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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 4, 1901)
W , 1 chkllgende Zsetteriz E L- . - . « ; Erzählung aus Mamzer alten Hagen von A. Nordau. O . CA. Heimqu å WW · Jeronni« sc- - s« - Oc- 5 « insoTixNeMz (10. FortfenungJ Der Großherzog ließ sich diese Hil digung lächelnd von der jungen Frau gefallen, die mit dem pitanten Gesicht und dein luezgefchnittenen dunklen Haar, das in genialer Unordnung den Kopf umflatterte, fast den Eindruck eines Knaben machte. »O, Jhr sinnlichen, übersinnlichen Schwätmer!« sagte Franz von Greif fentlau kdnit ironischekn Lächeln, »da läßt man sich von weichen Frauenhän den und -lippen umtofen uno um schmeicheln und ahnt nicht, daßFreund Schiller manches der Dalberg'ichen Machtverte recht schwach findet. Was kümmert das uns, der lieben Eitelkeit in ja genügt. Wissen Sie, Gräfin, was ich sah, als ich vorhin durch die Stadt ging? Auf dem Roßmartt standen französische Kanonen und ftarte Patrouillen durchzoaen idie Stadt. Man «ucht in den Kaufhäus iern nach englifjchen Waaren, und tein Wagen wird zum Thor hinausgeht fen, ohne genau inspicirt zu werden. Sie werden das morgen erfahren, wenn Sie nach Maine zurückkehren Kaiser Napoleon hat plötzlich den Han del mit England verboten, und wad rend der Großherzog auf dem Parnaß tzt oder das Flügelroii reitet, werden eine Unterthanen ruinirt, denn die eonfiscirten englischen Waaren man dern nach Frankreich und der Erlös in französische Kriegscassen.« — Madeleine fuhr am nächsten Tage noch nicht nach Mainz zurück. sie blieb auf die Aufforderung des Großher-» zogö noch einen Tag an feinem Hof» und hatte die Auszeichnung außer seimrSchtvefter, der alten Fürstin von Lepenspdie einzigeDanie an der fürst- ; irchen Laieiz u.se1n Es waren des Großber ogs beide Minister, diei Grafen Beusi und Albini, nnd ein; Fremder anwesend, ein EnglanderJ r Tavlor, der länaere Zeit Beooll mächtigiee im Darinstädter Hof gewe sen, jetzt zu seinem Vergnügen reiste Ein interessanter Mann von vorneh- » men Manieren. Das Gespräch drehte» sich um alles Andere, als um Politit,1 es war saft, als wenn man jedes The- i ma, das auf dies Feld führte sorgfäl- « tia vermiede. Nach Aufhebuna der Tafel aber bielt Dalberq, nachdem er die übrigen Gäste entlassen hatte, Madeleine noch; zurück »Nur einen Augenblick, liebes; Hinbl« saate er, sie in sein Arbeits- : zirnmer führend. Erwartungsvoll sab sie ihm gegen über und beobachtete das Fingerspiell seiner nervöfen Hände, wie er eine-I goldene Dvse rnit dem Bildnis; Napo » leons hin und her ivirbelte und von Zeit zu Zeit eine Prise Spanial nahm. »Seben Sie, liebe Madeleine,« be aann er, »so versucht es ein Greis, dem Leben, an dessen Grenze er steht, noch ’ die besten Seiten absugewinnen Die herrscheepilichten lasten oft schwer auf meinen Schultern, man möchte es allen Menschen recht machen und kann es doch nicht, ja, man erbält oft dafiir Nackenschliiae. Noch babe ich mir Metternichs und seines Freundes Graf Wablspruch nicht zu eigen ge macht: das- der Fürst siir feine Hand lungen Niemand als Gott verantwort lich lsei Jch leide zu sehr mit meinem Vol wenn es schwere Zeiten durch machenizah und besitze doch nicht mir-er die cht, die Leiden zu beben Sie kennen die letzten Vorgane in ranifurt die minem herzen chwere anden lchlugen. Jch wüßte gern. wie man in England darüber denk:, und darf mich doch nicht selbst, nicht einmal durch eine harmlose Unterhal tuna compromittiren. Mr. Taylor ist ein feiner Diplomat, Sie lernten ihn heute kennen, und er in Jhnen die geistreiche Frau schätzen. Er wird Sie heute im »Schivan« besuchen, lvo auch et ahgestieaen ist, und dann — seien auch Sie ein wenig Diploinatin -—— die Frauen sind ja von der Natur viel mehr dazu veranlagt als die Männer, er wird Ihnen im Gespräch man ches offenbaren, was er einem Mann versehn-eint und —- die Frauen haben ims m der Hand, toenn sie nur wol M« Er sagte das mit dem liebenswür digen Liicheln, das ihn stets so ver fän teund ver schönte. Äteeben Sie nicht mehr so einsam in Mainz wie früher-, umgeben Sie sich seit interessanten Männern und kauert und insormiren Sie zuweilen .77ren alten Freund Dalher dcn Dinge-w die dee Großherzog ni t wis ef. Auf diese Weite spielt eine ehegeizige Frau eine arsßere Rolle, als asie eine Herzogitrone trägt. Ja, se lenkt vielleicht die Geschicke ganzer Wittf Iat«,alrimceitisiei Kapitel. Meinen-at von ihrem Aufent antsurt im shh sten Grade iutiieigekehtt lle ihre Er weit iiherteosferr. Ue He sieht mir zu einem jener Use-de etngel ehe-, da U M ein setze-do Kispeeseihh man - g von ih e. MM III-M II Ist IIIUUOUI Welt spielen, sie sollte das, was sie an Josephinens Hof nur im Kleinen be trieben jetzt in die Cabinete hinüber leiten und dadurch zu einer Machtstel lang gelanaen. Man würde sie mit jenen berühmten Frauen, einer Für st n Liewen, Roland und Stael einer der Asdasten des No dens, nennen Dieser Gedanke berauschte sie, aller Mißniu:h, aller Lebensiiberdruß wa " ren verschwunden, sie wollte alle ihre Geisteslrast zusammennehmen, und er. der Gewaltige, sollte es bereuen, daß er sie so empiindlich beleidigt hatte, er sollte herunter von seiner an dieser Stimmung sand sieFranz von Grei ientiau, als er an einem der nächsten Tage zu ihr kam· Es war wieder die alte, übermitthige Lena Er thal, die ihn empfan mit einem ge heimen Triumph, denn er alZnte ia nicht, zu welcher wichtigen Ver önlichi teit er kam, eine Frau, die aus weni aen Unterredungen mit dem En län der entnommen, daß dieser Mr. ad , lvr ein Agent der englischen Regieruna war, der vorsichtig das Terrain son ldiren sollte und der außerdem mit dem schwedischen Eabinet und Berna »dotte, dem alten Widersacher Rapp leons, in enaiter Berhinduna stand-— Die streckte Greifsentlau heidehände entge gen mit einer herzlichteit wie sie idm niemals von ihr zu Theil gewor den war. Es wogte heiß in ihm em por. »Freuen Sie lich wirklich, mich wie derzusehen, Lena?« staate er. Zweifeln Sie daran? Einen alten Freund sieht man immer gern.« «Nur einen alten Freund, nicht auch noch etwas anderes, Lena?« Sie wandte ihm ihr itrahlendei Nutlitr m Mi- sehst-s mnrs si- nneb irr oiefer vollendeten Frauenreife, die stolzen Züge mit dem Konnt-energi schen Ausdruck, die herrliche Gestalt .Wissen Sie denn, warum ich ge kommen bin, Lena, können Sie ei nicht ahnen?« Sie sah ihn erwartungsvoll an, während ihre Finger mit dem kleinen Fächer oon hellem Schildplatt spiel ten, der neben ihr auf dem Botm Tischchen gelegen. »Und wenn ich es ahnte?« sprachen ihre Augen. »Sie konnten zu keiner gelegeneren Zeit kommen, Franz,« sagte sie jetzt. »Ein Mann wie Sie, mit dem emi nenten Geist, der eisernen Willens traft, braucht nur hineinzusprinaen in die Verhältnisse, braucht nur die Zü ael zu ergreifen und er ift überall der Herr.« »Aber warum das, Lena, lassen wir doch die leidiae Politik. Wir können hier nichts ändern und ich will es auch nicht. Ich bin freier amerika filscher Bürger, will weiter nichts etn.« »Dann sind Sie nicht der Franz von Greiffentlau, den ich vor Jahren kannte, sondern ein anderer,« oersette sie herb. -Mein JugendaefpieleFranz träumte einst von aroßen Dingen, er wollte die Sterne vom himmel her - unterholen uno theilnehmen an dem ; Kampf um die Geschicke der Völker.