärksteni Maße ineinan Der; Daher weichen hierin auch Die ein zelnen Nationen nach ihren verschiede nen Literaturen ab und gilt bei den einen ein Name für typisch, Den Die andern kaum kennen. Gemein sind ung Die aus Der griechischen Mythols gie und Der ältern Geschichte stammen Den Gestalten, eben aus Dem Boden unserer humanistischen Bildung. Um am weitesten zuriickzugreifen steht ,,Eva« als die Neugierige Da. Die ,,göttlichen Jünglinge«, Die ,,Dios turen« Kastor und PolhDeukeg sind uns das Sinnbild wunderbaren Zu samtnenleben5 und izchaffeng von Männern, wie Goethes unD Schiller3, Doch fehlt ihnen Dag sinnliche Liebe» element oon David und Jonathan, Don Oresteg und Phlades. »Faust« gilt fiir einen Menschen, dessen Wesen in griibelndem Forschungsdrange auf geht; aber Der Goethesche Faust ist das nur in seiner Jugend gewesen. Sollte Dag zeigen, daß Der »Faust« nicht iiber Die ersten Scenen hinaus wirklich gekannt und empfunden wird« Denn ,,75aust« ist Die idealste Propaganda der ,,That«! Und Darin ist er ein Gegenftiick zu »Hamlet«, dem ilnihiitigen, Den Die Welt Des Gesche hean mit Leid erfüllen muß. Von Dich terifchen Gestalten sei noch Moliereg ,,.t·)arpagon« genannt, Der Geizhals-, für Den in Riißland »Pljuschkin« ans Gogols »Todten Seelen« steht unD als fein Gegenbild »Tinion« Don Athen. Der Menschenhasser, Der sich Menschenhasz aus der Fülle der Liebe trank. Und König »Lear«! Halb phantastisch und ganz unbeiviesen, aber den schwelgerischen Orient gegen Hfisv Rom Ausssnsfixutn Inskqikswf »Ah-· »».. ».... .,.......».,··. «...».».... »... stellend, ist uns Eardanapast über tommen; der patriotisehe Sinn wird immer in ,,Leonida5« seinen Heiligen verehren. Eine lebengheitere große Dame der Haltuer heißt uns »Phrhne«, ihr gegenüber steht «Dioge nes«, als Mensch, dessen übertriebene Genügsamteit alles verachtet. Und einer, dessen Ehrgeiz, dessen Ruhm-« sucht auch vor dem Aeuszersten nicht zuriickschreckt, vor dem Verbrechen gro: s3e11 Stils-, ist ein ,,Herostrat«. Der zügellose ,,aristophaniscbe Witz« ist ebenso sprichwörtlich, wie die ,,ana kreontisehe« sinnliche Heiterkeit, wie der »epituräisehe« weise Lebensgenuss. Ueber ihnen leuchtet gemeinsam das blaue irdische Firmament der ,,dionh fischen« Freude. Der erste der »Ca saren« wußte, daß man nach ihm Jie gewaltigen Herrscher nennen würde; er ahnte aber nichts von seinem rück sichtslosen Namensdetter, dem »Bor gia«. Daß der gelehrte Kurfiirst Jo hann von Brandenburg sich nach ihm nannte, hätte ,,Cicero« geschmeichelt, aber wenig Freude hätte es ihm ge: macht, den notizenreiehen Cicerone bildunasdurstiger Reisender zu ma chen. Die strenge Römertugend ist in »Cato« der Ewigkeit gesichert. Aus Zeus-orde auch ,,Brocktsa115,-. ,,Kiirschner« qefliigelt sen-To. -—.—-—— Fi »Bavc mit Luft«, in einer Berliner Ge richtoverhaiidlnng. Wegen Beleidigung und Körper-ver letzung mußte der Arbeiter Gustav Ouanz sich in Berlin vor dem Richter verantworten. Er hat der Frau seines Freundes zwei Vorderzähne eingeschla gen, als dieselbe in berechtigter Sorge um ihren kranken Mann dem Quanz das Verweilen in ihrer Wohnung ver boten hatte. Richter: Sie sind als giewaltthätiger Mensch dem Gerichte schon lange ’be kannt, wie Jhre Vorstrafen beweisen. Was hatten Sie überhaupt in einer fremden Wohnung zu schaffen. Angekl.: Hoher Herr Jerichtshos, die reene Nechsienliebe iH es jewesen un mein Drang, mein leidenden Freind Ede von seine Schwöche zu kurriren. Un wenn det een Verbrechen is, denn mechte ick am liebsten nich mehr uff die undankbare Welt sind, denn tönn’ Se mir gleich köppen. Richter: