- - OOOO s oooooOOW Mer--sms»T-1ssM-HAIM · chkagende Zsetieri Erzählung aus Mainicr alten Tagen von A. Not-dau. (A. HinniusJ MADE-III Kind-DIE wxmwstc (9. FortfetungJ Da ging die Thür auf, und in ih rem Rahmen stand derjenige, um den sich die Sorge der drei Männer in die sem Augenblick drehte, der junge Er wirh hoch und schlank, mit kräftig cla ftifchsein Giiederdau, die blauen Augen sprühend von Lebensluft, das Bild der Gesundheit Als er die drei Herren in so ernstem Gespräch sah, trat er be scheiden zurück. «Jch wollte Jhnen nur sagen, Va ter,« begann er, nachdem er Herrn Sitz-er begrüßt, »daß ich heut noch vor dem Comptoirschluß einen Gang ma chen möchte, um einen Freund zu tref ie.·:, der mit der Post von Met; an kommt-« »Schon gut,« erwiderte der Vater, in drisen Gesicht der Stolz über den blühenden Sohle aufleuchtete. »Glasw- Sie, Herr Krätzer, daß der GenercF Marmont ein Krankheits atteft iiher unsern Erwin gelten läßt« wenn er ihn sieht?« fragte der jüngere Chef, Arnald Falt, als sich die Thür hinter dem Hin-ausgehenden schloß. »Ich glaub’s nicht. Doch sei ruhig, Bruder, schließlich ist Seiner alles verschlingenden Majestät Gold beinahe ebenso lieb wie Menschenileisch und too Du nicht weiter kommst, steht Dir mein Privatvermögen zur Verfügung« Da umschlang die Hand des älteren Bruders die des jiinaeren im festem Druck. Was alle die langen Jahre, die Crmahnungen der Eltern nicht vermocht hatten, das brachte die Härte des Schicksals zwischen ihnen zu Stan de —- Einigteit — VierteSKapiteL Das Kaiserpaar war abgereist, und die Stadt ruhte aus von den Festen Und Paraden, die in unaufhörlich-er Reihenfolge sich abgelöst. Es war still geworden im goldenen Mainz, iiver oem der Maienglanz des Wonnemonde tag; wie ein Ausruhen war es über die Stadt gekommen. Auch in dem Hause mit dem Ma kienbliimchen über der Thiir war es: still, dort grollte Madeleine de Fre mont mit dem Schicksal, mit Gott und der ganzen Welt. Sie hatte gestern die Nachricht erhalten, daß Emmerich Joseph von Dalherg im Begriff stehe, eine neue Verbindung einzugehen mit einer reichen Erbin, der Tochter der Marchese di Brignole - Sale in Ge nua. Sie kannte die Dame, die nicht mehr jung und überhaupt früh gealtert war, wie es das Los der Südlände rinnen ist« Sie konnte sich weder an Schönheitjoch an Jugendreiz mit der Gräfin von Fremont messen. Ihr her litt nicht darunter, denn was war i r der Herzog von Dalberg anders gewesen als ein Mittel zum Zweck! Aber sollte sie nun fortan ihr Leben in der Einsamkeit weiter füh ren, sollte sie ihre Jugend und Schön heit vergraben? Sie war dazu geboren, in der gro ben Welt, mitten in der Bewegung zu leben; nun siihlte sie sich wie eine Aus gestoßene, vor der sich die Pforten des Paradieses zugethan haben. Patiö, das einzige, herrliche, die Stadt, in der es sich allein der Mühe verlohnte, zu leben, war ihr fortan verschlossen, Wien —- der KaiserFranz Har— der Schwiegervater Navoleong. Bieueicvr oarre oag atanzenoe Miete burg ibre Erwartungen erfüllt, aber wenn es wirklich zum Kriege mit Nuß land lam, dann bot ihr die nordische Hauptstadt vorläufig nicht dag, wag sie vorn Leben verlangte. Dieser kleine eiserne Mann rnit dem verschleierten Blick, der sich zu so durchdringender Schärfe zusvitzen konnte, beberrschte ja die ganze civili sirte Welt. Franz von Greiisentlau hatte recht ebabt, wenn er vor Jahren sagte: » an muß Europa fortan meiden, wenn man Napoleon aus dern Wege aehen will.