« j »Er hat getämpft Lena, glauben sSie mir, mit allen Kräften seines s Geistes nnd Körpers und er wird wei Iter kämpfen, aber nicht so wie Sie f meinen. Er hat mit ehrlichen Men . schen gekämpr hieb gegen Hieb, Blut I gegen Blut. Jch babe hart gearbeitet ) ich habe jeden Fußbreit Erde, den ich i drüben im andern Welttheil mein ei aen nenne, dem Feinde irn offenen Kampf abgemagert und mit diesen meinen eiaenen Händen das Bloelhaus auimmert, das mein Haupt schirmte. Was ich besitze, habe ich mir im Schweiß meines Anaesichtg aewonnen, es sind nicht Reichthümer, Lena, aber es genügt, dein Weibe meines Herzens ein Dasein zu bereiten, das sie weit über alle anderen Frauen erhebt. » »Dort, am gewattigen cEma-innen sirom teht ein weißes Haus, mit luf Hiaen eranden und hellen Fenstern. ; Terrassen führen hinunter zum Fluß, sbeschattet von der Kotuipalme und breiiäftigen Agaven. Und ringsherum die hätten der Ansiedlung, in denen ein arbeitösrohes, ihatirastiges Ge chlecht sich jeden Tag neu erpbert, im ampf mit der Natur, mit den Ele menten. Ein Geschiecht. das sich die Kräfte der Natur dienstbar macht, das Schritt siir Schritt vorbringt in die Wildniß, und die Riesen des Ur walbes be wingt, die der gewaltige Strom aui seinem Rücken weitertra gen muß, bis hinab zum fernen hafen des Weitrneeres. »Das ist mein Reich, Leut-, und die kleine Gemeinde, die sich mir frei willi , irn Vertrauen auf meine Kraft, angefchlosien hat, meine Arbeitsgenos en, die mir Ziegen in Kampf und oth. Sie se n in mir den heiser-, den berathenden Freund, den unum schräntten Gebieter. Kein Kön« kann treuere Unterthanen haben, a i ich, und die Gattin, die an meiner Seite walten wird in dieser kleinen Gemein de, darf das hanpt rnit Recht hoch tragt-, denn es giebt niemand, vor VII-H LIMITqu M kip F« s: wilden Lena Etthol genügen wiirdr. Jhr das Behagen, mir die Arbeit. denn aus ihren Wink eilen die Diene rinnen herbei, ihre»Wünsche zu erfsli len, und in der Hunger-satte, die sich zwischen den Stämmen des Urtpaidei schaulelt, lauscht sie auk die Sympho nie der Natur, in die ch das Brau sen des Stromez mischt. Und wenn Abends nach harter Arbeit der Gotte zu ihr heimkehrt, dann werden die feurigen Rosse gesattelt. Ein Bitt über die weite Prairir. in’S Unbe grenzte hinaus-, thut wohl. Lend. Wenn wie dahinslieaen in iotler Lustl Ein herrscherqefiihl sondergleichen ist’s, das die Brust schwellt, denn das . Pferd, das ich reite, sing ich selbst mit dem Lasso, seine Krust, die sich aus bciumte gegen den Zwang, habe ich mir nnterjocht, es must mir gehorchen, wie alles, das mich umgiebt. »Das ist das Leben, das ich mir erlämpst habe, Lena! Es ist noch der alte Franz von Greissenliau, der vor Ihnen steht, aber nun ein gereister Mann, der manches belächelt« nach dem er früher strebte. »Kommen Sie mit als mein Weib, Sie haben in letzter Zeit manche bit tere Erfahrung gemacht, ie ren Sie dieser Welt den Rücken, die J nen doch nichts bietet als Enttiiuschungenl« »Und Sie glauben wirklich, dag ich mich glücklich siihlen soll in der in iide.« rief sie mit sprühenden Au en, »ich, die ich stets mitten in der lt aelebti Herrschen will ich, aber nicht iiber einfache Ansiedler und elendes Bauernoolt, mein Reich liegt wo an ders. Und Sie sollten mit mir herr schen, Franz! Begreisen Sie es denn nicht. daß es nur der Thatirast wil lensstarler Geister bedarf, um dem Kolosz die Stiiyen zu entziehen, die bereits unter ihm wantenli Er soll untergehen, und wir schteiten iiber ihn wen, das ist unsere Ausgabe, Jhre und die mein-, x tanz!« «Nein!