Verschonen Sie uns mit Albernheiten, das kann ich Jhnen nur rathen. Haben Sie die Frau geschla gen? «O--H Angeli Mee, vlojz rausschmeiszen wollt se mir. Richter: Weshale Angeli Jck mechte jerne verdefedi ren, un da will ick nu mit jnedije Er laubniß Von janz von vorne anfangen. Jct latsche so in de Invaliden rum, in de Jejend von Stettinser Bahnhof, da seh ick mit eenmal mein Freind Ede ankomm. Wenn ick sage ,,ankomrn«, missen Se nich etwa denken, det er richtig anjesehliddert kam, i Jott be wahre, man jekrochen is er. Mit seine Latschbeene, dise er nich heben konnte, rutschte er man immer det Trittoar lang un von eene Laterne zu de andre brauchte er jut un jerne ne jute Vier telstunde. ,,Mensch,« sag’ ick nu »Menschenskind, Ede, wie sisehste blos aug, Du hast ja ’nen krummen Rücken wie son hochherrschastlicher Diener un Dein Deetz der wackelt uff det Hälse len wie ’ne ausjeleierte Kasseemiehle. Mensch, wat is mit Dir log?« Un da stinat nu Ede an zu wenen, Det ja aleich mitheulen mußte un er erzählt mich Von fein jrauen Elend, aber nich etwa det’5 er von Deliirjum tlemens behaftet ig, nee, blon det ihm det Podajra, Die olle Jicht, sämmtliche Knochen zermerschelte un det er sich so vorkäme, wie’n Stiele Hackefleesch. Der Verjleich paßte nu nich recht, denn von Fleesch war bei mein Freind Ede nich mehr ville zu sehn. Nu missen Se wis sen, ick habe mir immer mächxig for de Dottorei feintressirt, also sage iel zu tfdem »Was-»te- wat, bade mal mit Luft!« »Qnatsch!« Jek sage, det is teen Quatsch, lasse mir ’n Markstiick Von Even jeben un loose Luft. Denn brinae ict ihn zu Mutterten ruf in seine Wohnuna, Mutterken war jrade in de Hall.-, intoofen, un ict helfe Eden aus ziehen. Nu lechte icl ihn uf’t Sofa nnd rieb seine Knochen mit Luft. Er sachte blos-» det’g ihm sehr jut dhiite, beson ders der schiene frische Luftjeruch Uf eenmal reißt Mutterken De Dhiere uf nn schreit: »Wat i—:—’n Det sor’n ferchter licher Jestant in de Wohnung, et stinkt ja wie janz jeweenialicher Fusel!« Fu sel wart doch aber nich, et war doch Luft. Nu reifzt mir Mutterton die wilD wie ·ne Fuer De Luft aus« De Hand, riecht dran un brillt: »Bei is ja Sti)11apg, Det ig ja Fefferniime!« »F fa,« faae ict, det i:- Luft, iel bade jrt e Jl)r’n Mann mit Luft.« Der war nu von ten nnjewohnten scheen Luftjernch injedrussellt un schnarchte uf’t Sofer. Wat nn lUtutterken war, wurde höllisch wietend, nackte mir, um mir an De Luft zu setzen, aber erscht wollte icl De Luft mitnehmen, davor habe ick doch immer Verwendung, nu da josz se de scheene Arznei rang zn’t Fenster uf·n Hof. Wenn nu da jrare Jemand unten standi Richter: Nun hören Sie aber auf! Nach der durchaus glaubwiirdigen Aussage der Frau S. hat ihr der An geklagte-, empört darüber, das-, sie den Schnapg fortgegossen hatte, mit der Faust in’5 Gesicht geschlagen, sodaß fie zwei Zähne eingebüßt hat. Der Angeklagte wird zu zwei Mo naten Gefängniß verurtheilt. Angell.: Jg denn det inenfchenmög lich? Haben Se denn noch nie wat je bört von det neiste Heilverfahren, »Ba de mit Luft?« ——---—..- -.— —— Nach Beendigung des Krieges in Südasrita gedenkt das englische Kö niggpaar nach Indien zu gehen, um unter grosser Pompentfaltung da selbst stch mit der taiserlichen Krone schmücken zu lassen. Wenn die Mase stiiten damit warten miissen, bis das tapfere Bittendolk wirtlich nnterjocht ist, werden sie die Freude am Ende gar nicht mehr erleben. si- -ie si Dein Schatzamts - Selretär machen die Ueberschiisfe Sorgen. Wie oft » beim Lesen dieser Nachricht wohl der Rus: »Dein Manne könnte geholfen werden« gefallen ist?