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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 27, 1901)
Novelle von E. H. von Hugo-n »Nimm es nur nicht zu schwer, Gerda, der liebe Gott wird schon ein Heim fiir Dich haben. Wenn ich ein Mann wäre, würde ich Dich gleich hei rathen, und das wäre der beste Wir kungskreis fiir Dich. Mein Mann hat da einen Corpsbruder, einen Pracht menschen, sage ich Dir. Hiibsch, lie bens würdig und reich, dazu eine nette Lebensstellung, den möchte ich für mein Leben gern unter die Haube brin en, oder besser gesagt unter den Pantosfel Aber glaubft Du, es wäre mir nur möglich, ihn mit einer Dame zusam menzubringen7 Er ineist vor jedem Damenhut aus, wenn er ihn nur im Vorplatz hiingen sieht. Mein Mann behauptet freilich, nur die Frauen wä ren daran schuld. daß er so geworden wäre. Er hätte einmal eine Dame sehr lieb gehabt, und die hätte nur mit ihm gespielt, und dies hätte ihn fo gegen die ganie Frauenwelt verbittert. Jch sage Dir, ich bin manchmal so giftig auf ihn, daß ich wünschte, er wäre nur eine Stunde einmal mein Bubi, damit ich ihm durch schlagende Beweise meine Meinuna beibringen könnte. Kopf hoch, Gerda, und die Thranen aus den Augen« es wird sich schon ein Heim fiir Dich finden.« Mit diesen Worten trö stete die kleine Frau Professor Min Marbag eifrig ihre Freundin Gerda Darst, die mit trübseligem Gesicht in einem Sessel lehnte Und an einem hüb schen Babvlleidchen stichelte. Wer weiß, was fiir eine schwungvolle Rede über dasJ Gliict der Ehe die lebhafte, junge Frau ihrer Freundin noch gehalten hätte, wenn nicht plötzlich im Neben ziinmer ihr Erbprinz ein wahrhaft ohrenbetiiubendes Gebrüll erhoben hätte, Ioezc es seine Mutter schleunigst veranlasle in das Nebenzimmer zu stürzen und ihren tleinen Schreier zum Schweigen zu bringen. ists-da Fiorisz hatte die tleine Frau sehr lieh und gönnte ihr ihr Glück von Herzen, aber sie möchte auch ein bischen von diesem Glücke haben. Sie war im mer ein Glücke-lind gewesen, die hüb sche Frau Professor; Gerda dagegen hatte eine schwere Kindheit hinter sich. Frühoerwaist und beiVerwandten auf aezoaem fehlte ihr von frühester Kind heit an der Sonnenschein der Eltern licbc und des lklternhaiises, in dessen Licht und Wärme eine kleine Menschen tnaipe nun einmal am besten gedeihl. Herrn Horst flammte aus einer alten, nisten Lisiziersfamilir. Jhre Vorfah ren hatten sich manchen Lorbeerkranz und manchen verdienstvollen Orden ers obert, aber keinen Geldschatz· Und Gerdcks Eltern machten teine Aus nahme. Sie hinterließen ihrer Tochter eine so kleine Rente, daß Gerda ge zwungen war, sich einen Wirkungs lreis zu suchen. Sie war ein tüchtiges und nettes Mädchen, aber hübsch war sie nicht, und sie sah mit ihren dreiundzwaniig Jahren mindestens wie achtundzwan zia aug. Sie hatte bis vor einigen Monaten Stinderm die noch Schul gwana haben sollten, Privatstunden aegeben, aber eine Halserlrankung hatte sie gezwungen, diesen Wirkungs kreis aufzugeben Nun war sie seit Wochen bei ihrer ePnsionssreundin auf Besuch und hoffte von Woche zu Woche, einen neuen Wirkungskreis zu finden. Aber es ist heute nicht so leicht, eine Stellung zu finden; es ist iiberall mehr Llnaebot als Nachfrage. »Wenn ich nur wüßte, wo ich ein Heim finden könnte,« sagte Gerda seufzend vor sich hin. Jn demselben Moment ftilrzte die Frau Professor wie einWir belwind in die Stube. Auf dem rech ten Arm hielt sie ihren Bubi, mit dem linken schwenkte sie ein Zeitungsblatt Zvie eine Triumphfahne hin und her «Gerda,« rief sie athemlos, »ich hab’ was für-Dich, da liess Und Gerda las: »Für eine allein stehende, ältere Dame, Wittwe eines höheren L)fiizierg, wird eine junge Dante als Gefellschafterin und Toch: ter des Hauses gesucht. Offizierswaise bevorzugt. Honorar nach Uebereini tunft. Offerten erbeten unter 123 an die Ervedition dieses Blattes.