Erzählung aus Mainzer alten Tagen von A. Rotbart (A. Hinnius.) MOWÆHXJZTMMCSMGJN 01 Mis-q::åAq..i.sxktEt»-1jf, LETG ils s« DOG (11. FortsekungJ » Cis-en Moment blieb sie zaghaft in M Thär flehen, aber als sie den-kran ken irn Lehnstuhl fab, trat sie muthia näher, denn Kranken und Hilslosen » her war Ban — sie war die mgettetene —- niemals zaghaft. Ja stefcherkte in solchen Fällen selbst teine persönliche Gefahr, das hatte sie schon zweimal-im Leben bewiesen. »Brtzeihung, herr Var-um« sagte sie, obgleich ibr der Kranke durchaus nicht freundlich entgegensab und sogar die»·dand erhob. als wolle er ihr die Thur zeigen. »Berzeihun«a! Die Haus tliiir stand offen, und auf der Treppe und irn Vorzimrner sah ich Niemand, der mich anmelden konnte. Da ver nahm ich den Ton einer Glocke, hörte Sie auch rufen, und so trat ich ein.« Unter dem Klang der weichenStirni tue verlor sich der sinsiere, seindliche Ausdruck in dem Gesicht des Kranlerr Wieder sah er verlangend nach der Karaffe mit dem Labetrunk, und Bil la, den Blick wie eine stumme Auffor derung nehmend, holte schnell das Verlanate und füllte das Glas-. Er trank in langen, durstiqen Zü en, denn er war fast oerschknachtet. ch, wie das wohl that! »Bitte, sa te der Baron jetzt ganz sanft, »mil! ie mir auch die Krücken Wu, oder ruft Sie lieber den Die ner « Aber sie war schon dem Winl seiner Augen-gefolgt, und da war das Ver langte. «Danlel« sagte er, sich mühsam auf richiend. Doch es wollte nicht so recht sehen. »Bitte, siühen Sie sich aus mich.« »Auf Sie?« fragte er mißtrauisch lud-re- » ihr-- zarte Gestalt musietle. Ein leises Lächeln huschte über ihre seinen Züge. .Jch habe im Kloster einmal einen alten Mann aufgehoben der sich den Fug gebrochen hatte; ich bin stärker als ie glauben.« Schon hatte sie Kopf und Nacken her-abgeknqu seinen Arm legte sie iiber ihre Schulter, und nun richtete sie sich allmählich mit ihm empor. «So,« sagte sie mit dem triumphi renden Lächeln eines Kindes, »sehen Sie? Jch habe recht. Und nun neh men Sie meinen Arm, in die andere Md Pie Krücke. Eins- —- zwei — So waren sie langsam durch das ·mrner gegangen, Schritt siir ritt. »Rechien — Linken, wie exerzirendes Soldaten,« sagte Billa. Doch plöslich blieb der Baron sie hest und ssah in das sonnige, lächelnoe Mädchengesichi, das ein Grübchen im Kinn eigte. Sie war für ihn wie eine pötzlich vom Himmel Gesallene. »Ja, aber wer sind Sie denn eigent lich?« Und dann brachen sie beide in lau tes Lachen aus, so aus dem Herzen kommend, so fröhlich. wie es wohl seit langer Zeit in diesem Zimmer nich: erklungen war. »Bitte. führen Sie mich zu dem Lehnstuhl zurüch ziehe Sie den Bor fang am Fenster etwas aus und dann age Sie mir, wer Sie eigentlich ist," sagte der Baron, auf dessen griesgrä migem Gesicht noch immer ein Lächeln g. Sie that, wie ihr aeheißen, und nun fiel ein Sonnenstrahl nenn- auf des Mädchens blonden Kopf, und das Zimmer sah plötzlich wie oon Zonnen lchein durchleuchtei aus Unwilltiirlich alitt fein Blick bin iiber zu einem Bilde an der Wam, das stellte eine Dame dar, wohl die Mutter des Barons, oder eine ältere Verwandte, denn sie trug die Mode vergangene-: Tage. Das Bild hatte ebenso klare, graue Augen wie das Mädchen da vor ihm, und jetzt, da noch immer das Lächeln auf ihrem Gesicht lag, da glich es dem Bilde, be sonders in den Augen. Doch er hatte sich wohl zu viel zuge mulhei, es über-fiel ihn jetzt doch eine leichte Schwäche, er lehnie sich zurück, bleich und ma t.t Da war sie wieder an seiner