In Frankreich fanden im letzten Jahre 902 Streiks und Sperren statt, M welchen 222714 Arbeiter beschäf: tisi waren und 2,645,053 Tage Ar beitszeit verloren. Am meisten betrof fen wurde die Textil-Jndustrie, das cransportgefchäft und der Bergbau II Deutschland fanden 1483 Streits und 38 Sperren ftatt, an denen 122, SOZ Arbeiter defchäftigt waren Rückwanderer aus Amerika kom men zur Zeit in beträchtlicher Zahl durch Berlin. Dies sind meistens Ruthenen Rumänen, Serhen, Vul aaren u. f.tv " Russen sind nicht Var unter. Es ifi indeß früher schon kse ahachiet worden, daß diese Leute wel che aus Sehnsucht zur Heimath die weite Reife unternehmen, dauernd doch nicht wieder in Europa bleiben. Bin nen Jahresfrist kehren sie nach Ame rika zurück, so lieb ihnen auch Was-« Deirnathland fein mag. Die Einnahmen an Zöllen unt-Vers drauchssteuern in Deutschland betru gen fr die Zeit vorn l. April bisEnde Juli dieses Jahres nach Abzug der Verwaltungs-kosten 256,463,555Mark, iiber eine Million weniger, als in ders felben Zeit des vorhergehenden Jal res. Die Einnahmen an Zöllen haben Illl such Uns sIWI «Ie-IUUSU Ist-Hv uommem die Tabaks- und Zuckersteuer u. a. dagegen haben beträchtlich abge« nommen. Die Staatslotterien brach ten iiber acht Millionen ein, eine Zu nahme von naher vier Millionen ge gen dieselbe Zeit in 1900. Daß dieser Sommer zu den trocken sten zählt, die seit Jahren zu verzeich nen sind, kst aus dem Weinstein bei Pänderich zu ersehen. Wie die »Saarb. Zig.« mittheilt. rührt der Name Wein W daher, daß der Stein nur in den trockensten Sommern aus dein Wasser hervorragt und diese in derRegel guten Wein bringen. Auf dem Stein sind verschiedene Jahreszahlen eingegraben von denen jetzt die Zahlen 1857, 1685 und 1835 wasserfrei sind. Jm Wasser sieht man noch 1870, 1892 und 1892 oerzeichneL Ein Blick auf diese Zah len zeiat uns die drei oorsziiglichften Weiniahre des letzten halben Jahr hunderts 1857, 1865, 1893. Zu be merken ist, daß die erwähnten niedri gen Wasser-stände stets im August und September waren. Hoffentlich erweist sich der Stein diesmal nicht als falscher Prophet. Jn Spanien distutirt man gegen wärtig die Gründe fiir oder gegen einen Anschluß an den Zweibund. Jn einer Madrider Depesche heißt es: Der Minister des Aeuszeren dementirt das sauch von Paris aus schon dementirte) Gerücht, daß König Alfons in Beglei tung des Generals Weyler der Reim set Parade beiwohnen werde· Dage gen kündigt der hiesige russrsche Ge schöftsträ er die Ankunft einer beson deren rus schen Gesandtschaft zur Be ßtmg der Königin an. Die Pre chäftigt sich daher fortgesetzt mt Usianzplänern Der heraldo plädirt sit Anschluß Spaniens an Frankreich, mauigesetzt, daß England nicht gün stigere Offerten mache. Der Liberal protestirt aber heftig gegen den Ein tritt Spaniens in den Zweibund, da dies- nur schwächere Völker ausbeu ten wolle, wie die neuen russischen Ge lüste aus eine Kohlenstation in Mahon oder Ceuta bewiesen. Die Gelehrten Dr. Hoff, Prot. v. Steffella, wie viele andere hervorra gende Mediziner, besprechen in der me dizinischen Fachpresse die Entdeckung des Dr. me . F. Schmey in Beuthen und ihre langen und erfolgreichen Ver suche hiermit, nämlich die Zimmtfäure in Verbindung mit Altohol zur Be kämpfung der Krankheit zu vermen den« Es war wohl auch dem Laien be kannt, daß man Lungentranten Alto hol reichte und dieser Einfluß auf die Entwickelung der Krankheit hatte, doch wurden nennenswerthe Resultate hier mit nicht erzielt. Dagequ fand man, daß die im Perubalsarn enthaltene s Zimmtsäure ganz entschieden die Wei tetenttvtckelun der Krankheit verhin - vert. und