« — Die Dornuhr hatte bereits die zwölf te Stunde geschlagen, Madeleine be sand sich noch irn Morgentleide und starrte trübe zum Fenster hinaus. Die enge Straße verbarg ibr viel von dem Glanz des schönen Maientages, aber daran dachte sie nicht. Sie hatte eine schlechte Nacht gehabt, was tümrnerten sie wonnig linde Lüste und Vogelge sang-het ut hatte sie nach Wiesbaden hin ahren wollen, wo es fest viel distinguirte Fremde gab; aber dann ersteht sie, daß dort die Erbgroßherzo irk Stepbanie von Baden, die Nichte mir-nis, sich aushielt, und sie wollte keinem Mitglied dieser verhaßten Fa bese nen. « rau rästn haben noch nicht Jhre c olade getrunken,« sagte Toinette sit tusniervollem Blick. »Man-; sie heranz, ich mag nichts « II ich vielleicht alles für die »Mhtte bereichteuk« fragte die Zofe. werde M eilt, wenn »Mir-! s. bxa . Las rn· allein.« M verschwand Seinem, nachdem sie das unberührte Frühstück s abgeräumt. I Da fuhr draußen ein Wagen vor. , Madeleine hatte es nicht gehört, die , Außenwelt war in ihrer augenblickli z chen Stimmung siir sie versunten, sie s hörte nicht einmal, dasz Jemand die ienge, gewundene Treppe herauskom. ; Zornia sah sie Toinette, die ganz ver s stört hereinstiirzte, entgegen. »Ich sagte Dir doch, daß ich allein sein wollte!« herrschte sie die Diene rin an. «Es ist hoher Besuch da,« sliisterte die ausgeregte Zofe, »und Frau Gräsin noch nicht in Toilette2 Seine Hoheit der Großherzog von Franksurtl« »Der Großherzog —'« Das Wort erstarb der Gräsin aus den Lippen. Was wollte ein Dalberg bei ihr, der Bersemten? Doch sie kam kaum zum Besinnen, denn Toinette sagte: »Seine hoheit wird gleich im Vorzimmer sein. er folgt dem meldenden Diener sast aus den Fuß.« Nun siegte doch das Weib in der noch eben von Weltverachtung Erfüll ten, aber ein Blick in den hohen Pfei lerspiegel sagte ihr, daß Madeleine de Fremont trotz ihrer achtundzwanzig diahre noch keine Toilettenrassinements brauche, um schön zu sein. Das Morgentleid von weißer chine sischer Seide mit dem reichen Spitzen besatz sah aus wie ein Feengewand,das duntle Haar war leicht und ungetün itelt am Hintertops ausgenommen,und über dem goldenen Pfeil, der es hielt, ringelten sich einzelne Locken auf den weinen Nacken herab. Karl von Daldera sah das alles mit einem Blick, als er jetzt eintrat. ' Ein eiiig bochrniithiaer Ausdruck lag in dem schönen Gesicht, zwischen den feinen Brauen eine leichte Falte, als Madeleine aus einen Sessel deutend, fraate: »Welcher glücklichen Schick salgiiiauni habe ich einen so illustern Besuch zi: danken Z« Da rückte er seinen Sessel dicht zu dem ihren heran und nahm ihre beiden Hände trotz ihrer leisen Abwehr fest in die seinen. «Lassen wir alle Formali taten und conventionellen Redensarten beiseite. Es ist Karl von Dalberg, der alte Freund, nicht der Großherzog, der zu Lena Erthal kommt. Wissen Sie noch, liebe Lena — lassen Sie mich Sie so nennen. ich könnte ja beinahe Jhr Großvater sein — wie ich Sie einst auf den Knien geschaukelt, wie ich damals-, als Sie in tollem Uebermuth, weil der wildenLena nichts wild genug war, die Pferde Jhres Oheims beinahe zu Schanden gefahren hatten, die Schuld von Ihnen abzulenten wußte? —- Jch sage das nicht, um mir jetzt damit ein Relies zu geben, sondern nur um an alte, liebe Zeiten zu erinnern. Den ten Sie daran, mein liebes Kind« — seine weiche Stimme sprach dieseWorte mit besonders einschmeichelndemsilang — »und Sie werden vielleicht eneigt sein, mir Gehör zu schenken. tauche ich Ihnen zu sagen, wie sehr ich die letzten Vorgänge bedauere? Wäre mein Reife meinem Rath gefolgt, so müßten wir jetzt nicht auf so Unliebsas mes zurückblicken Jch wußte wohl, daß diese Verbindung ungefähr dag selbe