. , : « EI ..»..-.zersalten Tagen von A. Vordem (A. HinniusJ L I (12. FortseHungJ i gab der Großmutter das Ge e Treppe hinunter bis an die .artenpsorte, obgleich diese sie jlich zurück-dies weil sie sich da s Ungelegenheiten zuziehen könne. sie lie die Alte nicht gern allein is) das aus gehen, denn sie wußte, dieselbe immer unlautere Dinge Sinn hatte. An der Gartenpsorte traf sie Chri -,nne mit ihrem Schatz Das Mädchen sah ihr srech ins Gesicht und ließ sich diesmal in ihrer Unterhaltung nicht stören. »Komm herein, Christin’,« sagte sie strenger als sonst, »ich will die Garten psorte schließen.« Das Paar trennte sich, nnd mau lend trottete die Magd hinter ihr ber. »Du weißt, Christin’, daß Du Dich Abends nicht mit Deinem Schatz tref fen sollst,« sagte Billa, »iäme es wie der vor. so müßte ich es Frau Piitz sa gen." Damit ging sie ins Haus. Die Magd machte eineFaust. »Wart’ nur, Dir will ich es eintriinien. Jst die alte Hexe, von der keiner was wis sen will, denn besser als mein Schatz, der Geselle vom Bäcker Ln3?« — Erwin Falk beachtete Billa setzt noch weniger als sriiher, sie schien kaum noch fiir ihn vorhanden Aber wenn ihr Schritt ans der Treppe erklang oder wenn sie aus dem Hof ihre Pslegebe fohlenen zusammenries und es da ein fröhliches Flattern, Rennen undGlnck sen gab, dann stockte die Gänseseder des Haussohnes mitten in der Arbeit nnd er verfolgte von seinem Fenster aus das anmuthige Schauspiel so an gelegentlich, als hätte er es noch nie mals im Leben gesehen. »Billa," saate einmal sein Oheim, Arnald Falt, indem er zu dem Mäd chen hinaustrat, »ich habe hier wieder ein neues Buch für Dich, das ich eben vom Buchhandler erhalten babe.« Es war die Luise von Baß. Das Mädchen dankte strahlend vor Freude und wollte die Hand des immer Stiåigen Mnnes, wie sie ost gethan, »Nicht doch, mein Kind, das sollst Du nicht thun,« sagte Arnold Falt, » indem er ihr die Hand entzog und freundlich über ihr blondes Haar strich. » Da sprang Erwin hastig aus und rief aus dem Fenster: «Oheim, ver- z zeihi. Würdet Jhr Euch wohl aus ei nen Augenblick zu mir hereinbemiihen, « oder soll ich herauskommen?« I Arnald Falk erschrak, denn er fürch- ; tete eine unangenehme Nachricht, diei jetzt häufig genug kam: sein Nesse rief i ihn nicht in dieser Weise, wenn es sich s nicht um wichtige Dinge handelte. Als er dann im Zimmer stand, da stotterte Erwin verlegen von einem GeschäftsbrieL defsen Fassung ihm nicht gelingen wollte. Er redete sich immer tiefer hinein und sagte endlich. Er wisse nun schonBescheid, der Oheim möge verzeihen, daß er ihn unniitz be müht. Herr Falk gab eine verdrießliche Antwort »Ich glaube, die Kriegsge liiste verwirren Dir den Kopf, Erwin,« sagte er. — sf It If Der Maimonat ging zu Ende. Jn der Stadt herrschte iieberhafte Aufre gung, denn neben den Truppendurch zügen, Requisitionen und Einquarti rungslasten trieb eine Verbrecherbanoe ihr Unwesen, die Einbriiche und Dieb siiihle in raisinirter Schlauheit aus siihrte. Raubanfälle aus der Land iirasrr. Mordbrennereien in den be nachbarten Dorfern waren vorgekom men. Auch in den großen Weinteller der Falks hatte man eingebrochen und eine Partie der besten Weine entwen det. Der Einbruch in dem Falk schen Weinkeller war mit genauer Orts tenntniß verübt und dazu ein gehei mer Eingang benuyh der direct vorn Garten unter der Erde in die großen La erräunre führte. Der Vater des jenigen Chess hatte ihn in den schwe ren Kriegszeiten machen lassen, und da nur