Seit-, hilfsbereit wie eine echte Fran, der ohne besondere Anweisung der feine Instinkt das Richtige eingiebL Der arme, reich-» einsame Mann, wie leid er ihr ihar Ihr weiches Herz umfaßte in unenxs sem Mitgefiihl alle lei den Ge . sie, Menschen und Ihm. Mit der kleinen arbeii Hhirieu Fand, die sie mit lolnischem Wasser sfeuchtet, strich sie ihm sirnsx über utkn und Schläfen, daß er erleichtsrt Infathinetr. Ach, wie das wohl that! Und nun tarn sie endlich dazu, den Mag herrn Fall s auszuführen, M et, der Mißtrauische, gab ihr die W zu feinem Secretär und wies the Winsfach an, dem sie wichtige entnahm die sie herrn Fall sollte. «Cie Do eineBeerie Deren klinkte der Baron mii einem auf ipe zierliche Kleidung. sie wieder mit dem G M. »nur eine Diene Der verschwundene Diener erschienl inzwischen, aber die Strafpredi t blieb I aus, der Baron hatte sie verge en. Mit leiser Stimme gab Ban dem Diener noch einige Anweisungen; es war plötzlich so behaglich im öden Zimmer geworden. »Komm Sie nicht mal wieder zu einem einsamen, tranken Manni« fragte der Baron, als Billa sich end lich zum Gehen riistete. »Wenn ich dars, gern,« erwiderte das junge Mädchen, »oder ich schicke auch mal Schwester Angelika aus dem Kloster der welschen Nonnen; die hat mich erzogen und weiß immer überall, wo es fehlt.« Als Billa endlich gegangen war, da war ihm zu Muth, als sei es dunkel um ihn her geworden und die Sonne zur Ruhe gegangen. Achtes Capitel. » »Was nur der junge herr gegen die ’ Billa hat,« dachte ifrau Pütz, die dicke : Haushalterim Jetzt gönnt er ihr nie i mehr Blick oder Wort, er scheint sie gar z nicht zu sehen. Er konnte sie niemals J recht leiden, hat sie sein Leben lang ge reizt und geärgert, aber so arg wie fest hat er es noch niemals getrieben." Als Ban ihm neulich eine Speise reichte, und er underseheni ihre hand dabei berührte, da fuhr er zurück, wie vor einem aiftigen Insect. Das hatte dem Mädchen weh gethan. Ban setzte sich still an das untere Ende des Ti sches, wo sie mit der Haushalterin ih ren bescheidenen Plah einnahm, aber sie berührte die Speisen laum und unter drückte mühsam ihre Thriinen. Ban flammte ja aus einer schlechten Jomilis· ihrs Mutter m-» wes-frassen vielleicht irgendwo aus der Landstraße gestorben, ihre Großmutter eine alte Vettel. aber sie selbst hatte sich niemals etwas zu Schulden tommen lassen, sie verdiente solche Verachtung nicht« Auch angesehene Familien haben ihre dunklen Punctez die Mutter des jungen Herrn war mit einem Offizier durchgegangen, die Familie Falk stand aber deshalb doch erade so geachtet wie früher in der ätadt da. Warum wollte man also ein Mädchen verant wortlich halten für seine Hertunst, das niemals etwas Böses ethani »Was bieteit Du staulafsen feil, dummes Geschöpr fuhr Frau Piitz die Magd an, die mit Besen und Scheuettuch in der Hand dem Selbst gespräch der Haushalterin zugehört hatte. »Weißt Du nicht, daß Du das Zimmer des jungen herrn rein machen sollst?« Die Magd trollie brumrnend von dannen, aber sie war übellaunig und unwillig, denn sie sollte Billcks Arbeit übernehmen und sand es überhaupt un erhört, daß das hergelaufene Bettel tind bessere Kleider trug ais sie und ihre Mahlzeiten mit der haushiilterin am herrschaftlichen Tisch einnahnr Was war sie denn? Von der Straße aufgeleien, während sie Christine die Tochter eines angesehenen Weinbaw ern in Gonsenheim war. Man sah es ja, der iiinaere Chef hatte einen Narren an ihr aefressen und man konnte sich schon an den siinf Fingern abzählen, warum. Und