bedeutete, als wenn man ein feuriges Rassepferd mit einem schläf rigen Maulthier zusammensvannt. Sie wären unglücklich geworden, Lena, danken Sie Gott, daß es nicht zu einer Verbindung kam. Oder reizte Sie die Herzogstrone so sehr? Es giebt noch andere Kennst-I hin man nomine-» i kann, und nikine schöne, stolze Lena ist ganz dazu naaethan, sich ein tanzen des Schicksal zu schaffen. Sie lösten an jenem Abend die Verlobung, Grä fin, das weiß alle Welt. Jch sorgte dafür, das) es deiannt wurde, und — ich konnte Sie ob dieses bandelns auch nicht tadeln. Emmerich Joseph ist ein guter Mensch, aber stir eine Lena Erthal paßt er nicht« Der seine Diplomat schwieg einen Moment, er mußte seinen Worten Zeit lassen zu wirken, aber er bemerkte auch mit Befriedigung, daß unter diesen Worten der eisig hochmüthi e Ausdruck geschwunden war und die gräsimdas Kinn leicht in die Hand gestiigt, ihm Zenit wie in stillem Sinnen gegenüber a . »Ja, ich löste die Verlobung,« wie derholte die Gräsin die Worte Dai bergs, und es ging wie ein S immer der Genugthuung über ihr G regt. »Sehen Sie wohl, liebe Lena,« suhr I der Großherzog fort, »e3 ist ganz so, wie mein Nesse es rnir beschrieb, und ich konnte Ihnen deshalb, wenn ich auch gewollt hätte, nicht zürnen. Nun zürnen auch Sie dem armen Emmerich Joseph nicht, wenn er, doch ein wenig durch diesen-schnellen Resus kompro mittirt, im »depit arnnureux eine neue Verbindung einatan Liede war ei nicht, Sie kennen Ia die Dame, kann sie sich mit einer Lena Erthal messen? Sie können nur ein Bedauern iir den armen Bräutigam haben, der ch vor der Weit ja nur rehabilittren wollte, —-—-——-..-l-—...l—M-ll..l Mk— als er so plöslich und grausam ber schmäbt wurde." Madeleine wirbelte der Kons. Ja welch anderer Auffassung wurde ibr plöhlich die Sache dargestellt. Da nach war ja sie diejenige. die den het zog gedemiitbigt, nicht er sie. — Viel leicht hatte sie sich doch zu sehr in eine Bitterkeit ver-rannt, zu der sie gar nicht berechtigt war, denn sie hatte ja dem Her og den Verlobungsring saft vor die iiße eroorien und dann das Zimmer verla en, ohne sich weiter um ihn zu kümmern; was sollte er eigent lich anders thun, als was er geil-ani Der Großheron hatte wieder eine Kunsipause eintreten lassen, nachdem er den Spieß so geschickt umgedreht, dann begann er wieder: »Sie iverden sich doch nun nicht in die Einsamkeit vergraben wollen, das sähe ja ganz nach einer böswillig berlassenen Bran aus. Nein. Lena. das dürfen Sie nicht. Zeigen Sie sich der Welt, so stolz und unnahbar wie Sie immer ge wesen, und die Lasterzungem wenn es welche giebt, werden schweigen« »Ja doch, aber wo, sagen Sie mir, on.-"· rief die Gräfin leidenschaftlich. Und alle die trüben Vorstellungen, die sie sich noch eben gemacht, zogen an ihrem Geist vorüber. »So darf ich Ihnen einen Vorschlag machen, Frankfurt ist sreilich iein Va ris, aber man nennt meinen Hof einen Musenbof. Urtheilens Sie selbst, ob die Menschen recht haben, und kom men Sie morgen Abend, wo ich wie der empfangr. Wollen Sie, Lena?« »Nein, nein!« wollte sie rufen. Noch lam ibr der Gedanke nach allen den bitter-en Kämpfen, die sie durchlebt, ganz unmöglich vor. , »Natürlich kommen Sie,« fuhr Dai " berq mit seiner einschmeichelnden Stimme fort, »denn Sie werden sich sagen, daji der Welt am leichtesten der Mund gerchronen wrro, wenn man Sie bei mir gesehen hat. »Da können teine Conilicte gewesen sein,« wird es hei ßen, »was faselt man nur?