die herrschaft von diesem Ein gang wußte, blieb es räthselhaft. wie die Diebe zu dieser Kenntniß gekom men waren. — ndessen verbreitete sich das Ge rii t, dasj- man einem Verbrecherpaar aus die cOpur gekommen, das unter vornehmern Namen in den benachbar ten Städten und Bäoern aufgetreten war. Jn Wiesbaden florirte seit Beginn der Saison eine fchöne,eleZ1nte Frau, die, von reichgalonirter ienerschaft und einer Kammerfrau begleidet, einen vornehmen Eindruck machte. Auf der Preisen-de und bei den Festen km neu " erbauien Kurhanse machten ihre Schonhrit und ihre blendend-en Toi-« fetten Au sehen; sie war immer von . tm von Berebrern um rt elltesich i r III-M inFri,3.deegefelperrso elegarhit Wes-kai- Man wußte knicht in welchem Verhältnis er zu ihr stand, und gerade das romantische Dunkel machte die interessante Fremde noch interessanten Jn jener Zeit der Umwälzun en, Ivo aus dem Nichts die wunderbar ten Existenzen auftauchten, während an dere, die, seit Generationen von seu dalem Glanz umgeben, in das Nichts hinab esunlen waren, nahm man es nicht o genau mit solchen Persönlich teifen, und das Abenteurerthum fand nur zu fruchtbaren Boden, auf dem es kräftig empordliihte. Wenn sich ihr nun auch die höfifchen Kreise trotz alle-s Pruntes, den sie entsaltete, ver schlossen, so hatte die schöne Baronin doch die Ehre habt, öfter mit der Prin essin Stephanie von Ba den zu sprechen, und die junge Prinzessin fand Gefallen an der viel-· gereiften und vielerfahrenen Frau, die so interessant zu unterhalten wußte. Aber die Prinzessin hatte doch bald den, wenn auch sehr oberflöchlichen Umaang abbrechen miifsen, als es im mer ruchbarer wurde, daß bei der Fremden im Hotel zum Herzog von siassau hoch gespielt wurde und man cher an solchen Abenden arg geruva svon dannen ging. Einer dieser Ge prellten hatte sich sogar im Kurpart erschofsen, und da der Fremden nun doch der Boden zu heiß unter den , Füßen wurde, so wollte sie sich gerade Hauf und davon machen, als man sie mitsammt ihrem Kumpan verhaften-, denn die Polizei, die längst ein wach sames Auge auf sie gehabt, fand bei! einer Durchsuchung ihrer Effekten; viele Gegenstände, die sie gewaltiat evmpromittirten und bewiesen, daßi man es mit einer raffinirten Gaunerin zu thun hatte. Da fand sich ein tostbares Zeitlan tenarindand, das die Prinzessin Ste phanie einst im Kurgarten verloren zu haben laudte, als sie mit der anged-« lichen aronin dort eine kleine Pro menade gemacht hatte. Da waren Gold- und Silbersachen, kurz, eine Anhäufung von werthvollen Gegen ständen, die theilweise den Besuchern ihres Halonk abhanden getommen uuu uchcu uuu nieman- rcquiuu wu ren, weil sie nicht eingestehen wollten wo sie sie verloren hatten. Und die galonirte Dienerschast und die Kammer-stark die so sehr den Ein druck der feudalen Begleitung einer seudalen Dame gemacht, sie gehörten alle zu einer großen, weitverzweigten Gaunerbande, die aus einer Menge der verschiedensten Mitglieder bestand. Der Boden dieser Bande wurzelte in Mainz und so wurden sie denn von Wiesbaden in die Nachbarstadt ge führt. Es machte einen seltsamen Eindruck. die schöne, ele ante Frau in rauschender Seide und derhut« eine Modedame nach neuestem Muster, ne ben ihrem ebenso eleganten Gefährten zu sehen, wie sie, umgeben von ihrem früheren hosstaat, der Kammersrau und den Lataien, und dazu einige zer lumpteVagabundengestalten mit echten Verbrechergesichtern, in Leiter-vagen auf Strohsäcken durch die Straßen