siir solche schlechte Person kenns- Is des vaoi O hinnÆOsnI U Gestein war ec- gewesesn, da stand Billa wie irnmer im Zimmer des jun gen Herrn, das Kleid aufgesteckt un ter Dem die wohl-:efvrinten Füße in Den Kreuzbänderfchuhen sich tbar wurden die aufgestreifien Aermel ließen dies schlankem rosigen Arme frei. Sie fang leise vor sich hin; es klang wie Vogel zwitfchern, als sie fest die Möbel ab ftiiubtr. Beinahe war sie fertig, nur noch der Schreibtisch zu ordnen, da ging die Thiie auf, und herein trat der junge Herr. Ban erschrak und erröthete·tief, wie jett immer, wenn fie ihn fah, denn sie lonnte die Gartenscene nicht vergessen. »Was thuft Du hieri« fragte er un wirfch. « ; »Ich ordne Jhr Zimmer-, herr,« " sagte sie, »wie es jeden Tag gefchieht.« »Geh hinaus, ich will allein lein.'« Sie ging stumm hinaus, nachdem sie ihre Reinigungögerälhe zufammen geraffi. Erwin trat an feinen Schreibtifch; er ergriff einen kleinen Gegenstand, der dort gelegen — es war ein Frauen kon aui schwarzem Papier geschnit ten, eine Silhoueite, wie man sie in je ner Zeit liebte —- einen finsteren Blick daran werfend, zerriß er das Bild in Atome. Dann trat er zu Frau Piis in die Küche. »Ich wünsche nicht, daß Ban ferner mein Zimmer reinigt, sie fchniif fett in meinen Sachen herum; bitte, Adern-W Sie das künftig selbst« Frau Plis nahen ihre herausz derndfte Stekltmg an. »Ne- i, junger tr, des Ihrs-c weit, die Ban lt n dafür sank ich sie ani. —ich bab’ leise Zeit file solche s neben Ahn wenn-e Jenes net-e- in« - so kann es ja die Magd, die Theistin’« l besorgen, Sie werden sa sehen, was l daraus ivlgt«« » · Und die Magd, die Chrisiin’. be sorgte am nächsten Tage Lille-? Arbeit aber widerwillig und ungeschickt Eine z- schöne Vase stürzte dabei mit Donner gepoltee vom Schreihtisch herunter; aber Frau Piitz empfand bei diesen Tönen reine, echte Schadensreude. Ban indessen stürzte hinaus bis an das Zimmer des jungen herrli. »Ach, Christin» was hast Du gethan. die schöne Vase, die ich immer so ge hütet!" — Ader sie verstummte und zog sich leise wieder zurück, denn da stand auch der junge Herr. Doch das er wartete Donnerwetter blieb aus. Die einzige, di: heute Grund hatte sich zu freuen, war die Magd, denn die so gestrenge Haushalt-tin schalt eben falls nicht« sie warf ihr sogar einen hei nahe liebevollen Blick zu und verzehrte dann behaglich ihr Frühstück Marienandacht und MaienzauberS Welche Poesie liegt in diesem Wort. Leise sintt die Dämmerung hernie der, die bereits die Hallen des Dorne füllt. die Kerzen an den Pseilern ver breiten magischen Schimmer, ihr Licht dringt nicht hinauf bis zum Gewölbe, und so wächst der schöne Raum die ins Unendliche. Dustende Frühlingshlus men umkränzen daöBild der jungfräu lichen Gotte-mutter· und vom hohen Chor ertönen helle Frauenstimmen zu ihrem Lob und Preis, der diese In dachten geweiht sind. — Erwin Fall war etwas zu friih zur Marienandacht gekommen, die im Monat Mai allabendlich, wenn die Sonne zur Rüste geht, stattfinden Noch war Niemand in der Kirche, und so schritt er langsam durch den hoch wöldten Raum. Seine Schritte allten auf den Steinplaer in hellem Klange wieder. und die weißen Ge stalten der Kursiirstem die aus ihren . . l Grabmalern thronten, leuchteten ihm gespenstrsch entgegen. Das schritten eiserne Thor zum Kreuzaana stand wert offen; es war da, als wenn eine weiße Gestalt lustig, wesenlos vor ihm herschwebte. in den Rreuzgana hinein, wie ein ruheloser Geist. An dem Grabe des minnialichen Sangers