Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 11, 1901)
· ---0-.-0-— IRS-vors Marie Stahl. —-.-.-.--.-, , — hm —« Mi röufperre sich noch einmal un! Fieber-te alsdann ganz leise einig» - eru von Kommt a Vogerl geflo sei-« vor sich hin. Gsnzlich erfolglos-. Vetter Friedrich ging an ihr vors über-, wie es schien ohne sie zu sehen. hat man je so etwas erlebt? Nein. Ein solches Benehmen staat beispiellos da in Molli’s achtzehnjährii get Lebenserfahrung! Sie, die in dem Rufe stand. sog-en Knaben in Pumphöschien und alten Männern die Köpfe zu derdrehen, dir bereits einem Fabritbesitzer mit zwölf tausrnd Mart Jahregrente einen regeli rechten Koti- gegeben datte und zur Zeii einig-e Leutnants und Reserendare schmachten ließ, sollte auf diesen lang beinigen, semmelblonden, großohrigen Vetter Friedrich nicht den geringsten Eindruck machen? Zierlich geschützt, mit blendend wei ßer Küchenschiirze, saß sie oben auf der Leiter, die nach dem Obstboden führt-, ein Körbchen mit Aepfeln im Arm, ge rade als er hier vorbei, wie üblich um Die Mittagsstunde, nach dem Kornspei cher gehen mußte. Und er sah sie nicht einmal! »Komm man runter, Mollichen, weißtr. wegen »dem« brauchst’e nich aui’n Appelboden zu steigen!" ries eine Stimme von unten herauf, und gleich darauf tauchte Arno, der Tertianer, aus der lnarrenderi Stiege empor, die nach den unteren Räumen des Wirthschasw gebändes fülicte. Arno brannte natürlich lichterloh iiir Keusine Molli. trotzdem er oier Jahre jän er nur, alr- sie. » ummer Junge!« gab sie ungnädig zurück, »was- fällt Dir ein? Jch bin zu meinem eigeusten Vergnügen hier auf den Boden gestiegen, um mir einige Aepsel zu holen« »Na. da hätte ich mir aber ’ne bessere Sorte ausgesucht, als- die allen grassirk nen Musiipvei. Die seinen Eßäppel liegen alle bei Mutter-c auf der Vor rathstammer«. beharrte Arno und kam langsam die Leiter heraus. »Geh’ fort, laß mich hinunterl« he fahl Molli, ärgerlich das feine Näschen hebend und die Spitzenröclchen zusam menrafsend. Aber Arno stand oor ihr und rührte sich nicht. «Kommft Du mit mir in den Gar llIP Wir wollen frische Blumen fiir Dich aus rein Treibhause holen«, schlug er vor. »Nein, ich bin gewöhnt, daß man mir Blumen bringt. ich hole mir tei ne!'« entgegnete Moli sehr schlechter Laune· »Wenn Friedrich nicht solch ein entsetzlicher Stockfisch wäre, würde er einsehen, daß es seine Pflicht ist, ei ne junge Dame, als seinen Gast, mit Blumen zu versorgen.« »Da lannst’e lange warten!« he merkte lachend Arno. »Weißt’e, was er von Dir gesagt hat, als Fräulein Emma ihn mit Dir neckte und meinte, eine schönere Braut als Dich lönne er doch nicht finden? Die ist mir ja viel zu eitel, die den t, wir Mannsleute sind Je die Pudel nur zum Apportiren «.hat er das gesagt?« rief Molli. in dem das Blut ihr in den Kopf stieg. »Das soll er büßen! Er soll noch ap portiren lernen!" ghre Augen blitzten vor Zorn. ie gab Arno einen Stoß, daß er ei nen Sprung von der Leiter machen mußte. Ohne ihn weiter zu beach ten, lies sie an ihm vorbei, der wie ein Gesederter aus dem staubigen häcksel herauskrahbeltr. ·- i i Täshkitfisp Mollis Stimme klang sanft und be cheiden »Was wünschest Du?" Friedrich ivar zii sehr Kavalier, um diesem Ruf nicht auf das Höflichste zu folgen. »Lieb» Friedrich, töiintest Du mi r nicht die Anfangsgriinde vom Stat bei bringen? Und vom Wbift? Eis wür de Onkel gewiß freuen, wenn ich manchmal mit ihm spielte.