so t man diesen Beruf-al tem-« der allein site sich widerlich schmeckt, mit Alcohol verbunden und ehe- sogenannten Peru - Cognac ge Æfseih Die Versuche sind bereits ab seschlossen und als äußerst gelungen aussefallen in der Fackpresse bespro " O- Selbstvetständlich handelt es sich ist-leer unt Ansangtstadien oder noch sieht sehr vorgeschnttene Fälle Det Drang nach Schulbildung im M Uußlands zeitigt in den Krei s fes der Landbevslleeung ganz eigen sttice stände. So besuchten in diesen inter, wie die «Watt. Gub. Dieb« aus dem weit im Osten jenseits »der Oele-a gelegenen Gouvernement - statta berichtet, Großvater, Vater III Sohn ist Alter von 59, 34 und 15 - eine Sonntag-Mute im Kreise - s « Die Landschaftl- und Eulen sind ttberfttllt. Die - et Schulen streben weiter « - i- - ·undProgymnasien; S z 00 bis 70 M gehen fn zur Schule, zuweilen gegen den sillen der Eltern. Eine Bäuerin erzählte, sie habe· ihrer Tochter durch Reihen die Lust aus treiben-wollen, in die Schule zu lan ienz doch es half nichts, Ee mußte die Tochter ins Progymnasium gehen las sen. Es kommen auch Fälle vor, daß Mütter auf Betiel ausgehen. utn ihren Kindern die Möglichkeit zu geben,die ; Stadtschule oder das Progymngjium zu besuchen. —- Diefe Miiiheilung aus dein Wjatiaschen Gouvernement steht übrigens nicht vereinzelt da; wieder-s i holt wurden ähnlichecärfäieinungen des Dranges nach Schuldildung ges T rade aus diesem Gouvernement ge meldet. Wenn man lange Zeit nichts mehr vernimmt iiber vie wirthcheftliche Lage in Rußland, so pfleg: es dort schlimm auszusehem Die ruisische Re gierung versteht sich Natur«-J Nachrich ten, vie ihr unangenehin find, mö» Xichst zu unterdrücken, um sie ringt in’s Ausland gelangen zu lassen. Aus Petersburg wird über die mitth fchaftliche Lage in Rahlanv ver Köln. Volksztg. geschrieben: »Die Wirrhfchafisforgen beginnen hier alle anderen Interessen in den Hinter grunb zu drängen. Mit Bansigteit fuhr man der Beendigung der Nischni Noivgvroder Messe entgegen, auf Der wohlunterrichteie Banllreife In Wechselproteften nnd Zahlungseini Fellungen niJI weniger-now eine Pas ) sWa Voll ÆU Uclulollcll Allsctll cklllllks ten. Daß die Reichsbant dieser Tage den Wechseldistont herabgesetzt bat, mag wohl im ersten Augendiirt das große Pudiiturn sehr angenehm be rührt haben als ein Zeichen dafür, daß unsere Wirtbschastskrisiz ihren Höhepunkt überwunden hat; die in dustrielle Welt ist aber dadurch nicht aus ihrer Leibargie erweckt. Die no minelle Herabsetzung des Wechseldiss tontå hilft in der That den Indu striellen nichts, wenn die Reichsbani «de sarto« so gut wie keine Wechsel dislontirt Man würde gern einen hoben Zinsfuß zahlen. wenn es nur Credit gäbe-« Den Zaren bei seinem Besuche in Frankreich vor anarchisiischen Atten taten zu schützen, macht die dortige Polizei großartige Anstrengungen Nicht weniger als dreihundert Com missiire, Jnspecteure nnd Polizeiosfii ziere sind mobil gemacht und in alle · Ortschaften gesandt worden. die der ; Zar betreten wird oder auch nur be- · treten könnte. Ihnen unterstehen über tausend Unteragenten und Spione, zu denen dann noch das Heer der unifor- H mirten Schuster-te, sowie starle Dei s tachements Militiir aus dem Westen und Centrum des Landes treten wer den. Der Chef der Criminalpolizei. Caoard, und ein Adlatus Hennion sind gegenwärtig mit der Untersuchung der Bahnlinien von Dünttrchen nach Neuns, von dort nach Compiegne und von da nach Paris beschäftigt. Es gilt nicht allein alle Schlupswintel am Babnkörper und bis aus mehrere hun dert Meter in seiner Umgebung festzu stellen und zu überwachen, damit sich dort keine