M-— .-- .-, , — v- f — - I « . onkkDOKTNIOsUCJOO OOOIIOPOÆOVIPMOOIOI Ost III-G ; I 01 I 0 Ei « MMOQZDOOILJC OOOWIOOJOO QQLOLOZM Meidenstamm Roman von Wilhelm meycrsförstcn Es » s - - MVMIXMO MOOJQ MZOOOIOOT d TOPCIOJIJITF ·"«-·»-OOOO MAX-o Ho wsio«Q»-o«08ckcu»sczspzozoipib « (9. Fortsetzung) Wie kann man schön finden,was der Ausdruck grenzenloser Oede und Hoff mgslosigkeit ist?! Nie wird auf die kes diirren Flächen ein Kornfeld feine Bibel-sen Iehren wiegen, nie Obst rei sen. Mit allen Mitteln einer vollen deten Technik und chemischer Durch arbeitung des Bodens macht man an den Grenzen schmale Landstriche ur bar, aber die Heide liegt wie eine schla fende Riesin, die es taum empfindet, daß die Zwerge in ohnmächtigem Eifer an ihrem Gewande zerren. So wird sie noch Jahrtausende schlafen, ein ge waltiges Wahrzeichen, das den die Erde erobernden Menschen ein Halt Mieter »Das ist nicht Dentschland,« sagte vseph, »sondern nur ein tleiner heil,« und nach einer Pause fügte er hinzu: »wenn man so will: der trau ngste Theil, wenn man so will: der schönste.« Sie lächelte in ihrer aufrichtigen, freundlichen Weife, die nichts Vet letzendes hatte: »Dir gefällt es, weil es deine Heimath ist, Joe, aber mit gefällt’s nicht, sei nicht böse.« »O, böse.« Sie waren nun länger als ein Jahr verheirathet und stimmten immer gut zufammen. Daß sie den leifen Zug von Sentirnentalität, der über ihm lag, nicht verstand, empfand er bis weilen herber als nothwendig war, aber in ruhigen Stunden sagte er sich, daß es unsinnig fei,von seinem schönen Leibe etwas zu verlangen, das ihrem klaren Wesen und dem Weer ihres. ganzen Volkes widerspruch. Heute zum erstenmal erschien ihm ihr «Nicht«verstehen« wie etwas Kal tes,das ihn beinahe körperlich schmerz te. Seit gestern früh, da die User der Elbe an ihm vorbeiglitten, war er sonderbar erregt. Diese Elbuser waren das Letzte ge wesen« das an dem traurigsten Tage seines Lebens ihm Lebewohl zugeruien hatte, und sie waren das Erste, das ihn wieder grüßte. Alle Erinnerun aen waren mit diesem Willkomm wie der aufgewacht Während der Uebersahrt schien er an Bord einer der Lustigsten, man lachte, man tanzte, man spielte, ein ganzes Regiment schöner Amerikane rinnen war aus dem Dampser gewe sen, und Baronin Jane die schönste. Was Deutschland! Amerita, das tvar seine neue Heimathl Vier Wochen in Deutschland und dann weiter nach Florenz, Paris, und nie wieder zurück. Rie! Unter keinen Umständen! Zuerst hatte es an Jane gelegen,dasz man die Europareise immer wieder hinausschob, dann an Joseph selbst. Er sehnte sich nicht me r heim, im Gegentheii. Die Vergangenheit lag so weit hinter ihm, es hatte keinen Sinn und Zweck, sie noch einmal her auszuheschwören Was suchte er in Deutschland? Nichts! Es gab da viel-is mehr, was ihn heimries. Etwa Albrecht? Wahrhaftig nicht! Oder Partei Marie und er hatten ihre Orge- getrennt, sie hatten einander nichts zu sagen, nichts Böses, nichts Gutes. .f--« qu4 Hascs »n- sssv Mosssb- « M» «,..... .,«... ».. -.. ---,-q rung der Reise bestanden. »Ich ivill Europa tennen lernen,« sagte sie, »und deine Freunde,« — und: »Ich will diese Marie kennen lernen,« dachte sie, »und deren Mann.