« Friedrich fand diesen Wunsch, dem Ontel einen Gefallen zu thun, riefig nett von Molli. Das Hätte er ihr garnicht zugetrautk Er erbot sich sofort, den Lehrer zu machen, und so saßen denn Beide den Rest des Abends an einein kleinen Tischchen in einem der behaglichen Schmollwinkel in Tante Alivinens Wohnzimmer, beisammen. Sie begriff recht schwer. Wenn der gute Fr iedrich seine Lektion noch so gründlich erthcil te, sie machte imi: ier wieder Dummheiten wenn sie ausspie len sollte, nnd jedesmal sahen ihn dann die großen, sanstschimmernden Kinder augen hilflos und fragend an. Er mußte sich immer wieder zu ihr heriiberbeii en und helfend eingreisen Jede-mal ftreiften ihn dabei ihre fei nen, weichen Hände und athmete et den Duft ihres wirren, seidigen Gelocks. act hatte ini Anfang ein paar Ma gerlith nnd ungeduldig werden wol Ider das verging ihm bald Dis Kinderaugen sahen ihn dann s Mick ichan und der kleine siisie Muni I Mai- Mmd sich weineriich. Da - »sich-IMM- Friede-ich's bat Malli int , Maus-« Man-ice os- ist TE ? MVI III l sank-taufen arm-i ums iß so wire g dabei, er wirft mich immer Ani« l Und Friedrich rniihte sieh stunden I lang mit ihr auf dem Eise. F Auch hier war sie etwas ungeschickt » er mußte sie sehr diel seit seinen starken , ; Armen stiitzem iiidren und oft auffan J - gen, wenn sie schwanlte. " Dabei lernte er sie von einer ganz neuen Seite kennen. Sie war efiigig , s und fchmiegsam. Auch zeigte e leb - hafte Bewunderung fiir lerne Kraft und Gewandtheii, die lie wie etwas » Phänomenales anstaunte. - Der gute Friedrich, der sich noch nie im Leben fiir etwas Besonderes ge halten, tam zum ersten Mal zu dem wohlthuenden Bewußtsein, daß er doch ein »foricher Kerl« sei. Arno hatte unterdessen Selbstmord gedanlen und war nur nicht mit sich einig, auf welche Art man wirlungsvoll dramatisch und zugleich angenehm aus dem Leben scheiden könne. Friedrich wurde plötzlich merkwürdig nachdenklich und zerstreut, obgleich er sich sein Leben lang nicht viel mit des Gedankens Blässe abaequiilt hatte und der pünktlichsie Mensch von der Welt war. Nachdem er zweimal den Herab-Iden schliissel stecken ließ und einmal eine wichtige Bestellung an den Fleischee vergaß, der ein Stück Vieh abholen sollte, bemerkte er selbst, daß er sich in einem außer-gewöhnlichen Zustand befand. » Das Essen schmeckte ihm nicht, wie fonsi, und er war merkwürdig reizbar, trotzdem er im Ganzen Nerven wie Stricke hatte. Fräulein Emma weinte bittere Tbränen, weil er eines Abends ihre Puffer ledern fand. und als Arn- be UUUIZTIN JJCUUI Jcl ccllc Uctslksc III tette, betarn er eine schallend-e Ohrfei ge, die ihn so verblüffte, daß er die ernstliche Besorgniß äußerte, Friedrich zeige Snmdtome von Geistesstörung und würde wohl nächstens ins Irren haus kommen. Zum Glück kam es anders. Onkel Gisberts Geburtstag wurde, mit einem großen Fest gefeiert, zu dei sen Vorbereitungen Molii schon vier zehn Tage vorher bei der guten Tante , . eingetroffen war unter dem Vorwand, »helten« zu wollen. Die hilfe bestand aber in der aller dings anerkennenswerthen Leistung, « daß sie den Ontel und die beiden Vet tern angenehm beschäftigte und sich sehr von Tanie Alwine verhätscheln und pflegen ließ. Jm Tanzsaal war es — denn na- F tiirlich wurde Onkels Geburtstag zu Ehren flott getanzt —- als Friedrich, zum ersten Mal ganz deutlich zum Be- E « wußtsein tam, daß der höchste Reiz « des Lebens für ihn darin bestehen wür- . de, Molli in die Arme zu nehmen mit dem unbestrittenen Recht des Eigen-« thümers. « Er hätte dem Lassen dem Leutnant, der gerade mit ihr tanzte, die Knochen entzwei schlagen mögen. T Sie sah heut zuctrig aus in dern weißen Spinnwebtleidchen mit der ei- ; , nen weißen Kamelie in dein goldenen Haar. Jn der nächsten Pause iin Treib haus nebenan hinter der großen Fä cherpalme, legte er tief athtnend die ;,große feste hand auf ihren rosigen Arm und fragte wie aus der Pistole , Igeichossen «Molli liebst Du mich?