Anarchisten einnisten, son dern auch die Sicherheit und Berliißs I lichteit der Strecken muß erprobt wer- F den. Die genannten Beamten, denen s mehrere Bahninaenieure beigegeben sind, bedienen sich eines besonders eins - gerichteten Wagens, den man den ,,dd- « namornetrischen« nennt und auf dem sich eine Anzahl äußerst setnfiihliger - Instrumente zur Feststellung aller Un ebenheiten der Geleise befinden. Ver mittelst dieser Werkzeuge gelingt es, ·« alle etwa vorhandenen Fehler mit großer Schnelligteit und Sicherheit ausfindig zu machen. — Eine kleine Handels-Episode, welche von dem amerikanischen Lonsular Agenten Manning aus Matagalpa, Nicaragua, dein Staats-Departement berichtet wird, nnd nicht ohne einen bumoristischen Beigeschmaa ist. sei den - amerikanischen Expartenren zurBeach tung empfohlen »Die hiesigen haupt sächlichen Kaufleute sina Europäer«, schreibt HerrMannitia, »aber vie be deutende amerikanische Kolanie ver langte, daß gewisse aineritanische Ar tikel importirt werden sollten, weil man eine bessere Qualität wünschte. als bei den nämlichen Artikeln eure pöischer Fabrikate zu finden. Um die- ? sen Wünschen gerecht zu werden, sandte einer der hervorragendsten Jen porteure eine Ordre sijr die verlangten Artikel an ein Handelshaug in San Franciseo. Man denke sich das Er staunen, als beim Eintressen der Sen dung bemerkt wurde, daß die meisten gesandten Artikel mit Jnschriften sol gendet Art versehen waren: »Made in Germany«, »Made in France', »Al! englisb labor employed«. Der Imper tear erhielt genau die nämlichen Arti kel, welche er aus Deutschland, Frank reich und England direkt zu importiren pflegte, nur daß dieselben infolge der zusatltchen Fracht, der in den Ver· Staaten bezahlten Jmpartzölle nnd der Provision fiir den amerikanischen Jmparteur, um so viel them-en zu ste hen tanren." »Mein« Ansicht nach,« so schließt der Konsular-Agent seinen Bericht, »sollten doch unsere Engroii Basler versteka daß amerikanische nnd nicht eneopiiische Artikel verlangt nettes-, wenn Ordres aus Spanisch scmeztka nach den Ver. Staaten kom M W Den Meer entrissen. Muth Dolland treibt Eroderun t politit. Aber nicht Flinte und Sii sondern harte und Spaten sind die Massen, mit denen es sich zu seinem Beutezug e tiistet. Gefen das Meer, egen die tückischen Futhen wendet tch seine Unternehmun Mist. Die Zuidersee will es mgjheii trocken legen, und einen andzuwachs von beinahe 50,000 Dettaren futchtdaren Bodens hofft es dadurch in den näch sten wet Jahrzehnten zu erhalten. Die åuidersee um aßt 3193 Quadrat tilometerz mit den zur Edde eit blos gelegten Watten sogar 5 Qua drattilometer. Ursprunglich ein Binnenwasset, hat diese See in dein Zeitraum von etwa 450 bis 1410 nach Christus ihre jetzige Gestalt erhalten. Die Jnseln Texel, Blieland, Inschri ting, Ameland u. s. w. sind die Ueber bleibsel. die davon zeugen, daß Nord holland und Friesiand einst eine zu sammenhängende Landermasse bilde ten. Diesen Zusammenhang wieder herzustellen, hat es seit 1849 an Vor schlägett nicht gefehlt. Die ersten Pläne gingen tu weit oder waren technisch unaussiihrbar. m Gegen satz zu ihnen iibt ein Ge etzentwuki. der dot Kur em der zweiten Kammer der Generalstaaten zugegangen ist, weise Beschränkung Nach diesem Entwurf ist die thiils msifo FkncktniHntmn ho- Qntdpfsps kni gendermaßen gedacht. Die See wird von dem Meere durch einen Abschlies ßungsdamm geschieden, der von der nordholländischen Küste durch das Amsteldiep zur Jnsel Wierin en und von dieser zur sriesischen Rsste sich zieht, wo er bei Piaam (einem Dorfe in Friesland) endigt. Die Schleuse beim Piaam und eine bei der