« Diese Reise würde sür sie, die schöne junge Frau, ein Triumph sondergleichen sein, ein Triumph vor allem gegenüber der einstigen Rivalin! Weshalb aus ei nen solchen Triumph verzichten-Ei Noch dazu wenn man ihn vereinigen kann mit einer interessanten Reise, Zerstreuungen Amiisementgt Als sie nach Deutschland kamen, war sie heiterer als je, vielleicht auch schöner als je. iSeltsam war Joseph zu Muthe ae wesen, als er gestern mit Jane durch Hamburg ging. Die Stadt hat noch etwas Ameritanisches, Fremdes, aher auch da schon tönten ihm aus Schritt und Tritt die Erinnerungen entgegen. Aus dem Homer Moor bei hambura hatte er einst seinen ersten großen Sieg »Es-echten —- aus »King Harold’ im f Mnsajagdrennew —- und bei »Mot ke«, wo er Abends mit Jane soupirte, hatten seine Freunde damals denSieg nett Champagner gefeiert. Vor dem Alsterpavillon traf er zwei Wandsbecker Husarenosfiziere, er erkannte sie aus den ersten Blick; der esse war Clemens Betrat-arg der her bei den Berdener Ulanen stand m mit Joseph die tollen Saiten in Hasen-Baden ausgeführt hatte. Beide M ihn und seine schöne Begleiterin In und Mitten-dann gleichgültig wie Iet gerade-and Dieser herr im hellen MONEY mit helle-n Vandschuhen M M Pariser Ehliuder Ionnte sie "" « an Joseph Beide-stam M In beide ca eine seine, mi We s MI- aut die hand gestüsh blickte Joseph stumm hinaus. Hier in der beide hatte er seine schönsten Stunden als kleiner Jung-e derlebt, wenn seine Freunde,die Osfiziere, ibn mit hinaus nahmen und man lange über die weiten Flächen ritt, bis irgend ein Dorf auftauchte, in dem man Rast machte. Er hörte noch die laute, lachende Stimme des Grafen Brügge: .Ein Glas Milch für den Jungen!" und er lächelte. wenn er an seine tiesgeiränite und zornige Jungenart dachte, mit der er das Glas Milch beiseite geschoben, zehn Pfennige ans der Tasche geholt und ein Glas Bier gefordert hatte. »Bravo, Joseph. trinkt« Sie gaben ihm Cigaretten und Wein, und ging es Abends beim. so schwankte er aus dem breiten Rücken des Gauls und mußte seinen ganzen Mutb und alle Entschlossenbeit zusammennehmen,um sich oben zu halten. Wenn die Heide blühte, stieg man denn Pferde und schnitt mit dem Ta fchenmesser große Eritafträuße, die vorn an den Sattel gebunden wurden und im Kastno als TafelschftmuckVer Ioendung fanden. Joseph brachte seinen tStrauß — der kleinen Marie. Mit einem heftigen Ruck riß er sich empor und schaute nach Jam; sie schlief. Jbr weißer Staubmantel breitete sich aus den rothen Sammet tissen um sie her, den rechten Fuß bat- « j: sie auf die Polster der andern Seite » atstemmt, und ihr feiner gelber Stie fel schaute unter dem herabhängenden ! Seidentleide hervor. Lanasam. regel mäßia hob und senkte sich die Brutt, aus dem Gesichte lag ein Lächeln und ein Schein der sinkenden Sonne Was Heide! Was Deutschland! Fort mit allen diesen Erinnerungen2 Das schönste Weib gehörte ihm, nnd vor ihm lag das große amerikanische Leben, in dem man nicht träumt, son dern schafft. Er dachte an die beiden Hamburger Offiziere von aesrern Welch ein eintöniges, qivecklofes Le ben! Morgens in den Stall, Mittaas in die Reitbabn und Abends eine Pro menade durch Hamburg: ewia das selbe Einerlei. Sie leisten nichts, sie ; schaffen nichts, sie sehen nichts, sie » klettern langsam ihre Leiter empor, und von tausend kommt kaum einer auf die Höhe dieser Leiter. Wie dinreißend Jane aussah! Lan ae schaute er nach ihr din.als ob er aus diesem schönen Gesichte sich Muth ho len wollte ssiir den drohenden Kampf mit den sentimentalen ErinnerungeW Langsani tatn die Dämmeruna, Uelzen war liinast passirt, Celle vor über, eine Stunde noch, und