« gte er herb. — Siebentes CapiteL Jm hause amFlachsmartt herrschte eine gedrückte Stimmuna. Dem kun aen Erwin Fall wollte es nicht gesal len. daß man ihn einsperrte und von der Welt abschloß. Der Vater hatte wieder eine oße Summe bezahlt, um ihn von den us hebunqen zu befreien. Aus dem Schloßplatz exercierten die Rekruten, die zur Nordarmee aeschictt werden sollten. und die Nobelgarde aus ihren schönen Pferden nahm sich stattlich aug. Es waren meist junge Leute aus wohlhabenden Familien, die sich selbst ausgerüstet hatten, mancher auch dar unter, der zu hause ni t gut that und draußen sein Glück su te. Was staaten die jungen, alte-steuer lustigen Miinner danach, ob sie drau ßen vielleicht Tod und Bernichtun erwarte. Sie sahen ja, daß auch vie e mit Ruhm und Ehren bedeckt heim lehrten. daß mancher Marschall von Frankreich aus dem Nichts hervorge gangen und nun ein großmächtiaer, gebietender Herr war. Warum soll ten sie nicht dasselbe erreichen? Erwin Fall war non seinem Vater aus Rei sen aeschickt, zu Verwandten nach Frankfurt, Mannheim und hanau. Dann war ihm befohlen, auf dem Gut in Laubenheim zu bleiben, bis man ihn rufe. Da war er eines Tages plößlich in der Stadt erschienen, und es hatte eine heftige Scene zwischen ihm und dem Vater gegeben. »Ich lasse mich nicht einsperren und verstecken, Vaterl« riet er. «Sollen meine Freunde mich auslachen und von mir sagen: »Der tin hinter dem Ofen und laßt sich piippeln wie ein kleines Kind?« Der Vater rannte während dieser Rede verzweifelt im Zimmer umher und rieb die mageren, tnochigen Fin aer aneinander. Er war hart und aei ig gegen seine Untergebenen, man lie te ihn im Hause nicht, er hatte sich der zweiten Mutter-, dem Bruder stet - t-:-h-:«. -----::-.---s-k« h-- M««Z nur«-IN HsgsriuvkeuksosUH Un x,---«» hatte nicht viel frohe Taae an seiner Seite gesehen: aber in diesem Sohn, der ihm äußerlich so wenig glich, airiselte sein ganzes Glück. »Erwin,« sagte er, so höre dach!« Aber Erwin hörte nicht, er drückte den Hut ties ins Gesicht und stürzte hinaus. Frau Pün, die gerade rnit ihrer massigen Gestalt sast den ganzen Hausslur aussiillte, schob er unsanst beiseite. Die gestrenge Dame, vor der das ganz-: Haus Respekt hatte, an solche Behandluna nicht gen-Blend stenimte die dicken Arme in die Se ten und wollte gerade in einen lauten Wortschivall ausbrechen, da wurde die Magd, die in der Mist-e etwas zer brach, der Ableiter sur ihren Zorn. Nun konnte Frau Bitte schon beruhig ter dem Dahineilenden nachsehen, und ihr Gesicht leuchtete var Stolz und Zärtlichkeit »Er siebt aerade aus tvte ein Adli aer,« sagte sie, »und wenn die vornefs knen Leuk’ unwirsch sein können, o kann es unser Erwies auch.« Dieser trat eben aus der hastleiir in den Garten, warum. wußte er v el leicht selbst nicht; denn der kleine Raum bot dem Dabinstiirrnenden nur enge Grenzen, und die Gartenpsorte öffnete sich ans winklige, sehr-ruhige Galflen und Gäßchen. Da blitzte es in einen Augen zornta aus; denn rnit ten ans dein ariinen Rasen wurde eine weibliche Gestalt sichtbar. Sie fob beide Arme empor, uin den bltithen chiveren Zweig eines säm bauinei zu ich hergbzupiebem ieks leicht wo te das Iabrlich sich wieder holende F hltngjevundey das» vie Menschen immer mit der gleichen l— j E Wonne begrüßen. in nächster Nähe be s schau-m » Jedenfalls toar es ein sehr lieblicher ZAnbltch die schianie, helle Mädchen — estalt unter dein schneeiaen Apfel · um.