«« Und nun ging der Großherzog im leichtesten Conversationston aus an dere Dinge über, denn es besaß wohl selten Jemand so die Gabe interessan ter Unterhaltung wie er. Er hatte von ver Gröfin noch teine Zusage erhalten, aber ein Karl von Dalberg sprach überhaupt keinen Wunsch aus, der ihm nicht bereitwil lig gewährt würde. Tie Zeit verging wie im Fluge, eine Stunde war dahin wie ein Traum, und als Dalberg endlich Abschied nahm und noch einmal mit seinem son niaen Lächeln in der Gröiin Antlitz schaute, da la aus ihrem Antlitz ein Lächeln und re sagte: »Ich komme, Hoheit!« Fünftes Kapitel. Es war in der That ein Musenhos, den Karl von Dalberg überall, wo er residirte, urn sich versammelte. Wohl Niemand hat es so wie er verstanden, die bedeutenden Männer und Frauen seiner Zeit u begeisterungsvoller Freundschaft für sich zu entflammen. Wäre er nichts als ein reicher, vorneh mer Privatmann gewesen, so stände sein Bild rein und ungetrübt vor den Augen der Nachwelt. Aber der Staats mann Dalberg, dessen schwantender Charakter ihn jeder Strömung folgen ließ, forderte nicht mit Unrecht die schärfste Kritik seiner Zeitgenossen her aus. —- Jm Thurn und Taxisschen Palais, dem späteren Bundesraths palast. in der Eschenheimer Gasse hat te der Großherzog von Frankfurt sei ne Residenz aufgeschlagen, und hier wurden jene berühmten Ubende ge feiert, die, frei von jedem steifen Ce remoniell, nur der Geselli keit im an muthigsten, geistreichsten wande ge widmet waren. Madeleine de Fremont trat zum er sten Mal in einen Kreis, von dein sie viel klstki dort Ko saß-I- sts-muss nnd eigener Anschauung tennen gelernt hatte. Da sah man den ernsten Denters tovs Friedrich Christoph Schlosserg neben dem seinen, satirischen Gesichte Meris, der von Darmstadt herüber gekommen war. da trat ClemensBrens tano ein mit seiner Schwester Bettina, die seit einem Jahr die Gattin Achims von Arnim geworden. Die drei Eng verbiindeten waren aus der Reise nach Italien, um den Spuren Goetbe’g zu solgen und in Rom Karoline von Wol zogen nebst ihrem Gemahl zu tressen. Der Bankier Bethrnann schüttelte Clemens Brentano so tordial die hand, als hätte er ihm niemals seine ereentrische Nichte, Auguste Butmann, entführt, von der er nach kurzer Ehe längst wieder geschieden war. Jrn Kreise der schönen Geister gab es keine Conslicte and banalen Strei tigkeiten, und wo sie dennoch anstan chen wollten, da vertrieb te ein geist reiches Bonmot des Groß rzogs. Die leidige Politik war an solchen Abenden verbannt, und selbst derFiirst Metternich, der, eben aus der Durch reise von Wien nach Paris, bei dein Großherzog abgestiegen war. mußte siir kurze Zeit den ernsten Staats inann abstreisen, der nur einen Le benszweck kannte, die Geschicke der Völ ker mit aewandter hand zu knien. Nur ein getrönteö Haupt besanb sich außer dem Großherzog in diesem » Kreise freier Geister, das war die jun ige Erbgroßherzogin Stephanie von s Baden, Josepbinens Nichte. Noch war i sie ein lächelndes, rosigeMinty das niit den Napoleoniden zu un eahnter bhe emporgestiegen, von Gl ck und G anz umgeben, einer sonnigen Zukunft ent gegen zu geben schim; noch ahnte sit — nichts von des Thritnen. die iß der-« einst in reichem Maße oergießen sollte als sie, aller ihrer Do ringen he raubt. eine unglückliche urter, ein sam und freudlos nach Rapoleoni Sturz dastand. Die Dichterin Amalie von iwis trug eben ein von ihr verfaßtes di vor, das in etwas steifen Alexandrii nan den Geniuz der Kunst feierte während Prinzessin Stephanie, die sick bei den langathmigen Versen herzlick langweilte. mit dem Grafen Brust unt ihrem Vetter Tascher de la Pagerit hinter dem Fächer ein scherzhaftet Wortgefecht führte. Nun zog sie Madeleine neben sich auf das