« I Das war nämlich kük ihn m wich tigste zu erfahren, denn daß er sie lieb te das wußte er ja jetzt. Molli lachte hell auf. Dann richtete sie sich zu stolzer Höhe aus sah ihn von oben herab an und sagte : »Du bist aber lornisch, Friedrich!«« "’ aus dem hallet-bot mit dem Nikolaus ) I ) « - t sie-U esse-. tau- aga tm nasse-,- . »Willst , Illlllllltcuc cl, »I- III tun-II heiligster Ernst!« ,,O«, lachte sie, »ich denke ja gar nicht . daran, Du weißt doch, die Männer sind « ja fiir solch ein eitles Geschöpf, wie ich l bin, nur zum Apportiren das« s Und dann ließ sie sich den ganzen· Abend von dem Leutnant heftig die Kur schneiden. Friedrtch hat den Schmerz dieses Abends wieder überwunden und sich ! auch wieder mit Molli ausgesöhnt, ebenso wie Arno. Sie haben später eingesehen, daß es « zu den schönsten Jugenderinnerungen; , gehört, einmal rasend in seine Cousine « : verliebt gewesen zu sein und sich ihret i wegen todtichießen zu wollen« ; Es ist ader nicht sehr gefährlich und l man schenkt ihr später eine silberne Zucker-date zu ihrer Hochzeit oder eine Rototo-Pendiile. --.·-—- --— -—-—— tollste Mohn. —--..— Ein herrlicher Sommertag ! Jn weiten wogenden Wellen wiegt i sicb das Korn. Von den Decken und i Rainen beriiber dringt ein Duttmeer « von süßem ital-traut und nickendem ho 7 nigtler. Und über all der Pracht die lachende Sonne des Hochsommers. Durch die große Stille des Sonn I tagsmorgens schreitet die junge Wittwe Beegler, dem armen Taglöhner, nach rien drei Linden aus der DR vor dem z Dorfe. Ueberall ein heimt S Zirpen z st Kntttern zwischen den hol-nen, uberall Lerchentlang Sie gehen sum-n I durch den Mor n, jedes seinen etsenen . Gedanlen n "ngend. Unter den « ' n Linden bleibt die Bäuerin E den Kronen und zieht den Duft der les ? ten Bism- eiu. Dann duckt ne via schlankem kraftvollen Burschen an und - zeigt tnit der Band nach einem Acker. i .Ritlas. meinst Du, daß mer M - schneide kann ? —- Daj va. wo der Mohnilect drin is ?« z Der Taglöhner räusperte sich verle gen und antwortet mit einem kurzen: I »Ich dent’ t« · «Du hast mer im Klee so gut geholfe’, ich dent’, Du hilfst mer auch jetzt wie der ? —-- Was K« Die warmen Worte machten ihn ganz zum Kinde. »Ei ja. gewiß l« Und er nahm seinen breiten Stroh hut ab. Aus dem Thal tatn der Klang einer Morgenglockr. Er riß die Augen auf und das ganze Kornfeld lani ihm ver ändert vor, es hatte eine neue, glänzende Farbe. »Wie schön doch !" rief sie. —- »Es steht gut ! — Aber fo ein Hof ist für ein Weibsmensch doch zu viel," setzte sie dann noch mit Nachdruct hinzu. Und ihr vielsagender Blick streifte ihn. »Ihr mißt Euch ’n Knecht nehme’· Ter Mohnilect da dürft’ nett fein.' »O mei. gewiß nett ; aber die frem de« Leut i« Sie seufzte tief. baß sich ihre volle Bruft unter der Knopsjacke mächtig hob. »Ich mein, Villers-, tncin Seliger wär’ Dir nct gut gewisse-? —- Warum nur?« Er rieb sich mit Born rauhen Arr tntsl die1 kleinen Schweißtropfen von der Stirn und erwiderte- bann klein laui: »Ach, das war also!« »Wie dann?« Ein. zwei Schrittes tarn dir Bäuerin mit dir-sur Frage näher auf ihn zu und stand nun dicht vor ihm, von strahlt-us dein Gold übergossen —Fncit dnä darbi« sont-s ess- betrieb «Nillas!