« Ausi rein Gesicht lag ein hol des Lächeln, ie schien Zwiesprache zu halten unt den Blüthen, der Frühling . mit dem Friihling. , Da legten sich zwei Arme um ihre ; Gestalt, ein Mund preßie sich auf den ihren; doch seit schnellte der Blüthen zweig empor, und der lecke Anareiser ( fühlte sich sehr energisch zurückgescho ben. Jhr Gesicht war leichenblaß. in ihren Augen standen Thriinen. .Das hätten Sie nicht thun sollen. Herr,« sagte sie mit behenden Lippen. »Was? rief Erwin. «Bin ich nicht » der Herr? Warum siehst Du so her ausfordernd da und streckst die Arme in die Lust, als wolltest Du was Lie bes umfangen-? hast Du mich nicht absichtlich gereizt, Dich zu küssen?« Da trat das Mädchen einen Schritt zurück, ihre Gestalt schien zu wachsen, das Haupt hob sich höher, in den sonst o sanften Augen flammte Entrü ung. »Ich bin nur eine niedere Magd, Herr," sagte sie, »und musz dankbar siir die Gutthat sein« die ich hier empfange. Jch bin auch oft unge schickt und dumm, das weiß ich wohl; aber ich habe mir sonst nichts an Schulden kommen lassen und gab Ihnen tein Recht, mir so Jhre Ber achtung zu zeigen!« Sie schlug die hönde oor das ergliihende Gesicht und verschwand im Hause. Sprachlos sah ihr Erwin nach. Bil la erschien ihm plötzlich aanz neu und überraschend. Noch nie hatte sie der herrschast gegenüber zu so langer Rede den Muth gesunden. Er hatte sich stets über ihre Sanstmuth, die er Scheinheilialeit nannte, aeiirgert und schon das Kind. wenn es sriiherSonns tags aus dem Kloster die Haushaltes rin besuchtx, bis zu Thriinen geneckt und gereizt. Als er neulich bei Tisch ihre Partei nahm, er wußte selbst nicht, wie er dazu kam, toar er hinter her noch tchroffer als tonn gegen-drum Er hatte sich iiber sich selbst geärgert: denn von Jugend an wallte ein Ge fühl, das er tiefe Abneigung nannte, in ihm empor, wo er sie sah. hinter diesem bescheidenen, stillen Wesen lag hochmuth; sie kleidete sich anders, war überhaupt anders as die anderm Mädchen ihres Standes. Hatte sie denn ein Recht daru, sie, die Tochter der Eva Zech? Sie gesellte sich nicht Sonntags zu den munteren Dirnen irn Gartenseld oder auf dem Schützen plah, die sich geehrt fühlten, wenn der herrensohn mit ihnen tanzte, und wenn er ihnen einen Kuß raubte, dann boten sie ihm freiwillig den Mund zu einem zweiten Kuß. ’ Rein. die Billa Zech war ein be rechnendes, fcheinheiliges Geschöpf, das war klar. — Alö Billa in’ö Haus trat, sah sie oben aus dem Treppenabsah Arnald c’falt, den jüngeren Chef des hause5, fuhr-r Sie mischte schnell vie letzte Thriinenspur weg. und nun lag wie der der sanfte, liebliche Ausdruck aus ihrem Gesicht, den man an ihr ge wohnt war· »Ich hött’ einen Auftrag siir Dich, Billa,« sagte derben. »hast Duseit?« » a, herri« oersehte sie mit froher Bereitwilligkeit; denn sie verehrte ihren Wohlthäter wie -inen Vater. Er sah ihr forschend in’5 Gesicht, aber er machte teine Bemerkung über dx noch sichtbaren Thriinensduren. « u bist ja schon einmal bei dem Ba ron Alexander von Reisenderg am Bi schoföplah ewesen. Diesrnal möchte ich aber, da Du meineBestellung nicht dem Diener, sondern dem herrn selbst ausrichteft,« sagte er. Sie lauschte aufmerksam seinen Weisungen und eilte dann aus ihr Zimmer, um sich für den Gang fertig zu machen. herr Arnald Ialt war auch in sein Zimmer gegangen, er stand ebenfalls . nnk dem Svieael wie sma. die Ilvch einmal aliittend über das blonde Haar fuhr. um dann eilig, ein Tuch um die Schultern werfend, das Hang zu ver lassen. Er stand länger vor denn-Epic gel als das Mädchen; denn er prüfte sich aufmerksam, Hqu um Zun. Noch war das braune Haar des vierzigjöhriacn Mannes nicht gelichtet, noch war seine Gestalt schlant und cla stisch, sein um zehn Jahre älterer Stiefbruder sah daaeaen wie einGreiH aus. Es war nicht eitle Selbstiiherhe bang, wenn er meinte, daß ein Weib wohl