tleine Sosa, das, halb von seidenem Vorhang versteckt, in einer von großen ausländischen Blattpflans zen gebildeten Laube stand. Was tümmerte es sie, wem ihr groi ' ßer Oheim feine Gnade oder Unanade angedeihen ließ! Sie hatte sich herzlich gefreut, die einfti e Freundin ihrer Tante Josephine wiederzusehen, die sie an die töstlichen Tage ihrer Mädchen zeit im Tuilerien - Palast erinnerte und es gar nicht bemerkt, dasz Marse leine anfangs nur widerstrebend aus den tordialen Ton eingeganaen war, den die Prinzessin sofort anschlag. Stephanie erzählte von ihrem Auf enthaltin Wiesdadm von dem neuen Kur-hause, dem Leben, das man dort führte Eine interessante Fremde, die sich seit Kurzem dort aufhielt« zog die Ast aen der ganzen Gesellschaft auf MI Sie war sehr elegant und hatte ein distinguirtes Aeußere, schien viel von der Welt gesehen zu haben, aber eg umgab sie ein mostisches DunleL Ob alxich sie nicht in den Hoftreisen ver tehrte, denn dazu war man tektz des nnrnsbmsn Nompnä don fi- trnsk ers-saht genug über ihre Familie orientirt, hat te die Prinzeisin doch zuweilen mit ihr gesprochen und sich an ihrer Unterhal tung erfreut. Von Zeit zu Zeit besuchie sie ein Herr, von dem man nicht msilxte in welchem Verhältnis er zu ihr stand, ob Gatte oder Bruder. Er seh ebenso elegant und dornehm aus wie die schöne Frau, aber gerade dies geheim nißvos Dunkel, das die Fremd-n um gab, machte sie nur um so interessanten Jetzt wurde datI Gespräch unmer chen. Der Großherzog nkiherte sich der Gruppe, in feiner Begleituna be sand sich ein Herr, eine neue Erschei nuna «Pardon, princesse,« sa:«s Dalberg »wenn wir stören Aber der Freiherr von Greitfenllau möchte den Damen vorgestellt werden. Wem ich niazt irre, so ist es ein alter Belamzter ron Ihnen, Grösin!« Da standen sie sich Plötzlich gegen über, die sich jahrelang nicht gesehen, und wohl zum ersten Mal verlo: die stolze, weltgewandte Madeleine die Fassung. Sie schaute dem Mann, dcr sich ties oor ihr verneigte, mit geister hastern Blick entgegen und sand nicht gleich das richtige Wort· Doch das war nur ein Moment, iiir alle ankern nicht bemerkbar, die Konvenienz, die hier ihren Herrscherstab schwang, machte ihre Rechte geltend. .Der Baron ist erst heute oon Enas Hland hier angetommen,« sagte Dai berg erläuternd. »und wird uns viel Jnteressantei berichten können. Unse reni Freunde Brentano haben wir es ; zu verdanken, einen so interessanten Gast, der uns so viel aus der Welt be richten kann, bei uns zu sehen.« ! Ei war allerdings eine bedeutende » Erscheinung, dieser Mann mit dein I Adlerblick der, breiten eckigen Stirn ; und dem energischen, sestgcschlossenen s Munde. Die traftvolle Gestalt paßte ; zu dem Ganzen, nur nicht die langge j gliederten, schlanten hande. Man sah ei ihm an, daß er rnit dein Leben hart getämpst, aber, wenn auch viel leicht nicht überall als Sieaer hervor i k i i L ) gegangen, so doch niemals unterlegen war »Erz«cihlen Sie uns, Baron, von Jhren Erlebnissen,« hatte der Groß herzog in seiner liebenswürdigenWeise gebeten, und der Freiherr sprach ein sach und schlicht, aber vor den Augen der staunenden Zuhörer entrollten sich gewaltige Bilder, sesselnd in ihrer Naturwahrheit. Da stand man am seliiaen Ufer, das von den lang dahin rollenden Wogen des großen Oceans bespiilt wurde. Geheimniizvoll rausch te der Urwald, und der südliche Him mel glühte im purpurrothen Schim mer, der, sich in violettsbliiuliche Far bentöne auslös«end, die ganze wunder volle Pracht über das Meer ergießt. Der Schrei des Jaauars. das Krei schen des lustigen Assenvoltes und das Flattern