Jnsel Wieringen werden die Verbindung der See, die den Namen Jisfelmeer erhal ten soll, mit dem Meere vermitteln. Zur Trockenlegung der solchermaszen eingediimmten See sind vier Gebiete, zwei im Westen, eins im Süden und eins im Osten, ausersehen Vorläu fig soll aber nur an die Trockenlegung der beiden ersteren gegan en werden. Das eine, das nordroest iche, isi be grenzt von der nordhollöndischen Küste, dem Ahschlieszungsdeich, der Insel WierinLen und einem von dieser Insel nach Süden hin, bis Mel-em blick, zu errichtenden Deichr. Dieses Gebiet ist der Wieringer Zolder (das durch Ahdeichuna dem eere ent rissene Land heiszt im holländffchen Polder). Das siidwestliche Gebiet. der Hoornsche Polder, wird im Weste-n und Norden von der Küste und im Osten und Süden von einem zu er bauenden Deiche begrenzt. Beide Ge biete werden insgesammt 46,000 het tar Ackerland dar teilen, auf dem 40 Dörfer und ungefähr 4000 Bauern höfe errichtet werden sollen. Die Ko sten der Abschließung der Zuidersee sind aus 57 Millionen Gulden, die der Trockenleguna aus 38 Millionen Gul den veranschlagt. Für die Arbeiten sind achtzehn Jah re in Aussicht genommen. Jn neun Jahren soll der Abschlie ungsdeich vollendet sein, im achten « ahre soll mit der Ahdeichung des ierinaer Polders und im eliten mit der Äb deichung des hornschen Yolders he aonnen werden· Die Aussahrung des Planes verschafft Dolland außer dem ungemein werthvollen Landzutoachs eine erhebliche Verbesserung seiner Ver tehrsverhiiltnisse. Ueber den Ah schlieszun sdamm ist eine Eisenbahn linie gev ant, die eine unmittelbare Verbindung Nordhollands mit Fries land darstellen und die Entfernung zwischen Amsterdam und Läutvarden um 52 Kilometer vermindetn wird. Solche Eroberungspolitit ist der hei fiiilligen Zustimmung Aller gewiß! (B. Tages-U -—-———..—-—— --——· Der »Burcntrett« nach Sirt-west Afrika. Von den Itadtolonisten und Trans Vaalern, die im Friihjahr d. J. nach Deutsch - Züdivest - Asrita ausge mandert sind, liegen der »D. Wochen zeitung« Briese vor, die ohne Aug-— nahrne, den Geist der Zufriedenheit athmen. Fünfundzwanzig von den vierzig haben Land ungetauft und verlegen sich mit Eifer aus die Be wirthschaftung desselben. Sie erklä ren, von der, ihnen in so schwarzen Farben geschilderten deutschen Beam tenwilltiir absolut nichts zu verspü ren, im Gegentheil, die Zudortom menheit des Gouverneuri und seiner Beamten sei nicht genug zu rühmen. Mit der Lösung der Schulsrage sind sie völlig zufrieden. VerschiedeneMiß derstiindnrsse wurden durch die Beam ten aufgeklärt. So verkehrten die Buren im Glauben, sie müßten eine Viehsteuer und Einfuhrzoll siir solches bezahlen. Dem ist jedoch nicht so· Nur die Viehhändler haben Steuern zu entrichten, das für den Betrieb nöthiae Vieh jedoch ist all- und steuerfrei Auch der Einsu rzoll aus Mehl ist be seitigt. Das Klima bekommt ihnen allen gut. Einzelne von ihnen, die sich in der Hauptsache aus Schasgucht verle en sund mit ein paar hundert Stück gannen, haben bedeutenden Zuwachs an Lämmern erhalten, die sehr gut ge deihen. Durch di e günstigen Rach richten bewogen, ha n gegen zwan ig in Amsterdam wohnende Vuren - tret-lassen ebenfalls dorthin are-zuwan rn; die erste Mitteilung reist am 20. September von haniburg ab. Jan Dezember folgen ge n 200 Hat-to« - nisten, die von K adt aus die Reife antreten. Es sind dies zuneeisi Bureni stöhne, die nicht genügend Kapital de sisem um den theuren Preis fiithund und Boden in der Kapiolonie zu zah len, die jedoch wohl tin Stande sind. die vom deutschen Gouvernement ver langte Anzahlung zu leisten und dann noch genügend etriehskapital