« »Was-r dies nun nicht wunderbar für Dich? Gleich setzt Du Dich hin und fchreibft,« jubelte die tleine Frau, liißte Gerda auf die Stirn und tanzte mit ihrem Bubi, der vor Vergnügen laut lriihte, im Zimmer umher. Gerdag Augen strahlten. »Ach, wenn das etwas wäre, ich wäre zu aliictlich,« sagte fie leise. »Natürlich wird es etwas, ich habe so einen Ahnimus, schreib, Gerda. schreit-, die Annonce ist Dein Gliick,« sagte die Frau Professor lachend. Und Gerad letzte sich hin und schrieb. Frau Milln aber nahm das Zeitungsblatt wieder zur Hand und las mit vergnüg teltem Gesicht darin. Plötzlich lachte .fie hell auf, fo daß Gerda neugierig den Kon hob. »Du, Gerda, hier ich noch etwas für Dich,'« rief sie lachend, »hiire nur.« Und mit Pathos las sie: »Eine Bitte an nette Damen. Wir suchen fiir einen Freund ohne dessen Wissen eine liebenswürdige, tluge Frau, wenn auch ohne Vermögen, im Alter von 23 bis 28 Jahren. Unser Freund ist 40 Jahr, l .mögend, in guter Lebensstel lung und ein vornehmer, liebentmer ther Charakter, mit dem eine vernünf tige Frau recht glücklich werden tann. « Dfsrrten bis 24. dieses Monats unter M an die Expedition dieser Zeitung Honntaggs Blatt Beilage des ,,Nebraska Staats-A·1Jzeiger und Herold« z· P« Wind-mid, Herausgehen Graun Island, Nebr» den 27. Zept. 1901. Jahrgang 22. No. 4. erbeien.« Nun, Gerda, wie wäre es, wollen wir diesem liebenswerthen Cha rakter nicht zu seinem Glück verhelfen?« fragte die kleine Frau lachend ihre Freundin. «Duniines Zeug,« erwiderte diese und zuckte dabei die Achseln, »ich danke dafür, auf solche Art einen liebenswer then Charakter kennen zu lernen.« »Na, denn nicht,'« antwortete Milly Marbag lustig, und dann vertieste sie sich wieder eifrig in die Zeitung Nach einiger Zeit hob Gerda den Kopf. »Bitte, Milly, willst Du so gut sein und mir noch einmal die genaue Cbiffre sagen?« Frau Marbag warf einen flüchtigen Blick auf die Annoncenseite und berich tete: »No. 125, Expedition dieser Zei tung.« »Daiile.« sagte Gerda, schrieb die Adresse. setzte sich einen Hut auf und trug den Brief an den nächsten Post tasten. Es war eine Woche später. Gerda hatte nie eine Antwort auf ihren Brief bekommen und fah mit triibein Herzen in die Zulunfi. Die lleine Frau Pro fessor Marbag aber ging mit strahlen: dein Gesicht in ihrem Heini umher. Sie hatte entschieden Glück mit ihren Plä nen. Wie sehr hatte sie eg sich doch ge wünscht, daß der liebste Freund ihres Mannes, der Herr Professor Erich Walten und Gerda sich kennen lernen sollten. Und nun war es geschehen, ganz ohne ihr Zuthun. Wie aus der Erde gezaubert stand er eines Tages vor ihrer Thüre. Lächelnd küßte er ihr die Hand und sagte ihr dabei, ein Brief ihres Mannes-, den dieser ihm zu seinem Geburtstag geschrieben hätte, und iii dem er ihm sein Heim in den verloetendsten Farben hinzauberte, hätte ihn zu dieser Reise verführt. ——— tätliictselia hatte sie ihn Gerda vorge stellt. Er hatte Gerda bei dieser Vor-— stellunq mit einem ganz eigenthiimli chen Blick angesehen, so, als wollte er bis auf den Grund ihrer Seele sehen Der tleinen Frau siel dieser Blick ans und sie erkundigte