der Zug fuhr in die große Halle zu Hannover. Die Heide wurde dunkler, erst arau, dann finster-. An solchen Aben den war et oft als junger Osfiiier auf dein Heimritt gewesen, vor allem an den nebliaen Novembertagen, wenn die Reitschule mit der Meute gejagt hatte. Jn Jserndagen trank man noch einen Geda, und dann aina’s durch die kalte Nacht beim, bis die Lichter von Hannover kamen und er sich eilen mußte, um Marie mit dem Abendessen nicht allzuianae warten zu lassen. Marie — immer Marie, zu der sei ne Gedanien wanderten! Heute Abend würde er sie wiederse n. In Streits Hotel zu Hambura dat ten Jane und er zwei Briefe aesunden. von Albrecht und Marie. Beide ha ten Bruder und Schtväaerin, während ihres Aufenthalteg in Hannoder das nenn auch nur hescheidene Quartier in ihrem Hause nehmen zu wollen. Ma rieg Brief war ruhia und höflich; zö aernd, mit einem Blick aus Jane, die immer noch fest schlief, nahm er den Brief hervor und blickte aus dieschrist Ein einfacher-, weißer Brieshogen. Es waren dieselben «Schristzüge, die ihm einst so viel Liebes und Gutes gesagt, und die er nun seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Oder war die Schrift anders geworden? Ja. Die Lampe stackerte, draußen war die Nacht her eingehtochen, er hatte Mühe, in sei ner Ecke die Buchstaben zu lesen. ( Maries Schrift war groß, steil, fest i gewesen, jetzt schien sie unsicher und - hastig und müde. ’ Eine kleine Station mit arellenLich- ; tern sloa vorbei, dann wurde es wie- E der finster; dann kamen Häuser mit erleuchteten Fenstern, mehr, immer E mehr, Hannover kam. Einen Augenblick hatte er die Em pfindung, als oh ihm der Athem stock te, dann nahm er sich zusammen und stand aus. »Jam!« Sie zog im Schlaf ein mißmuthi es Gesicht wie ein Kind, das man in get Rachtruhe stört, und drehte sich seit wärs » ane! M ass! Wir nd deri« S schlug die sc au und zwin seete gegen das Lieb : »Was« . den« « : FOR-Z mi- ssen »san« ferti« Und im nächsten sugenbllc Var sie völlig wach. Sie schiitteite sich ein wenig und lebt-te sich dann an tän: »Ich hatte iv schön geträumt« Joc ratbespoon wemF Er war nicht in der Stimmung, sit rathen« da legte sie ben Arm um seinen Hals und iiißte ihn zärtlich: »Von dir.« aIiiinrn dein-e Sachen zusammen, Jane.« «Das eilt ja nicht so.« ·Doch. Ei ist immerhin möglich, baß man uns auf dem Babnhof er wartet.« ., »Das ist wahr, ia.· Sie beugte sich hastig iiber ihre Taschen Und hatte im Augenblick alles geordnet. Sie fah nach dem Schlaf frisch und rosig nas, und als sie das in dein tleinen Kris stallfpiegel bemerkte, freute sie sich: »Heute miisien wir Staat machen, Joe, wir beide. Mir wird ordentlich feierlich zu Muthe.« Die großen elektrischen Bogenlams pen warfen ihr Licht in das Coupe, langsam rollte der Zug in die Halle. Joseph öffnete das Fenster und beugte sich hinaus. Da stand Albrecht! Allein, Gott sei Dant! Ohne Marie. 'Der Zug fuhr noch ein paar Du tzend Meter weiter-, die Brüder waren dicht aneinander vorübergeglitten, aber Albrecht, ver den Zug entlang spähte, batte Joseph nicht bemerkt. Und Jo seph ibn nicht angerufen. Weshalb nicht? Er-wußte selbst nicht weshalb Er batte rufen wollen«-ihn bas Wort blieb ibm in der Kehle stecken. Er winkte einem Gepäaträger, und eiit als alles besorgt war und die ; Menae bereits anfing, sich zu verlau ’ im, tauchte Albrecht suchend aus dem I Gedränge hervor. »Joseph!« .Albrecht!