übrig behalten. Da von englischen Blättern wieder holt die Behauptung ausgestellt wurde, die im Frühjahr nach Deutsch - West Afrita ausgewanderten But-en hätten auch noch politische Missionen zu er füllen, u. a. sei Kommandont Lukas Steenkamp über die Grenzen gezogen und habe sich an die Spitze eines Bu ren - Kommendos gestellt. das kürzlich einer englischen Kolonne eine empfind liche Schlappe beihrnchte. so bemetlt das genannte Blatt, daß ihm ein Brief des genannten Kommandanten Stern lamp aus Gideon dorlieatx in demsel ben theilt er mit. seine Schnsheerde sei bereits auf 520 Stück angewachsen Uebrigens haben alle Buten die Er klärung abgegeben; das deutsche Gou vernement in keiner Weise in eine schiefe Stelluna geaeniider England zu bringen, und ein But hält bekanntlich fein Wort. Pariser Stroßengekiiche. « scher Geruch findet sich in den alten LStraßen. die häuser aus dem 18. , Jahrhundert enthalten. Die Straßen - sind meist eng, und wenig Sonne l l Alles ward in Paris bereits bess schrieben, die Straßen, die Straßen gänger, die Straßentoiletten, diesm ßensrenen, die Straßenruse, einzia die Straßengeriiche scheinen mir dieser Ehre noch nicht thei.has:ia geworden Und doch bilden die Geruche ein-H sehr z bedeutenden Theil jedes Stadtcharatq ters, sind Geräth-: und Melodien dochl die Reize, die am erinnerungströstig sten aus unsere Sinne wirten. Ein Uasscnhauer---—ruil er nicht inngst ver ganene Zehen mit Gewalt zurück, ein Par "m, das aus al.en Schachteln, al ten Kleidern strömt —- verse t es uns ' nicht mit einem Schlage unt ahre zu riiet in eine andere Welt? Citirt die Psychologie nicht den Fall jenes Jüng lings, der wider Willen die Buchbin derei erlernend, in späteren Jahren. wenn er unglücklich war, ganz spon tan wieder den Kleister roch? Wer sein Paris gut lennt, wird sich nach den Gerüchen geradezu orientiren tön nen. Jch bin überzeuqt, der aus dem linten Seineuser allbetannte Blinde, der, nur mit einem Stellen versehen, täglich seinen Weg durch die belebten. i ja über die Iahrwege tastet, hilst sichs zur Orientirung ebenso mit seiner? Nase wie rnii seinem Stabe. i Die Pariser Gerüche wechseln mit! dem Stadtoiertel, der Tages- und der ! Jahreszeit. Ein specifisch Pariseri-· dringt zwischen die hohen Giebel, dies unregelmäßigen Pslastersteine. Es riecht dott verwöhnt, nach vielen Men schen und nach ihren Ueberresten; die Spiilwässer, sorglos aus die Straße gegossen, verbreiten einen saden Fett geruch. dein die rings umhergestreuten Gemüsereste ihre süßliche Fäulniß hin- k zufügen. Jn solchen Gassen riecht man ; zugleich das alte Paris und das ro-’« manische Paris. Durch die ganze Stadt oersolgt uns der Weingeruch. An allen Ecken hats Paris seine Schanlwirthe, seine »ma- « stroquets«. Aus ihrem Eint-Schand ; tisch driinat sich Flasche an Ilasche,« hier ist eine Prohirstube, dort liegt der Wein in ässern, und der hlaurothe Sah der lösen die au die Straße geschleuderlen Reste la en Alte-hol, ths, Farhstoss in die ust verfluch tigen. Seit der Ermiißigung des Stadtzolls aus Wein tann sich unsere Nase jedoch auch an weniaer chemischen s Yesngeriichen erbauen. »Das edle Naß :«4.4 «—...·-—-- -.K-l 44 : .-.-k tust-Ists list ARIIIHIC Hcsutpusjt tu aus«-b Keller, und neulich verbreitete —- das Abziehen findei in der Straße statt — ein klares, weißes Weinchen sein sehr angenehmes Bouquet in meiner Stra ße, Erinnerungen don Noab bis Ra belais wachrufend. Die zahlreichen Pariser Cafes ge sellen dem Weindunft den Absinthg hinzu. Zwischen 5 und 6 Uhr brideit es Jedem, der die Terrasse derTaoerne Pousset entlang gebt, gewaltia in der Nase. Es ist das gelbgriinliche Ab sinth - Ungeheuer, das diesen durch dringend pfefferiaen Odem auf-haucht Der Duft sehr guten Kaisees und der weniger angenehme Duft von der-. brauchter Luft bilden außerdem noch eine Wolke um jedes Pariser Case baut Da in Paris alle Ladentbiiren ge öffnet, alle Eßwaaren auf der Straße ausgestellt sind, machen die Krämer sich dort ganz besonders bemerkbar.