Frauenlob vorüber ging er langsam wei;er. Nur noch ein letzter Sonnenstrahl fiel wie ein Scheidearusz durch die hohen, aothischen Fenster, de ren reiche Steinhauerarbeit kunstvol len Spitzenmustern gleicht. « Der Blick alitt hinaus auf den ariis nen Rasenfleck, der, eng begrenzt don dem Kreuzgang, an der vierten Seite den röthlich schimmernden Dontthurm zeigt· Unendlicher Friede laa über dem Ganzen; selbst die Thurmsalten, die sonst treischend den Thurm um treisen, haiten bereits die Ruhe ne sucht. Aus dem bochwuchernden Gras tauchte hier und da ein Kreuz hervor, eine Trauerweide mit einer halbver fallenen Bank darunter vollendete das stimmungsvolle Bild. Und weiter schritt Erwin. Drüben am Ende des Rreuzaanaeg tauchte die weiße Gestalt wieder aus; der lehre Sonnenstrahl war verschwunden, und nun vergrößerte das hereinsallende Zwielicht alle Bienenstände Draußen die Unruhe der Welt, hier der tiefste Frieden! Grabmäler, über die man hinweg schreitet, und an der Steinmauer die Waffen, die der da unten ruhende Schläfer einst getragen, der längst zu Staub und Asche geworden. — Wenn Erwin nur Jemand gehabt hätte, der ihm saaen konnte. was ihn eigentlich bedrückte! Er war tein Traum-er, er haiie sich niemals mit unnützen Gedanten geplaat und war gern mit den Alters-genossen aug aezogen zu sröhlichexn Tr:iben. Beicht stuhl und Kirche waren ihm sonst nicht sonderlich sympathisch, Und die Prie ster mied er· Und nun laa es ihrn plötzlich wie ein Alp ans der Brust. Wenn er im thnischen Kaiser mit den Kameraden zusammentraf, en denen mancher unter Napoleons Ad lern hinkt-abgezogen war, dem erhoff ten Ruhm entgegen, so langweilte ihn bald ihr Gespräch, und die Unruhe trieb ihn fort. Sonntags im Garten seld hatte er früher manch lustiges Abenteuer bestanden, aber diese Belu stigungen widerten ihn seht an, die flinken Dirnen fand er frech und reiz loI. Es war ein unerträglicher Zu standl Wenn nur der Vater nicht so rnit Hand und Fuß dagegen gewesen wäre, daß auch er sich in die Nobelgarde ein reihen ließ! Darum war er natürlich rnit sich und der ganzen Welt unzu frieden, er, der immer unternehmungis lustige Erwin Falkl — Jnitpischen war die weiße Gestalt, die er noch eben arn äußer en Ende des Kreuzganges gesehen, ver chtvunben; er hätte gern gewußt, wer hier noch außer ihrn irn gespenstischen Zwielicht unter Gräbern lustwandelte. Aber alles blieb still. Er stieg eine kleine Treppe empor, die zu einem der Seitenthiirme hete; aber die Pforte war verschlos en, auch nicht das Urndrehen eines Schlüssen hatte er vernommen. Endlich legte er den Weg, den er ge kommen, langsam wieder zurück. — Die Kirche hatte sich bereits rnit An diichtigen gesiilltz leise fette die Orgel eierfn und nuiäoäegteszkth Iphigen ang vorn a . ne einzelne Frauenitiinine schwebte iibee dein Ganzen, in subelnden Ihnen stieg keu"Mmrviih-end die anderen leise - ' « na angen. i See-entkeimen sub cwin itM ! pp- wiss-; -—i--k-v Cdsor auf, indessen Dämmerlicht die ernßen Geßnlten der Sängerinnen der weischen Rennen, verschwammen Nur " eine lichte Erscheinung lpb sich wie eine weiße Taube von dern duntten Hinter grunde ab. sie sah aus wie eine ichiine Verheißung, und die Töne. die ihrem - Munde entitrsmtem vollendeten diese Vorstellung. Mancher Andachtiae, der sich aus - dern Weibwasserberlen die Stirn netzte, iab befremdet auf den jungen Mann, der mit bald geschlossenen Augen an der Säule lehnte, und hielt ibn viel leicht fiir einen Fremden oder einen jener Ungläubigen, die