« Sie reichten sich die Hände unb schauten einander in’s Gesicht mit ei nem fremden, unsicheren Ausdruck. »Wie geht es dir?" ,.Wag machst bit ?« »Mein Bruder Albrecht —- meine Frau.« »Meine Gniibige,-ich« — er reichte ihr die Hand und sah sie an und wur de verwirrt —- .toir freuen uns auf richtia.« Und er starrte sie von neuern an, oon der glänzenden Frau wie ge- . blendet. Sie bemerkte sein Staunen und» freute sich darüber. Nun fand sie so fort ihren leichten, heiteren Ton: »Wir haben lange aus uns warten lassen, Joe und ich, ein ganzes Jahr und noch länger. Sie wollten uns zu Hause nicht sortlassen. Aber nun sind wir da. Und wo ist Mark-« »Meine Frau konnte leider nicht mittommen, sie hittet um Entschuldi gung. Sie ist nicht recht wohl, aber sie freut sich, Sie, meine gnädigesFrau, und —- und Joseph zu empfangen« .Sie ist lrant?!" »Nicht traut, o nein. Nicht das, was man trank nennt.« Er reichte Jane die Hand. «Hosfentlich wird es Ihnen in Deutschland und speciell bei uns in hannover gefallen, meineGnä eige. Jch freue mich, daß Jhnen die rette Reise, wie es scheint, gut bekom men ist« »O, was das hetrisst!« Sie lachte und ging an seinen Arm die Treppen hinab. »Welch ein großartiger Bahn hos! Tausendmal schöner als inhansp burg! Jch dachte« hannover wäre so klein. Joe, kommst du?'· Sie blickte sich flüchtig nach ihm um. Welch ein Gedränge! Diese Menschenmenge! Wie in einer Weltstadt!« Einige Soldaten kamen vorbei und Iriiszten militiirisch, das erschien ihr seltsam und doch auch hübsch. Diese fremden Soldaten grüßten j, die eben angetommene Amerilanerin, oder Dom wenianens ihren Begleiter. ( Seine Sporren klirrten bei jedem l Schritt, und die glänzende Uniformi Jefiel ihr ausgezeichnet Sie plaudert rnit ihm in munterster Laune, während i iosth in dem Gedränge der Menschen cåwechselnd neben ihr oder hinter ihr . i itt T Er hatte vor diese-m ersten Wiederse ben mit Albrecht ein Unbehagen em pfunden: es würde tragische Gesichter und schulmeisterhaft ernste Worte ac ben, eine unbeaueme Seene rnit feier: lichen Alliiren. Statt dessen löste sich alles in be quernster, banalster Weise, in einer fast allzu bequemen Weise. Zwischen ihm und Albrecht hatte es zeitlebens sehr wenige Hierüber-nag puntte gegeben, aber immerhin waren sie Brüder. Sie hatten sich fünf lange und sehr ereignißreiche Jahre nicht ge sehen, es wäre das Beste und Richtigste qewesen, sie hätten sich überhaupt nicht wieder getroffen. Wenn das nun aber einmal der Fall war, so hatte das in einer gewissen feierlichen Weise zu ge schehen. Mochten dabei tragische und unbequerne Worte gewechselt werden, besser das, als dieses flache »Guten Tag" nnd »Wie geht’s?« Und das seltsame Gefühl lam ei nen Moment lang über ihn, als ob diese Frau da, seine eigene k rau, eine Fremde sei, die si unbere tigt zwi : schen ihn und den ruder drängte —-—s.——.. - - «« »Nein, nein, wir wohnen im hoteh aber das ist ja selbstverständlich Joe, so tät tich doch« atiirlich, wir wohnen im hotei. « EI folgte vor der Drofchte ein tur zez inbt nnd er von Worten, dann m ab diese Lösung der gsohmtl in i IasehödfrltMigtiävilltommen war n e nein ihr kommt Juni Mdefs dessen. Karte wartet auf euch. In einer Stunde seid ihr bei uns. Auf Wieder sehen, meine gnädige Irau." »Auf Wiedersehen.« — »Aus Wie dersehen.« Der Wagenschlog schloß sich, nnd die Droschke fuhr den kurzen Weg sum hotei. »Ein sehr netter Mensch.