Gefallen an ihm finden und ihm um seiner selbst willen gehören könne« nicht nur weil er ein angesehener Bitt ger war. « Wie lange war es denn her, seit er seinen Jugendtraum begraben«-; Eine lange, lange Zett, so schien es ihm jetzt Damalj in Holland war es, die schöne Tochter des reichsten Mannes in Am· sterdam. Kornelie hatte mit ihm to tettirt, ihn fast rasend gemacht, und als er dann m bern vollberechtiaten Gefllhh daß er um die Geliebte, die er noch eben in den Armen gehalten, werben dürfe, zu ihrem Vater trat, da fragte Mynheer van der Boot sehr erstaunt, ob er denn nicht wisse, daß Kornelie seit ihrer Kindheit mit dem Sohn seines Geschäftsfreundeö ver sårochen sei und nun endlich in vier ochen die hochzeit gefeiert werden sollte. Rein, er hatte es nicht gewußt, konnte es nicht wissen: denn Kornelie hatte mit ihm gespielt wie die Lage mtt der Maus, und als sie von seiner Werbnngehlsrte lachte sie nnd probirte lachend Diaman chmuc vor dem Spiegel, der-. ihr Bräutigam ihr ge schtck Da war Irnold rasend vor Empörun und aetriintter Liebe abge reist und te eschworen, nie wieder ein Weib ansu e n. — Doch fest biii te zum ersten Mal wieder etwas in einem Herzen empor. Er selbst hatte ja dies Kind herange ogen, er sah allmählich die junge enschenbiiithe sich zu holdeiter Weib lichteit entfalten. Aber —- Billa konn te ja seine Tochter fein, und dann — ein Kind jener Eva Zech und die hexenhaste Großmutter — und er ein angesehener Bürger der Stadt. «Mach’ Dich nicht lächerlich, Arnoldi« . O « Der Baron Alexander don Reisen berg hatte schon mehrmals geschellt, ohne daß aus seinen Rus Jemand ge tommen wäre. Jn der Ecke lehnten die Krücken, mit deren Hilfe er sich durch das Zimmer bewegte, nicht weit davon die Karaffe mit dem iiiblen Trank: sein Glas war leer; aber Niemand da, der es ihm wieder füllte Unmuthig, sast verzweiselt in seiner Hilflofiateit sah er im Zimmer um her, das überall den Prant und die Fülle des Reichthums seiatr. Was half ihm das alles? Jn sei nem Keller lagen die tostbaritenWeine, er tonnte sie nicht an fröhlicher Tafel runde mit seinen Freunden trinken; in den Truhen und Schranken ruhten die blinienden Sitberschiiiie, sie itieaen niemals mehr an’s Taaeslicht empor. Als erinna war, da hatte er das Leben in vollen Zügen genossen, dann lebte er ein Jahr in leidlich glücklicher Ehe mit der hübschen Katharina Kai ser; aber Weib und Kind santen in’s Grab, und bald daraus kam die ent sehliche Krankheit. Verwandte hatte er nicht, Niemand, der sich um ihn tiim merte, als bezahlte Gehilfen. Und er wollte auch Niemand; denn die da zu ihm kamen. dachten ja doch nur an die reiche Erbschaft Au! Wie es guckte und brannte in den tranken. geichwollenen Füßen, das waren öllenaualent Vielleicht, wenn man au stehen iönnte, einen Gang durchs Zimmer machen, dann wäre . hö- III-Is- duvII its-Jesus Is- Ovid-non Er schellte noch einmak wüthend iiber den nachlässigen Diener. der na türlich wieder mit einem Betannten schwahtr. Endlich! Leichte Schritte wurden hörbar, die allerdings anders llanaen als die des Dienerö. Ader wer sollte es denn sonst sein als der brave Jo dann. Die Tdür aina auf. »Verd.. .. Schlinael!« schrie der Baron. indem er drohend die Hand erhob. Aber die Gestalt, die da in der Thür erschien, war nicht die des Die ners, es war eine zarte, lichte Frauen gestalt. Gortseßung folgt.) Der stimmte Ists-copy used sei-I siedet-. Eine rührende Geschichte erzählen die russiichen Blätter von einem chine sischen Philosophen, den ein russischer Soldat durch einen Flintenschuß tödt lich verwundet hat« Nachdem dem Sterbenden der Soldat Votaesiihrt war, aus den der Verdacht des unver schuldeten Schusses am meisten fiel, entwickelte sich zwischen jenem Philo sophen und dem Untersuchungsrichter folgendes Gespräch: »Hast Du den Soldaten gesehen, der Dich verwundet hatt« — »Ich habe ihn gesehen, da wir uns unterhielten, bevor er auf mich den Schuß abfeuers te.