noch von den Wir-ten der Revolution her alles der spotteten und es Aberglauben oder Ab ; götterei nannten. Erwin aber fühlte lich wie in andere Regionen emporgehoben, wie durch einen Schleier fah er durch die Weib rauchwollen die Kerzen, das Marien bild und die Sängerin. Erst als : längst die Töne verhallt waren, fast alle Andachtigen die Kirche verlassen hatten und eine Kerze nach der anderen erlosch, trat auch er hinaus in den won nig milden Maienabend. Es war spät geworden, zu Hause wartete das Abendessen, und Erwin schritt deshalb eilig iiber das Höfchen der Schulterftaße zu. urn sich nach dein Flachsmartt zu begeben· Da sah er wieder eine helle weibliche Gestalt vor sich, aber sie bog nicht in die Schusterstraße ein, sondern schritt - eilg durch den engen Durchgang der Universitätsbiiuser, urn vielleicht durch die winlligen Gassen und Gäßchen - einen Richtweg einzuschlagen. Kannte er das Mädchen? Er wiirde auf eine Frage mit zorniger Abwehr geantwortet haben. und doch folgte er »Im Its-«- sv Chors-und «-n-»c-O du« ---- -- ---.7-·-7 --------- die Sängerin aus dem hohen Chor in der Marirnandacht gewesen war, die er, seit sie wieder im Dom gefeiert wurde heute zum ersten Mal besticht hatte? Was ging ihn das überhaupt an; er hatte sich n emalö um die wel Zschen Nonnen und was zu ihnen gehör te geliimmert. i Noch immer schwebte die helle Ge . stalt vor ihm her, gerade wie vorhin im Kreuzgang, und noch immer folgte er ihr in der stillen, menschenleeren Gasse. Jeht trat ihr enr Fremder ent gegen er versperrte ihr den Weg, schien sie mit Anträgen zu belästigen und sie schließlich in die Enge su treiben. Sie hatte sich an ein haus gedrückt und sah sich nach einem Beistand um, rührende - hilflosigleit in dem holden Gesicht. Da war er mit ein paar Schritten an ihrer Seite, hatte den Fremden zu rückgestoßen, daß er taumelte, und Billas Arm ergriffen. »Das Mädchen steht unter meinem Schuh!« ries er. »Unterstehe Er sich nicht, es anzugreisen.« Wüthend wollte der andere denStocl erheben, aber ein Blick ans den kräfti gen jungen Mann und dazu die geball te Faust die er ihm unter die Nase hielt, er tickten alle Kampfgeliistr. «Bitte,« sagte er höhnisch, »ich will nicht stören!" Dann machte er sich aus dem Staube. — Noch lehnte Billa an dem hause, in dessen Schutz sie sich gesliichtet; er legte leise den Arm um sie und sah in ihr liebliches Gesicht. Verlockend blühte ihm ihr rother Mund entgegen, aber diesmal widerstand er der Versuchung; leicht streiften seine Lippen ihr blondes Haar. Da richtete sich Billa aus. Ein Blick in Erwins Gesicht —- und ein tieses Ergliihen. Sie erlannte erst seht die Situation, in der sie sich besand. »Du solltest doch nicht in so später Stunde allein durch diese einsamen Straßen gehen,« sagte er in so weichem Ton, wie sie ihn nie von ihm gehört. Sie wollte etwas erwidern und lonnte es doch nicht· Ins-s Ins-«- mn Hoff In Fuss-I- In — ----· I- q- .- -s thunfx Du tannst meinem Vater sagen, dass ich noch eine Verabreduna fiir den Abend habe«« fügte er dann tn der al « ten, schroffen Weise hinzu. So trennten sie sich. — Neuntes Kapitel. Jn ihrem Zimmer angekommen, wars Ban eilig Tuch und Schleier ab, um sich in die unteren Raume zu bege ben, wo ihrer die gewohnten Pflichten harrten. Da erhob sich vor ihr eine dunkle Gestalt, so plötzlich und unver muthet, daß sie einen Schreckensruf nicht unterdrücken konnte. »Stil! doch," sliisterte Frau Bac dara Zech, «lennst Du denn Deine alte Großmutter nicht mehrt« Der Mondstrahl