fuhren, umringt von der johlenden Straßenjugend und einer neugierigen Menge, um ihre neue Residenz, den Holzthurm. zu beziehen. — Die Gerichtsoerhandlungen in den nächsten Tagen brachten eine unge ahnte Fülle von Material zu Tage Man entdeckte eine Bande von Män nern und Frauen, die beinahe hundert Köpfe zählte und theils als Krämer und Hausirer oerrleidet, in den häu sern die Gelegenheit ausgelundschaftet theils sich unter die verschiedensten Stände gemischt hatten, um eine Zeit lang als Handwerker, Knechte, auch als herrschaftliche Diener zu sungiren und dann spurlos zu verschwinden. WW Der Anführer von ihnen, Peter dassel, war, wie man sich jetzt erin nerte, zuweilen in der Gesellschaft Ver alten Barbara Zech gesehen; man hatte ihn damals seiner eleganten Kleidung wegen siir einen vorne men Herrn ge halten, oer sich, wie viele, eines ihrer Geheimrnittel bediente; nun wußte man Bescheid. Seine Geliebte, Eli sabeth Michel, eben jene schöne Fremde in Wieibadetn hatte sich sogar in die ersten Gesellschaftslreise zu drängen gewußt. Man griff begierig zur Mainzer Zeitung, die seit kurzer ZeLt täglich erschien; darüber traten die politischen Ereignisse augenblicklich in den Hin tergrun·d. ZehntesKavitcL Billa war in letzter Zeit recht stills geworden. Das sonnige Lächeln wars von ihrem Gesicht verschwunden, est lag etwas Gespannteö, Beiingstigtes in ihrem Wesen. Bei jedem Geräusch von außen schreckte sie zusammen, und l; verrichtete ihre Arbeiten im hause stumm und automatenhast. Darüber« vergaß re aber nicht, sich des tranken H reichen nnes am Bi·chosspla an- T Zunehmen, denn wann hätte Bi a ·e mais einen Leidens-en vergessen. te brachte ihm sdnftenbe Blumen und sorgte siir seine Behaalichkeit. Er, der Tdtte mit einem; « unterbrechen.» » f . des-mal mit ihrem NR l l . ; ke . : isnß , f , Es Hoch ? nenitrahl in das stilleWK s güjlh Eos-« Während solcher Its-de M S als Chrisiinr. die Magd, is - III Hause sich überzeugte. ob dse »C! rein sei. Ja, sie war es. Die Hekt saßen im Comptoir bei der Arbeit. und . die Haushälterin war in ihrem Lehn stuhl sanft und fest, wie immer nach dem Mittagsessen, eingenickt. Da schlüpft-e sie eilig in Billcks Kammer, in dcr sie schon längst ein mal ungestör: Umschau halten wollte. Ueber dem Näbtisch reizte ein männ liches Porträt ibre Neuaierde. Leider aber ergab es sich bei näherer Befieh tigung nur als ein Knabenlopf. Viel-s leicht hätte sie die Sache doch mehr interessirt, wenn sie gewußt hätte, daß es das Kinderbild des jungen Herrn war, das als- mißratden von der Za milie ausrangirt und dort seinen Pla gefyunden hatte. Doch nun zur Hauptsache der Truhe. Wie aeheimnißooll dieser große, braune Kasten, der mit einer gestickten Decke geschmückt war, sie an sah! Wenn er nun verschlossen war! Doch nein, der Schlüssel steckte im Schloß; das sah ja sasr aus, als wenn es hier teine Gebeimnisse gab. Sie llappte den Deckel zurück und wühlte unter den Kleidern und der Wäsche Aber sie mußte bis tief zum Boden herabsuchen, und nun tarn die Angst daß Jemand sie überraschen tönnr. Da faßte sie endlich aus einen harten Ge aenstand. Sie hol-»das letzte Flei »Disqus1uu umqu Mle r usu- Zeus xnc - es ihr entgegen oon edlem Met ..ll Ah! « Das hätte sie denn doch nicht gedacht alle ihre Erwartungen waren ja weit übertroffen —- O, iiher diese falsche scheinheiliae Person, die sich noch her ausnahm, Andere zu tadeln, während sie selbst so viel aus dein Gewissen hatte. Sie sollte entlarot werden