sich nachher Unter vier Augen bei ihrem Mann, ob er Gerda vielleicht in seinem Briese er wähnt hätte. » Der schüttelte sehr energisch den Kopf. »Dann hat es ihm die Gerda beim ersten Sehen angethcn,« platzte Min heraus. »Echte Weiberlogit,« glossirte ihr Mann. »Na, wir werden ja sehen, iver wie der recht hat,« entgeanete sie bestimmt. Und sie sahen es. Als der Herr Pro sessor nach vierzehn Tagen abreiste, stellte er ihnen mit dein glücklichsten Gesicht von der Welt Gerda als seine Braut vor: und dazu erzählte er ihnen lachend, wie es so gekommen war. — Ein paar übermüthige alte Cur-pser der von ihm, wegen ihrer tollen Strei che Mar und Moritz genannt, hatten aus Uebermuth eine Heirathsaiinoriee in die Zeitung gerückt, und schickten ihm zu seinem vierzigsten Geburtstage mit einem tlassischen Gratulations briefe die ganzen eingelausenen Briese mit dein tategorischen Befehl: ,,Such’ Dir eine aus, Zu mußt heirathen, k-—-kk ----- It -- LI- 0455 « ans-I IUllsl Uktpunl »O »Is- «'so·- sey-· lachend, balb ärgerlich hatte er einen Brief aufgemacht-« Er wollte nur-ein mal sehen, wag für Damen sich darauf melden. —— Zu feiner höchsten Ueber rafchung las er, als fein Auge auf den Brief fiel, feines Freundes Adresse an gegeben. Nun las er natürlich, aufs höchste überrascht, den Brief ganz durch und fand, daß dieser Brief unmöglich eine Antwort auf die Heiratbgannonee fein konnte, sondern durch eine Ber wechselung in feine Hände gekommen war. Es war der Brief, den Gerda geschrieben, und auf dessen Beantwor tung sie fo sehnsüchtig gewartet hatte Dem Professor gefiel die handschrift und der ganze Brief fo sehr, daß er plötzlich Luft bekam, diefe Gerda Horst kennen zu lernen. »Und deshalb kam ich ber, und nun habe ich wirklich durch den triftigen Streich meiner Freunde mein Glück aefunden,« schloß der Pro fessor lachend feine Erzählung »Wie die Berwechseluna aber möglich war, daf; ift mir ein Nätbfel.« Die kleine Frau Professor fand erft keine Worte fiir diese Thatfache, dann küßte sie Gerda jubelnd nnd tröstete sich mit dem Citat: »Es giebt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich Eure Schulweigbeit nichts träumen läßt« Jbr Mann aber ging schweigend an den Zeitungsftänder und suchte sich die Zeitungen aus jener Woche beraus. Nach griindlichem Suchen brachte er denn die nette Konfufion feiner kleinen Frau an das Tageslicht. Mit vor wurfsvollem Gesicht machte er ihr klar, daf; zwifchen 123 und 125 ein großer Unterschied sei. — Sie aber lachte ihm lustig in dass Gesicht und sagte lachend: »Ich habe es mir immer gewünscht, daß die bei den ein Paar werden, nnd daß ich das zu Stande gebracht habe, freilich wie seine blinde Henne, das wird mich freuen, so lange ich lebe. — Und die beiden freuen sich auch darüber. Denn wie hätten sie je ihr Glück gefunden ohne meine Konfusion.« Das glückliche Brautpaar gab ihr natürlich recht, und ihr Mann zuckte lachend die Achseln. »Na, wenn Jhr alle zufrieden seid, dann bin ich’5 auch,« sagte er lustig. -—s--s- -—- T Wie man den Schnnpsen lurirt. Von Mart Ttvain. Es mag eine schöne Sache sein, zur Unterhaltung des Publikums zu schreiben, aber weit erhabener und ed ler ist es, ivenn man zur Belehrung desselben, zu seinem Besten, zu seiner tvahrhasten und offenbaren Wohlfahrt die Feder führt. Das letztere ist der allgemeine Zweck dieses Artikels, und wenn derselbe nur einem einzigen lei denden Mitmenschen die Mittel dazu zeigt, seine Gesundheit wieder herzu stellen, in seinem erloschenen