der Vögel, die wie glänzende, buntsarbige Edelsteine aus der grünen Wildniß auftauchen, giebt dem gewal tigen Bilde Leben und Bewegung Ifth tritt der rathe Krieger aus der Fel enhöhle, in der er aus Jagdbeute aelauert hat, hervor. Die Adlerseder schmückt seine Stirn, und an seinem Gürtel blin der Tomahawi. Er ist dem weißen Mann feindlich gesinnt, denn er ahnt ej instinktiv, daß der Träger der Civilisation rastlos vor wärts dringen wird in die Wildniß, und die Ureinwohner des Landes an dieser Civilisatian untergehen müs sen. Es ist ein Rassentamps aus Le ben und Tod, dieser Kampf um die herrschast der Erde. — »Und Sie sind aus allen Gesahren glücklich hervorgegangen?« fragte die Prinzessin Stephanie lebhaft. »Mit einigen Dentzetteln, die man mir mit ab, hohem« sagte Greissrni klars- · wetmal ..cttete mich aller M I dingt meine Underschämtheit —- ich , · bitte um Verzeihun fiir das harte lWori. Unsere Aniedeiung war von den Apachen Na ts überfallen, dir meisten davon getö tet, die andern, un ter denen ich mich befand, gefangen. Man hatte uns die Hände und Füße mit Stricken gebunden,aber das weiche Moos des Urwaldes bot uns ein leid liches Lager. Jch war sehr müde, doch störte mich das Gespräch der rothen Krieger. die darüber beriethen, aus weiche Weise ge uns am nächstenMor gen in das enseits befördern woll ten. Da rief ich endlich, in dem sehr rechtfertigten Wunsch nach Ruhe, denn wir hatten die vorhergehende Nacht ge iiimpft und waren am nächsten Tage . durch die Sonnengluth meilenweit ge : wandert, man möge nun endlich « schweigen, denn wir wollten schlafen. Darüber schlief ich ein. Die rothen Krieger mögen wohl sehr erstaunt ge wesen sein über den iecien Gefangenen, ; denn ich erfuhr später, sie glaubten, : daß ich vom großen Geist ganz beson ders begünstigt sei, und tvagten sich nicht an unser Leben. Zu unserer Ue ? berraschung wurden wir am nächsten « Tage nicht getödtet, sondern mußten . weiter wandern durch den Urwald, bis wir in das Lager der Apachen kamen. Dort sasz der Häuptling in der vollen Würde seiner hohen Stellung auf ei nem thronartigen Sessel. Man bedeu tete uns, dem Thron des Häuptlings auf allen Vieren rutschend, das Ge - ficht zur Erde, zu nahen. Jch aber ging s aufrecht zu der kupferfarbigen Majes ; stät, setzte mich neben ihn und schni ; telte ihm freundschaftlich die hand. Der Herr konnte sich über diese Reci - heit zuerst nicht von seinem-Erstaunen ! erholen, schließlich rettete sie aber wie F der mir und den- Meinen-das Leben. denn man hielt ne nur sur moguch. wenn man sich unter dem besonderen « Schutz des großen Geistes befand." — Der Baron hatte seine Erzählung beendet. Jetzt ertönten Flügel- und Harfenllänge und Achim von Arnim recitirte dazu melodramatifch eine Dichtung Dalherg’s: «Gefiihle eines Christen«. Es war eine fchöneFrau im weißen, griechischen Gewande, die mit den brillantenfuntelnden Fingern in die Goldfaiten der Harfe griff, eine ver törverte Mag. die Gräfin Tafcher de la Paaerie, alberg’ö Nichte, und ne ben ihr Meister Dufset mit tsem häß lichen Kiinftlergesicht und dem weltber lorenen Blick. lind als dann der Vortrag beendet, da erbob sich ftiirmifcher Jubel, man feierte den Dichter. Weinend, in fen timentaler Gefühlsfchwelgerei sanken sich die Damen in die Arme, Bettina diiinderte einen Lorbeerbaum, der mit anderen Blattpflanzen das Zimmer schmückt-, fischt daraus mit get-vierten hönden einen Kranz und überreichte ihn dem Großherzog mit pathetischen Worten, indem sie einen Weiheiuß auf feine Stirn drückte. (Fortfehung folgt.) — Gsdltche steästnsssIarraem Jn