und sichvin ihrer ganzen Schlechtigkeit zei gen. —- — Am Domvropsteiplah, dem jetzigen Tritonplatz, saß der öffentliche Schrei ber in einer kleinen Bretterbude. Ge wöhnlich war diese an Martitagen umlagert oon Köchinnen und Land frauen, die sich da ihre Briese schreiben ließen Christine war eine der letzten der langen Reihe, die vor der Bude Posio gefaßt, und das war ihr gerade recht so, denn der Brief, den sie dem Mann in die Feder ditiiren wollte. durfte urn teinen Preis oon einem anderen ge hört werden. Es war spät geworden, als sie end lich vom Markt heimkehrte, aber den Scheltworten der Haushiilterin setzte sie eine gleichaiittige Miene entgegen. Indessen stand Billa in heißen Ihr änen am Fenster ihres Zimmers Was bisher wie ein schwerer Alp aus ihrer Brust erlegen wurde nun zu grauenooller Wirtlichteit. Mit den oerbrecherischen Komplicen hatte man auch ein zerlumptes, heruntergehen menes Weib in den holzthurni ge führt. Ihre Mutter! Das war aus der schönen, lustigen, übermüthigen Eva se aeworden, die man einst so hoch als öttin de. Ver nunft geseiert, die bei allen großen Aus-rügen in Mainz eine so gliin ende Rolle gespielt hatte. Von Stuf-e zu Stufe abwärts war es int ihr egan gen, und als ihre Schönheit ges wun den, da wurde sie die Genossen von Dieben und Einbrechern. Und auch Billckö Großmutter war in den Pro ceß verwickelt. Man hatte in ihrem Hause eine Menge der gestohlenen Ge aenstönde gesunden, iin Keller lagen ganze Ballen geschmuagelter oder ge -« -I-L-« ----- -- --- --J-Ä onus-obs Muts-ten Cur-us sind usu» fest einaefüate Dicke im Fußboden war die Entkeckung gemacht worcen Aoer Frdu Barbara lxaite sich durch die Flucht der drohenden Strafe entzogen alle Nachforschung-en nach ihrer Per son waren bis jetn erfolglos- geblieben sie war spurlos verschwunden Das dunkle Treiben der Alten, oessen un bewußte Zeugin Ban in ihrer Kind heit gewesen war, wurde ihr jetzt nur zu klar. Aufstöhnend verbarg das junge Mädchen das Gesicht in den händen Welche neue Schmach bereiteten ist diese Verwandten, die nächsten, die te aus der Welt besaß. Wie chwer hatte sie ibr ganzes Leben lana schon daran getragen, und was würde ihr noch die Zukunft bringen! — Da trat ihre Beschügerim Frau Mik, ein, sie sah sie traurig an. »Du sollst beruntertommen. Billa, zu Herrn Baltbasar Falt,« sagte sie. Jn ibr Schicksal ergeben folgte Ban dem Ruf. Es mußte ja kommen wie sie aedacht. Man roiirde ihr an tiindigen, dafz man sie, die Angehö rige von Berbrecherinnen, nicht langer in dem ehrbar-en Bürgerhause dulden werde. Es wer recht so, es konnte ja nicht anders sein, aber das« Herz that ibr weh bei dem Gedanken, denn das Haus war ihr zur zweiten Heimath geworden trotz mancher Urspung, die sie darin erfahren hatte. — Jn feinem Rimmer stand Baltbasar alt mit der Miene eines strengen ichterö, nicht weit davon fein jünge rer Bruder. Es mochte eben ein Wettstreit zwischen den Brüdern stattgefunden haben, der bei Billcki Eintritt jäh verstummte. «silla, mein Kindx begann Ar nold. »ich konnte Dich nicht oor einer sei-en seist-« W f- sie-is ej auch wallte. So ten-sieh Besei I Din en feinen Lauf lasset-.n Sein v war svoller Blick traf den Bruder. »Doch wird es Dir leicht werden. Dich - gegen elende Verleumdung zu vertei oigeaK .Der Xunofer ifi ja die Gelegenheit ZEI- gegeben maa sie sich doch weiß » LW hats fie es rann. Diesen fass ich heute auf meinem Pult def- eiurs schweren Verbrechens be ISIM Wider bei To lcher WWfl tagte