· Die ieischereien, die selbst bei Nacht nicht urch fefte Thüren, sondern nur durch starke, eiserne Gitter von der Straße getrennt werden, sind zur Sommerszeit im Stande« auch startes Magen zur Emvörung zu bringen. Den feuchten Teiggeruch, der Nachtt aus den Bäckertellern steigt, vergesse ich nrit unheimlicher Schnelligkeit, denn - sanft wäre es urn meine reude an der · guten Morgenfenirnel ge chehen. Wie die Milch-, Butter und Käfe- I höndler es bei 24 Grad Wärme inmit- « ten ihrer gerinnenden, giihrenden, sich zersehenden Waaren aushalten, ist rnir stets ein Rathsel gewesen. Der wider wiirtige Geruch gesäuerter Milch, al- ; ter Biechtannen, ranziger Butter niigt, urn dir den Appetit gründkich zu verschlagen. Da muß man es der Natur Dank wissen, daß fie die Früch te fchuf, die sich in Körnern in der mil den Sonne dehnen und die feinen Düfte ihrer arotnatischen haut aus ftrömen. Angesichts dieser tändli n Gartengeriiche wird man Begetar n ner, fchtosrt nur noch auf Kohl, Au derginen und Tomaten, auf Erd- und imbeeren, Aveitpsen Kirschen, Mir r . ehLeion Zeit zu Zeit berührt der Duft leckerer Chotolade unsere Nasen, dann sind wir in der Nähe eines Confiis teurs, oder es riecht nach frischgeis brannte-u Rufer dann schwentt inl unserer Nähe der Krämersputz einen! flachen Korb, um die heißen brauneni Bohnen auf der Straße zu tühlen. Auf den großen Boutevards mirs chen sich die Gartöche und Restaurantä bemertbar. Aus den geöffneten Erd geschoß - Fenstern dringen Fisch- und Bratengeriiche, erhebt sich der Dust eines Vol-au-vent einer Salatsaucr. Leider jedoch verdirbt Geruch von schlechter Matgarine nicht selten dies plaisirliche Schnuppern unseres Riech organs. Ein Restaurant Duval kann man sofort an seiner schmälen Sirt-pen und Braten - Atmosphäre erkennen. Wer sich bei Duval übernahm, wird mit Befriedigung den Pillenii nnd Mixturenduft der Apotbeten einath men. Aus diesen geheimen Officinen dringt meist das indistrete Kreosot auf die Straße. Die Drogehandlnn gen, »herborifteries«, geben sich ein nafenfreundliches Air durch die Kränze nnd Bündel miinimsk cis-Eiss ter, Fencheh Tbymian, Salbei. ArsI nica u. s. w., die Sommers var den Laden bänaen Man glaubt die Ge sundheit mit vollen Lungen tu atb men. Zur Sommerszeit füllt auch Ladendelduft die Straßen, denn arme Schlucht alte Weiblein bieten die aanzen Stenael oder nur die blauen Körnchen dieses freundlichen Groß Entsttergewächfes als Mottenpulver et . Dass eigentliche Gewerbe riecht man weniger aus den Pariser Straßen. Die großen Fabriten sind an den äußeren Stadttreis gedrängt, und verpesten die Bannmeile mit ihrem Ammoniak, Cellulose, Schwefelduit und Rauch. Die innere Stadt kennt freilich die Messing-, Kupfer- und Schmelztigel-Geriiche der Goldfchrniede und Devotionalienbiindler. Es ift eine schwere, ftickige Lust, die aus die fen Ersgefchoßiucken aufsteigt: die Metalldämpfe kratzen uns im Hals und lassen uns den bömmernden Ar beiter dort unten nicht beneiden. Der heiße, beizende Aspbaltgeruch ift in Pariser - Straßen ständig, da ja am Pslaster immerfort gefiiett wird auch mit den getheerten Blöctrn des yolzpfiafiers macht jede Pariser Nase Bekanntschaft Gasauödiinftungen ge hören zu den alltäglichen Erscheinun aen, und