« »No, es war a so! —« Heut’ it- Sonn tags« . Da wandte sich die Bäuerin mit ilnn dem Dorse zu und besprach noch die ses und jenes unterwegs. « Der Himmel wölbte sich am nächsten J Morgen in mildem Blau und in wun- j dersamen Weisen musizirte es in den : Lüsten, im Grase, im leuchtenden 1 Walde. Jn den Linden rauschte der ! Morgenwind. Das ganze Feld war· lebendig und zwischen den goldenen Aebren stachen die rothen Röcke der Weiber und die wisiszenhemdärmel der Männer malerisch hervor. Ueberall tauchten arbeitende Gruppen aus und nieder, die Sensen klangen und die Sicheln blinlten. Mit wuchtigem Ausholen mähte Nillas schon von dem ersten Lerchen triller an. Die alte Magd, welche die Hallerhöserin geschickt hatte, vermochte ; ihn laum zu folgen, um das Kornj auszunehmen lir achtete nicht aus die Sonnengluth. Mit einer wahren Wutb schritt er vorwärts, der rotbe Mohn, der ihm so grell in die Augen stach, sollte vor dein Mittagessen, das die Bäuerin nun bald bringen würde, noch weg. Dabei dachte er immer an die Worte von gestern. Ja, was hatte er, der arme Bursche, bloß mit dem Hallerbauer oorhaben lönnen? Beide hatten sie ein Mädchen geliebt und der Reiche hatte gesiegt, wie überall Er dachte schon lange nicht mehr daran. Nun schnauste er und liesz die Sense ruhen und seine Augen siarrten theil einwärts. Er überlegte-, ob er die Magd nicht erst noch einmal an den Born schicken sollte, Wasser zu holen. . .. Daß ihnen die Bäuerin nichts her ausgebracht hatte, lalten Rassen Milch oder so etwas? Sonst geschah das doch? Er verschmachtete bald, trotz des Grashalm-L den er beständig laute . . . . »Anngert. hol’ Wasser.« Die Mund litsb fiel-i das ais-it nasf einmal sagcsn, zudem sie schon langei zum Umsasen müde war. Nitlas sah ihr nach bis sie zwischen den nächsten Feldheclen verschwand und - ließ sich dabei den Wind über die breite braune Brust blasen. »Ei, ei!« Er erschrak Die Bäuerin stand hin- s ter ihm, ohne dass er gehört hätte, wie ; sie über das Kleeseld gekommen war. ! Nitlas verzog sein Gesicht zum Lä- « cheln, daß sein weißes Gebiß blitzte. Die Hollerhiiferin stellte den Korb hin. « »So weit schon?« Er nicktr. Ueberall lag es wie schimmerndes Gold über dem Gefilde. »Man könnte auch bei die Linden gehe’,'« sagte sie trocken. »hier brennt ’ö ja schrecklich« Und der stramme Bursche in seinem groben hemde wandte ihr sein gutmü thiges Gesicht zu und ging dann neben ihr durch die Stoppeln. Er hatte den Korb aufgenommen und schleppte ihn dienstsertig mit bis unter den wohligen Schatten der Linden. Ueberall die große Stille. Da durchschauerte es ihn, er ließ sich nieder. »Mei- wird so schlecht!« »Nitlas, Will-ist« rief die Bäuerin angstvoll. Der Arbeiter suhr sich über die Stirn und stöhnte: »Wasser, Wasser!« Sie setzte sich zu ihm und lächelte ihm Luft zu und als dann Annqert ge kommen war, kühlte sie ihm Stirn und Schläfe mit Wasser und schickte die Magd heim, um Essig holen zu lassen ....GroszeStille».. Plbhlich fuhr die hollerhssetin aus Heer Bersunkenhelt auf; denn Nillas « öffnete die Augen und fah tief tief in « die ihren. j »Wie ist« fragte sie jauchssend ; »O besserf —- Er trank nun. «Der Lohn aber, der rothe Mel-n —- Er · ärgert wicht— Ich wollte ihn fort ha «ben bis Ihr komi. — — »Und da basi Du Dich iiberschasst. « k Sie strich ihm über die Stirn. Dann . sah sie in ihren Schooß und stammelte: »Weißt. intt dein Mohntlert das dürft« nett sei, netti —- D tbiitesi ? nett tei de. nett? — Nitlas wenn Du auf den Hallerbof iäinsi?« ? Sie war feuerrotb geworden « »Ich vermietb mich nett!