Zalthafar rnit eisk- spät E r W W ein-en seies I die, rührend- hiin is VIII Und Miene, vor den W Orsders NOT-« Das junge Mädchen W das ver hängnißvolle Schreiben, diesnchfas ! ben tanzten vor ihren Auges-, doch Z endlich las sie: »Ein unbekannter Freund macht da rauf aufmerksam, daß sich in derKleis « Vertrtehe von Sibilla Zech etwas be E findet, was fchon lange vermißt wire-. . ers ist ein werthvoller Gegenstand, oen ; man dort versteckt hat. « . Wie auf etwas Unerhijrtes, Unmöa liches starrte Ban auf die Buchstaben sie mußte den Brief mehrmals lesen-, um ihn recht zu verstehen Aver wäh-: rend des Lefens fchrvano der sanfte, ergeb ungsoolle Ausdruck in ihrem Ge sicht, hohe Rötbe flammte empor, mit ruhigem, fnft ftolzem Ausdruck fah sie szu ihrem Anlliiger auf s Da ftiirtnte Jemand ins Zimmer. Es war Erwim Betroffen ali: ten feine j Augen über die Gruppe. Er fah Bil Jus schmerzdnrchrviihlteå Antlitz nnd Meiner Vaters steinerne, unerbittliche l Züge. « »Was geht hier vor?« fragte er. Etwas ann- Natürlichexz was ich liingft lomnrcn sah,« gwioerte fein en Durch »in-er um«- svuiue 1a meinen Warnung-n nicht glauben, Was tann die Tochter und Enkelin von Verbre clierinnen andere-J sein als selbst eine Diebin?« »Nein, Bater,« versetzte Erst-im in der er wie schützend neben das Mäd chen trat. »das glaubstDu selbst nicht!« Und dann uinsafzte er ihre Handge lente mit schmerzhaftem Druck, in sei nen Augen flammte es zorniq anf. «Billa," rief ek, »r.»1rum mußt Du auch von so oerruicnem GeLnIel ab stammen, warum?" Ader Billa richtete sich höher auf. Sie schüttelte Erwins Hände ab; es war, als sei sie unter den Anklagem die auf sie herabschipettertem eine atr dere geworden, nicht mehr das sanfte. schüchxerne Mädchen, sondern ein stosi zes, willensstartes Weil-. »Koinmen Sie, Herr Falt,« sagte sie, »iiberzeuaen Sie sich selbst, ob der Brief die Wahrheit fpricht.« TieWorte klangen fast wie ein Befehl. »Kommen Sie!" sagte sie noch einmal. Und dann ging sie voran, die Treppe zu ihrer Dachtaminer hinauf. Die an deren folgten zögernd. Sie waren in ihrem Zimmer ange lornmen. Nun öffnete sie den Deckel der Kleidertreuhe, da lag oberaus das weiße Kleid, das sie neulich in der Marienandacht getragen; foralich lüs tete sie Stück fiir Stück. Jetzt wurde das letzte heraus enommen, und —- da lag das große ilherne Kruzifix-, das dem Bischof Kolinar gestohlen war· Mit leisem Aechzen sant Ban be wußtlos zufammen. I s f Jm Hause gab eö seit diese-m Tage heftige Scenen. Die alte Zwietracht zwischen den Brüdern war wieder zu hellen Flammen emporgelodert, aber auch Vater und Sohn standen sich feindlich gegenüber ,.Jns Spinnhaus soll die Dirne!« hatte Herr Balthasar ergrimmt geru -LI— A-—1 St- k-!- O--s-- -.-A but Iqtll sclu Vieh-II Selbst-gru Axt-s geschieht nicht, Vater, so wahr ich Erwin Falk heiße; denn Billa ist unschuldig, dasiir lege tch meine Hand in’C:s Feuer. Herr Balthasar traute seinen Sin ncn nicht. »Du, Du triztst siir dies Geschöpf ein« das Dir stets so wider wärtia war? Da sieht man, wag da bei heraushome wenn man Lumpen aesmoel in ein ehrbares Bürgerhaug nimmt. Und damit sie nicht noch mehr Unheil anri t, soll s:e danhin, wo hin sie gehört. »Wenn das geschieht, Vater, so gebe ich ihr das Ehrengeleit!