« —- «Kannft Du ihn erkennen, wenn man Dir viele Soldaten vor iiihrtk — Jch kann es, aber ich will Niemand beschuldigen.« —- »Wa rum?'· —- »Jch muß sterben und i will ihm vor dem Tode verzeihen, da mit ich ruhig sterben tann; warum sol len zwei Menschen zugrunde gehen wenn ich allein sterben tann?« —- »Ja, aber auf diese Weise wird ein Un schuldiger statt des Schuldigen verur . theilt werden müssen.« —- -Warum sollt Jhr verurtheilen, wenn ich ver zeihe? Er hat mich verletzt, und ich verzeihe ihrn.« —- »Dann kann er auch Anderen Böses zufügen, wenn man ihn nicht bestraft, versucht der Untersu chungörichter ihn zu überzeugen --— »Seit-old ich ihm verziehen habe, wird er teine Menschen mehr todtschieszen Er wird es nicht, weil man ihm ver ziehen hat.« Der Untersuchungsrichs ter ließ eine Reihe Soldaten vorsiihren, unter denen auch der Verdächiige war. Der Chinese ließ alle ohne weiteres darbei-stehen, indem er sagte: »Nicht dieser-« Die Reihe tanr an den der diichtiaen Soldaten. Der Chinese schaute ihn lange an und fragte den Untersuchungsrichterx »Was wird mit Dem geschehen, den ich beschuldigen werdet« —- «Der wird zur unbezahls ten Arbeit derurtheilt.« — »Nein, ich will nicht heschuldi en; ich kann irren und ausserdem wi ich verzeihen, da mit ich leichter sterhe.« Der Untersu chunasrichter, der die chinesischen Sit ten tennt, sagte streng hetenend: »Du » mußt den Schuldigen bezeichnen, ichs sordere est« —- «Jch will nicht heschul diaen, wenn Du es aher sordersi, so sei es Deine Sache. Jch sage Dir, daß der narhige Soldat, der eben vorge sithrt war, dem ähnelt, der mich ver wundet hat. Wenn er dort war, wo ich verwundet wurde, so hat er ei ge than. Bald wurde der Unglückliche bewußtlos nnd starb, nicht ohne, daß den Untersuchungsrichter seine P licht, gezwungen hätte, ihm den lehten rost zu rauben. — Erfahrung gleicht dem Glück; sie lässt sich nicht vererben. f -—-—— sacteriilsftschei Instit-« In lede werden die Ver. Staaten zum ersten Male eine gesetzlich begrün dete und vom Congreß anerkannte An stalt fiir allgemeinen öffentlichen Ge sundheitsschutz haben. Die Pläne siir das betreffende Gebäude sind schon fer tig, und nächstdem sollen die ersten Fundamentirungs - Arbeiten fiir das selbe beginnen. Lenteres wird dem s Mariae-Hospitaldienst unterstellt und »hygienifches Laboratorium« genannt werden. Was auch immer bei der Ge schichte herauskommen mag, die Ein richtung ist jedenfalls eine bemerkens werthe. Sie möge daher eine vorläu fiae Beschreibung erhalten: Das neue Institut wird fünf Acres Land beanspruchen. Sein Hauptge bäude wird äußerlich einigermaßen dein Weißen Hause gleichen, aber nur 835,000 kosten. Es wird Raum fiir eine Fakultät von 30 Gelehrten enthal ten: Batterienforscher, Biologen, Zoo logen, Jnsettenkenner und Chemiter. Jnteressanter, als dieses Gebäude selbst, werden aber die Anbauten sein, wenn sie sich auch nicht durch klassische Umrisse auszeichnen. Eine dieser wird eine Witlltenagerie fiir die Unter brinaung von Dunderten kleiner und größerer Thierchen enthalten, denen alle bedrohlichen Krankheiten, von wel chen das Menschengeschlecht befallen werden kann, versuchsweise beigebracht werden sollen. Den Feind der Mot settion oder überhaupt fchrnerzvoller und schädigender Experimente an le benden Thieren diirfte freilich hier