« stieß er rauh hervor. »So auch nett, Ritlas —- —— « Da hatte er sie verstanden und drück te einen langen Kuß auf ihre Lippen. Ringsurn flutbender Glanz und vor ihm der rothe, stammende Mohn. Us Ciirtii tite Innrknnilirii. Ueber die türkische Frauenwelt wird von jeher gern und häufig ge sprochen. Die Vorstellungen, die sich mit ihr verknüpfen, sind io romantisch, und Hakenh seidene Schnur, Dolch und schauerlichi Ereiutionen an den Gestaden des Bogporuo spie-litt darin die Hauptrolle Jn jüngster Zeit ist noch ein anderes Element dazu gekom men, die Frauen-Ernanzipation, die sich freilich dort mebr in Fragen der Mode und der Bewegungsfreiheit als auf geistiqu Gebiete abspielt. Doch hierüber itt an dieser Stelle oft genug und neuerdinqs berichtet werden, heu te tvollen wir von einer Masse tiirti scher Frauen reden. von der nur wenig die Rede gewesen ist« die aber darum eben nicht zu den schlechteste-n zahlen Noch immer isi vielfach bei uns die Annahme verbreitet, daß die türtiichen Frauen den ganzen Tag weiter nichts vorhaben, als sich dem fiißen Nichts tbun hinzugeben Die große Anzahl der die Tiirtei besuchenden Fremden hat dteie Ansicht viwroreuei uno ziva r jedenfalls in Untenntnisz ver Sachlage-, weil sie bei ihken Reisen nur aus die Frauen gutsituirtrer Türken achteten. Unter diesen gehört allerdings zur Ta gesordnung der Müßiggang, weil de ren Männer es niemals zugeben wür den, daß sie sich böuslich oder sonstwie nützlich bcthiitigen Dies entspricht nach der dortigen Sitte auch nicht ihrer Würde, und die Vornehmhrit des Hau ses lönntk dadurch b im Volte nur eine gewaltige- Einbuße esUrliibin Andere aber ist es in dieser Hinsicht bei den mittteren und unteren Klassen der tiirlischen Bevölkerung hier cr beitet bie Frau so gut wie der Mann unb ist demselben genau so wie bei uns die wirthschaftliche und sparsame Hausfrau. Jn den lleinen Städten und aus bern Lande, wo die Männer in Anzahl und Reichthurn in Minder heit vertreten sind, muß die überwie gende Frauenzahl sogar tüchtig und ehrlich arbeiten. Der Türle selbst ist etn Feind jedweder Arbeit und zwingt sich zu dieser nur dann, wenn die größ te Noth vorhanden ist. Das weibliche Element ist daher schon von tleinaus an Arbeit gewöhnt; es ist deshalb flei ßiger und augbauernder als sein männlicher Widervart. Was nun bie gewerbliche Arbeit der tiirlischen Frauen und Mädchen be trifft, so findet sie in der Pusmachered Stickerei. Teppichlniipferei und in den verschiedenen Zweigen der Textilindu strie reichliche Verwendung Die Ar beitszeit ist nach unseren Begriffen sehr lang und der Lohn sehr knapp. Aller dings ist die tiirlische Frau mit Aus nahme ihrer sprichwsrtlich gewordenen Pudsucht anspruchslos und bescheiden, da sie nur einen engen Gesichtskreis hat und fast gar leineVergniigungen kennt. Unter diesen Umständen kann man verstehen, daß diese Frauen mit einem durchschnittlichen Tagewerdienste von 2—-4 Piastern (den Piaster zu 17 Ps. nach deutschem Gelde gerechnet) aus kommen. Der Putz der morgenländischen Frauen hat aber für viele derselben auch sein Gutes. denn er dient den Arbeite rinnen, wie schon vorher lurz erwähnt, cls lohnender Erioerbszweig· Es giebt in den Städten ost mehrere Gäßchen, in welchen Laden an Laden weiter nichts als Putzmacherei betrieben wird. Aber trotzdem die türkischen Frauen sich un geheuer viel putzen, so ist ihnen doch sel ten die Gabe eigen, zu ermessen, was einer Frau gut steht-Mit ihrernPariser und Wiener Chic ist es daher nicht weit ber, und deshalb