den Geruch von ausgewähl ten Fundamentem frischem Kalt, neuen Ziegeln, diefen talten, naisen Kellerwurmgeruch kennt gleichfalls Jedermann. Jn den letzten Jahren bat fich die Pariser Geruchstarte noch durch die Petroleum- und Benzindiiite der Mo torwagen bereichert. Unsere Nasen baben sich zuerst gegen befaaten Ge ftant empört, jetzt atbmen wir diesen höllenbrodem ebenso ergeben ein« wie die Ausdünstungen der Schlächter und Milchliiden. Mit zu den »öffentlichen Geriichen' der Stadt Paris gehört auch die un iagbare Atmosphäre von Staub. Schweiß, nassen Kleidern und Kupfer geld, die im Winter die Omnibus: bureaur und die Fabrzeuge selbst er füllt, von dem alten Leder nnd unge biirsieten Tuch der Droschken ganz zu schweigen. Eine wahre Pönitenz ist in Paris die sogenannte »Artillerie Rinier«, deren die Ville lumiere, die heute noch in all ihern alten Vierteln am Ab suhrlystem klebt, nicht entbehren kann, und welche Nachts die Straßen mit Wollen füllt, deren schlimmste-, lite ment sicher nicht der durchdringend Steinlohlengeruch der Dampf-Nunm inaschine ist. Endlich verunstaltet Pa ris ost seine schönsten Plätze und Prvmenaden durch die Errichtung zahlloser Etablissements, die. einem anscheinend in Frankreich besonders dringenden Bedürjnisse des starken Geschlechts gewidmet, slir älthetisch empiindende Seelen und seine Nasen jedoch ein uniiberrvindlicher Greuel sind. Die Ausstellungsbesucher haben von dieser specifisch Pariser Einrich tung kein gutes Andenken mitgenom men und die Amerikanerinnen, denen man damit die schöne Prornenade am, Luxembourg verdorben, nennen dies Verfahren kur weg »piggish«. Um jedoch aris nicht mit einem üblen Geruche zu verlassen, sei noch erwähnt, daß dieser selbe Luxembourg im Juni voller Linden- und Akaziens dust ist. rn Juli stillt ein anderer, etwas süßlicher Geruch viele der brei ten Boulevards: es ist die Blüthezeit des »Vernii de appn«, eines sehr laubreichen und·s önen Baumes. Jrn Herbst, und bei heißem Sommer schon früher, riecht jede baurnbestandene Straße nach den verbrannten Blät tern der Kastaniem man glaubt im Wald zu sein und in Schichten gelben Laubei zu wandeln. Entzücken der Augen und Nase sind und bleiben aber stets die großen Blumenmärkte, deren Rosen jahraus, jahrein ihren Dust entfalten und uns «Artillerie Richer« und ihre-gleichen vergessen machen. Wir endlich die Pariser-innen sich felbsi und die Straßen parfiirniren, weis jeder Banlevardier. »Er treiie incarnat«, der-zart besaiteten Natu ren unleidlichen Kopfschnierz bereitet, war die lehte, durchdringende Mode Eriindung, von Allen geschäht, die Interesse daran haben, im Pariser eriihl ein Mertltchses Kielwafser zu hinterlassen. Hochmnth lomtnt vor dein Fall. Dieses alte Sprichwort hat sich dieser Tage an einem stolzen portugiesischen Abgeordneten bewahrheitet: Der Er preßzug von Oporto hält zwei Minu ten auf der Station von Alfarellos; auf-dein Bahnsteig herrscht eifriges Treiben und Drängen, da viele neue Reisende den Zug besteigen, andere wieder die Zweigbahnen, die nach den nahen Badeorten führen, zu erreichen sich beeilen. Ein sehr vornehm geklei deter Herr ist aus dem Salonwagen gestiegen und hat sich einer Dame ge nähert, die ihn augenscheinlich erwar tet hat und mit der er sich in ein eifri ges Gespräch eintiißt. Dis erste, zweite und dritte Glockenzeichen er tönte, im Eifer der Unterhaltung über hört aber der vornehme Herr alle drei Signale, und rasselnd seht sich der Zug ohne ihn in Bewegung. Wüthend stürzt er auf den Sta tionsooriteher zu: »Sie Mensch! wie haben Sie sich unterstanden, den Zug ohne mich abfuhren zu lassen, wußten