« »Wer? Albrechti« »Natürlich. Wer sonsii Und wie Glänzend er aussieht in dieser bunten fsi iereuni orm. Ach« Joe, du bist ein Harr, da du dich mit deinem Bru der zeitlebens gezankt hast. Uebrigens, er steht dir ähnlich.« All er schwieg und aus dem Wagen fenster in die alten. bekannten Stra ß;n starrte, lehnte sie sich zärtlich an i n: »Nur daß er viel älter ist« Joe, als du, und lange nicht so schön.« »Ja. ia.' Er hörte kaum aus sie, ihre Berüh rung that ihm sast weh. Der Springbrunnen neben dem Denkmal Ernst Au usts plätscherte, ein Soldat ging mit einem Liebchen, ei nem drallen Hausrnädchen, im Schat ten der Bäume, eine warme, weiche Sommernacht lag über den Straßen. Er hatte nur ein Gefühl: Allein sein! Eine einzige Stunde!« Er stand an dem geöffneten Fenster in dem Hotelzimmer nnd blickte zur Georgstraße hinüber, wo das Leben an dem schönen Abend noch auf und ab sluthete. Jane kleidete sich hinter ihm vor dem hohen Spiegel um. .Joe, reich mir das Necessaire. Du hast es eingeschlossen. Bitte.« Er ging zum Koffer und brachte ihr das Etui. Jhr weißer Nacken leuchtete ihm entgegen, und die fein gerundeten Arme, die hoch erhoben die schweren Flechte n ordneten, schimmerten in dem Kerzenlicht. Aber er schenkte seinem schönen Weibe keinen Blick und trat wieder an’s - nster. Beständig chwa te die Kammersrau - » mit ihrer Herrin; te probirten erst das grauseidene Kostiim von Worth, dann zwei oder drei andere Toiietten und entschieden sich nach langem Hin und ver sur ein omposes Gesellschafte tleid aus LaFerrieres Meisterateiier: bordeauxrothe Seide mit einem Per besah von etwas hellerer Färbung. Joseph gab sich Mühe. nicht zuzuw ren, aber obwohl Jane und die Ram mersrau aus seine Anwesenheit Rück sicht nahmen und halb sliisternd spra chen, vernahm er jedes Wort. Ein Strom von Erinnerungen slutete zu ilnn hinaus von draußen her, von dem Hostheater, das schwer und massiv und Dunkel sich dicht vor seinem Fenster er hob, von der hellen Georgstraße, von den vorbeigehenden Menschen, von der Heimathsstadt, aber keiner der Ein drücke blieb in ihm haften, weil das Schwaden hinter ihm jeden Gedanken tödtete. »Frau Baronin ist stärler gewor den.« ,.Wirtlich?« »Man hatte ja aus dem Schiff leine Bewegung; wenn rau Baronin erst wieder reiten und nnis spielen, än dert sich das wieder." »- oe?" » a3?« »Findest du« daß ich störler gewor den bin?« Er wandte sich gequält um und be trachtete sie. Ja, sie war störter ge worden aber er hatte teinerleiNeiquna. dieses Thema zu erörtern. » sinde nicht« » a, also. Wie gefällt dir das Kleid7« Es war eine der neuen Pariser Tei letten, die eigeni siir dieEuropatournee angeschafft und ihm noch nicht vor aestellt waren. Er betrachtete sie stumm und sagte dann: »Seht schön, aber — etwas ausfäl I;- « Jane lächelte, und die Kammersrau, Miß Dash, war consternirt über die ses Urtheil. Sie belehrten ihn beide, daß es durchaus nicht auffällig sei, worauf er miide zuftimmte und äu ßerte, es sei in der That wohl nicht auffällig. Er trat wioer an das osfene Fen ster Nun sprachen sie über das Pariiim, iiber die Handschuhe, über Mist Bliß, die während der Seereise sich sehr auf fällig an die Baronin attachirt hatte; ob Miß Bliß und Mr. Kellh sich der . loben würden? .Vielleicht.« —- »Viel leicht nicht.« —- «Es wäre für Miß ? Blisz ein Glück, denn sie ist nicht mehr J jung.« —- «Sie ist mindesten- fünf i undzwanzig.« »Mindestenj achtund j zwanzig.