Auge noch einmal das Feuer der Hoffnung und Freude anzufachen, seinem erstorbenen Herzen die Tage zurückzugeben, — so bin ich vollständig für meine Mühe be lohnt. Jch habe stets ein reines und mahl loses Leben »efiihrt, und so darf ich glauben, daß Niemand, der mich kennt, die Rathschläge, die ich geben werde, aug Furcht binteraangen zu.werden, surucrweuen miro· txs wird Publikum selbst zu Gute toininen, wenn es meine hier geschilderten Gr sahrungen beim Kuriren eines Zchnudfens liest und in meine Fuß tapfen tritt. Als das weiße Haus in Virginia abbrannte, verlor ich mein Heim, meinen Frieden, meine Gesundheit und meinen Koffer. Der Verlust der ersten beiden Gegenstände war von nicht all zu großer Bedeutung. Denn was ist leichter zu haben, als ein Heim, worin teine Mutter oder Schwester oder eine entfernte junge Kousine uns durch Wearäumen unserer schmutzigen Wäsche und durch Entfernung unse rer Stiefel vom Kaminsims daran er innert, daß es Wesen giebt, die an uns denken und für uns sorgen. Und aus dem Verlust meines Friedens machte ich mir nicht viel, weil ich tein Dichter bin und die Melancholie es unmöglich lange bei mir aushalten kann. Aber eine gute Gesundheit und einen noch besseren Koffer zu verlieren, das war Mr unangenehm. Meine Gesundheit unterlaa am Tage jenes Brandes ei: nein heftigen Schnupfen, infolge mei ner übermäßiaen Bemühungen, mich fertig zu machen. um irgend etwas zu thun. Uebrigens opferte ich mich um sonst, denn dir Plan zum Löschen des Feuers, den ich ersann, war so kom plicirt, daß ich erst in de: Mitte der folgenden Woche damit fertig wurde. Als ich das erste Mal nieste, rieth mir ein Freund, ich solle die Füße in heißem Wasser baden und mich zu Bett legen. Was ich that. Kurs darauf rieth mir ein anderer Freund, wieder aufzustehen »und eine taltoDuche zu - nehmen. Was Ich auch that. Eine Stunde darauf versicherte mir ein drit ter Freund, man müsse ,,einen Schnuper füttern und ein Fieber aushungern.« Ich litt an beiden una hielt es daher fiir das Beste, mich zu nächst gegen den Schnuper vollzu stopfen und dann zu fasten und daf Fieber inzwischen verhungern zu lassen. Jn Fällen, wie dieser, thue ich sel ten etwas halb. Jch af; recht anstän dig, und zwar wandte ich meine Kund schaft einem Fremden zu, der an dein: selben Morgen sein Restaurant eröff net hatte. Er wartete in achtungsvol lem Schweigen in meiner Nähe, bis ich mit dem Füttern meines Schnup fens fertig war, und dann fragte er, ob die Leute in Virginia häufig ani Schnuvfen litten. Jch glaubte dac besahen zu müssen, worauf er hinaus ging und sein Schild herunternahni. Jch ging in’s Geschäft und tras un terwegs einen anderen Busenfreund, der mir sagte, ein Quart Salzwafser, warm genommen, sei gegen den Schnuper so gut, wie nur irgend etwas. Jch glaube laum, daß ich noch so viel Platz hätte, aber dennoch ver suchte ich es jedenfalls-. Das Resultat ivar überraschend. — Jch meinte meine unsterbliche Seese ausgeworfen zu haben. Da ich meine Erfahrungen nur zum Nutzen derer erzähle, die mit der in Rede stehenden Unpäßlichkeit behaftet sind, so denle ich, sie werden es in der Ordnung finden, daß ich sie vor dem Gebrauche solcher Mittel schütze, die sich bei mir als unwirksam erwiesen haben, und aus Grund dieser Ueber zeuaung warne ich sie vor warmem Salzwasser. Es mag ja ein ganz gu tes Mittel sein, aber mir scheint, es ist zu start. Wenn ich wieder einmal den Schnupfen hätte und mir bliebe nur die Wahl zwischen einein Erdbeben und