« »Erwinl« Es tlana wie ein Aus schrei. herr Balthasar war kraftlos in ei nen Stuhl gesunten, aus seiner Stirn stand talter Schweiß. Er rang die mageren, tnochigen hande. »Ist es denn möglich, Du. der Sohn eines angesehenen Hauses. und dies Mädchen? Erwin, Du bist mein ein ziges Kind, und ich habe aus derWelt nichts geliebt als Dich, aber ehe ich das erlebe, will ich Dich lieber todt zu meinen Füßen sehen. Willst Du Schande iiher unser altes haus brin gen? Was hat den diese here an sich, daß sie Dich und alle umaarnt?« »Was meinst Du, Vater?« stotterte Erwin. Und dann trat eine schkviile, bange Pause ein. Vater und Sohn starrten sich an, als entdeete jeoer an dem anderen etwas Neues, Unerwar tetes. Da ertönte plötzlich ein harte-T rau hes Lachen. »Ich und die Billa Zech ?« Jn Erwins Gesicht lag ietzt der voll-, unbeugsatne Hochmuth des reichen Bürgersohnes. Tief ausaihmend lehnte sich Herr Balthasar in seinen Sessel zurück. Nein, ies war doch nicht d a s, er hatte sichs mnd die Billa Zeche« ries Er wtn noch einmal, und dann stürzte er - Schwertes III-ff lich elbsl keine RMschcii daeli Indessen lag lieber-nd irn Bei-i in dern bleichen Gesicht der Ausdruck un saglicher Pein. Frau Pütz pflegte sie nach Kräften, aber sie lonnin ihr nichts das geben, was ihr am nöthigfien war« Gemäch ruhe. Ihre angstvoll-In Jluaen irrien un ruhig hin und her bei jedem Schkllt auf der Treppe guckte sie zusammen und dann kamen in der Nacht böse hentasiegebilde, die ihr schreckliche lder vorgauielien. Sie sah sich im « ihurny dann im GerichissaaL an gesiarri von den neugierian er barmungsloien Augen einer spottlusii gen Menge, die mit Finger aus sie wies Dann umllammerte sie ihre Pflegerin mit zitternd-en Händen: l »Schiitzi mich« sie wollen mir an’s Le ben, wollen mich brandmarlen, und Dgch ihai ja doch nichts, ich bin unschul ig.« Und im Dunlel der Nacht schlichJe mand auf leisen Sohlen die Treppe hinaus und lauschte an der Kammer ihür, um dann in des jungen Herrn Zimmer zu verschwinden Doch so vie verzweifelte Qual konnte die alte Haushiilterin nicht län Zler ansehen. Sie trat in dass-Zimmer rnold Falls Sie sah ihren Herrn sinsier uno vorwurssvoll an. . ,,,Herr die bösen Menschen haben die Billa schier nni ihren Verstand ge bra Sie stirbt, wenn nicht was zu i rer Beruhigung geschieht. « zn ihrer Begleitung begab sich Ar nolv Fall zu der Kranken Wie schmal und durchsichtig war ihr Gesicht ge worden, wie übernatürlich groß die Augen. Er beut-te sich iiher sie und nahm ihre abgezehrten Hande in die seinen Es lani über ilm wie ein heißer Strom des Mitleids; er hätte dies zarte Geschöpf, das sb hart vom Schicksal verfolgt war, in seine Arme nehmen und es weit forttragen neb «en, dahin, too die Menschen ihm nicht cfzolgen lonnten mit ihrem Daß und ihrer Rachsucht. Aber er faßte sich un ter den sorschenden Augen der alten Frau. «Veruhige Dich, Billa,« sagte er, in dem er ihr die wirren blonden Haare aus der Stirn strich, »es soll Dir Nie mand etwas anhaben. Dente daran, daß ich da bin. Dich zu schützen. Nie mand hält Dich fiir schuldig, jeder weiß, dasz eine böse hand- das silberne Kreuz in Deine Truhe aeleat hat. Jch selbst stellte dem Bischof sein Eigen thum wieder zu, und damit ist alles zu Ende.« Da brach ein erlösender Thränens strom aus ihren Augen, der erste seit jenem schrecklichen Tage. Sie tiiszte dantbar seine Hände, und unter sei nen leisen, beruhiaenden Worten sant sie ties erschöpft in einen wohlibätigen Schlummer. Gortsetzung solgt.) print heim-ich, ,,de markirt-tots nun-s. Obgleich kaum ein halbes Jahr seit dem Einzug des Prinzen heinrich der Niederlande an der Seite von »aus Willemientje" in der Hauptstadt des Landes verflossen ist, tann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Prinz schon ietzt in allen Kreisen po pulär ist. Ein —- allerdings neben sächlicher-— Betoeis siir diese Behaup tuna ist das gegenwärtige Stillschwei gen der rothen Presse über das Thun und Lassen des Prinzenx schon gele gentlich seines Besuches als Bräutigam bemänqelte diese an ihm so ziemlich al les. Prinz Heinrich mußte selbstver . tax-ht« J. .:.