« Bis endlich die Toilette beendet war und Jane ihren Gatten zärtlich . vom Fenster holte. »Du hast lange warten müssen, Joe, bist du böse? Du bist nicht böse. Geiall ich dir spi« Und sie breitete ihren dünnen« fei nen Seidenmantel mit beiden Armen weit auseinander, daß ihre üppige Figur in dem leuchtenden Noth sich königlich präsentirte. Um den weißen hats trug sie ein dunkelrothes Sam metband, an dem ein Faziger großer Diamant blißte, wer eren Schmuck hatte sie nicht angelegt. Miß Dash ging zur lehten Prit iung um ihre herein, sie von allen Seiten aufmerksam betrachtend, wo bei sie sich aus den Zehenspitzen hob, sich tiegbeugty zurücktrat, um einen Blick aus gewisser Distan zu gewin nen, zapfte, lättete, stri und fort während ll ne Bewunderung-äuße rungen murmelte. « Sigm stand stumm und ließ Mi Da gewähren. Ihre rechte ca machte lich ein wenig mit dem ltnten dandschuh zu schassen, der iiber dem vollen Arm sich allzusehr strasste, den Kopf hatte sie ein klein wenig zurück gebogen, und so blickte sie stumm, un derwandt aus Joseph und lächelte ihm zu. Es war eine seltsame Minute, in derbeide nicht sprachen und sich nur anschautem eine Minute, die scheinbar Miß Dash und ihrer Jnspection ge hörte, in Wahrheit aber ganz ausge füllt war von diesem einen strahlenden, siegessicherem weichen, tosenden und dann wieder übermitthigem lächeln den Blick der schönen Janr. Bis Joseph, wie von einem Magnet gezwungen, mit drei raschemS ritten zu ihr tam und den Arm um re leg te: »Du bist schöner als· je.« Sie beugte den Kops noch tiefer in den Nacken zurück und sah ihn mit halbverschleierten Augen an: »Bist ich schöner»als je?« » a. Miß Dash ging immer noch um ihre herrim das heißt jetzt um herrin und Herrn-, immer von dern Gedanken geleitet daß, irgend etwas noch nicht in letzter und höchster Vollendung sein könnte. Sie hatte das Wort ausze ichnappt und murmelte es vor ich hin: »Schöner als je, schöner als je,'« während die beiden ihre Anwesenheit taum zu bemerken schienen. Um diese Mii; Dasb brauchte man sich nicht zu aeniren, ebensowenig wie man sich etwa um einen treuen. alten Pudel ge nirt hätte. »Wollen wir nun geben. Joe?« Er wachte aus und nickie: »Ja.« O O It »Sie lassen aus sich warten,« sagte der Oberstleutnant ungeduldig. Er ging mit tnarrenden Stiefeln im Eß zimmer auf und ab, während Marxe an dem Fensterplatz saß, die Hände in den Schooß gelegt und die Augen seit langer Zeit auf eine Stelle des Tep pichmusters geheftet »Findest du nicht auch?'· Er blieb han«-vor ihr stehen. » « « «Also. Antworte doch, wenn man etwas spricht oder fragt. Das ist slirchterlich, dieses Nie-Antwort-ge ben.« »Verzeih« »Was verzeihen! Da iii nichts zu ver«zeihsen! Es ist nur unangenehm wenn man nie eine Antwort bekommt. Das erfordert doch schließlich die ein sachite höflichleiL Besindest du dich wieder schlechter?« Sie sah ihn mit einem vaaen Blick an. als hätte sie nicht recht gehört, was er staate und iei nun in Anast, weil! sie leine Antwort wußte. Er fühlte et- ! was wie Mitleid Er nahm einen Stuhl vom Eßtisch und setzte sich ne ben sie. »Wenn ich Urlaub erhalte, gehen wir vier Wochen an die See; du mußt dich erholen, Marie, du siehst nicht auf aus.