fiel hell auf Billa’s hleiches Gesicht, aus dem der Ausdruck ohen Glückes wie weggewischt war. ie hattest ch in der rche hei dem Klange ihrer eigenen Stimme so welt «entriickt gefühlt, hoch emporgehoben über alles Riedere, Gemeine, und dann — tvie ihr das her-s hoch aufschwell, als e r sich u ihrem Beschützer aufwarf und darauj einmal anders smit i r xprach ’als onst! Es war ju nur ern o lur er Moment etoesen, und doch hatte te in diesem oment alles ver gessen, toas er ihr bisher angethan, und nichts war eblieben als ein un eheures Dante iihl sitt ihn. So satte sie ihr immer betreten, und nun —- roar das wieder alles vorbei, das ganze Elend ihrer herlunst stand wieder riesengro mit dieser alten Frau vor ihrem lies. . « he, Großmutterl« » . a, ts. ich wes schon. M Ist Deine gewöhnliche neede,« lautete die - psindi « eit « —- -. -. ----.--, . Entgefnung.» Ader ich bin nicht ern ch, weiß ja, Du haft jeii keine Die snosi so scharfe Stimme tlang deute versöhnlicher als sonst »Ich will derweil warten. geb nur, Kind, und wenn Du wieder kommst, dalt ich Dich nit lang’ auf.« Und wieder strich die knöchernehand itder Billaj haar, aber widerwilliger noch als früh-er bog das Mädchen sich zurhiiC die Berührung thrt iksm seist we . —— — Während die herrscht-it im Eßzink met speisie, schricksChkistim die Magd, leise die Treppe hinan zu Billas Zim mer. Sie hatte vorhin, als sie vom Boden herunterkom, dort sprechen hören, und so sehr sie auch ausgedaßt, Niemand datte sich dann aus dem Hause ent fernt. Hatte die hochmüthige Prin zeß, die so tugendstolz that, vielleicht einen Schatz? Wenn sie sie doch einmal an einer schwachen Seite fassen könnte, sie, die ihr immer als ein Muster von Pflichttreue vorgehalten wurde! Leise, aus Socken schlich sie näher. Richtig, da rührte sich etwas. Und nun sah sie durch den Thürspait den Schimmer einer Kerze, und dei diesem Kerzenschein die alte Hexe, wie sie vor Billas geöffneter Trade stand, in der diese ihre Kleidungsstiicte uufzudewahs ren pflegte, jedes einzelne Stück der auönahm und dann einen,wie es schien, schweren Gegenstand aus irgend einem Winkel dervorholte und ihn unter den Kleidern verbarg, die sie sorgfältig wieder auseinander schichtete. Christine frohlockte. Das datte et was zu bedeuten, da ging was nicht mit rechten D inane mit rechten Dingen zu. Sie hatte es ja immer gesagt, diese sanste Demuth war nichts als Heuchelei. Leise glitt sie die Treppe wieder hinab, es war die höchste Zeit. Sie holte schnell aus der Küche die blanken Wassereimer und lies zum Brunnen.wo sie um diese Zeit ihr Schas erwartete. Billa hatte der Alten von ihren Er sparnissen gegeben. was sie entbehren tonnte, und diese nahm die Gaben, die sie sonst geringschiihig betrachtet hatte, dantbarer als sonst an. . Damals, als das Mädchen eben aus dem Kloster in das wohlhabendesauss mannshaus zurückgekehrt war, hatte sie von Billa verlangt, sie solle ihr von den reichen Vorkiithen in Küche und Speiselammer zustellen, was sie, ohne daß es aussiel, irgend erreichen lonnte. Aber de- hatte sie ungefähr eine ähn liche Abfertigung erhalten wie Erwin, als er Billa im Garten einen Kuß rau ben wollte. Sie mußte die Erfahrung machen, daß sie sich in det Enkelin, die in solchen Dingen unnahbar war, gründlich oerrechnet hatte. — (Fortsehung solgt.) ——-- «-. anel Saus-O schauten-en Onkel Sam kennt die Kühnheit und Erfindungsgabe seiner «herren Ver brecher" und undurchdringlich er scheint das Bollwerk, in dem die Ver einigten Staaten ihr