- us. .-a t—-4 «-.... —-:-k4--. - IIUIIUIIW HIII COUIUIIUO »Es-I LHIIIIILII Wasser sein, ein »Durchläuchting«, der die Unterthanen seiner Gemahlin theil weise mit der Reitpeitsche zu erziehen beabsichtigt Daß der prinzliche Bräutigam Hir fche schoß, all’ di e zahmen Hirsche, die der König fiir aetocThntich aus der Hand fressen, das war einfach greulich lVon wilden Hirschcn in den Soeren’ schenWäldern schienen die rothen Stri bifaxc noch nie etwas gehört zu babent. Und daß der »fremde Prinz« selbst »den Kutscher spielte'«, daß er mit »onö Willemientje« in Galopp iiber die Leide fuhr, so daß man jeden Augen blict befürchtete, ,,ons broolijt lachend Willemientie« würde beruntersaklen, das setzte nicht nur viele Federn, son dern auch sehr viele Stricknadeln ener aisch in Bewegung. Außerdem war noch viel, sehr viel an dem Prinzen zu bemängeln, z. B. die Pickelliaube, die let-gen erade hal tuna, die turzern militeirixchen Bewe gungen, der mangelbaste chnurrbart und dann seine Jugend Einen grauen Bart brauchte er ja gerade nicht zu ha ben, aber .. .nun ja. Was fiir »so« wußte man eig-: ntlich nicht anzugeben. Merttoiirdig, daß der Prinz aus sol che Anzapsungen absolut nicht reagir te Er tam nicht im Sechsspiinner wöchentlich weniassng einmal um die Gunst der Amsterdamer buhlenx er lud sich —- Wnnder über Wunders — nicht szu Gaste bei der Firma Drooastoppel en Co. oder bei Mijubeer Abraham »in Essetten«; er verzog sein Gesicht nie zu einem süßltchen Lächeln, wenn bei der Defiliertonr ein Patrizier an i vorbeizog . . . . ,,’n mertwaardige man«! Man ließ seine Hirsche, Birtbäbne und Pferde endlich in Ruhe. Die gu ! Insekten nur siehe besche. Z s che: waren zufrieden, even. ; . Bring täglich 2-—3 Ansstellungen ei · s sie-m much nat k höchst wichtige «veraaderingen'k präsdiren und nach idem Eisen mit einigen gelehrten Her z ren wissen chastliche Probieme lösen wollte. » meelwaardige man« leß auch diese Wünsche unberücksichtigt. Statt dessen hörte man von An forstungen in mageren beide eichen, s die er befohlen hatte und hiiu ig be s sichttgte, von Besuchen, dte er einigen zlandwttthfchaftltchen Muse-mitth ; schasten machte, von stundenlan en E Ritten in glühender Hitze, denen mill tärische Jnspectionen folgten, und dann auch von seinen Besuchen in Am sterdam. Wat ’n,merlwaardig man! Er lam nicht im Vier- oder Sechs spönnerz der bürgermeisterliche Lan dauer acniigte ihm völlig. Und dann ...! er trug nicht einmal eine Uni form Ein Deutscher, ein Obotrite, ein niederländischer General und Ad miral und . . . . und .. . . nicht in Uni forml »Ree, nee, da’s merkwaardi l« Und der »dring in politiel" sah ich alles so genau an, die Schiffstverstem die Schiffe. die Hafenanlagen, die Ak beitaeber und die« Arbeiter; er sprach sogar mit ihnen, nicht esucht, nein, so wie der Mensch zum Ilsenschen spricht. dessen Thun er würdigt. Der »merkwaardige man-« avaneirte im Vollsmund zum »slinte vent«. Das will viel, sehr viel sagen, denn der Holländer mißt jeden an sich selbst, und er schätzt sich nicht gering. So