hat auch die türkische Putzmacherei noch niemals am Welt ruhme gesehn Dagegen besth die türlische Stiekerei WeltrenomrMr. Sie ernährt die große Anzahl ihrer Arbeiterinnen schon besser und verschafft vielen eine behagliche Existenz. Es giebt Firmen, welche 100 lsiö 300 und noch mehr Stickerinnen be - schästigen. bei welchen die gewöhnliche ; Arbeiterin durchschnittlich 2 bis 4 » Piaster, die geübtere 5 bis 10 Piaster - und die Meisterin 15 bis 20 Piaster pro JT gorhiilt. Die von dem Alusndlandisv gestellten Wünsche nach b - .gerer Arbeit haben aber in den letzten Jahren dieser i Branche ungeheuer geschadet. Die Sti s derinnen konnten nicht mehr die Sorg salt anwen·den wie sie bei den werthvol i leren Gattungen nöthig ist Der Ex I part in diesem Artikel mußte deshalb 7 merklich zurückgehen l Nach der Sticke ret dürfte die Tep pichkniipserei als wichtigste Frauenar beit rangiren An dieser ne men auch die Männer, und zwar insofern An s then, qu sie im Finden ver wou- de sorgen und die zur Verwendung tem surenden Stve vorher zurichten. Dir Teppichtniip erei wird aber tin Ber bäitniß zur Stielerei geringer bezahlt. Es giebt Arbeitsstätten die fiir 5000 geschlungene Knoten nicht mehr als lz bis 2 Piasier zahlen Die gewöhnliche ZArbeiterin verdient durchschnittlich-. « iPiaster unb die bessere geübtere .) Pia -ster pro Tag. i vaohl in der Tiirlei. wie auch in , Kleinasien werden die Frauen auch bei » der Seidrnprodultion beschäftigt Sie " besorgen das Abbasveln der Coman den und verdienen täglich durchschnitt lich 2z bis 5 Piasten Fabrilarbeiterinnest nach unseren Begriffen giebt es in der Türkei fast nicht. Nur die Tadairegie der atta manischen Fabriten beschäftigt viele Frauen und Mädchen; so sind z B. in der Fabrii an: Goldenen Horn all sin iiber J(,)O0 thätig Jbr durchschnittli kcher Tageslehn schwankt zwischen 2 E und 4 Piastern. 7 Jn den Vertausslöden lennt man keine Visriäuferinnen und in den Gast wirtdfchaften feine Kellnerinnen Auch Köchinnen giebt es wenige, weil diese Beschäftigung wie auch das Platte-i, vielfach von Männern ausgeübt wird. " Das Streben nach enem höheren Berufe ist den türlischen Frauen doll ständig unbelannt, das Lehrsach aug genommen. So lange die Industrie im Reiche ieine allgemeine Verbrei , tung gefunden bat wird natürlich auch die eigentliche Franenbewegung da selbst nicht Fuß fassen können. H. R. CO- — Jdriititiii. W-W..«-—-—-.— Pariser Humoreske von X a n r o s. -—.....— Ein woblaelleideter herr. der trotz : seiner graumelirten Haare einen recht netten Eindruck macht, tritt in das Po lizeibureau. Seine offene Physiogno mie, seine erstaunten und fröhlichen, « blauen Augen deuten sofort daron bin, daß er teine blutigen Enthüllungen zu machen, teine verzweifelte oder zornige Anzeige zu erstatten hat. Er wendet sich mit fast leiser Stimme on einen Wachtmeister, der idm ontwortet : »Der Herr Leutnant ist augenblicklich mit einer dringenden Diebstadlsongele genbeit beschäftigt, doch wenn Sie den Setretär sprechen wollen . . . .