der letzteren Zeit hatte man aus unserem Süden fast nur unerfreuliche Gefchichten gehört, die sich fo ziemlich alle um das Lynchmord - Univeer drehten. Jetzt kommt endlich einmal eine andere Kunde, obwohl auch diefe in das Kriminalfach einfchliiat. Bekanntlich ift eine Reihe Südstaa ten nicht mit Zuchthäufern egliickt; ihre Sträflinge werden an Ko lengru ben-. Steinbriichei und andere Unter nehmer ohne befondere Garantie aus aepachtet, und es find schon viele.ent setliche Geschichten über die Grausam keiten bekannt geworden, denen fie dort unterworfen werden. Da und dort hatte sich, wenn man von besonderen Standalen und Ungefeglichteiten hör te, eine Legiilatur zum Einschreiten aufgerafft und einen Unterfuchungs Ausschuß ernannt, der auch ein Bis chen untersuchte. Das war gewöhn lich das Letzte, was man von der An gelegenheit hörte, bis wieder eine neue h-o«-0;«- TJIIAOZAII IIan fass mfsns .......». -....-..-.. --..., -.. ,.-« ging. Jndeß scheint ej doch, daß einige je ner GreuelsGeschichten das öffentliche Gewissen mehr, als blos vorüberge hend, geweckt haben. Waren ja doch nicht blos »Nigger« unter den Opfern derselben. Nach neuerlichen Meldungen haben drei Südstaaten, nämlich Mississippi, Louisiana und Texas, eine bessere Lö sung der Frage gefunden, was sie mit ihren Striiflingen anfangen sollen. Bot-erst wenigstens ist man mit den Erfolgen des betreffenden Experimen tes ganz zufrieden, dessen Ausführung auch da, wo Zuchthiiuser vorhanden sind, nicht unmöglich ist. Mississippi hatte in diesem Falle das erste Vorbild geliefert. Die beiden anderen genann ten Staaten folgten dem Beispiel bald, und es ist davon die Rede, daf; auch Georgia, Alabama und andere baum wollziehende Südstaaten in nächster Zukunft das gleiche thun werden. Es handelt sich nämlich um die Be schäftigung der Sträflinge auf beson deren Farmen, in- diesem Falle Baum woll-Farmen, wo ste fiir den Staat selbst arbeiten, ihre Kost und Behau sung selber verdienen und überhaupt daran gewöhnt werden, sich mit regel mäßiger ehrlicher Arbeit der hände selber zu erhalten. Mississippi hat bereits zwölf große Sträflings-«’sar men irn YazoosStromdelta, welche unter Kontrolle des Staates stehen. Man berechnet, daß diese Formen heuer im Ganzen einen Profit von LBQOO bts 150,000 Donau itber Kmmtliche Untosten der Kultivirung des Landes« dte Interessen aus das angeleate Geld und den Unterbalt der Striislinge hinaus erzielen werden, und man ist schon daran, noch weitere 12,000 Acker Land, welche der Staat Mississippi kürzlich ungetauft bat, siir diesen Zweck zu benuhen. Auch haben bereits verschiedene einzelne Counties dieses Sträslingssarm - System mit Erfolg probirt. Natürlich ist die ganze Strösltngs ; Beschäftigung eine heilte Frage, mit der sich betanntiich schon viele unserer Staatsbehörden und Gesetzgebungen den Kopf zerbrochen haben, und es tommt viel daraus an, Schädignngen der Interessen der sreien Arbeit dabei zu vermeiden, daher mit der Wahl der Striislings-Beschiistigungen sehr sorg siiltig zu sein. Allgemeine Regeln lassen sich da nicht ausstellen sondern die örtlichen Arbeitsverhältnisse sind in erster Linie maßgebend. Es mag sein, daß nur nichtgewinnbringende Arbeit sijr die sen Zweck angängig ist; es mag aber da und dort auch sein« daß das Ge meinwesen die Striislingsarbeit ge winnbringend verwertben tann. In der südlichen Baumwollzucht ist diese Seite der Frage nicht von solcher Be deutung, wie sie anderwärts wäre, und bis setzt ist leine ungünstige Wir kung dieser Striislingssarmen aus die sonstige Arbeit sowie auch aus das Baumwollengeschiist