recht in inniae Berührung mit der öffentlichen Meinung tam der Prinz aber doch erst gelegentlich seines jüngsten Besuches in Amsterdam, der in Hauptsache dem Schüttenielt des Vereins ,Claudius Civilis« galt. Zuvor besichtiate der Prtnz das städtische Schlachthaus, wo man aus den Besuch absolut nicht vorbereitet war. Als die Viehhiindler und Mehger davon hörten, ließen sie Handel-Han del sein und verstärkten die Reihen blutiaer und stalldustender Gestalten, die dem Prinzen begeisterte Hochs zu riesen. Auch einige Ferkelchen, welche die Abwesenheit ihres Hirten benutzt hatten, um die goldene Freiheit zu er ringen, gesellten sich zu den Huldigen den und drückten ihre Ergebenheit aus, indem sie ihre Schnauzen an den Ho sen des Prinzen abrieben. Nun aller dings erwachte die Herrschernatur der Qbotriten im Prinzen; er brachte »die sen Unterthanen« mit dem Spazier-stock die Grundregeln der Erziehung bei. thossentlich jubeln die ,,Rothen« nicht darüber. daß sie Recht behalten haben.) Von den Scharsschiitzen aus dem Schießplatz wurde der Prinz begreisli chertveise mit Jubel empfangen. Die sen Jägern und Schützen stand der deutsche »Hirschmeister« ja schon von jeher näher. « Ein freundliches Lächeln spielte um die sonst so energisch geschlossenen Lip pen des Prinzen, als er die Büchse in der Hand hielt, um den ersten Schuß aus 150 Meter abzugeben. 12 Kreise, das Maximum, wurde angewiesen. Allaemeines Bravo Nun lud der Prinz den holländischen Schützenmeister Kosten der sich kürz lich aus dem internationalen Schieszs wettstreit in Zürich einige Hauptpreise erschossen hatte, zu einem Wettschießen ein. Das Resultat des Prinzen, der mit der Büchse des Herrn Kosten ab wechselnd mit diesem, schoß, war: 11. 10. 11. 11. 10; 12. 11. s. Ein vorzüg liches Resultat, wenn man bedenkt, dasz der Prinz weder die Bahn noch die Biichse kannte. Herr-kostet schoß: 12.11.11.11.11. 11. 12. 10. Jedermann war entzückt von dem srei.niithigen Auftreten des Prinzen, L-- XII k- t--2 «-«·- .--L-- h-- CARL uks law H- jun- Uhu- usuks »Le- Vujupr.u bewegte und siir jeden ein freundliches Wort hatte. Auch noch bei der Absalni bewieg er, daß er nicht der unnahbar-, Ehrfurcht sordernde Autoirat ift, cis-J welchen man ihn beschrieben Im London-eh in welchem er mit dem Bürgermeister und noch einem Würdenträger Platz ge nommen, war noch ein Platz übrig. . Baron Tini-oh der Director der West indischen Dampfschiffgesellschaft stand unweit des Wagens. ,,Baron", ries derPrinz, »ei: is nog een Plaatsje«, und Herr von Tindal nahm dem Prinzen aegeniiber Platz. Nun ging’s im scharfen Ter zum Panorama, wo der Prinz die verschiedenen Juni-bilden u. ; A. auch solche aus dem haremsleben besichtigte. »Wat zal Willemientje ’ daarvan zeggen?« Dann gings zum " Thietgarten und von dort zur »Wester Suiter Nassinaderii«. Der letzte Be such aact dem Reichsinuseum, dessen derrliche Kunstschätze den Prinzen aufs neue entzücktem —---.--—.. Die englischen fliegenden Colonnen in Südasrita führen Pianoå und at monien mit sich. Aha, die Herren na länder sind zur Einsicht getornmrmdaß »Jnoaliden" immer noch Musikinstru mente zum Fortkommen bedürfen. O II · Der Aeronaut Santoö ·- Durnont hat die Entdeckung gerna t, daß ihm immer noch ein paar Kle nigkeiten an sein-km Ballen fehlen. Vielleicht ein Fallschirm und ein Lusitissenli c B III - Jn Chieago hat eine Frau Vierlinge geboren. Bei solchem Lokalpatriotij mus von Büt erinnen wird Chieago bald Zwei-NR ionenstadt sein.