Schatzamt ge borgen haben. Unser Goldvorrath hat gegenwärtig eine höhe erreicht, die er in der Geschichte des Landes nie zuvor gehabt hat« 496,000,000 Dollars in gemiinztem Golde lagern zur Zeit in dem hauptschatzamt und in den über das ganze Land oertheilten Unter schahämterm Jn der Subtreasurn zu New Yort allein befinden sich zur Zeit 170,000,000 Dollars in gemiinztem Gold. Die eigentliche Goldtammer im Hauptschatzamt zu Washington befin det sich dirett unter dem imposanten Mittelbau des hauptschatzamt-Ge bäudes. Sie ist 75 Fuß lang, 20 Fuß breit, 12 Fuß hoch und könnte, der ganzen vorhandenen Caparitiit nach, mehr als zehnmal so viel Gold in sich --.k--I-.--- -J- h-- --f--L-4- -Is«--II — MUIIIIHIUILUI, ils-ils »Es HLIUOtlIIIIIs Ists-III Goldvorrath der Bundegregierung ge aenwiirtig beträgt. Die cytlopenhait masiiven tlmiassunggmauern bestehen aus mit Crinent gedichteten Graun dlödem sind durchschnittlich 1275uß Sirt und innen und außen mit je einer Panzerplattirung · von gehörtetem Stahl betleidet. Jn der Mitte des Mauerwertes selbst befindet sich in der ganzen höhe desselben ein nmlaufens der hohlraum welcher mit genau ab gedrehten Kugeln aus gehärtetem Stahl angefüllt ist. Sollte es je einem Berbrecher gelin gen, unbemerkt von der Wache, die äussere Mauerhälfte zu durchbohren, so würden diese Stahltugeln allen weiteren Bohrversuchen nniiberwinds lichen Widerstand entgegensezem info fern, als sie dem Bohrer stets neue Angriffsfliichen bieten und auf diese Weise sein Bordringen verhindern. Die Thüren der Kammern —- es sind ihrer nur zwei —- bestehen ebenfalls aus gehörtetem Stahl, sind mit je ei ,nem Zeit-Schloß versehen, welches ihre Oeffnung nur zu einer ganz be stimmten Setunde überhaupt ermög licht, und haben ein Gewicht von je 120 « Centnern. Zu diesem Schutz kam vor 4 Jahren noch eine äußerst empfind liche elektrische Sicherheitsverrichtung, ( welche in verbrecheisches Eindringen in » das Gewölbe zur absoluten Unmög lichteit macht. Sobald nämlich die schweren Stahlthiiren geschlossen sind, wird jede von ihnen noch mit einer ganz dünnen Thlir von Eichenholz überschlofsem welche beim Eintritt in die Kammer in zwei Flügeln gegen die s Mauer aufgellapdi weeoxn .-.»,. so - dnld nun Jemand den tleinen Mei ; sing-Riegel, der sie schließt, auch nur berühren wollte, so würde augenblick lich ins Zimmer des Wachthabenden eine große. elelteifche Glocke läuten. Zugleich aber würde auch jede Polizei station der Stadt alartnirt werden. Bis heut iß noch niemand so liilin gwesen, einen ciubruchsverfuch in die Goldlammet von außen der zu wagen. Aber auch von innen diirfte selbst eine bloße Anniihetung in drei-technischer Absicht iinzlich ausgeschlossen fein Eber n könnte ein Dieb« mit Aus sicht auf Erfolg, hoffen, die Umfas iungsmauer mittels Sprenggelatine zu zerschmettern, als auch nur eine der vielen starken, ital-lernen Gitterihuken zu öffnen, welche den langen Cortidok zur Goldlammer abtheilungsweise verschließen. Seit dem spanisch - amerilaniichen Kriege werden die Gewölbe dem Belu cher nur noch gegen Vorzeigung einer vom Schahmeister visitikten Einlaß tarte geöffnet, welche auf die Person lautet, nur zur einmaligen Benuyung berechtigt und dem Wachthabenden oorgezeigt werden muß, der sie dem Besucher abnimmt. Man wird von dem Knssiker« welcher zugegen ist, sehr freundlich empfangen und, je nachdem er Zeit hat, auch recht angenehm unter halten. Er zeigt dem Belucher z. B· eine jedenfalls zur Beiichtigung file Fremde eingerahmte 