einem uart warmem Salzwas ser, so würde ich es mit dem Erdbeben versuchen. Nachdem der Sturm, der in meinem Magen gewiithet hatte, vorüber war und sich teine barmherzigen Samari ter weiter einstellten, fuhr ich fort, mir Taschentiicher zu borgen und sie in Atome zu blasen, wie in den früheren Stadien meines Schnupsen3, bis ich einer Dame in den Weg lies, die von jenseits der Prairien kam nnd, wie sie sagte, in jener Gegend gelebt batte wo die Aerzte selten wären, so das-, sie sich nothgedrungen bedeutende Ge wandtbeit in der Behandlung einfa cher ,,Haugtrantbeiten« erworben bät te. Sie mußte sicher sehr viel Erfah rung besitzen, denn sie sah aug, als ou sie hundert undfijnfiia Jahre alt sei Sie mischte einen Sud oon Sr)rup, Scheidewafser, Terpentin und verschie denen anderen Droauen und verord nete mir davon alle Viertelstunde ein Weinglas voll. Nach einer einzigen Dosis hatte ich genug. Sie beraubte mich gänzlich meiner moralischen Grundsätze und erweckte jeden unmitt digen Trieb meiner Natur. Unter ihrem bösartigen Einflusse ersann mein Hirn Wunder der Gemeinheit, meine Hände waren nur zu schwach, sie auszuführen; waren damals nicht meine Kräfte einer Reihe von Angrif fen unfehlbarer Heilmittel gegen mei nen Schnupfen erlegen gewesen, so schmeichl e ich mir, ich hätte einen Raub versucht. Wie die meisten anderen Ellienschen denke ich ost gemein und handl- hpmsnhnv ins-und »F sk nö- Las-»k ich jene Medicin nahm, hatte ich in solch übernatürlicher Verworfenheit Fschwelgt und eg mit Stolz gefühlt. ach Ablan zweier Tage war ich so weit, daß ich wieder doktern konnte. Jch nahm noch ein paar unfehlbare Mittel ein, und trieb schließlich meine Erkältung aus- dem Kon in die Lun gen. Jch begann unaufhörlich zu husten, und meine Stimme sank unter Null; ich sprach in einem donnernden Baß, zwei Oktaven tiefer, als meine natür liche Stimnilage. Meine regelmäßige Nachtruhe konnte ich nur erlangen, in dem ich mich in einen Zustand der äußersten Erschöpfung hineinhustete, und sobald ich dann im Schlaf zu’ sprechen ansing,.weckte mich meine mißtönende Stimme wieder auf. Mein Fall wurde Von Tag zu Tag ernsthafter. Man empfahl reinen Wachholderschnapps. Jch nahm ihn. Dann Wachholder mit Symp; das nahm ich auch. Dann Wachholder mit Zwiebelm ich that noch die Zwiebeln dazu und nahm alles drei, entdeckte aber keinen besonderen Erfolg, außer daß ich einen Athem bekommen hatte wie ein Bussard. Jch hielt es fijr rathsam, eine Luft deränderuua vorzunehmen. Jch ging mit meinem Redortertollegen Wilfon nach dem Biglerse. Mit Vergnügen erinnere ich mich. wie grofzartig wir keiften; wir fuhren in der Landkutfche nnd mein Freund nahm sein Gehört mit, welches aus zwei prachtvollen sei-« denen Taschentiichern und dem Das auerreotyp seiner Großmutter bestand. Den Tag über segelten und jagten und sischten und tanzten wir, und die aanze Nacht hindurch turirte ich an meinem Schnuvfen Aus diese Weise aelana es mir, alle vierundzwanzig Stunden auszunutzen. Aber mein Leiden wurde immer schlimmer-. Man empfahl ein Latenbad Jchs hatte bis jetzt noch tein Mittel zurück gewiesen, und es schien thöricht,«jetztt» Damit anzufangen. Jch beschloß also, ein Latenbao zu nehmen, tro dem ich leine Ahnuna hatte, was für eine Pro ceour das eigentlich war. Sie wurde um Mitternacht vorgenommen, bei sehr srostiaer Witterung. Man ent blößte mir die Brust und Rücken und wand ein mit Eiswasser durchtriinttes Laien --- es schien mir tausend Ellen lang —- um mich herum, bis