« ; Der herr nimmt mit Freuden den . Vorschlag an, dielem Beamten gegen E ijber gestellt zu werden, Und folgt dem ; Wochtmeister. Dabei mochte er eine Be . wegung, als wenn er sagen wollte : l l - LI« bei meiner Angelegenheit genügt tos volltsmmen." Er tritt in das Bureou des Selte ; täto und wendet sich mit liebenswürdi . gem Lächeln dem Tische zu, an dem die ! ser schreibt. Doch der Setretär scheucht ihn mit einem trockenen : »Setzen Sie sich l'« F zurück, und der Herr fällt auf einen « Stuhl neben der Thür, während das I freundliche Lächeln mit blitzartiger : Schnelligteit von seinem Gesicht der i schwindet. ! Der Setretär ist gerade dabei, ein Protokoll zu lalligraptnren; dabei ziebt er die Augenbrauen in die höhe, wie ein Mann, derseine ungeheuer wichtige Ar teit erledigt oder sich über die Orthos gropbie gewisser Worte nicht tlar ist. Von Zeit zu Zeit wendet er sich an einen I gräßlichen Strolch, der von zwei Poli I zisten eingerahmt wird mit denen er eine samingornitur zu bilden scheint-—, wie ein Aschbecher zwischen zwei Kan delabern. »Wie beißen Sie?« Der Gefragte tmit dermaßen tnar f render Stimme, daß man sich versucht fühlt, ihm etwas Oel in den Mund zu f Ichmieceu): »Juki« Aipcwuse - Piu l mart. genannt das Sumpfbubn, here Präsident t« l l x l » Dck Leucht HOUWCUDD J »Und lll l die Verhaftung des pp.Jules-Alpl)onfe: Plumart. genannt das Sumvfhuhn, auf Grund feiner Auf-sagen erfolgt. lkzu den Poliziftem : Es ist gut, Sie können ihn wegbringen.« Die Polizisten gehen mit dem interes fanten Mitbiirger ab, der dem an der Thür siyenden Herrn ein liebenswürdi ges Lächeln zuwirft, das nur iiihl er widert wird. Der Setretär fzu dem Herrn. indem er ihn mit einem Blicke ansieht« ato wenn er feine Züge mit den letzten Mör dersignalements dergleichen wollte) : »So, ietzt tönnen Sie Ihre Aussage abgeben.« Der herr (troß feines reinen Gewis fens etwas unangenehm berührt) : »Mein Gott. mein Herr. es handelt sich um eine sehr einfache Sache (zieht Pa piere aus der Talche), eine Unterschrift, eine einfache Unterschrift, die bestätigt werden loll.« Der Selretiir lmißtrauisch) : »Eine Unterfchrift, die bestätigt werden soll ? iEr nimmt die Papiere, durchfliegt sie in der Hoffnung, darin etwas für den herrn Kompromittirendes zu finden : « dann sieht er durch das Kouvert, fest über eugt, es verberge sich darin ein nie derf metternder Beweis. Als er nichts finden konn, entschließt er sich endlich zum Sprechen.) Sie heißen ?« Der herr lmit freundlichem Lächeln): »Marie - Aima - Armand - Ist-ele Poncein.« Der Seltetiir bohrt feinen Blick bis in dieSeele deiUngliicklichen, als wollte e-. sich fragen, ob dieser sich nicht über ihn luftig macht ; er sieht ihn fo dro hend an, daß der arme Mann mit Nach ftcht heilchetkdern Lächeln erklären zu usilssen glaubt : »Meine Pothen haben sich das Vergnügen gemacht, mit diese I i Namen zu geben; ich war damals noch s anz tletn . . .. Aber wenn Sie sest die - iite und die Freundlichkeit haben woll s ten, mir«ineine Unterschrift zu bestäti i l i gen . . . . Der Selretiir (die Unterschrift mit : augenscheinlicheni Mißtrauen betrach , tend) : »Das ist Ihre Unterschrist ?« . Ter herr (eisrig) : »Wiinschen Sie, ; baß ich sie vielleicht noch einmal in Jä ; rern Beisein niederschreibe it« Der Setretiir : »Wo3u denn ?« Der Herr : »Nun, damit Sie sie ver gleichen und auch sicher sind, dasz es meine Handschrift ist.« « Der Selretär (ironisch) : »Das ist auch ein Beweis ! Als wenn es so schwer wäre, eine Unterschrift nachzumachen.« , Der Herr everbutzy : «Erlauben Sie mal ! . . . .« Der Setretiir tfeierlich): »Gott sei Dant verlangt das Gesetz andere For malitiiten, und Sie müssen vor allen Dingen Jhre Jbentitiit nachweisen: wo » sind Jbre Zeitgen?'« Der herr tmit einer Bewegung, als wenn er dein Selretär sagen wollte: »Seirn Sie unbesorgt, ich habe Alles vorhergesehen.'« —- Dabei lsieht er meh rere Converts ans der Tasche, die er , woblgesällig aus dem Bureau ausbrei tet«t: »Hier, mein Herr, sind mehrere aus meinen Namen lautende Coiiverts.