10,000 Dollar Note und weidet sich un dem Erstau nen des Beluchers, der es laum zu teilen vermag, daß ein Stückchen bunt bohrt-dies Nani» einen In hobenMertb repräsentiren kann. Dieses Erstau nen zur Verdlüffung zu steigern, und sich dabei höchlich zu amiisiren, veran laßt ihn, dem Fremden ein unschein dares Päckchen in grauem Hanfpadier in die Hand zu geben und ihn zu fra gen, wieviel das unscheinbare Päckchen nahl werth sein möge in den Augen des Haltenden Dieser riith hin und her und er fährt das Päctchen enthalte »nur it 000,000 Dollars in Zehntausenddols larnoten«. —- Tableaul — Auf dem Tische liegen zwei Beutelchen. Der freundliche Beamte heißt den Frem den das eine, kleinere, aufheben. Der Fremde thut’z. Das Beutelchen ist 20 Pfund schwer und enthält »ein Ta schengeld von 250Doppel-Adlern oder Zwanzigdollar - Goldstücken«, mithin ein Stimmchen von 5000 Dollorsl Dann heißt der immer freundliche Be amte den Erstaunten das andere, we nig größere Beutelchen aufheben und —- lacht herzlich. Der Befucher aber nicht; er ift nicht im Stande, das «Beutelchen« aufzuheben, denn das Ding wiegt »nur 80 Pfund« und ent hält 20.000 Dollars in Adlern oder Zehndollar - Goldstücken etc. Wun der iiber Wunders Staunen iiber Staunen! Geld —- rnithin auch das gemiinzte Gold —- ist überhaupt nur ein Ad ftraetum im Schasamt Millionen in Metall und Papier gehen tagaus, tagein durch die hände der Clerts, wie die Waare durch die Finger der La dendiener. Von dem Zeitpunlte an, da das Varrengold in die sogenannte .Efsah-Office«, oder das »Prodier Amt«, eingeliesert wird, bis zu dem Augenblicke, da eß als Münze oder in Papiergeld die Maschine verläßt, und entweder in den Verkehr hinaus oder in die Gewöle zuriialIandert, bat es ein ungemein coindlirirtes, aber wie ein Uhrwert genau arbeitendes Checti und Contrechectsssystem zu vassiren, das eine Unterschlagung auch der ge ringsten Summe sast ganz unmöglich macht; völlig unmöglich aber ist eg, daß auch die kleinste Desraudation unentdeckt bliebe Der augaemiinzte titolrvorratb wird nur dann gezahlt« wenn bei ei: nein Wechsel in der Präsideutschait auch ein Schatzmeisrer den anderen ab löst. Da der Schatznteister für den gesammten actuellen Gelddorrath der Regierunq verantwortwortlich ist, io muß bei seinem Abgange auch der aus gemiinzte Goldvorrath Stiiet sitr Stiiet ausgezahlt werden; eine Arbeit, welche das gesammte Zählpersonal ungefähr einen Monat in Anspruch nimmt. Der Betrag mu bis aus der Cent stimmen, was au bisher« stets der Fall gewesen ist. Erst dann iibers nimmt der neue Schadmeistet sein Amt nnd händigt seinem abgehenden Collegen eine Quittung über den liber nommenenEetrag aus. Daraufhin erhält der ErsSrhacmeister seine Cau tion wieder und dars sich mit ruhigem Gewissen ins Privatleben zurückziehen Der neue Schatzmeisteh ebenso die höheren Unterbeamtem haben Caution zu stellen; die Clerts dagegen, durch deren hände das eigentliche Geld tiigs lich geht, sind cautionssrei. Für sie übernimmt der Schatzmeister selbst die Verantwortung« Jrgend eine nen nenswerthe Gesahr läust er dabei nicht, denn das oben erwähnte Thea system arbeitet zu vorzüglich. Zum Schluß sei noch erwähnt, dass eine Million Dollars in gemiinztern Golde nette 3695 Pfund, handelsge wicht, wiegt. Der ganze gegenwärtige Goldvorrath der Union wiirde also die respettable Schwere von rund 917 Tonnen Goldes erreichen. Mit diesen Gewicht diirste die Union in sinanztel ler Hinsicht heute an der Spiße alle Rationen der Welt stehen. «