ein Schauder befallen: er musz sich eben ge dulden, bis etwa seine Schule zu allge meiner Anerkennung aebracht ist; vor erst wird diese BundessGefundheitss Werkstatt ganz im Sinne der «ortho deren« Heiliunde betrieben. Einen anderen merkwürdigen Anbau wird ein vollständiges Krematarium für die schließliche Verbrennuna kraniheitsoer- - feuchter Thiere bilden. Das «Ganze wird, wie gesagt, fünf Acres einneh men, und zwar an der «Potomac-Flufz front und innerhalb der Refervation des alten FlottensObfervatoriums. Es war der GeneralStahsarzt Wh rnan vom Marineihosvitaldienste, oon welchem der Gedanke einer solchen An stalt ausging, die in ihrer Art nirgends sonstwo ihres Gleichen hat. Der Lei ter des Jnftituts aber tvird Dr. M. J. Rofenau fein, ein hervorragender Bak terienkenner von Philadelphia Er hat auch zu einem großen Theil die inneren EinrichtunassPlöne entworfen und hat bereits mit der Ziichtnng von Ver fuchsthieren in vorläufigen Köfiaen und Glasbehöltern begonnen. Ein großer Theil der zu verwendenden Ver suchsthiere wird nur in der Gefangen fchaft gezüchtet, und man erwartet, ne benbei noch mancherlei andere inter essante Beobachtungen über das- Leben dieser Thiere machen zu können. Mit Affen, Klapperschlangen, Alligatoren, Schildkröten,.Pferden und vielen an deren Thieren ist es freilich etwas An deres; wollte man auch diefe von Be ainn an züchten » soweit Soiehesx überhaupt müalich wäre — fo müßte diefe Gefundheite:Wertitatt noch in riesiaem Maße vergrößert werden. Es wird sogar an besonderen Sezirs tifchen fiir Jnfetten nicht fehlen, und die Jnfetten scheinen eine der stärksten Seiten in Dr. Rofenau’s theoretischen und praktischen Studien zu fein. Er tann u. A. mit einem winzig kleinen Apparat die Speicheldrüsen eines Ma lariasMoskitos freilegen und dann unter einem fehr ftart vergrößert-den Mikroskop mit einer überaus feinen Nadelfvive seziren, um das Vorhalt denfein von Rrantheitsisatterien fest zustellen. Mit besonderer Vor-liebe werden Krankheiten - Einimvfunges versuche an Affen vorgenommen wer-« den: denn man hat gesunden, daß die Affen die einzigen Thiere sind, welche ungefähr allen Krankheiten unterwor fen find, denen auch das Menschenkind ausgefetzt ift. Manche andere Experi mente, wie z. V. die mit Schildkröten und Alligatoren, werden funlelneu fein. Diese Thiere haben eine aanq wundervolle Widerftandgtrait gegen viele der furchtbarften Kranlheiten, deren Keime und Gifte fee in sich tra gen, und man hofft nichts Geringere5, als diefe Widerstandslraft wenigftens theilweife auch den Menschen beibrin gen zu können. Wahrfcheinlich wird auch diebeilung von Wasserfcheu oder hundebißskcolb heii einen der Zweige diefes National Jnftitutes bilden, und wcnn die Jn okulattonssErzeugung von Wassers-lieu in Kaninchen und das Studium aller zugehörigen Erscheinungen weit genug gediehen find, mögen anch Menschen, die von tollen hunden gebissen wurden, hier mit einer eigens dafür erzeugten EinfvrihungsiMedizin behandelt wer den« Onkel Sam wird also dann den Baume-Instituten die übrigens hier zulande gar nicht zahlreich sind, Con » kurrenz machen. In anderen Beziehun gen aber dürfte iefe Gründung nicht den Charakter eines hofvitals erhal « ten. So viel einstweilen iiher dieseneue National -·Anftalt, von der man sich große Dinge für die allgemeine Förde rung der Gesundheit und heilung von Krankheiten und Seuchen verspricht. Vorerft werden diefelhen freilich nur liinftlich hervorzurufen gefucht, und foweit Solches überhaupt von Werth ist, dürfte es immer noch am Besten fein, alle derartigen Erverimente unter nationaler Aufsicht geschehen zu lassen.