« Er nahm ihre schmale hand und streichelte fie Er hatte das Gesithl: an diesem Abend musit du dich zusammenneh men. Jn deine Ehe und ihre Oede hat Niemand das Recht hineinzu ichauen, am allerwenigsten Joseph oder dessen Frau. Aber während er stumm die kalte, magere band streichelte, zog langsam in dieie halb weichen, halb nkichternen Gedanken eine Empsindnng voll maß loset Bitterkeit. Immer und immer, solange er zu rückdenten konnte, war er der Benach theiliqte und Joseph der Glückliche! Während er gearbeitet und jeden Psennig gespart hatte, dergeudete Jo seph sein Geld, um dann in Amerika ein hundertmal größeres Vermögen in der leichtesten und angenehmsten Weise zurückzuaewinnem Während er die ZLL-« -FI ca L IWUUI stsslc Hcllcsl »Jll(, tout-II sII Iosepiss Braut, und als Joseph sie verlassen hatte und aller Jugend schimmer des Mädchens verblaßt war, nabm er, Albrecht, die kümmerlichen Reite, die der jüngere Bruder zurück ließ! Das schönste Weib von driiben fiel Wosedh als Beute zu. und heute tam er und vriisentirte seine neue Er werbung, während er, Albrecht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen hatte. »Er wird sich wundern, wenn er Marie wieder sieht und sie mit seiner Frau vergleicht! Wundern wird er sich! Aber über wen? Ueber mich! Und wird mir sehr dankbar sein und den ken: ist doch ein guter Kerl, der Al brecht, er begnüat sich immer rnit dem, was man überläßt.« .Wiei« Marie beugte sich ängstlich vor und sah ibn tragend an. »Ich sagte nichts. » u sagtest doch was...« »Bitte-baut nicht« Mit einer brüsten Bewegun« ließ er ihre hand los und ging au und ad. Er betrachtete den Tisch, das kost bare Grdeck, die großen Krustallschalen voll seltener Früchte, und plötzlich« lachte er laut aus: t »Sie tommen nicht. Sie lassen ausl sich warten wie Könige oder wie ame iitanische Millionäre, die sie sind! Die uns armem Gesindel eine Gnade i erweisen, wenn sie überhaupt einmali bereinfchauenD Laß hinschicken zuan Hotel: Jch bedauerte, ich —- ich -——; ich warte nicht länger!« : «Albrechtt« ! Er nahm eine der Krnstallschalen in die band und hob sie empor. Er mußte si zusammen, um seinem Grimm ncht die Zügel schieben zu’ lassen und die Schale nicht zu zir fchmettem « Da tönte irn Flur die schrille Glocke. Er atlnnete tief aus und fuhr sich nrit der Fand über die Stirn . , Eine· aufe entstand. Er sehnte mit der hand auf drrnEszs tifch, während Marie in der dämmeri gen Ecke am Stifsett stand. Sie hörten draußen Stimmen: die· Stimme des Hausmädcheni, eine helle Damenstirn me mit fremdartigem Arcent und dann — Marie begann zu zittern —- Jo feph’i Stimme. Eine Minute verging, eine zweite Minute, eine Ewigkeit Ein blutrother Schimmer legte sich vor Marie’ö Au en, er wurde duntler, sie bewegte die ippen. als wollte sie etwas sagen, da zerriß der Schleier vor den Augen, und das Zittern hörte aus. Sie stand gerade aufrecht, nur die Arme hingen leblos herab. Die Thiir hatte sich geöffnet, sie fah den hell erleuchteten Corridor und in der Tdiir eine Frau in rotdseidenem Kleide, die einen Moment zögerte und nun ins Zimmer trat. Dann Joseph. Er trug einen dun teln Anzug, einen auffällig hoben Stehtragen und eine breite, schwarze Seidentrawattr. Sie sah das alles mit einem Blick. Jn einem traumhaften Empfinden hatte sie geglaubt, er werde bereintornmen wie sonst in der blauen Uniform, so wie er in ihrerErinnerung lebte: nun erschien er in einer fremden Kleidung. « Da war ihr, als ob sie aus einem unendlich langen Schlafe aufwachte Ganz ruhig ging sie einiae Schritte vor und verneigte sich, als ibr Gaste sie der fremden Frau vorstellte. Sie und die Dame wechfeiten Worte, eine aanze Neide vonWorten. dann wandte sie ianasam den Kopf, aanz ohne Eile und sad Joseph an. Er bot ihr die » Hand, und sie nahm sie an. Mit einer merkwürdiaen Ruhe sagte sie: »Wie gebt es Dir, Joseph?