Sie nicht« daß ich mitfahre? »Excellenz entschukdigen, aber-» die Zeit, die Signale«, itotterte der arme Beamte, der zum mindesten den neuen Director des Aufsichtsrathes oder einen Mini ster vor sich zu sehen vermeint. »Kon. nen Sie denn nicht vornehme Perso nen von anderen unterscheiden. Sie Esels« Der Stationschei, der sich in seinem guten Recht weiß. wagt dennoch nicht zu widersprechen, da er um sein Brod zujommen fürchtet, nur bittet er, Excellenz möge ihm seinen Namen nennen, damit künftig ein ähnliches Veriehen vermieden werde. »Ich bin der Abgeordnete X!« erwidert der hohe Herr stolz. Statt der gewünschten Wirluna dieser Ertliirung erfolgt von Seite des Stationschefs die schnelle Frage: »Regierungspartei oder Op position?«, und da die Verzögerung der Antwort die Vermuthung des Beam ten bestätigt, so ändert dieser auch so sort seine Haltung. »Sie miserabter Regierungsfeind, Sie wagen hier noch Lärm zu machen!" Und ehe der vor nehme Herr es sich versieht, wird er von dem Stationsches und einem Wei chensteller am Nacken gefaßt und unter einer furchtbaren Tracht Priigel aus dem Bahnhoie hinauzhesiirdert DerFall ist thpisch sür portugiesische Verhältnisse: auf der einen Seite der Düntei, die Laune des Gewalthaberg, der iiber Regiement und Gesetz zu ite hen glaubt, aus der anderen die Furcht eines pflichtgetreuen Beamten vor eben derselben Laune, vor welcher ihn stie rnand zu schützen vermag, es sei denn, daß der Gewalthaber nur ein Intui Magnat ist, dessen man sich mit einer Tracht Prügel erwehren kann. ——. zersmn bki Lehrerin-en »Geisteslrankbeit bei Lehrerinnen« ift der Titel eines Aufsehen erregen den Aufsayes, den Prof. Zimmer so eben in der deutfchliindifchen »Ok)ristli chen Welt« veröffentlicht hat. Er be richtet, daß ihm beim Besuch verschie dener Jerenanstatten aufgesallen sei, daß »verha·ltnißntiißig viele und ernst erkrankte Lebterinnen unter den Gei fteåkranken sich besänden.« Diese Be-: obachtungen gaben Professor Zimmer Veranlassung« eine Uniirage bei sämmtlichen Jrrenanstalten inDeutfch land, Oesterreich, derschioeiz unwillk land zu veranstalten, die zwar nicht von allen, jedoch von einen-. großen Bruchtbeil beantwortet ift. Tag Resultat ist, daß je nuf 80 bis M weibliche Geifteslranke eine Lehrerin kommt. Da in Preußen nach der letz ten Zahlung auf je Its« Frauen eine angeitellte Lehrerin entfällt, fo ergib: sich, dasz die psychische Gefährdung der Lehrerinnen viermal so groß ist wie sie nach dem Durchschnitt der , rat-enge fiibrdung fein würde. Noch chlimmer steht es mit den jungen Mädchen, dce in der Vorbereitung zum Lehrerberuf stehen. Diese sind nach der Ansicht des Professors Zimmer etwa zehnmal so sehr psychisch gefährdet als die Frauen überhaupt! Der genannte Autor er klärt weiter: »Wenn Telephoniftinnen und Verlänferinnen nervöåwerdem so nimmt das nicht Wunder; denn ihre Tbiitigleit äindet keine Refonanz im Frauengem th. Aber wenn die Leh rerinnenthiitigleit der Natur derSache nach so recht dem Frauengemiitb ent sprechend, durch dies oder jenes Un sweckmiißi e in Vorbildung und Aus «bung ge ährdet wird, dann giebt es allerdings viel zu denken.« Ei wäre interessant, auch liber Gei fteskranlheil bei amerikanischen Leb rerinnen eine entsprechende Statistik u erlangen, zumal dieser Stand ver iiltnißmäszig so zahlreich ift. Dabei kommt freilich auch in Betracht, daß für die meisten dieser der Lehrberuf keine Beschäftigung fiir das ganze Le ben ist, in vielen Fällen sogar nur we nige Jahre gelibt wird. Eine Statistik, wie die obige, bezüglich der amerika nischen Lebterinnen dürfte daher ziem lich glinftig ausfallen.