ich aus sah wie der Schwapper einer Riesen lanone. Es ist ein arausames Verfahren Wenn das eisialte Tuch das warme Fleisch berührt, so springt man mit plötzlicher Gewalt auf und schnappt nach Lust wie im Todeskampf. Ich meinte, mein Stündlein sei aetom"men. »Nimm niemals ein Latenbad —— niet Rächst der Unannehmlichteit, eine bekannte Dame zu treffen, die aus ihr selbst am besten bewußten Gründen, dich nicht sieht, wenn sie dich ansieht, und dich nicht kennt, wenn sie dich sieht, tst es die unangenehmste Sache von der Welt. Aber, was ich sagen wollte, als das Laienbad gegen meinen Huften nichts balf, empfahl mir eine Freundin, ein Senfpslaster aus die Brust zu legen. Jch glaube,.das würde mich wahrhaf tig lurirt haben, wäre nicht Freund Wilson gewesen. Als ich zu Bett ging, leate ich mein Senfpflaster — Und es rvae ein sehr schönes, 18 Zoll in’s Ge vierte —- zurecht, so daß ich es zur Zeit bei der Hand hätte. Aber Freund ’ Wilson bekam in der Nacht Hunger und —- das Weitere male man sichs selbst aus« Nach achttägiaem Aufenthalte am Bigler - See »in«q ich an die Dampfer: quellen, und nahm außer den Dampf bädern eine Menge der nichtswürdig sten Arzneiem die je zusammengebraut werden« Sie hatten mich kurirt, allein ich musite nach Virginien zurück, wo ich es, trotz der verschiedensten Heilmit tel, die ich Tag fiir Tag verschluckt-H dahin brachte, meine Krankheit durch Unnorsichtiakeit und Strapazen zu derschlimmern. Jch beschloß schliesslich nach Sau Francisco zu neben, und gleich am Tage meiner Ankunft rieth mir eine Dame im .s:)otel, alle vierundzwanzig Stunden ein Quart Whiskey zu trin ken, und ein Freund in der Stadt em pfahl mir genau dasselbe Verfahren Jeder rieth mir, ein Quart zu neh men; das machte eine halbe Gallone. lch nahm sie, Und lebe immer noch. Mit den besten Absichten von der Welt empfehle ich also die buntscheeli aen Kurmetboden, die ich durchgemacht « habe. der Beachtuna aller Patienten. Möaen sie es damit versuchen: Hilft es nichts, so kann es auch nicht mehr als sie umbrinaen. « —-.-—.. Die seultur hat auch die Eingeboreneu am Sambesi ieut beleckt. Eine englische Zeitung erzählt, Arn-e die Cultur, die alle Welt beleckt, auch auf die Eingeborenen am Samt-est sich erstreckt hat. Die Herrschaften kehren jetzt nämlich zu ihren fernen Fkraalg, allwo sie den in den Minen erworbenen Lohn in Bier oder anderen Herrlich keiten vertrinken und sonst verpraffen wollen, auf dem Stahlroß heim. Um sich klar zu machen, was dies bedeutet, mufz man sich die dünnschenkeligen, plattfiifkigem mit allerlei undesinirba ren Bündeln behangenen nackten Her ren vorstellen, wie sie über die weite Steppe paddeln, die Luftpumpe nnd andere zum Radfahren nöthige Requi siteu um sich herutngebunden, ein Bün del Maigkolben von der Seite herab fliegend, einen Wasserbehälter auf dem Rücken, einen Bergmannoriemen um die nackte Tgille geschlungen und ver schiedene Ochsenschwanz - Decoratio-: nen an den Riemen flatternd. Ein einzelner Radfahrer dieser Sorte wür de schon komisch genug wirken, aber ein ganzes Rudel von ihnen macht wirklich den denkbar originellften Eindruck. Sie scheinen ihre Räder auch recht bil lig nach folgender erprobter Methode zu erwerben: Zuerst lernen sie auf irgend einem befreundeten oder sonst verfügbaren Rade fahren, dann, wenn die Zeit der Heimreise heranrückt, war ten sie eine günstige Gelegenheit ah, wo gerade ein Rad unbeaufsichtigt ist. Jn wenigen Tagen sied sie weit den Sam besi hinaufgeradelt, wo der »Volke man« keine braven Schwarzen aus ihrer Ruhe stört. Der Nennen dralnlofer Telearapliic für betten-Ismene ftark angezweifelt. Einiae Kriegsschiffe der britifchen Mariae sind jetzt mit Apparaten fiir drahtlose Telegrapbie ausgerüstet und können mit größter Leichtigkeit Nach-« richten anf eine Entfernung von 50 oder W Seemeilen senden, als mit den früherenHiilfgmitteln bei völlig klarem Wetter auf zehn Meilen. Trotzdem wird der Nutzen der drahttoien Tele aravbie für Kriege-zweite noch immer stark angezweifelt. Der bedenklichstc Umstand liegt darin, dafr die Meldun aen nicht geheim bleiben, falls- sie nicht ans besonderen Gelieimzeichen zufam mengesetjt werden, und auch in diesem Falle könnte noch jedes feindlicheSchiff, das einen entsprechenden Ttlvvarat an Bord besitzt, die Depesche nicht nur auffangen, sondern auch deren Lesbari . ieit an ihren Bestimmunggort verhin dern, indem es seinen eigenen Apparat in Thätialeit setzt. Mindestens sollten also Reichen vereinbart werden, deren Gntziffernng so schwierig wie möglich ist, nnd deren Benutzung lönnte nur entbehrt werden, wenn die Nähe eines-i » feindlichen Schiffes als ans-geschlossen s gelten kann. Selbst in diesem Falle aber erfährt die drahtlose Telegraphie gegenwärtig noch viele Einschränkun gen in ihrer erfolgreichen Anwendung, und sie wird für Kriegszwecke wahr scheinlich nicht früher völlig brauchbar sein, als das Mittel gegeben ist, Stätte der elektrischen Schwinger beliebig einzustellen und die Appetit-F so einzurichten, daß die Mögest elektrischen Wellen nur von dem ARIE rat aufgenommen werden können, des in gleicher Weise eingestellt ist wir der Sendeapparat. Alsdann würde es ein seltener Zufall sein, wenn ein feindliches Schiff seinen Apparat ge rade in der gleichen Weise eingestellt hätte, so daß es die Depesche auch sei nerseits auffangen könnte. Bei einem größeren Geschwader müßte dann der Empfangsapparat auf jedem einzelnen Schiff eine ganz bestimmte Einstellung besitzen die beim Aussenden eines Te legramms berücksichtigt werden muß, damit die Nachricht an das bestimmte Schiff und nur an dieses gelangt. T »Wer ist die Dante, die unr- da vom Himmel fällt?« Einer der niedlichen kleinen Sterne des Pariser Tl)eaterhimmels, Fräulein Lea Leonne, will nächstens von Lhon aus eine Dauerfahrt im Luftballon unternehmen. Bei diesem Anlafz erin nert man sich in Paris an die Ballon fahrt, die einst Sarah Bernhardt in Gesellschaft des damals berühmtesten Liiftschiffers Godard und des Malerö Ulairin ausführte. Der Aufstieg er folgte inGegenlvart einer tausendiöpfi gen Menge vom Tuileriengarten aus. Oben in der lautlosen Höhe der Lüfte fühlte sich dieTragödin unsagbar wohl. lttodard lächelte nnd plante einen Scherz. Plötzlich senkte sich der Ballon, und man sah die Concordienbriicke unter fich, der die Menge zulief, erwar t--rid, der Ballen werde in die Seine fliegen. Ehe es dazu kommt, hat Go dard einen Sack Ballast geleert, und der Ballon steigt wieder in die Höhe. Mart flieat iiber die Julisäule weg, uno ein-: englische Familie die auf ei nem Balcon Siesta hält, bekommt den feinen Sandregen des zweiten Wollust factess auf die Köpfe Weiter fliegt der Ballon iiber den Friedhof Vere Lachaise, auf dessen Gräber Sarah Bernhardt die Blumen ihres Bouquets hinabstrent, und 20 Minuten später, gegen Zz7 Uhr Abends, ist man über dem Walde von Vincennes. Es ist Essengzeii. Sarah Bernhardt fchmiert Vrötchen, die sie mit Gänseleberpastete heleat. Godard entkortt eine