« Und dann ereignete Ich eine sehr peinliche Scenr. JOithL der eben draußen im Cor ridor noch fest und rudig gewesen war und zu den neckenden Worten der schö pfer Ast-Is- mssn fu«-IV mit-II ers-Ist is seriiichtig, Joe,' gelöchelt hatte — wenn es auch nur ein seht mühsamet Lächeln gewesen war « Joseph verlor die Haltung! Er versuchte aus Ma rie's Worte etwas zu erwidern, irgend ein banales: »Danle, und wie geht ei Dir?« Aber seine Lippen begannen trampshoit zu zittern. Mit einer un geheuern Anstrengung hielt er sich noch einiae Secunden, dann verlor er die Fassung. Er schan die Hände vor das Gesicht und weinte. Eine Todtenstille im Zimmer. -Jane war blaß geworden wie eine Marmorstatue, während Alb-echt ei nen Schritt zurückgetreten war und mit eisiger Miene von einem zum an dern blickte. Die einzige, die ruhig blieb, war arte. Ueber ihr blasses, müdes Gesicht ging es einen Moment wie ein Son nenblick. Sie sah nicht aui ihrenGats ten, sie sah nicht aus die Fremde. sie trat zu Joseph und legte die Hände tröstend aus seinen Arm: »Joseph!« Sie geleitete ihn wie ein Kind nach dem Stuhl und zog ihn sanft nieder, während sie neben ihm stehen blieb. Immer noch tödtliches Schweigen, das nur Joseph’s trampshastes Schluchzen von Zeit zu Zeit unter brach. Er hatte die Arme aus den Tisch gelegt und sein Gesicht darin verborgen. Nach einer langen Pause blickte Ma rie aus und wandte langsam ihre Au en zu der Frau, dann zu ihrem anne und wieder zu Janr. Dann begann sie zu sprechen: »Sie müssen ihm nicht böse sein. Er hat mich nicht wieder erkannt, das ist der Grund. Jch bin sehr alt gewor hon used Isfso dass-n- -- s-«- h ----- s —- tvohi nicht vorbereitet.« sane trat heran. Schweigend blick te te setundenlang, dicht vor Marie stehend, der anderen in’nguge, dann nahm sie schweigend Marie’s Hände und preßte sie. »Jofeph?« Sie legte die Hand auf seine Schulter: »Nun komm. Sei wieder ruhig.« Sie hatte wirklich teinen Grund, ei ferfiichtig zu sein; auf eine Zerbrochene ift Niemand mehr eifersiichtig. Und während sie ihres Mannes hand in die ihrige nahm und mit ihrem Bat tifttuch ihm iiber Stirn und Augen f1:!·,r, derzie sie ihm. Er hätte ja ein H::.z von «tein haben müssen, wenn oiiies blasse, zerstörte Gesicht einer einst geliebten Frau ihn nicht erschüt tert hätte. Auch ihr herz schwoll von einem tie fen, frauenhaften Mitleid, diefem Mitleid, das man dem zum Tod ge troffenen Gegner stets gewährt. Sie hatte nur das eine Bild Marier ge kannt, das Jofeph ihr in Boiton ge zeigt und das sie aus feinem Besik in den ihren übernommen hatte: ein un es, liebreizendes Mädchengesicht, ein Zalbeö Kind in einem grenzenlog ein achen Kattuntleidchen mit einer Blu me an der jungen Brust. Sie hatte nicht erwartet, dieses-Und u finden, aber sie hatte sich Jofeph’s Zugendgeiiebte als eine junge, schöne Frau vorgeftellt, deren Gesicht viel leicht herber geworden fein mochte, mit der in Wettstreit zu treten aber immer noch einen gewissen Kampf erfordern würde. Auf diesen Wettstreit hatte sie, vie um fechi Jahre jüngere- sich ne freut. Sie war ihres Sieaes fo sicher, und die andere würde nach einigen Ta gen gederntithigt das Feld riiumm Witterung Matt