ersichtlich, dessen Preise sich behauptet haben. Die Baumwolle, welche der Staat Missis sippi ziehen kann, scheint nicht genü gend, um einen »umstürzendrn« Ein tlust tu üben. Das weitere wird trei lich von dem dauernden Bestand des vorliegenden Systems abhängen« und es muß noch eine offene Frage blei ben. ob die ganze Sträflingsarbeit im Süden unbedenklich in der Baum wollzucht berwerthet werden könnte. Was übrigens das Interesse der freien Arbeit an dieser Frage anbe langt, so wird man sicherlich von die ser Seite weit weniger gegen ein sol ches Shstem einwenden, als gegen die bachtweise Beschäftigung der Sträs linge in Kohlengruben und überhaupt solchen Betrieben, welche der organi sirten Arbeit wenigstens nahe stehen. Und im Allgemeinen ist ebenfalls die Ausbachtung der Strästingc für die sonstigen Arbeits- und Geschäftsan teressen nicht günstiger, als ihre Ver wendung in der vorliegenden Form, öffnet aber den schlimmsten Mißbräu chen Thür und Thor! Und die Sträslinge selber, die doch sozusagen auch noch Menschen sind? Es braucht kaum näher dargethan zu werden« daß es eine viel bessere mora lische Wirkung üben muß, soweit eine solche überhaupt noch möglich ist, wenn sie ibre Strafe dirett im Dienst des Gemeinwesens abbüskem als für sogut wie unverantwortliche Privatpersonen: ebenso braucht nicht besonders ver sichert zu werden« daß sie besseres Ob dach, bessere Pflege, besser Disziplin baben und ständiger an derselben Lo kalität beschäftigt sind, und überdies in der freien Luft des Feldes. Dies alles kann nur gute Folgen haben, im hinbliek auf den allgemeinen Zweck des Strafwesens, und die Gewöhnung an geregelte und gesunde Selbsterbals tungs - Arbeit der einen oder anderen Art wäre auch dann, wenn das Ge meinwesen keinen weiteren Profit da bei errielte, für dieses ein entschiedener Gewinn. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, hat sich Missippi ein wirk liches Verdienst mit dem Vorantritt auf diesem Wege erworben, -——- was nsoch nicht sehr häufig vorgekommen it. Den Fall Santos besinnt ein Varde der Berliner Luftigen Blätter in sol genden Versen: »Der LitftschifierSaw tos im »Aeronef« —— Versteht die its-e schichte aus dem »ff«, — Er hat das Problem der Lentbarteit Gelölt in der voraeschriebenen Zeit, —- Er hat es gelöst mit Eleganz, —- Das beifi a peu pres, beinahe, nicht ganz, ——— Es fehlte zur Lösung, wie man hört, — Eine Kleinigkeit, gar nicht der Rede werth. — Und hätte der Wind nicht so start aeweht, —- Und hätte sich nicht der Bal lon gedreht, —- Und wäre das Wasser stoifgas nicht entwichen, — Und hätte der Schwerpunkt sich auöaeqlichem — Und hätte das hintettheil sich nicht- ge senkt, —- Und hätt’ sich das Ganze bes ser gelenkt, —- Und hätte der Motor weiter getrieben, —- Und wär’ der Bal lon länger oben geblieben, — Und wäre er nicht mit riesigein Krach — Statt vorwärts zu fliegen, gebunrst auf ein Dach, —- Und hätte der Rand nicht am Giebel gehangen, —- Und hät te sich nicht die Gondel verfangen, — Und bätte sich nicht die Maschine ge neigt, —- Und hätten nicht alle Ventile »estreitt, — Und wären die Seile nicht durchgeschnitten, —- Und hätt’ Santos nicht nuf dein Giebel geritten, — Und bätte er tönnen heruntertaumeln, — Statt hilflos oben am Dache zu bau meln, — Und wär' sein Ballon nicht in Festen gerissen-—- Und hatt« man die Lumpen nicht fortfegen müssen, — Das Alles ist ja doch schließlich dens bar, —- — Dann wäre sein Lastschiff völlig lenkbar !« - o Eine Schauspielerin, deren Augen wie Diamanten glänzen, ist nie be sorgt, sie aus Nellamezwecke zu der lieten. s