« Der Setretär sahne auch nur hinzu sehen): »Na, und weiter-« d Fee Herr (verbutzt): .Jch glaube o « .« Der Setretiirz »Das ist wohl sehr schwer, sich Briese an eine angebliche Adresse schielen zu lassen, wenn man sich mit dem Portier verständigt?« Der Herr sini Gesiihl seiner lin schuld): »Aber Sie können sich doch leicht überzeugen, daß ich bei der ange « gebenen Adresse auch wohne.« Der Setretär tarob): »Halten Sie die Polizei vielleicht siir ein Auskunsw - bureau?« -.«-x m- ., ,s-«. Ost »Den Ringmle »Ju; woru « sagen, Sie brauchen mich nur von ei nem Mamien nach Hause begleiten zu « lassen.'· " Der Selretär taußer stch): «Jeht , soll ich Ihnen auch noch meine Beamten . zur Verfügung stellen! Die Polizei ist ; ja auch nur sür Sie da, sie ist nur siir Sie geschaffen. Ausschließlich, um« · Sie nach Hause zu begleiten und siir , Sie Besorgungen zu machen!« I Der Herr (vollstöndig verdutzi): " »Vielleicht ziehen Sie es vor, sich selbst zu überzeugen« - Tier Setretär louslpringend): »Ich? Ich? Sie verlangen, daß ich mich auch noch in Unkosten stürzen soll? Warum nicht gleich der Herr Kommissijt oder ; der »Herr Priifett, lagen Sie es nur!« T Der Herr ttlugcrweiie einen anderen Ton anschlagend): ,,ilebrigen5 habe ich noch andere Beweis-Rücke. Hier ist mein Trauschein, meine Steuerquittung." Der Setreiiir sdie Veweisliiicke mit T einer Bewegung entrüsteter Ungeduld « zuriickstoßend): »Was soll ich denn da ’ mit ansangeii?« . Der Herr (oerdutzt): »Na, das sind doch ofsizielle Dotumente." —- Der Setretän »Nun, was weiter? . Die tann man doch gesunden oder ge ; stohlen haben...« ! Der Herr (entriistet): »Gestohlen, ge « stohlen? Sie-— behandeln mich als Dieb?« Der Selretiir: »Nein, aber ich ten j ne Sie doch nicht; ich habe Sie nie H gesehen.« Der herr: »Aber wenn ich doch i meine Jdeniitöi beweise . . .« f Der Setretär (briilleiid): »Sie be ; weilen mir gar nichts — roo sind Jhre · Zeugen?" ! Der Herr (ziehi nach längerem Be j sinnen aus feiner Briestosche eine ge i stempelte Photographie hervor): »Na, i l I diesmal werden Sie mir wohl glauben: H» m Js- sIhkmmmmtähkts eins die Stabtbabn; ek- ist meine Photographie s dabei . . .« ! Der Setretiir (unerichiitterlich): k »Na, was beweist basi« Der Herr lverbustn »Was das be I weist?« s Der Setretiir: »Ist im Gesey von ; Stadtbahn - Abonnementstarten die Rede?« Der herr (schiichtern): »Es gab ja damals noch teine Stadtbahn.« Der Setretär (triu1nphirend): »Na, i sehen Sie wohl! tsalbungsvoll:) Das Gesetz schreibt vor: Jn Gegenwart zweier siir die Jbentität bürgenber Zeugen —- holen Sie also zwei Zeu s gen!« Der Herr (eigensinnig): »Aber eben haben Sie sich doch bei dem herrn, der da neben ben beiden Polizisten saß, da raus verlassen. daß er Jhnen seinen richtigen Namen sagte —-- und ich, der ich ein ehrlicher Mann bin . . .« Der Setretiir tohne darauf zu ant worten): »Wollen Sie zwei Zeugen holen? Ja oder nein?«' Der Herr (verzweise!t): Aber wo soll ich denn diese beiden engen austrei ben? Dazu müßte ich a erst den gan zen Tag umherlaufen« Der Setretärt die Achseln zuckenb): »Als wenn das so schwer wäret (Lie bensmärbigJ Gehen Sie zu dem Kneipenwirth da drüben und been Ge miisehändler an der Erle, Sie brauchen Jhnen nur ein Glas Bier zu spenbiren, kann bestätigen sie gleich Jhre Identi. i ät.« s Der Herr (verbuht): »Aber die Leu te tennen rnich doch gar nicht . . .« Der Selretiit Cinit erhobener Ruhm »Was thut bas? Sie haben schon mehr at- tautenb Personen als Zeugen ge gjnh die sie ebenso wenig konnten als e.« .