Flasche Zett, und man amusirt sich vortrefflich. Fie geleerte Sectflasche wird in den Hwk »Du xnuunuczv gcluutscu, lUU Ilc im Fallen zwei Schwäne erschreckt. Biber schon fällt der Ballon wieder, ein dritter Sack des Ballasts muß geleert werden nnd über-schüttet eine auf der Wiese lagernde Gesellschaft Ein Va ter, der meint, sein Sohn habe Unng getrieben, verabreicht dem llnschuldiaen eine Backpfeiie, Sarah Bernhardt wird darüber tviithend und wirst die Blech lsiichse mit den Reiten der Pastete den -.L)errschaften vor die Füße, die nun endlich den Ballen sehen und hell auf lachen. Allniählich bricht die Abend däninternna herein. Die Gesellschafi flieat noch iiber den Wald Von Fers tiereis nnd landet bei dein Dorfe Ver » eherer »Wer ist die Dame, die uns ? Oa vorn Himmel fälli?« fragte eitt Bauer, der mitgeholsen hatte. »Ein « Stern,« antwortete der galante Go darb tm Wie ein Lumpeniammlerliiinschen unter die Paläste Pariser Millionäre kommt. llncer den herrlichen Paliijten nnd Ltintniltiinierin welche dieAvenne des Boiszs de Vonluane in Paris einiiintnen, fällt ein kleines-, altes, iirtnlieties Oiincielien anf, das inmitten eines rieiiaen Garten terrains ssxsln nnd sich ansninnnt, wie ein llelnsrlileiliiel liinait vemanaener Zeiten. In der Tlmt ist tIasJ Oiinsiiten iilJer nenn ,,-ia Jahre alt. Tanialis hies; die Gegend nrnli die «C«l)ene von Illlaillot « nnd lag weit ani;er dein liewulniten Paris-. Sein scrlianer war ein Litnwensatnniler, der mass-über mit feiner Frau die Straßen Paris- dnreliitreifte. Mit rastlosein Fleiii liraeliteti es die Innaen «ente soweit, dai3 sie das Hans-mein das eine Hol·il)iitte ais neien war, tanfen nnd ein kleine-s Winnditiitt dazn erwerben konnten Alt-I «» coun- uon ztstnlnol wurde ltlztvllcllcll dass Quartier Maillot uti.- ali- der Linn pensannnler nnd seine Isran alte Lentc aeworden waren, die in ihrem Nin-Sitten init ihren drei Töchtern lebten nnd dass alte Geschäft dnreh etliche Dritte-nd An nejtellte im Großen betrieben, da waren inzwischen i se Wrnndwerthe jener Geaend ins- ,«§sabelhafteite aeitieaen llnbetiinnnert nni die Ereignisse hattest die Alten gear beitet, aefnart nnd in ihren Töchtern fo viel Liebe zn den Eltern gepflanzt, daß die drei Mädchen alle Bewerbnnaen alt-Is sallnaen nnd nnr mit den Eltern leben »in wollen erklärten. Rath ihrem Tode setzten die Gerichte dass Inventar des Vermögens anf, nnd esJ emab sieh daf; die inzwischen alt ge wordenen drei Tochter anizer dein Hält-J aien nnd dem tnailitiaen Mrnndftiick ein Verniiiaen in Staatspapieren von fiinf illiillionen Franks befaften Vor etwa zehn Jahren starben zwei von ihnen, nnd die ilelnsrlelnsnde blieb einzige Erbitt. Die Illbenne dn Bot-;- de Bonloane begrenzte anf der einen Seite ihren Petiti, der anf der anderen Eeite bon der nicht minder glänzenden Abenne de l"J(nnn-ratriee ein neialnnt wnrde Zo lieat heilte dac- alte Vnnnnsnfatnntlerhanglben inmitten eines berrliihen ltlartenike Man hat der Einen tliinnerin vzwei LlIlillionen Franks-J fiir ihr («-lrnndfliick geboten, aber sie eriiiirte, daß sie sieh niemals botn elterliihen Nest tren neis winde. Die Tochter des-«- Lumpen sannnlers ist heute 77 Jahre alt und darf nat den Vnrnsz eines Mariens im Werthe e«n 17 Millionen Franks neftattcn« Jhr Wes-«- trsfjat die Nnnnner 29 der Avepne d Bis-A nnd dort lebt die alte EinsiedlcciI den Erininsrnnaen an die Arbeit und die Liebe ihrer Eltern - — Die Netze gewisser Schönheiten wet-v » den nur für Goldfifche ausgeworfen.